31. Dezember 2016

Allzeithoch

Keines war wie dieses: 2016 habe ich alle Rekorde gebrochen und zwei für mich wichtige Marken erreicht, die noch vor ein paar Jahren undenkbar gewesen wären. Dabei ist die Mehrzahl meiner Touren gar nicht so spektakulär - doch die Masse macht es.

Zunächst laß ich nur mal die Zahlen für sich sprechen: Auf 113 Touren bin ich mehr als 12.563 km gefahren und habe dabei  131.258 Hm absolviert. Bis auf Januar und Februar standen dafür zehnmal in Folge über 1.000 km am Ende des Monats auf dem Tacho. Das gab es bei mir vorher noch nie! Auch mit der dabei erreichten Durchschnittsgeschwindigkeit von 15,0 km/h kann ich vollkommen zufrieden sein, ging es doch auf meinen Ausflügen nicht nur sehr bergig zu, sondern sind darin auch etliche Offroadstrecken enthalten. Dort, wie auch bei einigen Regenfahrten, war machmal nur Schrittempo möglich, wollte ich vor unliebsamen Überraschungen verschont bleiben.

Betrachtet man den Gesamtüberblick aller seit 2004 erfaßten Daten (ab diesem Zeitpunkt habe ich einen Fahrradcomputer mit PC-Schnittstelle verwendet), wird man feststellen, daß dieses Ergebnis nicht einfach so im luftleeren Raum, sondern am Ende einer jahrelangen Entwicklung steht, bei der aus dem Freizeitsportler ein hart an seinem Limit agierender Handbiker geworden ist. Auch wenn für mich nach wie vor der Wettkampfsport kein Thema ist, halte ich es deshalb durchaus für möglich, mit der entsprechenden Ausrüstung und Unterstützung nach ausgiebigem Taktiktraining auch bei großen Wettbewerben um vordere Plätze mitfahren zu können. Nur will ich eben nicht GEGEN jemanden antreten, da ich das gemeinsame MITEINANDER als wesentlich erstrebenswerter einschätze.

Für alle diejenigen, die sich fragen, wie diese Daten überhaupt zustande gekommen sind, halte ich diesmal drei weitere kurze Übersichten (aus meiner favorisierten Software bikeXperience) bereit, welche die nach Monaten zusammengefaßten Werte in Kilometern, Höhenmetern und Anzal der Touren auflisten:
Am Ende aller Statistiken habe ich noch einmal alle meine Aktivitäten im Handbike zusammengefaßt, also auch diejenigen meiner ersten Jahre. Damals gab es noch keinen Fahrradcomputer mit Auswertungsmöglichkeiten am Rechner, und auch meine Tourentagebücher sind wegen des Elbehochwassers und sonstiger Wirrnisse nicht mehr vollständig erhalten. Die Daten von 2000 bis 2003 kann man aber angesichts der späteren Jahre auch vernachlässigen.
Trotzdem ist es schon verrückt! Da habe ich gerade erst die erfolgreichste Saison meiner Handbikerlaufbahn abgeschlossen, und schon geht der Blick nach vorn. Eine neue Herausforderung wartet auf mich, vielleicht die schwierigste in meinem Leben: Zu akzeptieren, daß ich nie mehr solche Werte erreichen werde, mir dabei jedoch trotzdem meine Freude am Leben, Glück und Zufriedenheit bewahren kann.

Zeit für Veränderung!

30. Dezember 2016

Jahresrückblick

In meiner jährlichen Abschlußbetrachtung trenne ich diesmal die Zusammenschau meiner Aktivitäten im Rollstuhl und Handbike von den nackten Zahlen. Abweichend von den vorangegangenen Beiträgen zum Jahresende, fallen die statistischen Übersichten nämlich etwas umfangreicher aus. Das würde jedoch den üblichen Rahmen sprengen.

2016 war für mich überaus ereignisreich. Allerdings nicht nur im positiven Sinne, denn meine Mutti ist Ende August schuldlos tödlich verunglückt, als sie mit dem Fahrrad unterwegs war. Aus diesem Grund widme ich ihr alle meine Erfolge und Aktivitäten des Jahres. Ohne ihre tatkräftige und uneigennützige Unterstützung würde ich - trotz vieler Freunde und Bekannter - heute nicht dort stehen, wo ich mich sehe. Daß ich mich so gut in mein Leben als Rollifahrer eingerichtet habe, ist nicht zuletzt ihr Verdienst.

