26. Juni 2017

Rettungsrambos

Nach der verordneten Zwangspause wegen der wunden Stelle unter dem linken Sitzbein sah es bei der Visite am Sonnabend schon wieder ganz gut aus. Immer noch gut verpflastert, konnte ich deshalb am Sonntag eine Tour mit dem Handbike wagen.

In Erwartung eines sonnigheißen Tages startet ich bereits wieder früh am Morgen. Da ist es für mich zu dieser Jahreszeit immer am schönsten, auch, weil die meisten Autofahrer noch in den Betten liegen. Gerade auf dem ersten Teil der Strecke bis Bad Schandau begegneten mir nur etwa ein Dutzend Autos, darunter etliche kurz vor bzw. nach 6 sicher mit Schichtarbeitern.

Gegen 7.30 Uhr gab es in Bad Schandau allerdings ein unschönes Zwischenspiel. Vor mir sprangen auf die Straße nämlich mehrere Gestalten und stürzten sich in ihr Auto. Weil sie sich offenbar beim Losfahren von mir behindert fühlten (obwohl ich der einzige sonstige Verkehrsteilnehmer auf weiter Flur war und natürlich rechts auf der schnurgeraden Straße fuhr), machten sie ihrem Unmut lautstark durch Hupen und bewußt knappes Überholen Luft, nur, um zweihundert Meter später zum Feuerwehrgerätehaus abzubiegen. Offensichtlich waren sie gerade wegen eines Einsatzes alarmiert worden. Als ich sie darauf hinwies, daß ihr Verhalten für mich inakzeptal sei, wurden sie ausfällig. Ich benötigte eine kurze Denkpause, dann fuhr ich zurück, um vom Ort des Geschehens ein paar Bilder zu machen. Die Leute waren immer noch nicht unterwegs, dabei war schon wieder etliche Zeit vergangen.

Bei der Ausfahrt hielt dann das Führungsfahrzeug der Feuerwehr an, und der Beifahrer teilte mir wutentbrannt mit, daß er mich anzeigen würde. Wofür, blieb mir dabei allerdings unklar, denn ich hatte mich völlig regelkonform im Straßenverkehr verhalten. - Ich weiß aus eigenem Erleben von meinen Einsätzen für die Bergwacht, daß man bei einem Alarm erstmal selbst ziemlich unter Strom steht. Das Pöbeln vorher ist also für mich zwar nicht schön, ich kann es aber hinnehmen. Doch das mir die Leute drohen, geht überhaupt nicht! Nun, letzten Endes bin ich präventiv tätig geworden. In Sachsen gibt es dazu ja auch online die Möglichkeit.

Die Weiterfahrt brachte keine weiteren Überraschungen mehr, sie war sogar ausgesprochen schön. Diesmal ließ ich mich auf das Segment"rennen" vom Ortsausgang Herrnskretschen (Hřensko) nach Rainwiese (Mezní Louka) ein. Den Anstieg fahre ich immer recht gern, wußte aber bisher nicht, wieviel Zeit ich für die 5,18 km lange Strecke benötige. Nun habe ich mit 27:28 min (Øv = 11,32 km/h) einen ersten Richtwert. Die Bestzeit liegt übrigens bei 11:56.81 ...

