30. September 2019

Schwammeschwemme

Der Herbst ist da! Allerdings zeigte er sich an diesem Wochenende von seiner schönen Seite, denn bis auf den kräftigen Südwind am Sonntag waren die Witterungsbedingungen nahezu perfekt. Temeraturen zwischen 14 und 22°C sind genau mein Ding!

Weil ich am Sonnabendmorgen sowieso nicht mehr schlafen konnte, startete ich kurz vor 6 zu meiner ersten Tour. Natürlich hatte ich eine passende Langstrecke bereits in der Schublade, will sagen in meinem Navi. Gerade bei den ausgedehnten Unternehmungen in weniger gut bekanntes Gelände ist das Gerät für mich inzwischen nahezu unentbehrlich. Außerdem kann ich damit immer mal wieder neue Verbindungen erkunden, in diesem Fall beispielsweise die aufgelassene Straße zwischen Drakowa (Drahkov) und der Autobahn (s. Track vom 28.9., km 62,8 - 66,2).

Beim Aufstieg zum Erzgebirgskamm ließ ich mir wieder genügend Zeit - es bringt auf langen Touren sowieso nichts, am Beginn zu hetzen. 9.15 Uhr lag in Adolfsgrün (Adolfov) schließlich der größte Teil hinter mir. Inzwischen schob sich von Westen eine dicke Wolkenwalze auf mich zu, und ab Voitsdorf (Fojtovice) fuhr ich durch dicke Suppe. Dafür kamen mir im Wald haufenweise Leute entgegen, alle mit prall gefüllten Körben und Beuteln voller Pilze. Und mit was für welchen Exemplaren! Echt beeindruckend. Auch von anderen Leuten habe ich schon gehört, daß es in dieser Saison viele Pilze gibt. Erzgebirgler würden dazu vielleicht "Schwammeschwemme" sagen ...

Blick über Hertine (Rtyně nad Bílinou) nach Norden,
am Horizont das Erzgebirge (Aufnahmeort)
Nachdem ich Teplitz-Schönau (Teplice) passiert hatte, erwarteten mich bei der Fahrt durch die Ausläufer des Böhmischen Mittelgebirges (České středohoří) noch etliche Anstiege, darunter ein paar giftige Rampen. Im Streckenprofil sieht das alles nicht so wild aus, habe ich dabei doch nur etwas mehr als 400 m NHN erreicht. Mit den bereits bei der Überquerung des Erzgebirges angesammelten 1200 Hm war das dennoch eine nicht zu unterschätzende Herausforderung.

Dafür wählte ich bei der Rückfahrt im Elbtal ab Aussig (Ústí nad Labem) dann das dünnste Brett: den Elberadweg. Sonst fahre ich nämlich meist die paralell dazu verlaufende Straße. Kurz vor Schluß blieb ich auf der rechten Elbseite und kletterte dazu den 13% durch Porschdorf in Richtung Waltersdorf. Und weil ich mich dabei immer noch fit fühlte, schlug ich in Pirna noch einen weiteren Haken. Beim letzten Lied unserer Pirnaer Turmbläser - sie spielen jeden Sonnabend zwischen 18.15 und 18.30 Uhr vom Balkon des Turms der Stadtkirche St. Marien - rollte ich zuhause ein.

Meine Sonntagstour sollte dann etwas geruhsamer werden, jedenfalls, was Streckenlänge und Anstiege betrifft. Nach einem etwas verhaltenen Beginn kam ich auch gut voran. Auf der ersten Hälfte der Ausfahrt hatte ich den Wind im Rücken, auch wenn er sich erst im Laufe des Tages zu einer steifen Brise entwickeln sollte. Dafür machte mich der Blick auf das Regenradar im Smartphone nachdenklich. Von Westen her waren großflächige Regengebiete im Anmarsch, ganz im Gegensatz zur Prognose. Deshalb brach ich in Pulsnitz schließlich meinen Vorstoß nach Kamenz ab, und fuhr nun westwärts, um den Wolken zu entkommen. Erstaunlicherweise lösten sich die Regenwolken jedoch auf, bevor sie mich erreichten. Vielleicht war der auffrischende Wind daran nicht ganz unbeteiligt. Er bremste mich nun ebenfalls ganz schön aus.

