27. November 2022

Volle Bandbreite

Die "Pflicht" ruft! Oder vielmehr die eigene Selbstverpflichtung, was meine Aktivitäten im Handbike betrifft ... Um mein Monatskilometersoll zu erreichen, mußte ich diesmal einen Kompromiß eingehen. Denn eigentlich hatte ich meine Freitagfeierabend-Touren für die Saison abgesetzt, weil für mich inzwischen im Tageslicht keine 100er mehr möglich sind.

Doch dann war am Freitag das Wetter schön, und in der Sonne wurde es so warm, daß ich keine Handschuhe benötigte. Diese Gelegenheit wollte ich nicht einfach verschenken! Abgesehen von meinen Standardstrecken habe ich dabei endlich mal wieder den "Buckel" über Elbersdorf mitgenommen (s. Track vom 25.11., km 22,1 - 24,1) Der 1 km lange Anstieg zum Scheitelpunkt war mir noch als durchaus anspruchsvoll in Erinnerung. Doch vor allem am Ende wurde es richtig knackig, so daß ich schließlich froh war, oben zu sein,

Der Rest war nur Kilometersammeln, wobei ich in Heidenau erneut nach Großsedlitz abbog, um noch etwas für die Höhenmeterbilanz zu tun. Und weil ich schon mal da war, schlug ich einen weiteren Haken über Köttewitz und Zehista. Diese etwa 5 km Umweg waren doch wirklich billig zu haben!

Den Sonnabend konnte ich dann die Beine guten Gewissens baumeln lassen, nicht zuletzt aufgrund der schlechten Wetterprognose für diesen Tag hatte ich ja bereits vorgearbeitet. Diese zusätzliche Zeit zum Regenerieren veranlaßte mich heute aber, hinauf ins Osterzgebirge zu fahren. Dabei waren zwar (fast) keine bösen Steilrampen zu bewältigen, doch nach 45 km standen dafür schon reichlich 1000 Hm auf dem Fahrradcomputer. Solche langen, durchgehenden Anstiege kenne ich sonst nur von wesentlich höheren Gebirgen.

Originelle Weihnachtspyramide in Zinnwald-
Georgenfeld, bei der sich in einem Stollen die
Charakterfiguren des Erzgebirges, nämlich Wanderer,
Kräuterfrau und Bergmann drehen (Aufnahmeort)
Je höher ich kam, umso frischer wurde es. In Zinnwald herrschte sogar zur Mittagszeit im Schatten noch Bodenfrost, und einige kurze Stellen auf der Straße waren so glatt, daß mein Vorderrad durchdrehte. Der kräftige Südwestwind bremste mich zusätzlich aus. Kein Wunder, daß ich beim Tempo ziemlich einbrach. Trotzdem leistete ich mir den kurzen Abstecher auf den Kahleberg, der mit 906 m NHN höchsten Erhebung des heimatlichen Landkreises Sächsische Schweiz - Osterzgebirge. Die Aussicht von diesem sowohl im Handbike als auch mit dem Langlaufschlitten gut erreichbaren Gipfel ist immer wieder überwältigend. Apropos. Das nächste Mal bin ich hier dann vielleicht schon auf Brettern ...

Während der langen Abfahrt, die nur dreimal durch kurze Gegenanstiege unterbrochen wurde, war heute bis zum Schluß nur ein wenig Ergebniskosmetik drin. Zu mehr reichte es bei mir nicht - vielleicht auch deswegen, weil mein Antrieb schwergängiger als üblich war, d.h. ich mich mit einem größeren Kurbelwiderstand auseinandersetzen mußte. Ich weiß allerdings nicht, ob das an der Kälte lag (das Öl ist dadurch zäher) oder doch eher an der immer dringender notwendigen Pflege meines Gefährts. Vielleicht ja auch an beiden zusammen.

Die paar Touren bis zum Finale muß mein Handbike aber noch ohne Arbeitseinsatz durchhalten!

