31. März 2016

Auflauf am Rocca San Silvestro

Ein weiterer Tourentag in der Toskana neigt sich dem Ende entgegen. Ich bin selbst überrascht, wie gut es bei mir derzeit läuft. An 5 Tagen insgesamt mehr als 600 km und mindestens 6000 Hm - das ist sogar für mich durchaus nicht Standard. Selbst den einzigen "Ruhe"tag gab es nur deswegen, weil der komplette Vormittag verregnet war. Und auch jetzt bin ich immer noch nicht so geschafft, daß ich morgen pausieren müßte. Vor drei Wochen sah das alles noch ganz anders aus ...

Heute nun habe ich mich gleich zu Beginn der Fahrt zur Burg "Rocca San Silvestro" hochgearbeitet. Der Ort ließ sich sogar über mein Fahrradnavi als Ziel festlegen, so daß ich den Weg nicht verfehlen konnte. Jedoch zeigte mein Orientierungshelfer nicht an, daß der letzte Teil des Weges (s. Track vom 31.03., km 9,5 - 11,1) für die Öffentlichkeit gesperrt war. Hier transportierten nämlich die riesigen Steinbruch-Laster das Geröll aus dem nahen Kalksteinbruch zur Weiterverarbeitung.

Größere Autos gibt's nicht! (Aufnahmeort)
Kraft meiner Wassersuppe setzte ich mich über das mehr als eindeutige Verbot zur Weiterfahrt hinweg. So kurz vor dem Ziel sollte mich nichts aufhalten! Kaum auf der breiten Betonpiste angelangt, kam mir aber schon eines dieser schwerbeladenen Ungetüme entgegen. Dessen Fahrer versuchte mir klarzumachen, daß ich hier nicht fahren darf. Ist ja eigentlich auch logisch. Wenn bei der eingeschränkten Sicht aus der Fahrerkabine so ein Monster über dich drüber rollt, so merkt er das wahrscheinlich nicht einmal. Da bleibt bloß ein Fettfleck übrig.

Naja, ich habe dem Mann versucht klarzumachen, warum ich hier bin und daß ich auf jeden Fall ganz vorsichtig sein werde. Dann versuchte ich so schnell wie möglich, Land zu gewinnen. Die Straße war nicht einmal besonders steil, denn die Transporter müssen dort ja auch hinaufkommen. Allerdings bin ich immer noch zu langsam gewesen. Hinter mir tauchte ein Pickup der Minengesellschaft auf und hielt neben mir. Wieder folgten meine Erklärungsversuche. Sie hatten Erfolg, und so fuhren die Dispatcher mir zur Burg voraus. Dort ging es für mich nur noch darum, ein paar schöne Bilder zu schießen. Am Endpunkt angelangt, kam von unten ein weiterer Truck an, der (an dieser Ausweichstelle) hielt, weil von oben das Gegenfahrzeug kam. Schließlich steuerte ein weiterer Pickup auf uns zu, dem offensichtlich jemand von der Bergwerksleitung entstieg. Ich glaube, ich habe mit meiner Eskapade die ganze Bergwerksgesellschaft in Aufruhr versetzt!

Vor der Höhenburg "Rocca San Silvestro" (Aufnahmeort)
Alle reagierten jedoch dermaßen entspannt auf meine Erläuterungen, daß ich darüber selbst wohl am meisten überrascht war. Kein Wort von Strafe, kein Wutausbruch, nur ein breites Grinsen. Als ich nach der eskortierten Abfahrt die Leute wieder verließ, bedankte ich mich bei ihnen, was mit lautstarken und herzlichen Grüßen quittiert wurde. - Ein tolles Erlebnis, welches mir sicher lange in Erinnerung bleiben wird!

Meine Schlagzeile hatte ich nun, doch auch der spätere Aufstieg nach Montebamboli brachte mich auf Touren. Dort wo ich 2012 wieder umgekehrt war, weil ich mir nicht sicher war, ob die Straße weiterführt, fuhr ich dieses Mal dank der Führung durch mein Navigationsgerät weiter. Es hat sich gelohnt, obwohl die Strecke wirklich sehr anspruchsvoll ist.

Dagegen waren die letzten 60 km Entspannung pur. Außerdem schob mich der kräftige Südwind nachhause.

