30. März 2018

Wie gemalt

Weil ich bereits zum fünften Mal in der Toskana im Gebiet zwischen Cecina, Grosseto und Siena bin, wird es für mich allmählich schwieriger, neue und besonders lohnenswerte Tourenziele zu finden. Doch während der Vorbereitung fiel mir beim Stöbern die Stadt San Gimignano auf. Diese gehört sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe. Obwohl nicht gerade in unmittelbarer Nachbarschaft zum Quartier gelegen, plante ich also eine Rundtour dorthin.

Nach der Erholung am Dienstag, den ich mit Šárka, Lád'a und Jirka an den Thermalquellen von Saturnia verbrachte, war ich gut ausgeruht und hochmotiviert. Bereits 5.00 Uhr ging es los, denn es würde ein langer Tag werden. Gleich am Anfang wieder der lange Anstieg bis Montieri, und selbst danach durch die typische toskanische Landschaft stetig bergauf und bergab. Doch es war ein Fest für das Auge! Die alten Städte auf den Berg- und Hügelkuppen, die großen Landsitze mit ihren Zypressenalleen und die nun auch hier nach den kalten Tagen allmählich ergrünenden Fluren - einfach malerisch. Darum liebe ich die Toskana.

Wie auf einem Gemälde: San Gimignano in der Toskana (Aufnahmeort)
Schon weit vor dem Mittag tauchte in der Ferne zum ersten Mal die Silhouette von San Gimignano auf, doch es sollte noch mehr als zwei Stunden dauern, ehe ich nach windungs- und daher abwechslungsreicher Fahrt über ungezählte Höhen und durch tiefe Flußtäler die Stadtmauern erreicht hatte. In der Stadt herrschte dann natürlich der übliche Touristenrummel. Und doch fand ich einen lauschigen, beinahe einsamen Platz in der Oberstadt - vielleicht dem alten Kastell - für meine Mittagspause. Dort musizierte eine Harfenspielerin. Nichts konnte besser die Atmosphäre wiedergeben, als diese sanften, archaisch anmutenden Klänge. Einer der sinnlich berührendsten Momente meiner Reise.

Die Heimfahrt erinnerte mich ein wenig an die B-Seite einer Schallplatte. Irgendwie muß es wieder zurück zum Quartier gehen, doch die gleiche Strecke will man auch nicht benutzen. Aber je weiter entfernt sich das Tagesziel befindet, umso geringer ist der Spielraum für Varianten, ohne erheblich mehr Kilometer zu absolvieren. Nach den langen schnurgeraden Straßenabschnitten kam schließlich zwar wieder etwas mehr Abwechslung in die Strecke, doch da war ich bereits auf mir bekanntem Gebiet. Dem Livetracking sei Dank, erwartete mich beim Zieleinlauf bereits mein tschechischer Kamerad und beglückwünschte mich zur Tour. Es waren an diesem Tag insgesamt immerhin 175 km und rund 2500 Hm.

Das Livetracking hat aber auch noch einen weiteren Vorteil: dadurch wissen meine Freunde nämlich ziemlich genau, wann ich am  Quartier ankomme, und gleich nach der Ankunft steht mein warmes Essen auf dem Tisch. Šárka sorgt sich um mich, wie eine Mutter. Es ist ein großartiges Gefühl, solche Freunde zu haben!

Nach dem anstrengenden Vortag schaltete ich gestern einen Gang zurück. Die Strecke war kürzer und wesentlich flacher. Allerdings machte mir auf dem Weg nach Castiglione della Pescaia beinahe schon stürmischer Gegenwind das Leben schwer. Angesichts des uns ansonsten überaus wohlgesonnenen Wetters, ist das jedoch zu vernachlässigen. - Wo wir sind, scheint die Sonne!

Leider brach mir unterwegs erneut der Schalthebel für den Kettenumwerfer, so daß ich nun bis zur Reparatur meist auf dem kleinen Blatt fahren muß. Die Bedienung funktioniert zwar auch ohne Hebel, doch nur mit viel Kraft in den Fingern. insgesamt gesehen, ist dies jedoch keine Katastrophe, sondern ein sich in regelmäßigen Abständen wiederholendes Übel. Zu Hause lasse ich das dann in Ordnung bringen ...

Noch zwei Tage bis zur Heimfahrt.

Track der Handbiketour vom 28.03.2018
Track der Handbiketour vom 29.03.2018

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