29. Juni 2022

Erst das Vergnügen, dann die Arbeit

Am letzten Tag meines Aufenthalts im Lausitzer Seenland hatte ich nun meinen Auftritt als Gast beim Treffen der AG Leichter Reisen. Mit vielen Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft bin ich inzwischen persönlich bekannt, und so war es für mich fast wie ein Heimspiel. Besonders schön fand ich, daß es nebenher auch genügend Raum für die Kontaktpflege und das Auffrischen gemeinsamer Erinnerungen gab. Hier wird genau die Art von Kommunikation gepflegt, die einer zunehmenden (informellen) Vernetzung und dem Austausch aller Beteiligten auf Augenhöhe förderlich ist.

Beim Treffen der AG Leichter Reisen
Ich berichtete heute zunächst über meine im Laufe der Jahre gewonnenen Erkenntnisse in der gelebten Praxis im Umgang mit mobilitätseingeschränkten Gästen,  um dann anhand von einigen Beispielen Anregungen und praktikable Tips zur "barrierefreien" Einrichtung von Unterkünften bzw. zur inklusiven Ausgestaltung von Erlebnisangeboten für diese Zielgruppe zu geben. Manchen verblüffte ich wohl mehr als einmal mit einigen Bemerkungen, wie man mit vergleichsweise geringem (finanziellen) Aufwand bzw. ganz simplen Lösungen gravierende Verbesserungen erreichen kann - die dann auch von den Gästen mit Handicap so wahrgenommen (und entsprechend gewürdigt) werden. Die Rückmeldungen zu meinen Ausführungen und Diskussionsbeiträgen waren jedenfalls durchweg positiv und vermittelten mir das Gefühl, einen nützlichen Beitrag zum Gelingen zur Veranstaltung geleistet zu haben. Für mich immer der schönste Lohn!

Nach dem Mittag beteiligten sich noch alle diejenigen Teilneher, welche einen nicht ganz so weiten Heimweg hatten, an der Exkursion zum Wassersportzentrum am Geierswalder See. Ich hatte mich dort gestern bereits umgesehen, dennoch fuhr ich ebenfalls noch einmal dorthin. Die Hoffnung, dort (wie von Jörg angekündigt) Jan Pötschke vom Dresdner Hochschulsportzentrum zu treffen, erfüllte sich. Die Dresdner arbeiten nämlich mit dem 1. WSVLS und speziell mit Jörg beim Thema Inklusion im Segelsport zusammen, und so konnte ich einiges im direkten Gespräch mit Jan klären.

So wie es derzeit aussieht, werde ich nun meine für die ersten beiden Augustwochen geplante Alpenpässejagd in diesem Jahr ins Wasser fallen lassen. Das kann ich mir leisten, denn im September bin ich mit Daria auch im Hochgebirge unterwegs. Anstelle des Handbikes wird daher also das Segelboot mein favorisiertes Sportgerät, weil ich an einem Segelkurs des Hochschulsportzentrums mit Jan als Organisator und Jörg als Trainer teilnehme. Das Besondere ist dabei, daß ich den Kurs gemeinsam mit den übrigen Teilnehmern ohne Handicap absolviere - nicht nur die Theorie, sondern auch die praktischen Übungseinheiten auf dem Boot. "Echte" Inklusion sollte genau so funktionieren, deshalb habe ich auch bei Jan und Jörg mit meiner Anfrage offene Türen eingerannt. Ich bin willkommen!
 
Ich glaube, dieses Vorhaben wird alle Beteiligten bereichern ... und mir eine ganze Menge Spaß machen!

28. Juni 2022

Ein Schiff wird kommen ...

Wieder ein Sport mit Suchtpotential! So lautet die kurze Zusammenfassung meines heutigen Segeltörns.

Skipper Jörg hatte sich mit Eva noch Unterstützung für meine erste Ausfahrt dazugeholt. Die Vorbereitungen dauerten etwas, weil die RS Venture Connect erst noch hergerichtet werden mußte. Für Leute ohne Handicap ist das Segelboot nämlich ebenso geeignet, sie benötigen aber die Zusatzaustattung nicht.

Überhaupt fanden wir drei gleich einen Draht zueinander - ähnliche Einstellungen und Denkmuster ließen erst gar keine Barrieren im Kopf entstehen. Zumal doch Jörg im Rahmen der Stiftung Turningpoint sowieso hautnah am Thema "Inklusion" im Segelwassersport dran ist.

Das Umsetzen vom Rolli auf dem Landungssteg ins Boot (und später auch zurück) funktionierte für mich über den Rolli-Boden-Boot-Transfer nahezu problemlos. Ich war überrascht, daß ich mich auch in den Schalensitz trotz des Abstands sehr gut hineinstützen konnte. Mit Rücken- und Sitzpolster ausgestattet, sitzt man darin nicht nur bequem, sondern dank der ausbauchenden Seitenführung der Rückenlehne auch bei seitlicher Schräglage des Bootes (z.B. durch den Wind beim Segeln) selbst bei höherer Läsionshöhe immer noch sehr stabil. Als Parasegler hat man dort vor sich ein kleines Pult aufgebaut, auf dem alle Leinen zum Bedienen der Segel zusammenlaufen. Außerdem kann die Bedienung der Ruderanlage von vorn über einen optionalen Joystick-ähnlichen Steuerknüppel erfolgen.

