29. Mai 2018

Gegenmaßnahme

Die Umwelt formt den Menschen. Und wenn es tagsüber zu heiß für's Radfahren wird, verlagere ich die Zeiten meiner sportlichen Aktivitäten eben weiter nach vorn. Genau aus diesem Grund bin ich gestern bereits 4.45 Uhr gestartet. Da konnte man sich gerade erst die Beleuchtung am Handbike sparen, ohne sich den Unmut der Autofahrer bzw. der Polizei zuzuziehen.

Dafür dieser herrlich frische Morgen! Sich bei 16°C im Kurzarmtrikot an einer mäßigen Steigung - nämlich die hinauf in den Ortsteil Sonnenstein - warmzufahren, ist ungefähr so erquickend, wie ein kühles Bad an einem heißen Sommertag. Womit wir wieder beim Thema wären ...

Noch lange blieben mir diese angenehmen Temperaturen erhalten. Die reichlich 500 Höhenmeter durch das Gebiet des südlichen Elbsandsteingebirges sorgten zwar trotzdem für ein nasses Radtrikot, doch lief der Schweiß nicht in Strömen. Auf der langen Abfahrt ins Elbtal nach Tetschen (Děčín) wurde es dann sogar wieder fast trocken.

Im Böhmischen Mittelgebirge oberhalb von Hortau. Am Horizont in Bildmitte
ist der Hohe Schneeberg (Děčínský Sněžník) zu erkennen. (Aufnahmeort)
Erst während der Fahrt auf die Höhen des „Verneřické středohoří“ (Wernstädter Mittelgebirge) genannten Teils des Böhmischen Mittelgebirges ab Klein Wöhlen (Malá Veleň) begann die Sonne zu drücken. Dabei hatte ich gehofft, daß die Bergflanke zu dieser Zeit noch die direkte Sonneneinstrahlung verhindern würde. Doch Klärchen beginnt ihren Tag schon sehr weit östlich ... Jedenfalls wurde dieser Anstieg gleich die größte Herausforderung des Tages, nicht bloß wegen der Länge, sondern auch aufgrund einiger steilerer Passagen. Dafür ist es oben herrlich ruhig. In den wenigen Dörfern leben die Leute jenseits der Hektik des Elbtals, und die Fahrt durch das offene Land über weite, teils baumbestandene Wiesen an sanften Hängen - häufig auch mit Fernblick - ist für mich immer wieder etwas Besonderes.

Zum Glück konnte ich bei zunehmender Hitze einen guten Teil des letzten ernstzunehmenden Anstiegs hinter Hortau (Lesná) von Bäumen beschattet fahren. Kurz nach halb zehn lag endlich nach rund 53 km auch dieser Berg hinter mir, so daß die Hitze für den Rest der Strecke nur noch eine untergeordnete Rolle spielte. Die Abfahrt hinunter ins Elbtal kam gerade richtig zur Abkühlung.

In Nieder Wellhotten (Přední Lhota) stieß ich dann auf den Elberadweg, dem ich in Richtung Heimat folgte. Für die knapp 60 km bis nachhause brauchte ich dann inklusive aller Umwege und Zwangstops (z.B. durch Ampeln) 3¼ Stunden. Fast der ganze Nachmittag stand mir also für die Erledigung weit weniger erfreulicher Angelegenheiten zur Verfügung.

Aber auch das muß sein.

Track der Handbiketour vom 28.05.0218

27. Mai 2018

Zu heiß!

Die heutige Ruhepause ist dringend erforderlich. Bereits auf dem zweiten Teil meiner gestrigen Tour fühlte ich mich ziemlich schlapp, obwohl das Streckenprofil unter meinen üblichen Anforderungen lag. Aber die Hitze macht mir eben sehr zu schaffen.

Am Freitag fiel bei mir auf der Arbeit kurz vor dem Beginn der IT-Wartung gegen 12.00 Uhr der Hammer, damit aber auch der Startschuß für eine Feierabendtour. Die legte ich mir so, daß ich gegen Ende an der Radrennbahn Heidenau vorbeikam. An diesem Tag fand dort abends nämlich eine Veranstaltung eines Rehahauses aus der Region statt, bei dem Interessierte Handbikes verschiedener Anbieter direkt an Ort und Stelle testen konnten. Das war zwar nicht mein primäres Interesse, doch auf der Bahn ganz legal ein paar Runden zu drehen, verlockte mich sehr.

Davor sammelte ich natürlich fleißig Kilometer und Höhenmeter, um nicht aus dem Tritt zu kommen. Als es schließlich kurz hinter Luchau zunächst nach Glashütte und anschließend durch's Müglitztal nur noch bergab ging, war die Tour praktisch abgehakt. 45 Minuten und 23 km später erreichte ich das Radsportforum, wo mächtig viel los war. Ich wußte gar nicht, wie viele HandbikerInnen und weitere Interessierte es im Einzugsbereich des Veranstalters gibt. Auf den Straßen sehe ich ja sonst (fast) nie jemanden.

