31. Oktober 2010

Jahresabschiedstournee

Am Ende eines Jahres steuere ich auf meinen letzten Fahrten noch einmal all diejenigen Orte an, die mir besonders gefallen und die aber im Winter nicht mehr für mich zu erreichen sind. Einige werden dann tiefverschneit sein oder aber die durch Regen aufgeweichten Wege verhindern einen Besuch.

Dazu gehören beispielsweise der Hohe Schneeberg (Děčínský Sněžník) und die Wildwiese unterhalb der Schrammsteine. Deshalb habe ich auf meiner Tour am Sonntag beide Punkte angesteuert. Die Kontraste konnten nicht größer sein. Nachdem ich bei der Anfahrt über Peterswald (Petrovice) und Tyssa (Tisá) bereits mit stürmischen Gegenwind zu kämpfen hatte, ging es beim Schlußanstieg zum Gipfel des Schneebergs nur noch darum, oben anzukommen. Null Sicht bei knapp 3°C - das war ziemlich ungemütlich. Im Elbtal hingegen hatten die böhmischen Winde die Wolken weggeblassen, so daß ich dann auf der Wildwiese die Sonne bei 14°C genießen konnte. Beim Anblick der Schrammsteine und des Falkensteins (wie er auch bei den Bildern meines Tourenvorschlags W16 zu sehen ist) erinnere ich mich immer wieder gern an vergangene Heldentaten meiner Klettererzeit.

Natürlich war ich auch schon am Vortag unterwegs. Da wußte ich allerdings noch nicht, daß der Sonnabend das schönere Wetter bot. Die Tour führte außer durch das herbstlich bunte Kirnitzschtal auch zu den Ausläufern des Lausitzer Gebirges in den Schluckenauer Zipfel. Besonders kurzweilig ist die Berg-und-Tal-Fahrt von Niedereinsiedel (Dolní Poustevna) über Lobendau (Lobendava) und Hainspach (Lipová) nach Schluckenau (Šluknov). Kurz vor der Grenze in Rosenhain (Rožany) mußte ich bei voller Geschwindigkeit mit einem halsbrecherischen Manöver einem dieser Einkaufs"touristen" (ich weiß gar nicht, was man in den Ramschbuden an der Grenze kaufen will) ausweichen, der die Straße offenbar für sich allein gepachtet hatte. Um wieder auf drei Räder zu kommen, stützte ich mich während der Fahrt mit der Hand auf der Straße ab. Die dabei entstandenen Blessuren werden hoffentlich bald abheilen... Fahrradfahren geht jedenfalls noch.

Bloß gut, denn in der kommenden Woche habe ich noch einmal Urlaub.

24. Oktober 2010

Zwischen (Frei)berg und tiefem, tiefem Tal

Die Handschuhzeit hat begonnen! Gerade wenn sich schönes Wetter ankündigt, ist es morgens bereits empfindlich kalt. Auch die Tage sind nun schon wesentlich kürzer. Will man nur bei Tageslicht unterwegs sein, werden die Touren zwangsläufig immer kürzer.

Deshalb wird es wohl das letzte Mal in diesem Jahr gewesen sein, daß ich mit dem Handbike bis in die Bergstadt Freiberg (und zurück) gefahren bin. Jedes Mal, wenn ich nach Freiberg komme, ist das Zentrum wieder ein bißchen schöner geworden. Zurzeit wird gerade der Marktplatz aufwendig saniert - Holperpflaster ade. Allerdings sind inzwischen teilweise auch Straßen gepflastert worden, die vormals mit Schwarzdecke gut zu befahren waren. Das meint man wohl dem historischen Erscheinungsbild zu schulden. Einen Ausflug ist Freiberg aber auf jeden Fall wert, allein schon wegen der weltgrößten Mineraliensammlung, von der Teile im Schloß Freudenstein öffentlich zugänglich gemacht wurden.

