29. Juni 2015

War er's?

Das unsichere Wetter am ersten Tag des Wochenendes ließ mich lange zögern. Zwar war im Regenradar ein großflächiges Regengebiet zu sehen, welches auf Ostsachsen zuzog, doch wundersamerweise machte der Regen um das Elbtal lange Zeit einen Bogen.

Trotzdem entschloß ich mich zu vorgerückter Stunde, an diesem Tag auf eine Tour zu verzichten. So konnte ich immerhin den lange vor mir hergeschobenen Kauf von Bekleidung noch vor dem Urlaub erledigen. Ich liebe Einkaufen (das ist ironisch gemeint), vor allem, wenn es solch eine schweißtreibende Beschäftigung, wie die Anschaffung von Hosen ist. In der stickigen Ankleidekabine Anziehen, Probieren, Ausziehen ... Gerechterweise gab es nachmittags etliche heftige Güsse, so daß ich wenigstens nichts verpaßt hatte.

Dafür kündigte sich am Sonntag nahezu optimales Wetter an. Nicht zu heiß, nicht zu sonnig und der Wind so, daß später auf dem Rückweg mit Unterstützung zu rechnen war. Perfekt für den nächsten langen Kanten. Der brachte mich dieses Mal bis nach Oschatz. Wieder eine neue Stadt im heimatlichen Einzugsgebiet. Höhenmeter sammelte ich allerdings vorzugsweise auf dem Rückweg. Diesmal untertreibt GPSies.com jedoch etwas, denn meinem Fahrradcomputer zufolge waren es insgesamt knapp über 2000 Hm. Weiß der Teufel, was die für Geländemodelle bei ihren Karten zugrundelegen ...

Die Landschaft bot - wie nicht anders zu erwarten und bereits in dieser Region öfter erlebt - keine besonderen Höhepunkte. Zwischen Laußnitz und Oschatz gibt es eben nicht viel Spannendes. Allenfalls die Flachlandfahrer kommen hier auf ihre Kosten.

Dafür wurde es gleich am Morgen richtig spannend. Auf der Straße zwischen Lohmen und Dobra, kurz vor der Kuppe (s. Track vom 28.06., km 13,1) erhaschte ich gegen 5 in der Frühe für 1-2 Sekunden den Blick auf ein Tier, welches völlig ungestört vor der Leitplanke auf der Straße stand. Für einen Fuchs war es zu groß, und auch die Färbung paßte irgendwie nicht. Sollte das etwa ein Wolf gewesen sein? Ganz unwahrscheinlich ist das jedenfalls nicht, denn bis zur nachgewiesenen Wolfspopulation im Hohwald bei Neustadt sind es nur ca. 25 km. Das ist für ein streunendes Jungtier auf Reviersuche keine Entfernung. Leider hatte sich das Tier bereits im nahen Wald verzogen, bevor ich meine Sichtung überprüfen konnte. Der Beweis steht also aus, denn Bilder sind bei dieser Gelegenheit natürlich auf die Schnelle keine geworden. 

Später hätte ich bei den klaren Sichtverhältnissen fotografieren können, doch fand sich kein schönes Motiv. Vielleicht noch am ehesten im Oschatzer Zentrum, für das ich mir aber nicht die Zeit nahm. - Dann eben wieder beim nächsten Mal.

23. Juni 2015

Herbst statt Sommer

Am Wochenende begann nach dem Kalender der Sommer. Doch davon ist derzeit wenig zu spüren. Die Temperaturen schaffen es kaum über die 20°C-Marke, dafür gibt es reichlich Naß von oben. Nicht nur deshalb habe ich mir das Pirnaer Stadtfest komplett geschenkt und mich lieber mit dem Handbike auf die Piste begeben.

Zum Radfahren war nämlich das Wetter ganz angenehm. Wenn nur nicht ständig Regen gedroht hätte ...  Ein paar Tropfen auf's stolze Haupt ließen sich nicht vermeiden, doch die kräftigen Regenfälle kamen an beiden Tagen immer erst nach meiner Rückkehr.

Während ich sonntags meine Bahnen hauptsächlich südlich der Elbe zog, ging es anderntags nach einer morgendlichen Einfahrrunde gemeinsam mit Sigg in den Norden.

