28. April 2022

Mittwochnachmittag

Solange ich noch meine Arbeitstage im "Homeoffice" verbringe, kann ich auch mal mitten in der Woche nach Feierabend eine kurze Runde drehen. Meine gestrige Nachmittagstour war deshalb als Bergtrainingseinheit ausgelegt.

Von Anfang an kam es mir jedoch so vor, daß sich die Kurbeln wesentlich leichter drehen ließen, ich also bei gleichem Kraftaufwand trotz der Anstiege schneller fuhr. Allerdings hatte ich erst in der Mittagspause die Fahrradkette meines Handbikes mit speziellem Kettenreiniger gepflegt und dabei nicht nur alten Dreck entfernt, sondern diese auch gleich geschmiert. - Wie sich nun zeigte, offensichtlich mit erheblichen (positiven) Nebeneffekten.  

Viel zeitiger als angenommen, erreichte ich den geplanten Scheitelpunkt vor Liebenau. Jedenfalls zu früh, um jetzt schon umzudrehen, zumal ja nun fast alle Anstiege hinter mir lagen. Letzten Endes dehnte ich meine Runde noch bis Müglitz unmittelbar an der deutsch-tschechischen Grenze aus, bevor ich im Tal des gleichnamigen Füßchens wieder nach Pirna zurückkehrte. Dabei wäre es eigentlich ab Lauenstein mehr als 40 km bergab bzw. ohne Steigung weitergegangen, hätte ich mich nicht kurzentschlossen in Dohna für die kürzere Streckenvariante über Großsedlitz entschieden. Denn um eine ausgeglichenen Trainingsbilanz zu erreichen (Σ Hm = 1% Σ km), wollte ich lieber geschätzte drei Kilometer Strecke gegen rund 70 Höhenmeter eintauschen. Beim Tempo lag ich sowieso schon weit über dem Soll.

Übrigens, vielleicht ist das für andere auch mal interessant zu wissen: Während auf meinem Navi am Scheitelpunkt der Strecke in Fürstenwalde - d.h. vor den langen Abfahrten - eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 11,8 km/h angezeigt wurde, war ich im zweiten Teil der Tour so schnell unterwegs, daß sich diese bis Pirna noch auf 16,6 km/h erhöhte. Sich vorher am Berg komplett zu verausgaben, ist demnach (vor allem bei langen Fahrten) kompletter Unsinn.

Ich bin doch kein Rennfahrer!

Track der Handbiketour vom 27.04.2022

24. April 2022

Direktvergleich

Auf meinen Touren mit Daria war ich im Urlaub trotz vergleichsweise weniger Höhenmeter relativ langsam zugange. Wahrscheinlich gibt es mehrere Gründe dafür. Zum einen bewege ich mich meist in mir unbekannten Gelände, während ich zuhause alle Straßen kenne und mir deshalb die Strecke anforderungsgerecht abgestimmt zusammenstellen kann. Außerdem gibt es in der Fremde viel Neues zu entdecken und bestaunen - genau deswegen fahre ich ja dorthin. Wenn ich dann noch in netter Begleitung unterwegs bin, drehe ich doch nicht nur verbissen an der Kurbel, sondern nehme mir öfters Zeit für's Schwatzen, um meine Eindrücke und Beobachtungen zu teilen!

Im heimischen Tourengebiet haben jedoch viele meiner Ausfahrten inzwischen eher Trainingscharakter, wenngleich ich die einzelnen Streckenabschnitte jedesmal etwas anders zusammenstelle. Daher kann ich auch gut an meiner aktuellen "Baustelle", dem Tempo, arbeiten - natürlich, ohne die Höhenmeterbilanz zu vernachlässigen.

Ist so steil, wie sie aussieht: die Straße von Pillnitz
hinauf nach Krieschendorf (Aufnahmeort)
Am Freitag nach der Arbeit klappte das ganz gut. Wieder einmal hatte ich die Ausfahrt vorgezogen, weil sonntags schlechtes Wetter angekündigt war. In Pillnitz überlistete ich mich selbst, indem ich mich kurzfristig und ungeplant der Steilrampe von Pillnitz nach Krieschendorf zuwandte (s. Track vom 22.04., km 10,1 - 11,0). Auf dem anspruchsvollsten Teilstück wird lt. Verkehrsschild eine maximale Steigung von 20% erreicht, und das ist nicht übertrieben! Der erstklassige Asphaltbelag war aber sehr griffig, sodaß mein Vorderrad nicht durchdrehte. Zum ersten Mal bin ich hier nun ohne einen einzigen Zwischenstop bis zum Ende des Anstiegs kurz vor Schönfeld durchgekommen - ein Meilenstein, mit dem ich sehr zufrieden sein kann.

