30. März 2017

Rampensau

Gestern habe ich unser toskanisches Tourengebiet von seiner anderen Seite kennengelernt. Bisher war ich nämlich der Meinung, es gäbe keine bzw. wenige garstige Steilrampen in den Bergen. Das gilt jedoch nur für die stark befahrenen Hauptstrecken.

Dabei ließ sich der Tag zunächst prächtig an. Bereits kurz vor 10 Uhr war ich an der Kreuzung nach San Galgano, wo ich lt. ursprünglicher Planung eigentlich rechts abbiegen und mich damit wieder in Richtung Quartier halten wollte. Doch bis Siena waren es nur noch 29 km! Also disponierte ich um, denn mit Siena verbindet mich eine sehr emotionale Erinnerung. 2012, auf der Heimfahrt von unserem ersten Toskanaaufenthalt besuchte ich mit Lád’a gegen Ende der Ostermesse den Dom. Nach dem Gottesdienst verließ gerade der Erzbischof von Siena das Gebäude, und wir begegneten uns auf der Rollifahrerrampe. Daraufhin hielt er an und segnete mich persönlich. Für meine erfolgreiche Teilnahme am Styrkeprøven im gleichen Jahr war das ein gutes Zeichen!

Mittags auf dem Piazza del Campo in Siena (Aufnahmeort)
Nach der ausgiebigen Mittagspause auf der Piazza del Campo, dem Zentrum der Altstadt von Siena, machte ich mich dann wieder auf den Weg. Es war gar nicht so einfach, sich aus dem Gewirr der hohen, dunklen Straßen herauszufinden! Doch danach kam ich gut voran. Dabei ließ ich mir den Weg von meinem Navi weisen. Auf dessen Konto ging deshalb der erste größere Anstieg auf der Rückfahrt, als es mich zur gespeicherten Tour offensichtlich unnötigerweise über einen Berg lotste (s.  Track vom 29.03., km 94,9 - 102,7). Vielleicht aber auch deswegen, weil die SS223 zwischen Siena und Grosseto gegenwärtig zur Autobahn ausgebaut wird und möglicherweise inzwischen für Radfahrer gesperrt ist.

Deshalb konnte ich jedenfalls auch das nächste tiefe Tal nicht auf der großen neuen Brücke passieren, sondern mußte es direkt durchqueren. Das bedeutete: eine 20%-Abfahrt zur Therme “Bagni di Petriolo”, um sich danach auf einer ebenfalls mit 20% ausgewiesenen Straße wieder aus dem Tal zu kämpfen. - Na ja, ein Zwanziger war es vermutlich nicht - das Verkehrsschild diente bestimmt nur zur Abschreckung der zahlreichen Besucher mit Wohnmobil. Doch 15% waren es auf jeden Fall. Eine solche Steilrampe erwartete mich dann auch bei der nächsten Auffahrt (s.  Track vom 29.03., km 124,4 - 125,8). Zu dieser Uhrzeit - es war bereits 18.00 Uhr - wollte mir dabei keine rechte Freude mehr aufkommen. Doch es nützte nichts, ich mußte mich in Gelassenheit üben! Immerhin war ich kräftemäßig noch topfit, obwohl ich an diesem Berg nun die 2000Hm-Schallmauer durchbrach. Auch ich erlebe das nicht so häufig!

Danach kamen zwar noch zwei längere Anstiege hinauf nach Roccastrada und zurück zum Quartier, aber das war eine reine Fleißaufgabe. Hinter Montemassi wurde es Nacht. Nach einem herrlichen Abendrot wölbte sich auf den restlichen Kilometern ein wunderschöner Sternenhimmel über mir. Das hatte auch seinen Zauber und ist eine weitere Facette dieser uralten Kulturlandschaft.

Toskana, meine Liebe!