Nach diesem eindrucksvollem Felsdurchbruch beginnt die brutale
Schotterrampe, die im Handbike wirklich nur abwärts befahrbar ist.
(Aufnahmeort)
Auf dem Abschnitt zwischen Hohenleipa (Vysoká Lípa) und der Daubitzer Straße (s. Track vom 25.06., km 52,1 - 62,0) trifft man inzwischen auch Rennradfahrer an. Kein Wunder, ist der Abschnitt doch inzwischen durchgängig asphaltiert. Anders die Radtrasse 3031, die oberhalb von Daubitz an der Forsthütte Piket vorbei ins Kirnitzschtal nach Hinterdaubitz (Zadní Doubice) führt. Zwar gelangt man zu der Hütte noch auf leidlich guter Schwarzdecke, doch kurz darauf beginnt eine einige hundert Meter steil abwärts führende grobe Schotterpiste mit scharfkantigen querliegenden U-Profilen zum Ableiten des Wassers (s. Track vom 25.06., km 69,9 - 70,4). Hier kommt man nur ganz, ganz langsam herunter, teils mit Rutschpartien. Bergauf geht es ohne ausgiebige Hilfe gar nicht. Auch der Rest des Weges bis zum Fußgängergrenzübergang ist immer noch anspruchsvoll genug. Angesichts derart schlechter Wegverhältnisse ist die Strecke durch das Khaatal (Kyjovské údolí) definitiv die bessere Wahl, auch landschaftlich. Aber nachdem ich lange Jahre hier nicht mehr entlanggefahren bin, wollte ich es mir wenigstens mal wieder  anschauen.

Anschließend ging es meist recht entspannt und ziemlich flott auf den letzten 40 km durch Kirnitzsch- und Elbtal nachhause. Nur ein Platten am rechten Hinterrad unterbrach in Königstein meine Fahrt. Der Reifen ist inzwischen so abgefahren und verwittert, daß sich auch kleinste Körnchen durch den Mantel bohren können. Das wäre jedenfalls vermeidbar gewesen.

Heute werde ich den Reifen wechseln.

Track der Handbiketour vom 25.06.2017

22. Juni 2017

Making of ... Imagefilm "Mit dem Handbike in der Sächsischen Schweiz"

Die Produktion des Videos über's Handbiken in der Sächsischen Schweiz liegt in den letzten Zügen. Bis endlich der fertige 3-Minuten-Clip zu sehen sein wird, will ich euch einen kleinen Vorgeschmack darauf geben.

Suse vom twenty4pictures-Drehteam hat nämlich - von mir übrigens unbemerkt - ein paar bewegte und kommentierte Bilder während unseres Drehtags aufgenommen und daraus ein Making-of-Video zusammengeschnitten. Gerade eben erhielt ich von ihr den Link und von Peggy im Namen des Tourismusverbands Sächsische Schweiz die Genehmigung zur Veröffentlichung.

Hier kommt nun als kleiner Appetithappen der Beitrag. Gegen Ende Juli gibt's dann das Original. - Immer hübsch neugierig bleiben!

19. Juni 2017

Verfolgungswahn

Am Ende war es eine klare Sache: Ich hatte mehr als 20 Minuten bzw. 6 km Vorsprung vor meinem virtuellen Konkurrenten herausgefahren.

Immerhin lieferten wir uns bis hinter Schluckenau (Šluknov) ein packendes Rennen. Mal war er vorn, mal ich. Dabei fand ich es richtig fair, daß mein Trainingspartner auch immer dann angehalten hat, wenn ich Pinkel-, Foto- oder Freßpause machen mußte. (Ganz im Ernst: Beim Garmin Edge 1000 kann man dies mit der Option "Auto Pause: Wenn angehalten" unter "Setup - Aktivitätsprofil - Auto-Funktionen" festlegen.)

So hatte ich auch immer einen Blick für die großartige Landschaft um mich herum. Es ist schon großartig, wenn sich - nachdem man den Anstieg ab Sebnitz bewältigt hat - während der Fahrt auf der Hohen Straße in Richtung Bad Schandau (s. Track vom 19.6., km 81,4 - 88,5) dieses einzigartige Panorama bis hin zu den linkselbischen Tafelbergen vor einem ausbreitet. An einem solch herrlichen Tag wie heute ein ganz besonderes Erlebnis.

