27. April 2015

Presse-Ausflug

Am heutigen Montag hatte ich mich mit einer Redakteurin des VdK in Bad Schandau verabredet. Sie möchte in der Zeitung des Verbandes einen Artikel über die Sächsische Schweiz veröffentlichen.

Unterwegs im Nationalpark Sächsische Schweiz
Mein Vorschlag war eine gemeinsame Rad- / Handbiketour. Natürlich griff ich für diesen Termin ganz tief in meine Zauberwunderkiste, um ihr einige der für mich schönsten Ecken zu zeigen. Der Tourismusverband stellte der Journalistin ein E-Bike zur Verfügung, ich kam natürlich mit meinem eigenen Handbike. So wurde es eine wunderschöne Tour. Beinahe sensationell war das Wetter. Während im Rest von Deutschland Starkregen niederging und die Kälte eines Wettersturzes um sich griff, radelten wir bei herrlichem Sonnenschein und angenehmen 22 - 24°C durch's Gebirge. Da fiel es mir nicht sonderlich schwer, meiner Begleiterin die Schönheit des Elbsandsteingebirges näherzubringen. Zum Schluß gab's zur Belohnung in Bad Schandau noch frischen Spargel als spätes Mittagessen, natürlich gesponsert vom Tourismusverband. Eine rundum gelungene Sache.

Nachdem wir uns verabschiedet hatten, ging es für mich mit dem Handbike wieder nach Pirna. Daß ich dabei - wie schon bei der Anfahrt nach Bad Schandau - nicht den leichtesten bzw. kürzesten Weg wählte, versteht sich beinahe von selbst. Kurz nach meiner Ankunft zuhause erreichte das schlechte Wetter endlich auch meine Heimatstadt. Mich freut es deshalb umso mehr, weil alles perfekt geklappt hat.

Wenn Engel reisen ...

Track der Handbiketour vom 27.04.2015

26. April 2015

Auf rohen Eiern

Wieder ist die Zeit der langen Touren gekommen. Ab Ende April reicht das Tageslicht für größere Unternehmungen, deshalb ging es wegen des erwartendem guten Wetters gleich früh am Morgen auf die Piste zu meinem ersten langen Kanten des Jahres 2015.

Für den Anstieg auf den Erzgebirgskamm suchte ich mir das dünnste Brett raus, indem ich die kürzere Variante über Oberfrauendorf umging und lieber nach Dippoldiswalde und die paar Kilometer Bundesstraße bis Schmiedeberg fuhr. Am Morgen war der Verkehr sowieso noch erträglich, erst recht auf dem Abschnitt durch das Pöbeltal sowie durch das obere Tal der Wilden Weißeritz. Auch die weitläufige, heutzutage unbesiedelte Hochfläche auf meinem Weg zur Talsperre Fleyh (Fláje) war nahezu menschenleer. Erst auf meiner Abfahrt ins Böhmische Becken änderte sich das. Mittlerweile war es auch kurz vor dem Mittag, und in dem flachen Gelände sah ich öfter Radsportler.

Während meiner Fahrt nach Bilin (Bílina) mußte ich leider auch die andere Seite des Böhmischen Beckens kennenlernen. Hemmungsloser Raubbau durch riesige Braunkohletagebaue zerstört hier großflächig die Landschaft. Gewaltige Krater - sowohl was Größe, als auch, was Tiefe betrifft - bleiben zurück, wenn nichts mehr aus der Erde zu holen ist. Selbst die einheimischen Tschechen sehen das inzwischen kritisch. Der Hit: Wie mein Kamerad Lád'a mir erzählte, geht der Strom, der hier in den ansässigen Kraftwerks-Dreckschleudern auf Kosten der Landschaft und Umwelt erzeugt wird, zum überwiegenden Teil nach Österreich! Die Alpenrepublik behält ihre weiße Weste!

Später passierte ich auf meinem Weg nach Aussig (Ústí nad Labem) in Staditz (Stadice) noch das Königsfeld (Královské pole), wo der Urvater des böhmischen Herrschergeschlechts der Přemysliden, Přemysl der Pflüger, zum König berufen worden sein soll.

