30. Juli 2013

Am Ende dieser Tage...

Nach einem kurzen Zwischenstop auf der Rückreise bei meinem Schweizer Sportfreund bin ich nun gestern nacht wieder zuhause angekommen.

Die Berge liegen mir zu Füßen!
Bevor mich in den kommenden Tagen die übliche Urlaubsnachbereitung in Beschlag nimmt, indem ich einen zusammenfassenden Bericht schreibe sowie wahrscheinlich auch ein oder zwei Videos zusammenschneide, will ich hier eine kurze Endabrechnung präsentieren.

Das sind die Eckdaten, der vergangenen Tage:
- Befahrung von zwölf verschiedenen Pässen (lockere Lesart: 15 Pässe)
- drei dieser Anstiege gehören zu den Top10-Alpenpässen, womit ich nun als wohl erster Sportler mit Handicap alle aus dieser Liste mit dem Handbike und reiner Muskelkraft erreicht habe.
- drei Superlative: südlichster mit einem Fahrzeug erreichbarer Punkt in Deutschland, höchster deutscher Straßenpaß sowie höchster befahrbarer Übergang in den Alpen (neben der Ötztaler Gletscherstraße, die ich ebenfalls bereits befahren habe)
- Gesamtpensum: 957km sowie ca. 16.000Hm

Für alle diejenigen, die sich dafür interessieren, sind nachfolgend auch noch die Links zu den GPS-Tracks meiner Tagestouren zu finden:
- 12.07.2013: Rohrmoossattel, Riedbergpaß
- 14.07.2013: Oberjochpaß, Schwarzenberghütte
- 15.07.2013: Stillachtal, Rappenalptal, Alpe Haldenwang
- 17.07.2013: Col du Lautaret, Col du Galibier, Col de Montgenèvre
- 19.07.2013: Col du Granon, Col d'Izoard
- 21.07.2013: Col d'Agnel
- 22.07.2013: Col de Vars
- 24.07.2013: Col du Restefond / Col de la Bonette, Cime de la Bonette, Col des Granges Communes / Col de Raspaillon
- 26.07.2013: Col d'Allos, Col de Larche
- 27.07.2013: Col de la Cayolle

Alles weitere und auch Geschichten von kleinen und größeren Erlebnissen an und abseits der Strecke kommen dann im illustrierten Reisebericht. - Bleibt schön neugierig!

26. Juli 2013

Polizei = gut / nicht gut


Bald geht es wieder nach Hause. Morgen wartet auf mich noch der Col de la Cayolle (2326 m), dann bin ich hier am Ende.

Und zwar im wahrsten Sinne das Wortes. Denn allmählich sind alle meine Kräfte-Reserven aufgebraucht. Auch melden sich immer mehr Körperteile zu Wort mit der flehentlichen Bitte um Schonung. Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach… :-)

Felspassage auf der Fahrt zum Col d'Allos
Heute jedoch waren noch zwei weitere Pässe an der Reihe. Als Geheimtip dabei erwies sich der Col d'Allos (2247 m). Eine solch landschaftlich reizvolle und dabei nicht zu anspruchsvolle Strecke findet man nicht sehr oft. Besonders war ich von den Passagen begeistert, bei denen die Straße sich eng am felsigen Abgrund schmiegte. Das war auch ohne Tunnel wirklich toll!

Gewundert habe ich mich vor allem bei der Abfahrt, daß mir kein Auto oder Motorrad entgegenkam, dafür jedoch unzählige Radsportler jeden Alters und beiderlei Geschlechts. Dafür gab es jedoch eine Erklärung. An diesem Tag war die gesamte Paßstraße für den Kraftverkehr gesperrt und die Gendarmerie stand an der Zufahrt. Das fand ich prima.