Panorama oberhalb von Lichtenhain - am Horizont rechts der Bildmitte, der dominante Tafelberg des Liliensteins
(Aufnahmeort)
Außerdem wollte ich unterwegs wieder einen mir noch unbekannten Streckenabschnitt erkunden. Deshalb bin ich ca. 400 m hinter dem Fußgängergrenzübergang nach Hainspach (Lipová) links auf die Radtrasse 3043 abgebogen, welche nach Schluckenau führt. Ich war positiv überrascht, denn die Forststraße ist fast durchgängig asphaltiert und führt wunderschön durch den Grenzwald. Leider endet der Belag kurz vor den ersten Häusern von Neugrafenwalde (Nové Hraběcí), und man muß sich die letzten 300 m auf einem stark ausgewaschenen, schotterigen Fahrweg in den Ort hinuntertasten (s. Track vom 19.6., km 57,7 - 58,0). Im Anstieg könnte das durchaus eine Herausforderung sein.

Es war jedenfalls eine sehr schöne Tour, trotz der 1250 Hm auf 111 km mit genau der richtigen Balance zwischen fordernden Anstiegen und langen, schnellen Abfahrten. - Da hatte mein Virtual Partner letztlich keine Chance.

Jetzt fordert er Revanche ... ;-)

Track der Handbiketour vom 19.06.2017

18. Juni 2017

Erinnerung an die Zukunft?

Eine kleine Hautverletzung unterhalb meines linken Sitzbeins zwingt mich, meine Strecken zu kürzen. Noch bin ich aber zuversichtlich, daß diese Stelle gut abheilt, zumal das Tielle-Pflaster in der Vergangenheit immer sehr wirksam war.

Zunächst wollte ich einmal testen, ob wenigstens noch kurze Strecken drin sind. Ein deutliches Anzeichen, daß es nicht wie gedacht funktioniert, wäre starke Beinspastik auf der verletzten Seite. Weil also am Freitag sowieso zeitig der Arbeitstag wegen Wartungsarbeiten zu Ende war, konnte ich gleich den Nachmittag für diesen Ausflug nutzen. Eine gemäßigte Runde ohne heftige Anstiege südlich von Dresden schien mir dafür gut geeignet. Am schwierigsten war diesmal das Wetter einzuschätzen. In der Nähe über mir wimmelte es nur so von schwarzen Wolken, die hier und da ihre Last ausklinkten. Zweimal erwischte es mich. Einmal im Müglitztal zwischen Köttewitz und Weesenstein, das zweite Mal bereits auf dem Heimweg in Dresden-Niederpoyritz. Glücklicherweise fand ich immer recht schnell einen Unterstand, wo ich trocken blieb.

Die zweite gute Nachricht: Mein Sitzfleisch hat offensichtlich gut durchgehalten, denn die Spastik bewegte sich während der Tour beinahe im normalen Rahmen. Das Pflaster blieb abends gleich drauf, denn für eine Sichtkontrolle gab es keinen unmittelbaren Anlaß. Jeder unnötige Verbandwechsel schadet eher.

Am Sonnabend nahm ich mir dann die Tour vor, die eigentlich für den Freitag geplant war. Ganz ohne Sonne fuhr ich zum Aufwärmen zunächst in Richtung Süden. Die Täler von Gottleuba und Bahra (s. Track vom 18.06.. km 1,0 - 14,1) sind dafür perfekt geeignet. Eine positive Überraschung erwartete mich im Cunnersdorfer Forst. Bis auf die 500 m Fahrweg ohne Schwarzdecke hinaus aus dem Bielataler Ortsteil Neidberg ist nämlich die von mir gewählte Verbindung zur Straße nach Cunnersdorf komplett asphaltiert (s. Track vom 18.06.. km 20,8 - 25,3), so daß man hier keinen einzigen Meter Offroad fahren muß. Damit ist der Querverbinder eine prima Alternative für Radler zur derzeit gesperrten Bielatalstraße nach Königstein.

