31. Juli 2016

Logistische Herausforderung

Wie komme ich nach Österreich, wenn am Sonntag noch eine Tour mit Jens im Erzgebirge geplant ist und ich andererseits keine weitere Nacht im bisherigen Quartier verbringen kann? Für Lösung des Problem hatte ich heute morgen eine Eingebung: ich übernachte vom Sonntag zum Montag in der barrierefreien Jugendherberge in Plauen.

Idiotischerweise hatte ich mir die Telefonnummer nicht richtig aufgeschrieben, so daß ich dort abends mit der Tür ins Haus gefallen bin. Aber das Glück ist dem Tüchtigen hold: ein geeignetes Zimmer war für mich verfügbar. Trotz Mitgliedschaft im DJH hatte das Quartier allerdings beinahe Hotelpreise: 29,50 EUR mit Frühstück, und das ohne Handtücher, Waschmittel und all dem im Hotel üblichen Service.

Es war trotzdem eine gute Entscheidung, denn so konnte ich mich vor der langen Fahrt nicht nur noch einmal richtig ausschlafen, sondern auch wieder einigermaßen in Form bringen, Hygiene und Wechsel der nassen Bekleidung inklusive.

Hinter der Bergstadt Platten (Horní Blatná) droht schon das Gewitter
(Aufnahmeort)
Denn heute gegen Ende der Tour wurde es doch noch etwas feucht, obwohl es mir lange gelang, vor dem Gewitter herzufahren. Deshalb erreichten mich auch erst kurz vor Gottesgab (Boží Dar) die ersten heftigeren Regenschauer. Mein Chemnitzer Sportfreund hatte sich bereits etliche Kilometer zuvor in Hirschenstand (Jelení) von mir verabschiedet. Für ihn war es nämlich am günstigsten, gleich von dort aus den Heimweg anzutreten. Er wollte schließlich noch bis nach Aue fahren und dann in den Zug einsteigen.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir jedenfalls nach dem Morgengewitter ganz passables Wetter. Nur die nassen Straßen störten mich etwas, weil ich zur Vermeidung von zuviel Spritzwasser nur gebremst die Abfahrten unter die Räder bringen konnte. In Hirschenstand genehmigten wir uns zum Abschied in der Pension Jelení etwas für den Bauch. Ich wählte Palatschinken mit Kofola, der tschechischen Cola-artigen Limonade. - Hm, beides extrem lecker! Wo ich doch ein ausgesprochener Süßhahn bin ...

Die Tour am zweiten Tag war zwar nochmal kürzer, reichte mir aber angesichts der in den nächsten Tagen zu erwartenden Aktionen und aufgrund der Transportlogistik völlig aus. Nun kann es endlich auf Alpenpässejagd gehen.

Track der Handbiketour vom 31.07.2016

Alpentraining

Zum Auftakt meines diesjährigen Sommerurlaubs traf ich mich am Freitagabend mit meinem Chemnitzer Sportfreund in Gottesgab (Boží Dar), um über das Wochenende auf Tour ins Erzgebirge zu gehen. Vor zwei Monaten hatte Jens das Quartier im Hotel Praha gebucht, der angeblich einzigen barrierefreien Unterkunft in der Gegend.

Vor Ort erwies sich allerdings das Hotel als nicht ohne Unterstützung für mich nutzbar, denn überall im Haus - so auch zum und im Speiseraum - gibt es Stufen und Absätze. Selbst unser Zimmer war nicht barrierefrei erreichbar. Dreisterweise wurden wir nämlich trotz bestehender Reservierung einfach auf ein schlechter zugängliches Zimmer im Dachboden umgebucht, obwohl die Leute wußten, daß ich Rollifahrer bin. Wahrscheinlich mußten wir als Deutsche irgendwelchen Pragern Platz machen. - Dieser Laden ist definitiv keine Empfehlung!