Mit (freiwillig) gedrosseltem Tempo fuhr ich gegen Ende auch die Offroad-Abfahrt über den Knoten- und Pionierweg hinunter ins Elbtal nach Rathen (s. Track vom 29.9., km 94,1 - 96,5). Inzwischen wurde dieser Wanderweg mit Sandsteinschotter "saniert", so daß es hier im Handbike keinen Spaß mehr macht. Die Krönung ist jedoch der Wanderweg entlang des Amselsees (s. Track vom 29.9., km 96,5 - 97,2). Ich frage mich, ob sich der Bürgermeister vor dem Bau (ungefähr im Jahre 2009) darüber überhaupt Gedanken gemacht hat, wie beschissen sich diese Piste aus großen, holperigen Sandsteinblöcken für Kinderwagenlenker und Rolli-/Rollatornutzer fahren läßt. Auch mit dem Handbike sind diese 700 m eine Zumutung! Auf dem Elberadweg holte ich erst kurz hinter Stadt Wehlen meinen Virtual Partner wieder ein, obwohl ich vor dieser Abfahrt einen komfortablen Vorsprung herausgefahren hatte.

Im Gegensatz zum Sonnabend ging der Sieg aber diesmal wieder an mich.

Track der Handbiketour vom 28.09.2019
Track der Handbiketour vom 29.09.2019

27. September 2019

Eine neue Herausforderung

Vor 3 Jahren habe ich erstmals ein Exoskelett von ReWalk Robotics getestet. Die befreundete Chefin des Zentrums für Querschnittgelähmte der Bavaria-Klinik Kreischa-Zscheckwitz hatte mir diesen Tip gegeben, und natürlich wollte ich es unbedingt einmal erleben, wie es sich anfühlt, auf eigenen Beinen ein paar Schritte zu machen. Es wurde damals zwar nur eine kurze Schnuppereinheit, doch hatte ich seitdem noch mehrmals die Gelegenheit, das System zu testen - zum Schluß sogar das neueste Modell "ReWalk Personal 6.0".

Erstes Training mit dem "ReWalk Personal 6.0"
Danach mußten viele Widerstände überwunden werden, bis meine Krankenkasse schlußendlich einwilligte, zunächst die Kosten für das Training mit dem Gerät und die Einweisung in dessen Bedienung zu übernehmen. Drei Monate habe ich nun Zeit, zu beweisen, daß ich trotz meiner Läsionshöhe (komplette Läsion ab dem 5./6. Brustwirbel) gut mit dem System zurechtkomme und es tatsächlich einen therapeutischen Mehrwert für mich erbringt. Fällt die Beurteilung positiv aus, wird auch die Anschaffung des Exoskeletts vom Kostenträger finanziert.

Ich möchte nun gleich die Gelegenheit nutzen, interessierte Betroffene an meinem Training und den dabei gemachten Erfahrungen teilhaben zu lassen. Deshalb habe ich einen zweiten Blog ins Leben gerufen, in dem ich nicht nur Tips und Infos zum Trainingsablauf und zu den Übungen gebe, sondern auch meine Fortschritte im Umgang mit dem "ReWalk Personal 6.0" dokumentiere. Herzstück dabei sind kurze Videos, zu den in diesem Rahmen absolvierten Trainingseinheiten. Denn nichts ist so informativ wie bewegte Bilder, mittels derer der Zuschauer die jeweilige Einzelübung hautnah verfolgen kann. Im Blog werde ich zwar voraussichtlich nur für die Dauer des 3-monatigen Trainings Beiträge verfassen, doch sollen Texte und Videos danach noch weiter öffentlich zugänglich bleiben.