Track der Handbiketour vom 31.03.2016

30. März 2016

Schön oder leicht

Heute habe ich ein paar Gänge runtergeschaltet. Zwar sollten es wenigstens 100 km werden, doch dafür wesentlich weniger Höhenmeter. Leider gerät man hier bei solchen Wünschen sehr oft in ein Dilemma.

Etwas Besonderes ist die Durchquerung der Furt auf dem Weg nach
Lago Boracifero (Aufnahmeort). Das Wasser ist eine Handbreit tief.
Die wirklich schön zu fahrenden Straßen befinden sich nämlich im Gebirge, und bis dahin sind zunächst etliche Anstiege zu meistern. Dafür kann sich dann der geneigte Radsportler an meist kurvenreichen Straßen mit häufigen Aus- und Tiefblicken erfreuen. Nicht selten schlängeln sich diese Panoramastrecken zudem in gleicher Höhe an den Berghängen entlang, so daß es einfach nur Laune macht, sich bei flottem Tempo in die Kurven zu legen.

Auf der anderen Seite gibt es die ausgedehnten Ebenen zwischen dem Meer und den Bergen. Ein Beispiel dafür ist das Gebiet um Venturino Terme und Piombino. Wenn es dort mal ein paar Meter aufwärts geht, dann höchstens an einem der Landsitze vorbei, die meist auf kleinen Erhebungen errichtet wurden. Doch die Straßen in diesem Gebiet sind kilometerweit schnurgerade. Hier bekommt der Spruch, wonach die Nachbarn bereits am Morgen wissen, wer abends zu Besuch kommt, seine ganz spezielle Bedeutung. Das ist definitiv nicht mein Ding!

Im Hafen von Baratti (Aufnahmeort)
Reichlich ermüdet von der monotonen Kilometerfresserei und dem kräftigen Südwestwind - die nur von einem Umweg unterbrochen wurde, weil es die Brücke über den Entwässerungsgraben nicht mehr gab - war ich dankbar für den kurzen Abstecher nach Populonia. Hinauf in den Ort ging es noch einmal richtig zur Sache. Was das Thema Archäologie betrifft, hatte ich jedoch mehr erwartet. Die antiken Ruinen sind alle in Freilichtmuseen weggeschlossen, die überdies meist (noch) nicht geöffnet hatten. Wenigstens war die Aussicht ganz nett, auch wenn es die schon unten im Hafen Baratti gab.

Mein Sonnenbrand auf Hochstirn und Armen entwickelt sich prächtig weiter. Mal sehen, wann die Fassade abblättert.

Track der Handbiketour vom 30.03.2016

29. März 2016

Fettbrennerei

Juchhu! Ich kann gar nicht so schnell gucken, wie mein über den Winter während etlicher Freßattacken unnütz angesammeltes Körperfett sich hier in der Toskana in Wohlgefallen auflöst. Heute gab es gleich die nächste Gelegenheit dazu. Bei der Planung hatte ich auf der Suche nach Neuland den Ort Micciano in den Bergen entdeckt. Schon das Streckenprofil ließ einen interessanten Anstieg und eine nicht minder atemberaubende Abfahrt vermuten.

Davor und danach fügte ich mir bereits bekannte Abschnitte in die Tour ein - fertig war der Plan für eine durchaus anspruchsvolle Unternehmung. Dabei machten sich die Auffahrten meist sehr angenehm, denn es gab keine garstigen Rampen. Letztere kommen auch nur extrem selten bei den mir bekannten toskanischen Bergstraßen vor. Heute jedoch lauerten sie vor Micciano auf mich unbedarften Handbiker, der bis dahin doch tatsächlich glaubte, daß es bei einem 10%-Steigungsschild auch wirklich nur 10 Hm auf 100 m nach oben geht. - Ich jedenfalls habe schon "flachere" 18%er bezwungen! Bei zwei ca. 200 m langen Abschnitten half nur noch meine Kurze-Sprünge-Taktik weiter - und das lag ganz sicher nicht an einer angefressenen Psyche!

Dafür gab es ganz oben beim Ort ein wahres Traumpanorama. Auch die Serpentinenabfahrt (s. Track vom 29.03., km 55,6 - 58,7) war eine Klasse für sich. Selbst der stark verwitterte und rissige Asphalt störte nich allzusehr, denn bei diesen vielen und engen Kurven brauchte man sowieso gute Bremsen.