Natürlich habe ich das 250 m lange Rennoval getestet, dessen Kurven - so wie auf der Berliner Rennbahn für das Sechstagesrennen - stark überhöht sind. Dem Dreiradfahrer, welcher die Querneigung der Bahn beim Fahren nicht ausgleichen kann, bleibt nur die Möglichkeit, durch die eigene (hohe) Geschwindigkeit und die dabei entstehenden Fliehkräfte in die Außenbahnen zu gelangen. Sonst würde er umkippen, wie das offensichtlich sogar an diesem Tag bei einem Handbiker mal geschehen ist. Deshalb fuhren auch die meisten Leute im ebenen Innenring, und auch ich tauchte bei ersten Testrunde bald wieder nach unten ab, als ich fühlte, daß ich noch zu langsam für die Querneigung war. Beim zweiten Versuch schaffte ich es mit meinem treuen, alten Arbeitstier immerhin zwischen die rote und blaue Linie, wozu eine Geschwindigkeit von knapp über 30 km/h notwendig war. Wenn ich ein mir sehr gut passendes Racebike im Pool der Aussteller gefunden hätte, wäre trotz der bereits absolvierten Strecke vielleicht auch ein ganz anderes Tempo möglich gewesen, doch danach habe ich - ehrlich gesagt - gar nicht gesucht. Viel schöner fand ich es, mit Gleichgesinnten über's Steckenpferd zu schwatzen. Die Zeit verging dabei wie im Fluge.

Nahe Gut Gamig mit Blick in Richtung Elbtal (Aufnahmeort)
Für gestern hatte ich einen Termin in Dresden mit meinem Mechaniker wegen des fälligen Bremsbelagswechsels vereinbart, außerdem wollte ich etwas für meinen tschechischen Kameraden abholen. Kam ich am angenehm kühlen Morgen auf der Anfahrt, bei der ich zunächst einen "Kletter"-Haken in Richtung Südosten schlug, sehr gut voran, erschlug mich kurz vor dem Mittag bei meiner Abfahrt von Bike24 beinahe die Hitze. Auf dem Weiterweg gab es zwar nur eine garstige Rampe, die demoralisierte mich jedoch diesmal richtig. Ohne mehrere Zwischenstops ging es da einfach nicht mehr hinauf.

Bereits vor dem letzten 4 km langen Anstieg hatte ich mich für den Aussetzer am nächsten Tag entschieden. Ein arg verspannter Nacken und Belastungsbegleiterscheinungen verschiedener Gelenke waren die letzten Ausrufezeichen.

Vielleicht morgen dann wieder.

Track der Handbiketour vom 25.05.2018
Track der Handbiketour vom 26.05.2018

21. Mai 2018

Sammelsurium

Das verlängerte Pfingstwochenende habe ich optimal genutzt. Drei Tage - drei Touren, und dabei noch nicht einmal das körperliche Limit erreicht. Aber es macht eben viel aus, wie man sich den Tourenplan aufbaut.

Am Sonnabend ging es zunächst hinauf ins Osterzgebirge. Üblicherweise kommen dabei immer etliche Höhenmeter zusammen. Diesmal bin jedoch nicht die entspannteste Variante über das Müglitztal gefahren, vielmehr reihte ich auf meinem Weg nach Altenberg einige kräftezehrende Rampen aneinander. Die erste war der Anstieg vom Müglitztal nach Falkenhain, der dort aber noch lange nicht zu Ende ist (s. Track vom 19.5., km 10,5 - 11,3). Dann kam als nächster erwähnenswerter Berg die Auffahrt ab Nieder- und durch Oberfrauendorf (s. Track vom 19.5., km 24,7 - 27,8). Nicht zuletzt wartete auch noch die giftige Rampe von der Ladenmühle ins Oberdorf von Hirschsprung (s. Track vom 19.5., km 36,9 - 37,5) und später der letzte Aufschwinger nach Altenberg auf mich.

Auf meinem Weiterweg über den Erzgebirgskamm bis nach Schneeberg (Sněžník) gab es zwar auch noch einige Meter bergauf, doch machten die das Kraut nun wirklich nicht mehr fett. Der entspannteste Teil der Tour war die lange Abfahrt zurück ins Elbtal. Da habe ich wieder viel vom verlorenen Boden gut gemacht, so daß ich bis zuhause trotz der vielen Höhenmeter noch eine akzeptable Durchschnittsgeschwindigkeit erreichte.

Den Pfingstsonntag richtete ich mir so ein, daß ich mich regenerieren konnte. Auf der ausgesprochen flachen Strecke (nur etwas mehr als 700 Hm), lernte ich sogar dank meines Fahrradnavis und der Tourenplanung am Computer rund um Thiendorf ein paar mir noch unbekannte Straßen kennen. 12.30 Uhr war ich nach einer überaus flotten Runde wieder zurück, schnappte mir nach der notwendigen Körperhygiene ein gutes Buch und verbrachte bei schönstem Sonnenschein den Nachmittag auf den Pirnaer Elbwiesen mit Lektüre und ein bißchen Dolce Vita.

Gut ausgeruht - immerhin war ich ja am Vortag nur einen halben Tag lang sportlich aktiv, konnte ich mir heute wieder etwas mehr zumuten. Bereits auf den Kilometern von Pirna nach Bad Schandau oberhalb des Elbtals rollte es ausnehmend gut, so daß mein Virtual Partner gegen mich keine Chance hatte. Selbst nach dem 200-Hm-Anstieg von Herrnskretschen (Hřensko) nach Jonsdorf (Janov) (s. Track vom 21.5., km 35,1 - 37,9) lag ich immer noch vorn.

Auch das ist Pirna - Blick am Morgen auf den Ortsteil Sonnenstein über der Elbe
(die liegt versteckt hinter dem Waldstreifen im Vordergrund und den ersten Häusern im Bild, Aufnahmeort)
Leider war die Straße über Neu- und Alt-Ohlisch (Nová / Stará Oleška) gesperrt, was mir ab Freudenberg (Veselé) ein paar nervende Kilometer auf der stark befahrenden E13 (ähnlich einer deutschen Bundesstraße) einbrachte, um zurück nach Güntersdorf (Huntířov) zu gelangen. Dafür entschädigte mich etwas später der geplante Umweg über Habendorf (Ovesná). Das ist nämlich auch so eine Gegend, wo die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Für mich sind das oft moderne Inseln der Glückseligen.