Hier also der Verweis zu meinem neuen Blog - für den Schnellzugriff befindet sich dieser zudem in der rechten Spalte unter der Überschrift "Links" (4. Block von oben): Laufen lernen

PS: Natürlich gibt es auch hier weiterhin regelmäßig neue Berichte und Bilder!

23. September 2019

Dauerbrenner

Um meine gesteckten Ziele zu erreichen, will ich lieber ein bißchen Zeitpuffer zur Verfügung haben. Denn die Tage werden nun kühler und kürzer, auch muß man wieder häufiger mit schlechtem Wetter rechnen. Also war ich in der vergangenen Woche an drei Tagen unterwegs: Freitag, Sonnabend, Sonntag.

Am ersten Tourentag profitierte ich wieder mal von der monatlichen IT-Wartung meiner Behörde, weshalb ich kurz nach dem Mittag direkt von zuhause aus starten konnte. Geplant war eigentlich nur eine kleinere Runde, doch hatte ich vorsichtshalber die Fahrradbeleuchtung mit eingepackt. Man weiß ja nie ... Auf der Piste rollte es dann ganz gut, so daß ich Stück um Stück die Tour ausdehnte. Dieses Wetter mußte ich einfach nutzen. Als es schließlich dämmerte, waren alle Messen gelesen. Im letzten Licht des Tages ging es entlang der Elbe von Pillnitz zurück nach Pirna.

Zwar war ich am Sonnabend nachmittags zur Geburtstagsfeier meines jüngeren Patenkinds eingeladen, aber da ich ihn bereits direkt am Geburtstag besucht hatte, wollte ich dort sowieso nur kurz vorbeischauen. Ich bin ein ziemlicher Feier-Muffel, aus verschiedenen Gründen. Trotzdem verschob ich die bereits geplante längere Tour ins Böhmische Mittelgebirge noch einmal, um wenigstens nicht erst zum Abendbrot einzutreffen. Auch an diesem Tag fuhr ich wieder ins Blaue immer der Nase nach. Für die ersten Kilometer hatte ich zwar eine Idee, wie sich die Tour dann im Tagesverlauf entwickeln würde, das war mir jedoch nicht klar. Immer die Uhr im Blick, damit es nicht zu spät wurde, kam schlußendlich eine durchaus ansprechende Strecke zusammen. Ohne große Höhepunkte und mit moderaten Höhenprofil, doch dafür recht flott. Nach dem Abstecher zur Geburtstagsfeier und der Nachbereitung der Tour, endete für mich der Tag mit "Kunst + Krempel" vom BR. Das ist die einzige Sendung, die ich mir regelmäßig über den Livestream anschaue. Der Fernseher ist bei mir schon sehr lange außer Betrieb.

Die zwei Touren mit insgesamt 225 km und 2300 Hm machten sich bei mir körperlich immer noch bemerkbar, als ich am Sonntagmorgen munter wurde. Insofern hätte ich mich auch auf die faule Haut legen können. Das Wetter lieferte mir jedoch keine passende Ausrede dafür, denn es sollte der schönste Tag der Woche werden. Etwas verwegen war es allerdings, sich statt einer Flachetappe als Ziel Altenberg im Osterzgebirge auszusuchen. Der Ort liegt nämlich rund 650 m höher als das Elbtal. Zudem blies an diesem Tag ein kräftiger Südwind, gegen den ich bergauf zusätzlich ankämpfen mußte. Immerhin fingen Seidewitz- und Müglitztal an ihren engen Windungen und schmalen Passagen einige der Böen ab, so daß ich mich von Zeit zu Zeit auch etwas entspannen konnte.

Kurz vor 12 erreichte ich schließlich den bekannten Wintersportort. Nun lag nicht nur das Gros der Anstiege hinter mir, ich hatte jetzt endlich auch Rückenwind. Trotz Mittagspause und dem welligen, aber sehr schönen Umweg über Schellerhau war ich eine Stunde später schon in Dippoldiswalde. Noch die ca. 150 Hm bis Beerwalde, dann ging die Abfahrt bis Dresden weiter.