Zypressenallee vor einem Landgut auf einem Hügel - der Inbegriff der Toskana (Aufnahmeort)
Kurz vor Pomerance erreichte ich wieder bekanntes Gelände. Die ausgebaute Hauptstrecke bis kurz nach Laderello unterschied sich von den anderen Straßen einzig dadurch, daß sie wesentlich stärker befahren war. Allerdings wurde selbst hier der Verkehr nie nervtötend. Auf den meisten der heute befahrenen Ortsverbindungen waren Kraftfahrzeuge jedoch ungefähr so häufig, wie Regen in der Wüste. So habe ich das Handbiken in der Toskana noch nie genossen.

Als Belohnung für einen erfolgreichen Tag gönnte ich mir noch den Straßenabschnitt zwischen Sassetta und Suvereto (s. Track vom 29.03., km 111,7 - 125,1). Diese knapp 15 km - und zwar in genau dieser Fahrtrichtung - sind landschaftlich und fahrtechnisch so spektakulär, daß wohl jeder Radsportler, der in der Region unterwegs ist, diese Passage kennt. Schon allein dafür lohnt die Anreise, auch wenn es hier noch etliche andere zauberhafte Straßenkilometer gibt. Das Gebiet ist inzwischen ein wahres Mekka für Rennradfahrer.

Von Jahr zu Jahr werden es mehr.

Track der Handbiketour vom 29.03.2016

28. März 2016

Von Null auf Siebenhundert

Da bin ich also wieder in der Toskana. Am gleichen Ort, wo ich in etwa um die gleiche Zeit im vergangenen Jahr war: in der Ferienanlage "Riva degli Etruschi" (s. a. Webcam vom Strand). Allerdings macht sich die eine Woche Zeitvorsprung selbst hier im Süden bemerkbar. Es ist bei weitem noch nicht so grün, wie ich erwartet hatte. Doch das tut der Freude keinem Abbruch. Nach den zwei Touren an den vergangenen beiden Tagen kann ich heute sogar den Starkregen am Vormittag ganz entspannt abwarten.

Gleich nach der Ankunft am Sonnabend bin ich gegen elf zu einer entspannten Einrolltour aufgebrochen. Es sollte nichts Spektakuläres werden, nur eben eine nette Nachmittagsrunde. Allerdings hatte ich von der Höhenburg Rocca San Silvestro gelesen, deren Silhouette ich mir aus der Nähe ansehen wollte. Leider wurde daraus nichts, denn irgendwie habe ich den richtigen Abzweig verfehlt und landete stattdessen am Eingangsgebäude des Archäologischen Bergbauparks (s. Track vom 26.03., km 12,3). Vielleicht unternehme ich später noch einen zweiten Versuch, dorthin zu gelangen -  die Ruinen scheinen wirklich eindrucksvoll zu sein.

Ansonsten mußte ich mich am ersten Tag vor allem auf dem Rückweg mit diesen endlos langen schnurgeraden Straßen herumärgern, deren Belag zudem an den Rändern manchmal ziemlich rissig und verwittert ist. Die Strecke von Gavorrano Scalo bis kurz vor Piombino (s. Track vom 26.03., km 61,0 - 94,3) läßt sich nur dann einigermaßen unbeschadet überstehen, wenn man zuvor das Hirn ausgeschaltet hat. Vor allem bei kräftigem Westwind - so wie am Sonnabend.

Blick auf Prata (Aufnahmeort)
Trotz der Zeitumstellung war ich gestern morgen frisch für die erste längere Ausfahrt. Mein Kamerad Lád'a wollte umbedingt mit mir gemeinsam auf Tour. Als Ziel dafür hatte er sich Roccastrada ausgesucht, wo er sich dann seinen tschechischen Kameraden anschließen wollte, die mit gleichem Ziel wesentlich später starteten. Es blieb beim Wollen, denn in Tatti (s. Track vom 27.03., km 64,0) verpaßten wir den richtigen Abzweig und fuhren weiter in Richtung Prata. Jedoch erwies sich das beinahe als Glückgriff. Auf der folgenden landschaftlich schönen und kurvenreichen Strecke (s. Track vom 27.03., km 64,4 - 72,1) begegneten uns ganze drei Fahrzeuge, und das erst kurz vor dem Abzweig nach Il Gabellino. Auch der Weiterweg gestaltete sich mehr als angenehm, obwohl bis kurz nach Montieri noch einmal Klettern angesagt war. Doch die moderaten Steigungsprozente ließen sich recht entspannt unter die Räder nehmen, sobald man nicht versuchte, auf Teufel komm raus größere Übersetzungen zu fahren.

