30. März 2018

Abseits der Hauptstraße

Nach einem entspannten Morgen starteten dann doch noch meine Freunde Šárka und Lád'a und ich zu einer (letzten) gemeinsamen Tour. Bereits zu Beginn war klar, daß es ein recht kurzer Ausflug werden würde, denn die Frau meines Kameraden hatte ebenfalls schon einige Touren mit ihrem E-Bike in den Beinen. Und sie ist keine so fanatische Radsportlerin wie wir zwei!

Insofern war es trotzdem sehr sportlich, kurz vor Ribolla nach Tatti abzubiegen. So mußten wir uns richtig ins Zeug legen. Bei knapp 500 m Höhendifferenz, davon mehr als 300 bis zum mittelalterlichen befestigten Bergdorf, blieb trotz des kühlen Wetters das Trikot nicht lange trocken. So gesehen, war die dichte Wolkendecke sogar ein Segen.

In Tatti schließlich folgte Šárka einem kleinen Gäßchen abseits der Hauptstraße zum Ortszentrum. Weder Lád'a noch ich waren zuvor jemals auf diese Idee gekommen, wenn wir durch diesen Ort fuhren. Und so tauchten wir ein in eine Welt, in der die Zeit stehengeblieben war. Unglaublich: nur wenige Meter vom Alltagsgetriebe entfernt, hatte sich dort das Dorf seine Ursprünglichkeit erhalten! Ein verwunschener Ort.

Vor dem Campanile (= Kirchturm) von Prata
(Aufnahmeort)
Angeregt von diesem Erlebnis statteten wir dann auch Pratas Altstadt einen Besuch ab. Die Wege zwischen den Häusern waren dort genauso eng und steil, wie zuvor in Tatti. Niemals käme dort ein Auto durch. Auch dieser Abstecher war ein kultureller Volltreffer, den wir nicht zuletzt Šárkas "Neugierde" verdankten. Ohne sie wären wir dort auch in diesem Jahr nicht gewesen.

Zum Abschluß gab es eine rauschende Abfahrt hinunter ins Quartier. Das trug zwar nicht mehr zur durchgreifenden Verbesserung der Durchschnittsgeschwindigkeit bei, aber das "Spazieren" durch die mittelalterlichen Gassen war viel, viel besser gewesen. Es war wirklich eine wunderbare Abschlußrunde.

Je nachdem, wie morgen das Wetter ist, werde ich mich während des Urlaubs noch ein letztes Mal in der Toskana auf's Handbike schwingen. Sofern alles klappt, wird das dann eine Einweg-Strecke, an dessem Ende mich Fam. Eichler mit dem Auto abholt. Auch damit habe ich schon lange geliebäugelt.

Uvidíme!

Track der Handbiketour vom 30.03.2018

Wie gemalt

Weil ich bereits zum fünften Mal in der Toskana im Gebiet zwischen Cecina, Grosseto und Siena bin, wird es für mich allmählich schwieriger, neue und besonders lohnenswerte Tourenziele zu finden. Doch während der Vorbereitung fiel mir beim Stöbern die Stadt San Gimignano auf. Diese gehört sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe. Obwohl nicht gerade in unmittelbarer Nachbarschaft zum Quartier gelegen, plante ich also eine Rundtour dorthin.

Nach der Erholung am Dienstag, den ich mit Šárka, Lád'a und Jirka an den Thermalquellen von Saturnia verbrachte, war ich gut ausgeruht und hochmotiviert. Bereits 5.00 Uhr ging es los, denn es würde ein langer Tag werden. Gleich am Anfang wieder der lange Anstieg bis Montieri, und selbst danach durch die typische toskanische Landschaft stetig bergauf und bergab. Doch es war ein Fest für das Auge! Die alten Städte auf den Berg- und Hügelkuppen, die großen Landsitze mit ihren Zypressenalleen und die nun auch hier nach den kalten Tagen allmählich ergrünenden Fluren - einfach malerisch. Darum liebe ich die Toskana.