Warum ich wie auf rohen Eiern gefahren bin ...
Das letzte Drittel meiner Tour entlang der Elbe war dann eigentlich nur noch Formsache. Leider begann da erst der richtige Nervenkitzel. Unweit von Waltirsche (Valtířov) ereilte mich am linken Hinterrad wieder mal ein Platten. Bei der Reparatur stellte ich kurz darauf fest, daß ich beim rechten Hinterrad bereits großflächig auf der Karkasse fuhr. Nun hatte ich zwar einen Ersatzreifen mit, wollte jedoch nur ungern vorort den Reifen ersetzen, weil das auch mit zeit- und kraftraubenden Luftpumpen verbunden ist. Für mich hieß das, noch mehr als 60 km mit einem sich auflösenden Reifen, der unter vollem Druck stand, zu fahren. Wie man sich dabei fühlt, brauche ich wohl nicht erst zu erläutern. Zumal mir ja auch die Zeit im Nacken saß. Um jedes Steinchen, um jede Unebenheit auf der Straße habe ich einen größtmöglichen Bogen gemacht - was interessierten mich da die Autos!

Das Risiko hat sich gelohnt. Ich bin ohne weitere Zwischenfälle nachhause gekommen. Heute habe ich dann gleich einen bösen Brief an Continental geschrieben. Einer der beiden Reifen, die ich tauschen mußte, hat gerade einmal 1241 km durchgehalten. Der Continental Grand Prix 4000sII soll zwar angeblich besser sein als sein Vorgänger, davon ist jedoch nichts zu spüren. Ich habe hingegen den Eindruck, daß der Hersteller nur bei der Stärke des Reifenbelags spart. - Ist es Zeit für einen Wechsel?

Track der Handbiketour vom 25.04.2015

19. April 2015

Wie geschmiert!

An diesem Wochenende wollte ich es auf meinen Touren hinsichtlich der Höhenmeter etwas ruhiger angehen. Ich hatte nämlich den Eindruck, daß mich irgendetwas beim Kurbeln ausbremste. Die Rohloffnabe läuft innerhalb der zu erwartenden Parameter, die Beläge meiner Hydraulikbremse haben in Ruhestellung (fast) keinen Kontakt zur Bremsscheibe. Trotzdem klemmte es irgendwo.

Jedenfalls mühte ich mich auf meiner Fahrt am Sonnabend mehr, als es der leichte Gegenwind und das Gelände erwarten ließen. Dabei war es zwar meist stark bewölkt und sah nach Regen aus, doch irgendwie gelang es mir immer wieder, um die Schauer erfolgreich herumzukurven. Allerdings war die Landschaft nicht besonders eindrucksvoll. Einfach nur abspulen, war die Devise.

Immerhin stieg mein Adrenalinspiegel hinter Arnsdorf kurzzeitig spürbar an. Von dem Radweg nach Kleinröhrsdorf zweigt eine weitere als Radweg ausgeschilderte Verbindung in Richtung Frankenthal ab (s. Track vom 18.04., km 22,8 - 32,4). Was sich hier die Leute haben einfallen lassen, erinnerte mich stark an Mecklenburger Verhältnisse. Nach wenigen hundert Metern gut befahrbarer Waldautobahn ging es beinahe weglos quer über eine große sumpfige Fläche (glücklicherweise hatte es lange nicht geregnet). Auch im weiteren Verlauf gab es noch etliche unangenehme Überraschungen, darunter einen grobschotterigen Abschnitt (ich hatte richtig Angst um meine Reifen und vor einer Panne), singletrailartige Passagen und staubige Feldwege. - Wer so etwas als Radweg ausschildert, den müßte man dort am Rad hinter sich herschleifen! Ein zweites Mal tue ich mir die Strecke nicht an.

Meine Heimatstadt Pirna an der Elbe
Auch am Sonntag lief es anfangs nicht so richtig rund. Beim zweiten Anstieg, kurz hinter Sobrigau hatte ich endlich die Nase voll. Meine Kette sah ziemlich trocken aus, also schmierte ich sie mit den letzten Resten meines Kettenöls, welches ich immer bei mir habe. Und siehe da: Plötzlich verringerte sich spürbar der Kurbelwiderstand. Ich war ziemlich verblüfft darüber, wie dieses Detail solche gravierende Auswirkungen nach sich zog. Das hatte ich bisher noch nicht beobachtet! Nun hoffe ich nur, endlich alle Hemmnisse überwunden zu haben. Eigentlich möchte ich nicht ewig herumexperimentieren, sondern einfach nur unbeschwert fahren. Ich würde gern schon bald meinen ersten diesjährigen Kanten absolvieren - da muß alles passen.

