28. April 2018

Vor dem Gastspiel

Bevor ich morgen in Richtung Süden aufbreche, stand heute noch eine Handbiketour in der Heimat an. Sie sollte nicht nur eine letzte Positionsbestimmung sein, sondern führte mich endlich auch wieder in die Hintere Sächsisch-Böhmische Schweiz. Viel zu lange waren diese Gebiete nach den verheerenden Winterstürmen nicht zugänglich, und tatsächlich passierte ich diesmal besonders im Khaatal (Kyjovské údolí) mehrere Stellen, wo es noch vor zwei Monaten wegen der zahlreichen umgestürzten Bäume ganz sicher nicht weiterging.

Doch bevor ich dort ankam, sammelte ich zunächst fleißig Höhenmeter. Erst im südlichen Teil des Elbsandsteingebirges, später dann von Bad Schandau aus auf der Hohen Straße nach Sebnitz. Kurz nachdem ich am Fußgängergrenzübergang Hinterdaubitz (Zadní Doubice, s. Track vom 28.04., km 61,3) auf die tschechische Seite des Gebirges gewechselt war, standen bereits 1000 Höhenmeter auf dem Fahrradcomputer. Erstaunlicherweise - oder auch nicht - war ich trotzdem sehr zügig unterwegs.

Mittlerweile hege ich keinen Zweifel mehr daran, daß sich mein wiederaufgenommenes Rollentraining extrem positiv auf die Grundlagenausdauer auswirkt. Erst am Freitag habe ich die Herzfrequenz länger als 6 Minuten über 161 bpm halten können, in der Spitze sogar bis auf 170. Für meine Läsionshöhe (Th 5/6) und mein Lebensalter (fast 50 Jahre) ist das ganz beachtlich. Es wäre durchaus interessant, auch die Wattzahlen zu kennen, doch solchen Aufwand will ich gar nicht erst treiben. Schließlich ist das Training nur Mittel zum Zweck, nämlich lange und hinsichtlich des Streckenprofils anspruchsvolle Touren zu unternehmen.

Der Königsteiner Zugang zum Fähranleger: unpassierbar für Handbiker
(Aufnahmeort)
Für den Rückweg wählte ich das flache Elbtal. Jetzt, da man als Fahrradfahrer die B172 zwischen Bad Schandau und Königstein nicht mehr benutzen darf, ist damit der letzte erwähnenswerte Anstieg weggefallen und die Sache erst recht nur noch ein Abspulen der Kilometer. Immerhin konnte ich bei dieser Gelegenheit gleich den "barrierefrei" umgebauten Zugang von Königstein zur Fähre nach Halbestadt fotografisch dokumentieren. Möge sich anhand des Bildes jeder Handbiker selbst beurteilen, inwieweit aus dem gewollten Schritt nach vorn in der Praxis nicht eher ein Salto rückwärts geworden ist. Der Weg von der Fähre zum Elberadweg am anderen Ufer scheint noch weniger geeignet für Handbikefahrer zu sein. Das habe ich mir aber noch nicht aus der Nähe angesehen...

Sofern alles wie geplant läuft, werde ich bereits am letzten Apriltag in Südtirol von Bozen aus mit dem Handbike zu einer ersten Akklimatisationstour aufbrechen. Bis dann am 2. Mai meine Freunde abends in der Hauptstadt Südtirols ankommen, will ich schon ein paar Kilometer und Höhenmeter abrechnen können. Wer sich dafür interessiert, was ich im Süden so treibe, den verweise ich wieder auf meine Facebook-Seite. Wie bereits in der Toskana praktiziert, wird dort auch diesmal der Link zum jeweiligen Livetrack veröffentlicht, sobald ich morgens die Touraufzeichnung starte.

Ich freue mich auf das Wiedersehen mit Bozen und meinen Freunden!

