31. Dezember 2015

Schwacher Anfang, starker Abschluß

Von wegen Trendwende! Noch zu Beginn des Jahres war ich der Überzeugung, daß weniger auch mehr sein könnte und schraubte meine Erwartungen hinsichtlich meiner Aktivitäten im Handbike drastisch zurück. Aber vielleicht war der verhaltene Jahresstart nur einem Motivationstief geschuldet.

Denn auch 2015 ging es richtig rund! Zu den besonderen Höhepunkten der vergangenen 12 Monate gehören:
- die zweite gemeinsame Urlaubsfahrt mit meinem tschechischen Kameraden Lád’a und seinen Sportfreunden in die Toskana, diesmal nach San Vincenzo
- 4 lange Kanten über 200 km, die mich ins links- und rechtselbig gelegene Böhmische Mittelgebirge (České středohoří), nach Chemnitz sowie nordwestlich bis Oschatz brachten
- meine nunmehr bereits zehnte Alpen-Pässejagdsaison mit überdurchschnittlich vielen Rundfahrten in Südtirol / Norditalien, dem Berchtesgadener Land und in Österreich, auf der auch zwei gemeinsame Bergtouren mit meinen bayerischen Freunden - darunter die Bezwingung des Kitzbüheler Horns - geworden sind
- der Kurzurlaub mit Lád’a, seiner Frau und Schwiegermutter im Riesengebirge (Krkonoše) zu Beginn des Monats Oktober, bei dem ich nun mit dem Handbike bis zur Elbquelle gekommen bin
- und schließlich am Ende des Jahres die zahlreichen Radtouren ins Alpenvorland sowie bis zum Wetterstein- und Karwendelgebirge  an den behandlungsfreien Tagen meiner turnusmäßig absolvierten Kur in Bad Heilbrunn

Insgesamt habe ich im Laufe des Jahres auf 105 Touren rund 11.278 km und 119.700 Hm bewältigt, was einer täglichen Fahrleistung von mehr als 30 Kilometern entspricht.

Daß bei der Endabrechnung die Durchschnittsgeschwindigkeit nicht ganz so berauschend ist, hat neben dem mentalen Durchhänger zu Beginn des Jahres auch ganz handfeste materialbedingte Ursachen. Längere Zeit schliff nämlich, von mir unbemerkt bzw. nicht zu lokalisieren, das rechte Hinterrad am Rahmen und verursachte dadurch etliche Reibungsverluste. Auch der unüblich hohe Verschleiß an Reifen beim rechten Hinterrad lag letztlich in der unzureichenden Spurgenauigkeit des Rades begründet und führte damit zu einem erhöhten Rollwiderstand. Mittlerweile habe ich das Manko behoben, und siehe da: die Haltbarkeitsdauer des Pneus hat sich schon jetzt drastisch verlängert.

2015 konnte ich nach dem Totalausfall des Vorjahres endlich auch wieder ein paar Skitouren auf meinem Langlaufschlitten unternehmen. Neben Ausflügen mit Rollifahrer-Kameraden im “Haus”gebiet Osterzgebirge durfte ich bereits zum zweiten Mal Freunde aus Gombsen bei Kreischa zum Skitourenurlaub ins Isergebirge (Jizerské hory) begleiten. Besonders hat mir dabei gefallen, daß wir so richtig in Familie - also auch mit Kindern - unterwegs waren. Ich denke, wir hatten dabei alle unseren Spaß.

Der kam auch zu meiner Geburtstagsrolliwanderung im Juni nicht zu kurz. Dabei wurde mit tatkräftiger Hilfe meiner Freunde mein jahrelang gehegter Wunsch endlich Wirklichkeit, mit dem Rollstuhl direkt bis zum Wahrzeichen der Böhmischen Schweiz, dem Prebischtor (Pravčická brána), zu gelangen. Diese Tour wird in meiner Erinnerung immer etwas ganz besonderes sein - verbinden mich doch die Felsen des Elbsandsteingebirges auf ganz natürliche Weise mit meinem ersten Leben als leidenschaftlicher Kletterer.

Aktiv bin ich auch heute noch, nur die Spielwiese hat sich geändert. Dabei ist mir sehr wohl bewußt, daß ich nicht im luftleeren Raum agiere. Ähnlich wie bei anderen Leistungssportlern sind an meinem Erfolg viele Freunde und Verwandte beteiligt. Deshalb ist es mir auch so wichtig, daß ich etwas von meiner Freude am Leben zurück- bzw. weitergeben kann.