Unmittelbar im Anschluß daran fuhr ich noch von Jausiers zum Col de Larche (1991m). Die Straße verläuft nur allmählich ansteigend zur Paßhöhe, deshalb ist sie wohl auch als Fernverkehrsstraße nach Italien ausgewiesen. Überdurchschnittlich viel Verkehr habe ich dort aber nicht erlebt. Vermutlich aus diesem Grund ist allerdings der Abschnitt zwischen dem Abzweig zum Col de Vars und dem  Örtchen Meyronnes für Radfahrer und Fußgänger gesperrt.

Mit einem flauen Gefühl im Bauch ignorierte ich die übergroßen Verbotsschilder und sputete mich stattdessen, diese heikle Teilstrecke so schnell wie möglich hinter mich zu bringen.  Hierbei ebenfalls auf Gendarmerie zu treffen, darauf war ich natürlich überhaupt nicht scharf.

Zum Glück ging alles gut (ich war nicht einmal der einzige Radfahrer auf dieser Piste), und nach entspannter Fahrt erreichte ich bereits kurz vor zwei den Paß. Erst nach langer Suche entdeckte ich ein paßschildähnliches Zeichen für die Dokumentation. Die Passage scheint wirklich stiefmütterlich behandelt zu werden. Schade, denn die Landschaft als Teil des Mercantour-Nationalparks ist auch hier wunderschön.

Nach den 54km und 1830Hm für den Ausflug zum Bonette kamen bei dieser Zwei-Pässe-Tour auch noch einmal 103km und 1980Hm zusammen. Die ließen sich aber wesentlich entspannter fahren.

24. Juli 2013

Nicht schön, aber hoch


Nun ist meine Sammlung komplett. Mit dem Cime de la Bonette (2802m) habe ich nun auch den letzten mir noch fehlenden Anstieg aus der Liste der 10 höchsten Alpenpässe erklommen. Der Weg dorthin von Jausiers war abwechslungsreich und gut zu fahren.

Um mir zuviel Sonneneinstrahlung im baumlosen Gelände zu ersparen, startete ich wie schon zu den meisten Touren davor bei Tagesanbruch. Außerdem hat man um diese Zeit die Straße noch fast ganz für sich alleine und kann ungestört seine Kreise ziehen.

Das immer öder werdende Hochtal entwickelt gerade in den frühen Morgenstunden, wenn die Sonne allmählich immer höher steigt, einen ganz besonderen Reiz. Besonders interessant an diesem Anstieg waren die Absätze im Talgrund. Hinter jeder Steilstufe konnte man vermuten, endlich bis zur Paßhöhe sehen zu können. Doch hinterm Horizont ging's weiter …

Ganz oben auf der „Plus haute route d’Europe“
(auf deutsch etwa: „Höchste Straße Europas“)
Der eigentliche Berg des Cime de la Bonette ist ein langweiliger Haufen von meist losem Geröll und nicht unähnlich einer Bergbau-Abraumhalde, für den sich normalerweise niemand interessieren würde, wenn es dort nicht zum eigentlichen höchsten mit einem Fahrzeug erreichbaren Punkt gehen würde. Allerdings bietet sich von der Panoramastraße eine großartige  Aussicht auf die umliegenden Berge.

Nach diesem Abstecher genehmigte ich mir noch eine 200Hm-Abfahrt in Richtung Nizza bis zum in der Karte eingezeichneten Col des Granges Communes / Col de Raspaillon (2.513 m). Dort war aber weder ein Schild noch etwas anderes Bemerkenswertes zu finden. Dafür bot sich jedoch ein weiterer wundervoller Ausblick in ein anderes Tal des Mercantour-Nationalparks. Der wäre mir sonst entgangen.

Nun werde ich noch ein paar Tage in Jausiers bleiben. In der Nähe von Barcelonnette warten noch zwei landschaftlich sehr schöne Bergfahrten auf mich. Den Col de Larche kann ich dann immer noch befahren.

23. Juli 2013

Spektakulär - spektakulärer - am spektakulärsten


Mein Aufenthalt in Guillestre neigt sich nunmehr dem Ende entgegen, in wenigen Minuten werde ich zur nächsten Ausgangsbasis weiterziehen. Denn die restlichen von hier möglichen Paßanstiege habe ich in den vergangenen zwei Tagen absolvieren können.

