29. Juli 2012

Men at Work

Der Hauptgrund, am Sonnabend wieder eine Tour in Richtung Osten zu planen, war das Kirnitzschtalfest in der Hinteren Sächsischen Schweiz. In den vergangenen Jahren war da immer eine ganze Menge los, doch gestern herrschte beinahe gähnende Leere. Vielleicht lag es auch an der Tageszeit, denn es war erst kurz vor Mittag.

Ich hatte mich nämlich bereits im Dunkeln auf den Weg gemacht. Das ist meine Antwort auf schlaflose Nächte. Seit bei uns auf dem Markt zwei weitere große Gaststätten aufgemacht haben, ist vor meinem Haus immer ziemlich Stimmung.

So hatte ich beim Fahren jedenfalls noch angenehme Temperaturen und konnte den Sonnenaufgang bereits im Schluckenauer Zipfel (Šluknovský výběžek) erleben. Zwischen Hainspach (Lipová) und Schluckenau (Šluknov) fand ich außerdem eine wunderschön gelegene Radtrasse (3041 + 3043: s. Track, km 42 - 50), die ich noch nicht gefahren bin. Lediglich ein kurzes Stück - insgesamt ca. 200m - mußte ein ziemlich ausgewaschener Feldweg befahren werden.

Unbefestigt war auch der größte Teil der Radtrasse 221 von Alt Ehrenberg (Staré Křečany ) nach Schönlinde (Krásná Lípa). An einem umgestürzten Bau war Feierabend. Glücklicherweise waren gerade zwei Waldarbeiter angekommen und rückten dem Windbruch zu Leibe. Als ich sie fragte, ob noch weitere Bäume die Weiterfahrt behindern würden, gaben sie mir Entwarnung und schlugen mir zuerst mal den Weg frei. - Es ist wirklich hilfreich, wenn man sich tschechisch verständigt. Mit einem herzlichen Dank konnte es so bald weitergehen.

Später bin ich von den Balzhütten (Tokáň) einen eigentlich für Radfahrer gesperrten Wanderweg in Richtung Jungferntanne (Panenská jedle) gefahren (s. Track, km 74 - 79). Doch hätte ich jedem Ranger erklärt, dies wäre mein "Sportovní vozík" (Sportrollstuhl). Da soll er sich dann den Kopf darüber zerbrechen, wie ich sonst diesen Weg befahren könnte.

Bereits in der ersten Nachmittagsstunde war ich wieder zuhause. Das bald folgende kräftige Nachmittagsgewitter konnte ich ganz entspannt von der Wohnung aus genießen. Es brachte die lang ersehnte Abkühlung.

Track der Handbiketour vom 28.07.2012

24. Juli 2012

Eine Tour für alle

Gestern war ich als Nationalparkführer wieder mit einer Reisegruppe von La Medica unterwegs.

Weil die ursprünglich geplante Tour aufgrund von andauernden Bauarbeiten nicht zu befahren war, sind wir von Hohnstein zur Brandaussicht gewandert. Dort gab es in der barrierefreien Brandbaude das Mittagessen, bevor uns der Kremser wieder zum Ausgangspunkt zurückbrachte.

Meine Wandergruppe bestand größtenteils aus Senioren, die entweder im Rollstuhl geschoben wurden oder aber auf eigenen Füßen nicht mehr so gut unterwegs waren. Als besonders praktisch erwiesen sich während der Wanderung die in regelmäßigen Abständen von 200 bis 300m vorhandenen Sitzbänke zum Ausruhen. Auch das relativ flache Streckenprofil macht die Tour für beinahe jeden möglich.

Zur Belohnung gab es dann den herrlichen Rundblick von der Brandaussicht. Gestern war es so klar wie lange nicht mehr.

Da der Einstieg in den Kremserwagen aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nicht barrierefrei (z.B. mittels anlegbarer Rampe o.ä.) erfolgen kann, kommt diese Alternative für sehr viele Rollifahrer wohl eher nicht in Betracht. Mich haben der Kutscher und der Mann der Reiseveranstalterin einfach in die Kutsche gehoben. - Manchmal ist es ganz gut, ziemlich leicht und handlich zu sein.

22. Juli 2012

Auf vollen Touren

Nach dem "Schwächeanfall" der vergangenen Woche lief an diesem Wochenende wieder alles rund. Bei nahezu perfekten Witterungsbedingungen konnte ich mich richtig austoben. Zum Handbiken wünsche ich mir nämlich Temperaturen zwischen 16 und 24°C, wenig Wind und einen Mix aus Sonne und Wolken. Ob das nun mit Sommer zu tun hat oder nicht, ist mir dabei völlig wurst.