Anschließend rollte es bis Tetschen (Děčín) recht entspannt, wobei sich allerdings gegen 9.00 Uhr der Elberadweg merklich mit den Legionen der Radwanderer füllte. Dort angekommen, entschied ich mich für den Direktanstieg aus der Stadt über die Neustadt (Nové Město). Ich wollte mir wieder mal die brutale Steilrampe antun (s. Track vom 18.06., km 57,4 - 58,0). Bis jetzt habe ich die stückweise ca. 20%-Steigung noch nicht in einem Zug geschafft.

Nachdem ich endlich in Loosdorf (Ludvíkovice) die stark befahrene Fernverkehrsstraße verlassen hatte, wurde es bald wieder ruhiger. Nur ein tschechischer Jugendlicher auf seinem Mountainbike nervte mich noch eine ganze Weile während meiner Fahrt nach Binsdorf (Bynovec). Entweder wollte er mit mir ein Rennen fahren, oder er hatte irgendwelche anderen Interessen. Jedenfalls wartete er unter fadenscheinigen Gründen immer auf mich, sobald er mich am langen Anstieg mal überholt hatte, um sich dann anschließend erneut hinter mich zu setzen. Komischer Vogel ... wenn ich so interessant für ihn gewesen bin, hätte er mich ja auch ansprechen können.

Arbeiten an der einstigen Kirnitzschschänke,
und so sah sie früher von etwa dem gleichen Standort aus
(Aufnahmeort)
Etwas Bemerkenswertes gibt es über die frühere Ansiedlung Hinterdittersbach (Zadní Jetřichovice , s.a. die tschechische Quelle) direkt an der tschechisch-deutschen Grenze zu berichten. Gestern machten sich dort an den steinernen Resten der ehemaligen Kirnitzschschänke etliche Leute - darunter auch von der tschechischen Nationalparkverwaltung - zu schaffen. Sollte etwa der Ort für die Touristen hergerichtet werden? Natürlich nicht, indem man die einstigen Häuser wiederaufbaut. Eher, als so eine Art Rastplatz, vielleicht auch Biergarten. Aus meiner Sicht wäre das durchaus denkbar, vor allem in Verbindung mit dem derzeit stattfindenden Ausbau der Böhmerstraße (Česká silnice) ab Hohenleipa (Vysoká Lípa, hier der Beitrag dazu).

Die Zukunft wird es zeigen.

Track der Handbiketour vom 16.06.2017
Track der Handbiketour vom 17.06.2017

12. Juni 2017

Dies und das

Wieder mal war ich ausschließlich im Rolli unterwegs, denn für den Sonntag hatte ich mich mit zwei Familien für den Leipziger Zoo verabredet. Bei der einen Familie ist der Ehemann der Rollifahrer, bei den anderen saß der Junge im Rollstuhl. Ich kam mit meiner Kumpeline und ihrem Anhang.

Der Leipziger Zoo ist durchaus empfehlenswert, auch wenn man nicht überall auf vier Rädern hinkommt. Einzigartig ist dafür, daß man als Schwerbehinderter mit dem Merkzeichen B 100% Ermäßigung auf den sonst üblichen Eintrittspreis (Erwachsener aktuell 21,-EUR) erhält. Selbst die Begleitperson zahlt nichts.

An schönen Wochenendtagen ist im Zoo allerdings sehr viel Trubel. Fast schon zuviel für mich. Doch im Laufe des Tages sowie in den vom Haupteingang abgelegeneren Teilen der großflächigen Anlage wurde es besser. Besonders hat mir die Themenwelt Afrika gefallen, und dabei die Kiwara-Kopje. In diesem Areal mit seiner spektakulären Felslandschaft juckte es mir als Ex-Kletterer beinahe schon wieder in den Fingern. Echt eindrucksvoll, was da die "Felsbauer" geschaffen haben.