Zum einen war das die Fahrt auf den zweiten meiner drei bisher noch fehlenden Top-10-Alpenpässe, den Col d'Agnel (2746m). Da ich wie üblich direkt vom Campingplatz "La Rochette" gestartet bin, kam vor der eigentlichen Paßkletterei noch die Durchquerung der Guil-Schlucht kurz hinter Guillestre. Dies war der eigentliche landschaftliche Höhepunkt der Tour, denn dieser Abschnitt katapultierte sich mit seiner einfach nur grandiosen Szenerie von ganz allein in die Liste meiner schönsten befahrenen Strecken. Wer einmal hierher kommen sollte, muß sich das unbedingt ansehen! Er wird ebenso begeistert sein.

Die Auffahrt auf den Paß zog sich dann ziemlich hin. Sinnigerweise hatte ich mich bereits sehr zeitig auf den Weg gemacht, so daß ich der brütenden Sommerhitze im Tal entkommen bin. Deshalb traf mich Raymond erst ziemlich weit oben auf der Straße. Er ist Franzose und hatte von mir erfahren, daß ich zum d'Agnel mit dem Handbike wollte. Für den Rest der Auffahrt begleitete er mich und machte immer wieder Filmaufnahmen von meiner Paßfahrt. (Die entstandenen Videoclips habe ich mir von ihm geben lassen, vielleicht schneide daraus ebenfalls ein kurzes Video zusammen.)

Obwohl Raymond als typischer Franzose weder Englisch noch Deutsch spricht, und ich kein Französisch, haben wir uns prima verstanden. Weniger sprachlich, als mehr emotional. Manches Mal hatte ich absolut keinen Schimmer, mit was er mich gerade zutextete (obwohl er sich alle Mühe gab). Nicken, ein zustimmendes "Hm" oder "Aha", ein ungläubiges Kopfschütteln oder ein Lächeln funktionieren in solchen Situationen trotzdem - ganz ohne Heuchelei.

Aufmunterung - Nur für mich? (als einzigem Deutschen weit und breit)
Meine zweite Tour sollte eigentlich recht entspannt werden. Nur der von Guillestre gerade einmal 20km entfernte Col de Vars (2109m) blieb von meiner Basis aus noch zum "Abhaken". Nach wiederum frühen Start, war ich kurz nach zehn schon oben und um elf wieder im Tal. So entschied ich mich noch für einen Abstecher in Richtung Briançon. Erst auf der Schnellstraße, danach auf einer parallel führenden Nebenstraße zurück. Dumm nur, daß diese eine 2km lange 10%-Rampe für mich bereithielt, wo ich mich bei Temperaturen um 35°C und einer gnadenlosen Sonne mehr schlecht als recht hochmühte.

Die angekündigten Gewitter drohten bereits und heizten mir damit zusätzlich ein. Ich wollte nicht schon wieder naß werden. Doch es ging alles gut. Die abendliche Sintflut ist mir im Freien erspart geblieben.

Zum Schluß noch die Statistik:
- Fahrt zum Col d'Agnel (2744m): 89km, 1950Hm
- Fahrt zum Col de Vars (2109m) und anschließende Rundfahrt: 82km, 1890Hm

20. Juli 2013

Neues von Unterwegs

Ein Tag erzwungene Ruhe wegen komplett durchgeweichter Ausrüstung und Bekleidung hat auch etwas Gutes. Da kann man Kraft tanken für den nächsten Tag.

Deshalb war ich am 19. Juli wieder voller Elan und offen für neue Herausforderungen. Ich hatte mir den Col du Granon (2414m) herausgesucht, einen kurzen, doch steilen Anstieg in der Nähe von Briançon. Bereits zeitig brach ich zur Tour auf, und schon 10.00 Uhr war ich auf der Paßhöhe.