Track der Handbiketour vom 29.03.2017

28. März 2017

Verwöhnprogramm

Heute habe ich es mir richtig gut gehen lassen, denn der geplante Ruhetag machte seinem Namen alle Ehre. Nach den notwendigen Hygienemaßnahmen verbrachte ich fast den ganzen Vormittag bei entspannten Beschäftigungen und sogar mit etwas Dösen in der Horizontalen.

Kurz vor dem Mittag fuhren Lád’a, Roman und ich mit dem Auto zu den Thermalquellen von Saturnia. Während ich heute den ganzen Tag sportlich abstinent blieb, wollten sie von dort später mit dem Rad zurückfahren. Die andere Fraktion machte es genau umgekehrt. Beim gemeinsamen Treffen zum Baden in den Quellen wurden einfach Räder und Auto getauscht.

Die Badesaison ist eröffnet! (Aufnahmeort)
Die Thermalquellen von Saturnia erwiesen sich als ein echter Geheimtip, den Lád'a vor unserem Urlaub von seinen Sportfreunden erfahren hatte. Blauer Himmel mit Sonnenschein, und das leicht schwefelhaltige Wasser um die 40°C - Herz, was willst Du an einem solchen Tag mehr! Meine Kameraden brachten mich ins Wasser und hievten mich später sogar mehrere Sinterterrassen nach oben. Nur direkt unter dem großen Wasserfall war ich nicht. Das erste und bisher einzige Mal, wo ich so etwas erleben durfte, war in Landmannalaugar auf Island. Es war einfach nur großartig!

Danke an meine tschechischen Kameraden, daß sie mir das ermöglicht haben!

Mehr Meer

Auf meiner Montagsausfahrt sollte es etwas ruhiger zugehen. Deshalb entschied ich mich für die kürzeste und flachste Strecke meines Tourenplans.

Vom langen Kanten des Vortags war erstaunlicherweise überhaupt nichts zurückgeblieben, und das war auch gut so. Denn kurz nach Beginn der Tour ging es gleich heftig zu Sache, übrigens fast das einzige Mal an diesem Tag. Der Anstieg nach Montebamboli ist auf den ersten 1,5 km wirklich steil (s.Track vom 27.03., km 8,7 - 10,2). Auf dem Verkehrsschild standen zwar 10%, doch diesen Wert kann man ohne schlechtes Gewissen getrost mit zwei multiplizieren. Daß ich diesen Abschnitt nur in kurzen Sprüngen fahren konnte, liegt nahe. Immerhin gab es noch genug Schatten, den ich beim Kampf mit dem Berg für die Rast nahezu optimal ausnutzen konnte.

Auf der Strandpromenade in Follonica (Aufnahmeort)
Dafür kam ich nach diesem ersten “Buckel” richtig flott voran. Der Wind blies kräftig aus Nordost, die Straße war anfangs leicht abfallend, später weitestgehend eben. Auch dieses Gebiet ist bestimmt perfekt für Trainingstouren mit dem Racebike geeignet. Ich war dort jedenfalls nicht der einzige Radsportler auf der Piste.

Kurz vor Follonica erreichte ich schließlich das Meer. Vor weniger als 22 Stunden war ich 40 km südlicher am Wasser. Bis Castiglione della Pescáia fuhr ich nun auf einer recht stark befahrenen Straße parallel zur Küste. Sie ist auch als Radroute ausgewiesen, doch bei deren Breite ist das niemals ein Problem.

Ein Traum von der Karibik! (Aufnahmeort)
In Castiglione führte mich mein Navi dann direkt hinauf in die hoch über dem Meer gelegene Altstadt mit der Burg. Der Anstieg nervte mich zwar zunächst, doch er war es unbedingt wert. Von oben eröffnete sich nämlich ein großartiges Panorama über Stadt und Meer. Der Strandabschnitt südlich davon erinnerte mich mit seinem breiten Pinienwaldgürtel, dem sandigen Ufer und dem türkisblauen Wasser (unglaublich aber wahr!) an die Karibik. Bei diesem Wetter war das beinahe schon ein wenig zu kitschig …

Auf dem Rückweg hatte ich zunächst eine ganze Weile mit kräftigem Gegenwind zu kämpfen. Spontan änderte ich meine Route und fuhr auf einer herrlich ruhigen Straße zwischen den Bergen nach Grilli. Die kannte ich bereits von meiner Auffahrt nach Tirli in den vorangegangenen Jahren. Der Rest der Strecke verlief analog des Vortages.