Kahnfahrt im Gondwanaland (Aufnahmeort)
Erst zu fortgeschrittener Stunde waren wir dann noch in der großen Halle des Gondwanalands. Auch hier ist bis auf die mittlere Aussichtsplattform, die nur über Treppen und schmale Hängebrücken erreicht werden kann, alles barrierefrei zugänglich. Trotzdem geht es ordentlich hoch und runter - Schiebehilfe kann also durchaus sinnvoll sein. Zu empfehlen ist im Gondwanaland die ca. 10-minütige "Kahnfahrt" (kostet 1,50 EUR p.P. extra), bei der es spezielle Boote für Rollstuhlfahrer gibt. Benutzer eines E-Rollis müssen dazu jedoch auf einen dort bereitgestellten Handrollstuhl umsteigen, denn nur damit sind dann die zwei kleinen Stufen ins Boot zu überwinden.

Endlich wieder zuhause, war ich schließlich mindestens genauso breit, wie nach einer langen Tour. Darüber staune ich jedesmal auf's neue.

Weil ich für heute abend bereits ausgebucht war, konnte ich nur eine kleine Runde bis nach dem Mittag drehen. Für den ersten Teil wählte ich die das Seidewitztal begrenzenden Höhenzüge. Diese Strecke befahre ich sehr selten, da die langen Anstiege sehr windanfällig sind und es außerdem bei vollem Sonnenschein kaum schattige Abschnitte gibt. Anschließend umkreiste ich nördlich der Elbe die Burgstadt Stolpen. Hier bin ich öfter mal unterwegs, wenn ich es etwas gemäßigter haben möchte.

Während sich auf den ersten 35 km schon 500 Hm angesammelt hatten, wurden es für die restlichen 66 km nur noch 600 Hm. Da konnte ich mir ein lockeres Wettrennen mit meinem Virtual Partner leisten. Am Ende hatte ich mit einem erklecklichen Abstand die Nase vorn.

Wobei mir aber noch nicht ganz klar ist, ob der wirklich richtig zählt. Beispielsweise habe ich für die heutige Tour seine Geschwindigkeit mit 15 km/h festgelegt. Als ich ihn nach den langen und zeitraubenden Anstiegen auf dem ersten Teil der Fahrt schließlich ein- und überholte, zeigt mir die Durchschnittsgeschwindigkeit auf dem Edge 1000 und auch auf meinem (noch parallel laufenden) HAC5 erst 14,8 km/h. Komisch. Ich glaube jedoch nicht, daß das mit der von mir verwendeten Autostop-Funktion des Garmin-Geräts zusammenhängt. Sobald ich dabei anhalte, pausiert die Aufzeichnung (und damit die Berechnung der Durchschnittsgeschwindigkeit) - und mein Virtual Partner bleibt ebenfalls stehen. Ob es da Rechenfehler in der Garmin-Software gibt? Falls diese Abweichungen reproduzierbar öfter auftreten, könnte ich ansonsten das Tempo meines Partners um zwei Zehntel erhöhen.

Es ist unglaublich, was dieses Programm für einen Motivationsschub hinsichtlich der Geschwindigkeit bringt. - Faszinierend.

Track der Handbiketour vom 12.06.2017

11. Juni 2017

Sog

Derzeit habe ich eine Motivationssträhne. Ein langer Kanten nach dem anderen baut sich in meinem Kopf zusammen und fordert mich zur Umsetzung.

Es ist aber auch ein Wetter! Bei optimalen Bedingungen - wenn es zu diesem Wort ein Superlativ gäbe, "bei optimalsten" - ging es deshalb hinauf ins Osterzgebirge. Das heißt: etliche Wolken am Himmel, morgens sogar in der Überzahl, dazwischen Sonne, Temperaturen zwischen 14 - 22°C und nur wenige Luftbewegungen, auf dem Kamm als Rücken- bzw. hinterer Kantenwind.

