29. Juli 2017

Von Burg zu “Burg"

Der Sonnabend brachte wieder einen Hauch von Sommer. Jedenfalls begrüßte mich schon am Morgen die Sonne, als ich in Richtung Rurtalsperre unterwegs war.

Wie ich bereits während der Tourenplanung vermutet hatte, führten mich heute viele Kilometer zwar abseits der Straßen, doch auch über nicht asphaltierte und weitestgehend im ursprünglichen Zustand belassene Radwege.  Was ich an Tempo zwangläufig zurücknehmen mußte, gewann ich durch die Strecke entlang des Rursees sowie später durch stille Täler und einsame Bergflanken. Entdecke die Langsamkeit!

Burg Nideggen über dem Rurtal (Aufnahmeort)
Eines meiner Ziele für den heutigen Tag waren die Buntsandsteingebiete bei Nideggen. Auch die malerische Burgruine thront auf einem dieser Felsmassive. Wenn man aus dem Elbsandsteingebirge kommt, wird man beim Anblick der Felsen wohl eher gelangweilt gähnen, doch immerhin reichen die Wände für ein kleines Klettergebiet. Hier gibt es jedoch etwas, was man sich in meiner Heimat nicht vorstellen könnte: Für das Klettern muß man bezahlen! Die Stadt Nideggen verkauft beispielsweise Jahresklettertickets (die aber keineswegs jederzeit das Klettern garantieren) für derzeit (2017) schlappe 120,-EUR. Da bleibt mir nur, den Kopf zu schütteln …

Mit dem Verlassen des Rurtals bei Heimbach begann der anspruchsvollere zweite Teil der Rundfahrt. In mehreren Etappen - unterbrochen durch einige Abfahrten - mußte ich von weniger als 200 m Meereshöhe auf rund 530 m klettern. Glücklicherweise mühte ich mich nur am ersten Anstieg über schotterige Waldwege aufwärts.

Letzter Höhepunkt der Tagestour sollte der Besuch der ehemaligen Kaderschmiede der NSDAP, der sogenannten Ordensburg Vogelsang werden. Die Anfahrt zog sich länger als gedacht, denn den langen Berg hinter Gemünd hatte ich gar nicht auf dem Radar. Dieser Abschnitt war heute auch der einzige auf einer richtig stark befahrenen Straße. Viele Alternativen, verkehrsruhiger nach Vogelsang zu gelangen, gibt es allerdings nicht.

Kein Kommentar (Aufnahmeort)
Die zweitgrößte bauliche Hinterlassenschaft der Nazis strahlte für mich immer noch etwas Bedrohliches aus. Die dunklen Natursteinmauern, die festungsartigen, kantigen Fassaden, selbst die Aufmarsch- und Sportplätze - die ganze Architektur ist der steingewordene Machtanspruch des “neuen deutschen Menschen”. Glücklicherweise sind diese Zeiten vorbei. Die heutigen deutschen PolitikerInnen gehen viel subtiler vor.

Nach einer letzten sausenden Abfahrt zurück ins Rurtal kam ich zu vorgerückter Stunde wieder am Zeltplatz an. Aber die ausgiebige Besichtigung von Vogelsang war es mir wert. Ich habe manches Detail entdeckt, was vielen anderen verborgen geblieben ist.

Manche Dinge muß man erleben, nicht nur darüber lesen.

Track der Handbiketour vom 29.07.2017

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