Im weiteren Verlauf der Nachmittagsrunde kamen dann noch etlich weitere Berge hinzu, die jedoch eher Ausdauer statt Kraft erforderten. Ab Hinterhermsdorf rollte es dann mehr oder weniger nur noch bergab bzw. auf ebener Strecke nachhause, sieht man mal von dem Stück Bundesstraße ab Bad Schandau bis Königstein sowie dem welligen Profil des Elberadwegs zwischen Rathen und Pötzscha (Wehlen) ab. Erstgenannte Straße bin ich nur gefahren, weil ich noch ein paar Höhenmeter brauchte.

Gestern startete ich dann zu einer Tour ins Osterzgebirge. In diese Richtung kann man immer ordentlich Anstiege bzw. Höhenmeter sammeln, immerhin geht es dabei von rund 120 m NHN im Elbtal bis auf knapp über 900 m NHN. Die nicht zu steilen, jedoch sehr langen Auffahrten sind nahezu optimal für das Alpenpässetraining - vor allem auch unter dem mentalen Gesichtspunkt. Um mehre Stunden lang ausschließlich aufwärts zu fahren, braucht man nämlich besonders viel Motivation und geistige Ausdauer.

Genau darum ging es mir diesmal nach der schnellen Tour vom Vortag. Denn nach dem langen ersten Anstieg bis Breitenau forderte auch das Teilstück der Osterzgebirgskamm-Panoramastraße von Schönwald (Krásný Les) bis nach Moldau (Moldava, s. Track vom 23.04., km 28,9 - 55,2) konditionell mehr Einsatz als andersherum, weil es somit wesentlich mehr und auch größere / steilere Anstiege  gab. 

Ab Voitsdorf (Fojtovice) wurde es ungemütlich, denn überraschenderweise mußte ich mir nun für knapp 15 km das schmale Sträßchen mit teils ziemlich rücksichtslosen Möchtegern-Rennfahrern einer Amateur-Oldtimerrallye teilen, welche mir wie die Besengten kurvenschneidend entgegenkamen. Leider gab es keine Hinweisschilder oder Warnungen zur Veranstaltung an der Strecke, und so wurde mir himmelangst und bange um ein kleines Mädchen auf ihrem Fahrrad, die mit ihren Eltern ebenfalls in Fahrtrichtung der Autofahrer unterwegs war. - Hoffentlich ist nichts passiert. 

Dafür lag einige Kilometer weiter unweit der Wittichbaude (Vitiška) einer der Oldtimer-Rennwagen neben der Straße auf dem talseitigen Hang.  Noch ein wenig mehr Schwung, und man hätte hundert Meter tiefer die menschlichen Überreste der Leute aus einem Schrotthaufen herauskratzen können. Aber angesichts des Umstands, daß Fahrer und Beifahrer glimpflich und ohne Verletzungen davongekommen waren (die beiden standen neben ihrem Auto, welches gerade geborgen werden sollte), konnte ich mir ein bißchen Schadenfreude nicht verkneifen.

Während meines Rückwegs nach Pirna versuchte ich, die auf dem Weg nach oben liegengebliebene Zeit wieder aufzuholen. Leider wurde es letztendlich aber nur ein Schnitt von ca. 14,3 km/h. Der erneut kräftige Ostwind während der letzten vierzig Kilometer ab Tharandt verhinderte ein besseres Ergebnis.

Das ist aber kein Grund, sich zu ärgern.

19. April 2022

Summa cum laude

Gerade bin ich wieder in der Heimat angekommen. Die vergangenen Tage waren nicht nur für Daria etwas Besonderes. Denn erneut habe ich jemanden (persönlich) kennengelernt, mit dem mich sportlich und mental sehr viel verbindet.

Darüber hinaus führten wir eine ganze Menge anregender Gespräche zu Themen, bei denen mich die gebürtige Russin mit ihrer detaillierten Kenntnis (nicht nur) der deutschen Literatur und Geisteswissenschaften sowie aufgrund ihrer umfassenden klassischen humanistischen Bildung immer wieder in Erstaunen versetzte. Und zwar auf einem intellektuellen Niveau, welches mich trotz meiner nicht gerade unterdurchschnittlichen Allgemeinbildung ziemlich forderte - und zwar im positiven Sinne. Nicht nur deshalb hat meine Sportfreundin einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.