Der Elberadweg bei Niedergrund (Dolní Žleb)
Im Cunnersdorfer Forst fährt man kilometerweit abseits des Kraftverkehrs durch ausgedehnte Wälder, jedoch summieren sich auch dort die Anstiege. Um vom Taubenteich in den Krippengrund zu gelangen, muß eine recht kurze, doch knackige Rampe bewältigt werden (s. Track vom 21.06., km 49,8 - 50,1). Dafür gibt es dann eine lange Abfahrt vor dem nächsten Anstieg auf dem Gliedenbachweg in Richtung Großer Zschirnstein. Nachdem ich in Reinhardtsdorf unter einem Dach einen Regenschauer vorbeigelassen hatte, gönnte ich mir schließlich noch eine Spazierfahrt auf dem Elberadweg nach Tetschen (Děčín). Auch der Rückweg auf der anderen Elbseite wurde recht entspannt. Nur die Abkürzung über Waltersdorf brachte noch einmal das Blut in Wallung.

Als gestern mein Freund Sigg mit seiner Frau am Frühstückstisch saß, nahm ich bereits die ersten Kilometer unter die Räder. Die blauen Regenwolken drohten schon auf dem Wetterradar, so daß ich wenigstens eine kleine Morgenrunde schaffen wollte. Wir entschieden uns dann trotzdem für eine gemeinsame Ausfahrt. Das schlechte Wetter ließ auf sich warten, und so ging es wieder Stück um Stück ostwärts. Ab Polenz fuhren wir bis Porschdorf nahezu ausschließlich abseits öffentlicher Straßen, d. h. ohne nervenden Kraftverkehr. Dieser Abschnitt  (s. Track vom 22.06., km 62,3 - 76,0) ist auch landschaftlich sehr schön. Wer damit leben kann, zwischen der Lohsdorfer Straße und Goßdorf mal zwei Kilometer auf einem einfachen Feldweg zu fahren, für den ist die Strecke sehr zu empfehlen. Alles andere ist nämlich asphaltiert bzw. mit Betonplatten ausgelegt.

Auf den letzten Kilometern im Elbtal wurden wir immer schneller. Kein Wunder, denn vor uns baute sich am Himmel eine schwarze Wand auf. Noch bevor sich die ergiebigen Niederschläge über meiner Heimatstadt entluden, hatte es aber jeder von uns in den sicheren Hafen geschafft. - Eine perfekte Zeitplanung!

Track der Handbiketour vom 21.06.2015
Track der Handbiketour vom 22.06.2015

20. Juni 2015

Helden wie wir!

Ein tolles Geburtstagsgeschenk!

Lange schon wollte ich hinauf zum Großen Prebischtor (Pravčická brána) wandern. Ohne Hilfe ist das jedoch für mich nicht zu schaffen, weder mit dem Handbike noch im Rollstuhl. So blieb mir bisher nur der Blick aus der Ferne auf Europas größte natürliche Sandsteinbrücke.

Mit vereinten Kräften unterwegs auf dem Gabrielensteig
Doch fast wie zur Feier des Tages ergab sich heute die Gelegenheit, mich mit genügend Begleitern auf Expedition zu begeben. Das Wetter war zwar ziemlich durchwachsen, und am Anfang regnete es sogar recht kräftig. Dadurch waren aber auch vormittags wesentlich weniger Leute zu unserem Ziel unterwegs, und wir hatten genügend Bewegungsraum und Zeit für den meist extrem holperigen Aufstieg. Ohne meinen Lenkvorsatz PRO ACTIV Freeway am Rolli wäre die Aktion vermutlich nicht in dieser Form möglich.  Trotzdem erforderten immer noch etliche schwierige Passagen den vollen Einsatz von bis zu vier Helfern am Rollstuhl.

Umso größer schließlich meine Freude während der letzten Meter zum Prebischtor. Auf der Aussicht unter der Sandsteinbrücke wurde etwas später ordentlich aufgetischt. Es gab eigenhändig hergestellte Köstlichkeiten, Obst und Süßes. Das hatten wir uns alle redlich verdient! Vor der Eröffnung des Buffets sangen mir dann meine Freunde ein Geburtstagsständchen. Da wird wohl mancher Tourist große Augen gemacht haben.

Suchbild mit Prebischtor: Wo ist der Rollifahrer?
Der Rückweg gestaltete sich dann überraschend unkompliziert. Vermutlich hilft die Schwerkraft doch eher, als daß sie hinderlich ist. Wir waren jedenfalls fast so flott unterwegs wie die Wanderer ohne Handicap.