Die Fahrt durchs Polzental nach Tetschen (Děčín) - abgehakt, von dort den Elberadweg nach Königstein - abgehakt. Nur einmal noch wurde es interessant, als ich den mir bisher unbekannten Eselsweg von Hütten hinauf zum Parkplatz an der Festung Königstein auf Handbiketauglichkeit testete  (s. Track vom 21.5., km 105,5 - 106,9). Er ist steil - die ersten Meter mit holperigem Sandsteinpflaster, dann ein teils schotteriger Waldweg. Ich habe deshalb gar nicht erst versucht, mich dort ohne Zwischenstop hochzukämpfen. Als eine Ausweichvariante zur stark befahrenen B172 hinauf zur Festung (der sogenannte Festungsberg) ist er jedenfalls geeignet. Statt auf der der Bundesstraße von genervten Autofahrern angehupt zu werden, ist es bestimmt angenehmer, sich auf dieser Holperpiste, langsam, doch stetig nach oben zu arbeiten.

Die letzten Kilometer bis Pirna waren dann nur noch Genuß, zumal der Wind mich inzwischen zusätzlich schob. Auch heute blieb deshalb noch genügend Zeit für eine Nachmittagslesestunde auf den Elbwiesen.

Ich genieße auch das!

Track der Handbiketour vom 19.05.2018
Track der Handbiketour vom 20.05.2018
Track der Handbiketour vom 21.05.2018

15. Mai 2018

Wochentags

Den Sonntag hatte ich mir handbikefrei genommen, weil ich tags darauf endlich wieder mal mit meinem befreundeten Ex-Arbeitskollegen auf Tour in die Hintere Sächsisch-Böhmische Schweiz gehen wollte. Das Streckenprofil der geplanten Route verhieß etliche Höhenmeter, und da ich meinen Kameraden mit seinem E-Bike bei den Anstiegen nicht zu lange warten lassen wollte, mußte ich einigermaßen ausgeruht sein.

Auf der Anfahrt nach Sebnitz mied ich dann ebenfalls weitestgehend unnötige Berge, nur den kurzen Karrenberg vor Neustadt gönnte ich mir zusätzlich. Weil ich immer mit Zeitreserve zum vereinbarten Treffpunkt fahre, kam ich natürlich viel zu früh bei meinem Sportfreund an. Er war noch bis nach dem Mittag auf Arbeit, so daß wir erst ca. 12.30 Uhr unsere eigentliche Runde beginnen konnten.

Die gemeinsame Fahrt war dann sehr kurzweilig. Micha hatte viel zu berichten von seiner neuen Tätigkeit, und so vergaß ich beinahe, daß es ja die Berge hinauf eigentlich anstrengend sein müßte. Anstiege, die sich sonst ewig hinziehen, bewältigte ich nun beinahe unbemerkt.

Die Wolfstafel bei Hinterdaubitz - s.a. weitere Informationen
(Aufnahmeort)
Schließlich erreichten wir - bereits auf dem Rückweg - eine meiner Lieblingsecken. Ich mag die ausgedehnten Wälder zwischen Hinterhermsdorf, Daubitz (Doubice) und Dittersbach (Jetřichovice), die außerhalb der Haupturlaubssaison vor allem an Wochentagen genauso still und vom hektischen Treiben verschont bleiben, wie das große Waldgebiet im südlichen Elbsandsteingebirge. Auch gestern begegneten uns auf den acht Kilometern zwischen der Daubitzer Straße und dem Fußgängergrenzübergang Hinterdaubitz (Zadní Doubice, s. Track vom 14.05., km 62,7 - 70,7) erst kurz vom Kirnitzschtal zwei junge Frauen mit ihren Mountainbikes. Die waren (ohne E-Antrieb!) bergauf ganz schön flott unterwegs, also bestimmt keine Urlaubs-/ Gelegenheitsfahrerinnen. Auf dem Forstweg wurde übrigens eine Passage grundlegend saniert, wo man nur noch sehr schwierig in einer Art Schotter-Rinne mehr rutschen, als bergab fahren konnte (s. Track vom 14.05., km 67,4). Nun kommen dort auch unbedarfte Fahrer mit ihren geländegängigen Handbikes durch, denn selbst die quer im Weg eingelassenen U-Profile zum Ableiten des Wassers haben jetzt abgerundete Kanten und sind damit keine Reifenkiller mehr.

Bevor Micha und ich uns am Lichtenheiner Wasserfall vor seinem Rückweg nach Sebnitz trennten, gab es noch einen unfreiwilligen Zwischenstop auf der Kirnitzschtalstraße. Weil ich meine Reifen immer bis zum "Geht-nicht-mehr" fahre, platzte mir der Schlauch am linken Hinterrad, den es bei vollaufgepumpten Reifen unbemerkt durch einen Riß der Seitenwand gedrückt hatte. Mit der Assistenz meines Freundes war der Schlauchwechsel zwar nur eine Minutensache, doch blieb nach der notdürftigen Verstärkung der schadhaften Stelle immer noch die Ungewißheit, ob mir das auf dem Heimweg nicht noch einmal passieren würde. Aber mit ein bißchen Obacht ging alles gut, und die letzten Kilometer auf dem Elberadweg holte ich alles auf, was ich über die Schotterpisten an Zeit verloren hatte.

