31. Dezember 2023

Starker Auftakt, starker Abgang

In den letzten Tagen des Jahres 2023 ist es wieder an der Zeit, die Geschehnisse der vergangenen 12 Monate Revue passieren zu lassen. Damit sind natürlich vorrangig meine sportlichen Aktivitäten gemeint, wenn mich auch zunehmend andere Dinge beschäftigen.

Die Welt verändert sich um mich herum, und zwar ganz und gar nicht zum Guten. Doch meine meistens sehr klare Meinung über bestimmte politische Entwicklungen sowie zum Umgang mit Konflikten gehört - so finde ich - nicht hierher. Ich halte es lieber mit einem alten Grundsatz, der Sport stets von Politik trennt - auch wenn zunehmend versucht wird, diesen politisch zu instrumentalisieren. Das alles gab es in diesem Land schon mindestens einmal ...

Der definitive Höhepunkt meines Sportlerjahres 2023 war unzweifelhaft die erfolgreiche Teilnahme von mir und meinen Freunden Christiane und Carsten am schwedischen Vasaloppet Ende Februar. Auf dieses Ziel hatten wir seit 2022 hingearbeitet, und mir war diese Veranstaltung so wichtig, daß ich über den gesamten Monat Februar nicht einen einzigen Kilometer im Handbike zurücklegte, sondern alle Energie für unser Vorhaben aufwandte. Es wurde ein beinahe triumphaler Durchmarsch, den ich nur gemeinsam mit meinen Freunden erreichen konnte. Mit unserer Teilnahme machten wir deutlich, wie Inklusion tatsächlich aussehen kann - ohne, daß die nicht eingeschränkten Sportler um die Behinderten herumtanzen, diese bespaßen und sich dabei selbst ob ihrer Großmütigkeit auf die Schultern klopfen.

Danach fiel ich erstmal in ein Motivationsloch, denn was für ein großes Projekt könnte es noch für mich geben?! Ich habe inzwischen so viel erreicht, da gehen mir allmählich die Ideen für realistisch umsetzbare anspruchsvolle Vorhaben aus.

Erst, als es nach der Tag-und-Nacht-Gleiche wieder lange genug hell für größere Strecken war und der Frühling mit für mich optimalen Radsport-Temperaturen lockte, besann ich mich auf alte Stärken. Nach dem ersten langen Kanten am 30.04. folgten im Mai drei, im Juni zwei und am 01.07. die letzte der diesjährigen Strecken mit mehr als 200 km Streckenlänge. Anfang September erreichte ich diese Entfernung zwar fast noch ein weiteres Mal, nach der Distanzkorrektur waren es dann an diesem Tag jedoch "nur" 199,2 km. Für mich gehörte es deshalb zu meinem Verständnis von Ehrlichkeit, diese Tour nicht als Langen Kanten anzuerkennen - auch wenn ich konditionell locker die noch fehlenden 800 m geschafft hätte. So sind es halt sieben 200+-Strecken ...

Aus diesen Langstrecken-Unternehmungen ragt meine Nonstop-Rundtour durch die drei größten sächsischen Städte Dresden, Chemnitz und Leipzig hervor. Die Idee zu diesem "Drei-Städte-Giro" lag bei mir schon eine Weile in der Schublade, zumal ich bereits in den vorangegangenen Jahren Lange Kanten nach Chemnitz (und zurück) sowie Leipzig (und zurück) erfolgreich absolviert hatte. Für die 324,54 km und 2.249 Hm benötigte ich brutto 23 Stunden und 17 Minuten, lt. Strava (netto, also reine Fahrzeit) 20:53:46.

Abgesehen von etlichen gemeinsamen Skitouren mit Christiane (und Carsten) zur Vorbereitung auf unseren Wasalauf, bin ich allerdings im Jahr 2023 unterdurchschnittlich oft mit meinen besten Freunden zusammen auf Tour gewesen. Lád'a war in dieser Saison sehr oft auf Reisen, und Christiane hatte ebenfalls fast das ganze Jahr über einen vollen Terminkalender. Trotzdem freute ich mich über die Ausfahrt mit meinem tschechischen Kameraden zum Drei-Länder-Eck Tschechien-Polen-Deutschland sowie über die Tour zum Varhany-Radweg, auf der mich Christiane begleitete. Immerhin klappte es am Ende meines Sommerurlaubs noch mit unserer Biwak-Tour, bei der Christiane, Lád'a und ich zwischen zwei Touren im Schlafsack in einer Schutzhütte im Osterzgebirge nächtigten.

Die nächste Erfolgsgeschichte war meine Alpenpässejagd mit dem Handbike im Sommer, welche mich durch Regionen des Gebirges in der Schweiz, in Italien sowie in Frankreich führte. Auch wenn es diesmal neben viel Licht auch einigen Schatten gab, kann ich sehr zufrieden auf diese drei Wochen zurückblicken.

Nach mehreren Jahren ohne größere oder längere Aktivitäten im Rollstuhl, war ich 2023 wieder häufiger sportlich mit diesem Gefährt unterwegs. Nicht zuletzt wurden meine Rolliwanderungen durch ein Projekt des Tourismusverbands Sächsische Schweiz ausgelöst, welches die Überprüfung und ggf. Neuerfassung von barrierefreien/-armen Wandervorschlägen im Gebiet und ihre Aufarbeitung bzw. alternativ Bereitstellung im Internet-Tourenportal für Gäste mit Mobilitätseinschränkungen beinhaltete.