Track der Handbiketour vom 28.04.2018

24. April 2018

"Blühende Landschaften"

Das wunderschöne Frühlingswetter will genutzt sein! Nachdem ich am Sonntag erst gegen 1.30 Uhr die Augen zumachen konnte, war bereits nach vier Stunden die Nacht wieder für mich zu Ende. Immerhin hatte ich mir keine besonders lange Tour vorgenommen und die langen Anstiege in den ersten Teil gepackt. Für ein solch gleichmäßiges Streckenprofil ist ein Ausflug ins Osterzgebirge wie geschaffen. Dort war ich in diesem Jahr sowieso noch nicht.

Bis ins (Ost-)Erzgebirge braucht der Frühling etwas länger
(Aufnahmeort)
In den vergangenen Monaten wurde der Asphalt etlicher Straßen in südlicher Richtung erneuert, sodaß ich diese "Rennstrecken" nun besonders gern fahre. Dazu gehört die Anfahrt nach Liebstadt durch das Seidewitztal (s. Track vom 22.04., km 8,6 - 14,6) und auch die einsame Ortsverbindungsstraße zwischen Liebenau und Fürstenwalde (s. Track vom 22.04., km 27,7 - 30,8). Abseits der Radwege im Elbtal trifft man auf der Anfahrt ins Osterzgebirge ansonsten nur sehr wenige Radfahrer, erst die Kammstraße ist wieder etwas stärker befahren. Dabei bietet vor allem das Gebiet zwischen Breitenau, Liebenau und Fürstenau etliche Kilometer bestens ausgebauter Radwege, das großartige Gebirgs-panorama inklusive. Freilich eben auch durchaus etwas wellig, was offenbar nicht nach jedermanns Geschmack ist.

Ab Böhmisch Zinnwald (Cinovec) bin ich dann  auf tschechischer Seite doch noch weiter zum Grenzübergang Neurehefeld gefahren, bis zur Wittichbaude (Horská chata Vitiška) auf der Erzgebirgsmagistrale (s. Track vom 22.04., km 46,2 - 51,3). Wenn schon nicht während des vergangenen Winters aufgrund des Schneeemangels im Langlaufschlitten, dann wenigstens jetzt mit dem Handbike. Hier ist es zu jeder Jahreszeit schön.

Weil oberhalb von Niederpöbel seit zwei bis drei Jahren im Tal ein Rückhaltebecken gebaut wird und die Straße deswegen nicht mehr durchgängig befahrbar ist, mußte ich auf dem Rückweg einen kleinen Umweg über Schönfeld und Ammelsdorf einlegen. Dafür habe ich mir dann den Anstieg von Schmiedeberg nach Oberfrauendorf gespart und mich stattdessen für die einfachste Variante über Dippoldiswalde und Reinholdshain entschieden. In Ulberndorf ist ein Stück der B170 inzwischen ebenfalls für Radfahrer gesperrt (s. Track vom 22.04., km 79,7 - 80,4). Die werden jetzt auf ein holperiges Seitensträßchen verbannt - natürlich alles zur Sicherheit der nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmer ... So läuft das in Deutschland mit dem Radverkehr!

Für gestern hatte ich mich schon vor etlichen Tagen mit meinem alten Radelfreund aus Pirna zu einer Tour ins Dresdner Umland verabredet. Eigentlich wollten wir sogar zu dritt fahren, doch wegen der angekündigten Unwetter blieb unser Alterspräsident lieber zuhause. Das war ein Fehler, über den er sich später geärgert haben dürfte. Wir übrigen zwei blieben jedenfalls auf unserer altersgerechten Ausfahrt komplett trocken, obwohl nach dem Mittag offensichtlich rings um uns herum die ersten kräftigen Regenschauer niedergingen.

Ansonsten wurde es eine herrlich entspannte Runde durch das Reich des Frühlings. Im Gegensatz zum Osterzgebirge, wo sich in Höhen bis über 800 m nur ganz zaghaft das erste Grün an den Bäumen zeigt, ist im Dresdener Umland die Obstbaumblüte nämlich bereits in vollem Gange.

Nicht nur deshalb liebe ich besonders diese Jahreszeit.