Ich freue mich schon auf unseren nächsten gemeinsamen Ausflug.

Track der Handbiketour vom 14.05.2018

13. Mai 2018

Einen Tag um den anderen

Die erste Woche nach meinem Urlaub bot noch einmal reichlich Gelegenheit zu sportlicher Betätigung im Freien. Das Wetter war schön und aber noch nicht zu warm. Vor allem am vergangenen Dienstag sowie zu Himmelfahrt spürte ich dabei einen deutlichen Unterschied. In Bozen war es bereits von Beginn an recht schwül, während mich nun in der Heimat die trockene, kühle Morgenluft erfrischte.

Zum sogenannten Männertag machte ich einen weiten Bogen um den Elberadweg. Zwar fuhr ich bereits zu einer Zeit los, an dem die Herren der Schöpfung sich noch in ihren Betten wälzten. Doch auch für die Rückfahrt plante ich erst gar nicht mit dieser Radtrasse, denn dann wäre dort die Gefahr, die von Glasscherben und alkoholisierten Ausflüglern ausgeht, wesentlich größer gewesen.

Zunächst sammelte ich im Süden des Elbsandsteingebirges ein paar Höhenmeter und sah mir dabei auch die Baustelle im Bahratal zwischen Zwieselbrücke und Bahra an (s. Track vom 10.05., km 22,9 - 24,1). Noch konnte ich mich dort durchkämpfen, zumal die Bauarbeiten während des Feiertags ruhten. Zukünftig werde ich jedoch einen weiten Bogen um die Talstraße machen müssen. Das ist ärgerlich, da diese Straße die kraftschonendste Verbindung zur tschechischen Grenze im Süden darstellt. Lt. Übersicht über die Straßenbaustellen des Landkreises soll dieser Abschnitt bis Februar 2020 gesperrt bleiben - unfaßbar!

Der Rückweg auf der anderen Elbseite verlief dann wesentlich lockerer. Nur die Auffahrt durch den Tiefen Grund von Porschdorf in Richtung Hohnstein (s. Track vom 10.05., km 69,4 - 74,6) bremste mich noch einmal, doch inzwischen benutze ich die Straße recht gern. Aufgrund ihrer immer wieder wechselnden Steilheit ist sie nämlich gut für ein effektives Herzfrequenztraining geeignet.

Gestern packte ich dann meinen ersten diesjährigen langen Kanten an. Ich bin damit spät dran, doch 2018 gibt es für mich andere Prioritäten. Von unterwegs ist nicht viel zu berichten, weil mich die Tour nach Norden in landschaftliches Ödland führte. So sehe ich das jedenfalls, weil selbst das vielgepriesene "Lausitzer Seenland" mich nicht vom Hocker reißt. Aber ich wollte zunächst eine einfache Strecke ohne viele Höhenmeter, und da muß man Kompromisse eingehen.

Unpassierbar für Handbiker! (Aufnahmeort)
Zur Steigerung des Blutdruck verhalfen mir diesmal einige völlig deplazierte bauliche Einrichtungen auf den ansonsten ganz gut angelegten Radwegen. Offensichtlich halten die Verantwortlichen Radfahrer für komplette Idioten, die mit solchen Gattern unbedingt gelenkt und geleitet werden müssen. Der Hit war die Verbarrikadierung eines Bahnübergangs, die dazu führte, daß ich wieder umkehren und einen nervenden Umweg über die Landstraße nehmen mußte (s. Track vom 12.05., km 81,5). Da bleibt der Spaß an der Bewegung auf der Strecke!

Unverständlich bleibt mir auch, wieso die Freizeitradler im ebenen Gelände unbedingt ein E-Bike benötigen. Mir fiel das bereits in Südtirol auf, und hier im ehemaligen Braunkohlerevier ist es nicht anders. Sogar Männer im geschätzten Alter ab Anfang 30 sind sich offenbar nicht zu blöd, diese Mofas zu benutzen. Und denken dabei wahrscheinlich, daß sie Sport treiben ...

Glücklicherweise macht bei den Strecken, die ich - in Verbindung mit dem oft anspruchsvollen Höhenprofil - üblicherweise fahre, jeder E-Bike-Akku vorher schlapp. Wenn ich mir vorstelle, wie auf der Tour über Mendel und Gampen, beim zweiten Anstieg dem E-Bike der Saft ausgeht und dessen Fahrer dann nahezu hilflos in der Landschaft steht bzw. - nun doppelt so schwer - sich zurückkämpft, dann zieht mir das voller Genugtuung die Mundwinkel nach oben. Aber wahrscheinlich wird sich diese Klientel solch eine Tour sowieso nicht trauen.

"Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen ..."

Track der Handbiketour vom 10.05.2018
Track der Handbiketour vom 12.05.2018

8. Mai 2018

Trainingseffekt

Nach meiner Rückkehr aus Südtirol gestern um 17.00 Uhr ging mir die Urlaubsnachbereitung schneller als gedacht von der Hand. Zwar riß mir nun endgültig die Gummimuffe meines Lenkungsdämpfers, doch hatte ich ja schon Ersatz bereitliegen. Nur die Montage am Handbike war etwas aufwendig, weil ich an die untere Schraube erst durch die Demontage von Vorderrad und Schutzblech herankam. Glücklicherweise konnte mir mein Nachbar das dafür benötigte Werkzeug ausleihen - ich besitze davon nämlich fast nichts.