Getreu meines Grundsatzes, daß Ausflüge mit Freunden viel schöner sind, als allein irgendwo herumzuwursteln, holte ich mir dafür liebe Begleiterinnen an Bord. Mit Ute, meiner Physiotherapeutin und inzwischen auch gute Freundin, sowie Peggy vom Tourismusverband, mit der mich meine Vergangenheit als Kletterer verbindet, unternahm ich etliche Ausflüge im Rollstuhl in die Sächsische Schweiz. Obwohl manchmal richtig anstrengend, hatten wir immer unseren Spaß dabei, wobei ich dank Peggy und vor allem Ute niemals hungern mußte.

Neben der Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband Sächsische Schweiz engagierte ich mich 2023 übrigens auch noch bei weiteren Gelegenheiten. Erstmals konnte ich beispielsweise den Fortgang der Bauarbeiten zur Erweiterung der Saupsdorfer Hütte des Sächsischen Bergsteigerbundes (SBB) vor Ort begutachten. Der Initiative des umtriebigen Hüttenwart-Ehepaars ist es zu verdanken, daß diese Unterkunft bald auch für Gäste mit Handicap nutzbar sein wird. Desweiteren beteiligte ich mich im Mai an der Ausgestaltung des in diesem Jahr wieder aufgelegten Berggottesdienstes in der Kuhstallhöhle des Neuen Wildensteins, für den ich einen kurzen Impulsbeitrag beisteuerte. Außerdem ergab sich vor einigen Wochen die Möglichkeit, auf Einladung der Verwaltung der Festung Königstein, den dort veranstalteten historischen Weihnachtsmarkt auf seine barrierefreie Zugänglichkeit zu testen. Dieser Termin war vor allem deswegen interessant, weil sich daraus gewiß weitere Anlässe für gemeinsame Projekte mit den Verantwortlichen für die Festung zum Thema Barrierefreiheit entwickeln. Meine Begleiter und ich wurden von ihnen jedenfalls mit offenen Armen empfangen.

Statt - wie bei mir schon beinahe Tradition - im Herbst noch einmal ein paar freie Tage für Erkundungen im Handbike irgendwo in Deutschland zu planen, verbrachte ich fast den gesamten Monat Oktober im Nordschwarzwald. Während meiner (regulären) Reha in der Heinrich-Sommer-Klinik des Berufsförderungswerks in Bad Wildbad nutzte ich die behandlungsfreie Zeit für Handbiketouren und Rollispaziergänge. Das oft wesentlich anspruchsvollere Streckenprofil dieses Mittelgebirges setzte mir dabei auf meinen Unternehmungen im Handbike viel stärker konditionell zu, als ich es erwartet hatte. Wenigstens eine dieser Aktionen war ziemlich grenzwertig. Dagegen gefiel es mir auf dem Baumwipfelpfad mit dem barrierefrei berollbaren Aussichtsturm richtig gut - kein Wunder bei den spätsommerlichen Temperaturen weit über 20°C an diesem Nachmittag.

Fast hätte mein Tourenjahr mit Wintersport geendet, denn Ende November versank innerhalb weniger Tage die Landschaft bis hinunter ins Elbtal (wo ich wohne) im Schnee. Mit den drei darauffolgenden Ausfahrten im Tandemski-Gespann summierten sich dabei in meiner Skilanglauftouren-Bilanz für 2023 beachtliche 412 km auf 12 Touren, was einer durchschnittlichen Streckenlänge pro Tag von mehr als 34 km entspricht. Dann aber kam das große Tauwetter, und selbst das zweitägige Schneechaos in den Höhenlagen meiner Heimat unmittelbar vor Weihnachten änderte nichts mehr daran, daß keine weitere Skitour mit meinen Freunden im Restjahr folgte.

Dafür öffnete sich für mich völlig unerwartet ein Fenster, meine eigenen Vorgaben für Aktivitäten im Handbike hinsichtlich Streckenlänge und Höhenmeter bis zum Jahresende doch zu schaffen. Am 23.12. fehlten noch fast 620 km und 1875 Hm bis zur Ziellinie. Mit einem bisher (von mir) noch nie erlebten Kraftakt gelang mir dank akzeptabler Witterungsbedingungen das scheinbar Unmögliche - so, wie wahrscheinlich die wenigsten Leute gedacht hätten, daß ich mit meinem Langlaufschlitten (im Skitandem) beim Wasalauf überhaupt im Ziel ankomme.

Noch bin ich fähig, immer wieder zu überraschen!

PS: Die Abbildungen diese Beitrags enthalten alle statistischen Informationen meines Sportlerjahres 2023. Wer genau hinschaut, wird bemerken, daß ich hinsichtlich Durchschnittsgeschwindigkeit weit unter meinem angepeilten Wert liege. Statt mindestens 15,0 km/h sind es nämlich nur 14,6 km/h. Ich mache dafür nicht nur mein wartungsbedürftiges Handbike (u.a. verschlissene Lager und Antriebskomponenten) verantwortlich, ich selbst werde mich wohl ebenfalls dem altersbedingten Nachlassen der Leistungsfähigkeit stellen müssen. Aber damit kann ich leben, auch wenn's manchmal schwer fällt.

PPS: Auf meinen Facebook-Seiten habe ich eine weitere schlaglichtartige Zusammenfassung meines Sportlerjahres 2023 inklusive vierzig kommentierter Bilder veröffentlicht.

30. Dezember 2023

Furor teutonicus

Daß mein Sportjahr mit einem weiteren Paukenschlag endet, hätte ich nicht erwartet. Noch am 23.12. waren in meiner Handbike-Tourenstatistik 12.381 km und 128.125 Hm vermerkt. Entsprechend pessimistisch äußerte ich mich zu meiner Jahresbilanz. Da ahnte ich allerdings noch nichts von dem beinahe frühlingshaften Wetter, welches mich nach den regenreichen ersten drei Tourentagen zu immer neuen Unternehmungen animierte.