Diesmal hatte ich mir als Umkehrpunkt Olbernhau ausgesucht, denn dort war ich noch nie mit dem Handbike. Kurz darauf wechselte ich die Seiten, will sagen: das Land und radelte auf dem Erzgebirgskamm auf tschechischer Seite wieder ostwärts. Ich liebe die Erzgebirgsmagistrale (Krušnohorská magistrála), die nicht nur im Winter, sondern auch während der schneefreien Jahreszeit als Radtrasse 23 bzw. 23A ein Landschaftserlebnis vom Feinsten bietet (s. Track vom 10.06., km 103,7 - 177,8)!

Bergwiesenpracht unweit der Wüstung Ullersdorf (Oldříš)
(Aufnahmeort)
Besonders begeisterten mich gestern diese unglaublich artenreichen und bunten Bergwiesen. Ich hatte genau den richtigen Zeitpunkt dafür erwischt! Ein Augenschmaus der Extraklasse! Wer so etwas sieht, dem wird unweigerlich klar, daß dieser Lebensraum unbedingt schutzwürdig ist. Die "optische Verunreinigung" der Höhenzüge des Erzgebirges (und sicher nicht nur da) mit diesen sich wie eine Pest ausbreitenden Windrädern ist bereits Zumutung genug. Sonst wäre nämlich der Eindruck der heutzutage in weiten Teilen unbesiedelten Kammregion der eines nahezu von Menschenhand unberührten Refugiums für Flora und Fauna. Trotzdem, wenn man diese monströsen Bauwerke einfach ausblendet, ist es hier oben einfach nur wunderschön.

Inzwischen ist mir auch das Osterzgebirge zur Heimat geworden.

Track der Handbiketour vom 10.06.2017

8. Juni 2017

Ein Unikat als Erinnerung

Ein Freund ließ mich gestern wissen, er hätte für mich ein Paket hinterlegt.

Es war es, der mir als einer der ersten zum gelungenen "Frühstück nach Prag"-Projekt gratuliert hat. Ich ahnte, daß es damit zusammenhing. Auch kenne ich Wolfgang als einen begeisterten Holzschnitzer. Vor mehreren Jahren schenkte mir nämlich meine Mutti zum Geburtstag schon einmal eine Arbeit von ihm. Weil diese sich auf mein erstes Leben als Kletterer bezieht und darauf ein bemerkenswerter Sinnspruch eingeschnitten ist, nenne ich das Stück mittlerweile "Mein Menetekel".

... und auf der anderen Seite des Sockels steht: "29.5.2017 - 306 KM"
Nur echt mit dem "Sächsischer Schweizer"-Wimpel!
Und heute? - Da bekam ich eine schöne Erinnerung an meine Handbiketour "Pirna-Prag-Pirna". Gegen diese Schnitzerei sind die meisten Pokale, die man bei Handbikerennen gewinnen kann, einfach nur langweilig. Eine solche Ehrung habe ich noch nie bekommen, und nicht nur deswegen gefällt mir mein "Holz-Handbiker" so gut. Der ist wirklich einzigartig und wird bei mir einen Ehrenplatz erhalten.

Danke, lieber Wolfgang, für diese gelungene Überraschung. Ich freue mich sehr darüber!

5. Juni 2017

Mach mal halblang!

Das sind Unterschiede: Nach dem total verregneten Sonntag habe ich heute tatsächlich nur eine beinahe familientaugliche Strecke unter die Räder genommen. Halb so viele Kilometer, und nur ein reichliches Drittel der Höhenmeter meiner vorangegangenen Wochenendausfahrt.

Gut, daß ich meine Strecke auf's Navi hochgeladen hatte. So konnte ich mich selbst zur Räson rufen, wenn ich unterwegs wieder mal eine Anwandlung hatte, da und dort noch ein "klitzekleines" Extrazackel dranzuhängen. Wo es sich doch so entspannt fuhr ...