Eva fotografierte uns hier vom
Landungssteg beim Defilee (Aufnahmeort)
Wir brauchten diesmal bis auf den Schalensitz nichts weiter davon, denn ich war ja nur Mitmacher beim Segel-Schnupperkurs. Immerhin konnte ich mir dabei gleich einige interessante Dinge abschauen - und das, was der Wind nicht hergab, kompensierten Jörg und ich mit Fachsimpelei über aero- und hydrodynamische Grundlagen des Segelns. Es war interessant zu erfahren, was es so alles zu beachten gibt.

Auch wie das Segeln mit Handicap weiteren Interessenten nahegebracht werden kann und welche Möglichkeiten es für Rollifahrer gibt, einfach mal in diesen Sport reinzuriechen bzw. ein erlebnisreiches Wochenende beim Segeln zu verbringen, konnte ich mit Jörg erörtern. Nicht ohne (berechtigten) Stolz zeigte er mir auch noch die nahezu vorbildliche barrierefreie Infrastruktur im neu errichteten Gebäude des 1. Wassersportvereins Lausitzer Seenland e.V. inklusive der Möglichkeit zur Übernachtung.

Ich denke, daß ich hier im Segelzentrum am Geierswalder See nicht zum letzten Mal gewesen bin. Wie bereits angedeutet, stelle ich es mir sehr romantisch vor, am Abend ganz allein mit dem Boot auf den See hinauszufahren, den Frieden, die Stille hautnah zu spüren und Abstand zu finden vom nervtötenden Alltag. Dazu muß ich noch viel lernen und vielleicht auch einen Segelschein machen.

Träumen darf ich aber jetzt schon davon ...

27. Juni 2022

Weiter Horizont

Die vergangenen beiden Tagen habe ich maximal ausgenutzt, um das Lausitzer Seenland zu erkunden. Aufgrund der Tourenlängen behaupte ich dabei guten Gewissens, daß ich mir einen repräsentativen Überblick verschaffen konnte.

Am ersten Tag des Wochenendes fuhr ich zunächst bis zum Gräbendorfer See. Um diesen See wurde - wie bei sehr vielen umgestalteten Tagebau-Restlöchern - ein schöner Radrundweg angelegt. Diese perfekt ausgebauten und asphaltierten Trassen sind eines der Markenzeichen der Region, und die meisten Gäste auf ihren Rädern sind mit einer oft zwischen 10 und 20 km langen Seeumrundung glücklich und zufrieden. Bei den vielen Seen nahe Senftenberg sind natürlich auch Kombinationen möglich, sodaß man durchaus auch noch weiter fahren kann.

Ich brauchte etwas mehr. Ziemlich spontan überlegte ich mir, zunächst bis zum Branitzer Park südlich von Cottbus zu fahren. Diese Anlage stammt wie die in Bad Muskau von Fürst Pückler, der in der Wasserpyramide seine letzte Ruhestätte fand. Für mich ist die Fahrt nach Cottbus immer mit ganz besonderen Erinnerungen verbunden, habe ich doch während meiner Berufsausbildung mit Abitur hier drei Jahre im Internat gelebt.

Bald danach, in Kiekebusch, zischte es unvermittelt. Der Reifen meines Vorderrades hatte genau im Profil einen Riß bekommen, was dem Schlauch gar nicht gefiel. Glücklicherweise hatte ich einen Ersatzreifen im Tourenrucksack, den ich nach dem Flicken des Schlauchs auf die Felge aufzog. Dieser Continental Supersonic besitzt jedoch keinen Pannenschutz, weswegen ich nun noch einen Tick vorsichtiger fuhr. Allerdings ist möglicherweise auch dessen Rollwiderstand geringer - anders kann ich mir jedenfalls mein überdurchschnittliches Tempo nicht erklären.

Weil ich so überaus zügig vorwärskam, hängte ich schließlich noch den Zacken bis zum Bärwalder See dran. Und als dann vor Großkoschen bereits mehr als 185 km zusammengekommen waren, gab es kein Zögern. Mit der Ehrenrunde um den Senftenberger See erreichte ich wieder eine Tourenlänge von mindestens 200 km. Das war der Lange Kanten Nr. 5 in dieser Saison.

Am Bärwalder See - im Hintergrund das Kraftwerk
Boxberg (Aufnahmeort)
Heute wollte ich nur ein bißchen spazierenfahren und peilte eine Runde knapp über 100 km an. Beim Visualisieren meines Tourenplans fiel mir aber auf, daß ich durch meine Ad-hoc-Erweiterungen vom Vortag schon etliche Kilometer davon absolviert hatte. Wenn es jedoch ausreichend Alternativen gibt, warum sollte ich dann die gleichen Strecken fahren?! Schlußendlich dehnte sich durch die alternative Streckenführung die Tour aber erheblich.