Irgendwann nach der dritten Ausfahrt, spätestens jedoch während der vierten Runde erkannte ich die Möglichkeit, doch noch das angepeilte Jahressoll von 13.000 km zu erreichen. Bis dahin stand auch schon mit 130.000 Hm mein Höhenmetersoll auf der Habenseite, sodaß ich mich nun ganz auf's Meter machen konzentrieren konnte. - Und das Wetter hielt durch!

Beim ersten Morgenlicht am 29.12. nahe Ebenheit (Aufnahmeort)
Allerdings ging nun bei mir langsam die Luft aus. Lief es auf meiner Tour am 28.12. noch richtig gut, so wurde der folgende Tag für mich grenzwertig. Kraft- und Ausdauerreserven gab es nicht mehr, denn die Energiedepots waren leer, dafür jedoch mehr Anstiege bzw. Höhenmeter, als an den Tagen zuvor. So schön die Strecke war, so nahe kam ich mit ihr an meine Leistungsgrenze. Man konnte ja beileibe nicht sagen, daß ich an den bisherigen fünf Ausfahrten seit Heiligabend nur auf der Wurstsuppe geschwommen war! Obwohl es zum Schluß bloß noch flach nachhause rollte, quälte ich mich mehr als üblich - über das Tempo will ich erst gar nicht schreiben.

Deshalb kam heute auch nur eine flache Tour für die letzten 50 km bis zum Endziel infrage. Ich entschied mich für eine Stadtrundfahrt durch Dresden - nicht besonders schön, nicht besonders kreativ aber dennoch im Rahmen meiner verbliebenen Möglichkeiten machbar. Nachdem ich am Morgen ein paar Regenwolken erst vorbeiziehen lassen hatte, schaffte ich es bis 13.25 Uhr zurück und fühlte mich unterwegs gar nicht mal so schlecht dabei. Es gab halt keine nennenswerten Anstiege - die einzige längere Auffahrt über die Bautzener Straße in Dresden offenbarte aber auch gleich meine konditionellen Schwächen. An diesem Tag Berge zu fahren, wäre sicherlich vermessen gewesen.

Nun war's das mit dem Sport für mich im Jahr 2023. Morgen wird gefeiert - Silvester bei meinen Freunden! Nach dem Vasaloppet, dem Ultra "Drei-Städte-Giro", der Fortsetzung meiner Alpenpässejagd und nun der völlig ungeplanten "Sieben Tage - sieben Touren"-Aktion (allerdings mit "nur" 625 km statt 700 km) habe ich allen Grund dazu.

Ich freu' mich drauf!

28. Dezember 2023

Ich bin noch da! 😁

Hochwasser an der Elbe - inzwischen ist der
Elberadweg unpassierbar (Aufnahmeort)
Auch wenn mich gestern kurz vor Ultimo eine Frau in ihrem Kleinbus beinahe über den Haufen gefahren hätte, als sie im Gegenverkehr an einer Kreuzung eine 90°-Kurve schnitt, wo ich wartete um von der abbiegenden Hauptstraße in eine Nebenstraße weiterzufahren.

Darüber hinaus gäbe es von den vergangenen Tagen noch manch "Lustiges" zu berichten, doch - wie man unschwer an der Tourenliste weiter unten erkennen kann - bin ich gerade auf der Jagd nach den letzten Kilometern im Handbike des Jahres 2023.

🐺 Die Beute fest im Blick, bleibt mir dabei keine Zeit für Abschweifungen ...

19. Dezember 2023

Zurück in den Frühling

Meine mir selbst verordnete Ruhepause am Sonntag hatte den gewünschten Effekt. Gut erholt und auch motiviert startete ich gestern in einen neuen Tourentag. Das Wetter spielte freilich von Beginn an mit. Vom Sonnenaufgang kurz nach dem Losfahren bis zu deren Untergang, als ich gerade zuhause einrollte, verhüllte keine einzige Wolke das Gestirn.

Deshalb entschied ich mich auch schon in Reinhardtsgrimma für einen außerplanmäßigen Umweg. Die kleine Ortsverbindungsstraße bis nach Schlottwitz führte aussichtsreich über offene Höhen, bevor sie steil und windungsreich ins Müglitztal abfiel. Unverhofft schöne Ausblicke in den Dresdner Elbkessel bot übrigens auch die noch unbedeutendere (aber asphaltierte) Verkehrsverbindung von Dohna nach Kleinsedlitz (s. Track vom 18.12., km 44,9 - 45,9).

Elbsandsteingebirgspanorama vom Radweg
zwischen Hohburkersdorf und Rathewalde -
links unterhalb des Liliensteins ist sogar der
Kletterfelsen "Lokomotive" zu erkennen.
(Aufnahmeort)
Auf der nördlichen Elbseite sollte es dann nach dem bis kurz vor der Steilrampe am Ende gut zu fahrenden Helfenberger Grund (s. Track vom 18.12., km 63,0 - 65,2) über das Schönfelder Hochland sowie Dürrröhrsdorf und Stürza nur noch bis Waltersdorf gehen, denn ab dort hätte ich selbst auf dem kürzesten Weg an der Elbe entlang ab Rathen mein Minimalstreckensoll erreicht. Doch erst in der zweiten Nachmittagsstunde und nicht nur sonnig, sondern auch fast frühlingshaft warm, wäre das verschenkte Zeit gewesen. Weil ich aber bis hierher überdurchschnittlich gut vorangekommen war und mich überdies (im Gegensatz zur Vortour) immer noch frisch fühlte, bot sich mit dem Abstecher nach Bad Schandau vor der Heimfahrt ein weiterer, diesmal längerer Umweg geradezu an.

An diesem Tag paßte beim Handbiken seit langem wieder mal alles: Wetter, Kondition und Motivation. Das könnte nun gern so bis zum Jahreswechsel weitergehen. - Oder alternativ noch einmal viel Schnee ... 