Die sogenannte Begerburg in Dölzschen
mit Logenblick zur Autobahn(brücke)
(Aufnahmeort)
Kurz vor dem Landtag hatte ich noch eine nette Begegnung mit der Polizei. Ein Streifenwagen-Kleinbus überholte mich, hielt vor mir an, dann entstieg dem Auto ein Beamter und kam auf mich zu. Freundlich wies er mich darauf hin, daß die Benutzung vorhandener Radwege verpflichtend ist. Nicht selten weiche ich nämlich bei schlechten Radpisten auf die Straße aus, auch dann, wenn beispielsweise Bordsteinkanten nicht bündig mit dem Straßenbelag abschließen und damit bei hohem Tempo Reifendurchschläge drohen. Ich habe mich mit ihm sachlich zum Thema ausgetauscht und glaube, daß er für meine Ansicht sogar Verständnis aufbrachte. Schließlich gab er sich mir gegenüber ja auch als passionierter Radfahrer zu erkennen. Ihm zuliebe bin ich dann doch ein paar Meter auf dem Radweg gefahren. Das nächste Mal werde ich es aber halten wie bisher. Denn erst vor kurzem gab es in meinem Nachbarort einen tödlichen Unfall, bei dem ein Radfahrer, der auf dem Radweg fuhr, an einer Grundstücksausfahrt von einem LKW überrollt wurde. Meiner Meinung nach ist das Fahren auf Radwegen, die nicht ganz klar als solche zu erkennen bzw. geschützt sind oder auch bei unübersichtlichen Kreuzungen viel gefährlicher für den Zweiradfahrer, als die Straße zu benutzen. Dort muß sich der Autofahrer in jedem Fall mit dem Radler auseinandersetzen und kann dem rollenden Verkehrshindernis eben nicht so einfach die Vorfahrt nehmen. Sollen doch die Autofahrer schimpfen,
Fahrt über das Blaue Wunder (Aufnahmeort) - Danke an Ines,
die zufällig im Auto hinter mir war und fotografiert hat
die Unfallstatistik gibt mir recht! Ich selbst werde sowieso nicht davon entbunden, regelmäßig für die Autofahrer mitzudenken und notfalls auch mal zu bremsen. Sonst wäre ich schon längst nicht mehr dabei.

Etwas später auf dem Elbradweg herrschte - wie bei diesem herrlichen Spätsommerwetter zu erwarten - natürlich ziemlich Betrieb. Die Heimfahrt auf der anderen Elbseite war deshalb die eindeutig entspanntere Alternative, zumal ich dabei mit einem kleinen Umweg auch noch die 130 vollmachen konnte.

Diese vergangenen drei Tage habe ich optimal genutzt.

Track der Handbiketour vom 20.09.2019
Track der Handbiketour vom 21.09.2019
Track der Handbiketour vom 22.09.2019

16. September 2019

Alles gut!

Am vergangenen Wochenende bin ich doch schon wieder mit dem Handbike auf Achse gewesen, denn die Verletzung im Sitzbereich ist inzwischen fast vollständig verheilt. Prophylaktisch habe ich zwar ein Suprasorb-Pflaster auf die betroffene Stelle geklebt, damit sie noch etwas geschützt bleibt. Trotzdem fasziniert es mich jedesmal, wie schnell der Heilungsprozeß bei mir abläuft, sobald ich nur konsequent genug dazu beitrage. In meinem Freundeskreis gibt es nämlich jemanden, der laboriert bei solchen Problemen regelmäßig monatelang herum.