Diesmal jedoch noch im Sonnenschein.

Track der Handbiketour vom 27.03.2017

27. März 2017

Tutto bene

Endlich hat es mit der Ausfahrt ganz weit in den Süden zur Halbinsel des Monte Argentario geklappt. Die Voraussetzungen dafür waren jedenfalls optimal. Sonne fast den ganzen Tag über und die Windverhältnisse absolut akzeptabel. Dabei hatte ich mir den mit 23 Stunden kürzesten Kalendertag des Jahres ausgesucht, weil in der Nacht die Zeit umgestellt wurde.

So war es bei meinem Start eigentlich auch erst 5.45 Uhr. Nach dem Regen in der Nacht erwachte der wolkenlose Tag bitterkalt. Bei 4°C Lufttemperatur und ohne Handschuhe mußte ich zunächst die Zähne zusammenbeißen, um die Schmerzen in den Händen zu ertragen. Die aufgehende Sonne beendete ca. 10 Km weiter meine Qual.

Nach drei Toskanafahrten gab es gestern so tief im Süden auch wieder großflächig Neuland für mich zu entdecken. In den Jahren zuvor ging es bei mir noch nie weiter als bis Grosseto. Deshalb kannte ich auch den langen, doch sehr schönen und abwechslungsreichen Anstieg nach Scansano noch nicht (s. Track vom 26.03., km 51,1 - 56,9). Vermutlich wäre es sogar besser gewesen, anschließend direkt über den Ort auf der Hauptstraße weiterzufahren. Die gewählte Nebenstrecke bremste mich aber wegen des schlechten Straßenbelags während der Abfahrt ziemlich aus.

Porto San Stefano (Aufnahmeort)
Der Abstecher am Umkehrpunkt der Tour auf die Halbinsel nach Porto San Stefano hat sich trotz der fortgeschrittenen Stunde - es war bereits 14.30 Uhr, und noch lagen 100 km vor mir - wirklich gelohnt. Das Hafenstädtchen entsprach genau den Vorstellungen, die man sich von einem solchen Ort in Italien so macht.

Am Abend zogen dann etliche dunkle Wolken auf und drohten mit Schauern. Das war auch die Zeit, als sich der Tag dem Ende neigte. Noch lagen zwar mehr als 20 km vor mir, doch kannte ich bereits die Strecke. Trotz meiner Beleuchtung blendeten allerdings manche entgegenkommenden Autofahrer ihre Scheinwerfer nicht ab, so daß ich nur hoffen konnte, während ihrer Vorbeifahrt nicht irgendein Schlagloch zu erwischen. Doch es gab auch sehr rücksichtsvolle Zeitgenossen. Auf den letzten Kilometern vor dem Quartier mußte ich im Dunkeln noch einmal kathedern und hielt deswegen an. Ein mich überholender Italiener kam deswegen extra wieder zurück, um zu erfahren, ob alles in Ordnung sei. Es war alles “Tutto bene”. Mich störte nicht einmal mehr der einsetzende Regen. Die Tour war gebongt.

Leider gibt es aber erneut eine Kehrseite des Erfolgs. Irgendwie scheine ich mit meinen GPS-Loggern auf Kriegsfuß zu stehen. Denn nun ist mir auch mein guter alter G-Porter von Canmore abhanden gekommen. Meine Bauchtasche hat ein Loch, und genau durch dieses ist er wahrscheinlich bei einer Abfahrt vor Montiani herausgefallen. Allerdings hätte es sich vermutlich diesmal wirklich gelohnt, noch einmal umzudrehen und ihn zu suchen. Bei meiner Tourauswertung im Quartier bemerkte ich nämlich, daß bis zum Feststellen des Verlusts nur die davorliegende Strecke von ca. 1-2 km Länge infrage kommen konnte. Doch da es bereits kurz nach 5 war und noch etliche Kilometer vor mir lagen, entschied ich mich für die Weiterfahrt. Mein Fehler!