Der schönste Lohn ist, wenn der Funke der Begeisterung auf meine Mitmenschen überspringt.

Letzter Akt

Heute gab es zum Abschluß noch eine kleine Ehrenrunde.

Dabei konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß meine Ausrüstung bereits mit dem Jahr abgeschlossen hatte. Die Geschwindigkeitsmessung meines Fahrradcomputers funktionierte nicht, auch ließ sich der Sensor nicht neu initialisieren. Außerdem verweigerte meine Stirnlampe bereits beim Losfahren gegen 6.30 Uhr den Dienst, weswegen ich mich bis Bad Tölz auf dem Radweg zunächst weitestgehend im Dunkeln vorwärtstasten mußte. Die Aufzeichnung auf dem GPS-Logger ging ebenfalls irgendwie schief und das Überspielen der Tourendaten von meinem HAC5 war erst nach zahlreichen Anläufen und verschiedenen Rekonfigurationen möglich.

Naja, ich fahr ja nicht nur für die Statistik. Obwohl … Als Mann muß man einfach alles ganz konkret in Fakten und Zahlen erfassen.

Am Walchensee, im Hintergrund die Zugspitze (Aufnahmeort)
Der Grund, warum ich am letzten Tag des Jahres für diese kurze Tour so früh gestartet bin, lag am Wetter. Im Regenradar sah ich ein großes tiefblaues Niederschlagsgebiet in Richtung Osten ziehen. Es war davon auszugehen, daß es nur bis Mittag trocken bleiben würde. So war es dann auch. Eine Stunde, nachdem ich gegen 12.20 Uhr wieder zurück waren, öffneten sich die Schleusen. Doch mit der frühen Rückkehr kam ich sogar noch zum Mittagessen zurecht.

Die Tour in die Jachenau und weiter zum Walchensee war ein wunderschöner und entspannter Ausklang eines ereignisreichen Jahres. Dieter’s Empfehlung eines Abstechers zur Staffelalm folgte ich diesmal zwar wegen des drohenden Schlechtwetters nicht, aber vielleicht wird’s später mal.

Ein paar Ziele muß ich mir in der Gegend aufheben - als Ansporn für’s Wiederkommen.

Track der Handbiketour vom 31.12.2015

27. Dezember 2015

Weihnachtstriade

Der Körper winselt um Gnade, also will ich ihm heute Erholung gönnen. Denn das Wetter ist hier derzeit so gigantisch, daß mir Innehalten schwerfällt. Doch nach drei Tagen auf dem Handbike stoße auch ich physisch an meine Grenzen. Würde ich weitermachen, bestünde die Gefahr des Raubbaus an der eigenen Gesundheit. Abgesehen davon, daß ein zügiges Vorankommen aufgrund des Kräfteverschleißes derzeit nicht mehr gegeben ist.

Selbst gestern spürte ich bereits die Auswirkungen der beiden vorangegangenen Tage. Da hatte ich mir den Achenpaß vorgenommen, einen eigentlich leicht zu bewältigenden Anstieg. Außerdem wollte ich abseits der Hauptverkehrsadern den Abschnitt des Bodensee-Königssee-Radwegs zwischen Gaißach (Bad Tölz) und Finsterwald (Gmund) befahren. Die schöne Streckenführung weit entfernt vom nervenden Autolärm muß mit vielen Höhenmetern mehr und unbefestigter, z.T. kiesiger Piste erkauft werden. Auch beim Anstieg zum Achenpaß habe ich dann etliche Kilometer die ausgeschilderte Radroute "Via Bavarica Tyrolensis"  genutzt, bis ich wegen der mühseligen Strecke mit ständigen Hoch und Runter schließlich auf die stark befahrene Bundesstraße wechselte. Davor bin ich sogar über das Wildbad Kreuth gefahren, wo die Fürsten der CSU häufig ihre Klausurtagungen veranstalten. Fazit dieses Tages sowie meiner bisherigen Handbikeerfahrungen in den vergangenen Wochen: Die ausgeschilderten Radwege sind i. d. R. absolut ungeeignet, um materialschonend, schnell und kraftsparend von Punkt A nach B zu gelangen.