Ursprünglich wollte ich am Sonnabend nur eine kleine Testrunde von knapp über 100 km fahren. Doch als sich freitags mein Kamerad Lád'a meldete, wußte ich, daß es mehr werden würde. Um vor dem verabredeteten Treffpunkt etwas Puffer für unvorhergesehene Zwischenfälle zu haben, fuhr ich am Morgen schon etwas zeitiger los. Nach 10 km gab es jedoch einen Zwischenstop, den sich niemand wünscht: einen Platten im Vorderreifen. Wie sich herausstellte, hatte sich endlich ein unendeckter winziger Glassplitter durch den Pannenschutz bis zum Schlauch durchgearbeitet. Erfreulicherweise ging der Schlauchwechsel relativ flott vonstatten, und einen guten Teil der verlorenen Zeit holte ich mit etwas mehr Tempo auch noch wieder heraus. So kam ich nur ca. 20 Minuten zu spät am Treffpunkt an - natürlich hatte ich zuvor meinen Sportfreund darüber informiert.

Zu Besuch bei Lád'as Freund
Doch trotz der Hetzerei war ich noch immer konditionell gut aufgestellt. Die zehn Tage Ruhe erwiesen sich offensichtlich als optimal zur Erholung, ohne gleich abzuschlaffen. Berge, Berge, Berge ... Als wir mittags bei Lád'as Kameraden in Groß-Bocken (Velká Bukovina) ankamen, summierten sich die Höhenmeter auch schon wieder auf reichlich 900. Sein Bekannter führt übrigens eine Landwirtschaft, und - nimmt man die Anzahl seiner Tiere (Kühe, Schafe, Ziegen, Enten, Gänse und Hühner) als Grundlage - vermutlich keine kleine. So stelle ich mir einen richtigen Bauern vor!

Auf dem Rückweg ins Elbtal schlugen wir uns in Bensen bei einem Zwischenstop noch einmal ordentlich die Bäuche mit süßen Mohnknödeln und eher deftig mit Zwiebeln und Wurst gefüllten Knödeln voll. Wenn ich mit Lád'a unterwegs bin, gibt es meistens ein "anständiges" Mittagessen. Aber mit Fußgängern als Begleiter funktioniert das ganze Procedere eben erheblich besser, ganz abgesehen davon, daß ich nicht gern allein am Tisch sitze. Im Biergarten trafen wir auch zwei deutsche Radtourenfahrer aus Frankfurt/M., die gerade an einem tschechischen Radtrial teilnahmen. Sie waren begeistert von dieser großartigen Landschaft - nur zu verständlich!

Nach einem Eis in Königstein trennten sich schließlich die Wege von mir und meinem tschechischen Freund für diesen Tag. Während auf meinem Fahrradcomputer zuhause nur 124 km und 1200 Hm standen, wurden es bei ihm 181 km und 2400 Hm. Keine Spazierfahrt!

Gestern habe ich das schöne Wetter gleich noch für eine weitere Tour genutzt. Ich war zwar nicht mehr ganz so fit wie am Vortag, doch nach einem verhaltenen Beginn lief es leidlich gut. Ohne die gruselige Schotterpiste vor Lobendau (Lobendava, s. Track vom 15.09., km 37,7 - 38,7) sowie den einigen hundert Metern über aufgerissene Straßen durch Baustellen wäre ich auch etwas schneller gewesen, doch bin ich so garantiert pannenfrei geblieben. Dafür wurde vor kurzem der Abschnitt der vermutlich nördlichsten Straße Tschechiens in Ost-West-Richtung von Lobendau über Hainspach (Lipová), Groß Schönau (Velký Šenov) bis nach Schluckenau (Šluknov) frisch asphaltiert und läßt sich jetzt herrlich fahren. Das Sägezahnprofil dieser rund 10 km langen Strecke dürfte nun perfekt für ein anspruchsvolles Ausdauertraining sein.

Auch eine mir noch unbekannte Straße bin ich diesmal gefahren. Eher zufällig gefunden, d.h. von meinem Fahrradnavi vorgeschlagen, erwies sich die Landstraße zwischen Eberswalde und Cunewalde (s. Track vom 15.09., km 62,0 - 70,2) als eine sehr schöne Alternative zu der stark befahrenen B98.