Im Hinterkopf spukte nämlich die Idee, noch am gleichen Tag den Col d'Izoard (2360 m) zu erreichen. Weil dieser Anstieg trotz der etwa gleichen Höhendifferenz wesentlich gemäßigter ausfällt, sollte er der zweite Trumpf im Ärmel sein.

Leider hatte es sich inzwischen etwas eingetrübt. Dunkle Wolken zogen auf und ließen schlechtes Wetter ahnen. Trotzdem fuhr ich einfach los, mit dem Gedanken, notfalls umzukehren. Doch es kam wie bereits vor einem Jahr am Passo di Gavia. Ungefähr 300 Höhenmeter unterhalb des Passes begann es ausdauernd und immer kräftiger zu regnen. Eine Umkehr kam für mich auf den letzten Kilometern nicht mehr infrage, dafür war ich schon zu dicht vorm Ziel.

Gipfelphoto am Col d'Izoard 
Gut durchfeuchtet erreichte ich bei stetig sinkenden Temperaturen endlich den Col und konnte mich dort sogar unter das Vordach eines kleinen Büdchens unterstellen. Dorthin kam auch Christophe von der anderen Seite des Passes angerollt. Während er auf seine Frau wartete, kamen wir ins Gespräch, denn er sprach sogar ganz gut deutsch. Die übliche Fachsimpelei über meine Ausrüstung und das Handbiken. Auch für das Schießen des Paßbilds konnte ihn gewinnen. Bei solchem Mistwetter ist das normalerweise nicht ganz einfach.

Auf der Abfahrt gab es dann die volle Spülung, da half auch das Rollen mit gezogener Bremse nichts. Leider verdirbt man sich damit jedoch den Geschwindigkeitsdurchschnitt. Doch schneller zu fahren, wäre viel zu riskant. Regennasse Straßen können sehr glatt werden - bei schneller Abfahrt und ohne Leitplanken nicht ganz ungefährlich.

Schlußendlich standen an diesem Tag 89km und ca. 2400Hm zu Buche.

Heute steht nun der nächste Trocken-Ruhetag an, doch werde ich in wenigen Stunden nach Guillestre weiterziehen. Mal sehen, was mich dort erwartet.

18. Juli 2013

Schlaglichter

Gestern hat es mich auf den letzten Metern gründlich eingeweicht, so daß heute Ruhe-Trocken-Tag ist. Überdies scheint heute das Wetter hier in Briançon nicht sonderlich stabil zu sein. Ich hoffe, morgen kann ich - wenn meine Kleidung und Schuhe wieder trocken sind - weiter auf Pässejagd gehen.

Jedenfalls gibt mir das Gelegenheit, noch einmal ein paar Höhepunkte der vergangenen Tage zu beleuchten.

Mit Dieter, Hüttenwirt Albert und Hüttenwart der Sektion Illertissen
vor der Schwarzenberghütte
Etwas ganz besonderes war die Fahrt mit Dieter zur Schwarzenberghütte (1380m) mit der Übernachtung. Dieter hat prima Verbindungen zum Hüttenwirt Albert und so konnte er die Rollstühle mit dem Auto an die Hütte bringen. Anschließend fuhren wir im Handbike von Hinterstein zu unserem Ziel. Anfangs recht moderat (wenn auch mit einer kurzer Steilstufe), war einige hundert Meter hinter dem Giebelhaus Schluß mit lustig. Auf 1,7 km mußten ca. 250 Höhenmeter überwunden werden - das bisher steilste und aufgrund seiner Länge das technisch anspruchsvollste, was ich in meiner langen Handbikerlaufbahn bisher bewältigt habe. Die Rampe steilte teilweise bis über 25% auf, und das nicht nur auf ein paar Metern. Schon der Anblick war furchterregend. Fahrfehler haben hier gravierende Konsequenzen, und so sollten sich an diesen Anstieg nur erfahrene Bergefahrer rantrauen.