Prinzipiell wäre das auch kein Problem gewesen, an meiner Kraft und Ausdauer lag es jedenfalls nicht. Leider meinte es die Sonne viel zu gut, selbst im Schatten zeigte inzwischen das Thermometer meines Fahrradnavis 38°C. Meine Ruhepausen zum Runterkühlen wurden daher immer häufiger und länger. Mit der Flüssigkeit mußte ich zwar haushalten, doch würde die bis zum Ziel reichen. Bezeichnend übrigens, daß sich dürres "Grün"land im Industriepark Schwarze Pumpe (s. Track vom 27.06., km 97,9) offensichtlich selbst entzündet hatte. Während meiner Vorbeifahrt tummelte sich dort gerade eine Armada von Löschfahrzeugen mit dutzenden Feuerwehrleuten, welche die Brandherde unter Kontrolle zu bringen versuchten. Nicht ganz grundlos besteht für diesen Teil Nordsachsens / Südbrandenburg eine akute Gefahr der Versteppung - trotz der vielen neu entstandenen Seen.

Kurz vor halb Vier rollte ich endlich vor meiner Unterkunft im Familienpark Großkoschen ein, geschafft wie lange nicht mehr.

Aber das geht auf das Konto der Sonne! 

25. Juni 2022

Metamorphosen

Gestern habe ich mein Basislager im Familienpark Großkoschen aufgeschlagen, und gleich heute startete ich frühmorgens zu meiner ersten Runde im Handbike. Nachmittags sollte es gewittrig werden, daher konnte es gewiß nicht schaden, bereits das erste Tageslicht zu nutzen.

Die radtouristische Infrastruktur ist hier nicht nur gut ausgebaut, sondern manchmal sogar ganz neu. Das überrascht nicht - wird doch dieser vormals großflächig durch den Braunkohletagebau verwüstete Landstrich nach dem Ausstieg aus der Kohle zu einem Seenland transformiert, in welchem der Tourismus eine tragende Rolle spielen soll. Der Plan scheint zu aufzugehen, denn nicht nur der Familienpark ist gut besucht.

Besonders die Radwege am Wasser bzw. um die Seen herum sind stark frequentiert, die asphaltglatten Pisten ohne große Höhenunterschiede nutzen dabei auch Skater oder Jogger. Leider nervt im Handbike der beim Fahren aufgewirbelte Dreck hin und wieder. Besonders, wenn sich im Wald Kiefernnadeln, machmal auch Sand, auf dem Radweg befindet, sollte man tunlichst nur durch die Nase atmen. Die auf dem Weg liegenden harten Kiefernzapfen konnte ich aber nicht immer umkurven - bei jeden Drüberholpern hatte ich Angst vor einem Platten und bremste vorher lieber etwas ab.

Auch die ersten Sehenswürdigkeiten "arbeitete" ich während der Tour ab. Das Motto des Tages lautete dabei - wen wundert's - "Bergbau und Technik".  Zwar gönnte ich mir auch zwei kurze Abstecher zur Festung Senftenberg (s. Track vom 25.6., km 11,1) sowie zum Stadthafen Großräschen (s. Track vom 25.6., km 24,8), doch die anderen Ziele thematisierten alle den landschaftsprägenden Abbau der Braunkohle im Tagebau. War der als Seebrücke umgewidmete Ausleger eines Tagebaubaggers beim vorher genannten Hafen bereits bemerkenswert in seinen Dimensionen, so übertraf die Förderbrücke F60 im Besucherbergwerk Lichterfeld (s. Track vom 25.6., km 48,8) dessen Ausmaße um ein Mehrfaches. Solch einen Koloß aus Stahl muß man unbedingt mal selbst gesehen haben.

Panorama vom "Welzower Fenster" über den
Tagebau "Welzow-Süd" (Aufnahmeort)
Letzter touristischer Höhepunkt der heutigen Tour war nach der Vorbeifahrt am Archäotechnischen Zentrum der Besuch des "Welzower Fensters" (s. Track vom 25.6., km 121,4). Von diesem Aussichtspunkt nahe der gleichnamigen Stadt, überblickt man die Grube des noch aktiven Tagebaues "Welzow-Süd" in seiner ganzen Ausdehnung. Ein schaurig-schöner Blick auf die Zerstörung der Natur! Ich mußte mit meinem Handbike jedoch ziemlich rangieren, um die zwar stufenlose, doch eben enge, gewundene Auffahrt zu meistern. Fahrräder sollen zwar am Zugang abgestellt werden - allerdings blieb mir nicht anderes übrig. Das Bild dokumentiert meinen Erfolg.

Kurz bevor das Nachmittagsgewitter losbrach, erreichte ich wieder den Ausgangspunkt. Insofern mußte ich mir jedenfalls keine Vorwürfe machen, daß ich den halben Nachmittag ungenutzt verstreichen lasse.

Morgen ist auch noch ein Tag! 

21. Juni 2022

Zu Besuch im Lausitzer Seenland

Am 29.06. bin ich zum Treffen der AG Leichter Reisen in den Senftenberger Ortsteil Großkoschen eingeladen, um dort aus der Sicht eines Betroffenen den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft die eigenen Erfahrungen zum barrierefreien Tourismus in Deutschland zu schildern und Anregungen für entsprechende Angebote zu geben. Immerhin befasse ich mich ja seit etlichen Jahren mit diesem Thema - und das spricht sich immer mehr herum.