Was aber waren die Höhepunkte in der abgelaufenen Saison?

Zwei Ziele standen am Anfang des Jahres auf meiner Wunschliste. In den Alpen wollte ich endlich meine einhundertste Anhöhe (Paß, Höhen- bzw. Panoramastraße, Gipfel o.ä.) erklimmen, nachdem ich 2002 zum ersten Mal einen Paß im Handbike bezwungen hatte. Außerdem visierte ich für mein Ende 2006 angeschafftes Handbike S3 von Schmicking eine große Schallmauer an. 100.000 km mit ein und denselben Gefährt innerhalb von 10 Jahren zu erreichen, ist aus meiner Sicht ziemlich ambitioniert. Doch bereits im August war das alles Geschichte.

In diesen Kontext ordnen sich dementsprechend meine Touren ein:
- 5 Langstrecken über 200 km, die mich zum Azaleen- und Rhododendronpark Kromlau, nach Böhmen bis Saaz (Žatec) an der Eger (Ohře) sowie auf den auf den Jeschken (Ještěd) bei Reichenberg (Liberec), weiter bis Döbeln und Riesa und außerdem durch das böhmisch-sächsische Erzgebirge führten.
- Meine dritte Frühlingsfahrt in die Toskana, gemeinsam mit den Kameraden aus dem Radsportklub meines tschechischen Kameraden Lád'a. Handbiketouren zu dieser Zeit an diesem Ort kann ich nur empfehlen!
- Mit Stefan vom TetraTeam und seinem Begleiter Bernd die Testbefahrung auf dem Elberadweg zwischen Dessau und Dresden auf Veranlassung der Koordininierungsstelle Süd des Fernradwegs, die ich anschließend auch ausgewertet habe.
- Mein alljährlicher Alpenurlaub zur Pässejagd im Handbike, nachdem ich zuvor mit Jens im Erzgebirge auf den Keilberg (Klínovec) und westlich davon zwei Touren unternommen hatte.

Natürlich bin ich im vergangenen Jahr auch wieder Langlaufski gefahren, meist im Tandem mit Kerstin oder auch mit Lád'a. Für mich sind diese Winterfreuden in der kalten Jahreszeit inzwischen viel mehr als nur eine Alternative zum Handbiken.

Daneben habe ich aber auch versucht, etwas von der Zuwendung zurückzugeben, die mir selbst im Laufe der Jahre zuteil wurde. Ich betrachte das ehrenamtliche Engagement als Selbstverständlichkeit und auch als Gelegenheit, neue Kontakt zu knüpfen bzw. bestehende Bekanntschaften zu pflegen. Deshalb habe ich mich auch über das Treffen mit den Leuten vom CKV Annaberg in der Familienferienstätte St.Ursula Naundorf sowie später in der Jugendherberge Hormersdorf gefreut. Vielleicht entwickelt sich daraus ja eine längerfristige Zusammenarbeit.

Die besteht bereits seit mehreren Jahren mit dem NationalparkZentrum des Nationalparks Sächsische Schweiz in Bad Schandau. Im September ging es nun unter dem Dach von EUROPARC Deutschland im Rahmen eines Projekts zur Barrierefreiheit und Inklusion in den Schutzgebieten nach Österreich auf Studienfahrt. Etliche Macher und Engagierte habe ich dabei kennengelernt, und vielleicht auch manchem Teilnehmer sowie den Verantwortlichen vor Ort mit meinem Standpunkt neue Gedanken zum Thema vermitteln können. Die Erkenntnisse dieses Aufenthalts habe ich schließlich noch einmal in einem Projektbericht zusammengefaßt, damit auch weitere Interessierte davon profitieren können.

Vielen Dank!
Falls jetzt der Eindruck entstanden ist, daß es hier immer nur um mich geht, so möchte ich das korrigieren. Nichts ist mir so wichtig, als wie das gemeinschaftliche Erleben. Ob nun meine Verwandten, Freunde und Begleiter ohne Handicap oder auch andere Rollifahrer, mit denen ich auf Achse bin - alle sind Voraussetzung und Teil meines Erfolges. Sie müssen nicht so verrückt sein wie ich, dennoch möchte ich keinesfalls die Unternehmungen mit ihnen missen. Ihnen also danke ich von ganzem Herzen für ihre Unterstützung, für die gemeinsamen Touren und den gegenseitigen Austausch.

