3. September 2017

Spaßbremse

Für meine Wochenendausflüge mit dem Handbike hatte ich mir Festivitäten als Vorwand ausgesucht. "Vorwand" statt "Anlaß" ist richtig, denn eigentlich war mir vorher schon klar, daß ich mich dort nicht lange aufhalten würde.

Der alljährliche "Tag der Sachsen" wurde in diesem Jahr in Löbau durchgeführt. Der Termin des staatlich initiierten Volksvergnügens lag genau richtig, um das Publikum so kurz vor der Bundestagswahl von den wirklich wichtigen Problemen abzulenken. Sachsen hätte also gar nicht die zum Skandal hochstilisierte Betrugsmasche der Industrie gebraucht, für die anschließend sowieso der Steuerzahler zu Kasse gebeten wird.

Ich war lange nicht mehr in Löbau. Weil es bis dorthin doch ein paar Kilometer sind, gehört die Region nicht mehr zu meinem Standard-Tourengebiet. Um noch vor dem Mittag am Umkehrpunkt zu sein, suchte ich mir vom Streckenprofil her fast das dünnste Brett. Die Berge der Oberlausitz kann man sich nämlich ersparen, weil sich die Höhenzüge oft in Ost-West-Richtung ausbreiten und die Täler dazwischen gut zu fahren sind.

Leider erwischte ich kurz vor Löbau den einzigen Schotterstein, der auf dem Weg lag, als ich mich auf den Abzweig vor mir konzentrierte. (Den mußte man erst einmal treffen!) Es folgte eine Zwangspause zum Schlauchwechseln am Vorderrad ... Trotzdem lag ich gut im Zeitplan. Der kurze Abstecher auf dem Markt mit einigen Impressionen von der "Festmeile" - geschenkt! Das, was mir am ehesten davon in Erinnerung bleiben wird, waren die massiven Betonsteinbarrieren an allen Zufahrten und die Unmassen von Polizisten. Hat man etwa Angst? Vor wem denn? - DAS ist die Wahlwerbung!

Für den Rückweg bot sich die Fahrt über Schluckenau (Šluknov) in unserem Nachbarland geradezu an, weil sie sich wunderbar mit der Hohen Straße von Sebnitz aus zurück ins Elbtal kombinieren ließ. Zur Kaffeetrinkerzeit war ich zurück.

Am Sonntag wurde der sogenannte Naturmarkt in Stadt Wehlen abgehalten. Für mich auch so ein Aufreger. Weniger wegen der Marktstände, und schon gar nicht aufgrund des Bühnenprogramms. Es ist das Gros der Besucher, welches mich anwidert. Die sind ja alle ganz öko, aber - bitteschön - mit dem eigenen Auto muß man unbedingt anreisen. Möglichst gleich noch bis auf den Marktplatz, sonst ist es für die eigenen Beine viel zu weit.

Idylle am Teich (Aufnahmeort)
Ich jedenfalls hatte gehofft, dort Bekannte zu treffen, deshalb stand sinnigerweise der Programmpunkt auch ganz am Ende. Bei dem Gedrängel auf dem Markt unternahm ich allerdings keinen ernstzunehmenden Versuch, meine Leute ausfindig zu machen, sondern suchte nach kurzer Freßpause beinahe fluchtartig das Weite. Besonders unangenehm fielen mir heute etliche Marktbesucher auf, die mich auf meinem Handbike einfach nur dämlich anglotzten. Das kann ich leiden!

Menschenmassen sind inzwischen überhaupt nicht mehr nach meinem Geschmack. Wie liebe ich dagegen die Weiten des Osterzgebirges, wo ich zuvor unterwegs gewesen bin! Hier gibt es immer wieder stille und ursprünglich gebliebene Orte, wie z.B den Oelsengrund (s. Track vom 03.09., km 34,8). Doch selbst Graupa unweit von Pirna hielt diesmal für mich eine Überraschung bereit. Den kleinen Teich mit dem alten Häuschen entdeckte ich nur, weil ich den kürzesten Weg nach Jessen fahren wollte.

Ein verwunschener Ort.

Track der Handbiketour vom 02.09.2017
Track der Handbiketour vom 03.09.2017

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