Zur Belohnung erwartete uns eine grandiose Aussicht. Der Wirt - ein echtes Original - spendierte uns die Verpflegung und die Übernachtung und ich durfte hier gemeinsam mit Dieter einige meiner schönsten Stunden in den Alpen verleben. Seit mehr als 14 Jahren war ich das erste Mal wieder auf einer Alpenvereinshütte und unter alle Freude über das Erlebte mischte nur ein wenig Trauer darüber, daß mir die meisten Berghütten wohl für den Rest meines Lebens unerreichbar bleiben.

Auch für den folgenden Tag hatte sich Dieter etwas Besonderes ausgedacht. Gemeinsam fuhren wir von Oberstdorf zum südlichsten mit Handbike oder Rollstuhl erreichbaren Punkt in Deutschland im Rappenalptal. Von der Alpe Haldenwang auf 1310m führen nur noch Wanderwege bzw. Singletrails weiter südlich.

Daß es noch etwas Nervenzerfetzenderes gibt als die Auffahrt zur Schwarzenberghütte, mußte ich während meiner Autofahrt von Kempten nach Briançon erfahren. War der Transfer durch die Schweiz wie gewohnt völlig problemlos, verzweifelte ich nahezu in Italien. Ein völlig undurchschaubares Mautsystem (bei dem ich heute noch nicht weiß, was ich eigentlich bezahlt habe und ob ich nachträglich noch etwas überweisen muß), eine Ausschilderung, die sämtliche Gesetze der Logik verhöhnt und gegenüber Fremden rücksichtslose Autofahrer im Dschungel der Großstadt Turin, weswegen ich mich heute glücklich schätze, daß es dabei zu keinem Unfall gekommen ist. Ich war heilfroh, als Italien hinter mir lag. Mir graust schon vor dem Rückweg, doch leider gibt es nur eine sehr zeitraubende Alternative über das Aostatal. Vielleicht nehme ich die trotzdem...

Auf dem Col du Galibier (2642m)
Gestern dann der erste Kracher. Um von Briançon zum Col du Galibier (2645 m) zu gelangen muß man erst einmal den Col du Lautaret (2058 m) bezwingen. Der läßt sich sehr angenehm erreichen, sieht man einmal von dem übermäßig starken Kraftverkehr ab. Ohne Höhenmeter zu verlieren, führt ein Abzweig dann weiter zum Galibier. Auch dieser Anstieg ist im Vergleich zu dem, was ich bisher bereits gefahren bin, sehr gut zu bewältigen. Lediglich der letzte Kilometer vom Tunnel zur Paßhöhe kann als steil gelten. Oben herrschte dann ein Durcheinander von hunderten Radsportlern, wie ich es bisher noch niemals erlebt habe. Die wenigen Autofahrer, die sich bis hierhin wagten, hatten keine Chance. Und für das obligatorische Paßbild hieß es Anstehen...

'Bloß schnell weg von diesem Rummel!' war mein einziger Gedanke. Bereits kurz vor 14.00 Uhr war ich zurück am Ausgangspunkt und fühlte mich noch frisch für einen weiteren Paß. Den Col de Montgenèvre (1860m) mit seinen wunderschönen Serpentinen hatte ich bereits am Vortag mit dem Auto überquert. Auf den letzten Metern zur Paßhöhe machte sich dann zwar das bisher geleistete Pensum bemerkbar, dafür aber war die Abfahrt nach Briançon umso besser.

Es blieb sogar noch etwas Zeit für einen Abstecher in das Zentrum der Festungsstadt. Für Liebhaber der Miltärarchitektur des 19./20. Jahrhunderts ist ein Besuch der Anlagen auf jeden Fall ein Muß. Ich blieb dort jedenfalls wohl etwas zu lange, weil ich letzten Endes noch in das oben erwähnte Gewitter mit seinen Kübeln Wasser gekommen bin.

Es hat sich trotzdem gelohnt!

