27. Juni 2012

Der längste Tag

Ich bin wieder aus Norwegen zurück.

Es gibt einiges zu erzählen. Vom Styrkeprøven, von der herrlichen Natur, von Sehenswürdigkeiten und den zahlreichen Begegnungen in diesem Land im Norden Europas. So viel, daß es den Rahmen dieses Blogs sprengen würde. Deshalb gibt es hier einen ausführlichen und illustrierten Bericht.

Doch das wichtigste will ich schon jetzt kundtun: Ich habe meinen größten Traum verwirklicht - die erfolgreiche Teilnahme an der legendären Langstreckenfahrt von Trondheim nach Oslo über ca. 542 km und knapp 3500 Höhenmetern. Mehr als 36 Stunden war ich dazu ohne größere Pausen (länger als 15 Minuten) mit dem Handbike unterwegs. Von etwa 40 m ü. NHN bis auf 1066 m ü. NHN. Sonne und die nordische Mitternachtsdämmerung, aber auch teils stürmischer Gegenwind, leichter Landregen und zum Schluß ein sintflutartiger Regenguß haben mich auf dieser Strecke begleitet.

Diese Herausforderung gemeinsam mit anderen Radsportenthusiasten zu bewältigen war dabei das Tüpfelchen auf dem I. Ihre Begeisterung und auch ihre Bewunderung haben mich geradezu vorwärtsgetrieben.

Solche Sternstunden erlebt man nur sehr selten im Leben. Tiefe Dankbarkeit ist das mindeste, was ich all denen gegenüber entgegenbringen kann, die mir diesen Erfolg erst ermöglicht haben. - Láďa, ich danke besonders Dir!

18. Juni 2012

Stadtfest-Rückblende

Erfreuliches gibt es vom diesjährigen Pirnaer Stadtfest zu berichten. Nachdem die Veranstaltung im vergangenen Jahr nicht unbedingt der Kracher war, konnte 2012 wieder an das hohe Niveau der Vorjahre angeknüpft werden.

Für mich eine echte Überraschung und einfach nur großartig war der Auftritt der tschechischen Jindrich Staidel Combo. Ein als Video veröffentlichter Titel der Gruppe zeigt die Gruppe in Aktion und ist beinahe schon Kult.

Ansonsten war auf den Straßen und Plätzen der Altstadt mächtig viel los. Auf der Elbe gab es das schon traditionelle Drachenbootrennen, an dem von Jahr zu Jahr mehr Mannschaften teilnehmen. Und obwohl die Party am Freitag und Sonnabend auf dem Marktplatz bis weit nach Mitternacht dauerte, hatte ich als Anwohner erstaunlich wenig Probleme mit der Geräuschkulisse. Ein- bis zweimal im Jahr ist so etwas jedenfalls akzeptabel. - Das ständig gleiche Gedudel auf dem Weihnachtsmarkt geht mir da wesentlich eher auf die Nerven.

Zum Abschluß der zwei tollen Tage lief noch einmal Joes Company zu Höchstform auf. Ich liebe diese Truppe und die phantastischen Solos von Joe auf der E-Gitarre. Absolut sehens- und hörenswert!

Jetzt heißt es packen, denn am Dienstag geht es endlich nordwärts. Drückt mir die Daumen!

16. Juni 2012

Die Heimat im Herzen

"Deine größte Kraft und deine Meisterschaft sproßt aus der Heimat Erde allein." Getreu den Worten Peter Roseggers, galt die letzte Tour vor der Abfahrt zum Styrkeprøven meinem heimatlichen Elbsandsteingebirge. Noch weiß ich nicht, was mich im Norden erwarten wird. - Gut also, wenn man sich bei schwierigen Situationen auf etwas Vertrautes besinnen kann.

Nachdem ich zunächst südlich der Elbe bis kurz vor den Großen Zschirnstein gefahren war, wollte ich auch noch in die Hintere Sächsische Schweiz. Da in Bad Schandau die letzte deutsche Brücke über den Fluß führt, ist diese Stadt oft ein zentraler Knotenpunkt meiner Touren.

Bei der Abfahrt von der Brücke wurde ich diesmal einigermaßen überrascht. Erst im allerletzten Moment erkannte ich einen Handbiker, der mir auf der Bundesstraße entgegenkam. Denn wir hatten beide ziemlich viel Schwung. Vermutlich war es Lars Hoffmann auf Trainingstour. Entspannt grüßte er zu mir herüber, und dann rollten wir auch schon aneinander vorbei.

Schade! Dabei hätte ich gern die Gelegenheit genutzt, um mit ihm ins Gespräch zu kommen. Ich stehe nämlich seinem 1000km-Projekt - was die Machbarkeit betrifft - ziemlich skeptisch gegenüber. Mein erster persönlicher Eindruck von Lars war jedoch sehr positiv. Wer grüßt, hat bei mir immer einen Stein im Brett. - Vielleicht begegnet man sich ja unterwegs mal wieder oder geht sogar gemeinsam auf Tour.

Später bin ich dann noch aus dem Kirnitzschtal zum Wachberg bei Saupsdorf gefahren. Vom Gipfel hat man zwar keinen guten Ausblick, doch auf den Wiesen oberhalb des Dorfes eröffnet sich ein umfassendes Panorama. Dieses Bild werde ich in meinem Herzen nach Norwegen mitnehmen.

Über das Wochenende ist Stadtfest in Pirna. Da kann ich sicher mein bis zum Rennen selbstverordnetes Fahrverbot kurzweilig überbrücken. Vielleicht gibt es auch davon noch zu berichten.