Das war ein unvergeßlicher Tag. Mit Freunden gemeinsam draußen in der herrlichen Natur auf Pfaden unterwegs, die für Rollifahrer nun wirklich nicht ohne weiteres befahrbar sind. Trotz aller Anstrengung hatten wir auch viel Spaß miteinander. Selbst für die Kinder war es kurzweilig, weil sie mit Kerstins Hund Jimmy herumtoben konnten. So erfüllte sich nicht nur für mich ein großer Wunsch, sondern es wurde auch ein schöner Ausflug für alle anderen.

Nicht träumen, handeln!

Track der Rolliwanderung vom 20.06.2015

15. Juni 2015

Die "gute" alte Zeit

Wegen des bei sommerlichen Temperaturen teils kräftigen Regens der vergangenen Tage mußte ich im am Wochenende auf schwülwarme Witterungsbedingungen einstellen. Die hohe Luftfeuchte ist am Morgen am besten zu ertragen, danach kühlt nur noch der Fahrtwind bei entsprechender Geschwindigkeit.

Am angenehmsten ist es derzeit in den Wäldern und Schluchten. Deshalb habe ich mich am Sonnabend nach der Elbtalpassage in den böhmischen Teil des Elbsandsteingebirges und den Ausläufern des Lausitzer Berglands verkrümelt. Die Steilrampe von Dittersbach (Jetřichovice) nach Rennersdorf (Rynartice) bringt das Blut zwar ordentlich in Wallung, um so schöner fährt es sich dann aber zwischen Niederkreibitz (Dolní Chřibská) und Daubitz (Doubice) (s. Track vom 13.06., km 52,2 - 56,2). Nur schade, daß sich inzwischen die Straße zwischen Ortsausgang Daubitz bis zum Ortseingang Khaa (Kyjov) als ein beinahe nicht mehr fahrbarer Flickenteppich präsentiert, der den Genuß auf dem gesamten Abschnitt erheblich schmälert.

Das wurde nur durch die 2,5 km lange Radtrasse von Lobendau (Lobendava) nach Langburkersdorf  zur deutschen Grenze (s. Track vom 13.06., km 83,2 - 85,7) unterboten. Die nahezu optimale Direktverbindung muß größtenteils im Schrittempo befahren werden, denn es geht über groben Schotter und schlechte Waldwege. Dafür braucht man unbedingt robuste Bereifung!

Teilweise etwas seltsam mutet für uns Deutsche das Hobby einiger Tschechen an. Bei meinem Anstieg aus Alt Ehrenberg (Staré Křečany) kam mir eine lange Kolonne von alten Militärjeeps und -motorrädern sowie Truppentransportern entgegen. Unsere östlichen Nachbarn scheinen ein Faible für diese Art von Geschichtspflege zu haben. Da trifft man dann - wie dieses Mal auch - sogar erwachsene Männer, die mit Repliken von altem Kriegsgerät bzw. Holzgewehren unterwegs sind. Das erstaunlichste daran: Auf den Köpfen sitzt nicht selten ein Stahlhelm der Deutschen Wehrmacht, also der Truppen des ehemaligen Feindes. An die Zeit zwischen 1938 und 1945 hat vermutlich kein Tscheche gute Erinnerungen.

Blick zum Gamrig, im Hintergrund links der Lilienstein
Sonntags ließ ich es dann wieder gemütlicher angehen. Ins Schwitzen bin ich zwar trotzdem gekommen, doch dieses Mal blieb die Hose wenigstens trocken. Das klingt schon verrückt, aber es ist tatsächlich so, daß der Schweiß, der nicht verdunsten und den das Radtrikot nicht mehr aufnehmen kann, dann in die benachbarten Kleidungsstücke (Hose und darunter) sickert. Eine nasse Hose bekommt man sonst nur bei gewissen Unfällen ...

Für ein Foto zum Eintrag habe ich auf der Ziegenrückenstraße zwischen Hocksteinschänke und Waltersdorf noch einen kurzen Zwischenstop eingelegt. Leider wächst dieser Aussichtspunkt immer mehr zu. Vor ein paar Jahren war der Blick noch viel freier.