Daria im Anstieg auf den Pucher Sattel, im 
Hintergrund der Untersberg (Aufnahmeort)
Gestern gab's jedoch zunächst noch eine (vorerst) letzte gemeinsame Handbiktetour im Tal der Salzach bis nach Golling. Gleich zu Beginn nahmen wir uns den steilsten und größten Anstieg vor. Die Fahrt von Puch auf den Pucher Sattel ist mit rund zwei Kilometern eigentlich ziemlich kurz, dafür aber umso anspruchsvoller. Den folgenden Streckenabschnitt kannte Daria ebenfalls noch nicht, doch gefiel es uns hier ausgesprochen gut. 

Außerdem hatte meine Begleiterin einen Abstecher ins Bluntautal vorgeschlagen. Auf der Fahrt zum Umkehrpunkt ragten über uns steile Felsen hunderte Meter in die Höhe. Am meisten faszinierten mich aber die beiden Bluntauseen. Die Sonne drang tief in deren kristallklares Wasser ein, welches bis zum steinigen Grund einen immer intensiveren smaragdgrünen Farbton annahm und jede Bewegung der großen und kleinen Fische sichtbar machte. Dieses Naturjuwel war wirklich sehenswert, obgleich auch gut besucht.

Unterer Bluntausee, sogar die Fische sind hier zu sehen
(Aufnahmeort)
Nach dem kurzen Zwischenstop in Hallein in Darias Lieblings-Eiscafé besuchten wir auf dem Heimweg noch Schloß und Park Hellbrunn. Zu fortgeschrittener Stunde wurde es zwar nur eine kurze Stippvisite, doch für einen ersten Überblick reichte es. Ein bißchen Kultur zum Urlaubsausklang konnte ja nicht schaden.

Bei der abendlichen Auswertung unserer Handbike-Tourenwoche mußte sich dann keiner von uns verstecken, am wenigsten Daria! Verglichen mit ihren bisher absolvierten Touren - sowohl, was die Streckenlänge, als auch, was deren Anzahl in solch kurzer Zeit betrifft - ist mein "Schützling" über sich hinausgewachsen. All das, ohne sich körperlich zu ruinieren, ohne die Freude an der Bewegung zu verlieren, und darüber hinaus mit einem Motivationsschub für ihre nun folgenden Touren. Ich aber weiß nun, daß wir im September erfolgreich sein können.

Den Belastungstest dafür hat Daria jedenfalls mit Bravour bestanden!


PS: In diesem Facebook-Beitrag von mir gibt es noch etliche weitere kommentierte Bilder von den Ausfahrten während meines Osterurlaubs.

18. April 2022

Schlußakkord

Während unserer Tourenwoche hat sich Daria bisher tapfer geschlagen und kann mittlerweile eine Bilanz vorweisen, die selbst für langjährige Handbiker nicht selbstverständlich ist. Damit diese eindrucksvollen Erfolge nicht durch Überanstrengung zunichte gemacht werden, muß Daria nun öfter pausieren. Das richtige Maß zwischen Belastung und Erholung zu finden, stellt(e) für meine Sportfreundin immer die größte Herausforderung dar. Jetzt aber - so scheint mir - klappt das ganz gut.

Und deshalb verzichtete Daria gestern auf eine weitere Tour und überließ mir das Feld für eine anspruchsvolle Solo-Aktion im Handbike, die ich bei meiner Tourenplanung vor dem Urlaub zusammengestellt hatte. Die Runde über die Postalm bot nicht nur viele Höhenmeter, sondern war für alpine Verhältnisse auch ziemlich lang. Weil ich bis zum Morgen aber noch nicht wußte, ob sie für mich aktuell machbar war, startete ich verhältnismäßig spät.

Die lange Anfahrt zur Auffahrt bot einige schöne Abschnitte, wenngleich ich mir ab Golling einige Kilometer Kiespisten-Radweg ersparte und lieber auf der relativ stark befahrenen Bundesstraße fuhr. In Voglau begann dann die Paßstraße zur Postalm. Die Auffahrt war ganz nach meinem Geschmack: eine abwechslungsreiche, weil windungsreiche Strecke mit Steilstücken, aber auch etlichen flacheren Passagen, sowie herrliche Ausblicke auf die Almen und die noch tief verschneite Bergwelt. Bei strahlendem Sonnenschein war das ein unvergeßliches Erlebnis und Schwerstarbeit für meine Glückshormone.