Frühling! (Aufnahmeort)
Damit klappte es mit einer letzten Urlaubshandbiketour - jetzt wieder in der Heimat. Und es ging ab wie Schmidts Katze! Zwar wählte ich die Strecke so, daß es nur moderate Steigungen gab. Außerdem legte ich bei auffrischendem Ostwind im ersten Teil der Tour meinen Weg - wo möglich - durch windgeschütztes Gelände, also durch Täler bzw. Ortschaften oder im Wald. Auf dem Rückweg parallel zur A4 ließ ich mich dann vom Wind zusätzlich antreiben.

Doch möglicherweise gab es heute ebenfalls einen "Mitnahme-Effekt" von den vergangenen, kräftezehrenden Touren in Südtirol. Denn nun muß ich nicht mehr mehrere Stunden hintereinander sowie über 1000 Hm am Stück aufwärts klettern. Und steil wurde es - wie bereits gesagt - auch nicht.  Vielleicht ist aber der Körper noch auf genau solche Herausforderungen eingestellt, z.B., indem im Blut mehr rote Blutkörperchen für den Sauerstofftransport vorhanden sind. Jedenfalls bin ich heute weder außer Atem gekommen, noch schlug mir das Herz bis zum Halse. In der Vergangenheit habe ich diese (zeitlich auf ca. 3-4 Wochen befristeten) Leistungssteigerungen nach meinen Alpentouren nahezu jedes Mal beobachtet. Also wird wohl etwas dran sein.

Den Schwung muß ich nutzen.

Track der Handbiketour vom 08.05.2018

6. Mai 2018

Plus und Minus

Gestern ging es noch einmal mit meinen Freunden gemeinsam auf Tour. Über das Sarntal wollten wir "von hinten" auf den Ritten und nach einigen Kilometern über die Hochebene wieder hinunter ins Eisacktal fahren, dessen Radweg zurück nach Bozen führt. Ich hatte diese Strecke vor allem deshalb ausgewählt, weil ich mich noch an die spektakulären ersten Kilometer der Auffahrt von Bozen hinein ins Sarntal aus dem Jahre 2007 bei meiner Tour zum Penser Joch erinnerte. Eine windungsreiche Straße führte stetig ansteigend direkt durch die tiefe Schlucht, wobei etliche kleinere Tunnel zu durchqueren waren.

Im Jahr 2018 nun wurde leider nichts (mehr) daraus. 500 m nach Schloß Runkelstein war die Straße komplett gesperrt und entsprechend verbarrikadiert. Die einzige Möglichkeit, ins Sarntal zu gelangen, ist nun die neue Straße, die durch mehrere lange Tunnel aufwärts führt. Ich wollte daraufhin die Aktion bereits abblasen, doch erfreulicherweise ließen sich meine Begleiter nicht abschrecken. Die ersten beiden Tunnel sind nämlich mehr als 1500 bzw. 1900 m lang, so daß man darin mehrere Minuten im Dunkeln dem Kraftverkehr ausgeliefert ist. - Dieser Abschnitt ist also nach der Eggenschlucht zwischen Kardaun und Birchabruck auf dem Weg vom Eisacktal zum Karerpaß nun die zweite großartige Straße in der Nähe vom Bozen, die der Optimierung der Verkehrsinfrastruktur zum Opfer gefallen ist. Ein dickes Minus - schade!

Kurz vor dem Scheitelpunkt unserer Tour,
im Hintergrund (wieder) Bozen (Aufnahmeort)
Als wir später aus dem Sarntal in Richtung Ritten abbogen, lag die jetzt langweilige und verkehrsintensive Passage endlich hinter uns. Gleich nach dem Abzweig zeigte uns die Piste, wo es langgeht. Erst nach reichlich einem Kilometer kamen nach den 12 - 15% Steigung wieder flachere Abschnitte. Hinter Wangen kündigte wenigstens ein 16%-Verkehrsschild an, daß es noch einmal steiler werden würde. Natürlich sind wir diese 7 Kilometer, nicht in einem Zug gefahren aber wir hatten ja alle Zeit der Welt. Kurz vor dem höchsten Punkt auf ca. 1330 m NHN gab es die ersten beeindruckenden Tiefblicke bis hinunter nach Bozen.

Wir fuhren bald jedoch weiter nach Klobenstein. Statt dort jedoch nach rechts den kürzesten Weg nach Bozen zu wählen, schlug ich die längere Variante in Richtung Klausen vor. Mit dem Argument, daß es ja lt. Streckenprofil nur noch bergab gänge, konnte ich alle überzeugen. Wie sich bald jedoch herausstellte, hatte ich allerdings unrecht, denn einige kürzere Gegenanstiege zwischen 40 und 70 Hm warteten noch auf uns. Bei den langen Abfahrten "verloren" wir dann auch Albert und Ingrid. Alberts Bremse war nicht mehr 100%ig einsatzbereit, so daß er lieber auf Nummer sicher ging und sich eher langsam zurück ins Tal tastete.

Abfahrt ins Eisacktal mit Blick zum Schlernmassiv (Aufnahmeort)
Die Straße zwischen Klobenstein und Kollmann erwies sich als echter Leckerbissen (s. Track vom 05.05., km 31,4 - 44,9). Die Streckenführung bemerkenswert, die Ausblicke einfach umwerfend. Ganz großes Kino! Ich zähle diese 13 Kilometer zur schönsten Panoramastrecke meiner diesjährigen Handbiketouren in Südtirol.