Bereits am Freitag habe ich nach einem verkürzten Arbeitstag eine erste Runde gedreht. Es ging in die ausgedehnten Wälder des südlichen Elbsandsteingebirges, einem weitläufigen Gebiet, wo man nur selten jemand zu Gesicht bekommt. Den Abstecher nach Maxdorf (Maxičky) über das sogenannte Böhmische Tor (Česká brána) bin ich schon lange nicht mehr gefahren. Der ca. 1km lange Querverbinder zwischen Deutschland und Tschechien (s. Track vom 20.07., km 50) ist nur mit einem geländegängigen Handbike und entsprechender Bodenfreiheit zu befahren. Doch bei langandauernder Nässe verwandelt sich ein Teil des Hohlwegs in einen Sumpf und wird damit auch für diese unpassierbar. Außerdem müssen ein paar Felsbarrieren umkurvt werden - mit einiger Erfahrung sollte das aber kein Problem darstellen.

Am Sonnabend ging es schon recht zeitig wieder in ähnliche Richtung. Nach der "Standard-Eröffnung" über die letzten Ausläufer des Osterzgebirges bei Peterswald (Petrovice) wollte ich endlich wieder mal im Tal des Polzen (Ploučnice) weiter als bis nach Bensen (Benešov nad Ploučnicí) fahren. Dieses Tal bietet den kraftsparendsten Zugang in die Gebiete der Reichenberger Region (Liberecký kraj). Ich bin gestern zwar bloß bis Sandau (Žandov) gefahren, bevor ich mich wieder nordwärts wandte. Doch vielleicht werde ich in diesem Jahr noch einmal bis nach Niemes (Mimoň) vorstoßen. Das würde dann sicher wieder ein langer Kanten.

Nach den zwei bergigen Touren der Vortage habe ich mir heute dann etwas weniger Höhenmeter verordnet. Es ist ja beinahe schon ein Skandal, wenn bei mir auf 125km nur 900 Höhenmeter zusammenkommen. Doch die nordwestlich von Pirna gelegenen Gebiete geben nun mal nicht so viele Anstiege her. Von den wenigen Kuppen hat man dann aber - das entsprechende Wetter vorausgesetzt - eine phantastische Fernsicht. Die Straße von Lichtenberg nach Mittelbach unweit von Pulsitz führt z.B. unweit des Tännchenbergs (330m ü. NHN) über eine jener Anhöhen. Heute konnte man von dort am Horizont sowohl den Hohen Schneeberg (Děčínský Sněžník) im Elbsandsteingebirge als auch den Kahleberg im Osterzgebirge erkennen. Bis dahin sind es immerhin 45 - 50km Luftlinie.

Noch ein kurzer Tip zu meinen GPS-Tracks auf GPSies.com. Ich habe die Beobachtung gemacht, daß von den dort zur Tour angezeigten Höhenmeterangaben immer ca. 15-20% abgezogen werden müssen, um einigermaßen reelle Werte zu erhalten. Wahrscheinlich verwenden die Macher der Seite bei der Berechnung kein geeignetes Digitales Geländemodell oder keine passende Ausgleichsfunktion. - So bergig, wie die Touren auf GPSies.com erscheinen, sind sie jedenfalls nicht.

Track der Handbiketour vom 20.07.2012
Track der Handbiketour vom 21.07.2012
Track der Handbiketour vom 22.07.2012

15. Juli 2012

"Flasche leer"

Es gibt Tage, da fühlt man sich platt wie 'ne Flunder.

Dabei war der Start ins Wochenende wirklich gelungen. Mit Freunden war ich zum Liberalen Burgfest im Barockgarten Großsedlitz eingeladen. Ich hatte eine Ehrenkarte zur FPD-Party erhalten als Dankeschön für meine Gespräche und den Lokaltermin zum barrierefreien Tourismus in der Region mit Tourismuspolitikern der Fraktion. Das war natürlich für mich eine prima Gelegenheit, wieder einmal durch einen der schönsten Barockgärten in Sachsen zu streifen. Ein großer Teil des Areals ist barrierefrei zugänglich, so daß man hier im Rollstuhl mit nur wenig Unterstützung (für die Rampen) gut zurecht kommt. - Zu Essen und Trinken gab's bei der Veranstaltung auch, dazu ein abwechslungsreiches "Kultur"programm. Schön war's!