Ab ca. 1100 m NHN lag an den sonnengeschützten Stellen noch so viel Altschnee, daß hier ohne den Winterdienst mit der Schneefräse meine Fahrt zu Ende gewesen wäre. Lokalmatador Albert, unser Tourenguide der Ausfahrten vom 12. und 14.04., hatte mir aus eben jenem Grund dringend von einer Befahrung der Trattberg-Panoramastraße sowie der Auffahrt zum Kehlsteinhaus abgeraten, die ursprünglich auf meiner Wunschliste standen. Damit blieb mir viel Frust erspart. Obwohl ich erst gegen 14.30 Uhr die Stichstraße zur Postalmhöhe erreichte, nahm ich trotzdem noch die letzten rund 1,5 km und mehr als 100 Höhenmeter in Angriff. Ohne diesen höchsten erreichbaren Punkt hätte irgendetwas gefehlt.

Auf der Postalm (Aufnahmeort)
Hier oben zog sich auch der Himmel etwas zu, und schlagartig fühlten sich die ca. 7°C ungemütlich an. Daher mußte ich mir für die lange Abfahrt dann auch meine Jacke überziehen. Erst ab dem Wolfgangsee wärmte mich die Sonne wieder so sehr, daß ich für die letzten beiden größeren Berge erneut auf dieses Kleidungsstück verzichten konnte. 

 Über die folgenden 30 km vor Salzburg gibt es wenig zu berichten. Denn nun führte meine Strecke meist entlang der stark befahrenen Bundesstraße B158, allerdings immer auf dem straßenbegleitenden und perfekt ausgebauten Radweg. Der Lärm nervte, aber diesen Kompromiß mußte ich eingehen, um möglichst schnell zurück zum Ausgangspunkt zu gelangen. Immerhin gab es auch hier viel zu sehen, die Landschaft ist einfach wunderschön. Im Abendlicht rollte ich schließlich die Serpentinen hinunter ins Stadtzentrum und war bald danach wieder "zuhause".

Meine Fahrradbeleuchtung brauchte ich nicht mehr.

17. April 2022

Kein Wetter für Stubenhocker

Obwohl für den Sonnabend viel Regen angekündigt wurde, sah es am Morgen immer noch ganz passabel aus. Deshalb schlug ich Daria vor, mit mir wenigstens die von ihr empfohlene Glasenbachklamm im Handbike zu versuchen. Bei dieser rund 3 km langen Offroadstrecke (s. Track vom 16.04., km 7,4 -10,8) war sich meine Begleiterin nämlich nicht ganz sicher, ob ich dort überhaupt durchkomme.

In der Glasenbachklamm (Aufnahmeort)
Tatsächlich ließ sich dieser Wanderweg in meinem geländetauglichen Tourenhandbike mit entsprechender Bodenfreiheit - wenngleich auch nur bergab - befahren, allerdings wegen des spitzschotterigen Untergrunds nur ganz langsam. Außerdem mußte mich Daria bei zwei heiklen Stellen im oberen zu Fuß gegen das seitliche Umkippen absichern, doch lohnte sich der Aufwand. Bei sonnigem Wetter ist es dort bestimmt noch schöner.

Während Daria anschließend auf dem kurzen Weg wieder nachhause zurückkehrte, packte ich noch ein paar Kilometer und Höhenmeter obendrauf. Denn noch immer sah es nicht nach Regen aus. Selbst als in Hallein dann die ersten Tropfen fielen, zeigte mein Blick auf das Wetterradar meiner Handy-App keine ausgedehnte Niederschlagsgebiete. Also kletterte ich aus dem Tal der Salzach hinauf nach Bad Dürrnstein, um von dort nach Deutschland in Richtung Berchtesgaden weiterzufahren. Sicher hätte ich dabei ab Oberau auch gleich wieder talwärts rollen können, doch sammelte ich lieber auf dem Umweg über den Obersalzberg weitere rund 250 Hm Höhenmeter.

Gerade noch rechtzeitig erreichte ich endlich mit dem ersten ergiebigen Regenschauer Berchtesgaden. Dort war ich bei 7°C erst einmal für eine ganze Weile kaltgestellt, und zwar im eigentlichen Wortsinn. Ziemlich ungemütlich! Fast auf der gesamten Heimfahrt mußte ich mich dann ebenfalls mit der nassen Kälte herumärgern - aber immer noch besser, als den ganzen Tag in der Stube zu hocken.

Die Kalorien von Darias leckerem Abendessen konnte ich an diesem Tag besonders gut gebrauchen.