Der Eisacktalradweg, den wir für den Rückweg benutzten, gehört zum hervorragend ausgebauten Radwegenetz Südtirols. Ob das die Radwege entlang der Eisack bzw. der Etsch, im Fleims- und Fassatal oder zum Kalterer See bzw. im Vinschgau sind - hier punktet die Region enorm. Doch diese Routen gehören ja auch aufgrund ihres meist gemäßigten Streckenprofils zu den Hauptverkehrsadern der Radtouristen. Leider bleiben dabei die technisch anspruchvolleren und bei der Instandhaltung aufwendigeren Routen (s.o.) wahrscheinlich nicht zuletzt wegen der geringeren "Nachfrage" auf der Strecke. Eine Medaille hat eben immer zwei Seiten.

Nicht nur Toni erwischte es mit einem Plattfuß auf den letzten 100 m der Abfahrt ins Einsacktal, auch Albert berichtete nach seiner Ankunft von einem Schleicher im Vorderreifen. Auch mein Gefährt ist inzwischen wartungsbedürftig, so daß wir heute unseren letzten vollen Urlaubstag in Südtirol ganz entspannt genießen werden. Aber meine mir gestellten Ziele sind erreicht.

Es läuft sehr gut.

Track der Handbiketour vom 05.05.2018

5. Mai 2018

Pausenlos

Der Südtirol-Urlaub war schon vorher als Belastungstest für mein Sommer-Großprojekt geplant. Und deswegen reihe ich nun Tour an Tour aneinander, um meine Grenzen auszuloten. Gestern gab es also gleich den nächsten Kracher.

Mein Freund Toni
Doch bevor ich mich auf die Socken machte, schaute ich zur Frühstückszeit bei meinen Freunden in ihrer Unterkunft vorbei. Sie wollten es den Tag etwas ruhiger angehen, um frisch für die nächste gemeinsame Tour zu sein. Endlich konnte ich Toni mein Geschenk zu seinem Jubiläum überreichen: einen handgearbeiteten Pokal. Wolfgang hatte mir bereits zu meiner Pragfahrt ein wunderschönes Unikat geschnitzt, und auf meine Bitte hin fertigte er nun (mir zuliebe als große Ausnahme!) auch dieses Einzelstück. Noch einmal herzlichen Dank dafür, lieber Wolfgang! Möge dieses Andenken jetzt auch Toni und seine Gitti an unsere gemeinsamen Touren und Erlebnisse erinnern.

Danach kam die Arbeit. Ich hatte mir aus meiner zusammengestellten Wunschliste die Tour über Jenesien zum Hochplateau des Salten ausgesucht. Da blieb keine Gelegenheit zum gemütlichen Warmfahren. Gleich am Stadtrand von Bozen begann die Auffahrt, die besonders zu Beginn mehrere Tunnel bereithielt. Während ich mich die langen 9 km nach Jenesien hochkämpfte - ich war ja nach dem Vortag auch nicht mehr ganz frisch - stellte ich mir vor, wie es meinen Kameraden an diesem Anstieg wohl ergangen wäre. Froh darüber, daß ich ihnen diese gnadenlose Rampe nicht zugemutet hatte, freute ich mich aber auch über die überwältigenden Ausblicke von der Strecke. Es war, als würde man im Flugzeug an Bozen vorbeifliegen.

Wie im Flugzeug über Bozen ... (Aufnahmeort)
Endlich erreichte ich die Hochfläche, und nach leichtem Auf und Ab sowie dem einen oder anderen garstigen kurzen Stich den höchsten Punkt vor der Abfahrt nach Mölten. Das Streckenprofil im Hinterkopf, glaubte ich nun, daß keine Berge mehr zu erwarten wären. Falsch! Denn bei einem Profil, welches einen Anstieg von mehr als 1000 Hm abbildet, muß man eben auch bei den folgenden kleinen Zacken oft 100 Hm klettern. Die Panoramastraße nach Salten ist zwar wunderschön, doch setzten mir etliche Berge noch einmal ordentlich zu. Irgendwann hatte ich auch das geschafft, und von Hafling ging es im Sturzflug hinab ins Etschtal. Knapp 1000 Höhenmeter auf rund 10 km - mehr brauche ich dazu wohl nicht sagen ...

Der Rückweg über den perfekt ausgebauten Radweg entlang an der Etsch ist nicht mehr weiter erwähnenswert - höchstens, daß in dieser Richtung auf dem mehr als 20 km langen Abschnitt kein einziger weiterer Höhenmeter dazukam. Da konnte ich ein wenig meine Durchschnittsgeschwindigkeit aufbessern, nachdem sie am Scheitelpunkt der Tour auf rund 6(!) km/h abgesunken war. Ich möchte jedoch den Handbiker gern kennenlernen, der - egal, ob von Meran oder von Bozen aus - ohne elektrische Unterstützung mehr als 10 km/h Durchschnitt oben auf dem Salten hat. Diese Ausfahrt hielt jedenfalls für mich die bisher brutalsten Steilstücke meiner Südtirolfahrt bereit.

Ich hoffe, heute wird es wieder etwas entspannter.

Track der Handbiketour vom 04.05.2018

4. Mai 2018

Willkommen im Klub!

Toni hat's geschafft! 100.000 km. Wenige Kilometer vor unserer Ankunft in Bozen erreichte er die magische Grenze für seine Touren im Handbike. Und das nach nur 15 Jahren. Eine großartige Leistung!