Die letzten 60 km stellten dann nur noch bezüglich der Ausdauer eine Herausforderung dar, zu oft habe ich diese Einflugschneise zurück nachhause schon benutzt. Immerhin gibt dabei auch etliche Passagen, die ich immer wieder gern fahre. Die Auffahrt von Putzkau nach Oberottendorf gehört genauso dazu, wie das Wesenitztal.

Als ich ca. 15 km vor dem Ziel Bekannte vor ihrem Haus in Helmsdorf traf, nutzte ich die Gelegenheit für ein paar zusätzliche Schlucke Wasser. Denn mit meinen 1,5 Litern Tonic Water hatte ich inzwischen ziemlich haushalten müssen. Wesentlich entspannter rollte es danach bis nach Pirna, wo ich kurz nach sechs ankam.

Das Tourenpensum nach der Zwangspause war doch ganz passabel!

Track der Handbiketour vom 14.09.2019
Track der Handbiketour vom 15.09.2019

10. September 2019

Zeit der Ruhe

Nun mußte ich doch eine Zwangspause einlegen. Weil die lädierten Hautpartien im Sitzbereich nach dem Urlaub immer noch nicht verheilt sind, habe ich mir bis auf weiteres ein vollständiges Handbikefahrverbot auferlegt. Eine leichte Verbesserung ist zwar inzwischen zu beobachten, doch ob ich am kommenden Wochenende schon wieder auf Achse sein kann, fragt sich.

Wer macht mit? - Abbiegehinweis in Grenoble
Immerhin hat mir die erzwungene Zeit der körperlichen Inaktivität ermöglicht, zeitnah den illustrierten Reisebericht über meinen diesjährigen Alpenurlaub in Frankreich zu verfassen. Wieder sind es zuzüglich der detaillierten Tourenübersicht zehn Seiten geworden, doch diesen Umfang sind ja meine Leser inzwischen von mir gewohnt. Nicht zuletzt finden sich dabei im Text außerdem ein paar interessante Tips für Leute, die gern auch einmal mit dem Handbike im Hochgebirge unterwegs sein wollen. Denn das ist nicht nur die Domäne von sogenannten Extremsportlern! (Ich lehne es übrigens ab, als solcher bezeichnet zu werden.)

Gute Unterhaltung!

PS: Auf meiner Facebook-Seite habe ich darüberhinaus noch ein paar Bilder mit Beschreibung von meinen Touren auf den Mont Ventoux sowie rund um die Verdonschlucht veröffentlicht.

5. September 2019

Ausgebremst

Meine letzte Urlaubswoche will ich noch gut nutzen. Allerdings ist es angesichts der immer noch nicht vollständig verheilten Verletzung schwierig, die Grenze zum Unzumutbaren zu ziehen. Und genau deswegen hat sich leider der Zustand nach meiner Dienstagtour wieder etwas verschlechtert. Na ja, morgen ist "Visite" - da wird der Fahrplan für die nächsten Tage festgelegt ...

Das Wetter war mir in den letzten Tagen jedenfalls sehr wohlgesonnen. Selbst die Kühle des Morgens mit Temperaturen zwischen 8 und 14°C kam mir entgegen, weil ich es sowieso etwas frischer mag. Anstiege lassen sich nämlich dann gleich viel besser fahren.