Wie auf einem Gemälde: San Gimignano in der Toskana (Aufnahmeort)
Schon weit vor dem Mittag tauchte in der Ferne zum ersten Mal die Silhouette von San Gimignano auf, doch es sollte noch mehr als zwei Stunden dauern, ehe ich nach windungs- und daher abwechslungsreicher Fahrt über ungezählte Höhen und durch tiefe Flußtäler die Stadtmauern erreicht hatte. In der Stadt herrschte dann natürlich der übliche Touristenrummel. Und doch fand ich einen lauschigen, beinahe einsamen Platz in der Oberstadt - vielleicht dem alten Kastell - für meine Mittagspause. Dort musizierte eine Harfenspielerin. Nichts konnte besser die Atmosphäre wiedergeben, als diese sanften, archaisch anmutenden Klänge. Einer der sinnlich berührendsten Momente meiner Reise.

Die Heimfahrt erinnerte mich ein wenig an die B-Seite einer Schallplatte. Irgendwie muß es wieder zurück zum Quartier gehen, doch die gleiche Strecke will man auch nicht benutzen. Aber je weiter entfernt sich das Tagesziel befindet, umso geringer ist der Spielraum für Varianten, ohne erheblich mehr Kilometer zu absolvieren. Nach den langen schnurgeraden Straßenabschnitten kam schließlich zwar wieder etwas mehr Abwechslung in die Strecke, doch da war ich bereits auf mir bekanntem Gebiet. Dem Livetracking sei Dank, erwartete mich beim Zieleinlauf bereits mein tschechischer Kamerad und beglückwünschte mich zur Tour. Es waren an diesem Tag insgesamt immerhin 175 km und rund 2500 Hm.

Das Livetracking hat aber auch noch einen weiteren Vorteil: dadurch wissen meine Freunde nämlich ziemlich genau, wann ich am  Quartier ankomme, und gleich nach der Ankunft steht mein warmes Essen auf dem Tisch. Šárka sorgt sich um mich, wie eine Mutter. Es ist ein großartiges Gefühl, solche Freunde zu haben!

Nach dem anstrengenden Vortag schaltete ich gestern einen Gang zurück. Die Strecke war kürzer und wesentlich flacher. Allerdings machte mir auf dem Weg nach Castiglione della Pescaia beinahe schon stürmischer Gegenwind das Leben schwer. Angesichts des uns ansonsten überaus wohlgesonnenen Wetters, ist das jedoch zu vernachlässigen. - Wo wir sind, scheint die Sonne!

Leider brach mir unterwegs erneut der Schalthebel für den Kettenumwerfer, so daß ich nun bis zur Reparatur meist auf dem kleinen Blatt fahren muß. Die Bedienung funktioniert zwar auch ohne Hebel, doch nur mit viel Kraft in den Fingern. insgesamt gesehen, ist dies jedoch keine Katastrophe, sondern ein sich in regelmäßigen Abständen wiederholendes Übel. Zu Hause lasse ich das dann in Ordnung bringen ...

Noch zwei Tage bis zur Heimfahrt.

Track der Handbiketour vom 28.03.2018
Track der Handbiketour vom 29.03.2018

27. März 2018

Weniger ist mehr

Die ersten drei Urlaubstouren liegen nun schon hinter mir. Erst heute komme ich zum Schreiben, denn meine Prioritäten liegen eindeutig beim Handbiken. Und da brauche ich mich überhaupt nicht zu beschweren! Sowohl, was das Wetter betrifft, als auch wegen meiner Form - und schon gar nicht hinsichtlich des großartigen Tourengebiets.

Gegenwärtig ist es zwar morgens noch recht kühl. Anders als in den Vorjahren liegt auf den sonnenabgewandten Hängen über 600 m sogar noch eine ganze Menge Schnee. Doch dafür strahlt die Sonne den ganzen Tag lang von einem fast wolkenlosen Himmel. So hangele ich mich derzeit knapp an einem Sonnenbrand entlang, die typische Radfahrerbräune auf den Armen bis zum Ärmel des Kurzarmtrikots sowie dem Gesicht bis auf die unter einem Kopftuch versteckte Glatze wird mit jeden Tag intensiver.