17. Juli 2013

Kurzinformation

Für alle diejenigen, die sich für meine Urlaubsaktivitäten interessieren, kommt hier eine ultrakurze Zusammenfassung der letzten vier Tage:

- 14.07.2013: Oberjochpaß (1178m), mit Dieter danach zur Schwarzenberghütte (1380m) mit dortiger Übernachtung - 94km, 1650Hm
- 15.05.2013: Oberstdorf, Stillachtal, Rappenalptal, Alpe Haldenwang (1310m) = südlichster mit dem Fahrzeug in Deutschland erreichbarer Punkt! - 125km, 1330Hm
- 16.05.2013: Fahrt von Kempten über die Schweiz und Italien nach Briançon auf den Campingplatz "5 vallées"
- 17.05.2013: Col du Lautaret (2058 m), Col du Galibier (2645 m) und Col de Montgenèvre (1860 m) - 104km, 2230Hm

Bilder, GPS-Tracks und etwas ausführlichere Informationen gibt es spätestens nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub

14. Juli 2013

Zwei Superlative

Ich bin angekommen. In Kempten, der nach eigener Darstellung ältesten Stadt Deutschlands. Bereits kurz nach der Zeitenwende gegründet, haben die vergangenen 2000 Jahre nicht alle Spuren ihrer langen Geschichte tilgen können.

Klein aber fein und weitgehend barrierefrei ist der "Archäologische Park Campodunum", den ich gestern am Ruhetag erkundet habe. Auch die Altstadt selbst ist sehr schön. Die ausgedehnte Fußgängerzone läßt sich trotz ständiger leichter Steigungen ganz entspannt durchstreifen, denn im Gegensatz zu meiner Heimatstadt haben sich die Stadtplaner Gedanken über die barrierefreie Befahrbarkeit des Untergrundes gemacht. So gibt es hier "Rollbänder" aus ebenen Gehwegplatten bzw. alternativ geglättete Steinpflasterpassagen. Prima!

Doch vor dem Müßiggang steht der Schweiß. Am Freitag haben unser Gastgeber Dieter, mein Schweizer Sportfreund Rudy und ich nämlich eine ordentliche Runde gedreht. Da die beiden bereits tags zuvor einen kurzen, doch heftigen Anstieg am Grünten gefahren waren und Dieter morgens noch einen Termin hatte, vereinbarten wir mit ihm einen Treffpunkt kurz vor Oberstdorf.

Zu dritt auf dem höchsten deutschen Paß
Von dort ging es über Rohrmoostal und Rohrmoossattel (1120m ü. NHN) ins Österreichische, bevor wir uns hinter Balderschwang dem höchsten Bergpaß Deutschlandlands widmeten. Der Anstieg auf den Riedbergpaß (1420m ü. NHN) ist durchaus anspruchsvoll, auch wenn mir die Steigungsangabe von 16% auf dem Verkehrsschild zu Beginn der Rampe etwas übertrieben vorkommen.

Rudy und ich sind danach noch zurück bis nach Kempten gerollt, wobei wir uns noch mit den Umleitungen auf dem Illerradweg herumärgern mußten. Vermutlich hatte das vergangene Hochwasser dem Weg in Teilstücken übel mitgespielt. Wir jedoch waren von den ganzen Umleitungen (die überdies nur sehr kurzfristig ausgewiesen waren) so genervt, daß wir schließlich auf öffentliche Straßen ausgewichen sind. Die letzten Kilometer nach Kempten erwischten wir dabei nach dem Tip eines Einheimischen dann wieder eine wunderschöne Straße.

Eine meiner typischen "Akklimatisationstouren" (144km, 1830Hm) war zu Ende.

8. Juli 2013

Letzte Ausfahrt: Dresden

Anläßlich einer Festivität meines Arbeitgebers gab es heute auch eine Hobbyschau von Beschäftigten. Für mich war das eine Gelegenheit, mein für den Normalbürger doch recht ungewöhnliches Gefährt den Kollegen vorzustellen. So bin ich gleich mit dem Handbike zu meiner Arbeitsstelle nach Dresden gefahren, nachdem ich dort bereits in der vergangenen Woche einen Rollstuhl deponiert hatte.