15. April 2022

Brauerei-Banause

Das historische Zentrum von Salzburg ist wirklich sehenswert. An meinem ersten Ruhetag nach drei Touren streifte ich stundenlang durch die Altstadt und genoß das internationale Treiben. - Manchmal gefällt es mir, einfach in den Touristen-Trubel einzutauchen. Inklusive Anmarsch und Heimweg kamen dabei im Rolli immerhin rund 15 km über den Nachmittag zusammen.

Über der Altstadt thront die Festung Hohensalzburg,
direkt vor deren Mauern von rechts nach links ansteigend
der untere Teil der Steilrampe in die Burg,
welche wir bei der vorangegangenen Tour im Handbike
bezwungen haben (Aufnahmeort)
Gestern hatten wir uns mit Albert sowie Gitti und Toni zu einer weiteren Tour verabredet. Es sollte zwar nicht in die Berge gehen, doch vor allem Daria war das gar nicht so unrecht. So viele Touren bzw. Kilometer innerhalb einer vergleichsweisen kurzen Zeit standen bei ihr noch nie im Programm. Also durften trotz des beabsichtigten Belastungstests auch die Erholungsphasen nicht zu kurz kommen.

Nach dem Treffen kurz vor Bad Reichenhall führte uns Albert erneut auf einer verkehrsruhigen und kurzweiligen Strecke nach Schönram, wo wir im Lokal der Brauerei einkehren wollten. Besonders gefiel mir dabei der Abschnitt zwischen Höglwörth und Teisendorf (s. Track vom 14.04., km 35,8 - 41,0). Der nicht asphaltierte Radweg verlief hier weit abseits des Straßenverkehrslärms meist leicht abwärts durch ein gewundenes Tal und ließ sich selbst mit meinen schmalen Reifen recht gut befahren.

Bei unserer anschließenden Mittagsrast im Bräustüberl Schönram bestellte ich dann als Getränk nur Cola, weil mir Bier jedweder Art überhaupt nicht schmeckt. Damit beging ich wahrscheinlich als "Saupreiß"  ein Sakrileg, was sich unmittelbar auf das Verhalten der Bedienung mir und meiner Begleiterin gegenüber auswirkte. (Eigentlich gehöre ich ja zu den Sachsen, die traditionell ebenfalls eher distanziert den Preußen gegenüberstehen.) Ich bin wohl in einem Lokal lange nicht mehr so kurz angebunden (und das ist noch eine freundliche Formulierung) behandelt worden. - Jedenfalls hoffe ich, daß dies keine Auswirkungen auf Albert hat, denn die Örtlichkeit gehört offensichtlich zu seinen beliebten Tourenzielen, welche er uns nicht vorenthalten wollte. Das Essen war aber auch wirklich gut und preiswert.

Nach der Pause trennten sich schließlich unsere Wege. Während meine bayerischen Freunde im Handbike nun wieder nach Bad Reichenhall zurückkehrten, verordnete ich Daria und mir auf der Heimfahrt den Umweg über Laufen bis kurz vor Seekirchen. Den 350Hm-Anstieg von Weitwörth, mit dem ich dabei geliebäugelt hatte, ersparte ich uns dann allerdings. Daria hätte sich gewiß dort noch mit hochgeschunden - sie kennt da wegen ihrer früheren Karriere als Leistungsportlerin keine Gnade gegen sich selbst. Doch stand ich aufgrund meiner Erfahrung in der Verantwortung, das Machbare gegen das Sinnvolle abzuwägen - und entschied mich an Ort und Stelle dagegen. Dafür fanden wir ab Anthering in Richtung Seekirchen eine sehr schöne Streckenalternative, die uns ebenfalls noch ein paar Höhenmeter bescherte (s. Track vom 14.04., km 69,8 - 79,2).

In Eugendorf standen dann bereits 83 km zu Buche. Damit war klar, das es insgesamt nicht nur mehr als 100 km werden, sondern daß wir auch einen neuen Allzeit-Rekord für Daria erreichen würden. Die Schlußschleife an der Salzach sollte das nur zementieren (meist zeigt mein Fahrradnavi rund 2 km mehr auf 100 km an, als tatsächlich absolviert).

Hut ab vor Darias Ausdauer, sie fährt ja erst seit einem halben Jahr in diesem Gefährt! Damit hat sie sich schon jetzt für unsere geplante Etappentour im September in den Alpen "qualifiziert".