Wie gesagt, ich kann bereits die meiste Zeit kurzärmelig fahren. Da ist die Bewegungsfreiheit eine ganz andere, was sich natürlich auf's Vorwärtskommen auswirkt. Außerdem hat sich tatsächlich mein intensives Rollentraining der Vorwochen gelohnt. Gleich auf meiner ersten Tour nach der sehr, sehr kurzen Nacht der Anreise (es waren nur ca. 2 Stunden unbequemer Schlaf im Auto) ging es richtig los. Weil ich erst kurz nach dem Mittag starten konnte, wählte ich eine recht flache Strecke. Auf dieser erkundete ich gleich zwei neue Abschnitte, die ich bisher links liegen gelassen hatte. Besonders der Abstecher hinauf in das fast noch mittelalterliche Giuncárico, welches weit oberhalb der ausgedehnten Schwemmlandebene rund um Grosseto liegt, war sehr lohnenswert.

Blick auf Ciciano (Aufnahmeort)
Am 25.03. hatte ich mir zwar ebenfalls eine recht kurze, doch höhenmetertechnisch durchaus anspruchsvolle Tour vorgenommen. Gleich hinter Massa Marittima ging es für die nächsten mehr als 20 km straff bergauf - von ca. 150 auf über 700 m Seehöhe. Einige Passagen mit über 12% Steigung ließen mir trotz morgendlicher Stunde warm ums Herz werden. Dafür hatte ich spätestens ab Montieri wieder etwas Zeit zum Verschnaufen. Der zweite längere Anstieg des Tages fuhr sich danach jedoch sehr kurzweilig bei meist angenehmer Steigung. Besonders das Teilstück zwischen Torniella und Tatti (s. Track vom 25.03. km 62,9 - 86,9) ist mir dabei als wunderschöne Bergstraße in Erinnerung geblieben. Am Ende des Tages standen schließlich ca. 108 km und 1550 Hm zu Buche. Obwohl ich morgens den Live-Track ganz normal gestartet hatte, stoppte er aus unerfindlichen Gründen bereits vor Monticiano. Möglicherweise bin ich jedoch versehentlich irgendwo falsch auf den Touchscreen meines Garmin Edge 1000 gekommen, ohne daß ich es bemerkte.

Gestern dann wollte ich eigentlich nur eine entspannte Runde mit dem durchaus anspruchsvollen Anstieg hinauf nach Tirli als Abschluß fahren. Doch bald erschien es mir zu billig, einfach nur flach nach Follónica zu rollen. Weil Lád'a und Šárka schon am Vortag unsere gemeinsame Traumstraße zwischen Sasetta und Suvereto unter die Räder genommen hatten, fügte ich dieses Zackel nun gleich mit ein. Denn diese Strecke gehört für mich zur Toskana, wie die Sonne, die Berge und das Meer. Nach dem Treffen mit Fam. Eichler gegen zwei in Follónica erwartete mich bald der Scharfrichter meiner Runde. Die Auffahrt nach Tirli von Pián d'Alma ist abschnittsweise wesentlich anspruchsvoller, als die Ostrampe. Bloß gut, daß die Temperaturen nicht über 18°C kletterten und mich dabei zusätzlich der auffrischende Nordwestwind abkühlte. Zwar legte ich unterwegs ein paar kurze Zwischenstops zum Atemschöpfen ein, doch insgesamt gesehen lief es erstaunlich gut. Am Ende wirkte der Gegenwind zwar etwas ermüdend, aber die letzten Kilometer bis zu unserer Unterkunft waren sowieso nur noch der Abgesang.

Bevor es morgen - geeignetes Wetter vorausgesetzt - wieder richtig zur Sache geht, steht heute der erste Ruhetag an. Da lasse ich mir die Sonne auf den Bauch scheinen.