Richtig Laune macht mir derzeit mein neues Navi. Das "Virtual Partner"-Unterprogramm des Edge 1000 von Garmin ist wirklich sehr unterhaltsam, denn nun kann ich mich permanent visuell an einer vorgegebenen Richtgeschwindigkeit orientieren. Wie das funktioniert und was dafür nötig ist, habe ich hier auf Handbike.de beschrieben. In dem Artikel vergleiche ich meine inzwischen ausgiebig getesteten Fahrradnavigationsgeräte "Teasi Pro" und "Garmin Edge 1000". Der Beitrag ist zugegebenerweise etwas garminlastig geworden, weil ich im Kopf meine Entscheidung bereits getroffen habe. Zukünftig werde ich wohl immer mit dem Edge unterwegs sein. Vielleicht überlasse ich das Teasi ja besonders günstig einem Nachnutzer oder verschenke es sogar. Damit noch Geschäfte zu machen, betrachte ich als unanständig.

Die klassische Alternative zum Radfahren ... (Aufnahmeort)
Das Gebiet nördlich von Dresden, in welchem ich auf Achse war, ist konditionell nicht besonders anspruchsvoll. Das wurde heute wieder nachdrücklich untermauert, denn es gab kaum einen Streckenkilometer, auf dem ich nicht Radfahrern begegnete. Rund um Moritzburg stieg die Radlerdichte sogar noch einmal sprunghaft an, und über meinen Rückweg entlang der Elbe will ich lieber gar nicht erst reden. Das war jedenfalls überhaupt nicht mein Ding - doch ich wußte ja, was mich erwartet. Wer zur Mittagszeit auf dem Elberadweg durch Dresden fährt, kommt um dieses Panoptikum der Ausflügler wirklich nicht herum.

Viel romantischer war es, den zwei Reiterinnen unweit von Moritzburg zuzuschauen, als sie während eines Fototermins mit ihren Pferden über die Wiesen galoppierten. - Wieso ist mir dabei nur die Schlußszene von "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" in den Sinn gekommen?

Track der Handbiketour vom 05.06.2017

4. Juni 2017

Im Fahrwasser

Den Schwung muß ich nutzen! - Nach meiner Aktion vom vergangenen Wochenende suchte ich mir den Track eines weiteren langen Kantens aus meiner Sammlung möglicher Touren auf den Online-Portalen Bikemap.net bzw. GPSies.com. Die vom Streckenprofil durchaus anspruchsvolle Fahrt bis nach Polen hatte ich vor zwei Monaten als Vorbereitung für mein Prag-Projekt konzipiert.

An den aktuell sehr langen Tagen kann ich auch bei längeren Strecken inzwischen komplett auf die Beleuchtung verzichten. Dafür fallen die (hohen) Temperaturen viel stärker ins Gewicht. Im Sommer, bei voller Sonneneinstrahlung und über 30°C, ist an solche Ausflüge nicht mehr zu denken. Nicht ohne Grund sind es gerade die Monate April - Juni, wo es in meiner Tourensammlung die meisten Langstrecken gibt.

Natürlich bin ich gestern bereits bei Sonnenaufgang, d. h. 5.00 Uhr losgefahren. Abends sollte der Regen kommen, und ich wollte deshalb nicht zu spät zurück sein. Gegen 9 passierte ich Schönlinde (Krásná Lípa) und erreicht damit endlich das Gebiet, in welchem ich nicht mehr so häufig unterwegs bin. Trotzdem, das Kirnitzschtal inkl. des Khaatals (Kyjovské údolí) fahre ich immer wieder gern, besonders in den ruhigen Morgenstunden (s. Track vom 03.06., km 26,9 - 53,3).