13. April 2022

Großer Aufzug

Vor dem heutigen Ruhetag hatten Daria und ich uns mit meinen bayerischen Freunden für eine gemeinsame Handbiketour verabredet. Dafür bot sich die klassische Runde um den Untersberg an. Hier gibt es bis auf die ungefähr 800 m lange Steilrampe, wo der straßenbegleitende Radweg die Serpentinen abkürzt (s. Track vom 12.04., km 30,0 - 30,8), keine brutalen Anstiege, so daß es für niemanden in eine Schufterei ausarten würde. Immerhin hatte bis auf Toni noch keiner so viele Handbikekilometer wie ich in der aktuellen Saison absolviert.

Am Start in Bad Reichenhall, von links: Toni, Gitti, Albert,
ich, Daria und Mark (Aufnahmeort)
Am Morgen fuhren Daria und ich zunächst zum vereinbarten Treffpunkt in Bad Reichenhall, natürlich im Handbike. Die Freude über das Wiedersehen mit Gitti, Toni und Albert wurde noch größer, als sich uns außerdem noch Mark im Handbike anschloß. Ihn kannte ich bisher nur von Strava. Das war dann schon ein sehr ungewöhnliches - sprich: seltenes  - Bild, als sich nach der Begrüßung gleich fünf Leute im Handbike sowie Gitti mit dem Fahrrad auf den Weg machten!

Unsere gemeinsame Runde wurde dann meist recht gemütlich. Aber an diesem Tag wollte ich sowieso keine Rekorde brechen, die Gemeinschaft und das Zusammensein waren mir ungleich wichtiger. Sonne, Wärme und immer wieder neue, beeindruckende Ausblicke auf die schneebedeckten Bergriesen um uns herum entschädigten reichlich.

Durch Zufall fanden wir in Fürstenbrunn ein kleines Wirtshaus mit Pension, welches mich wegen des optimal für uns geeigneten Biergartens anzog. Das urige ältere Wirtspaar mit ihrer unkomplizierten Lebensart paßte so gut ins Gesamtbild, daß ich mich hier sofort wohlfühlte. Ganz weit weg vom Theater in den Touristenhochburgen. Außer mir sowie Toni und Gitti aus der Augsburger Ecke bestand ja unsere Truppe aus lauter Einheimischen, die sowieso einen ganz anderen Zugang zu ihren Landsleuten haben.

Nach der langen Pause trennten sich an diesemTag dann unsere Wege. Während Albert, Toni und Gitti direkt zurück zu unserem gemeinsamen Startort fuhren, setzte sich Mark auch gleich ab, um noch auf Umwegen ein paar schnelle Kilometer auf der Rückfahrt nach Bad Reichenhall zu sammeln. Daria und ich hingegen entschieden uns relativ spontan für einen Abstecher auf die Festung Hohensalzburg in Salzburg. Die Rampe hinauf in die Dominante der Stadt ist berüchtigt und selbst Gegenstand eines Bergsprintrennens für Radsportler: 120 Höhenmeter auf 900 m Strecke bei Steigungsspitzen bis 32% sind die knallharten Fakten.

Panorama von der Festung Hohensalzburg über
die Stadt (Aufnahmeort)
Mit dem Straßenpflaster und danach Asphalt als Untergrund kam ich am Anfang noch leidlich gut zurecht, wenn auch im Stop und Go. Doch kurz nach dem Abzweig auf die eigentliche Rampe zur Festung wurde der Weg zur Kies-/Erdrampe. Noch vor dem steilsten Stück war deshalb die Traktionsgrenze des Vorderrades meines Handbikes erreicht. Da half alle Kraft nicht, weil das Rad einfach durchdrehte. Daria schob bereits ihr Handbike, wie sie sagte: aus Kraftmangel. Mir aber kam plötzlich und unverhofft ein Touristenpärchen aus Hannover zuhilfe. Vor allem die Frau legte sich beim Schieben dermaßen ins Zeug, daß es mir schon beinahe peinlich war. Denn natürlich kamen meine Helfer dabei auch an ihre körperlichen Grenzen - abgesehen davon, daß es auch für sie eine ziemlich schweißtreibende Angelegenheit war. Aber beide ließen nicht locker, und tatsächlich erreichten wir nach etlichen kurzen Verschnaufpausen gemeinsam den Hof der Festung. Unglaublich! Ohne sie hätte ich das nicht geschafft.

Danach führte mich Daria im Handbike noch über den sich anschließenden Höhenzug oberhalb der Altstadt von Salzburg. Auch von hier hatten wir viele herrliche Ausblicke in alle Richtungen auf die Umgebung. Bei diesem Traumwetter konnte ich mich wirklich nicht sattsehen.