21. November 2022

Kälteschock

Weil ich wußte, daß die Kälte kommt, bin ich schon am vergangenen Mittwoch trotz des angekündigten Regen wenigstens eine kurze Runde gefahren.  Dennoch traute ich am Sonnabendmorgen meinen Augen kaum: -6°C standen auf dem Thermometer! Zwar schien dann die Sonne über den ganzen Tag, ich aber verzichtete auf jedwede sportliche Aktivität im Handbike. Nur für einen Spaziergang durch die Stadt war ich schließlich eine Stunde lang draußen, auch wenn mich am Abend ein bißchen das schlechte Gewissen plagte. Denn bald sind solche Temperaturen wieder für eine Weile Dauerzustand.

Am Sonntag, kurz vor Sonnenaufgang, wurde es bei klarem Himmel noch kälter. Diesmal ließ ich aber keine Ausrede gelten, sondern machte mich auf den Weg, sobald die Sonne wenigstens ein bißchen wärmte. Ich entschied mich für eine Fahrt in die Schrammsteine. Dort gedenken alljährlich zum Totensonntag auf der Hohen Liebe (das ist der Berg nördlich der Wildwiese) die Bergsteiger ihrer tödlich verunglückten und verstorbenen Kameraden - eine schöne Tradition und manchmal sehr emotional.

Der Gipfel selbst und demzufolge die Gedenkveranstaltung war zwar für mich nicht zugänglich, dennoch hoffte ich, im Nachgang beim Abmarsch bzw. auf der anschließenden Wanderung zum Bergsingen im Großen Dom (das ist ein großer Felskessel in den Affensteinen) einige bekannte Gesichter zu treffen. Das geschah auch, mich grüßten etliche Leute.

Eindrucksvoller Blick vom Vorderwinkel auf die
Gipfel des Nördlichen Teils der Torsteinkette,
ganz links die Felsnadel der Tante (Aufnahmeort)
Weil ich auch in den Großen Dom wegen des steilen und vor allem sandigen Wanderwegs nicht mit dem Handbike komme, unternahm ich danach wenigstens den Abstecher in Richtung Vorderer Torstein. Hier fährt man unmittelbar an den rund 80 m hohen Gipfeln der Schrammsteinkette vorbei. Da aber auch hier durch den Borkenkäfer der Wald großflächig vernichtet wurde und deshalb inzwischen viele Bäume umgestürzt sind bzw. gefällt werden mußten, eröffnen sich nun ganz neue Ausblicke auf die Sandsteingiganten. Das war wirklich eindrucksvoll, zumal ohne Wald jetzt die Sicht auf einige Kletterwege frei ist, die ich als leidenschaftlicher Elbsandsteinkletterer einst durchstiegen habe. Damit sind schöne Erinnerungen verbunden ...

Auf dem Rückweg wollte ich es eigentlich entspannt angehen, doch wieder mal entwickelte sich die Strecke Stück um Stück ganz anders. Bis kurz vor das Bielatal kletterte ich noch einmal, bevor ich nach Pirna zurückkehrte.  Im letzten Licht des Tages erreichte ich mein Zuhause.

Gut gekühlt aber glücklich. 

17. November 2022

Beinahe wie Urlaub

Gestern wurde der Buß- und Bettag begangen, in Sachsen immer noch ein Feiertag. Deshalb hatte ich mich auch am Dienstag von der Arbeit beurlauben lassen, denn so kamen bei mir gleich mal fünf freie Tage zusammen.

Das Milleniumsdenkmal der katholischen Sorben
(Aufnahmeort)
Nach meinem Ausflug in den Findlingspark Nochten stand am Dienstag wieder eine Handbiketour an. Diesmal holte ich die ursprünglich für das vergangenen Wochenende geplante Runde nach - mit einer Abweichung. Bei meiner Autofahrt vom Vortag war ich nämlich am sogenannten Milleniumsdenkmal vorbeigekommen, für welches ich nun extra einen Abstecher einlegte. Ziemlich einsam steht das Ensemble bei einer Hügelkuppe nahe des Weilers Strohschütz, oder besser sorbisch: Stróžišćo. Es wurde von den katholischen Sorben im Jubiläumsjahr 2000 als (Zitat) "Dank für das Geschenk des christlichen Glaubens" errichtet und stellt die zwei Slawenapostel Kyrill und Method dar. Welche Wertschätzung ich Völkern und Volksgruppen entgegenbringe, die sich bereits lange Zeit in einem geänderten kulturellen bzw. sozialen Umfeld behaupten und ihre ursprüngliche Identität bewahren, will ich hier aber nicht noch einmal thematisieren.