Skifahren macht nämlich auch Laune!

17. Dezember 2023

Trostpreis

Mein angepeiltes Jahresendziel bzgl. der Statistik wird nun wohl auf ganzer Linie nicht mehr zu erreichen sein. Ich habe meinen Leistungszenith überschritten, das legen mir die diesjährigen Werte eindrücklich nahe. Doch klagen will ich nicht darüber, schließlich konnte ich in den vergangenen dreiundzwanzig Jahren eine ganze Reihe Projekte realisieren, von denen auch NUR EINES DAVON für jeden Sportler mit und ohne Handicap einen prominenten Platz in ihrer Bilanz haben würde.

Immerhin gab es gestern für mich trotzdem etwas zu feiern. Mein Schmicking-S3-Tourenhandbike hat nun nämlich ebenfalls die 200.000-km-Marke geknackt. Genauer: seit der ersten Tour auf meinem erst zweiten Handbike am 17.11.2006 habe ich nach reichlich 17 Jahren nunmehr 200.039 km mit 2.035.291 Hm absolviert. Es wird wohl nicht übermäßig viele Radsportler geben, welche ein und dasselbe Rad so lange verwenden bzw. mit einem einzigen Rad eine solche Laufleistung erreichen. Aber für mich paßt die Rahmengeometrie, die Konstruktion der Rückenlehne und die Anordnung sowie Länge der Handkurbeln (ganz wichtig!) nahezu perfekt. - Ich hoffe, daß mich mein treuer Drahtesel noch lange begleitet und gemeinsam mit mir alt wird ... 🥰

Zuvor legte ich dafür bereits am Freitagnachmittag den Grundstein. Denn weil der Schnee - rechtzeitig vor Weihnachten - erwartungsgemäß verschwunden ist, kam mein Handbike wieder zu seinen Ehren.

Abend an der Elbe bei Pirna (Aufnahmeort)
Meine Feierabendrunde führte mich in den waldreichen südlichen Teil des Elbsandsteingebirges. Ohne steile Anstiege und auf nicht mehr klatschnassen Straßen unterwegs, machten sich die 19 Tage Radabstinenz erstaunlich wenig bemerkbar. Und so dehnte ich meine Tour noch ein Stück in östliche Richtung aus - zumal der Rückweg auf dem Elberadweg fast komplett kraftverkehrsfrei ist, sodaß er sich (natürlich mit Beleuchtung) auch nach Einbruch der Dunkelheit entspannt fahren läßt. Wegen des Weihnachtsmarktes peilte ich in Pirna zuletzt mein Zuhause auf einem Umweg an, 16.41 Uhr stoppte ich die Aufzeichnung.

Gestern begann der Tag noch etwas wärmer aber mit etwas mehr Wind. Deswegen entschied ich mich zunächst für die Täler in Richtung Süden. Nach der Instandsetzung der Straße zwischen Pirna-Neundorf und Langenhennersdorf sowie weiter bis zum Abzweig des Bahretals ist dieser Abschnitt nun ebenfalls eine durchweg gut zu fahrende "Rennstrecke" geworden. Überhaupt konnte ich während meiner Tour eine ganze Reihe inzwischen neu asphaltierter Teilabschnitte miteinander verbinden, was sich merklich auf's Tempo auswirkte. Nur der Kilometer von der Einmündung der Göppersdorfer in die Börnersdorfer Straße  bis Liebstadt ist noch ziemlich holperig.

Nördlich der Elbe sammelte ich schließlich auf der zweiten Hälfte der Tour die restlichen Höhenmeter. Allerdings kam es mir dabei trotz des moderaten Streckenprofils so vor, als ob ich leistungsmäßig abbauen würde. Bei 100 km "aus der kalten" schienen sich die knapp drei Wochen ohne ein einzige Handbiketour doch auf meine Kraftausdauer auszuwirken. Auch signalisierte zum Schluß die Anzeige meines Fahrradcomputers für den (auf Basis von Herzfrequenz sowie weiterer gemessener Werte ermittelten) Trainingseffekt mit 5.0 im aeroben Bereich eindeutig Überbelastung an. Nach meinem Gefühl war diese Bewertung durchaus realistisch.

Also verbringe ich nun den dritten Advent lieber ohne sportliche Aktivitäten, damit ich vielleicht morgen ausgeruht eine weitere Tour dranhängen kann. Das Muster 2-0-1 hat sich schon häufig bewährt.

11. Dezember 2023

Vollwertiger Ersatz

Es war abzusehen, daß die weiße Pracht noch vor Weihnachten wieder dahinschmelzen würde. Leider konnte Christiane am Wochenende nicht Skifahren, aber dafür bot mir Carsten eine gemeinsame Tour im Schnee an. Bisher half er ja in unserem erfolgreichen Vasaloppet-Team als Bremser und hatte sich nur einmal wenige hundert Meter als Gespannführer im Skitandem versucht.

Natürlich freute ich mich über die Möglichkeit - und irgendwie würden wir auch in neuer Zusammenstellung vorankommen. Carsten brachte außerdem seinen Kletterkumpel Olaf mit, sodaß uns ggf. sogar noch weitere Unterstützung zur Seite stand.

Dutzendfach fotografiert und doch immer wieder
anders schön: auf dem Kahleberg (Aufnahmeort)
Doch wie schon Christiane fuchste sich Carsten überaus schnell in die für unser harmonisches Zusammenwirken im Tandem notwendige etwas andere Langlauftechnik ein. Hatte er zu Beginn zunächst ein viel zu hohes Tempo gewählt und damit unnötig Kraft verbraucht, so optimierten wir im Laufe der Tour die Abläufe, sodaß wir letzten Endes gar nicht so viel langsamer in der Loipe unterwegs waren. Vor allem auf leicht abfallender (und gut präparierter) Strecke kann man nämliche bei aufeinander abgestimmtem Doppelstock-Einsatz ordentlich Tempo machen.