Wegen des herrlichen Wetters waren auf dem Rückweg an der Elbe Unmassen von Leuten unterwegs. Das nervt, weil man extrem vorausschauend fahren muß. Bremsen, beschleunigen, ständig konzentriert das Vorfeld überblicken und den Rückraum überwachen - eine gleichmäßige Belastung bzw. Kraftentfaltung ist völlig unmöglich. Deshalb ist die Trasse für mich zu dieser Zeit nur im Ausnahmefall eine Alternative. Heute hieß das: Spazierenfahren.

Track der Handbiketour vom 18.04.2015
Track der Handbiketour vom 19.04.2015

13. April 2015

Weiße Überraschung

Natürlich war ich über das Wochenende wieder mit dem Handbike unterwegs. Allerdings nur am Sonnabend, denn den Müßiggang am darauffolgenden Tag hatte ich mir zuvor redlich verdient.

Zwar nicht mit meiner Tour nach Volterra zu vergleichen, doch ebenfalls anspruchsvoll, wurde mein Ausflug nach Böhmen. Erstaunlicherweise forderte mich die Strecke trotz weniger Kilometer und Höhenmeter wesentlich mehr. Das Wetter war zwar fast genauso schön wie vor einer Woche in der Toskana, doch neben einigen giftigen Rampen schluckten die teilweise schlechten Straßen viel Energie. Überdies ärgerte mich kurz hinter Khaa (Kyjov) die Defekthexe mit einem platten linken Hinterrad. Nach der halbstündigen Reparatur war erstmal der Schwung weg.

Am Sonnabend habe ich unterwegs wieder besonders viele Freunde und Bekannte getroffen. Und mit allen gab es einen kurzen Schwatz. Soviel Zeit muß sein! Nicht ohne Grund kennen mich viele Leute in der Region. Mir macht es ja auch selbst Spaß, mich mit anderen auszutauschen. Kontakte knüpfen, Bekanntschaften pflegen, Kommunikation fördern - heute würde man sagen: sozial und informell vernetzt sein. Für mich bedeutet das aber: Heimat. Hier bin ich verwurzelt. Wer mit mir mal gemeinsam unterwegs ist, dem wird klar, was ich damit meine.

Heute bin ich dann noch einmal auf Achse gewesen. Diesmal ging es hinauf zum Erzgebirgskamm. So weit oben war ich in diesem Jahr mit dem Handbike noch nie. Nicht ohne Grund, denn erst in der vergangenen Woche waren Freunde von mir dort zum Skifahren. Als ich aus der Toskana zurückkam, lag jedenfalls sogar im Grenzgebiet zwischen Osterz- und Elbsandsteingebirge ordentlich Schnee.

Weiter geht's nicht mehr!
Eine ganze Woche mit frühlingshaften Temperaturen müßte - so sollte man meinen - reichen, um die letzten weißen Flecken zu tilgen. Prinzipiell richtig, aber .... es gibt eben doch noch ein paar Stellen, wo für einen Handbiker kein Weiterkommen mehr ist. So erlebt auf dem nagelneu ausgebauten und perfekt asphaltierten Zwischenstück der Radtrasse 23 vom Sedmihorská cesta hinauf nach Böhmisch Zinnwald (Cinovec). Das Steilstück lag bereits hinter mir, es fehlten wirklich nur noch ca. 100 m. Bei diesen Schneeverhältnissen verbot sich jedoch ein Versuch ganz von selbst.

So mußte ich hinunter zur Hauptstraße nach Eichwald (Dubí), um mich anschließend diese wenig erquickliche Verkehrsverbindung zurück zum Kamm hochzuarbeiten. Da blieb kein Spielraum mehr für einen anderen Rückweg als durch das Müglitztal, denn am späten Nachmittag wollte ich zum VHS-Kurs. Auch waren noch einige andere Dinge aufzubereiten, u.a. meine gefahrenen Strecke zu erfassen.