Auf meiner Weiterfahrt, etwas später, überholte mich ein Auto und hielt kurz vor mir an. Ich vermutete bereits, daß dies etwas mit mir zu tun haben könnte. So war es dann auch. Eine ältere Frau stieg aus dem Fahrzeug und fragte mich, ob sich nicht ihr Enkel mein ungewöhnliches Gefährt anschauen dürfe. Etwas schüchtern stand der vielleicht Vierjährige bald darauf neben seiner Oma, die in ihrer Muttersprache auf ihn einredete. Für mich ein schönes Zeichen, daß die Sorben als slawische Minderheit in Sachsen und Brandenburg eine Zukunft haben.

Bis nach Bautzen war es dann nicht mehr weit, denn ich wählte den kürzesten Weg auf dem Radweg entlang der Bundesstraße. Die Tausendjährige ist für Auswärtige unbedingt sehenswert - doch ich bin öfter hier, sodaß ich mich nicht lange im Stadtzentrum aufhielt. Auch die Rückfahrt erfolgte auf altbekannter Strecke. Einen kleinen Haken schlug ich jedoch noch und drehte am Ende auch eine Extrarunde in Pirna, um die fehlenden Kilometer bis zum nächsten Tausender in der Jahresstreckenstatistik zu sammeln. Denn für Mittwoch war Regen angekündigt.

Der kam auch, allerdings zeichnete sich am Mittwochmorgen ab, daß es erst nachmittags naß werden würde. So setzte ich mich dann doch auf's Radl und brach zu einer kleinen Runde in das große Waldgebiet im linkselbischen Teil der Sächsischen Schweiz auf. Gestern aber war nun die Baustelle im Krippengrund um die Forstmühle herum mit Bauzäunen komplett gesperrt und damit für mich unpassierbar (s. Track vom 16.11., km 29,6). Ich nahm's gelassen, denn eigentlich wollte ich schon seit längerem wieder mal die Runde um die Zschirnsteine fahren. Bisher hatte ich mich immer davor gedrückt, weil dabei auf den zusätzlichen, teils unasphaltierten 9 km Forstwegen auch etwa 300 Hm zu bewältigen sind.

Das Niederschlagsradar auf meiner Handy-App stets im Blick, machte ich mich danach noch an die lange Auffahrt ins Bielatal. Bis zum Scheitelpunkt auf dem Beutwaldweg kamen dabei weitere 350 Hm zusammen, die ich allerdings aufgrund der moderaten Steigung recht entspannt unter die Räder nahm.

Nun wurde es aber auch langsam knapp, um im Trockenen bis nachhause zu kommen. So deutete ich jedenfalls die Online-Regenechos, obwohl über mir sogar das Sonnenrund durch die dünne Wolkendecke schimmerte. Eine Stunde später kam ich nach reichlich 20 km ohne Gegenanstieg in Pirna an.

Trocken bis zum Schluß.

14. November 2022

Mehr als Steine

Unter den Bewerbern für den 5. Sächsischen Inklusionspreis war auch der Förderverein Lausitzer Findlingspark Nochten e.V., deren Mitglieder vor reichlich zwanzig Jahren die Idee hatten, mit den steinernen Hinterlassenschaften des Braunkohletagebaus einen parkähnlichen SteinGarten zu gestalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 

Heute konnte ich mir aus diesem Grund nun selbst ein Bild von der Anlage machen, bei der bereits während der Planung auch an die (weitgehend) barrierefreie Zugänglichkeit gedacht wurde. Das betrifft jedoch nicht nur die rollstuhlfreundliche Gestaltung der Gebäude mit Gastronomie, geologischer Ausstellung und Hygienebereich sowie die Erschließung eines großen Teils des Außengeländes für mobilitätseingeschränkte Gäste. Für Besucher mit Sinnes- oder auch kognitiven Einschränkungen gibt es mittlerweile nämlich ebenfalls entsprechende Angebote - z.B. einen Audioguide - die gemeinsam mit Betroffenen entwickelt und getestet wurden.