Hinsichtlich des Wetters hatten wir lange Zeit gute Bedingungen. Zwar pendelten sich die Temperaturen im leichten Plusbereich ein, aber es lag noch ausreichend verdichteter Schnee mit geringer Neuschneeauflage. Erst kurz vor Mittag kam etwas Sprühregen, der jedoch endlich nachließ bzw. schließlich ganz aufhörte, als es begann, unangenehm zu werden.

Weil es inzwischen bei uns immer besser lief, machte Carsten dann den Vorschlag, mit dem Bornhauberg (Pramenáč) von der Wittichbaude (Horská chata Vitiška) aus gleich noch den zweiten 900m-Gipfel der Region im Skitandem zu erklimmen. Auch hier herrschten gute Untergrundbedingungen - wie zuvor schon auf der KLM (Krušnohorská lyžařská magistrála) mußten wir dabei allerdings zweimal umgestürzte Bäume umfahren, welcher unter der nunmehr nassen Schneelast zusammengebrochen waren. 

Carsten hatte immer noch nicht genug! Die KLM zwischen Böhmisch Zinnwald und Wittichbaude eignete sich prima, um zusätzliche Meter zu machen. Zwar liegt mir eigentlich - sofern es vermeidbar ist - nicht das mehrmalige Befahren von Streckenabschnitten während einer Tour, doch sein Argument, daß unser Ausflug möglicherweise unsere letzte Skitour des Jahres 2023 sein könnte, überzeugte mich. Darüber hinaus noch die 30km-Marke zu knacken, war für Männer wie uns ein weiterer Anreiz, zumal sich das Wetter mittlerweile wieder besserte. Kurz nach drei zurück am Auto, standen schließlich sogar 33 km und 500 Hm in der Endabrechnung - für Carstens "Greenhorn-Tour" im Skitandem ein absolut respektables Ergebnis.

Schön, daß es so überaus gut mit uns geklappt hat!

9. Dezember 2023

Stimmungsvoller Advent

Am Freitagnachmittag war ich mit Begleitern auf die Festung Königstein eingeladen. Die hier Verantwortlichen und Beschäftigten der Schlösserverwaltung engagieren sich schon seit vielen Jahren für die barrierefreie Zugänglichkeit eines der eindrucksvollsten historischen Bauwerke von Sachsen. Neben dem normalen Museumsbetrieb findet zwischen den Festungsanlagen an den Wochenenden im Advent außerdem der historische Weihnachtsmarkt statt, welcher mittlerweile noch am Freitagnachmittag um den sogenannten After Work Advent erweitert wurde.

Zwei alte Esel auf dem Weihnachtsmarkt ...
(Aufnahmeort)
Genau diese Vorveranstaltung nutzten wir für die Begutachtung der Gegebenheiten hinsichtlich ihrer Barrierefreiheit. (Tip am Rande: Aufgrund des großen Besucheransturms am Wochenende fühlt man sich im Rollstuhl bestimmt an diesem Tag mit dem zu dieser Zeit geringerem Andrang wesentlich wohler - so erging es mir jedenfalls.) 

Die auf einen zentralen Hauptmarkt mit der Bühne sowie zwei weiteren kleinen Standorten verteilten Stände sind meist gut zu erreichen, einige kleinere Hindernisse, wie z.B. Steigungen / Gefälle oder auch mal Absätze sowie holperiges Sandsteinpflaster, kann man auf Rädern - ggf. unterstützt durch Begleiter - gut bewältigen. Es gab an einer Stelle zwar auch zwei, drei Buden, die nur über eine dreistufige Treppe zugänglich waren, aber selbst dort ist (in Zukunft) Abhilfe möglich. Eine Rollifahrertoilette befindet sich an zentraler Stelle in der Alten Kaserne, mehr Informationen bietet der Flyer mit Tips für mobilitätseingeschränkte Gäste. Einzige Wehrmutstropfen: zum Bereich des Weihnachtsmarkts in den Kasematten kommt man nicht im Rollstuhl, wie auch der mit leuchtenden Herrnhuter Weihnachtssternen ausgestaltete historische Zugang zum Festungsplateau (die Dunkle Appareille) sich aufgrund seiner Steilheit und des Untergrunds eher nicht für Rollifahrer eignet. 

Von der Mauerkrone schweift der Blick über die
Stadt Königstein an der Elbe nach Osten
(Aufnahmeort)
Nach der Besichtigung des Weihnachtsmarktes nahmen sich Kerstin, Ute und ich gemeinsam mit der u.a. für das Thema "Barrierefrei" zuständigen Mitarbeiterin der Museumsverwaltung natürlich noch den Rundgang entlang der Mauerkrone vor, denn dieser Weg ist eine der schönsten im Rollstuhl zugänglichen Panoramastrecken, die ich in der Sächsischen Schweiz kenne. Gestern kam dazu noch der Schnee, der diesmal trotzdem erstaunlich gut zu berollen war. Die verschneite Festung und die Ausblicke auf eine weiße Winterlandschaft hatte ich hier oben bisher noch nie erlebt. Einmal mehr ging mir dabei durch den Kopf, wie privilegiert wir als Einheimische doch sind, in dieser wunderschönen Landschaft mit solch großartigen Kulturdenkmälern und weltbekannten Örtlichkeiten zu leben.

Ich bin dort zuhause, wo andere Urlaub machen!