Nach knapp 120 km hatte ich genug Höhenmeter gesammelt. Als sich mein tschechischer Kamerad noch für den Abstecher über die Traumstraße von Sasseta nach Suvereto entschied, trennten wir uns auf den letzten Kilometern. Statt weiterer 200 Höhenmeter rollte ich ohne nennenswerte Steigungen ganz entspannt durch die ausgedehnte Schwemmlandebene zurück zum Quartier.

Es roch bereits nach Regen.

Track der Handbiketour vom 26.03.2016
Track der Handbiketour vom 27.03.2016

20. März 2016

Wie im Spätherbst

Wer an diesem Wochenende draußen unterwegs sein wollte, mußte sich mehr als sonst dazu motivieren. Vor allem sonnabends startete der Tag mit dem sattsam bekannten Durchhaltewetter: dichte, bis zur Erde reichende naßkalte Wolkenbänke, die sich nur bei den gelegentlichen Nieselregenschauern etwas lichteten.

Es war schon ziemlich verrückt, daß ich mir trotzdem die Tour quer durch den Schluckenauer Zipfel (Šluknovský výběžek) vornahm. Allmählich wird es nämlich Zeit für anspruchsvollere Aktivitäten. Die Streckenlänge und die Höhenmeter sprachen dann auch für sich. Nur am Tempo muß ich noch arbeiten. Doch weil ich während der Fahrt etliche Kilometer auf nassen unbefestigten Wegen bzw. Forststraßen zurückgelegt habe, wäre schneller auch dreckiger gewesen. Bei einigen kurzen Passagen mußte ich mich sogar regelrecht durch den Schlamm wühlen.

Diesmal habe ich zudem erstmalig richtig von meinem Fahrradnavi profitiert. Mit der zuvor geplanten und ins Gerät hochgeladenen Route gab es für mich tatsächlich noch einiges Neuland zu entdecken. Außerdem entfiel das lästige "Fahren & Halten", weil man nun im unbekannten Gelände nicht mehr an jedem Abzweig erst umständlich die Karte zu Rate ziehen mußte. Ich denke, ich werde noch etliche interessante Streckenalternativen finden.

Blick auf Hermsdorf, rechts im Hintergrund der Wilisch (Aufnahmeort)
Meine heutige zweite Tour sollte schließlich das Kontrastprogramm zum Kampftag vom Sonnabend sein. Relativ wenige Höhenmeter, und die vor allem während der ersten Streckenhälfte - das müßte doch ein recht entspanntes Fahren werden. Wo es allerdings über's freie Feld ging, hing der Gegenwind wie ein Bremsklotz am Handbike. Bloß gut, daß dies vorbei war, als ich auf der Eisenbahnbrücke über die Elbe zwischen Niederwartha und Naundorf den westlichsten Punkt meiner Runde erreicht hatte. Ab da konnte ich mit zusätzlicher Windkraft trotz einiger kleiner Anstiege endlich meine Durchschnittsgeschwindigkeit noch etwas nach oben korrigieren.

Was bleibt von diesen zwei Touren? Das für mich erfreulichste ist sicherlich, daß ich allmählich in Schwung komme. Meine Herzfrequenz bei Dauerbelastung pegelt sich im üblichen Bereich ein, auch bin ich heute abend bei weitem nicht so geplättet, wie bei einigen vorangegangenen Aktiv-Wochenenden.

Jetzt muß es nur noch etwas wärmer werden.

14. März 2016

Ohne Weitblick

Von wegen Sonne und Frühling! Die trüb-triste Witterung vom Wochenende paßte perfekt zum aktuell herrschenden politischen Klima in Deutschland. Mit einem Unterschied: Das Wetter kann niemand lenken.

In der Hoffnung auf ein bißchen Sonnenschein am Sonntag entschied ich mich am ersten Tag des Wochenendes nur für eine kleinere Ausfahrt. Die längeren Anstiege packte ich in den ersten Teil der Tour, damit mich am Morgen die erhöhte Betriebstemperatur wärmte. Allerdings relativierte sich der Effekt, als ich in dichter, nieseliger Wolkensuppe nach knapp 30 km den Erzgebirgskamm überquerte. Deshalb war ich froh, anschließend im Tetschener Hochland noch einmal bis auf fast 600 m NHN klettern zu können. Die Auffahrten sind bei solchen Bedingungen oft für den Körper wesentlich  angenehmer.