Blick über den Findlingspark zum Kraftwerk Boxberg
(Aufnahmeort)
Zuerst zeigt mir die Leiterin des Parks die kleine Geologie-Ausstellung im Informationszentrum. Besonders angetan war ich dort von den interaktiven Stationen, die ganz gewiß auch bei Erwachsenen das Interesse am Thema wecken. Einige dort umgesetzte Ideen hatte ich so noch nirgendwo sonst gesehen. Ich war jedenfalls verblüfft, wie kreativ teils altbekannte Spiele oder Effekte dabei didaktisch eingebunden worden sind.

Dann ging es nach draußen. Allerdings wollte ich nicht mit dem vorhandenen kleinen Elektrobus auf Besichtigungstour. Während des Spaziergangs half mir deshalb einige Male meine Begleiterin mit Schieben. Auf jeden Fall ist es auch in diesem Park für Besucher mit Handicap sinnvoll, in Begleitung von unterstützenden Freunden das ziemlich große Areal zu erkunden, zumal es immer wieder kurze Anstiege bzw. Abfahrten gibt. Etliche Abschnitte der mit feinem Split belegten Wege (keine Asphaltbahnen!) lassen sich aber für sportlich aktive Rollifahrer auch ganz allein bewältigen. Nur die höchste Erhebung, auf dem das sogenannte Feldzeichen thront, ist im Rollstuhl wirklich nur mit kräftiger Unterstützung durch Fußgänger zu erreichen. Logisch, daß ich dort hinauf ebenfalls dank meiner Helferin "geklettert" bin.

Unterwegs auf breiten, gut berollbaren Wegen
(Aufnahmeort)
Zum Schluß habe ich das Gelände noch eine knappe Stunde solo, d.h. ohne Begleitung, auf anderen Wegen als bei unserem ersten Rundgang berollt. Ich mußte dabei zwar manchen Umweg nehmen, doch erreichte ich trotzdem fast alle Parkbereiche. Vor allem in der ausgedehnten Naturheide kam ich mir aufgrund der an diesem Tag wenigen Besucher fast wie im einsamen Norden vor. Durchaus romantisch.

Hier noch zwei weitere Tips. 

Erstens: Zu jeder Jahreszeit sieht es im Findlingspark Nochten anders aus. Denn es ist eben nicht nur eine Anhäufung von Steinen, weil es hier auch grünt und blüht. Das wechselnde Farbenspiel über die Monate ist es auch, was diesen Findlings-Garten besonders attraktiv macht. Genau aus diesem Grund ist der Park aber auch über die kalte Jahreszeit geschlossen.

Zweitens: Die beste Besuchszeit ist wahrscheinlich Frühling oder Herbst, nicht jedoch die heißen Tage im Hochsommer. Denn schattenspendende große Bäume oder gar ein zusammenhängender Wald fehlt hier, da keine Pflanze älter als 20 Jahre ist. Bis 1998 gehörte die Fläche nämlich noch zum benachbarten Braunkohletagebau Nochten. Allerdings sind auch etliche Parkpavillons mit dem Rollstuhl zu befahren - besonders schön ist der Unterstand am Waldsee.

Dieser Abstecher nach Nordsachsen hat sich für mich unbedingt gelohnt!

13. November 2022

Novembergold

Ein weiteres sonniges Wochenende neigt sich dem Ende entgegen. Es ist zwar inzwischen ziemlich kalt geworden - heute morgen gab es den ersten Frost - doch immer noch kein Vergleich zum Wetter in Böhmen, also südlich des Erzgebirgskamms. Dort lag das Land an beiden Tagen unter einer dichten Hochnebeldecke, die wie festgeklebt schien.