Track der Handbiketour vom 22.04.2018
Track der Handbiketour vom 23.04.2018

21. April 2018

Feierabendrunde

Heute ist handbikefreier Tag, weil ich anderweitig beschäftigt sein werde. Da gestern wegen der turnusmäßigen DV-Wartung sowieso ab Mittag die IT in der Behörde nicht mehr zur Verfügung stand, habe ich mich deshalb danach für eine schnelle Halbtagestour auf den Bock geschwungen.

Kurz vor der Abfahrt in den Krippengrund schweift der Blick zum
Kleinen Zschirnstein (Aufnahmeort)
Ein paar Anstiege zu Beginn, verbunden durch teils lange Abfahrten und nach dem Elbradweg zum Schluß noch einmal wellig, diese Mischung läßt sich auch nachmittags - wenn man nicht mehr unter Volldampf steht - ganz gut fahren. Die Sonne heizt nun allerdings ordentlich ein, und auch der Flüssigkeitsbedarf ist bei mir inzwischen wesentlich höher. Der Furtborn im Krippengrund (s. Track vom 20.04., km 43,3) war mir deshalb einen kleinen Umweg wert, um noch einmal Wasser nachzutanken.

Verärgert war ich darüber, daß nun die B172 zwischen Bad Schandau, genauer dem Abzweig nach Gohrisch, sowie dem Ortseingang von Königstein für Radfahrer explizit durch ein Verkehrsschild gesperrt ist. Seit der direkt am linken Flußufer entlangführende Elberadweg freigegeben wurde, ist dessen Nutzung obligatorisch. Wieder so eine Gängelei der Autolobby ... Es sollte doch den Radfahrern selbst überlassen bleiben, welche Variante sie nutzen! Ich beispielsweise bin die Straße sehr gern gefahren und hatte dabei niemals den Eindruck, daß dies für die nichtmotorisierten und motorisierten Verkehrsteilnehmer gefährlich ist oder ich als Handbiker irgendjemanden am Vorwärtskommen hindere.

Die nächste Enttäuschung ließ nicht lange auf sich warten. Der sogenannte barrierefreie Umbau des Zugangs zu den Fähranlegern auf beiden Elbufern in Königstein / Halbestadt nähert sich dem Ende. Was ich dort sah, war ernüchternd. Durch die zickzackartige Anlage der Zufahrtsrampen dürfte zukünftig diese Fähre nicht mehr für Handbiker nutzbar sein, weil die Kurvenradien viel zu klein für diese Gefährte sind. Ausweichvarianten gibt es auch nicht, denn natürlich hat man den Weg mit Bordsteinen eingefaßt. Warum bezieht man bei den Planungen nicht Leute mit Praxiserfahrung (wie z.B. mich) ein, sondern überläßt das irgendwelchen Büros, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben?! Darüber rege ich mich jedesmal auf. In Pirna bei der Neugestaltung des Areals am Schloßberg, hat man das auch nicht gemacht - das Ergebnis spricht für sich. Soviel Ignoranz und Dummheit kann es doch gar nicht geben!

Das Ende vom Lied wird sein, daß diejenigen, die am meisten vom Ausbau der Zugänge zur Fähre profitieren sollten, nicht nur fast nichts davon haben, sondern (im Falle der Handbiker) sogar explizit ausgesperrt werden. Die paar Leute, die auf die Fähre nur mit dem Rollstuhl wollen, sowie Kinderwagenfahrer und Senioren dürften hier doch eher selten anzutreffen sein. Selbst für normale Fahrradfahrer ist das eine elende Schlängelei. - Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht! Ich denke, ich werde diesen Fall auch anderweitig öffentlich machen...

Frust kann man auch sehr gut mit Bewegung abbauen. Als ich nach dem letzten Zacken schließlich 19.30 Uhr zuhause ankam, hatte ich mich schon wieder etwas beruhigt.

Schön ist es trotzdem nicht.

Track der Handbiketour vom 20.04.2018

15. April 2018

Normal ist das nicht ...

In der vergangenen Woche mußten wir die geplante Rolliwanderung verschieben. Doch für den Sonnabend schlug mein Kamerad Lád'a vor, die Wanderung zum Lobosch (Lovoš) nachzuholen. Da die Tour recht kurz ist, sollte ich ihn erst 13.30 Uhr zuhause abholen.