Von der Straße nach Stimmersdorf schweift der Blick nach
Norden zu den Flügelwänden (Aufnahmeort)
Am ersten Tourentag fuhr ich erstmals seit meinen Unternehmungen in den Alpen wieder ins Böhmische. Dabei lag der Großteil der Berge bereits mittags hinter mir. Bevor ich schließlich nach der welligen Fahrt durch das Zappenland endgültig zurück ins Elbtal rollte, bog ich in Rainwiese (Mezní Louka) nach Stimmersdorf (Mezná) ab. Der malerische Flecken liegt isoliert auf einem Bergrücken zwischen den Kamnitzklammen und dem Tal, welches hinunter nach Herrnskretschen (Hřensko) führt. Von der Stichstraße sowie im Ort selbst bieten sich herrliche Ausblick in die nähere und weiter entferntere Umgebung, weswegen sich der Abstecher durchaus lohnt. Vom Dorf gibt es dann zwar ebenfalls eine Radtrasse durch den Wald in Richtung Herrnskretschen, da diese aber auf holperigen Waldwegen verläuft, bin ich lieber wieder zur asphaltierten Straße zurückgefahren.

Gestern habe ich mich dann mit Kletterpartien zurückgehalten. Dafür gab es neben dem meist etwas ruhiger gehaltenen zweiten Tourentag in Folge jedoch auch einen weiteren triftigen Grund. Denn nach knapp 30 km signalisierten die Bremsbeläge meiner Scheibenbremse unmißverständlich, daß sie dringend ausgewechselt werden müssen. Dabei hatte ich diese doch erst vor zwei Wochen ausgetauscht! Der Ersatz war zwar bereits gebraucht, doch noch nicht sehr abgenutzt. Komisch ...

Jedenfalls habe ich daraufhin meine Strecke entsprechend abgeändert, so daß ich am frühen Nachmittag bei meinem Mechaniker im Dresdener Bike24-Laden vorbeikam. Er konnte sich für mich  und mein spontanes Anliegen trotz der Auftragslage ein paar Minuten Zeit nehmen, um die Beläge zu wechseln. Diesmal hat es also der Profi gemacht, inkl. der Feinjustierung der Bremse. Nun werde ich sehen, ob die Beläge erneut so schnell verschleißen, wie schon zweimal hintereinander. Da war die kürzere Lebensdauer aufgrund der ganz anderen Beanspruchungen während meiner Pässefahrten wenigstens noch nachvollziehbar. - Ich bleibe trotzdem skeptisch, denn so etwas ist mir bisher in meiner langjährigen Fahrpraxis noch nie passiert.

Das nächste Mal sollte ich vielleicht Urlaub am Meer machen ... 😉

Track der Handbiketour vom 03.09.2019
Track der Handbiketour vom 04.09.2019

2. September 2019

Blutdoping

Glücklicherweise war meine offene Hautstelle am Gesäß doch nicht so schlimm, wie befürchtet. Inzwischen ist sie bereits fast verheilt, so daß ich tourenmäßig gleich nahtlos an meine Alpenfahrt anschließen konnte.

Denn es gibt einen großen Vorteil, den ich jedesmal gern ausnutze, wenn ich nach Handbiketouren im Hochgebirge wieder zurück in der Heimat bin: durch die anstrengenden Pässefahrten in größerer Höhe bilden sich mehr rote Blutkörperchen als sonst. Und das schlägt sich unmittelbar auf die Leistungsfähigkeit nieder, weil nun das Blut stärker mit Sauerstoff angereichert werden kann. Leider schwindet dieser Effekt mit dem Ende des Lebenzyklus dieser Blutbestandteile.

Nachdem mich am Freitag meine (Kranken-)Schwester Anne untersucht und anschließend entsprechend verarztet hatte, brach ich anderntags zu einer ersten Testrunde im Handbike auf. Ich wollte feststellen, inwieweit ich mein Sitzfleisch belasten konnte. Linkselbisch kletterte ich dabei bis auf knapp 500 m. Einen ersten Anhaltspunkt für meine gestiegene Leistungsfähigkeit lieferte dabei die Steilrampe beim Taubenteich (s. Track vom 31.08., km 31,4 - 31,9). Diesmal bin ich nicht einmal ins Hecheln gekommen. Später befuhr ich einige meiner Lieblings"rennstrecken", z.B. den Krippengrund, das Kirnitzschtal und die Ortsdurchfahrten von Hertigswalde und Polenz.