Erst im vergangenen Jahr war ich deshalb zu Gast in Ostfriesland, und im Mai konnte ich mit einer Sportfreundin nach der vom Tourismusverband Sächsische Schweiz e.V. finanzierten Befahrung des Elberadwegs von Dessau bis Dresden (2016) nun den 5-Flüsse-Radweg im Handbike durch die Unterstützung des Tourismusverbands Ostbayern e.V. testen. Aber ebenso das Seehotel Rheinsberg (2012 / 2014) sowie der ElsterPark Herzberg (2017) sponserten mir damals den Aufenthalt, damit ich dort die Möglichkeiten für mobilitätseingeschränkte Gäste kennenlerne und darüber berichte. Mir macht das nicht nur Spaß, sondern es ist für mich auch eine prima Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen und darüberhinaus den Leuten meine eigene Sicht auf das Thema nahezubringen. Wenn sich dann außerdem über die Jahre ein Netzwerk zum Thema "barrierefreies Reisen und Erleben" entwickelt und ich dazu meinen Teil beitragen kann, ist das für mich ein sehr schöner Nebeneffekt.

Auch diesmal werde ich die Teilnahme an dem Treffen der Vertreter der AG Leichter Reisen mit ein paar zusätzlichen Urlaubstagen verknüpfen, denn der Tourismusverband Lausitzer Seenland e.V. übernimmt die Kosten für meine Unterkunft im Familienpark Großkoschen. Ich habe bereits eine Liste mit barrierefrei zugänglichen touristischen Angeboten und Sehenswürdigkeiten der Region erhalten, von denen ich bei meinen geplanten Handbiketouren etliche ansteuern werde.

Für mich jedoch der absolute Höhepunkt des Kurzurlaubs ist jetzt schon die Verabredung zum inklusiven Segeln mit Jörg vom 1. Wassersportverein Lausitzer Seenland e.V. Segeln war ich noch nie in meinem Leben, dabei fühle ich mich am und im Wasser ebenfalls sehr wohl. "Die Schwalbe fliegt über den Eriesee ..." - Na, so schlimm endet es hoffentlich nicht, aber ich bin darauf gespannt wie ein Flitzebogen. Mittlerweile habe ich auch schon mit Jörg Kontakt aufgenommen, um etwas mehr über das Inklusionsprojekt zu erfahren. Toll, wie sich der mehrfache Deutsche Meister im Segeln für diese Sache einsetzt!

Unter Langeweile muß ich also ab kommenden Freitagabend gewiß nicht leiden, und vielleicht ergibt sich auch die eine oder andere nette Begegnung im Urlaub. Wie es mir dabei so ergeht und wie überhaupt die Sache mit dem Segeltörn ausgeht - hier erfahrt ihr es tagaktuell!

Auf zu neuen Ufern!

19. Juni 2022

Nach(t)schlag

Wenn um die Sommersonnenwende herum die Tage am längsten sind, ist die Zeit für lange Touren. Im vergangenen Jahr bin ich da die FichKona-Strecke mit meinen Radl-Freunden gefahren - bei glühender Hitze nicht nur wegen der Streckenlänge eine Grenzerfahrung für mich. 2022 wurde es am Sonnenwend-Wochenende genauso heiß, doch diesmal hatte ich eine Option.

Wenn schon wegen des nächtlichen Getöses auf dem Pirnaer Stadtfest nichts mit Schlafen wurde, so konnte ich doch diese Zeit auch anderweitig sinnvoll nutzen. Eben mit einer Nachttour bei angenehmen Temperaturen "im Schatten". Ich entschied mich also für den Totalboykott der Pirnaer Volksbespaßung und schlief lieber etwas vor. Tagsüber hielt sich der Lärm von der Hauptbühne auf dem Markt nämlich in Grenzen.

Kurz vor 19.00 Uhr brach ich auf. Bald reichte die Sonne nicht mehr über die Talhänge des Müglitztals, und nach dem Sonnenuntergang schaffte ich es mit dem Restlicht noch bis zum tschechisch-deutschen Grenzübergang in Zinnwald.

Nächtlicher Blick ins Böhmische Becken von der Straße
nahe der Wittichbaude (Horská chata Vitiška, Aufnahmeort)
Für die gesamte Fahrt durch unser Nachbarland benötigte ich dann die Stirnlampe. Ein Teil dieses Tourenabschnitts kannte ich bereits - daher war es egal, ob ich im Dunkeln fahre oder nicht. Die Auffahrt zurück zum Erzgebirgskamm ab Hammer (Hamr) hätte ich jedoch gerne auch bei Tageslicht kennengelernt. Doch in diesem Fall lautete der Kompromiß: lieber nichts sehen und NICHT schwitzen, als am Tag tausend Tode wegen der Hitze zu sterben. Der Anstieg war jedoch aufgrund seiner vielen Windungen und des moderaten Steigungsprofils sehr angenehm zu fahren, wenngleich die Qualität des Straßenbelags eher eine Auf- denn eine Abfahrt nahelegen.

Mitten in der Nacht war ich hier auch stundenlang allein unterwegs. Ich genoß das und dachte dabei an den Krach zuhause. Solche Erlebnisse sind für Partygänger sowieso unvorstellbar, und vermutlich ebenso die Erfahrung von Stille, Einsamkeit und Dunkelheit. Nach der täglichen Reizüberflutung ist das wie Balsam für die Seele.