Ein ganz besonderer Höhepunkt.

12. April 2022

Einsame Spitze!

Am zweiten Tag stand der Gaisberg auf dem Programm. Das ist sozusagen der Hausberg von Salzburg und ein Muß für die hiesigen Rennradler. Abgesehen davon eröffnet sich vom Gipfel ein großartiger Blick in fast alle Richtungen. Nur um nach Osten zu schauen, müßte man noch bis zum Gipfelkreuz wandern, mit dem Handbike und vor allem bei Schnee ein hoffnungsloses Unterfangen.

Nach unserem Start entschied sich Daria sehr bald, mich allein zum Gipfel zu schicken. Sie hingegen wollte sich an diesem Tag schonen, denn heute soll es auf Fahrt in ganz großer Besetzung gehen.

Blick vom Gaisberg zum Watzmann in Bildmitte (Aufnahmeort)
Die Anfahrt zum Scheitelpunkt war einmal mehr ganz großen Kino. Ab ca. 900 m Seehöhe lag noch sehr viel Schnee vom Vortag. Dazu blauer Himmel, Sonnenschein und überdurchschnittlich gute Sicht. Traumbedingungen! Die letzten knapp 2 km steilte die Straße so sehr auf, daß ich gar nicht erst ernsthaft den Versuch unternahm, ohne Zwischenstops durchzukommen. In kurzen Sprüngen ließ ich also diese Rampe hinter mir und erreichte endlich gegen 12.30 Uhr die Wendeschleife auf dem Berg. Meine erste Alpentour in dieser Saison war hart erkämpft!

Zwar war der sprichwörtliche Höhepunkt des Tages nun erreicht, doch nutzte ich die Tor gleich für Erkundungen im nördlichen Umland von Salzburg. Dabei kamen auch noch ein paar Höhenmeter zusammen, wenngleich auch schön verteilt. Der Blick aus dem Flachland auf die schneebedeckten Berge der Alpenkette, die wie eine Mauer im Süden aufragten, war mindestens genauso eindrucksvoll.

In Oberndorf überquerte in schließlich die Grenze zwischen Österreich und Deutschland, um dann von Laufen aus den Heimweg anzutreten. Da lagen alle größeren Anstiege hinter mir, sodaß ich flott vorankam. Ein paar schöne Passagen vor Freilassing kamen auch noch, aber die Fahrt durch den Straßendschungel in Salzburg nervte aufgrund des vielen Verkehrs. Ich war froh, als ich endlich wieder auf dem Salzach-Radweg ankam. Der führte mich sehr schön durch die Stadt bis zur Unterkunft.

Zur Belohnung gab's abends Brathendl.

11. April 2022

Debüt

Kälte, Schneeschauer und Nässe - viel ungünstigere Umstände kann es für Handbiketouren eigentlich nicht geben. Wer unter solchen Bedingungen immer noch dabei ist, für den paßt jedes Wetter. Daria und ich erwischten gestern genau einen solchen Tag.

Denn ich bin für ein paar Tage in Salzburg bei Hannes und seiner Frau zu Besuch, um mit ihr ein paar "Trainingsrunden" im Handbike zu drehen. Im Frühherbst des Jahres soll es nämlich dann gemeinsam auf eine Vier-Etappen-Tour durch die Alpen gehen. Allerdings hat Daria gerade erst vor einem halben Jahr ihre Karriere als Handbikefahrerin begonnen. Das Ziel ist also - zumindest für sie - sehr ambitioniert. Es ordnet sich jedoch nahtlos in ihre bisherige Sportlerkarriere ein, so daß ich davon überzeugt bin, es erreichen zu können. Luftschlösser bauen wir jedenfalls keine.

Normalerweise wäre man bei der gestrigen Wetterprognose zuhause geblieben, aber für mich zählt im Urlaub jeder Tag. Deshalb entschieden wir uns statt der geplanten Pässefahrt zunächst für eine moderate Akklimatisationsstrecke, die wir im Laufe des Tages spontan erweiterten, weil es immer wieder auch längere Schönwetterfenster mit Sonnenschein gab. Die zahlreichen Schnee- und Regenschauer standen hingegen unter meiner ständigen Beobachtung auf dem Wetterradar, um rechtzeitig vor dem nächsten nassen Intermezzo einen Unterschlupf zu finden. Das klappte ausgesprochen gut. Nur die klatschnassen Straßen bremsten uns beim Vorwärtskommen, weil ich dadurch die langen und schönen Abfahrten nur mit angezogener Bremse hinabrollte, um nicht völlig durchgespült zu werden. Daria war da wesentlich schmerzfreier.