Erinnerungsbild auf dem Keilberg (Aufnahmeort)
Erfreuerlicher hingegen war unsere erste gemeinsame Tour am Sonnabend. Bei sehr guten Witterungsbedingungen wurde es eine hinsichtlich der Anforderungen fast alpine Runde. Zu Beginn ging es hinauf auf den Keilberg (Klinovec), der höchsten Erhebung des Erzgebirges. So aus der Kalten vom Start weg aufwärts zu fahren, heizte mir gleich ordentlich ein. Dafür war das anschließende Stück nach Kupferberg (Měděnec) ein Erlebnis für sich. Immer wieder hatten wir phantstische Ausblicke ins Tal der Eger (Ohře), in welches wir später hinunterfuhren. Eine lange Abfahrt bedeutete in diesem Fall, daß alle diese Höhenmeter am Ende noch einmal vor uns liegen würden.

Von Klösterle an der Eger (Klášterec nad Ohří) benutzten wir dann zunächst den Eger-Radweg, der uns auf meist sehr guter Straße fast völlig kraftverkehrsfrei , dafür jedoch im steten Auf und Ab bis nach Warta (Stráž nad Ohří) brachte. Sichtlich genervt von der Befahrung der sich daran anschließenden Europastraße, bogen wir allerdings bald zum Erzgebirgskamm ab. Der nun folgende Anstieg ließ sich recht gut fahren, denn nur selten wurden zweistellige Steigungsprozente erreicht. Eine gewisse Ausdauer ist trotzdem vonnöten, um die auf ca. 16 km verteilten 700 Hm zu bewältigen. Das sind jedenfalls bereits fast alpine Dimensionen!

Auf den letzten Kilometern testeten wir noch eine alternative Strecke (s. Track vom 30.07., km 64,4 - 70,0). Ich hatte gedacht, wir kämen dort relativ bequem zum Ausgangspunkt zurück. Doch neben einigen schlechten Wegstücken lauerte noch ein giftiger Anstieg auf uns. Immerhin wurden wir dafür mit einigen wunderschönen Ausblicken belohnt. Im Abendsonnenlicht hatten wir einen weiten Blick in Richtung Norden.

Eine herrliche, aber sehr anspruchsvolle Tour!

Track der Tour vom 30.07.2015

24. Juli 2016

Sorgen

Aus heiterem Himmel entwickelte sich nach meiner Tour vom vergangenen Montag eine Beule im Bereich der Rücken-Narbe meiner Wirbelsäulen-OP. Darüber machte ich mir zunächst keine Gedanken.

Sieht harmlos aus, schmerzt jedoch bei Druck:
Abszess im Bereich der Wirbelsäulen-OP-Narbe
Doch als sie im Laufe der Woche nicht verschwand, ging ich am Freitag zu meinem Hausarzt, um der Sache auf den Grund gehen zu lassen. Nach 10 Minuten Wartezeit und kurzer Fleischbeschau überwies der mich gleich an den Chirurgen. Obwohl dieser kurz vor dem Wochenende volles Haus hatte, kam ich sofort dran. Manchmal - so habe ich den Eindruck - ist es durchaus förderlich, wenn man in der Region aufgrund der eigenen sportlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten nicht völlig unbekannt ist.

Naja, er schnitt die Beule unter Vereisung auf und entfernte den Eiter. Dabei erzählte ich ihm von meinem mit der Wirbelsäule verschraubten Fixateur, welcher mir vor 17 Jahren zur Stabilisierung der Trümmerfraktur eingesetzt worden war und der sich immer noch im Körper befindet. Und zwar genau unterhalb der OP-Narbe mit dem Abszess. Zu meiner Beruhigung konnte er bei diesem Eingriff jedoch keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Entzündung und dem tieferliegenden Implantat feststellen. Für mich war die Sache damit erledigt.

Deshalb bin ich gestern wieder zu einer Tour gestartet. Die operierte Stelle am Rücken schonte ich dabei weitgehend, indem ich mir nur eine kleine Runde mit moderatem Höhenprofil zusammenbastelte.