Bei meiner Tour am Sonnabend fühlte ich mich allerdings etwas saft- und kraftlos. Das lag sicher nicht daran, daß es in der Nacht sehr spät geworden war. Denn ich hatte morgens zunächst die Regenschauer durchgelassen und bin erst in der zehnten Stunde gestartet. Aber besonders bei den Anstiegen hing ich ziemlich durch. Allerdings trieb diesmal der Wind seine Spielchen mit mir: als ich nach nach Süden in Richtung Osterzgebirge fuhr, blies er mir von dort heftig um die Ohren. Doch auch auf meiner Heimfahrt durch das Elbtal hatte ich Gegenwind, er hatte sich nämlich inzwischen gedreht. Von Schauern bin ich jedoch trotz miserabler Wetterprognosen weitgehend verschont geblieben.

Börni hatte ich auf unserer gemeinsamen Sonntagstour gewarnt, daß ich diesmal keine Bäume ausreißen würde. Naja, so wie ich dann teilweise geschlichen bin, muß ich ihm seine Geduld mit mir hoch anrechnen. Berge gehören natürlich trotz körperlicher Defizite immer zur Tour. Einzig die lange Abfahrt auf dem Rückweg im Müglitztal versöhnte mich dann wieder etwas.

Morgen werde ich mich erstmal erholen... Vielleicht finde ich sogar die Ursachen für den starken Leistungsabfall. Übertraining kann es jedenfalls nicht sein, da ich derzeit nicht auf der Rolle fahre. Vielleicht ist die kohlenhydratarme Kost der vergangenen Tage dafür verantwortlich? - Falls jemand Tips und Erklärungsversuche hat: ich bin für jede Idee dankbar!

Track der Handbiketour vom 14.07.2012
Track der Handbiketour vom 15.07.2012

10. Juli 2012

"Meine" Kinder

Kurzfristig hatte mich eine befreundete Lehrerin der Heilpädagogischen Einrichtungen in Bonnewitz gefragt, ob ich nicht am Montag mit ihrer Gruppe eine kleine Wanderung unternehmen könnte. Die Jugendlichen sind gerade auf Abschlußfahrt im Kinder- und Jugenddorf ERNA bei Papstdorf.

Seitdem ich 2002 und 2006 nach den Elbehochwassern zweimal in Bonnewitz übergangsweise untergekommen bin, gibt es nun schon diese engen und freundschaftlichen Kontakte zu den Kindern und ihren Betreuern. Jeder meiner regelmäßigen Besuche im dortigen Heim ist für mich wie das Eintauchen in eine andere Welt. Ich genieße das, und auch die Kinder freuen sich darüber.

Wir haben bei herrlichem Wetter eine kleine Nachmittagsrunde rund um die Lasensteine gedreht. Die Fußgänger konnten sogar noch einen kurzen Abstecher zur großartigen Aussicht auf dem Kohlbornstein machen. Doch auch für Rollifahrer ist die Wanderung schön, denn vom Wegesrand kann man bei Baumlücken und auf dem Feld einen umfassenden Blick über die Umgebung genießen.

Großer Vorteil dieser Tour: Sie ist kurz und wird selten begangen. Ideal für Kinder.

Track der Rolliwanderung vom 9. Juli 2012

8. Juli 2012

Off the road again

Ende der Woche gab es heftige Unwetter mit viel Regen. Auch die ganze Nacht zum Sonnabend tobten sich die Elemente aus.

Doch am Sonnabendmorgen war es vor der Haustür trocken. Der Wetterbericht hatte allerdings wieder Gewitter angekündigt. So konnte ich mich zunächst nicht so recht zum Aufbruch entschließen. Erst nach längerer Beobachtung des Regenradars setzte ich mich gegen 7.30 Uhr auf den Bock. Für mich zu dieser Jahreszeit ziemlich spät - was sich am Ende dann auch rächen sollte.

Bei soviel Nässe sucht man sich am besten freie, unbewaldete Flächen. Dort trocknet die Straße am schnellsten ab. Die welligen und offenen Landstriche nördlich meiner Heimatstadt sind dafür jedenfalls wie geschaffen. Außerdem konnte ich mir wieder mal eine der sehr steilen Straßen im Dresdner Stadtgebiet antun. Die Wachwitzer Bergstraße zum Fernsehturm hat abschnittsweise mindestens 18% Steigung. Den steilen Berg von Goßdorf nach Kohlmühle habe ich mich dagegen nur heruntergebremst. Das strengt auch an und ist bei nassem Belag auch ein gewisser Nervenkitzel.