Track der Handbiketour vom 24.03.2018
Track der Handbiketour vom 25.03.2018
Track der Handbiketour vom 26.03.2018

23. März 2018

Immer dabei!

Noch heute geht es in den Süden. Gemeinsam mit meinem tschechischen Kameraden, seiner Frau und etlichen Radsportlern aus Lád'as Klub verbringe ich die Tage bis Ostern in der Toskana. Unser sogenanntes Frühjahrstrainingslager hat in dieser Region nun schon beinahe Tradition - ich selbst bin dabei als einziger Deutscher auch der einzige Teilnehmer mit Handicap und inzwischen zum fünften Mal dabei.

Nach den guten Erfahrungen des Vorjahres, schlagen wir das Lager zum zweiten Mal bei Massa Marittima in der Casale Aronne auf. Die Ferienwohnungen sind zwar - was die Sanitäreinrichtungen betrifft - nicht hundertprozentig barrierefrei, doch damit kann ich leben. Denn wenn man nicht unrealistisch hohe Anforderungen stellt und bereit ist, Kompromisse einzugehen, erhöhen sich hinsichtlich des Quartiers die Auswahlmöglichkeiten beträchtlich, und das wiederum wirkt sich günstig auf die Preisverhandlungen aus. Wegen einem Teilnehmer (nämlich mich) solch einen Aufwand zu betreiben, wäre wirklich mit Kanonen auf Spatzen geschossen.

Bis vor wenigen Tagen habe ich mit ambitionierten Touren bei frühsommerlichen Temperaturen gerechnet. So war es jedenfalls in der Vergangenheit um diese Zeit immer. Doch die letzten Wetterprognosen verheißen für die Region ziemlich kühles Wetter mit morgendlichen Temperaturen um den Gefrierpunkt. Dementsprechend mußte ich in letzter Minute meine Kleidung noch einmal den Voraussagen gemäß anpassen. Wenn es jedoch ausdauernd kalt oder gar regnerisch ist, werde ich wohl einige geplante Projekte in den Wind schreiben müssen. Nun, erst vor Ort werden die Messen gelesen ...

So sieht auf Facebook der Link zur Live-Tracking-Website aus!
Eine Neuerung gibt es in diesem Jahr. Sofern technisch möglich, werde ich tagaktuell während meiner Ausflüge über mein Facebook-Profil einen Live-Track veröffentlichen. Anschließend ist diese Aktivität dann noch 24 Stunden lang abrufbar. Wer möchte, kann also meine sportlichen Aktivitäten direkt auf der Landkarte mitverfolgen, indem er den Link analog zur rechten Abbildung anklickt. Der Verweis erscheint auf der Seite, sobald ich am Morgen die Touraufzeichnung gestartet habe. Weiterhin möchte ich wenigstens in Abständen kurze Meldungen im Blog veröffentlichen.

Hoffentlich gibt es viel zu berichten!

18. März 2018

Achterbahn

Das Wetter fährt Achterbahn! Nach dem warmen Vorwochenende machte der der Wintereinbruch kurz vor dem Frühlingsanfang alle Tourenpläne für Sonnabend und Sonntag zunichte. Wenige Tage vor der Abfahrt in den Süden will ich kein Risiko eingehen - mal ganz abgesehen davon, daß es bei kräftigem Wind und Dauerfrost an der Motivation fehlt.

Auf der Rolle: Ohne Brille und mit Stirntuch und Handtüchern
gegen den Schweiß
Immerhin gibt mir das tägliche 30-45-minütige Rollentraining wenigstens das gute Gefühl, etwas für die Grundlagenausdauer und die Fettverbrennung zu tun. Und wenn es schon nicht auf die Piste geht, dann ist dies übergangsweise eine akzeptable Alternative zu den Außenaktivitäten. Denn ohne ständige Fahrpraxis baut man schneller ab, als gedacht.
Erfreulich: kostete es mich in den früheren Jahren oft einige Überwindung, mich auf den Rollentrainer zu setzen, so sind die diesjährigen Trainingseinheiten bis jetzt beinahe Selbstläufer. Umso mehr, nachdem ich in der vergangenen Woche tatsächlich den Eindruck hatte, daß sich die gute Tagesform auch auf das "Trockenfahren" zurückführen ließ. Möglicherweise "erinnert" sich ja mein Körper schon nach wenigen Wochen Training an die abgerufenen Leistungen. Jedenfalls sind nun Fortschritte innerhalb eines vergleichsweise kurzen Zeitabschnitts zu beobachten ...