Die ist auch für Leute geeignet, welche sich in der Gegend zum ersten Mal an einem Hunderter versuchen wollen. Den letzten Abschnitt, meinen Umweg über Wünschendorf und Graupa (s. Track vom 23.07., km 89,0 - 101,3), kann man sich nämlich schenken, indem man von Dürrröhrsdorf direkt über Porschendorf und Liebethal nach Pirna-Copitz fährt. Besonders die Runde über Cunnersdorf (s. Track vom 23.07., km 19,8 - 32,5) und das Stück Kirnitzschtal (s. Track vom 23.07., km 39,3 - 51,6) sind mittlerweile richtig gut zu befahrende Rennstrecken. Selbst hinsichtlich des Kraftverkehrs ist die Tour recht verträglich, denn nur auf wenigen Kilometern (tageszeitabhängig Kirnitzschtal bzw. Straßen nach und von Neustadt) werden stärker frequentierte Verkehrsverbindungen genutzt.

Kurz nach 12 war ich zurück.

Bei der anschließenden Tastkontrolle meines Rückens bemerkte ich jedoch wieder eine kleinere Wölbung unter dem Rückenverband. Sollte das Problem doch noch nicht entgültig behoben sein oder habe ich die Stelle einfach nur zu früh belastet? Morgen bin ich jedenfalls zur Nachuntersuchung beim Doc. Bis dahin habe ich alle Aktivitäten, welche die Problemzone belasten könnten, gestrichen. Denn am kommenden Sonnabend soll es eigentlich auf Urlaubsfahrt gehen.

Das letzte, was ich jetzt gebrauchen kann, sind langwierige medizinische Behandlungen ...

Track der Handbiketour vom 23.07.2016

19. Juli 2016

Statt Offroad

Wegen meines arbeitsfreien Montags sind bei mir die Spielräume für mögliche Handbiketouren erheblich größer. Auch gestern konnte ich deshalb den verregneten Sonntag kompensieren. Ganz unabhängig ist man trotzdem nicht. Die Nässe vorangegangener Niederschläge wirkt sich im Gebirge oft noch tagelang danach aus. Bergsteiger können davon ein Lied singen.

Deshalb mußte ich jedenfalls auch mein Vorhaben fallenlassen, zwischen Daubitz (Doubice) und dem Fußgängergrenzübergang Hinterdaubitz (Zadní Doubice) wieder mal die Radtrasse 3031 zu befahren.  Im unteren Teil des Abschnitts gibt es ein paar Passagen, die aufgrund des abschüssigen Geländes auf Schotter durchaus ernstzunehmen sind. Auf eine schlammspritzende Abfahrt hatte ich keine Lust!

Gut, daß ich mich bereits am Morgen entschieden hatte, noch das Zackel über Schluckenau (Šluknov) zu fahren. Da wartete nämlich eine angenehme Überraschung auf mich. Die Straße zwischen dem Hauptort des Schluckenauer Zipfels und Alt Ehrenberg (Staré Křečany) wurde neu asphaltiert und läßt sich nunmehr auf ganzer Länge wunderbar fahren (s. Track vom 18.07., km 48,9 - 54,3). Nur kurz hinter dem Ortsausgang von Schluckenau gibt es bei einem kleinen Teich ein etwa 400 m langes Teilstück der Straße in erbärmlichen Zustand. Das soll wahrscheinlich die Leute abschrecken.

In Daubitz bog ich schließlich nach links auf meine beliebte und oft gefahrene Runde durch die Böhmische Schweiz ab. Die Strecke nach Herrnskretschen (Hřensko, s. Track vom 18.07., km 65,2 - 89,7) ist zwar für flachlandliebende Radsportler recht anspruchsvoll, weil es ziemlich rauf und runter geht. Dafür ist der Weg sehr abwechslungs- und kurvenreich und einfach nur schön zu fahren.