Auch am 24.12. habe ich auf dem Rückweg zu fortgeschrittener Stunde viele Kilometer lang die Bundesstraße B472 genutzt, weil es die schnellste Verbindung war. An dieser Stelle möchte ich den bayerischen Autofahrern (auch den Münchenern!) ein großes Kompliment machen. Während meiner bisherigen Touren in Oberbayern hat mich nur einmal ein Autofahrer böse angehupt, zweimal gab es kurze Kommentare aus überholenden Autos heraus. Bezeichnenderweise war der Hupende ein Dusseldorfer (ja, richtig gelesen - auch D wie Depp, Dämlack, Dumpfhirn), also ein Auswärtiger. Ansonsten sind hier die Kraftverkehrsteilnehmer mir gegenüber sehr tolerant, sie warten lieber bei Gegenverkehr, als zu dicht an mir vorbeizufahren. Wahrscheinlich wird mancher diese Gelegenheit auch nutzen, mich exotischen Verkehrsteilnehmer näher in Augenschein zu nehmen. Hier verrenken sich jedenfalls die Leute noch öfter den Hals, als bei mir zuhause.

Blick vom Hohen Peißenberg, rechts das
Meteorologische Observatorium Hohenpeißenberg (Aufnahmeort)
Die Fahrt auf den Hohen Peißenberg zum Heiligabend hat sich auf jeden Fall gelohnt. Dieses phantastische 360°-Panorama bekommt man nun wirklich nicht überall geboten. Noch dazu bei dem Wetter und diesen Sichtverhältnissen.

Die Tour am ersten Weihnachtsfeiertag wurde meine Schnellfahrrunde. Die Gegend südlich von München ist über weite Strecken recht flach, so daß es hier durchaus flott vorangeht. Erst nach knapp 60 Kilometern kamen hinter Westerham einige hügelige Abschnitte, darunter zwei kürzere Anstiege - nach Mittenkirchen sowie durch das Mangfalltal bei Weyarn (s. Track vom 25.12., km 58,2 sowie 63,7) - mit 17 bzw. 15% Steigung. Mühsam gestaltete sich an diesem Tag nur noch die ungeplante Offroadpassage vom Kirchsee bei Sachsenkam bis Au (s. Track vom 25.12., km 82,5 - 85,9). Wieder einmal hatte ich die Radtrasse verloren und "irrte" - immer meiner Intuition folgend - über aufgeweichte Forstwege durch den dichten Wald, bis ich wieder auf eine Straße kam. Es ist schon ziemlich aufregend, sich auf völlig unbekanntem Gelände vorwärtszutasten, ohne zu wissen, ob man durchkommt. Immerhin traf ich unterwegs sogar einige Wanderer.

Nun habe ich nur noch ein Tourenziel für dieses Jahr. Sofern es das Wetter erlaubt, möchte ich gern zu Silvester noch einmal mit dem Handbike in die Jachenau. Das wäre genau die richtige kurze Jahresabschlußtour und eine gute Vorbereitung auf mögliche Skilanglauftouren. Sofern Schnee kommt ...

Track der Handbiketour vom 24.12.2015
Track der Handbiketour vom 25.12.2015
Track der Handbiketour vom 26.12.2015

21. Dezember 2015

Der Kreis schließt sich

Auf meiner ersten Alpenfahrt fuhr ich mit Freunden im Sommer 1990 - noch vor der Wiedervereinigung - nach Garmisch-Partenkirchen. Damals haben wir zu Fuß von dort die Zugspitze über das Höllental bestiegen, um anschließend nicht nur das Wettersteingebirge, sondern auf unserem Weg nach Südtirol auch die Stubaier Alpen zu überqueren. Gestern nun kam ich an den Ort meiner ersten alpinen Erlebnisse zurück. Diesmal jedoch im Handbike.

Es war ein herrlicher Tag, keine einzige Wolke bedeckte den azurblauen Himmel. Heldenwetter! Zwar begann der Tag wieder mit leichtem Frost, doch bis zum Nachmittag kletterten die Temperaturen bis auf 14°C. Was die Schönheit der Landschaft betrifft, so war es einfach nur großartig, vom welligen Voralpenland in die tiefen Täler der Alpen vis-à-vis der schneebedeckten Gipfel vorzudringen.