Danach stand eine kurze Nachmittagsausfahrt mit Börni an, mit dem ich mich dort verabredet hatte. Gemeinsam mit ihm durchstreifte ich zum wirklich letzten Mal vor meiner Abreise in den Allgäu das nördliche Umland von Dresden.

Am ehemaligen Haltepunkt Eschdorf der Hochlandbahn
In der Dresdner Heide unweit der Landeshauptstadt kann man kilometerweit völlig kraftverkehrsfrei auf etlichen Forstwegen, die das große Waldgebiet erschließen, ganz entspannt fahren. Gerade dann, wenn die Sonne unbarmherzig vom Himmel strahlt, ist das wirklich sehr angenehm.

Eine von Börnis Lieblingsstrecken ist der zur Radtrasse ausgebaute alte Bahndamm der Schönfelder Hochlandbahn. Auch ich bin darauf sehr gern unterwegs, weil die Strecke sehr abwechslungsreich und dabei der Radweg (bis auf kurze gepflasterte Stücken bei Traversen für Landmaschinen) komplett asphaltiert ist. Am Ende blieb sogar noch etwas Zeit für den Abstecher nach Stadt Wehlen.

Ein letzter Blick im Abendsonnenschein auf "meine" Berge der Sächsischen Schweiz - in drei Tagen wird sich die Kulisse meiner Unternehmungen drastisch geändert haben.

Track der Handbiketour vom 08.07.2013

7. Juli 2013

Alptraum eines Tourenfahrers

Kurz vor dem Urlaub habe ich das Tourenpensum noch einmal gesteigert. Und so fällt es mir schwer, die Strecken der vergangenen drei Tage auseinanderzuhalten.

Da war der Freitag, an dem ich nach Arbeitsende noch zu einer Nachmittagsrunde aufgebrochen bin. Bevor ich die Alpen wieder mit dem Handbike unsicher mache, nehme ich den Anblick einer der schönsten mit dem Handbike zugänglichen Felsschluchten des heimatlichen Elbsandsteingebirges tief in mich auf. Der gut befahrbare Forstweg durch Wehlener Grund, Kohl- / Tscherregrund sowie Reingrund (s. Track vom 05.07.2013 km 13,7 - 17,4) führt durch eine wunderbare Zauberwelt. Etwas Neuland gab es ebenfalls für mich auf dieser Tour. Die Fahrradstraße zwischen der Karrenbergstraße vor Neustadt und Rückersdorf ist so schön wie verkehrsruhig.

Am Sonnabend standen lange Anstiege auf dem Programm. Ursprünglich wollte ich zwar bei Frauenstein jemanden besuchen, aber da die beiden an diesem Wochenende verreisen wollten, änderte ich kurzfristig meine Planung. Dann eben über den Erzgbirgskamm. Nicht nur einmal, nein, nach entspannter Fahrt durch die Orte unterhalb des Kamms auf böhmischer Seite, kletterte ich ein zweites Mal mehr als 400 Höhenmeter mit dem Handbike nach oben. Während die Abfahrt von Böhmisch Zinnwald (Cínovec) nach Eichwald (Dubí) einfach nur Laune machte, weil sie genau das richtige Gefälle hat, liebe ich jedoch auch den Anstieg von Mitteltellnitz (Telnice) über die bewaldeten Hänge der Schießhaushöhe (Jelení vrch) in Richtung Schönwald (Krásný Les). Zum Schluß rollte es fast ausschließlich über die restlichen 30km bis nachhause.

Heute dann war ich nur spazierenfahren. Ich begleitete Henni beim Fahrradfest der Sächsischen Zeitung auf der Strecke, die sie sich ausgesucht hatte. Davor und danach hing ich noch ein paar Zackel an die Runde, um so wenigstens einige Anstiege fahren zu können.