Zwischen dem Lilienstein und den Häusern von Weißig befindet
sich noch das tief eingeschnittene Elbtal (Aufnahmeort)
Nach entspannten Kilometern im Elbtal kletterte ich zum Schluß ab Rathen auf die linkselbische Ebenheit. Denn der Elberadweg zwischen Pötzscha und Obervogelgesang ist weiterhin offiziell gesperrt, weil noch Randsteine verlegt werden müssen. Wochentags will ich also die Arbeiter dort nicht behindern, wohl wissend, daß sich der normale Elbradwegtourist sowieso nicht an das Verbot hält. Aber ich muß es ja ihnen nicht gleichtun, zumal der kleine Umweg mit den zusätzlichen Höhenmetern einen schönen Ausblick auf die Umgebung ermöglicht.

Beispielsweise zum Symbolberg des Nationalparks Sächsische Schweiz, dem Lilienstein.

Track der Handbiketour vom 18.07.2016

17. Juli 2016

Für Nostalgiker

Am Sonnabend hatte ich wieder mal eine Tour ins Elbsandsteingebirge geplant. Dann erfuhr ich vom Schmalspurbahnfestival der Weißeritztalbahn an diesem Wochenende. Sogleich witterte ich eine Gelegenheit, im Rabenauer Grund endlich mal eine der Dampflokomotiven mit ihren historischen Waggons auf's Bild zu bannen. Denn in diesen zwei Tagen wurden einige Züge mehr auf die Strecke geschickt.

Davor holte ich erst noch die Kurve - nun ja - nicht über Rom, aber immerhin über Altenberg. Nach dem vorangegangenen Schlechtwettertag war es morgens angenehm frisch, so daß ich Anstieg um Anstieg aneinanderreihen konnte, ohne zu überhitzen. Als ich in der Nähe der Altenberger Bobbahn die B170 erreichte, hatte ich immer noch nicht genug, so daß ich mich vor der Abfahrt für einen Umweg über Altenberg, Rehefeld-Zaunhaus und das Pöbeltal entschied. Vom Bahnhof Seifersdorf gab es aus dem Tal der Roten Weißeritz in Richtung Oelsen sogar eine 300 m lange Rampe, die mit 16% ausgeschildert war. Doch auch hier kam ich ohne Zwischenstop durch, so daß ich mich bald über das schönste Stück der Tour durch den Rabenauer Grund freuen konnte.

Mit der Weißeritztalbahn durch den Rabenauer Grund (Aufnahmeort)
Wie bereits einige Male hier beschrieben, ist der Abschnitt zwischen dem Bahnhof Rabenau und (dem Bahnhof) Coßmannsdorf nicht nur sehr gut mit dem Handbike zu befahren, sondern eignet sich ebenfalls hervorragend als Rollitour (s. Track vom 16.07., km 86,7 - 91,0). Den Hinweg könnte man dabei auch mit der Schmalspurbahn - z.B. von Coßmannsdorf nach Rabenau - zurücklegen, sofern man damit klar kommt, daß es eben keinen barrierefreien Zugang zu den Waggons gibt. Hier ist beim Zu- und Ausstieg in jedem Fall Hilfe notwendig, die bei den entsprechenden körperlichen und hilfsmitteltechnischen Voraussetzungen (nicht zu schwer und kein E-Rolli) jedoch sicherlich zu erhalten ist. Ansonsten bleibt immer noch die Option für den Hin- und Rückweg auf dem gleichen Weg.

Vor Dresden schlug ich noch einen Haken über die südwestlich der Landeshauptstadt gelegenen Dörfer, die inzwischen zu Freital gehören. Dabei war ich ziemlich überrascht, daß es auch nach Kleinopitz noch etliche Meter aufwärts ging. Den Anstieg bis nach Pesterwitz hatte ich nun wirklich nicht auf dem Radar.

Am Blauen Wunder wechselte ich die Elbseite, um wenigstens einigermaßen vom starken Radverkehr der Wochenendausflügler verschont zu bleiben. Doch ab Pillnitz zog auch hier die Karawane. Darunter auch solche Exemplare, die sich mit mir Rennen liefern wollten. Diesmal hatte ich jedoch noch genügend Reserven, so daß ich diese Spielchen mitmachen konnte. Nach längstens 10 Minuten 30er-Schnitt war auch der hartnäckigste Freizeitradler abgeschüttelt.