7. Dezember 2023

"Schönstes deutsches Handwerk"

Mit diesem Slogan präsentiert sich die Glashütter Uhrenmanufaktur "Moritz Grossmann", und gestern ergab sich nun endlich für mich die Gelegenheit, gemeinsam mit weiteren Interessierten die Herstellung der edlen Zeitmesser vor Ort kennenzulernen.

Das rund 25 km von meinem Zuhause in Pirna entfernte Glashütte beherbergt inzwischen wieder neun verschiedene Uhrenhersteller, deren Herkunftsbezeichnung nun sogar durch die Glashütteverordnung gesetzlich geschützt ist. Die Fa. Moritz Grossmann ist dabei eines der beiden hier ansässigen Unternehmen, welche nicht nur ausschließlich selbst konstruierte und produzierte Uhrwerke (sogenannte Manufaktur-Kaliber) verwenden, sondern sich bis heute auch ihre unternehmerische Selbstständigkeit bewahrt haben.

Nach der persönlichen Begrüßung unserer kleinen, illustren Runde durch die Chefin Frau Hutter, führte uns der Brand Manager Herr Verhoeven durch die Räumlichkeiten. Erst während dieses Rundgangs wurde mir so richtig klar, wieviele verschiedene Arbeitsschritte und Tätigkeiten erfolgen müssen, bis am Ende solch ein kleines Kunstwerk in Form einer Uhr entstanden ist.

Mitarbeiterinnen bei der Montage des Uhrwerks
Das Fräsen der Platinen (sie bilden das "Gerüst" für die beweglichen Teile der Uhr) und die Herstellung der teilweise mikroskopisch kleinen Komponenten des Uhrwerks, die Konstruktionsabteilung, der Prototypenbau, die Tätigkeiten zur Oberflächenveredelung mit der Bearbeitung (Auswuchten) und Polieren von Unruhe, Zahnrädern (u.a. mit dem wunderschönen Sonnenschliff), Zeigern (Fasen sowie Anlassen durch Hitze, d.h. "Färben" des Stahls) sowie der Handgravur - z.B. des Unruhklobens, dazu schlußendlich auch die Montage des Uhrwerks und dessen Regulierung (Einstellung der Ganggenauigkeit) - es gab so viel zu sehen! Mindestens genauso interessant waren aber die Erläuterungen und Demonstrationen der Mitarbeiter. Ihnen bei ihrer Tätigkeit mal über die Schulter schauen zu dürfen, empfand ich als ein besonderes Privileg. Vielen Dank dafür!

Abschußrunde mit Frau Hutter (2. v.l.) und Herrn
Verhoeven (4. v.l.) im Präsentationsraum der Manufaktur
Mancher mag vielleicht an dieser Stelle bei der Fülle der Details abwinken, doch mit meiner Begeisterung für diese mechanischen Wunderwerke hätte ich hier stundenlang zuschauen und die Beschäftigten mit Fragen löchern können. Es war für mich definitiv ein ganz besonderes Erlebnis, welches mit der Präsentation verschiedener Uhren und einem kleinen Imbiß beim gegenseitigen Gedankenaustausch nach knapp vier Stunden seinen Abschluß fand.

Ich bin stolz darauf, daß in meiner Heimat dieses großartige Handwerk in solcher Vollendung lebt!

4. Dezember 2023

Fall Weiß

Überfallartig hat sich der Winter bis ins Tiefland breitgemacht. Statt Handbiken standen also an diesem Wochenende zwei Skitouren im Tandemgespann mit Christiane an. Ihre Wintersportbegeisterung wirkt immer ansteckend, sodaß Handbiken für mich überhaupt nicht infrage kam. Statistik hin oder her, sich grundlos wegen irgendwelcher Zahlen Streß zu machen, ist nun wirklich völlig idiotisch.

Glücklicherweise konnte unser gemeinsamer Freund Norbert kurz zuvor in einer Blitzaktion die Befestigung des Zuggestänges an der Deichsel rechtzeitig reparieren (ganz großer Dank an ihn!) und damit die Einsatzbereitschaft unserer Ausrüstung herstellen. Für die ersten Kilometer der neuen Skisaison entschieden wir uns aber für die alten Bretter. Daß bereits soviel Schnee in den Bergen lag, ahnte ich dabei nicht. Wie sich im Nachgang herausstellte, war ich noch nie so früh im Winter in der Loipe.

Vor allem am ersten Tourentag kamen eine ganze Menge Höhenmeter zusammen. Dabei hatten wir zu Beginn noch gar keinen Plan, wohin wir fahren würden. Aber Stück um Stück entwickelte sich die Strecke, wobei wir auch durch die präparierten Skitrassen gelenkt wurden. Erstaunlicherweise gab es sowohl auf deutscher als auch auf tschechischer Seite dank des überdurchschnittlichen Engagements der dafür Verantwortlichen bereits viele Kilometer gut präparierte Pisten. - Großes Lob an die Macher!

Das schwierigste und auch anstrengendste Teilstück unserer Sonnabend-Runde wurde der endlos lange Aufstieg von Rehefeld bis unter den Kahleberg (s. Track vom 02.12., km 20,8 - 23,2). Die dünnere Schneedecke im Wald war hier teilweise arg von Forstfahrzeugen zerwühlt, was bei etlichen Steilstücken das Vorwärtskommen zusätzlich erschwerte. Außerdem mußte mich Christiane um eine ca. 20 m lange und völlig ungangbare Passage zu Fuß herumhieven. Als endlich das Schlimmste hinter uns lag, war es meine Sportfreundin, die noch zum Abstecher auf den Kahleberg (der höchsten Erhebung im deutschen Osterzgebirge) abbog, obwohl wir beide schon ordentlich Federn gelassen hatten. Der Berg gehörte einfach zu einem zünftigen Saisonauftakt dazu.