Ansonsten läuft es derzeit wie geschmiert. Kein Muskelkater, keine Probleme mit den Gelenken, dafür aber inzwischen die typische Radfahrerbräune - also nur an Armen und Kopf.

So kann es gerne weitergehen …

Track der Handbiketour vom 26.03.2017

25. März 2017

Zur Sache, Schätzchen!

Heute sind Lád’a und ich in unserem Quartier, der Casale Aronne unweit von Massa Marittima angekommen. Doch während nun nach und nach alle anderen tschechischen Sportfreunde eintrudeln, haben wir beide am Vortag schon unsere erste Tour hinter uns gebracht.

Wir unterbrachen nämlich die Anfahrt bei Rovereto, um uns danach von Mori aus den Monte Bondone vorzunehmen. Die höchste Stelle der Straße über diesen nordöstlich des Gardasees gelegenen Gebirgszug erreicht zwar “nur” ca. 1650 m ü. NHN, doch braucht sich dieser Anstieg nicht hinter den weit höher gelegenen und auch bekannteren Auffahrten in den Alpen zu verstecken. Das wurde mir immer klarer, als ich mich stundenlang hinauf zum Scheitelpunkt mühte. Beinahe durchweg steil, waren dabei auf mehr als 30 km rund 1500 Höhenmeter zu bewältigen, wobei zwischendurch sogar noch einmal rund 100 Hm auf einer Abfahrt verloren gingen.

Doch weil Lád’a morgens noch einige geschäftliche Dinge über das Internet klären mußte, starteten wir ziemlich spät. Erst als dann der richtige Gipfelsturm begann, trennten wir uns. Jeder sollte sein eigenes Tempo fahren. Ich erreichte schließlich gegen 16.30 Uhr den höchsten Punkt, wo mich mein tschechischer Kamerad bereits erwartete. Danach ging es hinunter nach Trient (Trento). Dieser Streckenabschnitt war der absolute Höhepunkt der Tour, weil sich nun die Straße in unzähligen Serpentinen am Steilhang bergab schlängelte. Mit der legendären Anfahrt von Prad auf das Stilfser Joch kann sie dabei meiner Meinung nach locker mithalten. Ja, ich bin mir nicht einmal sicher, ob diese Rampe zwischen Trient und dem Monte Bondone sogar noch kurvenreicher als die erstere ist.

Auf dem Radweg bei Arco, im Hintergrund das Kastell (Aufnahmeort)
Im Tal der Etsch (Adige) brach schließlich die Dämmerung über uns herein. Ich hatte zwar nur ein Rücklicht mitgenommen, doch da wir größtenteils auf dem Etsch-Radweg abseits der Straße zurückfuhren, störte das nicht besonders. Spannend wurde es nur auf den letzten Kilometern, als Lád’a eine Abkürzung fahren wollte und wir dabei bei inzwischen völliger Dunkelheit auf eine starke befahrene Straße gerieten. Immerhin hatte mein Begleiter auch sein Vorderlicht dabei, so daß uns wenigstens die entgegenkommenden Fahrzeuge sahen.

Noch aus einem anderen Grund war jedoch diese erste Urlaubstour etwas ganz Besonderes für mich. Denn erstmals kam ich als Rollifahrer nach Arco. Beinahe ewig lang liegen inzwischen meine Heldentaten als Kletterer am Colodri zurück, dessen 300 m hohe senkrechte Wand ich damals durchstieg. Diese Felsen wiederzusehen, erinnerte mich an all die tollen Erlebnisse.