Track der Handbiketour vom 16.07.2016

12. Juli 2016

Hitzeschlacht

Erstaunlicherweise hatte das "Rennen" vom Sonntag bei mir keine Spuren hinterlassen. Am Montag fühlte ich mich deshalb frisch genug, um ihm noch eine Halbtagestour folgen zu lassen. Angesichts der zu erwartenden Temperaturen fuhr ich nach Erledigung meiner Morgengeschäfte bereits kurz vor sieben los.

Das war leider nicht zeitig genug. Zwar ließ es sich zu dieser Zeit flott und entspannt auf dem Elberadweg nach Dresden rollen, doch schon während des Anstiegs durch die Dresdner Heide wurde es im Wald allmählich kuschelig warm.

Im Laufe des Tages stiegen die Temperaturen unaufhaltsam weiter an. In der offenen Landschaft konnte die Sonne mal so richtig zeigen, was in ihr steckt. Bald schon fühlte ich mich wie im Backofen. Nicht irgendwelche Anstiege bremsten mich aus - es war die Hitze, die auf das Tempo drückte. Immerhin herrschten inzwischen sogar im Schatten ca. 32°C.

Als meine Flüssigkeitsvorräte bedrohlich zur Neige gingen, konnte ich in Großdrebnitz bei einen Anwohner, der gerade in seiner Garage beschäftigt war,  Wasser nachtanken. Ich glaube, ein Teil davon ist sofort in der Kehle verdunstet. Jedenfalls gab mir das den nötigen Schub für die letzten Kilometer. Die Strecke hatte ich ohnehin so gelegt, daß es nach der Auffahrt aus dem Ort nur noch einen nennenswerten Anstieg gab. So kam ich kraftsparend und (fahrt)windgekühlt einigermaßen gut zurück nach Pirna.

Mehr mußte an diesem Tag wirklich nicht sein.

Track der Handbiketour vom 11.07.2016

10. Juli 2016

Ein verlockendes Angebot

Der Sonnabend war radelfrei, weil an diesem Tag am Nachmittag eine Festivität anstand. Gut ausgeruht, konnte ich also heute richtig in die Tasten hauen. Endlich nämlich hatte es mal wieder geklappt mit einer gemeinsamen Tour von meinem tschechischen Sportfreund Lád'a und mir. Wenn ich mit ihm unterwegs bin, gebe ich mir immer die Kante, denn natürlich will ich ihn trotz der Berge nicht allzu lange warten lassen bzw. vermeiden, daß er an meiner Seite rumbummeln muß.

Lád'a hatte eine Ausfahrt ins Osterzgebirge vorgeschlagen, weil es dort oben sicher nicht ganz so heiß wie im Elbtal werden würde. Zudem konnten wir bei dieser Gelegenheit gleich Henni und Jimmy einen Besuch abstatten, die gerade dort oben im HeuHoj Camp sind, um mit Gleichgesinnten die Schwarzen Wiesen (Černa louka) bei Adolfsgrün (Adolfov) zu pflegen. Nachdem wir uns in Neundorf getroffen hatten - mein Kamerad kam geradewegs von zuhause aus Kulm (Chlumec) - ging es nach einem kurzen Vorgeplänkel im Tiefflug durch's Müglitztal in Richtung Erzgebirgskamm. So schnell bin ich diesen Abschnitt bergauf noch nie gefahren ....

Unterwegs machte mir mein Sportfreund einen tollen Vorschlag. Ich sollte doch mit ihm und seinen Kameraden vom Sportklub mit nach Frankreich kommen. Vom 20.- 24.07. fahren sie - wie schon öfter gemacht - zur Tour de France nach Südfrankreich. Natürlich werden dabei auch selbst die Rennräder mitgenommen. Was für mich von besonderem Reiz ist: Es soll auf den Mont Ventoux hinaufgehen. Das ist einer meiner letzten "besonderen" Ziele im Alpenraum und damit eine große Verlockung. Aber so kurz vor meinem eigentlichen Urlaub sieht es realistischerweise bei mir schlecht aus. - Vielleicht dann in einem Jahr ...