Kurz nach zwei starteten wir schließlich von Wopparn (Oparno), ich in der sich bei etlichen schwierigen Offoad-Wanderungen bewährten Rollstuhl-Lenkvorsatz-Kombination inkl. einer Zugleine aus einem Stück Kletterseil wie bei unserer Expedition zum Prebischtor. Mein tschechischer Kamerad war sichtlich verblüfft, wie gut das funktionierte. Bereits eine knappe Stunde später standen wir zwei auf dem Gipfel, ohne auch nur einmal unterwegs Pause gemacht zu haben. Der Weg hinauf ist allerdings sehr gut zu befahren, nur die vielen breiten, in Stein gefaßten Querrinnen zum Ableiten des Wassers sind ohne drittes großes Rad vermutlich ziemlich mühsam zu überqueren. Die letzten 400  m müssen außerdem Rollifahrer und Begleiter bei einer Steigung jenseits von 20% noch einmal vollen Einsatz zeigen. Immerhin ist dieser Berg für sportliche Rollifahrer machbar, auch wenn dazu unbedingt mindestens ein Begleiter benötigt wird. Hier jedenfalls haben wir auch etliche Kinderwagenfahrer getroffen.

Auf dem Gipfel des Lobosch (Aufnahmeort)
Der Blick von den ca. 570 m ü. NHN gelegenen Aussichtsterrassen ist bei gutem Wetter einfach fabelhaft. 400 m über der Umgebung gelegen, schweift der Blick nahezu ungehindert nach fast allen Seiten. Wir haben am Sonnabend (mit dem Fernglas) sogar den 70 km Luftlinie entfernten Jeschken (Ještěd) bei Reichenberg (Liberec) gesehen!

Normal wäre nun gewesen, nach einem solch schönen Gipfelsieg glücklich und zufrieden wieder ins Auto zu steigen und nach Hause zu fahren. Aber wenn wir zwei Verrückten gemeinsam unterwegs sind, ist nichts wie üblich. Lád'a hatte Blut geleckt. Er kannte den Aufstieg zum Milleschauer (Milešovka), den mit 836 m ü. NHN höchsten Berg des Böhmischen Mittelgebirges ganz in der Nähe. Das, was ich von Freunden und Bekannten über die Wege zum Gipfel wußte, war dagegen eindeutig: unmöglich für Rollifahrer! Doch der Freund ließ sich von meinen Einwänden nicht beeindrucken. Auf direktem Weg fuhren wir nun nach Milleschau (Milešov) und begannen am späten Nachmittag gegen 16.40 Uhr mit dem Aufstieg. Die meisten Wanderer wären ALLEIN schon vom ersten Berg erledigt gewesen, wir hingegen hatten uns zusätzliche 430 Höhenmeter vorgenommen.

Ein hartes Stück Arbeit - auch wenn es hier ausnahmsweise
mal keine großen Felsböcke gab (Aufnahmeort)
Wenn es aber nur die Höhendifferenz gewesen wäre... Der Weg wurde immer steiler, war schmal und hangabwärts abschüssig sowie teils heftig verblockt (also richtig große Steine und Steilstufen, machmal auch mit Wurzeln durchsetzt). Und wir zwei am Abend allein im Kampf um den Gipfel! Aufgeben kam für meinen Kameraden nicht infrage, auch wenn ich ihm das mehrmals anbot. Für mich bedeutete der Anstieg zwar ebenfalls harte Arbeit, doch die meiste Kraft mußte sicher Lád'a einsetzen und dabei zugleich aufpassen, nicht abzurutschen. Das wäre für mich nämlich verheerend gewesen. Dieses blinde Vertrauen in meinen Begleiter - bisher noch nirgendwo war das für mich in meinem Rollifahrerleben so existentiell wie hier auf diesem gefährlichen Weg.

An der Kreuzung 500 m unter dem Gipfel trafen wir Freunde von Lád'a, darunter einen der tschechischen 8000er-Bezwinger, der mich von früheren Unternehmungen kannte (s.a. Film). Sein Handschlag und sein Lob waren für mich eine große Ehre.