Track der Handbiketour vom 15.06.2012

10. Juni 2012

Kessel unter Dampf

Die heiße Phase der Vorbereitungen für Norwegen hat begonnen. In der Woche habe ich einige fällige Wartungsarbeiten an meinem Handbike durchführen lassen, und die Ablaufplanung wird auch langsam konkret. Dazu gehört auch die Ermittlung der Zeiten für die Strecke, d.h. wann ich welches Depot spätestens erreicht haben muß. - Mit den 4 Stunden weniger wird es nach meiner Einschätzung für mich verdammt eng. Da muß ich mich richtig sputen und vermutlich etliche Rastmöglichkeiten auslassen.

Deshalb arbeite ich bei den letzten Touren an meinem Tempo. Nicht konditionell, sondern in diesem Punkt sehe ich die größte Herausforderung. Ein vergleichbares Streckenprofil zu finden, ist zwar ziemlich schwierig, aber wenn man ein paar Höhenmeter mehr fährt, als es zu erwarten ist, kann das auf keinen Fall schaden.

Am Sonnabend bin ich zunächst lange Anstiege gefahren. Die Tour von Pirna zum Mückentürmchen (Komáří vížka) bringt dabei allerhand Höhenmeter, denn der beliebte Aussichtspunkt im Osterzgebirge liegt auf 807m ü. NHN.

Immerhin war ich bei den letzten Kilometern ab Freital und später auf dem Elbradweg noch so frisch, daß ich mehrere Gelegenheitsradler vor mir her jagen konnte. Es ist immer wieder lustig, wenn solche Leute (vermutlich mit maximaler Kraft) an mir vorbeirauschen. Dabei kullere ich normalerweise bloß auf der Piste und träume lieber vor mich hin. Aber wenn mich der Ehrgeiz packt, haben sie in der Regel schlechte Karten. Erst hänge ich mich an ihr Hinterrad oder (noch gemeiner) fahre in Sicht schräg hinter ihnen, bis ihnen die Zunge auf dem Boden schleift. Spätestens nach 2km im 30er Schnitt ist nämlich bei dieser Klientel die Luft raus und ich hänge sie ab, daß sie denken, sie würden stehen. - Das Rollentraining für die Kraftausdauer hat sich wirklich ausgezahlt. Und Schwein sein ist manchmal so schön! :-)

Heute habe ich mir den zweiten Part vorgenommen. Da werden nämlich bis zum Ziel in Oslo immer wieder kleinere Anstiege kommen und den müden und schon kräftemäßig angeschlagenen Fahrer zermürben. Ideales Übungsgebiet mit möglicherweise ähnlicher Topologie bieten die ausgedehnten Heidelandschaften und das wellige Hügelland nördlich von Dresden zwischen Radeburg, Pulsnitz und Stolpen.

Allerdings konnte ich mir einige längere Offroad-Abschnitte hinter Radeburg sowie auf den Keulenberg nicht verkneifen. Die Abstecher haben zwar ganz schön auf die Durchschnittsgeschwindigkeit gedrückt, schärften damit aber auch den Blick für die kleinen Wunder der Natur am Wegesrand.

Mit beiden Touren lag ich immer noch innerhalb meiner Vorgaben, wenn auch nicht zu üppig. Bald werde ich erkennen, was es wert war.

Track der Handbiketour vom 09.06.2012

3. Juni 2012

Lang und schmerzlos

Ursprünglich wollte ich ja an diesem Wochenende gemeinsam mit meinem tschechischen Sportfreund auf die Piste gehen. Aber da er am Sonntag einen Mountainbike-Wettkampf hatte und es freitags nach seinem Tennis-Training sehr spät wurde, war er einfach viel zu müde. Irgendwie haben sich da die zwei Richtigen gefunden, denn solche Aktionen wären mir ebenfalls zuzutrauen.

Naja, da habe ich am Sonnabend eben meine Bahnen alleine gezogen. Für die letztzen Absprachen zur Nordlandfahrt bleiben ja noch reichlich zwei Wochen. Eine solche Tour wie gestern, möchte ich sowieso nicht irgendwelchen Begleitern zumuten, da ich dafür doch wesentlich länger unterwegs bin. In diesem Fall alles in allem von 5.00 - 20.10 Uhr, also mehr als 15 Stunden.

Der dritte lange Kanten war absichtlich auf viele Höhenmeter ausgelegt. Ich wollte noch einmal die Belastberkeit meiner linken Schulter testen. Während meines Rollentrainings begann sie in der Vergangenheit rumzumuckern, so daß ich in den letzten Wochen den abendlichen Schwitzkurs ausgesetzt habe.

Gestern jedoch lief es prima. Am Anfang noch etwas unrund, dann aber umso besser. Allerdings habe ich den Eindruck, daß die knapp 6-wöchige Trainingspause bereits ihre Spuren hinterläßt. An den Anstiegen bin ich viel eher ins Keuchen gekommen, auch war an der Kurbel nicht so viel Druck wie gewohnt. - Ich hoffe, daß es trotzdem für den ersten Höhepunkt des Jahres 2012 reicht. Ein gutes Gefühl habe ich jedenfalls. 3 lange Kanten (>200km), 2 Langstrecken (150-199km), und etliche lange Mittelstrecken (100-149km) mit mehr als 140km liegen in diesem Jahr bereits hinter mir, und keine davon hat mich an die körperlichen Grenzen gebracht. Da muß am Tag X nur noch das Wetter passen...

Auf meiner gestrigen Tour bin ich bis nach Neugarten (Zahrádky) bei Böhmisch Leipa (Česká Lípa) gekommen. Von dort aus ist es gar nicht mehr so weit bis Hirschberg am See (Doksy) und Niemes (Mimoň). Das ist ebenfalls ein wunderschöner Landstrich. Vielleicht das Ziel für meinen nächsten langen Kanten?

Track der Handbiketour vom 02.06.2012