Insofern konnte ich verstehen, wieso mein Kamerad Lád'a und seine Frau Šárka am Freitagabend noch überlegten, ob wir uns tatsächlich sonnabends für eine gemeinsame Radtour treffen sollten. Sie kamen dann doch und mußten es nicht bereuen! Nicht nur das Wetter paßte perfekt, auch hatte ich extra tief in meinen Touren-Wunderkiste gegriffen. 

Auf dem Bahntrassen-Radweg der ehemaligen
Windbergbahn (Aufnahmeort)
Als da waren folgende Höhepunkte: die als Radweg ausgebauten Bahntrassen der ehemaligen Windbergbahn (s. Track vom 12.11., km 26,0 - 33,2) sowie der früheren Schmalspurbahnstrecke Freital - Kesselsdorf  (s. Track vom 12.11., km 36,1 - 42,4), der Rabenauer Grund (s. Track vom 12.11., km 54,7 - 58,1) sowie der Radweg durch die Dippoldiswalder Heide, vorbei an Einsiedlerstein und Wolfssäule (s. Track vom 12.11., km 64,6 - 68,0). Die einzelnen Bonbons ließen sich dabei auch überdurchschnittlich häufig durch Radwege miteinander verbinden, sodaß ich die Strecke ab Kreischa guten Gewissens auch für andere Handbiker empfehlen kann.
   
Es wurde eine wunderschöne und kurzweilige Runde, die ich besonders genossen habe, weil meine tschechischen Freunde mich begleiteten. Zusammen mit meiner Anfahrt am Morgen nach Kreischa sowie der Heimfahrt von dort am Nachmittag schaffte ich sogar mein Tagessoll und lag trotzdem gut in der Zeit.

Heute wollte ich eigentlich in Richtung Nordosten, doch wegen der ausgeprägten Inversionswetterlage verschob ich das Vorhaben und kletterte lieber erneut ins Osterzgebirgsvorland. Auf den unbewaldeten Höhen war es nämlich spürbar wärmer als in den engen, tiefen Tälern oder unter Bäumen.

Drei größere Vorstöße durch Täler aufwärts in Richtung Süden reihte ich aneinander, außerdem zwei kleinere Anstiege während der Überquerung niedrigerer Bergrücken zwischen den Flußläufen - dann hatte ich mein Höhenmetersoll geschafft. Diesmal kam ich zwar nicht so flüssig voran, es war aber auch im Vergleich zum Vortag noch einen Zacken kälter, und der Wind ärgerte mich ebenfalls einige Kilometer. Mich verdroß das alles jedoch nicht sonderlich, denn am Vortag hatte ich ja gut vorgelegt.

Noch am Sonnabend bot sich uns vom Windbergbahn-Radweg mehrmals ein schönes Panorama über Dresden, doch heute wölbte sich eine scharf abgegrenzte, dunkle Dunstglocke über das gesamte Elbtal. Nur einige wenige Berge des Elbsandsteingebirges durchbrachen diese Luftschicht. Auf meinen letzten Kilometern entlang der Elbe war von diesem Dunst aber erstaunlicherweise überhaupt nichts zu bemerken. Auch hier gab es blauen Himmel und Sonnenschein. Trotz der offensichtlichen Unterschiede - ich hatte es ja wenige Stunden zuvor selbst festgestellt - glich sich also meine Wahrnehmung an den verschiedenen Standpunkten.

Nun läßt sich trefflich darüber streiten, ob meine Beobachtung auch ein sinniges Gleichnis abgeben würde ...

8. November 2022

Südlich, nördlich, beidseitig

Das vergangene Wochenende begann sehr verhalten, nämlich mit viel und ausdauerndem Regen. Deshalb hatte ich den Sonnabend als Tourentag bereits gestrichen, doch wider Erwarten sah es auf dem Niederschlagsradar bald gar nicht mehr so schlecht aus. Als sich dann Christiane meldete und wegen einer gemeinsamen Radtour anfragte, gab es keinen Grund mehr, noch länger drinnen zu bleiben.

