5. August 2016

Mut zum Risiko

Gestern habe ich mein Quartier im Waldcamping Tamsweg aufgeschlagen. Der kleine familiengeführte Campingplatz ist der krasse Gegensatz zum ersten Basislager. Das war ein riesiges Areal mit Vollbespaßung aller Gäste, natürlich bei entsprechend gehobenem Preisniveau. Die barrierefreie Sanitärausstattung setzte dabei Maßstäbe, denn so gut durchdachte Lösungen habe ich bisher noch nirgendwo gefunden.

Aber mir gefällt die familiäre Atmosphäre in Tamsweg besser. Bei meiner Abfahrt hat mich zwar der Chef in Malta mit Handschlag verabschiedet, doch die Größe schaffte eine sterile Anonymität, bei der es nicht zu einem unmittelbaren Kontakt mit anderen Zeltplatzgästen kam. Schon gar nicht, weil gefühlte 90% des Platzes von Niederländern belegt waren, die offensichtlich überhaupt kein Interesse daran hatten.

Natürlich muß ich hier in meinem neuen Etappenort Abstriche bezüglich der barrierefreien Ausstattung machen, aber dafür bin ich abends nach meiner Ankunft von einem netten älteren Österreicher und seiner Frau zu einem Glasl Wein vor ihrem Wohnmobil eingeladen worden. Auch die Wirtsfamilie ist sehr nett, und selbst die Kinder helfen beim Betrieb. Da halte ich es locker bis Sonntag aus.

Für den heutigen Freitag war nämlich im Tagesverlauf schlechtes Wetter angekündigt. Trotzdem riskierte ich eine Tour, war jedoch schlau genug, von beiden Alternativen die kürzere Strecke zu wählen. Nachdem ich das ursprüngliche Vorhaben (Turracherhöhe - Nockalmstraße - Schönfeldsattel) gestrichen hatte - erstens wollte ich nicht gleich wieder die Nockalmstraße fahren, und zweitens benötige ich für diese Rundtour optimale Bedingungen - galt es dennoch, die beiden mir noch fehlenden Straßenübergänge abzuhaken. Deshalb also zunächst über die nördliche Anfahrt zum Schönfeldsattel. Und wenn schon wegen der geforderten Kürze und dem niedriger angesetzten Höhenmeterlimit keine echte Rundtour möglich war, dann wenigstens für die Hälfte der Strecke andere Wege.

Nur die Kuh schaut zu ... (Aufnahmeort)
Die Auffahrt zum Sattel wurde immer schöner, je höher man kam. Gerade die Kilometer vor dem Örtchen Schönfeld auf nur mäßig ansteigender Straße durch ausgedehnte Almweiden gefielen mir ausgesprochen gut. Überall Braunvieh, welches sich auch auf der Fahrbahn nicht von Autofahrern aus der Ruhe bringen ließ. Nur bei mir Handbiker zeigten sie Interesse und gingen manchmal sogar auf Abstand vor diesem für sie ungewohnten Ding. Kurz vor 11 hatte ich schließlich den Paß erreicht, den man nur daran erkannte, daß es beiderseits bergab ging. Kein Schild, keine Steinmarkierung, nichts! - Nun, eigentlich ist ja der Weg das Ziel. Und der hatte doch einiges geboten. Die schnelle Abfahrt auf dem Hinweg wurde nur durch den kurzen und steilen Gegenanstieg hinter Bundschuh unterbrochen.

Ziemlich plötzlich kam mittags der Regen. Bis dahin hatte das Wetter ausgehalten. 10 Kilometer waren es noch bis zum Ziel. Mich konnte der sich schnell verstärkende Landregen jedoch nicht mehr schrecken. Auch wenn ich ziemlich durchnäßt am Campingplatz ankam, hatte ich doch am Morgen eine gute Entscheidung getroffen.

Nun allerdings regnet es schon seit fast 7 Stunden, und ein Ende ist nicht in Sicht. Mal sehen, was morgen wird ...

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