Vielleicht wäre uns der Gipfelsieg aber doch noch verwehrt geblieben, denn wenige Minuten unter dem höchsten Punkt kam die schwierigste Passage. Selbst hartgesottene Mountainbiker müssen hier absteigen, wie Lád'a zugab. Doch da begegneten uns erst ein Pärchen, deren Mann zunächst meinem Kameraden und mir beim "Klettern" half, dann aber drei weitere kräftige Männer, vermutlich Soldaten der tschechischen Armee. Da wurde nicht viel Federlesens gemacht und der Rollstuhl die kritischen Meter als Sänfte für den Inhalt umfunktioniert! Solche Hilfsbereitschaft zu erleben, ist großartig. 18.30 Uhr hatten wir nach harten, aber fairen Kampf den Milleschauer bezwungen. - Ein unbeschreibliches Gefühl!

Ganz weit unten sahen wir den Lobosch, unseren ersten heute bezwungenen Berg. Klein, wie ein Hügelchen. Vom Wirt gab es gratis Bier und Kofola, nicht nur er war sichtlich beeindruckt von unserer Aktion. Es würde mich nicht wundern, wenn ich der erste Rollifahrer bin, der jemals diesen Gipfel erreicht hat.

Das ist der Gipfel! Die Oberarme beweisen, daß ich mich
nicht nur habe ziehen lassen ... (Aufnahmeort)
Indes, vor dem Heimweg graute mir, und ich drängte zum Aufbruch. Wegen der fortgeschrittenen Stunde stiegen nur noch wir zwei ab. Aber es lief besser als gedacht, zumal ich nun doch die kleinen Vorderräder meines Rollstuhls ausgeklinkt und das Gefährt damit wesentlich mehr Bodenfreiheit hatte. Es blieb damit nur die Gefahr des unkontrollierten Ausrutschens meines Bremsers. Doch nachdem wir die schwierigste Stelle bergab bravourös gemeistert hatten, nutzten wir die alternative Variante, welche nicht so steinig war. Als wir dachten, wir seien aus dem Gröbsten heraus, kamen wir trotzdem noch einmal in Bedrängnis. Forstfahrzeuge hatten den weichen Waldboden nahezu umgeackert, und die ursprünglichen Wege waren zugewachsen. Bei zunehmender Dunkelheit trug mich Lád'a zunächst über zwei unpassierbare Stellen und holte dann den Rolli nach. Erleichtert erreichten wir endlich die asphaltierte Straße. Als wir gegen 20.30 Uhr wieder am Auto ankamen, wußten wir beide, was wir den Nachmittag über getan hatten.

Was schrieb mir heute mein Sportfreund?  "A jsem moc rad, že jsme to včera dokázali! Neuvěřitelně! Lovoš a Milešovka v jeden den." (Und ich bin froh, daß wir das gestern geschafft haben. Unglaublich! Lobosch und Milleschauer an einem Tag.) - Danke Lád'o! Ohne Deinen Wagemut und vollen Einsatz hätte ich niemals auf diesen herrlichen Gipfeln gestanden!

Heute bin ich dann noch eine Runde mit dem Rad gefahren, sozusagen als Ausgleich. Gegen die gestrige Aktion ist das aber nicht weiter erwähnenswert. Der Beitrag ist sowieso schon überdurchschnittlich lang geworden...

Aber das mußte sein.

Track der Rolliwanderung Nr. 1 vom 14.04.2018
Track der Rolliwanderung Nr. 2 vom 14.04.2018
Track der Handbiketour vom 15.04.2018

13. April 2018

Kleine Freizeitrevue

Am vergangenen Dienstag hat es mich tatsächlich noch komplett ausgeschert, sodaß mich der Arzt aus dem Rennen nehmen mußte. Doch nachdem das Gröbste überstanden war, hatte ich daher auch Muße, Stück um Stück meine diesjährige Toskanafahrt in einem 6-seitigen illustrierten Reisebericht inkl. der GPS-Tracks zu dokumentieren. Auch für meine treuen Blogleser gibt es dabei noch ein wenig neues zu erfahren.