Ehre, wem Ehre gebührt!

PS: Wer sich noch einige fotografische Impressionen von Höhepunkten meiner sportlichen Aktivitäten im Handbike anschauen möchte, dem empfehle ich meinen Beitrag auf Handbike.de.

29. Dezember 2016

Aus und vorbei

Das war es nun aber endgültig für dieses Jahr! Zumal mein Handbike inzwischen nicht mehr verkehrssicher ist, weil ganz offensichtlich die Hydraulikbremse dringend gewartet werden muß. Und so werde ich demnächst in den sauren Apfel beißen und mein Gefährt vor dem fälligen Termin bei meinem Haus- und Hofmechaniker Eddy gründlich reinigen. Darauf freue ich mich schon jetzt, doch eher kann es keine weitere Tour geben. Hoffentlich kommt endlich der Schnee ...

Am 26. Dezember bin ich noch einmal mit dem Rad ins Osterzgebirge geklettert, denn das Wetter erlaubte solche Höhenflüge. Bis 12°C wurde es an diesem Tag, so daß die Handschuhe die ganze Zeit über im Rucksack bleiben konnten. Zwar wehte ein kräftiger NW-Wind, aber da dies am Morgen bereits abzusehen war, konnte ich meine Runde gleich von Anfang entsprechend planen. Früh im flachen Gelände gen Westen und danach aufwärts mit Rücken- bzw. Kantenwind von rechts hinten. Zurück rollte es dann im wesentlichen windgeschützt durch Täler. Kurz vor dem Zieleinlauf erwischte mich allerdings der erste kräftige Regenschauer als Vorbote des schlechten Nachmittagswetters. - Umso schöner war es dann zuhause.

Heute habe ich nun etwas gemacht, was ich sonst nie überhaupt nur in Erwägung ziehen würde: den Elberadweg linkselbisch von Pirna nach Meißen, anschließend auf der anderen Seite in die Gegenrichtung bis Rathen, und nach der Überfahrt mit der Fähre wieder entlang des Südufers zurück nach Hause. Spektakuläre knapp 300 Hm waren das auf 118 km! Letztere brauchte ich aber, um die 1000 km für den Dezember vollzubekommen. Dabei kann ich mich jedoch nicht erinnern, daß ich in diesem Jahr mal eine solch flache Strecke gefahren bin. Nicht zuletzt deshalb ist der Elberadweg wirklich für fast jeden geeignet - vor allem, wenn man die richtige Seite auswählt.

Es gibt nämlich auch ein paar Holperstrecken, die für stoßempfindliche Handbiker nicht zu empfehlen sind. Der Abschnitt am Körnerufer (s. Track vom 29.12., km 77,7 - 78,3) ist so eine, doch auch rechtselbisch bei Coswig und um Serkowitz muß man mit mehreren kürzeren Pflasterpassagen rechnen. Wer solchen Untergrund weitestgehend vermeiden möchte, fährt südlich der Elbe.

Nachdem ich die Höhenmeter bereits "rein" hatte, konnte ich mir jedenfalls die Flachetappe leisten. Das hatte sogar noch etwas Gutes, denn da ich relativ flott unterwegs war, erreichte ich schließlich mit der allerletzten Tour mein Geschwindigkeitssoll. Nun bin ich rundum zufrieden!

Morgen am Blauen Wunder, im Hintergrund der Dresdner Fernsehturm
(Aufnahmeort)
Ansonsten will ich über den Elberadweg nichts Schlechtes schreiben. Aber wenn man aus der Gegend stammt und die Strecke zum -zigsten Mal unter die Räder nimmt, findet man ihn nicht mehr so spannend. Darum kommt er bei meinen Touren - wenn überhaupt - normalerweise nur im Prolog oder im Abspann vor.

Immerhin war ich heute morgen zur rechten Zeit am richtigen Ort. Das Blaue Wunder im ersten Sonnenlicht - so habe ich diese Brücke noch nie gesehen.