Ab Königstein kam dann das angekündigte schlechte Wetter. Das wurde aber gar nicht so dramatisch, denn der Regen war angenehm warm.

Heute stand endlich mal wieder eine meiner Lieblingsrunden durch die Böhmische und Hintere Sächsische Schweiz an. Ein Abstecher zu dem Haus "Pod Skaly" (Unter dem Felsen) in Dittersbach (Jetřichovice) mußte sein. Es ist nämlich das - so finde ich - schönste Haus im Ort und wirklich malerisch gelegen.

Verschärftes Offroadgelände dann auf der Alten Hohen Straße zwischen Ottendorfer Straße und Lichtenhain (km 71-76). Dieser Abschnitt ist für die meisten Handbikes nicht zu empfehlen! Besonders der nach den Regengüssen aufgeweichte und teils schlammige Untergrund sowie ausgespülte Wegstücke mit Felsbarrieren erfordern schwierige Fahrmanöver mit viel Fingerspitzengefühl. Durchbrettern ist da nicht! Aber keine Angst: Kurz nach dem Verlassen der Ottendorfer Straße kommt ein steiles und gerölliges Steilstück. Das dürfte eine wirkungsvolle Barriere für Ungeübte sein, so daß diese sich dann später wenigstens nicht selbst in Not bringen.

Für heute reicht es mir erst mal. Das schwülwarme Wetter treibt einem allen Saft aus den Knochen.

Track der Handbiketour vom 07.07.2012

1. Juli 2012

Neuanfang

Das erste große Vorhaben des Jahres ist nun schon wieder Geschichte. Doch die nächsten Knüller werden mein Schweizer Sportfreund und ich bereits Ende August / Anfang September in den Alpen starten. Und dann gibt es da noch das große Projekt im kommenden Jahr.

Am Sonnabend war ich ab Bad Schandau das erste Mal mit einem der daran Beteiligten auf Tour. Börni hat mich ganz schön ins Schwitzen gebracht. Das lag nicht nur am Wetter, er ist auch ein wahres Energiebündel. Neben seiner positiven Einstellung und offenen Art fand ich besonders bemerkenswert, daß er wirklich mitdenkt. Ein Pannenreparaturset hatte bisher nicht jeder Handbiker bei sich, mit dem ich auf Tour war. Und getreu des klassischen Vorführeffekts konnte er auf der Fahrt beim Plattfuß seines Vorderreifens gleich sein Können unter Beweis stellen.

Vielleicht ist das nun endlich mal ein Rollifahrer, mit dem ich öfter in meiner Region gemeinsam auf Tour gehen kann. Alberne Schwätzer gehen mir nämlich nur auf den Zeiger.

Am Sonntag war ich auf der Strecke des 17. Fahrradfestes der Sächsischen Zeitung unterwegs. Da ging es nur darum, sich mal ein wenig treiben zu lassen. Denn die 120km-Tour (wie vermutlich auch die anderen) war nicht der Brüller. Die Routenplanung sollten die Organisatoren besser den Profis überlassen. Es gibt so viele hervorragend ausgebaute Fahrradwege bzw. -straßen in der Region. Anstatt sie zu nutzen, wurden sie alle links liegen gelassen und dafür teils echt problematische Straßenabschnitte (die sogar ich lieber meide) befahren.

Naja, und dann ist da noch das Panoptikum der Sonntagsfahrer. Es war wieder typisch. Ganz vorne im Fahrerfeld waren natürlich die Experten. Die kennen mich und grüßen beim Vorbeifahren. Je später es dann wird, um so höher wird der Anteil von - ich sag mal - Leuten, die ihre Top-Ausrüstung auch einmal im Jahr den anderen zeigen wollen. Von denen kann man natürlich keine Kommunikation auf Augenhöhe erwarten. Ganz weit hinten rollen dann diejenigen, die mir unbedingt kundtun müssen, daß sie es total gut finden, wenn ein "Behinderter" bei so einer Tour mitmacht.

Wenn die wüßten... 80% der Teilnehmer beim Fahrradfest würden vermutlich vom Sattel kippen, bevor sie auch nur die Hälfte der Strecke Trondheim - Oslo bewältigt hätten.

Ob ich irgendwann einmal etwas gelassener reagiere?

Track der Handbiketour vom 30.06.2012
Track der Handbiketour vom 01.07.2012