Eine Stunde vor Sonnenaufgang hatte ich bereits den letzten größeren Anstieg aus dem Flöhatal hinter mich gebracht. Danach kamen zwar noch ein paar weitere Berge, die mir bei zunehmender Wärme fast noch mehr zu schaffen machten. Doch mußte ich nur noch die knapp 40 km bis zum Elbtal überstehen, um dann ziemlich flach nach Hause zu rollen. Wegen des kräftigen Gegenwindes und auch, weil mir noch ein paar Höhenmeter zur 2000 fehlten, fuhr ich dabei ab dem Blauen Wunder auf der nördlichen Elbseite.

Zuletzt stieg mein Flüssigkeitsverbrauch drastisch an - wohl auch mit dem Wissen, daß ich mich diesbezüglich nicht mehr zurückhalten mußte. Trotzdem bin ich über die ganze Tour mit ungefähr 2,5 Litern Wasser bzw. Himbeerlimonade (hm, lecker!) ausgekommen. Für die meisten anderen Handbiker wäre das im Hinblick auf die bewältigten Herausforderungen gewiß nicht zu schaffen.

11.00 Uhr rollte ich endlich zuhause ein - da herrschten bereits über 30°C. Doch ich habe das Optimum unter diesen schwierigen (meteorlogischen) Bedingungen herausgeholt.

Besser geht's nicht!

Track der Handbiketour vom 19.06.2022 

18. Juni 2022

Auf der Flucht

An diesem Wochenende ist Stadtfest in Pirna, die Veranstaltungen haben aber bereits gestern abend begonnen. Ohne Rücksicht auf die Bewohner des Marktplatzes schallt es nun dort nun rund um die Uhr - selbst in den Nachtstunden nach 0.00 Uhr bis (angeblich) 2.00 Uhr - lautstark von der Bühne, die sich direkt unterhalb meines Fensters befindet. Die Regelungen des Bundes-Immissionsschutzgesetzes sowie der diesbezüglichen Verwaltungsvorschriften bzw. Richtlinien scheinen die Verantwortlichen nicht zu interessieren. Jedenfalls reagierte man auf meine Hinweise im Vorfeld sowohl seitens der für die Veranstaltung zuständigen Kultur- und Tourismusgesellschaft Pirna, der Polizeidienststelle Pirna, als auch der zuständigen Fachgruppe "Bürger- und Ordnungsangelegenheiten" der Stadtverwaltung Pirna mit Unverständnis darauf. - So geht Demokratie!

Ich habe mich vorsorglich bereits am Freitag nach dem zeitigen Arbeitsende zum ersten Mal abgesetzt. Eine kleine Feierabendrunde sollte es werden, eine größere ist es geworden. Denn ich war so schnell unterwegs, wie lange nicht mehr. Wahrscheinlich lag es daran, daß ich gut ausgeruht bei immer noch moderaten Temperaturen gefahren bin. Jedenfalls kurbelte ich mich sogar die 18%-Steilrampe von Rathen nach Waltersdorf (siehe Track vom 17.6., km 12,8 - 13,5) sehr locker hinauf, ohne daß mich mein Virtual Partner (vor dem ich auf der Anfahrt einen respektablen Vorsprung herausgefahren hatte) einholte. Und während der Fahrt auf der Panoramastraße von Altendorf nach Sebnitz lieferte ich mir mit ihm trotz der vorangegangenen Anstiege immer noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar, daß es richtig gut an diesem Nachmittag rollte. Bis Neustadt hielt ich dennoch an meiner ursprünglichen Planung fest, weil ich dort einen ehemaligen Arbeitskollegen besuchen wollte. Danach jedoch ging es los mit den Extrawürsten. So gönnte ich mir den verkehrsintensiven - manche sagen auch: gefährlichen - Karrenberg (siehe Track vom 17.6., km 72,6 - 73,3), den ich sonst immer über Polenz umfahre. Ab Dürrröhrsdorf wählte ich schließlich eine komplett andere Strecke, die mich durch das Schönfelder Hochland und die Grundstraße hinab bis zum Blauen Wunder, der bekannten Dresdener Brücke über die Elbe, führte. Da war es erst 19.15 Uhr.

Auf dem Elberadweg konnte ich während der letzten Kilometer noch mal aufdrehen, weil ich mir sowieso für den folgenden Tag (körperliche) Ruhe verordnet hatte. Wahrscheinlich werde ich zu meiner nächsten Tour erst in der Nacht zum Sonntag, vielleicht auch schon am späten Sonnabend, aufbrechen. So entgehe ich nicht nur der angekündigten Hitze, sondern auch dem Stadtfestlärm der zweiten Nacht in Folge.

Anders geht's nicht. 

14. Juni 2022

In der Schatzkammer

Statt mich nach meinem Langen Kanten für die Statistik sonntags nur mit einer langweiligen, weil leichten Mittelstrecke zu begnügen, habe ich bis zu meinem arbeitsfreien Montag gewartet. Weil es ab Nachmittag regnen sollte, verlegte ich aber meinen Ausflug zeitlich nach vorn. Damit umging ich auch den Berufsverkehr. Denn als dieser begann, befand ich mich bereits weitab vom Schuß auf Nebenstraßen im Osterzgebirge.