Vor Darias "Verpflegungspunkt" in Hallein (Aufnahmeort)
In Hallein gab es schließlich zur Belohnung eine warme Waffel mit Eis in Darias Lieblings-Eisdiele, wo sie quasi Stammgast ist. Hier trafen wir auf einen netten Radsportler, der - wie wir im angeregten Gespräch erfuhren - ebenfalls einen schweren Unfall hinter sich gebracht hatte. Erst als Daria zum Schluß bezahlen wollte, stellte sich heraus, daß er unsere Rechnung mit übernommen hatte. Da war er aber schon wieder weg, ohne ein Wort darüber zu verlieren. - Vielen Dank deshalb auf diesem Weg an unsere Unterwegs-Bekanntschaft! 

Den letzten Regen warteten wir noch unter der Sonnenplane der Gelateria ab, dann fuhren wir entspannt auf schönen und aussichtsreichen Radwegen abseits des Straßenverkehrs im Tal der Salzach zurück nach Salzburg.

Jetzt kommen die schönen Tage.

4. April 2022

Rückfall

Die Kälte ist zurück! Noch am vergangenen Montag konnte ich im Kurzarmtrikot viele Kilometer sammeln, und nun das: drei Lagen Bekleidung, Mütze und Handschuhe über den ganzen Tag! Das hinterließ Spuren ...

Frisch und trotz des Wetters einigermaßen motiviert, fuhr ich am Sonnabend zunächst ohne konkretes Ziel los. Die Ideen kamen mir dann stückweise während der Tour. So entschied ich mich in Königstein spontan für die Steilrampe hinauf nach Pfaffendorf (s. Track vom 02.04., km 17,1 - 18,3). Als gepflasterte Straße war das immer ein Kampf, doch muß man auch heute noch ziemliches Interesse zeigen, um ohne Zwischenstop durchzukommen. Der zweite Ad-Hoc-Anstieg des Tages nach Reinhardtsdorf (s. Track vom 02.04., km 30,1 - 32,9) hatte zwar nicht ganz so viele Steigungsprozente aufzuweisen, zog sich dafür aber ganz schön hin.

Auf dem Rückweg nach Bad Schandau ärgerte mich wieder mal der Gegenwind, den ich erst im Tiefen Grund gegen erneutes Höhenmetersammeln eintauschen konnte (s. Track vom 02.04., km 52,2 - 57,6). Mit knapp 300 Hm Differenz bis zum Scheitelpunkt im Wald vor Neustadt war das zwar die längste  Kletteraktion an diesem Tag, aber zum Glück auch die letzte größere. Bis Pirna konnte ich daher trotz Kantenwind noch etwas Zeit gutmachen und hatte es kurz nach vier endlich geschafft. Mehr als die obligatorischen 100 km mußten es nun wirklich nicht sein.

Am nächsten Tag stand es mit der Motivation schon nicht mehr so gut. Doch bei -3°C gab mir wenigstens die Sonne etwas Rückendeckung, zumindest während der ersten 1,5 Stunden. Dann zog sich der Wolkenvorhang zu und es gab nur noch selten ein paar sonnige Momente.

Zwar kamen diesmal keine längeren steilen Berge - dafür hatte ich bereits mit der Wahl des Tourengebiets gesorgt - jedoch fühlte sich das Wetter viel unfreundlicher an, als noch am Vortag. Immerhin war ich bereits zum zweiten Mal am Wochenende unter den gleichen suboptimalen Bedingungen auf Achse. Nicht zuletzt aus diesem Grund wächst da im Kopf der Widerstand ... Kein Wunder, daß ich bei der Endabrechnung noch nicht einmal auf das Tempo vom Sonnabend kam.

Einen Lichtblick gibt es allerdings: Bei keiner der beiden Touren fühlte ich mich (vor allem an den Anstiegen) so ausgelaugt, wie noch einen Monat zuvor. Diese Schwächephase scheine ich also überwunden zu haben. Das kommt gerade zur rechten Zeit, denn ab dem nächsten Wochenende stehen im (Vor-)Osterurlaub höhere Berge auf dem Plan.

Herr, laß es schön werden! 

Track der Handbiketour vom 02.04.2022
Track der Handbiketour vom 03.04.2022