In reichlich zwei Wochen werde ich dann schon wieder auf Achse sein. Keine Zeit also für einen Aufschub.

9. April 2018

Zweite Wahl

Da das Handbiken am vergangenen Wochenende immer noch zu kurz gekommen war, habe ich mich heute an meinem arbeitsfreien Tag noch einmal auf's Rad geschwungen. Eigentlich war der Tag verhältnismäßiger Ruhe sogar ganz gut, um es gar nicht erst zum Leistungsabbau kommen zu lassen.

Leider mußte ich auch heute vorn auf dem kleinen Blatt fahren, weil der (hoffentlich inzwischen reparierte bzw. neu angefertigte) Schalthebel immer noch in Kulm (Chlumes) bei meinem Sportfreund liegt. Aber bis jetzt kann ich das mit den größten Übersetzungen der Rohloff-Nabe einigermaßen kompensieren.

Nach einer ziemlich schlechten Nacht - irgendetwas mit Husten und Schnupfen ist bei mir im Anmarsch - konnte ich auch gleich aufstehen, statt mich schlaflos im Bett zu wälzen. Auf dem Asphalt ging es mir dann sofort wieder richtig gut. Immerhin hatte ich meine Ansprüche etwas zurückgefahren, um den Körper nicht übermäßig zu belasten. Deshalb orientierte ich mich nordwärts und fand dabei sogar einige Straßenabschnitte, die mir noch völlig unbekannt vorkamen.

Die Sonne strahlte von einem dunstigen, doch wolkenfreien Himmel, der leichte SO-Wind lag ebenfalls im Wohlfühlbereich. Immerhin wurde es so warm, daß ich trotz des kratzenden Halses, des Hustens und der tropfenden Nase das Langarmtrikot auszog, bevor es richtig naß wurde.

Hoffentlich war das kein Fehler.

Track der Handbiketour vom 09.04.2018

8. April 2018

Nicht kleckern - klotzen!

Dieses Wochenende war hinsichtlich meiner sportlichen Aktivitäten zweigeteilt. Lád'a hatte vorgeschlagen, als Vorbereitung auf eine geplante anstrengende Rollitour zunächst an kleineren Bergen und auf einfacheren Wegen zu "trainieren". Er kennt nämlich noch nicht meine Wander-Kombi aus Rollstuhl Speedy 4all und dem Lenkvorsatz "Freeway" der Fa. ProActiv. Diese Tour mußten wir aber nach der gemeinsamen Handbiketour für's erste verschieben.

Denn da ging es für 2018 zum ersten Mal auch in der Heimat ziemlich straff zur Sache. Für mich weniger, obwohl bei mir am Ende ebenfalls mehr als 1700 Hm zusammenkamen. Aber so ist das: wenn es gut läuft, dann hängt man immer noch ein paar weitere Zusatzkilometer an. Daß dies im Elbsandsteingebirge sowie dem Umland nicht ohne zusätzliche Anstiege abgeht, ist wohl jedem klar, der sich im Gebiet auskennt. Nachdem mein tschechischer Kamerad und ich uns in Herrnskretschen (Hřensko) getroffen hatten, erweiterten wir zum ersten Mal in Hohenleipa (Vysoká Lípa) unsere Tour. Später dann noch einmal in Daubitz (Doubice) und schließlich in Schönlinde (Krásná Lípa), weil Lád'a noch niemals zuvor mit dem Rad in Schluckenau (Šluknov) gewesen ist. Nicht zuletzt war daran das herrliche Frühlingswetter schuld. Im Sonnenschein radelt es sich eben noch einmal so schön durch die Lande.