Sie gehören für immer zu meinem Leben.

Track der Handbiketour vom 24.03.2017

21. März 2017

Taktische Überlegungen

Wenige Tage vor meiner Toskanafahrt fühle ich mich in guter Form. Die Leistungsdaten der gestrigen Ausfahrt bestätigen mir jedenfalls meinen subjektiven Eindruck.

Allerdings macht sich mittlerweile beinahe regelmäßig nach den Touren meine rechte Schulter, manchmal außerdem der Ellenbogen bemerkbar. Es fühlt sich dann beinahe wie Muskelkater an. Von Überlastungserscheinungen oder Überanspruchung will ich dennoch nicht reden, weil diese Symptome sofort verschwinden, sobald ich wieder an der Kurbel drehe. Vielleicht sind es ja auch die aufgrund der niedrigen Temperaturen vielen, nach dem Zwiebelschalenprinzip übereinandergezogenen Kleidungsschichten, die nicht nur die Beweglichkeit beim Fahren beeinträchtigen. Außerdem werde auch ich älter, und trotz eifrigen Bemühens dazu etwas runder am Bauch.

Das Oberdorf von Rosenthal - noch ohne frisches Grün (Aufnahmeort)
Noch rollt es jedoch. Da störte nicht einmal der Wind, der recht kräftig aus West blies. Denn entsprechend dieser Voraussetzungen legte ich meine Montagstour so, daß dieser mir nichts anhaben konnte. Gestern klappte das hervorragend. Sowohl Müglitztal als auch die bebaute Talmulde von Peterswald (Petrovice) sowie später während der Abfahrt das Bielatal lagen nahezu idealtypisch auf der Nord-Süd-Achse und boten damit perfekten Schutz vor dem Kantenwind. Oben auf den offenen Flächen des Osterzgebirges war es dagegen gefühlt windstill, weil ich den Wind im Rücken hatte. - Es ist eben alles nur eine Frage der Taktik.

Inzwischen läuft der Urlaubscountdown. Das nächste Mal bin ich vielleicht schon im Kurzarmtrikot unterwegs.

Im Süden.

Track der Handbiketour vom 20.03.2017

19. März 2017

Kurz oder naß

Nach dem Totalausfall vom Sonnabend aufgrund des regnerischen und stürmischen Vormittags wollte ich wenigstens heute eine Runde drehen. Die Wetterprognose sah allerdings nicht viel besser aus, und im Online-Niederschlagsradar konnte man bereits ein breites, sich aus Westen näherndes Regenband erkennen.

Doch weil ich das Handwerkliche für meine Toskanafahrt - z.B. Reifenwechsel - schon gestern erledigt hatte, ließ ich es darauf ankommen. Denn falls alles wie vorhergesagt käme, würde es erst ab Mittag naß werden. Völlig spontan, d. h. ohne die Tourenplanung via Fahrradnavi, zog ich also gegen 6.30 Uhr los. Das ist auch mal schön, wie in alten Zeiten ganz unbedarft auf Tour zu gehen.

Märzenbecher in Cunnersdorf (Aufnahmeort)
Und die Sonne schien sogar! Einziges Ziel waren die Märzenbecherwiesen bei der Bockmühle im Polenztal. Nach meiner Rückkehr aus Italien sind dort sicher bereits alle verblüht. Allerdings war heute im Tal ebenfalls nicht viel von der Straße aus zu sehen - vielleicht ist die beste Zeit für's "Blümelgucken" ja schon vorbei. Immerhin habe ich danach bei meiner Auffahrt durch Cunnersdorf noch ein paar schöne Flecken mit richtigen Prachtexemplaren gefunden. Meine Mühe war also nicht vergeblich.