Lediglich der übermäßig starke Kraftverkehr trübte die Freude. Denn leider gelangte ich eben nicht durchgängig auf Radwegen nach GaPa (wie mein tschechischer Kamerad den Ort zu nennen pflegt). Immer wieder verlor ich aufgrund schlechter Ausschilderung die Radtrasse und kam auf die stark befahrene Bundesstraße. Auch waren etliche Teilstücke des Weges nur mit einer recht holperigen, manchmal schotterigen Naturdecke ausgestattet, so daß ich mir diese Abschnitte ersparte. Die anschließende Bundesstraße von Partenkirchen nach Mittenwald verfügt zwar durchgängig über einen separaten Radweg, trotzdem ist diese Passage mit den vielen Autos in unmittelbarer Nachbarschaft ebenfalls nur bedingt eine Freude.

Der Tag erwacht (Aufnahmeort)
Nun will ich aber vor allem die lohnenden Teilstrecken nennen, denn diese gab es nämlich auf meiner Fahrt ebenso. Dazu gehört das kleine Sträßchen von Habach nach Murnau (s. Track vom 20.12., km 19,0 - 28,2) und die asphaltierten Radwege von Oberau nach Farchant (s. Track vom 20.12., km 45,8 - 49,7) sowie nach Wallgau (s. Track vom 20.12., km 68,4 - 71,3). Auf meinem Weg nach Murnau erwachte gerade der Tag, und hinter den reifbedeckten Wiesen stieg die Sonne über die Berge. Das war einfach nur schön!

Das letzte Paßbild des Jahres (Aufnahmeort)
Sonnabends ging es mit dem Rad ostwärts. Am ersten Tag des Wochenendes reizten mich vor allem die höheren Regionen der Umgebung. Dazu gehören unbedingt der Wechsel sowie der Spitzingsattel. Normalerweise sind beide um diese Zeit nicht mehr auf Rädern zugänglich, doch in diesem Jahr liegen hier oben nur ein paar klägliche Schneereste. Die machten meine Abfahrt vom Wechsel nach Valepp (s. Track vom 20.12., km 43,3 - 48,4) jedoch ungewohnt spannend, denn in dem tiefen Tal erreicht die Sonne tagsüber nicht mehr die Straße. Viel fehlte jedenfalls nicht, und ich hätte aus Sicherheitsgründen, d.h., weil die Straße komplett von Altschnee bzw. Eis bedeckt ist, umkehren müssen. Alles ging jedoch gut. Als die Sonne wieder bis in den Grund strahlte, wußte ich, daß ich es bis  zum Spitzingsee schaffen würde.

Als kleinere Variante mit Startpunkt in Gmund kann ich die Tour über Wechsel und Spitzingsattel wärmstens empfehlen. Die ca. 50 km lange Runde (wenn man am Ostufer des Tegernsees entlangfährt) sollte jedoch unbedingt entgegen des Uhrzeigersinns, also so, wie ich die Strecke gefahren bin, in Angriff genommen werden. Da muß man zwar am Beginn der Mautstraße hinauf zum Wechsel (natürlich kostenfrei für Radsportler) zunächst ordentlich in die Kurbel greifen, der Weg danach zum Spitzingsattel ist aber hinsichtlich der Steigung recht angenehm zu fahren. Die Auffahrt von Neuhaus auf den letztgenannten Paß dürfte wegen der Steilheit und des Kraftverkehrs die schlechtere Alternative sein.

Auf dem Rückweg hatte ich dann noch ein nettes Erlebnis. Ein paar Kilometer vor Bad Tölz holte mich ein einheimischer Radler auf seinem Mountainbike ein, der offensichtlich gerade eine Nachmittagsrunde drehte. Er schien fasziniert von meinem Gefährt, und so kamen wir ins Gespräch. Über den Sport, über die Berge - eben das, was uns beide begeistert. Schließlich begleitete er mich noch bis hinter Bad Tölz und lotste mich meisterlich durch das Zentrum. Vielleicht sind wir ja in den nächsten Tagen auch einmal gemeinsam unterwegs. Am Interesse daran mangelt es jedenfalls nicht.

Track der Handbiketour vom 19.12.2015
Track der Handbiketour vom 20.12.2015

14. Dezember 2015

Unter Bajuwaren

So, da ist die erste Woche meiner Kur in Bad Heilbrunn schon wieder fast vorüber.

Bevor sich alles einigermaßen eingepegelt hatte, war es ziemlich langweilig. Der Ort selbst bietet nämlich nicht viel an unterhaltsamer Abwechslung. Mittlerweile scheinen die Ärzte jedoch realisiert zu haben, daß man mir ein bißchen mehr Behandlungen verordnen muß, um mich einigermaßen zu fordern. Ich steche sowieso aus der hier üblichen Klientel heraus.