Dank meines Fahrradnavis erkundete ich auch gleich einen neuen Abschnitt, den ich bisher ignoriert hatte. Bei der morgendlichen Planung der Tour hatte ich nämlich mithilfe der Heatmap auf Bikemap.net entdeckt, daß es von der Ortsverbindungsstraße zwischen Ohren (Javory) und Malschwitz (Malšovice) einen Abzweig nach Alt Bohmen (Stará Bohyně) gibt. Die Straße war zwar nicht in den Karten eingezeichnet, erwies sich jedoch mit ihrer alten, etwas verwitterter Schwarzdecke als sehr gut befahrbar (s. Track vom 12.03., km 45,3 - 46,3). Die folgende Abfahrt hinunter ins Elbtal ist eine prima Alternative zur bisher genutzten Route.

Gestern wurde es dann nichts mit Sonne. Dafür hingen die Wolken noch niedriger. Außerhalb der tiefen Täler von Elbe, Polenz / Lachsbach und auch Kirnitzsch reichte der Blick nur wenige hundert Meter. Dazu kam eine unangenehme feuchte Kälte, die im Tagesverlauf sich immer weiter ausbreitete. Nachmittags waren es nur noch 2°C.

Unterwegs im Khaatal (Aufnahmeort)
Trotzdem stattete ich dem böhmischen Teil des Kirnitzschtals - es wird ab der deutsch-tschechischen Grenze bis zum kleinen gleichnamigen Örtchen Khaatal (Kyjovske údoli) genannt - einen Besuch ab. In dieser abgelegenen Ecke des Elbsandsteingebirges bin ich sehr gern, obwohl das Gebiet inzwischen auch immer mehr tschechische Ausflügler und Radfahrer inkl. Mountainbiker entdecken. Später wählte ich den Weg des geringsten Widerstands und fuhr über die Balzhütten (Tokáň) und die Böhmerstraße (Česká silnice) nach Hohen Leipa (Vysoká Lípa). Auf der längeren Strecke über Nieder Kreibitz (Chřibská), Rennersdorf (Rynartice) und Dittersbach (Jetřichovice) müssen nämlich wesentlich mehr Höhenmeter bewältigt werden. Dabei ließ sich das holperige Stückchen Böhmerstraße (s. Track vom 13.03., km 66,9 - 70,2) sogar wesentlich besser unter die Räder nehmen, als ich es in Erinnerung hatte. Die Holztransporte mit schwerer Technik haben wohl die schlechte Fahrbahn etwas glattgewalzt.

Noch etwas gibt es zu berichten. An beiden Tagen benutzte ich mein Navigationsgerät, welches ich zuvor mit der auf dem o.g. Online-Tourenportal erzeugten Strecke gefüttert hatte. Abgesehen davon, daß selbst dabei immer noch einige seltsame Meldungen während der Navigation erscheinen, droht mir bei ständiger Verwendung der Orientierungshilfe meine Spontaneität abhanden zu kommen. Früher bin ich nur mit einer groben Vorstellung über das Ziel losgefahren und habe dann Stück für Stück meine Tour ausgedehnt. Jetzt weiß ich schon zu Beginn der Fahrt, wieviele Kilometer mich erwarten, wenn ich mich an die Planung halte. Einzig die Höhenmeterbilanz bleibt noch eine kleine Überraschung, denn da werden auf den Internetportalen und auch auf meinem Navi völlig unterschiedliche und meist überzogene Werte angezeigt.

Nach meiner Ankunft zur Kaffeetrinkerzeit in Pirna hatte ich jedenfalls vom Handbiken für's erste genug. Bei diesem ekligen Wetter, das man eher im November erwarten würde, leidet auch meine Motivation.

Track der Handbiketour vom 12.03.2016
Track der Handbiketour vom 13.03.2016

8. März 2016

Vortragstour

Gestern war ich im Querschnittgelähmten-Zentrum der Klinik Bavaria in Zscheckwitz eingeladen. Im Rahmen des Patientenseminars hatte man mich gebeten, einen Bild-Vortrag zum Thema "Aktiv trotz Handicap" zu halten.

Weil es das Wetter gut mit mir meinte und ich am Vortag wegen des langandauernden Regens am Morgen auf sportliche Aktivitäten verzichten mußte, entschied ich mich, den Termin gleich mit einer Handbiketour zu kombinieren. Nach Physiotherapie und Zahn-OP ging es also kurz nach 11.00 Uhr los und über einen Umweg in die Klinik. Dort stellten mir die Leute einen Rolli leihweise zur Verfügung, damit ich im Haus für den Vortrag ausreichend beweglich war.