Das schlechte Wetter ließ auf sich warten, deshalb weitete ich meine Tour Stück für Stück aus. Hinter Rugiswalde waren auch keine langen bzw. steilen Anstiege mehr zu erwarten, und so drückte ich auf's Tempo, um Meter zu machen. Pünktlich und leider genau, wie vorhergesagt, fielen dann gegen 11.30 Uhr die ersten Tropfen. Als sich daraus ein immer stärkerer Regen entwickelte, stand für mich fest, auf dem kürzesten Weg ins trockene Heim zu fahren. Lieber eine kurze Tour, als völlig durchweicht zu Hause ankommen. Zumal das Radfahren bei Starkregen sowieso keine Freude mehr macht und das Handbike dabei vor dem Autotransfer in den Süden unnötig verdreckt.

Ich bin trotzdem froh, heute auf Achse gewesen zu sein. Zwar könnte es eventuell morgen mit einer weiteren Tour klappen, aber ansonsten wäre ich vor dem Urlaub völlig aus dem Schwung gekommen.

Am Donnerstag geht's endlich ins (hoffentlich) Warme. Ich habe schon viele Pläne für die Toskana, die sich jedoch gewiß allein aufgrund der Menge nicht vollständig umsetzen lassen. Mal sehen, was davon klappt. Falls es die örtlichen Bedingungen (Witterung, Straßenverhältnisse) zulassen, wollen Lád'a und ich während der Anreise noch auf eine Extratour gehen. Davon berichte ich hier aber erst im Anschluß. Es gibt schon viel zu viele Leute, deren vollmundige Ankündigungen nur Theorie bleiben.

Das mag ich überhaupt nicht.

Track der Handbiketour vom 19.03.2017

14. März 2017

Fortsetzung erfolgt

Zum Abschluß der 4-Etappentour auf dem Elberadweg zwischen Dessau und Dresden im vergangenen Jahr hatten Stefan und ich uns vorgenommen, ab der sächsischen Landeshauptstadt entlang der Elbe auch noch flußaufwärts weiter in Richtung der deutsch-tschechischen Grenze zu fahren. Weil Stefan am Wochenende wegen einer privaten Festivität seine Verwandten in Dresden besuchte, bot sich dabei gleich eine Gelegenheit für die erste gemeinsame Jahresausfahrt.

Torsten, der uns damals auf der letzten Etappen ab Niederlommatzsch begleitet hatte, konnte sich auch freimachen, und so verabredeten wir uns für den Sonntag in Dresden-Reick zu vormittäglicher Stunde. Bis dahin hakte ich am Morgen noch ein paar schnelle Kilometer ab, so daß ich am Start bereits schön warmgefahren war.

Stefan auf dem Elbradweg bei Rathen - im Hintergrund die Basteifelsen
(Aufnahmeort)
Gleich zu Beginn unserer gemeinsamen Tour gab es ein Extrazackel, weil ich einen Abzweig verpaßte und wir deshalb noch die Rennbahn umrunden mußten. Doch an der Pillnitzer Fähre erreichten wir dann endlich den Radweg. Für Torsten war es die erste Tour in diesem Jahr, aber auch Stefan hatte bisher hauptsächlich auf der Rolle trainiert. Die 10m-Rampe durch die Bahnunterführung hinter Obervogelgesang (s. Track vom 12.03., km 76,2) half ihm dann Torsten mit etwas Anschieben. Bei Stefans Läsionshöhe war dieses Stück absolut grenzwertig. Auch zwischen Wehlen und Rathen gibt es ein paar 100 bis 200 m lange Auffahrten inkl. eines steileren Buckels. Hier kam Stefan jedoch ganz gut durch. Trotzdem war es für mich eindrucksvoll, zu sehen, welche körperlichen Unterschiede es zwischen einem tief- (Torsten - C7) und höhergelähmten Tetra (Stefan - C5) gibt. Für Torsten waren die Berge nämlich wesentlich besser zu bewältigen.