Ausschnitte der Trainigsauswertung vom 17.03.
Paradoxerweise scheinen durch die täglichen kurzen Belastungsintervalle auch meine Problemzonen erfolgreich therapiert zu werden. Die Auffälligkeiten im linken Schultergelenk haben sich inzwischen quasi in Luft aufgelöst und lassen mich optimistisch auf mein großes Sommerprojekt vorausblicken. Vielleicht ist es ja wirklich so, wie mir meine Physiotherapeutin erklärte: Die Stärkung der Schultermuskulatur wirkt positiv auf die Verbindung von Oberarmknochen und Schultergelenk, weil durch mehr Muskelmasse diese "harten" Teile entlastet werden. Das würde in meine früheren Beobachtungen passen, wonach die während der Ruhephase auftretenden Belastungserscheinungen verschwanden, sobald man wieder ein paar Kilometer im Handbike zurückgelegt hatte.

Als Belohnung gab es schließlich gestern zu vorgerückter Stunde noch etwas Kulturprogramm. Schülerinnen und Schüler der älteren Klassenstufen des Copitzer Herder-Gymnasiums spielten vor ausverkauftem Haus ihre Version des Musicals "Flashdance" mit einer Authentizität und Lebendigkeit, die einfach nur beeindruckte. Das war nicht bloß ein bißchen Schultheater, das war große Show! Allein der Aufwand für Bühnenbild, Musik, Beleuchtung usw. - ganz wie im professionellen Kulturbetrieb. Es ist für mich Außenstehenden schon erstaunlich gewesen, was die Jugendlichen gemeinsam mit ihren Lehrern und den ganzen anderen Machern (wie beispielsweise Tanzpädagogen, Kostümbildnern, Musikern, Tontechnikern) da auf die Beine gestellt haben. Singen, Tanzen, Schauspiel - alles Live ohne Playback! Doch dieses sehenswerte Ergebnis kommt nicht von ungefähr, denn das Musical setzt nur die Schultradition fort, aller zwei Jahre - und das schon seit 2005 - ein Bühnenstück zur Aufführung zu bringen.

Ein toller Abend!

12. März 2018

300g Fett

Das sind Unterschiede! Während noch am Sonnabend der Vorwoche am Morgen die Temperaturen im zweinstelligen Minusbereich lagen, herrschte gestern um die Mittagszeit mit 17°C beinahe Kurzarmtrikotwetter. Allerdings kam die Wärme nicht völlig überraschend, so daß ich bereits am Freitag mit zwei Wochenendausfahrten rechnete.

Am ersten Tag hatte ich vormittags noch einen Termin bei meinem Fahrradmechaniker in Dresden, also lag es nahe, danach weiter in Richtung Westen zu fahren. Ohne fest geplante Strecke entschied ich mich spontan für die Umrundung des Tharandter Waldes. Am Umkehrpunkt in Naundorf suchte ich eine Alternative zur stark befahrenen B173, denn nach Grillenburg wollte ich ebenfalls nicht. So fand ich den Radweg auf dem Bahndamm der ehemaligen Schmalspurbahn Klingenberg-Comnitz - Oberdittmannsdorf. Erst vor drei Wochen war ich ja in der Nähe auf einer Strecke des Wilsdruffer Netzes unterwegs gewesen. Der vorgestern befahrene Bahntrassenradweg ist zwar nicht asphaltiert, führt jedoch sehr schön auf meist feinerem Split über Falkenberg nach Niederschöna (s. Track vom 10.03., km 61,9 - 66,5). Leider gibt es aber als Abgrenzung zu den öffentlichen Straßen mehrere enge Geländerbarrieren, die wirklich sehr schlecht im Handbike (und nur mit mehrmaligen Vor- und Zurücksetzen) zu umfahren sind. Dabei sind die meiner Meinung nach gar nicht erforderlich!