Mein GPS-Logger streikt nämlich wieder mal, nachdem sich der Akku auf der Sonnabend-Tour vollständig entladen hatte. Wenn ich ihn diesmal nicht wieder zum Laufen bekomme, geht er zurück zum Händler. Ich brauche zuverlässige Geräte und habe nicht die geringste Lust auf solche Spielchen. Der Markt ist groß genug, also sollte sich Ersatz finden lassen. Bis dahin zeichne ich die Touren manuell nach.

Track der Handbiketour vom 11.04.2015
Track der Handbiketour vom 13.04.2015

8. April 2015

Toskana 2015: Zusammenfassender Reisebericht

Nach jeder längeren Urlaubsfahrt verfasse ich anschließend eine genaue Reisebeschreibung. Da ich mittlerweile im Blog auch direkt von den Orten des Geschehens berichte, steht natürlich die Frage, ob ich immer noch an dieser Tradition festhalten sollte. Zumal ja im Bericht - insgesamt gesehen - nichts fundamental neues zu erfahren ist.

Trotzdem werde ich solche Zusammenfassungen auch weiterhin schreiben. Für mich sind diese Zeilen nämlich auch eine schöne Möglichkeit, in komprimierter Form all jene positiven Emotionen und Erinnerungen wiederzuerwecken, die mich zum Zeitpunkt der Handlung bewegt haben. Und alle Reportagen kann ich dann ja immer noch in einem Buch zusammenfassen. :-)

Hier nun kommt der detaillierte und illustrierte Reisebericht. Laßt euch entführen in die Toskana, einem Paradies für Radsportler!

6. April 2015

Endabrechnung

Es war ein schöner Urlaub und die perfekte Einstimmung auf die warme Jahreszeit! Alle die (positiven) Klischees, die man dem Süden zuschreibt, verbinden sich auch mit diesen wundervollen Tagen:

- Eine Landschaft zum Verlieben zwischen Meer und Gebirge von 0 m NHN bis 650 m NHN, in welcher gerade der Frühling Einzug hielt.
- Blauer Himmel, Sonnenschein und radfahrerfreundliche Temperaturen an allen  acht Tagen in der Toskana, wenn man mal von den paar regennassen Stunden am Ende unseres Aufenthalts absieht.
- Nette Begegnungen und freundliche Italiener, die einem solchen Exoten (Handbiker) wie mir neugierig, aber aufgeschlossen gegenübertraten. Ungezählt bleiben die Grüße aus den Autos sowie der Leute unterwegs, natürlich auch in der Ferienanlage.
- Und schließlich eine entspannte Truppe von Gleichgesinnten, mit denen ich immer wieder gern unterwegs sein werde. Als einziger Deutscher (unter Tschechen) und einziger Teilnehmer mit Handicap war ich einer von ihnen.

Romantische Begegnung am Meer ...
Demnächst verfasse ich zwar noch einen illustrierten Urlaubsbericht, dennoch folgt jetzt schon eine kurze Auswertung. An den effektiv 8 Tagen habe ich 6 Touren unternommen. Einen Tag verbrachte ich größtenteils am Strand und einen weiteren Tag besichtigte ich Pisa. Ingesamt habe ich 744 km mit ca. 8080 Hm im Handbike zurückgelegt. Das ist zwar etwas weniger als 2012, aber trotzdem noch mehr als das, was die meisten Handbiker in dieser Zeitspanne fahren.

Außerdem gibt es ja auch noch andere schöne Erinnerungen ...

Alle Strecken im Überblick

5. April 2015

Es geht auch anders ...

Heute, am frühen Nachmittag bin ich zuhause angekommen. Für die mehr als 1200 km von San Vincenzo nach Pirna waren wir seit gestern abend ab ca. 18.00 Uhr (mit Pausen) unterwegs. Gut ist es auf einer solchen Strecke, wenn man sich dabei mit dem Fahren (vor allem in der Nacht) abwechseln kann.

Vielleicht wären wir auch heute früh erst losgefahren, doch gestern schlug das Wetter schließlich drastisch um. Schon am Morgen staute sich die dichte Bewölkung an den Küstenbergen und klinkte dabei einige kleinere Regenschauer aus. Lád'a und ich haben uns deswegen trotzdem nicht abhalten lassen, eine kurze Abschiedsrunde zu drehen.