Von Böhmisch Zinnwald (Cinovec) bis Schneeberg (Sněžník) folgten wir dann auf der Panoramastraße dem Kamm in Richtung Osten. Mittlerweile wurde hier großflächig der Asphaltbelag erneuert, so daß sich dieser Abschnitt inzwischen zu einer perfekten Rennstrecke gemausert hat. Auf der Abfahrt von Adolfsgrün nach Schönwald (Krásný Les, s. Track vom 10.07., km 77,4 - 81,2) habe ich deshalb locker über 70 km/h erreicht. Man sollte halt nur die Strecke kennen, um nicht bei einer Kurve im Straßengraben zu landen. Selbst die ursprünglich schadhafte Straße nach Schneeberg (s. Track vom 10.07., km 92,3 - 96,3) hat inzwischen einen neuen Belag erhalten, wie ich heute erfreut feststellen konnte.

Lád'a begleitete mich schließlich noch bis Pirna, von wo er für seinen Heimweg sich wieder das Müglitztal ab Heidenau ausgesucht hatte. Bei ihm werden es wohl heute etwa 220 km geworden sein, doch angesichts der 1350 Höhenmeter auf 135 km kann ich selbst mit meinem Schnitt von 18,4 km/h mehr als zufrieden sein. Was doch mit solch einem schnellen Begleiter alles möglich ist!

Am Freitag bin ich ebenfalls mit dem Handbike unterwegs gewesen, um für den Sonnabend "vorzuarbeiten". Vom Chef hatte ich bereits ab 12.00 Uhr arbeitsfrei bekommen, und so konnte ich eine halbe Stunde später zu einer kurzen Nachmittagsrunde aufbrechen. Dabei wollte ich u. a. einige mir noch unbekannte Abschnitte erkunden.

Blick vom Panoramaweg unterhalb des Triebenbergs in Richtung Sächsische Schweiz (Aufnahmeort)
Der erste davon führte unterhalb vom Triebenberg auf einer Art Kolonnenweg in Richtung Eschdorf (s. Track vom 08.07., km 15,3 - 17,5). Trotz des ganzen Geholpers aufgrund der Stöße zwischen den Betonplatten sowie der Aussparungen für Transportösen lohnt sich die Mühe, denn an einem kleinen Pavillon unmittelbar neben dem Weg hat man einen wunderbaren Ausblick bis in die Sächsische Schweiz. Das gleiche kann ich leider nicht von der Verbindung zwischen Dittersbach und der B6 sagen (s. Track vom 08.07., km 21,6 - 24.2). Der Weg ist teilweise stark ausgewaschen und daher eine Schotterpiste. Für die Zukunft abgehakt. Als ich knapp 2 km vor Kleinwolmsdorf endlich wieder Asphaltbelag erreicht hatte, gönnte ich mir erst einmal den kleinen Umweg über Wallroda.

Etliche Kilometer später wollte ich bei Lohmen noch die Lohmenklamm befahren. Leider erwies sich der Weg als eine Sackgasse (s. Track vom 08.07., km 56,9). Die Schranke beim Eingang zum Steinbruch war für mich weder umfahrbar, noch konnte ich wegen eines zusätzlichen Stegs dieses Hindernis unterfahren. Schade! Mich hätte schon mal interessiert, wie die letzten 500 m des Weges aussehen.

Glücklicherweise konnte ich bei meiner Kumpeline Susi in Dorf Wehlen noch einmal Flüssigkeit nachtanken. Irgendwie hatte ich mich diesmal ein bißchen mit der Menge verpeilt. Natürlich war das schweißtreibende Wetter daran schuld, daß die 1-Liter-Flasche nicht ausreichte. Frisch aufgefüllt war danach die geplante Zusatzrunde ab Stadt Wehlen nur noch Formsache. Zusätzliche Motivation, das Tempo zu erhöhen, kam von oben. Der erste abendliche Regenschauer war aber nicht so dramatisch.