Zweieinhalb Stunden später folgte dann der zweite Teil der Tour, bei dem ich bis Glashütte noch ein paar Höhenmeter sammelte. Immerhin gelang es mir dabei, die teils heftigen Regenschauer geschickt zu umkurven. Gegen sieben war ich zurück.

Track der Handbiketour vom 07.03.2016

6. März 2016

Winterausklang

Normalerweise ist es Blödsinn, größere Strecken mit dem Auto zu fahren, nur um dann geeignete Bedingungen für sein Freizeitvergnügen zu finden. Doch am Sonnabend habe ich mich über meine ureigenste Ansicht hinweggesetzt - am Ende des zuhause schneearmen Winters wollte ich unbedingt noch mal auf die Bretter. Und weil ich mit meinem Wunsch nicht alleine stand, fuhren Kerstin und ich gestern die ca. 125 km ins Isergebirge nach Friedrichswald (Bedřichov).

Das Jagdschloß Neuwiese beherbergt heutzutage eine Gaststätte,
die für ihre gute Ente bekannt sein soll (Aufnahmeort)
Im Ort waren die Schneebedingungen dann leider schlechter als erwartet, so daß wir schließlich wenige Kilometer weiter und einige Meter höher zum Jagdschloß Neuwiese (Nová Louka) fuhren. Dieser Ort, der eigentlich nur über eine kleine Anliegerstraße erreichbar ist, erwies sich als der ideale Ausgangspunkt für unsere Tour.

Die Erkundung von unbekanntem Gelände mit dem Langlaufschlitten ist selbst im Tandem mit Begleitern ohne Handicap immer ein bißchen Russisches Roulette. Zwar versuche ich bei der Planung mittels analoger Karten oder auch über GPSies.com bzw. Wandermap.net anhand der Höhenlinien / des Höhenprofils abzuschätzen, ob uns garstige Aufstiege, noch mehr jedoch steile Abfahrten erwarten, welche kritisch für die Befahrung werden könnten. Vor Überraschungen ist man trotzdem nicht gefeit.

Auf der gestrigen Skitour lief es jedoch wieder optimal. Gut befahrbare Loipen mit machbaren Steigungen / Gefällestrecken auf ausreichend Schnee, und das bei herrlichem Sonnenschein - da freut sich der Mensch!

Mit Kerstin auf Tandem-Skitour im Isergebirge (Aufnahmeort)
Es war jedenfalls reichlich Verkehr auf der Piste. Natürlich gab es dabei auch ein paar unvorhergesehene Ereignisse. Einmal wollte uns eine Sonntagsfahrerin selbst auf unsere Bitte hin partout nicht Platz machen, obwohl wir im Tandem wesentlich schneller waren und ich wegen der tiefen Loipenspur diese nicht einfach verlassen konnte. Ein andermal machte auf der Abfahrt mitten in der Spur ein Skitourist eine Pause. Auch er zeigte keine Reaktion auf unsere lauten Rufe, und wir kamen bergab nicht rechtzeitig zum Stehen. Kerstin hüpfte noch kurz vorher aus der Loipe, doch bei mir landete der Mann erst auf dem Schoß, bevor ich dann mit ihm umkippte. - Eine junge, hübsche Frau an seiner Stelle wäre mir lieber gewesen ... Es ist halt wirklich ein kleines Problem, daß mich die Leute im Tandem direkt von vorn meist nicht sehen (können), weil ich ziemlich versteckt hinter dem Gespannführer agiere. Glücklicherweise hat mein Material diesen kleinen Unfall ohne Schäden überstanden, auch die Konstruktion des Zuggeschirrs ist mittlerweile so robust und ausgefeilt, daß keine Spuren zurückgeblieben sind.

Später haben wir noch Bekannte von der Bautzner Bergwacht und aus Zittau getroffen. Kein Wunder, liegt das schneesichere Isergebirge für die Oberlausitzer sogar näher als das Erzgebirge. Auf dem Heimweg wurde der Schnee bei all der Wärme und Sonne langsam weich und matschig. Es wird wohl die letzte Skitour in diesem Winter gewesen sein.

Ein herrlicher Saisonabschluß!

Track der Skilanglauftour vom 05.03.2016