Dabei sah es noch bis vor 11.00 Uhr gar nicht so schlecht aus. Während der Fahrt nach Canneto schien sogar hin wieder die Sonne. Die verzog sich jedoch dann endgültig, als es kurz nach Monteverdi ausdauernd zu regnen begann. Was wir dann rund um Sassetta erlebten, ist mir so auf Tour noch nie vorgekommen. Das war kein Regen mehr, das war ein Fahren in einer Wasserwand. Teilweise hatte ich sogar die Befürchtung, einfach mit meinem Handbike von der Straße gespült zu werden. Bloß gut, daß mich mein tschechischer Kamerad bis auf einen kurzen morgendlichen Abstecher auf der ganzen Tour begleitete. Zwei können bei Bedarf einander helfen.

Nur wenige Minuten dauerte es, bis wir bei 9°C und böigem Wind vollkommen durchgeweicht waren. Externe Unterstützung war nicht zu erwarten, und bis ins Ziel mußten wir noch mindestens 30 Kilometer fahren. Da half nur ständige Bewegung und der in diesen Momenten aufblühende Galgenhumor. Gut, wenn man in auch in solchen Situationen auf der gleichen Wellenlänge sendet. Diese endlos lange Abfahrt frierend und vollkommen durchnäßt einigermaßen gut  überstanden zu haben - das war auch für mich eine neue Grenzerfahrung.

Wer weiß, was den italienischen Autofahrern bei unserem Anblick wohl durch den Kopf ging. Wir konnten (wegen der Schlaglöcher und des Wassers) mitten auf der Straße fahren, keiner - WIRKLICH KEINER - hat uns rollenden Verkehrshindernissen auch nur einmal böse zugesetzt. Vielmehr trotteten sie bei Gegenverkehr geduldig endlos lange hinter uns her, bis es eine Gelegenheit zum Überholen gab. In Deutschland ist solche Gelassenheit undenkbar. Italienische Autofahrer sind gegenüber Radlern jedenfalls extrem rücksichtsvoll. Das ist jedoch kein Wunder bei der Radsportbegeisterung.

Das Castello di Casalappi ist ein typischer toskanischer Landsitz
Gegen gestern war meine Freitagrunde Kindergeburtstag. Eben nur mal Spielen - doch diesmal sogar mit einer Überraschung vor dem spannenden Anstieg nach Tirli. Unweit von Gavorrano kam mir nämlich ein Handbiker in Begleitung zweier Rennradfahrer entgegen. Weil ich gerade so gut im Rollen war und er ebenfalls keine Anstalten zum Anhalten machte, grüßten wir uns nur kurz beim Passieren. Hinterher habe ich das ein wenig bedauert, denn mich interessieren solche Begegnungen immer ganz besonders. Vor drei Jahren sah ich ganz in der Nähe auch einen Handbiker von weitem. Vielleicht war es ja derselbe.

Track der Handbiketour vom 03.04.2015
Track der Handbiketour vom 04.04.2015

2. April 2015

Zurück ans Meer

Schließlich habe ich mit dem Rollstuhl Pisa besichtigt. Lád'a konnte deswegen auch sein Rad im Auto mitnehmen und sich vom Zielort wieder mit Muskelkraft auf den Heimweg begeben. Abends schwärmte er dann von der wundervollen toskanischen Bilderbuchlandschaft.

Vor dem Dom in Pisa, rechts ... (alles klar?)
Mein Mittwoch war jedoch ebenfalls erlebnisreich. Auch abseits des von Touristenmassen belagerten sakralen Ensembles rund um den Campanile / Schiefen Turm von Pisa ist die Altstadt wirklich sehenswert. Fünf Stunden reichen bei weitem nicht, um alles zu erkunden.

Ganz besondere Momente durfte ich am späten Nachmittag im Dom erleben. Da habe ich mich in die für die Andacht und zum Beten reservierte Seitenkapelle zurückgezogen. Soviel ging mir durch den Kopf - dieses unfaßbar große Glück, mit meinen Kameraden hier in der Toskana zu sein und das alles hier mit allen Sinnen zu genießen - da war es Zeit für einen innigen Dank. Mehr muß ich dazu nicht sagen.