Stefan beendete die Tour dann in Königstein nach ca. 36 km, während Torsten mich noch weitere reichlich 7 km bis nach Bad Schandau begleitete. Von dort aus fuhr er im Handbike mit der S-Bahn wieder nach Dresden zurück. Aufgrund der eigenen Körpergröße ist sein Handbike allerdings ein ganzes Stück länger als meines, so daß es am Ziel gerade so durch Demontage des Auffahrbügels in den Aufzug paßte. Vielleicht werde ich mal bei Gelegenheit die Kabinen abmessen. Denn obwohl sich dafür nicht jeder Bahnhof zwischen Pirna und Schmilka eignet, ist die An- bzw. Abreise auf der Schiene sonst eine gute Alternative zum Auto.

Nach dem Abschied habe ich wieder ordentlich in die Tasten gehauen und meine Ausfahrt mit einigen Bergen garniert. Als es dunkel wurde, war ich wieder zuhause.

Gestern ging es dann noch einmal auf die Piste, wobei ich - teilweise spontan - auch einige steilere Kilometer unter die Räder nahm. Der 14%er hinter Markersbach (s. Track vom 13.03., km 37,5 - 38,3) gehörte wie der gleichsteile Porschdorfer Berg (s. Track vom 13.03., km 64,2 - 65,2) dazu genauso, wie der sogenannte Ziegenrücken (s. Track vom 13.03., km 67,5 - 69,7), dessen Anfangsrampe mir trotz der nur 12% wesentlich saurer kam. Aber diese Straße tue ich mir aufwärts sowieso nur recht selten an.

Schließlich fuhr ich zu meiner Lieblingsnichte nach Dorf Wehlen, um einen neuen Wimpel für das Handbike abzuholen. Den hatte sie auf meinen Wunsch extra für mich geschneidert: Genau so wie die Schweizerfahne, nur eben das reflektierende Kreuz wegen der Landesfarben des Freistaats (Grün - Weiß) auf neongrünen Untergrund.

Ich bin ein "Sächsischer Schweizer" - stolz, unabhängig, frei!

Track der Handbiketour vom 12.03.2017
Track der Handbiketour vom 13.03.2017

12. März 2017

Resonanz

Am vergangenen Dienstag sowie gestern war ich zu Vorträgen eingeladen, einmal für das Patientenseminar im Querschnittgelähmtenzentrum der  Klinik Bavaria, und außerdem im Rahmen eines monatlich stattfindenden Begegnungsnachmittags des CKV Annaberg.

Beim Vortrag in Annaberg
Neben einem kurzen Bericht von meiner Studienfahrt nach Österreich präsentierte ich diesmal dafür Bilder von meinen sportlichen Aktivitäten im Handbike. Gerade dieser Sport ermöglicht mir, ganz unverkrampft mit meiner Umwelt in Kontakt zu treten, und natürlich kommt dabei auch die eigene körperliche Herausforderung nicht zu kurz. Das - so die Hoffnung - kann nicht nur Erstrehabiltanden motivieren, ihr Leben weiter aktiv zu gestalten. Auch die "alten Hasen" vom Annaberger Verein wollte ich mit auf die Reise nehmen und über meine Erlebnisse als Handbikefahrer berichten.

Das Thema war jedenfalls eine gute Wahl, denn im Anschluß meines Berichts kam ich dazu noch mit etlichen Anwesenden ins Gespräch. Eine solch gute Resonanz empfinde ich immer als den schönsten Lohn.

Geteilte Freude ist doppelte Freude.

6. März 2017

Die Rückkehr des Frühlings

Allmählich werden meine Touren wieder länger. Das liegt nicht nur an den inzwischen mehr als 11 Stunden Tageslicht, welches zusätzliche Beleuchtung überflüssig macht. An diesem Wochenende schickte auch der Frühling seine ersten Vorboten ins Land.

Allerdings fegte ein kräftiger Wind - am Sonnabend aus Südost, am Sonntag aus Südwest. Ich war also gut beraten, meine Planung entsprechend anzupassen. Das hieß: morgens bei Gegenwind (der da auch noch nicht so stark war) auf flachen oder meist dicht bewaldeten Strecken bzw. durch Täler zu fahren, damit man auf dem Nachhauseweg im offenem Gelände den Wind im Rücken hat. Und so sahen dann auch meine Strecken aus.