Am Sonnabend war jedenfalls wieder einmal ein richtig schöner Herbsttag. Der Stern strahlte vom Sonnenaufgang bis -untergang und es wehte nur eine moderate Brise. Wohl, weil ich einige Täler auf geradem Weg durchquert hatte, wurden es von Pirna über Dippoldiswalde bis nach Freiberg nur etwa 64km. Den richtigen Weg aus der Stadt wieder heraus zu finden, stellte sich jedoch als ein kleineres Problem heraus. So kam dann trotz etlicher Kartenstudium-Zwischenstops ein ca. 10km langer Verhauer zustande, bis ich mich wieder auf der optimalen und geplanten Linie über den Tharandter Wald, Tharandt und Dresden befand. Kurz vor dem Sonnenuntergang war ich nach knapp 140km wieder zuhause.

Erstaunlicherweise war ich abends ziemlich ausgeblasen, so daß ich mir gleich für den Sonntag eine Ruhepause verordnete. Doch da das Wetter heute besser als angekündigt war, wollte ich den Tag nicht einfach so vergeigen. Kurzentschlossen machten meine Schwester mit Hund und ich uns auf eine kurze Rolliwanderung durch das Polenztal. Mit zwei Autos und den entsprechenden logistischen Vorbereitungen kann man für Start und Ziel auch verschiedene Punkte festlegen. In unserem Fall begannen wir unsere Tour im Polenztal an der Wartenbergstraße unterhalb von Hohnstein und wanderten bis zur Mündung des Polenztals am Ausgang des Tiefen Grundes in Porschdorf. Diese Route (von der wir uns nur die schönste Teilstrecke ausgewählt hatten) ist übrigens hier beschrieben.

Die Tour ließ sich gleich noch mit einem anderen Projekt verknüpfen. Ich möchte nach und nach die schönsten Tourenvorschläge meiner Homepage auch per Video in bewegten Bildern vorstellen. Heute fand die Premiere dazu statt. Nun gilt es, die gedrehten Sequenzen noch zu bearbeiten, damit am Ende ein ansprechender Clip zu sehen ist.

17. Oktober 2010

Sonne ohne Kraft

Wenn die Sonne im Herbst auf ihrer Himmelsbahn nicht mehr sommerliche Höhen erreicht, verlieren ihre wärmenden Strahlen die Kraft. Der Morgennebel hält sich lange und selbst bei intensivem Sonnenschein zeigt das Thermometer nur etwas mehr als 10°C.

Das ist genau die Zeit, in der man sich beim Handbiken nach vielen Anstiegen und offenen Flächen sehnt. Dort kann man am ehesten auf Betriebstemperatur kommen.

Deshalb habe ich heute meinen Kurs so gelegt, daß ich insgesamt vier Mal aus dem Elbtal klettern mußte. Von Pötzscha über Naundorf nach Struppen, von Königstein über Cunnersdorf zum Großen Zschirnstein, von Tetschen-Bodenbach (Děčín) über Loosdorf (Ludvíkovice) nach Binsdorf (Bynovec) und von Prossen nach Waltersdorf. Dazwischen lagen zum Teil recht lange bzw. steile Abfahrten, bei denen es galt, die Zähne zusammenzubeißen. Nicht wegen irgendwelcher Schmerzen, nein, nur damit die klappernden Zähne gebändigt wurden. Durchgeschwitzte Sachen und der heftige Fahrtwind sind eine eisige Kombination.

Es ist doch jedes Jahr das gleiche: sich an die niedrigeren Temperaturen erst mal zu gewöhnen, kostet einige Überwindung. Im Winter dann dreht man bei klirrender Kälte ganz entspannt seine Runden. Alles eine Frage des Standpunkts.

11. Oktober 2010

Blicke in die Wildnis

Ein herrliches Wochenende liegt hinter mir.

Am Sonnabend fand eine Kunstauktion im Landschloß Zuschendorf statt. Im Jubiläiumsjahr der beiden Nationalparks im Elbsandsteingebirge war ein Wettbewerb unter dem Thema "Blicke in die Wildnis" von den Organistoren ins Leben gerufen worden. Die schönsten Arbeiten wurden nun zugunsten von verschiedenen Vereinen versteigert. Tom Pauls, der sich sehr für meine Heimatregion engagiert, brillierte zur Auktionseröffnung mit der Rezitation eines zum Anlaß passenden Gedichts von Wilhelm Busch. Schon allein deswegen lohnte sich der Besuch der Veranstaltung.

