27. November 2017

Die Ruhe nach dem Sturm

Fast einen ganzen Monat habe ich die ausgedehnten Wälder der Hinteren Sächsischen sowie der Böhmischen Schweiz gemieden. Der Herbststurm vor reichlich vier Wochen hinterließ hier nämlich eine Spur der Verwüstung. Die meisten Wege wurden durch umgestürzte Bäume unpassierbar, und sind es manchmal sogar immer noch. Wenn nicht auf der Handbiketour am vorletzten Sonnabend meine tschechischen Freunde mit dabei gewesen wären, hätte ich deswegen auch auf dem Weg nach Schneeberg (Sněžník) kurz nach dem Fußgängergrenzübergang Eulenthor umkehren müssen.

Meine Entscheidung, heute wieder einmal durch eines meiner Lieblingsgebiete zu fahren, barg also ein gewisses Risiko. Zumal ich an einem Wochentag in dieser recht weitläufigen Gegend gewiß nicht mit Helfern in Gestalt von Wanderern rechnen konnte.

Vor der eigentlichen Runde fuhr ich mich noch ein bißchen auf der besten Rennstrecke des südlichen Elbsandsteingebirges warm. Das ist die Straße vom Abzweig des Bielatals über Cunnersdorf nach Krippen (s. Track vom 27.11., km 15,0 - 27,1). Perfekter Asphalt, ein mäßiger Anstieg und eine schnelle Abfahrt über relativ wenig befahrene Straßen machen diesen Abschnitt in beiden Richtungen überdurchschnittlich attraktiv.

Durch diese hohle Gasse ... führt die Straße nach Rainwiese
(Aufnahmeort)
Die Straße von Herrnskretschen (Hřensko) nach Rainwiese (Mezní Louka) benutze ich übrigens ebenfalls sehr gern. Die sich daran anschließende Radtrasse 3030 hinauf zur Kreuzung unterhalb des Kleinen Prebischtors (Malá Pravčická Brána) bringt es aber an einer Passage bestimmt auf 18% Steigung. Dort, kurz vor dem Abzweig sah ich auch das letzte Mal vor Hinterhermsdorf eine Menschenseele. Mehr als 1,5 Stunden lang umgab mich danach Waldeinsamkeit (s. Track vom 27.11., km 48,9 - 59,0).

Schon auf meiner Anfahrt von Herrnskretschen aus sah ich, wie die Waldarbeiter immer noch emsig die Sturmschäden beseitigten. Der Förster grüßte mich, denn mit ihm unterhielt ich mich einst wegen der Parksünder auf der Straße, die er gerade rigoros abstrafte. (Das würde ich mir auch im deutschen Kirnitzschtal wünschen.) Immerhin beruhigte es mich einigermaßen, daß mittlerweile die umgestürzten Bäume von der Straße geräumt waren. Auch von der Radtrasse, die ja eigentlich eine wichtige Forststraße ist. Etwas heikel blieb die anschließende Abfahrt durch den Treppengrund (Hluboký Důl) dennoch, weil ich mir nicht sicher sein konnte, daß auf der deutschen Seite ebenfalls die Wege passierbar waren. Aber auch hier kam ich ohne Probleme durch.

Die kalte, klare Luft, die Sonne, die Stille, und ich ganz allein in dieser Abgeschiedenheit - das ist für mich immer sehr emotional. Da brauche ich niemanden, dem ich mich erklären muß ... An genau solche Momente erinnere ich mich an grauen, trostlosen Tagen.

Krafttanken für die dunkle Jahreszeit.

Track der Handbiketour vom 27.11.2017

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