Track der Handbiketour vom 26.12.2016
Track der Handbiketour vom 29.12.2016

24. Dezember 2016

Handbike-Weihnacht

Momentan ist mein treues Gefährt in einem beinahe beklagenswertem Zustand. Ich werde in nächster Zeit nicht mehr umhinkommen, mich seiner anzunehmen. Auf meiner Vorweihnachtstour verschärfte sich das Problem noch, weil die Scheibenbremse überhaupt nicht mehr biß. Wie sich herausstellte, waren die Beläge inzwischen komplett abgenutzt. Zum Glück hatte ich noch bereits benutzte Altbeläge da, die ich heute erst einmal als Ersatz einbauen konnte.

Hinsichtlich des Streckenprofils wollte ich es am Freitag aber sowieso nicht mehr herausfordern. Ein paar gemütlichere Anstiege gingen in Ordnung, aber das Höhenmetersammeln sollte für dieses Jahr vorbei sein. Wichtigstes Tourenziel war diesmal mein Lieblingstal im Elbsandsteingebirge - das Kirnitzschtal. Danach hängte ich noch ein paar schön zu fahrende Abschnitte an, wie beispielsweise das Stück durch den Schluckenauer Zipfel (s. Track vom 23.12., km 46,4 - 56,1), die Landstraße von  Putzkau bis Oberottendorf (s. Track vom 23.12., km 69,3 - 74,9) sowie die Ausrollstrecke nach Dürrröhrsdorf (s. Track vom 23.12., km 87,8 - 94,0).

Kirche in Liebethal (Aufnahmeort)
Ich war lange nicht mehr so entspannt unterwegs. Nur der Ärger mit der Bremse trübte die Freunde etwas, weil ich häufig prophylaktisch bremsen mußte, wo ich anderntags bis ultimo runtergebrettert wäre. Aber lieber einmal mehr Vorsicht walten lassen, bevor ich vielleicht unliebsame Bekanntschaft mit dem Straßengraben, anderen Verkehrsteilnehmern oder Bordsteinkanten gemacht hätte. Teilweise kam ich abseits der Hauptstraßen auf überfrorenem regennassen Untergrund sogar ins Rutschen. Dort dufte man sowieso nur im Schrittempo fahren.

Mein Heimweg führte mich einmal mehr über Liebethal. Das nach Pirna eingemeindete Dörfchen besitzt eine wunderschöne kleine Kirche. Gestern konnte ich endlich mal einen Blick in ihr Inneres werfen, weil ein Ehepaar von der Gemeinde gerade letzte Handgriffe für die Feiern zu Heiligabend erledigte. - Ich denke, ich werde dorthin heute abend zur Spätandacht gehen und bis zum anschließenden Hirtenfeuer bleiben.

Meine Mutti hat diese Kirche sehr gemocht.

Track der Handbiketour vom 23.12.2016

22. Dezember 2016

Wintersonnenwende

Ab jetzt geht es wieder aufwärts! Denn am kürzesten Tag des Jahres blieben nicht einmal acht Stunden zwischen Sonnenauf- und -untergang. Abgesehen von den für's Handbiken eher suboptimalen Witterungsbedingungen, limitiert das erheblich die sinnvollen Streckenlängen. Eine Nachtfahrt ist zwar auch einmal etwas Schönes, doch nicht bei Minusgraden.

Am 19.12. ging es bei noch relativ mildem Wetter auf die Piste. Daß es den Tag über recht trübe blieb, störte mich nicht besonders. Dafür herrschte fast Windstille, und nach der Aufwärmphase konnte ich die Handschuhe bald im Rucksack verstauen. Ab dem Lockwitzgrund querte bzw. durchfuhr ich dabei die Täler der Müglitz, Seidewitz, Bahre (Schummelei, weil über die große Brücke der Ortsumgehungsstraße von Friedrichswalde-Ottendorf!), Gottleuba, Biela, Cunnersdorfer und Krippenbach, die sich fast alle vom Erzgebirgskamm hinunter ins Elbtal ziehen. Die meist kurzen Anstiege kamen genau richtig, um bei diesem Klima die Betriebstemperatur zu halten.

Die Benutzung des rechtselbischen Radwegs zwischen Bad Schandau und Königstein (Halbestadt) sowie eine kleine Ehrenrunde in Pirna sicherten mir schließlich die gewünschte Mindesttourenlänge von 100 km.  Manchmal muß das einfach sein.

