4. Juni 2017

Im Fahrwasser

Den Schwung muß ich nutzen! - Nach meiner Aktion vom vergangenen Wochenende suchte ich mir den Track eines weiteren langen Kantens aus meiner Sammlung möglicher Touren auf den Online-Portalen Bikemap.net bzw. GPSies.com. Die vom Streckenprofil durchaus anspruchsvolle Fahrt bis nach Polen hatte ich vor zwei Monaten als Vorbereitung für mein Prag-Projekt konzipiert.

An den aktuell sehr langen Tagen kann ich auch bei längeren Strecken inzwischen komplett auf die Beleuchtung verzichten. Dafür fallen die (hohen) Temperaturen viel stärker ins Gewicht. Im Sommer, bei voller Sonneneinstrahlung und über 30°C, ist an solche Ausflüge nicht mehr zu denken. Nicht ohne Grund sind es gerade die Monate April - Juni, wo es in meiner Tourensammlung die meisten Langstrecken gibt.

Natürlich bin ich gestern bereits bei Sonnenaufgang, d. h. 5.00 Uhr losgefahren. Abends sollte der Regen kommen, und ich wollte deshalb nicht zu spät zurück sein. Gegen 9 passierte ich Schönlinde (Krásná Lípa) und erreicht damit endlich das Gebiet, in welchem ich nicht mehr so häufig unterwegs bin. Trotzdem, das Kirnitzschtal inkl. des Khaatals (Kyjovské údolí) fahre ich immer wieder gern, besonders in den ruhigen Morgenstunden (s. Track vom 03.06., km 26,9 - 53,3).

In Oberhennersdorf (Horní Jindřichov) stieß ich dann auf einen großen Pulk Familienradler aus deutschen und tschechischen Teilnehmern, die, angeführt durch ein Fahrzeug der Feuerwehr, offensichtlich an einer grenzüberschreitenden Rundfahrt in der Oberlausitz teilnahmen. Fast alle trugen ein olivgrünes T-Shirt - vermutlich von der Veranstaltung - die diese irgendwie uniformiert erschienen ließen. Genau deswegen bin ich ein Gegner solcher Vermummungen, auch wenn es beispielsweise einem guten Zweck dient. Zufälligerweise hatte ich bis Oderwitz den gleichen Weg, so daß wir uns eine ganze Weile die Straße teilten. Etliche von ihnen waren an den Anstiegen schneller als ich, dafür rollte ich bergab und auch auf gerader Strecke jedesmal das Feld von hinten auf. (Lustig übrigens, anzusehen, daß manche Rennradfahrer am Ende eines langen Anstiegs ihre Räder schoben. Sie waren wohl etwas überambitioniert. - Eine tolle Ausrüstung allein macht eben noch keinen schnellen und guten Fahrer.)

Polnische Gastfreundschaft (Nur die Reste davon!)
Die Fahrt zog sich hin, und es wurde immer wärmer. Ich freute mich bereits auf meine erste Rast für Essen und Trinken, die ich erst am Kilometer 100 halten wollte. In Königshain (Działoszyn) bog ich dazu von der Hauptstraße ab, und suchte ein schattiges Plätzchen unter einem Baum. In Sichtweite fand gerade ein Kinderfest der örtlichen Feuerwehr statt. Ich überlegte, ob ich mit meinem Radl zur Erfrischung nicht auch einmal unter die Wassersprenger fahren sollte, wo sich gerade die Kinder vergnügten. Ich hab's sein gelassen. Gerade, als ich mir meine Verpflegung aus dem Rucksack holte, näherte sich mir von hinten einer der Organisatoren des Festes. Er grüßte mich und drückte mir eine 0,5l-Flasche Limonade und zwei kleine Tretrapacks in die Hand. Solcherart überrumpelt, bedankte ich mich und leerte die Flasche in einem Zug. Die Getränke waren hochwillkommen! Offensichtlich war mein Gastgeber aber noch nicht mit sich zufrieden, denn kurz darauf kam er ein zweites Mal vorbei und brachte mir Waffeln und Schokolade. Ich war begeistert. Eine solche uneigennützige und herzliche Gastfreundschaft macht bei mir tiefen Eindruck. Ein durchweg positives Erlebnis, das nun zu Polen in meiner Erinnerung abgespeichert ist.

Ansonsten war die Fahrt durch den polnischen Zipfel, der einst zu Sachsen gehörte, nicht gerade spannend. Der Braunkohletagebau rund um Reichenau (Bogatynia) hat der Landschaft tiefe Wunden zugefügt; es sieht dort beinahe so schlimm aus, wie im Bergbaugebiet des Nordböhmischen Beckens bei Brüx (Most).

Den Rückweg legte ich über Zittau. Zwar hatte ich befürchtet, daß mich danach hinauf ins Lausitzer Gebirge noch ein steiler Anstieg erwartete, doch glücklicherweise wurde ich von Steilrampen verschont. In Bertsdorf füllte ich noch einmal meine Wasservorräte bei einer netten älteren Dame auf, die ich danach fragte, als ich sie in ihrem Garten sah. Hinter Niederkreibitz (Dolní Chřibská) erreichte ich schließlich wieder meine Lieblingsstrecke durch die Böhmische Schweiz. Auf der Rampe hinauf nach Rennersdorf (Rynartice) benötigte ich diesmal jedoch mehrere Zwischenstops. Immerhin hatte ich mittlerweile mehr als 155 km und 1800 Hm in den Armen. Auch die Hitze machte mir zunehmend zu schaffen.

Danach aber konnte ich mich bereits auf mein Zuhause freuen, denn die wenigen Anstiege, die noch kamen, waren nur noch Fleißarbeit. Ab Bad Schandau wurde es am Himmel vor mir zunehmend dunkler, so daß ich meine Schlagzahl erhöhte. Mit den ersten Regentropfen endete Punkt 19.30 Uhr diese Drei-Länder-Tour.

Das nächste Mal wird's gemütlicher.

Track der Handbiketour vom 03.06.2017

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