Gestern war wieder mal einer meiner spontanen Tourentage. Ohne konkreten Plan - nur mit der ungefähren Richtung im Kopf - genehmigte ich mir zuerst ein paar Umwege, die sich schließlich zu einer schönen Strecke entwickelten. Hierbei ist besonders die asphaltierte Radwegeverbindung bei Liebenau erwähnenswert, von der ich bisher nur ein Teilstück kannte (s. Track vom 13.06., 23,5 - 26,4). 

Meine Heimat Osterzgebirge - hier der Blick über die
Bergwiesen zu den Steinrücken an der Traugotthöhe
bei Fürstenau (Aufnahmeort)
Hinter Fürstenau überquerte ich die deutsch-tschechische Grenze und hielt auf die Osterzgebirgskamm-Panoramastraße zu.  Ich war genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Auf den Bergwiesen grünte und blühte es allerorten. Besonders in Verbindung mit den sogenannten Steinrücken - einer typischen und besonders markanten Besonderheit der Landschaft des (Ost-)Erzgebirges - ergab das ein wunderschönes Bild. Kein Lärm und Gestank irgendwelcher Motorfahrzeuge störte mich zur morgendlichen Stunde - ein Vorteil, wenn man an einem Wochentag hier unterwegs sein kann. Die Natur ist der eigentliche Schatz des Gebirges, welches oft auch eine Wetterscheide zwischen Nord und Süd darstellt. Ich bin stolz darauf, diesen Landstrich auch als meine Heimat zu bezeichnen.

Bis nach Moldau (Moldava) folgte ich nun dem Erzgebirgskamm, dann rollte ich talabwärts. Der Wilden Weißeritz die mich nun ein Stückchen begleitete, begegnete ich später an ihrem Unterlauf noch einmal. Der Abschnitt ab Ruppendorf bis Tharandt (s. Track vom 13.06., 89,5 - 99,2) ist eine Streckenvariante, die ich immer wieder gern in meine Touren einbaue, weil man damit ganz entspannt ein paar Extra-Kilometer machen kann. Den Elberadweg durch Dresden umging ich danach wie so oft durch den Anstieg im Poisental nach Possendorf.

Von Westen näherten sich derweil Unwetter, sodaß ich auf weitere Eskapaden verzichtete. Für eine Montagstour war meine Runde doch ganz nett, was also soll ich die Fahrt künstlich in die Länge ziehen?! Prinzipiell hätte ich an diesem Tag zwar auch einen weiteren 200er hinbekommen, aber alles zu seiner Zeit.

Mich drängelt doch niemand!

12. Juni 2022

'wollen' kommt von 'Wille'

Gestern stand wieder einmal ein Langer Kanten an, mein dritter in dieser Saison. Als Umkehrpunkt hatte ich mir den Mácha-See (Máchovo jezero) ausgesucht, denn dort war ich schon eine Weile nicht mehr. Auch konnte ich dabei der "Orgel aus Stein" wieder einmal einen Besuch abstatten und danach auf dem Bahntrassenradweg "Varhany" (s. Blogbeitrag vom Mai 2015) nach Böhmisch Leipa (Česká Lípa) abfahren.

Natur-Romantik am Herrenhausfelsen
(Aufnahmeort)
Natürlich startete ich erneut sehr zeitig, um den noch kühlen Morgen für die ersten Anstiege zu nutzen. Das machte sich sofort beim Tempo bemerkbar, denn Temperaturen zwischen 12 und 18°C sind für mich auf dem Handbike perfekt. Halb neun war ich bereits in Böhmisch Kamnitz (Česká Kamenice); 9.45 Uhr hatte ich am Herrenhausfelsen (Panská skála) den höchsten Punkt der Tour  erreicht und damit die anstrengendsten Anstiege (bis auf den Schluß) geschafft.

Die Runde ab Böhmisch Leipa zog sich dann etwas. Zwar verlief die Strecke oft auf separaten Fahrradstraßen - anfangs sogar ebenfalls auf einer ehemaligen Bahntrasse, doch ging es nur durch langweiligen, trockenen Kiefernwald. Außerdem spielten auf der öffentlichen Straße von Niemes (Mimoň) nach Hirschberg am See (Doksy) die Mottorradfahrer verrückt - sie  überholten im Gegenverkehr mit völlig überhöhter Geschwindigkeit, obwohl ich ihnen gerade entgegenkam. So toll war der Abstecher jedenfalls nicht.

Zudem schlug nun auch die Hitze erbarmungslos zu, es dürften knapp 30°C gewesen sein. Nicht ohne Grund hatte ich mir für den Rückweg Täler ohne nennenswerte Gegenanstiege ausgesucht. Erst das Tal des Polzen, (Ploučnice) dem ich ja zuvor auch schon eine ganzes Stück östlich von Böhmisch Leipa gefolgt bin. Diese Straße ist zwar ebenfalls stark befahren, läßt sich dafür aber sehr schön fahren. Die Baustellen unterwegs werden hoffentlich bald Geschichte sein. Im Elbtal fuhr ich schließlich nur bis Rathen. Um noch ein paar Höhenmeter zu sammeln, genehmigte ich mir von dort außerplanmäßig den Anstieg über Weißig und Thürmsdorf nach Struppen. Denn ich lag gut in der Zeit, und der Berg ist perfekt zum Mentaltraining geeignet. Bei vorhandenen körperlichen Reserven sich am Ende einer Tour zu motivieren, noch einmal alles zu geben, macht auch im Kopf stark.