In Oberhennersdorf (Horní Jindřichov) stieß ich dann auf einen großen Pulk Familienradler aus deutschen und tschechischen Teilnehmern, die, angeführt durch ein Fahrzeug der Feuerwehr, offensichtlich an einer grenzüberschreitenden Rundfahrt in der Oberlausitz teilnahmen. Fast alle trugen ein olivgrünes T-Shirt - vermutlich von der Veranstaltung - die diese irgendwie uniformiert erschienen ließen. Genau deswegen bin ich ein Gegner solcher Vermummungen, auch wenn es beispielsweise einem guten Zweck dient. Zufälligerweise hatte ich bis Oderwitz den gleichen Weg, so daß wir uns eine ganze Weile die Straße teilten. Etliche von ihnen waren an den Anstiegen schneller als ich, dafür rollte ich bergab und auch auf gerader Strecke jedesmal das Feld von hinten auf. (Lustig übrigens, anzusehen, daß manche Rennradfahrer am Ende eines langen Anstiegs ihre Räder schoben. Sie waren wohl etwas überambitioniert. - Eine tolle Ausrüstung allein macht eben noch keinen schnellen und guten Fahrer.)

Polnische Gastfreundschaft (Nur die Reste davon!)
Die Fahrt zog sich hin, und es wurde immer wärmer. Ich freute mich bereits auf meine erste Rast für Essen und Trinken, die ich erst am Kilometer 100 halten wollte. In Königshain (Działoszyn) bog ich dazu von der Hauptstraße ab, und suchte ein schattiges Plätzchen unter einem Baum. In Sichtweite fand gerade ein Kinderfest der örtlichen Feuerwehr statt. Ich überlegte, ob ich mit meinem Radl zur Erfrischung nicht auch einmal unter die Wassersprenger fahren sollte, wo sich gerade die Kinder vergnügten. Ich hab's sein gelassen. Gerade, als ich mir meine Verpflegung aus dem Rucksack holte, näherte sich mir von hinten einer der Organisatoren des Festes. Er grüßte mich und drückte mir eine 0,5l-Flasche Limonade und zwei kleine Tretrapacks in die Hand. Solcherart überrumpelt, bedankte ich mich und leerte die Flasche in einem Zug. Die Getränke waren hochwillkommen! Offensichtlich war mein Gastgeber aber noch nicht mit sich zufrieden, denn kurz darauf kam er ein zweites Mal vorbei und brachte mir Waffeln und Schokolade. Ich war begeistert. Eine solche uneigennützige und herzliche Gastfreundschaft macht bei mir tiefen Eindruck. Ein durchweg positives Erlebnis, das nun zu Polen in meiner Erinnerung abgespeichert ist.

Ansonsten war die Fahrt durch den polnischen Zipfel, der einst zu Sachsen gehörte, nicht gerade spannend. Der Braunkohletagebau rund um Reichenau (Bogatynia) hat der Landschaft tiefe Wunden zugefügt; es sieht dort beinahe so schlimm aus, wie im Bergbaugebiet des Nordböhmischen Beckens bei Brüx (Most).

Den Rückweg legte ich über Zittau. Zwar hatte ich befürchtet, daß mich danach hinauf ins Lausitzer Gebirge noch ein steiler Anstieg erwartete, doch glücklicherweise wurde ich von Steilrampen verschont. In Bertsdorf füllte ich noch einmal meine Wasservorräte bei einer netten älteren Dame auf, die ich danach fragte, als ich sie in ihrem Garten sah. Hinter Niederkreibitz (Dolní Chřibská) erreichte ich schließlich wieder meine Lieblingsstrecke durch die Böhmische Schweiz. Auf der Rampe hinauf nach Rennersdorf (Rynartice) benötigte ich diesmal jedoch mehrere Zwischenstops. Immerhin hatte ich mittlerweile mehr als 155 km und 1800 Hm in den Armen. Auch die Hitze machte mir zunehmend zu schaffen.

Danach aber konnte ich mich bereits auf mein Zuhause freuen, denn die wenigen Anstiege, die noch kamen, waren nur noch Fleißarbeit. Ab Bad Schandau wurde es am Himmel vor mir zunehmend dunkler, so daß ich meine Schlagzahl erhöhte. Mit den ersten Regentropfen endete Punkt 19.30 Uhr diese Drei-Länder-Tour.

Das nächste Mal wird's gemütlicher.

Track der Handbiketour vom 03.06.2017