Ich habe jedoch auch zwei Werke ersteigert. Eines davon ist ein kleines Puzzle von Axel Bierwolf, welches ich in seiner Gestaltung und Machart für einfach genial halte. Die einfachsten Ideen sind oft die besten.

Bei der gemeinsamen Tour mit meinem Freund Sigg am Sonntag lachte uns den ganzen Tag die Sonne. Es ging - wie sollte es anders sein - wieder bis ins Böhmische, und zwar in das Schluckenauer Zipfel (Šluknov) genannte Gebiet der Tschechischen Republik, welches auf drei Seiten vom Nachbarland umschlossen wird. Auf dem Rückweg befuhren wir erstmals seit längerer Zeit das Khaa- (Kyjovské údolí) und anschließend das Kirnitzschtal. Von den Schäden wegen mehrerer verheerender Hochwasser der Kirnitzsch im August und September des Jahres ist besonders auf böhmischer Seite nicht mehr viel zu sehen. Die Strecke läßt sich wie zuvor wieder sehr gut befahren.

Ich hatte gehofft, an einem solch wunderbaren Herbsttag die Laubfärbung in voller Pracht zu erleben. Umso überraschter war ich allerdings, daß der Zug im Gebirge bereits abgefahren ist. Etliche Bäume sind schon völlig kahl. Nur ein paar Buchen glühten noch im Schein der Nachmittagssonne. Der kräftige Wind des vergangenen Wochenendes hat offensichtlich ganze Arbeit geleistet.

4. Oktober 2010

Auf gute Nachbarschaft!

Lange war ich nicht mehr im Tetschener Hochland. Ich liebe die Ursprünglichkeit des Gebietes abseits vom Lärm vielbefahrener Straßen und die vielen Aussichtspunkte auf das Umland. Deshalb bin ich am Sonnabend über den Nollendorfer Pass (Nakléřov) wieder dorthin gefahren.

Und als ich dort so vor mich hinträumend langfuhr, überholte mich ein Mountainbiker und grüßte. Ich war ziemlich überrascht, denn in dieser Gegend habe ich bisher nur wenige Radler getroffen. Später überholte ich ihn wieder, bevor er mich dann beim Näherkommen ansprach. Es war ein Tscheche, der hier seinen Großvater besuchen wollte. Leider mußte ich ziemlich schnell auf Englisch ausweichen. Das nämlich war ein dicker Wermutstropfen für mich: mein Tschechisch ist mittlerweile wieder so katastrophal schlecht, daß mir damit eine Verständigung gegenwärtig nicht möglich ist. Ich bin vollkommen aus der Übung! Das sollte unbedingt eine Baustelle für die kalte Jahreszeit werden.

Wir haben uns trotzdem prächtig unterhalten. Wie sich herausstellte, ist Láďa sehr oft mit dem Rad in den sächsischen Randgebieten unterwegs - so, wie ich in Böhmen. Gemeinsam fuhren wir eine ganze Weile zusammen und sprachen, wie sollte es anders sein, über Erlebnisse bei Radfahren und Technik, wie z.B. GPS-Geräte. Von Láďa kam dann auch das Angebot zu gemeinsamen Touren. Mit meiner Langsamkeit am Berg hatte er offensichtlich überhaupt keine Probleme. Ich bin jedenfalls begeistert von dieser Idee. Wir wären sicher ein prima tschechisch-deutsches Team. Und mein Tschechisch könnte ich da vielleicht auch reaktivieren.

Am Sonntag wollte ich mir die Schäden ansehen, welche die Große Röder beim Hochwasser in der vergangenen Woche verursacht hat. Aber abgesehen von den Spuren auf den überfluteten Wiesenflächen, habe ich während meiner Radtour nach Großenhain nicht viel gesehen. Wahrscheinlich war ich im Stadtgebiet noch zu weit weg von der Röder.

Obwohl die Strecke nicht besonders bergig war, wurde die Rückfahrt über Auer, Coswig und Dresden doch ziemlich nervig. Der teils stürmische SO-Wind hatte mich auf dem Hinweg zwar permanent geschoben, dafür mußte ich dann jedoch auf den letzten 60km über das offene Land ordentlich gegen den Wind ankämpfen. Das ist bei diesen Windgeschwindigkeiten anstrengender als eine ständige leichte Bergauffahrt.