Entsprechend des Anlasses hatte sich mein Sportfreund eine Tour gewünscht, die des Ereignisses wirklich würdig war. In großer Besetzung - Toni und Gitti, Albert und Ingrid sowie ich - fuhren wir von Bozen aus zunächst auf den Mendelpaß. Für die Anfahrt bis zum Beginn der Paßstraße in St. Michael nutzten wir dabei wieder die wunderschönen und perfekt ausgebauten Radwege, welche zumindest teilweise auf ehemaligen Bahntrassen verlaufen, Tunnel inklusive.

Das TetraTeam im Hotel Masatsch in Oberplanitzing (Aufnahmeort)
Bevor es richtig losging, stattete ich Stefan und seinen Kameraden vom TetraTeam einen kurzen Besuch ab. Sie sind derzeit im Hotel Masatsch in Oberplanitzing, um sich fit für die Saison zu machen. Es war ein herzliches Wiedersehen mit meinem Begleiter von der gemeinsamen Befahrung des Elberadwegs im Jahr 2016, und natürlich gab es nicht nur mit ihm, sondern auch mit seinen Teamkollegen eine ganze Menge zu erzählen.

Der Anstieg zum Paß ließ sich dann zwar hinsichtlich der Steigung sehr gut fahren, aber die knapp 1200 Hm ab Bozen wollten trotzdem bewältigt sein. Meine Freunde meinten einhellig, daß die Schlußserpentinen noch einmal tüchtig an den Nerven zehrten, weil sie nicht enden wollten. Obwohl am Paß selbst nicht viel zu sehen war, gab es unterwegs immer wieder Stellen mit herrlichen Tiefblicken ins Tal. Schon allein deswegen hatte sich die ganze Mühe ausgezahlt.

Toni in den Schlußserpentinen zum Mendelpaß, im Hintergrund Bozen
(Aufnahmeort)
Während Albert und Ingrid sich am Paß dann zur direkten Rückfahrt entschlossen, wartete auf uns restlichen drei noch der Gampenpaß. Nach einer schnellen Abfahrt hinunter nach Fondo galt es bald, wieder in den Klettermodus umzuschalten. Dieser zweite Paßanstieg war zwar noch moderater als der vorangegangene - weitere 500 Hm aufwärts sind dennoch kein Pappenstiel. In 100-Hm-Abschnitten arbeiteten wir uns stückweise nach oben. Kurz vor 5 erreichten wir schließlich den Paß und sprichwörtlichen Höhepunkt unserer Tour.

Auf der rauschenden Fahrt hinab ins Etschtal wurden wir noch einmal mit etlichen atemberaubenden Ausblicken belohnt, während Toni die letzten Kilometer seines Countdowns bis zur Schallmauer herunterzählte. Auf dem Etschtalradweg bei Siebeneich gab's dann von seiner Frau ein Küßchen, und zwischen uns Männern einen festen Händedruck. So häufig stehen solche Jubiläen nicht an.

Ingrid und Albert erwarteten uns schon in einem Lokal auf dem Bozener Waltherplatz, also fuhren wir danach direkt zum Essen. Eine Überraschung meines Freundes Wolfgang habe ich noch für Toni. Weil es gestern spät geworden ist, bekommt er die heute nachgereicht.

Eine Erinnerung an diesen wunderschönen Tag.

Track der Handbiketour vom 03.05.2018

2. Mai 2018

Vor langer, langer Zeit ...

Der angekündigte Regen kam. Die ganze erste Tageshälfte gab es reichlich Wasser von oben.

Ich nutzte die Zeit, um einige Dinge zu erledigen, die während des Urlaubs sonst liegenbleiben. Bei der ausgezeichneten Internetverbindung in der Jugendherberge waren sogar noch einige Planspiele und Recherchen für weitere Touren bzw. Varianten möglich.

Als sich die Regenwolken mittags endlich verzogen hatten, konnte es endlich in die Stadt gehen. Ich wollte nun endlich mal dem "Iceman" Ötzi im Südtiroler Archäologiemuseum meine Referenz erweisen. Das ganze Museum ist diesem Sensationsfund und seinem näheren Umfeld gewidmet. Neben der Dauerausstellung gibt es dabei auch in Abständen Sonderausstellungen mit inhaltlich damit zusammenhängenden Themen.

Die Räumlichkeiten des Museum sind komplett barrierefrei zugänglich, außerdem gibt es natürlich Rollitoiletten. Einige Exponate sind allerdings in sitzender Position nicht oder schlecht einsehbar, weil zu hoch liegend. Das gilt natürlich dann erst recht für deren Beschriftung. Mit dem gegen Gebühr ausleihbaren Audioguide  bzw. dem kostenlosen Download einer Smartphone-App läßt sich dieses Manko aber vermutlich ausgleichen.

Interaktiver Untersuchungstisch mit der Visualisierung von Ötzi
Auch wenn die Präsentation der Exponate nicht mehr den allerneuesten museumspädagogischen Ansätzen von interaktiver Wissenvermittlung entspricht (umgangssprachlich würde man sagen: etwas "altbacken" ist), lohnt sich dennoch der Besuch. Dabei habe ich mir den Blick durch das kleine Fensterchen in die Kühlzelle, wo die Gletschermumie aufbewahrt wird, erspart. Auch das wäre im Rollstuhl sicher eine körperliche Herausforderung.