Als ich von Hainersdorf über die Goldgruben nach Schönbach fuhr (s. Track vom 31.08., km 72,9 - 74,9), tauchte vor mir eine Reiterin auf. Normalerweise reagieren Pferde auf mich in meinem Gefährt immer extrem empfindlich, und so warnte ich rechtzeitig das Mädchen. Sie blieb jedoch total locker, ließ mich passieren bzw. galoppierte später noch einmal auf der Wiese an mir vorbei. Als ich danach zum zweiten Mal an den beiden vorbeirollte, mußte ich unbedingt ein Kompliment loswerden. Ich habe noch nie jemanden auf einem Pferd gesehen, der so souverän sein Tier im Griff hatte! Sie erwiderte zwar, ihre Stute sei noch sehr jung (offensichtlich als Hinweis, daß sie deshalb besonders gut zu steuern sei), ich aber war trotzdem schwer beeindruckt. Bei einer vielleicht 15jährigen jungen Dame hätte ich das, was meiner Meinung jahrelange Erfahrung voraussetzt, nicht unbedingt erwartet.

Weil dieser erste Ausflug keine negativen Auswirkungen hinsichtlich des Heilungsprozesses hatte, legte ich am Sonntag noch einen Zacken drauf. Ich suchte mir die nächste Bergstrecke und fuhr hinauf ins Osterzgebirge. Unterwegs meldete sich mein Kamerad Lád'a, auch er wollte dort hin. Vielleicht würde es dabei mit einem kurzen Treffen klappen. Wir haben uns nämlich schon einige Wochen nicht mehr gesehen, auch wegen meines Alpenurlaubs.

Bereits vor der angepeilten Zeit überquerte ich die Grenze in Zinnwald. Natürlich fuhr ich gleich weiter, denn mein Sportfreund wußte ja aufgrund meines Livetrackings, wo ich steckte und konnte mich deshalb problemlos finden. Leider setzte genau auf diesem Streckenabschnitt das Tracking aus, ohne daß ich dies bemerkte. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen passiert das öfters mal. Falls man das selbst feststellt, kann man die Bluetooth-Verbindung zum Smartphone im Garmin Edge 1000 zunächst deaktivieren und dann anschließend wieder aktivieren. Dann - und nur dann - wird das Lifetracking meist wieder aufgenommen. Von alleine etabliert der Fahrradcomputer nicht die verlorengegangene Verbindung.

Mein tschechischer Kamerad konnte mich deshalb nicht finden, und als er sich meldete, war ich bereits auf dem Rückweg. Warten wollte ich nämlich nicht, denn gerade schlug das Wetter um. In Neuhermsdorf ging dann für eine halbe Stunde die Welt unter. Ein solches Unwetter habe ich im Freien noch nie erlebt! Es war eine glückliche Fügung, daß ich kurz zuvor einen Carport als geeigneten Unterschlupf gesehen hatte, den ich nun schleunigst ansteuerte. So kam ich unbeschadet durch das Gewitter mit sintflutartigem Regen und Sturm.

Auf dem restlichen Heimweg mußte ich aufgrund des Wetters weitere Zwangsstops einlegen. Besser 10 Minuten warten, als völlig durchgeweicht noch weitere 40 km durch Wind und Kälte zu fahren. Möglicherweise haben mich einige der tropfnassen Radfahrer auf dem Elberadweg für einen Warmduscher gehalten, weil ich mich in Laubegast noch einmal ein paar Minuten vor einem Regenschauer in einem Buswartestand verkroch. Dabei muß man heutzutage gar nicht unbedingt Held spielen! Mittels der Regenradar-App meines Smartphones konnte ich nämlich genau abschätzen, ob das Warten sinnvoll war. In diesem Fall half es mir, trocken nachhause zu kommen.

Schöne, neue Welt!

Track der Handbiketour vom 31.08.2019
Track der Handbiketour vom 01.09.2019