Prinzipiell hätte ich anschließend auch den kleinen Umweg über Dittmannsdorf fahren können, doch angesichts der fortgeschrittenen Zeit kürzte ich den Weg ab, indem ich auf der B173 direkt über den Buckel nach Mohorn fuhr. Dort aber wechselte ich am Ortsausgang wieder auf eine ehemalige Bahntrasse, diesmal vom bereits erwähnten Wildruffer Netz. Der Abschnitt nach Hilbersdorf  (s. Track vom 10.03., km 74,1 - 76,5) ist zwar ebenfalls nicht asphaltiert, doch ab dem Ort führt der Bahntrassenradweg schließlich perfekt ausgebaut bis Wildruff  (s. Track vom 10.03., km 76,6 - 83,1). Die Bahntrassenradwege in dieser Gegend sind wirklich ein Erlebnis!

Letzten Endes fuhr ich von Wilsdruff auf dem kürzesten Weg zurück ins Elbtal, wobei sich die gewählte Strecke nicht nur wegen der geringen Kraftverkehrsbelastung als nahezu optimale Variante erwies.

Da die Wälder nach dem Wintersturm Friederike im hinteren Teil des Elbsandsteingebirges nun auch auf tschechischer Seite wieder zum Betreten freigegeben sind, zog es mich endlich am Sonntag in diesen abgelegenen Teil des Gebirges. Rollt es auf der Kirnitzschtalstraße - zumindest außerhalb der Urlaubs- bzw. zur geeigneten Tageszeit - bereits sehr entspannt, bietet das Stück zwischen dem Abzweig "Am Thorwald" und Hohenleipa (Vysoká Lípa) Natur pur (s. Track vom 11.03., km 32,5 - 45,3). Die als "Radweg im Nationalpark" bzw. Radtrasse ausgewiesenen Forststraßen sind jedoch unasphaltiert, und das feinkörnige Steinmehl ist inzwischen größtenteils weggespült. Deshalb holpert es hier mehr, als auf glatter Straße. Aber eine Rennstrecke muß das sowieso nicht sein, denn viel zu idyllisch ist die Fahrt abseits des Straßenlärms entlang des Flüßchens Kirnitzsch. Nach dem Fußgängergrenzübergang Hinterdittersbach (Zadní Jetřichovice, s. Track vom 11.03., km 38,7) wird der Untergrund zunächst aber noch schotteriger, bevor ab dem Abzweig zu den Balzhütten (Tokáň, s. Track vom 11.03., km 41,8) den Radfahrer nagelneuer Asphalt für den Rest der Strecke erwartet. Momentan hat es allerdings den Anschein, als ob die erstgenannte Schotterpiste auch so bleibt, d.h. nicht weiter ausgebaut werden würde.

Nischenkapelle am Ortsausgang von
Dittersbach (Jetřichovice, Aufnahmeort)
Ab Hohenleipa ging es dann nur noch auf schön zu fahrenden Straßen durch's Zappenland, bis ich von Tetschen (Děčín) aus endlich den Rückweg im Elbtal antrat. Weil, wie bereits am Vortag, nicht sonderlich viele Anstiege zu bewältigen waren und ich durchaus noch Reserven hatte, kletterte ich dabei auf der Heimfahrt zweimal hinaus aus dem Elbtal. Diesmal wurde das Bergefahren jedoch wesentlich schweißtreibender als in den vergangenen Wochen, zumal ich mich nicht von meinem Langarmtrikot trennen wollte. Aber das ist schon ein Vorgeschmack auf das, was mich sicherlich wieder in der Toskana erwartet. Knapp zwei Wochen noch bis dahin.