Das für mich interessanteste Ausstellungsobjekt war der im Bild zu sehende "digitale" Untersuchungstisch mit der Visualisierung des Mannes aus dem Eis. Hier konnten auf dem großen Touchscreen Bildausschnitte wie eine Art Lupe über die Abbildung der Leiche bewegt und dabei je nach Auswahl z.B. die Knochen (Röntgen), Muskeln, oder die vergrößerte Oberfläche der darunterliegenden Körperregion angezeigt werden. Das habe ich so bisher noch nirgendwo gesehen.

Am späten Nachmittag und Abend traf ich mich schließlich mit meinen bayerischen Freunden, die heute in Bozen ankamen. Morgen packen wir's gemeinsam an!

1. Mai 2018

Schnell ODER steil

Die ersten zwei Touren des Urlaubs liegen hinter mir, obwohl es noch bei meiner Ankunft am Sonntagabend nicht danach aussah. Im Gegensatz zu sonst herrschte nämlich überall während der Anfahrt im Auto schönes Wetter - nur eben nicht ab Innsbruck. Der Regen kam offensichtlich von Süden, so daß mich diesmal auf der anderen Seite des Alpenkamms kein Sonnenland begrüßte.

Leider mußte ich außerdem die erste Nacht im Auto verbringen, weil mein (Einzel-)Zimmer in der Jugendherberge Bozen wirklich erst (wie reserviert) ab dem nächsten Tag für mich frei war. Aber mit dem Morgen verzogen sich die letzten Regenschauer, und so konnte ich noch vor dem eigentlichen Einchecken meine erste Runde drehen. Die war als Akklimatisationstour geplant. Einfach ein paar Kilometer entlang der Etsch talauf- und  talabwärts, kombiniert mit einem Abstecher zum Montiggler sowie Kalterer See.

Südtirol à la Postkarte: Blick über St. Pauls,
einem Dorf der Gemeinde Eppan (Aufnahmeort)
Vor allem die Auffahrten ab Unterrain nach St. Pauls sowie anschließend von St. Michael zum Montiggler See hielten ein paar hundert Meter lange Aufschwinger bereit, die nicht zu unterschätzen waren. Spannend dann aber auch der Rückweg vom Kleinen Montiggler See über feingeschotterte Wege mit teils beachtlicher Steigung.

Hier wie auch später auf dem Etschtalradweg traf ich jeweils einen Handbiker. In Montiggl einen Rollifahrer mit E-Adaptiv-Bike, irgendwo in der Nähe von Auer einen Racebiker, der mir entgegenkam. Das war wirklich bemerkenswert, weil mir sonst auf meinen Touren (fast) nie Handbiker begegnen. Sollte meine Mitteilung auf Handbike.de sowie der über meine Facebook-Seite veröffentlichte Link zum Livetrack dazu beigetragen haben? Falls ja, wäre es doch schön gewesen, davon zu wissen. Dann hätte ich mir sicher auch die Zeit für einen Schwatz genommen...

Die größte Herausforderung der ersten Urlaubstour war der zunehmend stürmische Südwind, welcher mich bis Salurn zunehmend ausbremste. Dafür rollte es die letzten 35 Kilometer zurück mit Rückenwind geradezu von allein. Ich empfand es als ausgleichende Gerechtigkeit, in die verbissenen Gesichter der mir entgegenkommenden Radler zu schauen, die diesen Kampf gerade erst noch ausfechten mußten.

Heute nun habe ich endlich die erste Marke für's Bergeklettern gesetzt. Es ging hinauf nach Petersberg. Bis Auer kannte ich bereits den Weg. Sicher hätte ich auch die andere, ebenso lohnende Strecke durch die Ortschaften, als den vom Tag zuvor mir bereits bekannten Etschtalradweg fahren können. Dadurch, daß die Einfahrrunde jedoch erst sehr spät - als die anderen Touren bereits feststanden und in meinem Navi gespeichert waren - dazukam, ergab sich leider diese ungewollte Dopplung.

Ab Auer ging es dann für die nächsten 20 km fast ständig bergauf. Bis zum ersten Scheitelpunkt waren das immerhin knapp 1200 Hm am Stück. Da zählt nicht die Geschwindigkeit, sondern die Ausdauer! Denn das Steilstück im Mittelteil war mehrere Kilometer lang. Bloß gut, daß es heute bewölkt blieb, sonst hätte ich in dem baumfreien Gelände noch mehr leiden müssen. Nervig war allerdings der starke Kraftverkehr, der vor allem bis zum Abzweig nach Cavalese (s. Track vom 01.05., km 30,0) für Dauerlärm und manchmal auch Streß sorgte.

Nach dem ersten Höhepunkt in Petersberg setzte mir schließlich noch die "kurze" Auffahrt bis hinter Deutschnofen zu. Das waren zwar nur 150 Hm, aber mein Gehirn hatte nach der vorangegangenen Abfahrt schon in den Entspannungsmodus geschaltet. Doch endlich ging es nur noch bergab - knapp 20 km in einer halben Stunde, davon minutenlang mit mehr als 50 km/h. Nachdenken, was alles bei dieser Geschwindigkeit passieren könnte (Schlaglöcher, Bremsversagen usw.), sollte man allerdings nicht ...

Kurz nach 15.00 Uhr kam ich wieder im Quartier an. Das Beste: die körperliche Erschöpfung hält sich in Grenzen. Leider zieht gerade Regen auf, so daß ich wahrscheinlich morgen nicht zum Zuge komme. Aber ein Ruhetag ist vielleicht auch nicht schlecht. Denn ab Mittwoch soll es endlich in großer Besetzung auf Pässejagd gehen.

Warten wir's ab.

Track der Handbiketour vom 30.04.2018
Track der Handbiketour vom 01.05.2018