Bevor es richtig naß wurde, hatte ich es nachhause geschafft.

Track der Handbiketour vom 08.07.2016
Track der Handbiketour vom 10.07.2016

4. Juli 2016

Bis zum Horizont

Ich werde langsam alt. Nach der der Regenfahrt vom Vortag mußte ich gestern erst einmal eine Pause einlegen. Dazu paßte wunderbar, daß auch die Gurte und die Sitzpolster und -bezüge meines Handbikes noch nicht völlig abgetrocknet waren. (Diese Ausrede finde ich richtig gut.) Aber vermutlich hätte ich mich sowieso ziemlich gequält, denn meine Arme und Schultergelenke hatten sich noch nicht wieder völlig regeneriert.

Die Nachwehen der Sonnabendtour spürte ich sogar heute noch ein bißchen. Doch bei diesem nahezu perfekten Wetter mußte ich einfach losziehen. Schon zeitig, als ich bei Graupa allmählich aus dem Elbtal aufstieg, bemerkte ich die phantastische Fernsicht. Der Regen hatte die Luft reingewaschen und niedrige Wolken, eher Nebelbänke, hingen hin und wieder über dem Land wie eine zerfledderte Bettdecke. Ein solcher Tagesanbruch hat doch etwas sehr Poetisches!

Traumhaftes Panorama oberhalb von Goßdorf (Aufnahmeort)
Noch schöner wurde es auf meinem Weg über Fahrrad- und Feldwege nach Goßdorf. Oberhalb des Ortes thront ein einsames Anwesen, und von der Zufahrt hat man in Richtung Süden eine umwerfende Aussicht. Links die Schrammsteinkette vor dem Nebelmeer, rechts am Horizont die  Zschirnsteine - allein dieser Blick ließ das Herz vor Freude hüpfen. Was für glückliche Menschen hier doch wohnen müssen ...

Die Fahrt von Bad Schandau durch das Kirnitzschtal bis zur Grenze und anschließend der Anstieg im Treppengrund (Hluboký Důl) mit finaler Steilrampe gehört für mich beinahe zum Standardprogramm, weil es mir hier so gut gefällt. Ich wunderte mich nur über die vielen Radler, die mir auf diesem Abschnitt begegneten. Als ich später das Autochaos bei den Parkplätzen in Rainwiese (Mezní Louka) sah, wußte ich, warum: In der Tschechischen Republik sind ab dieser Woche Schulferien.

Auch an der Fähre zwischen Halbestadt und Königstein herrschte großer Andrang, so daß ich diesmal sogar - das hat es noch nie gegeben - auf die nächste Überfahrt warten mußte. Es ist eben auch die Hochsaison für Elberadwegpiloten, und man braucht mit dieser besonderen Spezies wirklich eine ganze Menge Geduld. Die hatte ich jedenfalls nicht. Deshalb änderte ich kurzfristig meinen Streckenplan und fuhr ab Königstein lieber durch das Tal der Biela noch einmal bergauf bis ins Erzgebirgsgrenzgebiet.

Nach sausender Abfahrt war ich am frühen Nachmittag zurück.

Track der Handbiketour vom 04.07.2016

3. Juli 2016

Waschgang

Obwohl für die zweite Tageshälfte der Duchgang einer Kaltfront mit viel Regen angekündigt war, wollte ich gestern die bereits längere Zeit geplante Tour zum Felsentor am Gipfel des Mühlsteins (Milštejn) durchziehen. Endlich konnte ich bei der Anfahrt auch mein Navi nutzen, denn ich habe es seit letzter Woche wieder zurück.

So richtig glücklich bin ich mit dem Teil allerdings nicht, denn nachdem ich (selbst!) den bisherigen "Fehler" diagnostiziert hatte, gibt es inzwischen die nächste Baustelle am Gerät. Der Service von TEASI ist das Allerletzte! Es wäre mal interessant zu wissen, wie zuverlässig die Geräte von Garmin sind bzw. wie dort die Kundenbetreuung funktioniert ...