An beiden Tagen habe ich tatsächlich ein paar winzige Flecken Schnee gesehen. Das spricht für die Menge, die hier noch vor einem Monat gelegen hat. Trotzdem kann man nun wieder bedenkenlos auch durch die tieferen Schluchten des Elbsandsteingebirges fahren. Allerdings wollte ich vor meiner Italienreise mein Handbike nicht zu sehr vermatschen, so daß ich auf der Straße blieb. Ich habe nämlich vorher keine Lust auf eine Tiefenreinigung.

Marienfels (links) und Felsenburg Falkenstein (rechts) bei Dittersbach
(Aufnahmeort)
Es war auch so wunderschön, endlich wieder mal durch die Böhmische Schweiz zu kurven. Das Zappenland ist dabei eine meiner Lieblingsecken, und die Strecke von Böhmisch Kamnitz (Česká Kamenice) über Schemmel (Všemily) und Dittersbach (Jetřichovice) nach Herrnskretschen (Hřensko) ist fahrerisch und optisch wirklich abwechslungsreich (s. Track vom 04.03., km 60,6 - 88,2). In der laubfreien Zeit eröffnet sich auch manche Aussicht, die sonst hinter Blättern verborgen bleibt. Der Blick zu Marienfels (Mariina skála) und zur Felsenburg Falkenstein (Falkenštejn) bei Dittersbach gehört dazu.

Weniger sonnig, doch immer noch frühlingshaft, gestaltete sich der zweite Tag des Wochenendes. Doch da wollte ich nach dem Auf und Ab der vorangegangenen Tour sowieso keine Bäume ausreißen. Das Streckenprofil mag zwar immer noch eindrucksvoll aussehen, aber so heiß gegessen, wie gekocht, wurde diesmal bei weitem nicht. Keine 1000 Höhenmeter standen nach 118 km zu Buche, ein für mich eher seltener Wert. Dementsprechend flott war ich unterwegs. Im Vergleich zur Vortour galt am Ende 'Später starten und zeitiger ankommen'.

Die ersten müden Kilometer des Jahres im Handbike sind damit jedenfalls Geschichte.

Track der Handbiketour vom 04.03.2017
Track der Handbiketour vom 05.03.2017

2. März 2017

Steh auf und geh!

Heute habe ich mich zum zweiten Mal mit Mitarbeitern von ReWalk Robotics getroffen. In bewegten Bildern sollte die Benutzung des Exoskeletts durch mich dokumentiert werden, um zusätzliche Argumente bei einer anstehenden juristischen Auseinandersetzung vor dem Sozialgericht für die Beteiligten zu liefern. Denn es gibt - wie nicht anders zu erwarten - Streit um die Frage der Kostenübernahme.

Noch lange nicht perfekt!
Was mich an der ablehnenden Haltung meiner Krankenkasse besonders ärgert, ist die Tatsache, daß diese mich zwar fit genug hält, um mir jegliche Pflegestufe abzusprechen, andererseits aber unterstellt, ich wäre viel zu unselbständig, um das Gerät sinnvoll nutzen zu können. Da bin ich dann plötzlich völlig hilflos! Als Begründung dafür mußte mein selbsterstelltes Video von meinem ersten Test herhalten. Dabei hatte ich an diesem Tag gerade erst ein paar  Meter mit dem Exoskelett zurückgelegt. Dementsprechend waren die Aufnahmen eben auch nur zur Vorstellung der prinzipiellen Funktionsweise des Gehapparats für Interessenten gedacht! Selbst die Vertreter  des Herstellers betonen immer wieder, daß bis zur Beherrschung des Geräts ein intensives Training erforderlich ist.

Logisch - ein Kleinkind lernt auch nicht an einem Tag laufen ...