Ich holte sie mit Handbike zuhause ab, und dann ging es erstmal viel bergauf. Während ich mich mühte, absolvierte meine Sportfreundin derweil ihr Zusatztraining, indem sie manchen Anstieg doppelt fuhr. Sonst kommt sie ja mit mir nicht an ihre Leistungsgrenzen. Endlich erklomm ich auch mal direkt den Aussichtshügel des Unkersdorfer Steinhübels, denn Christiane half mir bei der ca. 3 m langen Steilrampe durch Schieben meines Gefährts. Ganz in der Nähe befindet sich mit der Station 2. Ordnung Nr. 76 ein Meßpunkt der Königlich Sächsischen Trianguli(e)rung. Für mich, der in der Vermessungsverwaltung des Freistaats Sachsens tätig ist, haben solche historischen Punkte immer eine besondere Bedeutung.

Statt nach unserer Tour südlich der Elbe nur am Fluß entlang nachhause zu rollen, überzeugte ich meine Begleiterin, noch ein paar Höhenmeter zu sammeln. Den prächtigen Sonnenuntergang erlebten wir dann an der Babisnauer Pappel. Von diesem Aussichtspunkt eröffnet sich das wohl umfassendste Panorama auf den Dresdener Elbkessel - ein Grund, dort immer mal wieder vorbeizufahren. Von da hatte es Christiane nicht mehr weit bis zu Mann und Kindern, wohingegen ich bei zunehmender Dunkelheit den Weg nach Pirna einschlug. Rund 50 Minuten später kam ich dort an.

Umgebindehaus in Weifa (Aufnahmeort)
Sonntags war ich dann wieder als Alleinunterhalter auf Achse. Meinen Plan, zu unseren tschechischen Nachbarn zu fahren, verwarf ich bald, da bei dem kräftigem Südwind die Wolken aus dem Böhmischen Becken gegen den Erzgebirgskamm brandeten. Somit war klar, daß in dieser Richtung keine Sonne scheinen würde. Nördlich der Elbe sah es jedoch viel besser aus. Dabei dehnte ich meine Tour in die Oberlausitz bis nach Schirgiswalde aus, bevor ich umkehrte. Dieser Landstrich ist besonders bekannt für seine Umgebindehäuser, einer ganz speziellen Hausbauart, die es vor allem hier bzw. im benachbarten Böhmen gibt. Liebevoll und meist zurückhaltend von ihren Besitzern restauriert, sind das inzwischen manchmal wahre Schmuckstücke und damit meilenweit entfernt von der 08/15-Anmutung (wohl eher Zumutung) moderner Wohnbauten.

Der zweite Teil meiner Ausfahrt wurde zwar weniger bergig, doch irgendwie konnte ich trotzdem nicht mehr mein gewünschtes Tempo erreichen. Vielleicht lag es ja an den niedrigen Temperaturen, an die ich mich noch nicht angepaßt hatte. An einstellige Durchschnittswerte muß ich mich erst gewöhnen, obwohl mich wenigstens den ganzen Tag lang die Sonne etwas wärmte. Am Sonntag benötigte ich jedenfalls schon Mütze, Handschuhe, lange Unterwäsche und Winterschuhe.

Gestern dann habe ich die nächste Triade komplett gemacht. Das fiel mir trotz des kühlen Tagesbeginns gar nicht so schwer, weil auch die Sonne bereits von Anfang an mitspielte. Darüber hinaus verhielt sich der durchaus frische Wind so, wie es sich jeder Radfahrer wünscht. Bis gegen Mittag wehte er aus östlicher Richtung von hinten, nur um pünktlich auf Südwest zu drehen, sobald ich mein Gefährt wieder heimwärts lenkte. Die paar Kilometer mit Kanten- oder Gegenwind fielen daher nicht sonderlich ins Gewicht.