Track der Handbiketour vom 13.06.2015
Track der Handbiketour vom 14.06.2015

8. Juni 2015

Erhitzte Gemüter

Noch ist mein neuer Kurbelgriff nicht bei mir angekommen, doch glücklicherweise komme ich mit dem alten Ersatz ganz gut zurecht. Am Sonnabend standen gleich die nächsten Wartungsarbeiten bei Bike24 auf dem Programm. Natürlich verbinde ich das immer gleich mit einer Tour.

Davor ein paar Kilometer, und nach den Arbeiten in Dresden anschließend weiter. Es war inzwischen ziemlich heiß geworden. Im Laufe des Vormittags stieg das Thermometer bereits auf mehr als 30°C. Leider ließ es sich dabei nicht vermeiden, daß ich - um auf die andere Elbseite zu gelangen - ein paar hundert Meter Elberadweg benutzen mußte. Konkret das Stück über die Eisenbahnbrücke bei Niederwartha.

Dort wurde es ungewohnt hitzig. Während der steilen Auffahrtsrampe wollte eine Familie mich (der sich Zeit damit ließ) überholen. Der Vater kündigte seine Familie an und kam gut an mir vorbei. Junior starb am Berg jedoch ab und begann kurz vor mir auf der Rampe zickzack zu fahren. Ich hatte das bereits geahnt und war bereit, anzuhalten. Schließlich ist er ja ein Kind, das nicht immer richtig die Situation abschätzen kann. Plötzlich kam ein Pedalist von hinten angerollt und forderte lautstark und herrisch Platz. Rücksichtlos drängelte er an dem Jungen vorbei. Mich brachte das sofort auf die Palme. Noch auf der Brücke war ich direkt hinter ihm und forderte ihn nun seinerseits auf, mir Platz zu machen. Als er keine Anstalten dazu machte, drückte ich ihn behutsam an seinem Gepäckträger nach rechts zur Seite und überholte ihn. Da tritt doch dieses Subjekt mit dem Fuß nach mir!!! So etwas ist mir in all den Jahren als Handbiker noch nie passiert! Als ich ihn daraufhin zwang, anzuhalten, um ihn zur Rede zu stellen, wurde er handgreiflich. Ich dachte, ich spinne ... Bloß gut, daß der Familienvater uns inzwischen erreicht hatte und zur Ordnung rief. Ich weiß nicht, wie das sonst ausgegangen wäre. So habe ich mich wieder in Bewegung gesetzt und diesen Typen schnell hinter mich gelassen.

Aschenbrödels Schuh
Eigentlich wollte ich mir nicht den Tag  versauen lassen, doch beschäftigte mich dieses unschöne Erlebnis noch bis Moritzburg. Erst am Schloß des Aschenbrödels kam ich wieder auf erfreulichere Gedanken. Dem Schuh, den das Aschenbrödel in dem deutsch-tschechischen Märchen-Kultfilm bei dem Verlassen des Balls verloren hatte (s. Videoausschnitt), wurde dort ein Denkmal gesetzt. Er ist ein beliebtes Fotomotiv für Frauen, die ihren Fuß oft in den Schuh stecken, um zu sehen, ob es einen Märchenprinzen für sie gibt. Auch wundert es nicht, daß der Ort inzwischen ein Anziehungspunkt für Hochzeitspaare ist. Sogar bei unseren Nachbarn. Eine tschechische Hochzeitsgesllschaft war jedenfalls am Sonnabend gerade auf dem Weg zu Schloß. Ich wußte gar nicht, daß sie sich auch in Deutschland trauen lassen dürfen, finde es aber sehr schön.

Gestern hatte es sich gründlich abgekühlt. Noch bis in die elfte Stunde regnete es, so daß ich erst kurz vor Mittag aufbrechen konnte. Zuvor hatte ich eigentlich den Tag schon abgeschrieben, doch die Tour wurde richtig schön. Optimale Temperaturen von 18 - 22°C und bei dichter Bewölkung erstaunlicherweise (trotz des vorangegangenen Regens) keine hohe Luftfeuchte bildeten einen willkommenen Kontrast zur ersten Tour des Wochenendes. Am Ende war ich zeitiger als gedacht zurück und bin dabei sogar weiter als geplant gefahren.

Irgendwie scheint mein altes Pferd jetzt schneller zu galoppieren.

Track der Handbiketour vom 06.06.2015
Track der Handbiketour vom 07.06.2015