Kurz nach dem Mittag sollte das schlechte Wetter kommen, also bin ich wieder recht früh losgefahren. Doch bereits auf meinen Weg über die Berge ins böhmische Elbtal sowie kurz hinter Tetschen gab es die ersten kräftigen Schauer. Glücklicherweise befand ich mich immer genau dort, wo es nicht regnete. Die nassen Straßen konnte man verschmerzen.

Die letzten Meter zum Tagesziel wurden dann noch einmal zur richtigen Saftpresse. Zwar war ich wegen der gut befestigten Forststraßen von Morgentau (Rousínov) zum Tagesziel sehr angenehm überrascht (hier kommt man sogar mit einem Racebike klar, s. Track vom 02.07., km 73,3 - 75,9), doch die letzten Meter wurden dann eine richtig steile Rampe. Dabei ließ frisch aufgeschütteter Splitt das Antriebsrad mehrmals durchdrehen und erschwerte zusätzlich das Vorankommen. Hier half nur noch die Kürze-Sprünge-Taktik, zumal es inzwischen ziemlich heiß und schwül geworden war.

Am Felsentor des Mühlsteins (Aufnahmeort)
Bei der Anfahrt direkt zum Felsentor wollte ich erst nicht in einen unscheinbaren und recht steilen Waldweg abbiegen, weil ich weiter oben einen besseren Zugang vermutete. Den gab es jedoch nicht. Die letzten 200 m zum Mühlstein-Felsen geht es ansteigend "auf letzter Zehe" über sehr schwieriges Offroad-Gelände mit Wurzeln, kleinen Felsblöcken und Steinen. Zum Felsentor kommt man definitiv nur mit einem geländegängigen Handbike, selbst im Rollstuhl ist m. E. Unterstützung durch Fußgänger nötig. Aber es lohnt sich auf jeden Fall! Auf der kleinen Wiese direkt am Felsen läßt es sich gewiß sehr schön picknicken.

Meinen gewählten Rückweg in die Zivilisation (s. Track vom 02.07., km 76,3 - 77,6) sollten sich Handbiker und Rollifahrer jedoch ersparen und stattdessen den längeren und noch einmal ansteigenden Umweg auf der gut befahrbaren Forststraße nutzen. Die Direktverbindung nach Hoffnung (Naděje) wurde nämlich bald eine extreme Schotterpiste, bei der ich trotz des Schrittempos ziemlich Angst um meine dünnen Reifen hatte. Bergauffahren im Handbike ist hier sowieso absolut unmöglich.

Hinter Zwickau in Böhmen (Cvikov) kam es endlich aus Richtung Westen richtig schwarz. Auch diesmal hatte ich Glück, denn bevor sich das schwere Gewitter mit seinen Sturzfluten über das Land ergoß, hatte ich Unterschlupf unter dem Dach einer Tankstelle gefunden (s. Track vom 02.07., km 93,4). Als es nach 20 Minuten fast aufgehört hatte, brach ich schließlich wieder auf. Leider war's das an diesem Tag mit dem schönen Wetter. Immer wieder tröpfelte es von oben, untersetzt von noch feuchteren Phasen. Irgendwann war ich so naß, daß es keine Rolle mehr spielte. Gerade im Tal des Polzen (Ploučnice) suchten mich etliche kräftige Regenschauer heim. Erstaunlicherweise kam ich damit relativ gut klar. Der warme Regen und die (noch) warmen Temperaturen störten mich gar nicht so sehr, eher noch das Spritzwasser.

Nach einer Regenpause zwischen Bensen (Benešov nad Ploučnicí) und Niedergrund (Dolní Žleb) mußte ich mich auch auf dem letzten Tourenkilometern mit Nässe von oben abfinden. Diesmal ist wirklich nichts an mir trocken geblieben.

Track der Handbiketour vom 02.07.2016