Gewimmel auf dem Dresdner Theaterplatz vor der Semperoper
So eine Breitensportveranstaltung ist schon etwas ganz spezielles. In meinen ersten Jahren als Handbiker bin ich regelmäßig bei solchen Touren mitgefahren. Heutzutage stoßen mich die Unmassen an Leuten eher ab. Dazu kommen in diesem Heer der Namenlosen unzählige Möchtegern-Rennfahrer und Gernegroß-Teilnehmer, die höchstens durch ihre Rücksichtslosigkeit gegenüber den anderen Fahrern auffallen. Die völlig überzogenen Startgelder mal gar nicht mitgerechnet. Ich möchte nicht wissen, wer sich daran alles eine goldene Nase verdient. -  Inzwischen beteilige ich mich selbst nur an Radtouristikfahrten, wenn ich als Ehrengast eingeladen werde. Mein Favorit ist dabei die Heidenauer RTF des DSC, denn diese bietet nicht nur den üblichen Einheitsbrei.

Henni war wohl angesichts der Massen und des Ablaufes der Tour auch etwas ernüchtert. Das nächste Mal wollen wir in kleiner Besetzung fahren. Da kann man sich auch an den landschaftlichen Schönheiten freuen.

Track der Handbiketour vom 05.07.2013
Track der Handbiketour vom 06.07.2013
Track der Handbiketour vom 07.07.2013

3. Juli 2013

Beitrag im "Vogtland Journal" des Vogtland Regional Fernsehens

Bei der gemeinsamen Tour von Mitgliedern des VITAL e.V., dem Chef des Vogtländischen Knollenrings e.V.  und mir am vergangenen Sonnabend begleitete uns ein Reporter vom Vogtland Regional Fernsehen.

Auf dem YouTube-Kanal des Regionalfernsehsenders kann man sich nun den Beitrag ansehen, welcher das Engagement der Beteiligten für barrierefreie touristische Angebote im Vogtland vorstellt :

2. Juli 2013

(Minimal-)Ziel erreicht!

Nach einwöchiger Handbike-Abstinenz bin ich gestern wieder zu ein paar Kilometern gekommen. In 10 Tagen geht es zur alljährlichen Pässejagd in die Alpen, und bis dahin will ich keinesfalls Rost ansetzen.

Deshalb standen auch drei größere Anstiege auf dem Programm: mein Standardübergang ins Böhmische - der Nollendorfer Paß (Nakléřovský průsmyk), der kürzere, doch recht steile Anstieg von Tetschen (Děčín) auf die Binsdorfer Hochebene (Bynovec) sowie die Wartenbergstraße aus dem Polenztal bei Hohnstein.

Daneben gab es selbst gestern auf der Tour ein paar mir noch unbekannte Abschnitte. Statt immer nur auf bekannten Wegen zu fahren, experimentiere ich hin und wieder ein wenig und teste Verkehrsverbindungen, die unausgeschildert und manchmal noch nicht einmal auf der Karte zu finden sind. Das kleine Sträßchen zwischen Arnsdorf (Arnultovice) und Radeschin (Radešín) ist so ein Beispiel, denn das gibt es noch nicht einmal auf dem Luftbild (s. Track vom 01.07.2013, km 37,1 - 38,6).

Im Polenztal
Zum Ende der Tour habe ich mich mit der Fahrt durch das wildromantische Polenztal belohnt. Der Wanderweg zwischen Waltersdorfer Mühle und dem Gasthaus Polenztal (s. Track vom 01.07.2013, km 103,7 - 106,6) ist zwar für Fahrräder gesperrt, mit einem Handbike und rücksichtsvoller Fahrweise dürfte man jedoch toleriert werden. Allerdings sollte das eigene Gefährt unbedingt über mindestens 12cm Bodenfreiheit verfügen, denn es sind einige Steinhindernisse dabei zu überwinden.

Anfang Juli habe ich mit dieser Tour nun endlich mein Minimalsoll für das ganze Kalenderjahr erfüllt. Das liegt bei 100 km pro Woche.

Track der Handbiketour vom 01.07.2013