Blick über Wallgau zum Karwendelgebirge (Aufnahmeort)
Aber dafür ist die Gegend wunderschön. Die noch fehlende Ausarbeitung schaffte ich mir am Wochenende. Auf zwei Touren ging es zum einen in Richtung Alpen bis kurz vor Garmisch-Partenkirchen, zum anderen nördlich rund um den Starnberger See bis zum Kloster Andechs. Besonders eindrucksvoll für mich war am ersten Tag die Befahrung der windungsreichen Kesselbergstraße mit nur moderaten Steigungswerten von Kochel am See nach Urfeld am Walchensee sowie der Mautstraße entlang der Isar von Wallgau nach Vorderriß (s. Track vom 12.12., km 19,8 - 25,5 sowie 39,0 - 51,2). Von gestern sind mir dann vor allem die kleinen Nebensträßchen als besonders schön in Erinnerung geblieben, auf denen es jedoch kräftig auf und ab ging (s. Track vom 13.12., z.B. km 5,7 - 10,0, 13,5 - 18,3 und 88,6 - 91,8).

Herrlicher Sonnenschein und nur ein paar Schleierwolken begleitete mich an beiden Tagen von morgens bis abends. Allerdings war es in der Frühe ziemlich frisch. Temperaturen um die -4°C sind nur solange akzeptabel, wie man sich bewegt und wie es keinen oder nur wenig Wind gibt.

Das Finden einer landschaftlich schönen aber asphaltierten Strecke, die noch dazu nicht zu stark vom Kraftverkehr frequentiert ist, stellte sich als eine unerwartete Herausforderung dar. Denn meiner Karte konnte ich diesbezüglich ebensowenig vertrauen, wie den völlig unsystematisch bzw. willkürlich angebrachten Radwegweisern, die mir nur in den seltensten Fällen wirklich weitergeholfen haben. Die deutschen Radwegemarkierungen sind gegenüber dem tschechischen Orientierungssystem hoffnungslos unterlegen. Und wenn es nur um die durchgängige Nummerierung der Radtrassen geht - ohne solchen Firlefanz wie "Mozart-Radweg", "Römerradweg" und dergleichen Schwachsinn mehr.

Etwas - gelinde gesagt - verwundert war ich über die Maulfaulheit der hiesigen Bewohner und auch der Radsportler. Zugegeben, es konnten nicht alles Sonntagsfahrer gewesen sein, die mir begegnet sind. Aber den Mund zum Gruß hat fast keiner aufbekommen, selbst dann nicht, wenn ich als erster grüßte. Ein komischer Menschenschlag, der nur glotzt, statt redet. Oder sind die wirklich so überheblich, daß sie sich vielleicht für etwas besseres halten? - In meiner Heimat bin ich da anderes gewohnt, und auch von meinen Touren in Österreich, Frankreich, Südtirol, Italien, ....

Nun muß ich wieder eine Woche warten, bis ich mich sportlich austoben kann. Es wäre nicht schlecht, wenn ich zum 4. Advent noch einmal auf Rädern unterwegs sein könnte. Da würde ich dann nach Garmisch fahren und mir die Zugspitze von unten anschauen.

Track der Handbiketour vom 12.12.2016
Track der Handbiketour vom 13.12.2016

6. Dezember 2015

Abschiedsvorstellung

Das war's also mit meinen diesjährigen Aktivitäten in der Heimat. Ab Dienstag bin ich dann für einige Zeit in Bayern. Natürlich hoffe ich, von dort ebenso regelmäßig berichten zu können. Sicher ist das aber nicht.

Morgens auf der Basteiaussicht (Aufnahmeort)
Während ich es am Freitag hinsichtlich des Streckenprofils etwas ruhiger anging, kamen heute schließlich einige Meter zusammen. Dafür war es bedeutend schöner, als vor zwei Tagen.

Immerhin konnte ich am ersten Tourentag den Wind nahezu optimal für mich nutzen. Vormittags blies er nämlich ordentlich aus Richtung Osten, doch pünktlich am westlichen Wendepunkt in Dresden drehte er ebenfalls. An diesem Tag bin ich am frühen Morgen für einen letzten Blick übers Gebirge bis auf die Basteiaussicht gefahren. Im Sommer ist hier der Teufel los, jetzt jedoch hat man den Ort zu dieser Stunde ganz für sich alleine. In Zeschnig erkundete ich noch eine mögliche Streckenvariante, deren Befahrung ich mir allerdings ersparte. Das blieb mein einziges Experiment auf meiner Fahrt.