Die Pirnaer Altstadt zur Wintersonnenwende (Aufnahmeort)
Gestern hatte zwar die Sonne ihren großen Auftritt, doch viel half es nicht. Ein häßlicher kräftiger Wind aus Südost ließ die Temperaturen um den Gefrierpunkt noch ungemütlicher erscheinen. Zumal ich mich nach dem Aufstieg aus dem Wesenitztal hinter Rennersdorf-Neudörfel bis kurz vor Hohnstein (s. Track vom 21.12., km 48,2 - 68,6) zusätzlich zu den Bergen im freien Gelände oft ordentlich gegen den Wind stemmen mußte. Das ist echt zermürbend!

Obwohl ich also letzten Endes tempomäßig ziemlich im Minus vom Soll lag, wollte ich mir kurz vor dem Ziel den Abstecher zum Copitzer Ehrenhain samt Burglehnpfad nicht entgehen lassen (s. Track vom 21.12., km 98,3 - 99,2). Von hier, oberhalb der Steinbruchwände des gegenüberliegenden Elbufers, hat man nämlich eine sehr schöne Aussicht in Richtung der Pirnaer Altstadt mit der Stadtkirche St. Marien und der Festung Sonnenstein. Die sinkende Sonne im Dunst des scheidenden Tages paßte perfekt zur Stimmung vor dem Jahreswechsel.

Ein letzter Blick zurück.

Track der Handbiketour vom 19.12.2016
Track der Handbiketour vom 21.12.2016

12. Dezember 2016

Projektbericht zum Studienaufenthalt "Barrierefreiheit und Inklusion in Schutzgebieten" in Österreich

Im Rahmen meiner ehrenamtlichen Tätigkeit für das NationalparkZentrum Bad Schandau des Nationalparks Sächsische Schweiz war ich vom 4. - 10. September auf Studienreise in Österreich. Als Träger des Projekts hatte EUROPARC Deutschland - die Dachorganisation der Nationalen Naturlandschaften - diese Fahrt organisiert.

Natürlich finden sich in meinem Blog dazu mehrere Beiträge:
- Ehrensache Natur
- Abenteuer Reisen
- Perfekter Abschluß

Für die Teilnehmer der Studienreise gab es seitens des Fördermittelgebers, dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, die Auflage, einen Projektbericht zu einem selbstgewählten Thema zu verfassen. Ich habe mich daraufhin für die Darstellung der Zusammenarbeit von Betroffenen einerseits und den Entscheidungsträgern der Schutzgebiets-Institutionen auf der anderen Seite bei der Umsetzung von Vorhaben zur Verbesserung der Barrierefreiheit in ausgewählten österreichischen Natur- bzw. Nationalparks entschieden.

Nach erteilter Freigabe stelle ich nun meinen Beitrag einem größeren Personenkreis bereit. Neben etlichen Illustrationen kommt dabei im 6-seitigen Projektbericht natürlich auch eine Reisebeschreibung nicht zu kurz.

Ein persönlicher Eindruck, den ich dabei besonders hervorheben möchte: der Naturpark Kaunergrat mit dem Kaunertal ist tatsächlich ein Leuchturm in Sachen Barrierefreiheit und Inklusion. So gut aufgehoben, wie dort, habe ich mich bisher noch nie gefühlt.

Aber lest selbst!

11. Dezember 2016

Letztes Aufgebot

Geschafft! Vor der operationsbedingten Zwangspause in der kommenden Woche wollte ich unbedingt noch mein in greifbare Nähe gerücktes Jahresziel erreichen: 12.000 km.

Dafür war mir selbst das unsichere Wetter am Freitag kein Hindernis. Da sich nämlich bereits abzeichnete, daß es am Sonntag feucht werden würde, feierte ich auf Arbeit kurzfristig noch Stunden ab. Mein Chef hatte damit keine Probleme, zumal ich am Vortag das als Projektleiter betreute Vorhaben, welches mich bereits über ein Jahr in Atem hielt, endlich erfolgreich abschließen konnte.

Das Wetterradar im Internet zeigte jedenfalls keine Regengebiete in meiner Region. In der Praxis sah dies freilich anders aus. Schon nach einer knappen halben Stunde begann es, aus dem dichtbewölkten Himmel zu nieseln. Bis hinauf ins Osterzgebirge gab es immerhin mehrere trockene Abschnitte. Auch fühlten sich die Temperaturen um 5°C nach der vorherigen Kältewelle angenehm warm an. Bald sogar kam ich ohne Handschuhe aus.