In Porschdorf (s. Track vom 07.04., km 106,4) trennten sich dann unsere Wege. Was ich nicht wußte, war, daß mein Sportfreund nun nicht auf dem kürzesten Weg nachhause fuhr, der ja immer noch etliche Höhenmeter über die südlichen Ausläufer des  Erzgebirgsgrenzgebiets bereitgehalten hätte. Während ich nur noch eine ernstzunehmende Auffahrt hinauf nach Waltersdorf überstehen mußte, bevor ich gegen drei nach 128 km in Pirna ankam, war das im Verhältnis zu ihm Pillepalle. Er dehnte seine Runde letztlich noch bis ins Müglitztal und Zinnwald aus, und war deshalb erst kurz nach 19.00 Uhr zurück in Kulm (Chlumec) auf der anderen Seite des Erzgebirgskammes. Seine Werte: 223 km und 2843 Hm. - Das sind doch mal Zahlen!

Noch am Abend mußte er allerdings sich und mir gegenüber eingestehen, daß diese Mammuttour ihn mehr als erwartet mitgenommen hatte. An die ursprünglich für den Sonntag geplante Wanderung war deshalb nicht mehr zu denken. Verschoben ist jedoch nicht aufgehoben - vielleicht klappt es bereits in der kommenden Woche mit dem nächsten Anlauf.

Auf der Wanderung durch das Polenztal (Aufnahmeort)
Ein Ersatzprogramm war dennoch relativ schnell gefunden. Wegen der kalten Märztage hat sich die Märzenbecherblüte im Polenztal verzögert, und noch immer sind rund um die Bockmühle viele dieser Frühblüher zu bestaunen. Für mich war das ein Grund, meiner Kumpeline Susi und ihrem Partner eine kurze Mittags-Wanderung vorzuschlagen. Den Ausflug zu den Märzenbecherwiesen im Polenztal habe ich übrigens auch auf meiner Homepage beschrieben.

Zwar scheint die derzeit herrschende Trockenheit nicht gerade förderlich für die Blumen zu sein, denn im Vergleich zu anderen Jahren sah es auf den Wiesen eher mau aus. Dafür aber waren die Wanderwege durch das Tal und an den Hängen fast völlig frei von Nässe und Schlamm. Selbst im Rollstuhl kam ich so mit Thomas' und Susi's tatkräftiger Unterstützung weiter als jemals zuvor, bis ein umgestürzter Baum mir den Weiterweg endgültig versperrte. Dafür testeten wir gleich noch den steilen Stich in Richtung Cunnersdorf hinaus aus dem Polenztal (s. Track vom 08.04., km 2,4 - 2,9). Der ist aber wirklich nur mit leidensfähigen und kräftigen Begleitern machbar ...

Doch auch nur der kurze Abstecher von der Bockmühle ins Polenztal lohnt sich zur Frühlingszeit. Das dachten sich vermutlich auch die unzähligen Wanderer und Spaziergänger mit Kind und Kegel, denen wir heute begegnet sind. Es war beinahe wie in Goethes Gedicht "Osterspaziergang".

Endlich ist der Frühling da!

Track der Handbiketour vom 07.04.2018
Track der Rolliwanderung vom 08.04.2018

2. April 2018

Kein Weg zurück

Ich bin wieder zurück aus der Toskana. Die vergangenen 48 Stunden waren so vollgestopft, daß ich mich jedoch nicht eher melden konnte. Denn für den letzten vollen Urlaubstag hatte ich mir wieder etwas Besonderes einfallen lassen. Seit der Italienfahrt 2015 stand jedenfalls der Plan im Raum, mit dem Handbike nach Pisa zu fahren. In jenem Jahr waren Lád'a  und ich dort zum ersten Mal. Mit dem Auto - doch mein tschechischer Kamerad fuhr anschließend mit dem Rad zurück zur Unterkunft.

Heuer wollten Lád'a und Šárka zum Urlaubsende noch ein wenig auf Sightseeing-Tour gehen. Auch Pisa stand dabei auf dem Programm. Damit bot sich die ideale Gelegenheit für eine Einweg-Strecke zum Schiefen Turm. Eine Rundtour kam nämlich wegen der mehr als 230 km Streckenlänge unter Berücksichtigung der zeitlichen und meteorologischen Vorgaben nicht infrage.