Wesentlich spannender wurde es während der zweiten Runde. Auf meiner letzten Handbiketour durch das Elbsandsteingebirge im Jahr 2015 steuerte ich das Khaatal (Kyjovské údolí) an, eines meiner Lieblingsgebiete im tschechischen Teil der Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Die Sonne gab heute ihr Bestes, obschon sie längst nicht mehr in die tief eigeschnittenen Schluchten und Täler vordringen kann. Deshalb fuhr ich auch bis nach dem Mittag größtenteils im Schatten.

Kurz vor dem Örtchen Khaa ritt mich wieder mal der Teufel. Ein Abzweig am Wüsten Schloß bei Khaa (Kyjovský hrad) hatte mich schon längere Zeit interessiert. Nun kämpfte ich mich auf dem ausgewaschenen Weg, der aus dem Tal aufwärts führte, vorwärts. Schwierigstes Offroad-Gelände. Zwei, drei heikle Stellen meisterte ich, dann ließ die Steigung nach. Doch die Freude darüber währte nur kurz, denn nun führte der Pfad durch sumpfiges Wiesengelände. Wie nicht anders zu erwarten, fuhr ich mich dort fest und kam nur mit viel Geduld und etlichen Versuchen wieder frei. Endlich wurde der Untergrund wieder trockener. Lediglich eine größere Pfütze mußte ich noch durchqueren. Mit vollem Schwung ging ich das Hindernis an, um nicht wieder steckenzubleiben. Zu dumm, daß es eben keine Wasserlache, sondern ein richtiger Gumpen war, in welchem das Vorderrad hineinsackte. Gottseidank bloß ca. 30 cm, so daß nur meine Fersen in den Fußrasten naß wurden. Diesmal aber erbarmte sich mein unsichtbarer Begleiter und ich konnte ohne Schwierigkeit rückwärts im Handbike dem Wasser entfliehen. Ich hatte genug, zumal ich sah, daß auf dem Weiterweg umgestürzte Bäume lagen, die sowieso das Abenteuer beendet hätten. Auf dem Rückweg mußte ich natürlich wieder die bereits bezwungenen kritischen Passagen überwinden, doch diesmal konnte ich an der schwierigsten Stelle eine Wanderin um Unterstützung bitten.

Abend am Parkplatz beim Labyrinth (Aufnahmeort)
Gegen diese Aktion war alles, was nun noch kam, Kindergeburtstag. Ich hatte ganz schön viel Kraft verpulvert, so ließ das Tempo bei Anstiegen merklich nach. Immerhin erhaschte ich jetzt so manchen Sonnenstrahl. Den Abstecher nach Stimmersdorf (Mezná) genoß ich umso mehr. Die Felsriffe überm Gabrielensteig (Gabrielina stezka), die man von dort sieht, sind für mich ein Inbegriff der wilden Felsenheimat.

Am Ende der Tour kletterte ich ab Königstein aus dem Elbtal, um von Süden dann nachhause zu gelangen. Den gleichen Abschnitt des Elberadwegs an einem Tage zu fahren, kam für mich auf dem Rückweg nicht infrage.

Track der Handbiketour vom 04.12.2015
Track der Handbiketour vom 06.12.2015

5. Dezember 2015

Klettern im Elbsandstein 2016 - Beitrag für Kalenderblatt Juni

Kalenderblatt-Beitrag
Vor zwei Jahren hatte mich Mike gebeten, für seinen im eigenen Bergverlag erscheinenden Kletterkalender einen Beitrag zu verfassen. Denn zu jedem Kalenderbild wird nämlich auf der Rückseite des Blattes eine kleine Geschichte veröffentlicht.

Nun gehe ich zwar schon etliche Jahre nicht mehr klettern, doch nach wie vor verfolge ich intensiv die Entwicklungen im sächsischen Bergsport. Besonders beschäftigt mich das Thema "sächsische Kletterethik", und so lag es nahe, darüber zu schreiben. Mit diesen Zeilen sollte wohl jedem klar sein, welche Position ich in der aktuellen Diskussion vertrete.

Zum Nachlesen hier der Artikel (Bild zur Volldarstellung am besten mit der rechten Maustaste anklicken und im Kontextmenü "Link im neuen Tab öffnen" auswählen).