Als es ab Schneeberg (Sněžník) schließlich im wesentlichen nur noch abwärts ging, kam auch der Dauernieselregen. Das war neben dem Spritzwasser aufgrund höherer Geschwindigkeit vor allem deswegen besonders unangenehm, weil es keine Möglichkeit mehr gab, sich bei Gegenanstiegen wieder etwas warmzufahren. Sicher hätte ich meine Strecke zwar auch verlegen können, doch dann wäre ich noch länger unterwegs gewesen.

Bitter enttäuscht wurde ich vom Elbtal. Sonst ist das oft eine Wärmeinsel, doch am Freitag kroch mir bei dem Waschküchenszenario die feuchte Kälte in die letzten warmgebliebenen Ritzen. Am Körper gab es sowieso schon lange nur noch nasse und etwas weniger nasse Stellen. Zu allem Überdruß stieg vor Rathen auch noch mein Fahrradcomputer aus, dem offensichtlich die Feuchtigkeit ebenfalls nicht behagte. (Glücklicherweise hat er sich inzwischen wieder eingefangen.)

Zuhause war es an diesem Tag definitiv am schönsten!

Nach dieser "Vorarbeit" minimierten sich meine Vorgaben für die Sonnabendrunde. Das Wetter enttäuschte mich diesmal nicht, auch die Sonne schaute längere Zeit vorbei. Weniger als einhundert Kilometer und nicht einmal 1% von der Streckenlänge kumulierte Höhenmeter machten die Ausfahrt zu einer entspannten Angelegenheit.

Abschiedsstimmung im Elbsandsteingebirge, bei Rathewalde aufgenommen (Aufnahmeort)
Eine Überraschung erwartete mich auf meinem Weg von Neustadt in Richtung Bischofswerda. Da überholte mich Stefan mit dem Auto, den ich über den Männerstammtisch beim projekt LEBEN e.V. kennengelernt habe. Er lud mich auf einen Tee zu sich nach Oberottendorf ein. Beim Schwatz mit ihm und seiner Frau im warmen Sonnenschein verging die Zeit wie im Flug. Ich liebe solche Zwischenstops!

Auf den letzten Kilometern lief die Sonne nachmittags zu Hochform auf, so daß ich meine Tour bis Großröhrsdorf ausdehnte. Es ist doch etwas ganz anderes, bei solchen Bedingungen unterwegs zu sein! Immerhin traf ich - im Gegensatz zum Freitag - dabei etliche Radsportler, die ebenfalls das Schönwetter nutzten. Vielleicht hätte ich tatsächlich noch die paar zusätzlichen Kilometer bis zur 100 anhängen können, doch das Soll war bereits mehr als erfüllt.

Von mir aus kann nun gern der Schnee kommen. Wenn alles bei der OP klargeht - und das will ich doch hoffen - gibt's sonst noch etwas auf die Reifen.

Abgerechnet wird am 31.12.!

Track der Handbiketour vom 09.12.2016
Track der Handbiketour vom 10.12.2016

6. Dezember 2016

Programm für kalte Tage

Vor meinen voraussichtlich letzten drei Arbeitstagen im Jahr 2016 habe ich heute noch ein paar Überstunden abgefeiert. Nach dem frostigen und windigen Montag war das Thema Handbiken eigentlich schon abgehakt. Aber als sich trotz der sehr kalten -6°C die Bedingungen gar nicht so schlecht darstellten, sattelte ich mein Pferd doch noch für einen kurzen Ausritt.

Der befreundeten Ärztin im Querschnittzentrum der Bavaria-Klinik Kreischa nahm ich dabei gleich das Souvenir mit, welches unsere tschechischen Freunde mir für sie und ihre Familie mitgegeben hatte.

Der Bogenschütze am Neustädter Elbufer (Aufnahmeort)
Endlich lief es wieder flüssiger, als während der vorangegangenen Touren. Auch weil die heute benutzten Handschuhe bei dieser Kälte wesentlich besser isolierten. So wurde es nie ungemütlich, und ich konnte vor meinem Nachmittagstermin sogar zwei weitere kleine Extrazacken dranhängen.

Zudem wählte ich für den Rückweg komplett die rechte Elbseite, obwohl ein ca. 800 m langes Teilstück auf dem Körnerweg wegen des groben und buckeligen (historischen) Sandsteinpflasters eine einzige Zumutung für Pedaleure ist (s. Track vom 6.12., km 53,1 - 53,9). Falls man dort vor unliebsamen Überraschungen verschont bleiben möchte, sind allein dafür 5 Minuten im Schrittempo einzuplanen.