An diesem Tag fuhr meine Gespannführerin mit mir von Neurehefeld aus auch ziemlich spontan auf den Hemmschuh, und so bezwang ich damit meinen nächsten Achttausender im Osterzgebirge. Ich war dort nämlich zum ersten Mal, womit ich nun bereits sieben der vierzehn Gipfel (ausschließlich) im Langlaufschlitten erreicht habe. Bis dahin standen auf meiner Haben-Seite Scharspitze, Biwakkuppe, Wüste Höhe, Kannelberg (Drachenkopf), Stephanshöhe und Pöbelknochen. - Ich denke, in diesem Winter folgen noch weitere.

Wunder-Winterwald bei Holzhau (Aufnahmeort)
Gestern sollte es dann etwas gemütlicher zugehen, und die Bahndammloipe zwischen Neurehefeld / Moldau (Moldava) und dem Teichhaus ist meistens ja auch ziemlich entspannt zu fahren. Am Sporthotel und Skibahnhof Hermsdorf trafen wir uns zunächst mit Bergwacht-Kollegen, denn an diesem Tag fand hier für einige Anwärter ein Testat (bestehend aus Skilanglauf und Ski-Abfahrtslauf) statt. Eine von Christianes Schützlingen (als Ausbilderin) nahm jedenfalls daran teil, und für uns war es ein guter Einstieg. Die Kameraden haben ganz schön gestaunt, wie flott und souverän wir im Tandem unterwegs waren!

Später am Tag wurde es für uns aber etwas mühsamer. Denn ohne eine gewalzte Piste oder gezogene Loipe offenbarte der weiche, hohe Schnee seine Tücken. Auf der sonst ebenfalls präparierten Verbindungstrasse zwischen dem Touristen-Grenzübergang Battleck (Žebrácký roh) und der Straße zur Talsperre Fleyh (Fláje) existierte nur eine getretene Skispur, die natürlich nicht so gut verdichtet war, wie mit Pistenfahrzeugen (s. Track vom 03.12., km 13,2 - 16,0). Deshalb mußte Christiane etliche hundert Meter bergauf allein kämpfen, während ich mich krampfhaft bemühte, halbwegs senkrecht im Schlitten sitzen zu bleiben. Zweimal blieb mir dennoch der Bodenkontakt nicht erspart.

Am Schneehöhen-Meßpunkt beim Skibahnhof
Hermsdorf (Aufnahmeort)
Auch bei unserem kurzen Abstecher ab Holzhau zum Fischerwald (s. Track vom 03.12., km 17,8 - 20,4) wurde es ziemlich abenteuerlich. Auf einsamen Ski-Pfaden entschädigte uns jedoch ein Zauber-Winterwald für die Anstrengung. Dabei kamen wir übrigens auch an dem Achttausender-Berg Steinkuppe vorbei, dessen Befahrung wir uns allerdings an diesem Tag wegen der Schneeverhältnisse schenkten. Wird schon noch ...

Zurück am Ausgangspunkt unserer Tour, fanden wir gleich auch eine Skifahrerin, die unser Erinnerungsfoto mit dem lokalen Schneehöhen-Meßpunkt schoß. Bis in knapp 30 cm reichte der Schnee auf der Meßlatte.

Ganz schön viel für Anfang Dezember!

27. November 2023

Wintereinbruch

Das vergangene Wochenende hat es mir wirklich nicht leicht gemacht, meine Monatsziele trotz des nun ausgestandenen Infekts noch zu erreichen. Dabei waren die niedrigen Temperaturen noch das geringste Problem.

Um mein Tagesprogramm einigermaßen zügig über die Bühne zu bekommen, ging es sonnabends wieder recht zeitig los. Mit dem Zusatznutzen, daß der Westwind am Morgen noch ziemlich verhalten wehte und mich daher nicht sonderlich störte. Das änderte sich zwar im Laufe des Tages, doch hatte ich die windanfälligsten Streckenabschnitte hinter mich gebracht, bevor es anstrengend wurde.

Auch das Wetter blieb zunächst leidlich stabil, sodaß ich nun doch wenigstens die Mittelstreckendistanz anpeilte. Für mich bedeutete dies, noch ein ganzes Stück in Richtung Meißen zu fahren, bevor ich für den Heimweg den Elberadweg benutzte. Von den aussichtsreichen Höhen vor der Abfahrt ins Elbtal sah ich kurz vor dem Mittag allerdings das Elend auf mich zuziehen, und der bange Blick in die App mit dem Wetterradar bestätigte dies: das kam eine geballte Ladung Wasser auf mich zu!

Bei verschärftem Tempo schaffte ich es an der Elbe noch bis Gohlis mit seiner Windmühle, dann wurde es zunehmend ungemütlicher. Immerhin benötigte ich ab da noch 1¾ Stunden mit dem Handbike bis Pirna - eine Zeitspanne, die völlig ausreichend ist, um so ziemlich gründlich eingeweicht zu werden. Wenigstens kam nun der Wind von hinten, auch tropfnasse Bekleidung blieb mir erspart. Unangenehm war es jedoch allemal, bis ich mich zuhause mit einem heißen Bad in der Wanne aufwärmen konnte. Die "Belohnung": mehr als 12.000 km Strecke im Jahr 2023!

Zwar rechnete ich nicht damit, auch mein zweites Wunschziel am Wochenende zu erreichen, doch erwies sich der Sonntag als die einzige Gelegenheit dazu. An den 1000 km im November fehlten knapp 60 km - eine Distanz, die mir unter anderen Umständen höchstens ein nachsichtiges Lächeln auf's Gesicht gezaubert hätte.