Meine Sportfreundin Daria hat am Sonnabend mit ihrem ersten 200er (Langen Kanten) ebenfalls richtig zugeschlagen. Ich brauchte bis dahin fast 9 Jahre (2008 - Vätternrundan), sie schaffte das im Handbike nach nicht einmal 10 Monaten. Aber sie verfügt auch über die wichtigste Voraussetzung, die dafür nötig ist: einen festen Willen. Dazu den Ehrgeiz, der sie planvoll und zielgerichtet auf die Verwirklichung dieser Herausforderung hinarbeiten ließ. Nicht zuletzt durch ihre Vergangenheit im Wettkampfsport seit frühester Kindheit hat sie dieses Streben verinnerlicht, um nun einen solchen Erfolg zu feiern.

Es wird nicht der letzte sein, davon bin ich überzeugt. Daria ist das beste Beispiel dafür, was erreicht werden kann, wenn man 'wollen' nicht mit der unverbindlichen Äußerung eines Wunsches verwechselt.

Ich habe mich nicht in ihr getäuscht!

7. Juni 2022

Nicht nur im Winter

Über Pfingsten wollte Christiane mit ihrer Familie und einem Sportfreund zum Klettern ins Böhmische. Sie bot mir dabei an, meinen Rolli, Schlafsack und persönliche Sachen im Auto mitzunehmen, damit ich von Pirna aus mit dem Handbike an einem Tag direkt in ihr Basislager kommen könnte. Anderntags sollte es dann wieder zurückgehen. Aufgeteilt auf zwei Etappen, sind natürlich ganz andere Entfernungen zu überbrücken.

Leider regnete es zu Beginn des Pfingstwochenendes ausdauernd, sodaß wegen des Kletterverbots bei Nässe statt Prachau ein Ausweichziel hermußte. Die Wahl fiel auf Haindorf (Hejnice) am Fuße des Isergebirges (Jizerské hory). Wie sich noch herausstellen sollte, war das für mich optimal.

Nachdem ich wegen des Schlechtwetters den Sonnabend größtenteils zuhause verbrachte, startete ich am Pfingstsonntag schon früh. Es war ein schöner Tag angekündigt, doch am Morgen gab es zunächst viel (Hoch-)Nebel. Erst als ich hinter der deutsch-tschechischen Grenze das Elbtal verließ, setzte sich die Sonne durch. In Böhmisch Kamnitz (Česká Kamenice) verließ ich mein Standard-Einzugsgebiet. Denn das obere Kamnitztal fahre ich schon wesentlich seltener, wenngleich auch sehr gern (s. Track vom 05.06., km 47,5 - 60,4). Leicht ansteigend führt die verkehrsarme und inzwischen runderneuerte Straße romantisch immer weiter hinauf bis zum Bergsattel unterhalb des Großen Schöber (Stožec).

Die Strecke bis zum Jeschkenkamm (Ještědský hřbet) gestaltete sich danach ebenso kurzweilig, doch bei dessen nachfolgender Überquerung machte mir die direkte Sonneneinstrahlung und die Hitze bereits arg zu schaffen. Umso mehr freute ich mich über den Rastplatz mit Trinkwasserspender in Einsiedel im Isergebirge (Mníšek), wo ich mich endlich mal hemmungslos besaufen konnte. Das Flüssigkeitsproblem war damit beseitigt und eine Streckenoption, die ich mir bei der Planung vorbehalten hatte, rückte immer mehr in den Fokus.

Interessante Felsformationen direkt am
Wegesrand im Isergebirge (Aufnahmeort)
Statt nämlich nun auf dem leichtesten Weg zum nur noch rund 15 km entfernten Ziel zu fahren, entschied ich mich für die Kletterei direkt ins Herz des Isergebirges (s. Track vom 05.06., km 120,0 - 138,8). Rund 550 Hm waren es bis zum höchsten Punkt auf über 1000 m NHN, doch die Routenführung der Radtrasse durch dichten Wald und auf allerbestem Asphalt ließ nichts zu wünschen übrig. Bei Kilometer 126,3 erreichte ich die Strecke des Jizerská padesátka (J50), auf welcher ich in diesem Jahr bereits im Winter (und zwar am 05.02.) mit meinen Freunden im Skitandem gefahren bin. Ich hätte nie gedacht, daß man auf dieser Trasse auch prima mit dem Rad klarkommt! Insgesamt mußte ich unterwegs bis zur Straße nach Klein Iser (Jizerka) nur drei kolonnenwegähnliche, "schlechtere" Abschnitte überstehen - einmal etwa  700 m lang (s. Track vom 05.06., km 132,4 - 133,1) sowie 2 kürzere Stücke von jeweils etwa 200 m während der Abfahrt zum Wittighaus (Smědava). Aber wahrscheinlich wurden diese aus Naturschutzgründen (Wasserdurchlässigkeit) extra so gebaut.