Der Rest der Runde fuhr sich dann ohne übermäßigem Kraftverkehr sehr kurzweilig.

Rein rechnerisch könnte ich nun am kommenden Wochenende das letzte Heu in die Scheuer einbringen. Das wäre ganz gut, denn es ist unklar, ob ich nach dem für den 14.12. geplanten operativen Eingriff noch einmal in diesem Jahr auf Tour gehen kann. Das letzte Wort hat jedoch das Wetter.

Wie immer.

Track der Handbiketour vom 06.12.2016

5. Dezember 2016

Coldfinger

Ein kaltes Wochenende liegt hinter mir. Es gab zwar viel Sonnenschein, doch mit Höchstwerten um 2°C eben auch nicht unbedingt Wohlfühlklima.

Am meisten müssen in dieser Zeit immer meine Hände aushalten. Schon allein wegen der dicken Handschuhe ist zusätzliche Kraft zum Festhalten der Kurbelgriffe erforderlich. Dabei kühlen die Finger mehr aus, als alle anderen empfindungssensiblen Körperteile. Vielleicht wären Fäustlinge für die Hände eine sinnvolle Alternative, doch habe ich bisher noch keine geeigneten gefunden. Deshalb sind die ersten Minuten, nachdem die Kälte vom Körper Besitz ergriffen hat, auch für die Finger die unangenehmsten. Schön, wenn der Schmerz schließlich nachläßt und man sich wieder ganz auf das Vorwärtskommen konzentrieren kann.

Vor allem am ersten Tag des Wochenende bin ich zeitig losgefahren. Für den Nachmittag hatten sich nämlich mein tschechischer Kamerad und seine Frau aus Kulm (Chlumec) angekündigt, die gemeinsam mit mir auf den Pirnaer Weihnachtsmarkt wollten. Das Adventsprogramm gestaltete diesmal unsere tschechische Nachbarregion Aussig (Ústí nad Labem) mit einigen interessanten Darbietungen. Bemerkenswert, wie sich das auch jenseits der Grenze herumspricht. Denn meine Freunde waren nicht die einzigen, die abends zu mährischer Volksmusik begeistert mitsangen.

Am Ufer der Spree unterhalb von
Alter Wasserkunst und Michaeliskirche in Bautzen (Aufnahmeort)
Körperlich noch ausgeruht, kam ich trotz der Kälte wirklich gut voran, so daß ich bereits 10.15 Uhr unter der Wasserkunst in Bautzen stand. Da ich seit einigen Touren wieder über mein Navigationsgerät verfüge, kann ich die zuvor mit Bikemap.net geplante Strecke auch ohne intensives Kartenstudium recht entspannt abfahren. Und zwar auch die bisher mir unbekannten Abschnitte, wie beispielsweise den Spreeradweg durch Bautzen. Der bietet zwar einiges für's Auge, wird allerdings wegen des häufigen Granitsteinpflasters nicht nach jedermanns Geschmack sein. Aber einmal kann man sich den schon zumuten.

Meine Runde zum 2. Advent gestaltete sich wesentlich zäher. Vermutlich hatte ich sie hinsichtlich ihrer Anforderungen etwas unterschätzt - vielleicht war ich aber auch mental gar nicht darauf vorbereitet, daß es noch etwas kälter als am Vortag wurde. Vor allem der kurze, unerwartete 15%ige Gegenanstieg hinauf nach Oberwartha (s. Track vom 04.12., km 38,3 - 38,9) brachte mich völlig aus dem Rhythmus. (Im Höhenprofil bei Bikemap wurde er komplett weggebügelt.) Erst ab Moritzburg lief es wieder etwas flüssiger, wobei ich selbst dann keine Bäume mehr ausreißen konnte.

Die beste Motivation war immer noch die Vorstellung, daß zuhause auf mich eine randvoll mit kuschelig warmen Wasser gefüllte Badewanne wartete. Nach meiner ersten Wochenendtour hatte ich selbst am Sonntagmorgen immer noch kalte Beine. Bei solchen Temperaturen hilft also tatsächlich nur ein heißes Bad.

Bloß gut, daß niemand meine kalten Beine ertragen muß.