Abgesehen von der Höhenmeterbilanz - sie blieb bei beiden Touren unter 1000 hm (GPSies liegt bei der Tour vom 11.03. aber sowas von daneben: 1621 statt 980 Hm!) - kann ich sehr zufrieden sein. Endlich kam ich wieder recht flott voran - und das trotz der langen und nur langsam zu befahrenden Offroad-Abschnitte. Also lag es vorher doch vielleicht nur an der Witterung. Mein wieder aufgenommenes tägliches Rollentrainig trägt vermutlich ebenfalls zur verbesserten Grundausdauer bei. Nicht zuletzt wegen meines Kampfes gegen überflüssige Pfunde habe ich mir für meinen Garmin Edge 1000 inzwischen das ConnectIQ-Datenfeld Fatburner installiert. Bei jedem Training kann ich mir nun anzeigen lassen, wieviel Gramm Fett ich verbrannt habe. Auf meinen beiden Touren am Wochenende waren das diesmal mehr als 300g.

So wird's was mit dem optimalen Kampfgewicht!

Track der Handbiketour vom 10.03.2018
Track der Handbiketour vom 11.03.2018

5. März 2018

Eisesstarre

Es wird langsam wieder etwas wärmer. Während am Sonnabend über den ganzen Tag noch Dauerfrost herrschte, wurden am zweiten Tag des Wochenendes endlich mal wieder Plusgrade erwartet. Dazu zwar ein kräftiger Wind, doch reichlich Sonnenschein. Unter diesen Vorzeichen hielt es mich nicht mehr drinnen.

Allerding startete ich am Sonntag erst ziemlich spät, also kurz nach 10.00 Uhr. Seit langer Zeit fuhr ich einfach wieder mal so ins Blaue, denn seit ich ein Fahrradnavi habe, plane ich zuvor üblicherweise die Strecke am Computer. Aber angesichts der Witterungsbedingungen wollte ich mir gestern bewußt offenhalten, wohin und wie lange ich fahre.

Es lief prima! Die Kälte machte mir weniger zu schaffen, als gedacht, und dem kräftigen SO-Wind ging ich aus dem Wege, indem ich mich meist in enge und gewundene Täler verkroch, sobald ich in Richtung Süden fuhr. Die Lockwitz (s. Track vom 04.03., km 15,8 - 29,6) fließt sowieso meist in einem kleinen und engen Tälchen, doch auch im tief eingeschnittenen Müglitztal (s. Track vom 04.03., km 35,1 - 53,9) bricht sich (bis auf die Ortsdurchfahrt Schlottwitz) an den vielen Talwindungen der Wind.

Eisgang auf der Elbe (Aufnahmeort)
Ziemlich überrascht war ich jedoch darüber, welche Spuren die Kältewelle der vergangenen Tage in der Natur hinterlassen hatte. In der vergangenen Woche trieben sogar Eisschollen auf der Elbe, zum ersten Mal seit vielen Jahren. Doch bei den kleineren Wasserläufen, die vom Osterzgebirge der Elbe zu fließen, war das Schauspiel noch eindrucksvoller. Die Lockwitz und auch die Bahra waren großflächig zugefroren, und selbst die größere Müglitz hatte an vielen Stellen einen Eispanzer, über den man vermutlich trockenen Fußes ans andere Ufer gelangen konnte. Mindestens genauso eindrucksvoll waren die Eiszapfengalerien am Abzweig der Müglitztalstraße nach Rückenhain kurz vor Glashütte (s. Track vom 04.03., km 39,5). Inzwischen sollte man beinahe schon von Eiswasserfällen sprechen. Dementsprechend groß war dort der Auflauf von Autofahren, die zur Besichtigung einen Zwischenstop einlegten.

Um noch ein paar Meter zu machen, dehnte ich meinen Ausflug schließlich noch bis nach Königstein aus. Die letzten Kilometer auf dem Elberadweg waren der entspannte Abschluß eines Tages, an dem ich mich sicher geärgert hätte, wenn ich zuhause geblieben wäre.

Aber nun sollte es allmählich Frühling werden.

Track der Handbiketour vom 04.03.2018