Noch begeistert von der herrlichen Fahrt durch das Isergebirge, beendete ich schließlich gegen 18.30 Uhr meine Tour auf dem Autokemp in Haindorf. Etwas später kamen auch meine Freunde vom Klettern zurück und wir rückten in ein nahegelegenes Lokal ein. Anschließend noch ein bißchen gemeinsame Tagesauswertung, dann kroch ich in meinen Schlafsack in Christianes Kleinbus. Dieser Tag war für mich gelaufen.

Ein sich näherndes Regengebiet machte die Planung für die Rückfahrt spannend. Der Morgen begann sehr naß. Bei der Beobachtung des Niederschlagsradars auf der Wetter-App meines Smartphones keimte aber bald schon Hoffnung auf. Glücklicherweise war meine zweite Handbike-Etappe ja wesentlich kürzer und auch nicht ganz so bergig.

Um kurz nach halb elf konnte ich endlich losfahren. Bei all der Feuchtigkeit in der Luft wurde es extrem schweißtreibend, sobald es nur ein paar Meter aufwärts ging. Landschaftliche Höhepunkte waren nun eher rar - vielleicht bin ich jedoch einfach nur verwöhnt. Immerhin führte das wellige Teilstück durch den Schluckenauer Zipfel (Šluknovský výběžek) fast ausschließlich auf einer nagelneu asphaltierten Straße. Damit ließen sich selbst die Anstiege recht flott bewältigen. Nur die zwei Kilometer auf dem grob geschotterten Radweg vor der tschechisch-deutschen Grenze nervten wieder, aber das war der letzte anstrengende Berg. Bis Pirna holte ich noch ein bißchen Zeit heraus - froh war ich trotzdem, als ich abends in den Hof einrollte. 

Aber diese Zwei-Etappenfahrt ins Isergebirge hat es echt gebracht - danke an meine Sportfreunde und besonders Christiane, ohne die mir eine solche Premiere nicht möglich gewesen wäre!

Bis zum nächsten Mal! 

4. Juni 2022

Vorwärmen

Über Pfingsten war ein Abstecher nach Prachau (Prachovské skály) geplant, doch wegen der ergiebigen Niederschläge in der Nacht und am Morgen wird daraus nun nichts. Die Wettervorhersage hatte aber schon Regen angekündigt, sodaß ich mich noch am Freitag für eine Feierabendrunde entschied. Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach ...

Im Tscherregrund auf dem Weg zur Bastei
(Aufnahmeort)
Kurz nach dem Mittag starte ich also zu meinem Minimalprogramm. Bevor ich zu dem schönen Rastplatz unterhalb des Triebenbergs fuhr, ging es zunächst nach Osten bis kurz vor Neustadt. Diesmal entschied ich mich mal wieder für den Anstieg auf der "Radroute durch den Nationalpark" ab Stadt Wehlen in Richtung Bastei (s. Track vom 03.06., km 9,5 - 13,5). Diese gut befahrbare Forststraße durch mehrere felsige Schluchten ist meiner Meinung nach der schönste Radweg in diesem Teil des Elbsandsteingebirges und für "Schweizreisende" auf Tourenrädern bzw. -handbikes nahezu ein Muß.

Auch die Abfahrt ins Polenztal über die Wartenbergstraße gehört dazu (s. Track vom 03.06., km 17,5 - 19,8). Aufgrund des Kraftverkehrs sollte man diese jedoch besser bergab fahren. Wer nicht aus dem Polenztal wieder herausklettern möchte, kann danach im Grund auf dem Wanderweg am Bach entlang in Richtung Elbe fahren. Diese Strecke ist zwar ab dem "Gasthaus Polenztal" für Radfahrer gesperrt, doch mit einem (nichtmotorisierten) Handbike sollte man hier bei rücksichtsvollem Fahren und Verhalten trotzdem toleriert werden. Per pedes dieses ebenso wildromantische Tal zu erwandern, ist für unsereinen ja keine Option - und mit dem Rolli geht es wegen einiger Holperstücken nur ziemlich mühsam.

Ich hingegen bin in Richtung Heeselicht weitergefahren, doch wurde es  mittlerweile immer schwüler. Weil im Tal die Luft stand, war jeder schattenspendende Baum willkommen. Oben freute ich mich dann über den Wind, zumal er auch jetzt in Fahrtrichtung blies. Nun holte ich endlich auch meinen mit 15,2 km/h "fahrenden" unsichtbaren Gegner ein. Diesen Vorsprung konnte ich sogar bei meinem anschließenden Abstecher über einen Kolonnenweg mit ratternden Plattenstößen zum besagten Unterstand im Schönfelder Hochland halten. Dieser Ort (s. Track vom 03.06., km 63,9) ist einer der schönsten Aussichtspunkte, den ich in der Umgebung von Dresden kenne.

Nach der Durchquerung von Dresden leistete ich mir noch zwei weitere Anstiege, um meine Höhenmeterbilanz auszugleichen. Da hatte sich die Sonne aber bereits hinter Wolkenschleier zurückgezogen, und die schwüle Hitze bis 28°C war einem moderaten Klima gewichen. Während der letzten Abfahrt nach Pirna hinab trocknete dann auch meine Haut, nur etliche weiße Salzkrusten blieben auf Gesicht und Armen zurück.

Meine Kriegsbemalung.