7. Juni 2022

Nicht nur im Winter

Über Pfingsten wollte Christiane mit ihrer Familie und einem Sportfreund zum Klettern ins Böhmische. Sie bot mir dabei an, meinen Rolli, Schlafsack und persönliche Sachen im Auto mitzunehmen, damit ich von Pirna aus mit dem Handbike an einem Tag direkt in ihr Basislager kommen könnte. Anderntags sollte es dann wieder zurückgehen. Aufgeteilt auf zwei Etappen, sind natürlich ganz andere Entfernungen zu überbrücken.

Leider regnete es zu Beginn des Pfingstwochenendes ausdauernd, sodaß wegen des Kletterverbots bei Nässe statt Prachau ein Ausweichziel hermußte. Die Wahl fiel auf Haindorf (Hejnice) am Fuße des Isergebirges (Jizerské hory). Wie sich noch herausstellen sollte, war das für mich optimal.

Nachdem ich wegen des Schlechtwetters den Sonnabend größtenteils zuhause verbrachte, startete ich am Pfingstsonntag schon früh. Es war ein schöner Tag angekündigt, doch am Morgen gab es zunächst viel (Hoch-)Nebel. Erst als ich hinter der deutsch-tschechischen Grenze das Elbtal verließ, setzte sich die Sonne durch. In Böhmisch Kamnitz (Česká Kamenice) verließ ich mein Standard-Einzugsgebiet. Denn das obere Kamnitztal fahre ich schon wesentlich seltener, wenngleich auch sehr gern (s. Track vom 05.06., km 47,5 - 60,4). Leicht ansteigend führt die verkehrsarme und inzwischen runderneuerte Straße romantisch immer weiter hinauf bis zum Bergsattel unterhalb des Großen Schöber (Stožec).

Die Strecke bis zum Jeschkenkamm (Ještědský hřbet) gestaltete sich danach ebenso kurzweilig, doch bei dessen nachfolgender Überquerung machte mir die direkte Sonneneinstrahlung und die Hitze bereits arg zu schaffen. Umso mehr freute ich mich über den Rastplatz mit Trinkwasserspender in Einsiedel im Isergebirge (Mníšek), wo ich mich endlich mal hemmungslos besaufen konnte. Das Flüssigkeitsproblem war damit beseitigt und eine Streckenoption, die ich mir bei der Planung vorbehalten hatte, rückte immer mehr in den Fokus.

Interessante Felsformationen direkt am
Wegesrand im Isergebirge (Aufnahmeort)
Statt nämlich nun auf dem leichtesten Weg zum nur noch rund 15 km entfernten Ziel zu fahren, entschied ich mich für die Kletterei direkt ins Herz des Isergebirges (s. Track vom 05.06., km 120,0 - 138,8). Rund 550 Hm waren es bis zum höchsten Punkt auf über 1000 m NHN, doch die Routenführung der Radtrasse durch dichten Wald und auf allerbestem Asphalt ließ nichts zu wünschen übrig. Bei Kilometer 126,3 erreichte ich die Strecke des Jizerská padesátka (J50), auf welcher ich in diesem Jahr bereits im Winter (und zwar am 05.02.) mit meinen Freunden im Skitandem gefahren bin. Ich hätte nie gedacht, daß man auf dieser Trasse auch prima mit dem Rad klarkommt! Insgesamt mußte ich unterwegs bis zur Straße nach Klein Iser (Jizerka) nur drei kolonnenwegähnliche, "schlechtere" Abschnitte überstehen - einmal etwa  700 m lang (s. Track vom 05.06., km 132,4 - 133,1) sowie 2 kürzere Stücke von jeweils etwa 200 m während der Abfahrt zum Wittighaus (Smědava). Aber wahrscheinlich wurden diese aus Naturschutzgründen (Wasserdurchlässigkeit) extra so gebaut.

Noch begeistert von der herrlichen Fahrt durch das Isergebirge, beendete ich schließlich gegen 18.30 Uhr meine Tour auf dem Autokemp in Haindorf. Etwas später kamen auch meine Freunde vom Klettern zurück und wir rückten in ein nahegelegenes Lokal ein. Anschließend noch ein bißchen gemeinsame Tagesauswertung, dann kroch ich in meinen Schlafsack in Christianes Kleinbus. Dieser Tag war für mich gelaufen.

Ein sich näherndes Regengebiet machte die Planung für die Rückfahrt spannend. Der Morgen begann sehr naß. Bei der Beobachtung des Niederschlagsradars auf der Wetter-App meines Smartphones keimte aber bald schon Hoffnung auf. Glücklicherweise war meine zweite Handbike-Etappe ja wesentlich kürzer und auch nicht ganz so bergig.

Um kurz nach halb elf konnte ich endlich losfahren. Bei all der Feuchtigkeit in der Luft wurde es extrem schweißtreibend, sobald es nur ein paar Meter aufwärts ging. Landschaftliche Höhepunkte waren nun eher rar - vielleicht bin ich jedoch einfach nur verwöhnt. Immerhin führte das wellige Teilstück durch den Schluckenauer Zipfel (Šluknovský výběžek) fast ausschließlich auf einer nagelneu asphaltierten Straße. Damit ließen sich selbst die Anstiege recht flott bewältigen. Nur die zwei Kilometer auf dem grob geschotterten Radweg vor der tschechisch-deutschen Grenze nervten wieder, aber das war der letzte anstrengende Berg. Bis Pirna holte ich noch ein bißchen Zeit heraus - froh war ich trotzdem, als ich abends in den Hof einrollte. 

Aber diese Zwei-Etappenfahrt ins Isergebirge hat es echt gebracht - danke an meine Sportfreunde und besonders Christiane, ohne die mir eine solche Premiere nicht möglich gewesen wäre!

Bis zum nächsten Mal! 

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