Heute war wieder Tourentag. Ganz zeitig am Morgen, wenn die Sonne gerade aufgeht, ist es ein ganz besonderes Fahren. Ich liebe diese Stunden, weil ich als Frühaufsteher auch kein Morgenmuffel bin. Auch  wenn die Temperaturen knapp unter dem zweistelligen Bereich liegen, brauche ich weder Jacke, noch Langarmtrikot. Abhilfe gegen die Morgenkühle schafft das Bergefahren. So kommt man genau auf die richtige Betriebstemperatur. Deshalb auch der Umweg über Campiglia Marittima. Da der Ort abseits der Hauptstrecken liegt, ist er sowieso schwierig in die Tourenplanung einzubinden.

Die Strecke bis nach Monterotondo Marittimo läßt sich anschließend ganz entspannt fahren, nur auf den letzten Kilometern zieht die Steigung an. Soweit, daß man völlig am Limit herumkrampft, kommt es allerdings nie.

Meine tschechischen Sportfreunde sind erst viel später am Tag aufgebrochen. Ich hatte ihnen hinterlassen, wohin ich fahre, und so wollten sie mich auf der Strecke überraschen, indem sie mir hinterher fuhren. Dazu kam es leider nicht. Leider deshalb, weil ich mich am Abzweig vor dem ursprünglich vorgesehenen Abstecher nach Montieri geziert habe. Mir erschienen es noch zu viele Höhenmeter zu sein, so gaukelte es mir wenigstens meine Karte vor. Die Kameraden waren jedoch dort. Von ihnen weiß ich jetzt, daß es gar nicht so dramatisch gewesen ist. Hätte, würde, könnte .... Dann eben das nächste Mal!

Die Straße über Capanne hinter Massa Marittima wäre ich sonst nicht gefahren. Die kannte noch keiner meiner Freunde. Kein Wunder, denn diese Verkehrsverbindung wurde inzwischen aufgelassen.  Dort war das Ende der (besiedelten) Welt für mich unmittelbar greifbar. Auch im Zentrum der alten Welt erlebt man immer noch Überraschungen.

Track der Handbiketour vom 02.04.2015

1. April 2015

Biete Sonne, suche Schatten!

Ja, das war eine ganz ordentliche Tour gestern! Mal so richtig zum austoben und ganz gewiß nicht mehr das Standardrepertoire.

Dabei ließen sich die Berge wunderbar fahren. Ich war selbst überrascht darüber, daß es bei mir bis zum Schluß nicht die geringsten Ausfallerscheinungen gab. Wenn nicht die Dunkelheit über mich gekommen und ich nicht ohne Licht unterwegs gewesen wäre, hätte ich locker auch noch ein Zackel dranhängen können. Aber leider mußte ich meinen Start wegen eines fälligen Reifenwechsels etwas verschieben. Auf Strecke wollte ich nicht erst Probleme bekommen.

Volterra in der Toskana
Gestern hatte ich mir als Ziel Volterra ausgesucht, eine der malerischen mittelalterlichen Städte der Toskana. Natürlich, wie hier üblich, ganz oben auf dem Berg. Auch der Ort zuvor - Montecatino - befand sich auf einem Bergsporn, dito Pomerance, Serrazzano, ... Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen, denn in alten Zeiten war das das wohl der beste Platz zum Überleben in einer der dicht besiedelsten Landschaften der Antike.

Mein größtes Problem war auf der Tour die unbarmherzig strahlende Sonne. Die Temperaturen blieben zwar im Wohlfühlbereich, trotzdem sehe ich mittlerweile aus wie ein Indianer. Jetzt weiß ich auch, warum ich so viele Radfahrer mit Langarmtrikots bzw. Ärmlingen gesehen habe. Spätestens in der Heimat wird der Lack dann wieder abblättern.

Mal sehen, was sonst noch so wird. Eigentlich steht ja Pisa noch auf dem Programm. Ich weiß nur noch nicht, ob als Handbiker oder mit dem Rollstuhl. Uvidíme.

Track der Handbiketour vom 31.03.2015