Bei der Abfahrt nach Freital testete ich diesmal auch eine für mich neue Strecke ins Weißeritztal, das blieb jedoch das einzige Neuland. Erst jetzt fiel mir allerdings auf, daß meine Tour die beiden vorangegangenen sozusagen zusammenfaßte. Am Montag fuhr ich nicht nur einmal rund um Dresden, sondern ebenfalls beidseitig der Elbe.

Netter Nebeneffekt.

1. November 2022

Oktoberfest

Gestern bin ich doch noch einmal auf Tour gegangen, den vierten Tag in Folge. Denn erstaunlicherweise hatten meine vorangegangenen Aktivitäten körperlich relativ wenige Spuren bei mir hinterlassen, sodaß mich der Goldene Herbst zu einem weiteren Ausflug im Handbike animierte. Ohne Hektik, ohne Top-Leistungen abzurufen. Das wäre auch gar nicht gegangen, weil sich der Kreislauf bzw. das Herz bereits im Schonmodus befand. So richtig von Übertraining will ich allerdings auch nicht reden, dafür waren Muskeln und Gelenke fast ohne die üblichen Belastungserscheinungen (Muskelkater, Gelenkschmerzen). Ganz offensichtlich zahlt sich mein regelmäßiges Training aus.

Tourenkarte meiner Handbiketouren im Oktober
Auf fünfzehn Touren habe ich im Oktober knapp 1.667 km zurückgelegt und dabei rund 16.450 Hm im Aufstieg überwunden. Das sind nur 22 km weniger als im Mai, dem Monat, welcher traditionell den Saisonspitzenwert stellt. Hinsichtlich der Höhenmeter ist das sogar mein Jahresbestwert, da es diesmal im Sommer keine Alpenpässenjagd gab. Eine solch stabile Wetterlage mit Sonnenschein, Wärme und ohne Regen mußte einfach zu diesem Rekordmonat führen, sofern man immer am Ball blieb! Ohne gängige Ausreden, wie z.B. schlechtes Wetter, lag es am Ende nur an der eigenen Motivation oder körperlicher Erschöpfung.

Kletterer auf dem Gipfel des Wartturms (Aufnahmeort)
Bereits auf den Touren vom 23. und 29.10. hatte ich das für unsere Region typisch herbstliche Wetterphänomen beobachten können, daß dichter Nebel über dem Elbtal lag, während man selbst im Sonnenschein unter strahlend blauem Himmel fuhr. Diesmal unternahm ich auf Verdacht einen kurzen Abstecher zur Basteiaussicht. Ich wurde nicht enttäuscht. Von einer kleinen Nebenaussicht - der eigentliche Basteifelsen ist immer noch gesperrt - eröffnete sich ein schöner Blick nach Westen mit dem Wartturm als dominanten Felsen im Vordergrund. Dort oben standen sogar gerade Kletterer, während die Wolken den Gipfel umfluteten. Das perfekte Herbstbild!

Etwas später, auf dem Radweg nach Hohburkersdorf, bewunderte ich die Ebereschen am Wegesrand. Der Vogelbeerbaum gilt eigentlich als charakteristisches Gehölz des Erzgebirges und hat dort Eingang in das Volksliedgut gefunden. Bereits ohne Blätter, waren die Äste über und über mit Früchten behangen, der ganze Baum leuchtete rot in der Morgensonne. Schön! An diesem kurzen, steilen Anstieg entledigte ich mich nach der Jacke endlich auch meiner Armlinge. Dann reichte an jenem letzten Oktobertag nur das Kurzarmtrikot.

Insgesamt gesehen, war die Strecke diesmal nicht so bergig, das hatte ich auch beabsichtigt. Doch die vielen kurzen Anstiege summierten sich schließlich ebenfalls zu einem erklecklichen Betrag, weswegen ich in Großerkmannsdorf die flachere Variante über Dresden wählte. Auf den letzten Kilometern von Pillnitz bis zur Pirnaer Elbbrücke überholte mich auf flacher Strecke ein Feiertagsradler, den ich danach noch ein bißchen jagen konnte. Das war gut für die eigene Endabrechnung.

Dieser Monat hatte es in sich!