Weil ich mich bereits nachmittags mit den beiden in Pisa verabredet hatte, startete ich wieder recht früh. Das Wetter war in den vergangenen zwei Tagen merklich wechselhafter geworden, und so mußte ich am Morgen erst einmal einen Schauer durchlassen, bevor es losgehen konnte. Das Streckenprofil erwies sich jedoch als optimal, um zügig voranzukommen. Außerdem brachte mir der lebhafte Südwestwind zusätzlichen Vortrieb.

Die milde Luft um die 14°C und der stürmische Wind waren jedoch Vorboten eines kräftigen Unwetters. Noch bevor ich das Tal der Cecina erreicht hatte, wurde es rabenschwarz um mich herum. Aber der Allmächtige bot mir gerade zur rechten Zeit einen perfekten Unterschlupf etwas abseits der Strecke an, den ich mit den ersten Tropfen erreichte (s. Track vom 31.03., km 57,9). Dann gab es das volle Programm: Sturm, Blitze, Hagel, später sintflutartiger Regen, verbunden mit einer drastischen Abkühlung von 14°C auf 7°C. Mehr als eine dreiviertel Stunde lang mußte ich in der Scheune ausharren, doch war das allemal besser, als im Freien herumzukurven. Irgendwann scharrte mein Pferd jedoch mit den Hufen, so daß ich mich zum Aufbruch entschloß. Vielleicht ein paar Minuten zu früh, denn kurz danach war ich zu einem weiteren Zwischenstop unter einem Dach gezwungen, um die feuchten Nachwehen des Gewitters abziehen zu lassen.

Später zwang mich die noch regennasse Straße zu verhaltener Fahrweise. Doch bremsten mich sowieso bald wieder die Berge. Auf den folgenden drei Kilometern galt es, die brutalsten Anstiege meiner diesjährigen Aktivitäten zu überstehen (s. Track vom 31.03., km 65,2 - 68,0). Schon nach dem ersten Steilstück war ich völlig perplex, hatte ich doch mit einer entspannten Abschlußtour ohne große Herausforderungen gerechnet. Es kamen aber noch mehrere dieser Raketenabschußrampen, die für mich wirklich nur (noch) in kurzen Sprüngen zu bewältigen waren. Sicher spielte mir dabei die Psyche einen üblen Streich, aber die vorangegangenen sechs Touren mit bereits mehr als 8000 Hm hatten ebenso ihre Spuren hinterlassen. Irgendwann gingen die Steigungsprozente zurück, und der Rest war eine reine Fleißaufgabe.

Die folgende kurvenreiche Panoramastraße, die bis auf 400 m Seehöhe führte, war sehr abwechslungsreich und bot immer wieder herrliche Ausblicke. Das Mittelmeer war von hier beinahe zum Greifen nah - von 0 auf 400 über nur 10 km Luftlinie!

Abschlußbild auf der Piazza dei Cavalieri
(Aufnahmeort)
Als ich wegen eines Regenschauers noch einmal Zuflucht unter dem Vordach einer Bar in Pomaia nahm, erschreckte mich mein Sportfreund Lád'a. Von mir unbemerkt, hatte er sich von hinten angeschlichen und seine Hand auf meine Schulter gelegt. Kurz bevor ich mich über diesen unerhörten Zufall wundern wollte (wie er mich mitten auf der Strecke treffen konnte), fiel mir ein, daß ich ja den Livetrack mitlaufen hatte, und er so über meine aktuelle Position Bescheid wußte. - Irgendwie praktisch, diese Sache!

So war auch das Verabreden und Finden in Pisa dann kinderleicht. Nach einem kleinen Stadtrundgang, bei dem mich einmal mehr die Unmassen an Touristen mit ihrem narrenhaften Gehabe nervten (diese Idioten machten unzählige Selfies von ihrem Tun, scheinbar mit ihrer Hand den schiefen Campanile abzustützen), klang das Gesamterlebnis "Toskana 2018" bei strahlendem Sonnenschein, blauem Himmel und knapp 20°C auf die bestmögliche Art und Weise aus.

Auf Wiedersehen im nächsten Jahr!

Track der Handbiketour vom 31.03.2018