Doch schon bald nach meinem Start steigerte sich das zaghafte Geflocke zu einem respektablen Schneetreiben, welches sogar die Dresdener Straßen weiß bedeckte und erneut meine Kleidung zu durchfeuchten begann. Kurz von dem Anstieg aus dem Elbtal über die Grundstraße erwog ich daher einen Abbruch, doch just in diesem Moment ließ der starke Schneefall nach. Endlich wurde mir auch beim Bergefahren etwas wärmer. Außerdem drückte mir die Wärme die Nässe aus dem Stoff, weshalb es mir gleich wieder etwas besser ging.

Schnee auf dem Bahntrassenradweg bei Schönfeld
(Aufnahmeort)
Dennoch wußte ich bereits zu diesem Zeitpunkt, daß ich aufgrund der Bedingungen (klatschnasse Straßen, verschneite Radwege) heute keine Rekorde aufstellen würde. Den Bahntrassenradweg durch das Schönfelder Hochland (s. Track vom 26.11., km 23,8 - 36,7) bin ich nämlich bisher noch nie bei so viel Schnee gefahren.

In Lohmen traf ich dafür völlig unerwartet die Leute meines ehemaligen Kletterklubs auf Glühweintour zum Totensonntag. Wie sie, zieht es an diesem Tag inzwischen viele einheimische Kletterer statt des traditionellen Totengedenkens der Bergsteiger auf der Hohen Liebe (im Schrammsteingebiet) an andere Orte im Elbsandsteingebirge (oder an anderen Tagen an diesen Ort), weil die Veranstaltung mehr und mehr touristisch vereinnahmt wird. In einer Welt der Äußerlichkeiten besteht ja für die meisten Touristen sowieso kein Verständnis für den tieferen Sinn des Treffens.

Endlich setzte sich auch die Sonne durch und beschien eine wunderschöne, weiße Winterwelt. Im Osten die hohen Felswände der Steinbrüche überm Elbtal sowie die Sandstein-Tafelberge, im Westen die Elbniederung mit der Landeshauptstadt Dresden - ein Panorama, welches mich immer wieder neu beeindruckt.

Eine knappe Stunde später war ich zurück im Warmen.

23. November 2023

Rekonvaleszenz

Der ausgebrochene Infekt nach meiner Handbiketour vom vergangenen Sonnabend war möglicherweise doch schwerwiegender als angenommen. Jedenfalls ergab ein am Tag danach vorsichtshalber kurz vor dem anberaumten Termin in Hersbruck durchgeführter Corona-Schnelltest ein positives Ergebnis. Da ging es mir aber schon wieder viel besser. Am Dienstag kehrte allmählich auch das normale Geschmacksempfinden zurück, nur die Nasenhöhlen blieben weiterhin verstopft und beim Geruchssinn gab es ein paar Ausreißer.

Das war aber kein Grund, den in Sachsen arbeitsfreien Buß- und Bettag drinnen zu bleiben. Der Empfehlung meiner Sportfreundin Christiane folgend, nahm ich mich allerdings etwas auf meiner Ausfahrt zurück. Statt vieler Höhenmeter konzentrierte ich mich eher auf die Streckenlänge, denn diesbezüglich liege ich leicht im Hintertreffen gegenüber meinem Jahresziel.

Aber ehrlich: Bei dem trüben und dauerhaft kalten Wetter mit ganztägigen Temperaturen um den Nullpunkt zählte meine Fahrt durch's Elbtal einschließlich dreier kurzer Abstecher nun nicht gerade als Wohlfühl-Therapie, wenngleich mir die körperliche Aktivität sichtlich guttat und ich erfreulich flott meine Runde abspulen konnte.

An die Kälte muß ich mich jedoch erst gewöhnen ...

19. November 2023

Ruf der Pflicht

Am Sonnabend ging es mir so, wie jetzt wieder immer häufiger: ich hatte absolut keine Lust für eine Handbiketour. Typisch trübes Novemberwetter, zu Beginn versetzt mit einigen Regenschauern und einer Maximaltemperatur von 5°C. Aber wenn ich wirklich mein Jahresziel erreichen will, muß ich selbst unter diesen widrigen Bedingungen aktiv sein.

Blick auf den Steg der neu errichteten
Betonplattform der Basteiaussicht,
unten an der Elbe der Kurort Rathen (Aufnahmeort)
Wenigstens minderte sich allmählich meine Unlust, weil ich einigermaßen gut auf Touren kam. Die Anstiege zu Beginn fuhren sich leidlich flüssig, ohne daß ich konditionell an meine Grenzen stieß. Außerdem motivierte mich der kurze Abstecher zur Basteiaussicht, die um die (Jahres-)Zeit (kurz vor 9.00 Uhr) bei dieser feuchtkalten Witterung nahezu verlassen dalag. Der Aussichtspunkt ist schon ein landschaftliches Kleinod, und die neue "Skywalk"-Konstruktion eine echte Bereicherung. Für Einheimische bleiben ja noch ausreichend Möglichkeiten, den (wirklich!) spektakulären Blick von hier ohne den Besucheransturm der Touristen während der Hauptsaison zu genießen. Die Beschreibung des kurzen Spaziergangs wurde natürlich ebenfalls auf der Tourenplattform des Tourismusverbands Sächsische Schweiz als Einfachstrecke veröffentlicht, mit meinen Ergänzungen.

Anschließend verlängerte ich Stück für Stück meine Tour nach Norden, bis ich auf Höhe der Stadt Elstra für den Rückweg einschwenkte. Nachdem ich den letzten Höhenzug, der sich von Kamenz in südliche Richtung bis kurz hinter die Autobahn A4 erstreckt, überwunden hatte, lagen die meisten Anstiege hinter mir. Bis Pirna erreichte ich damit wieder mein Tourenziel.

In dem Wissen um viel Regen am nächsten Tag reizte ich zum Schluß das Tageslicht voll aus. Gut so, denn heute ist bei mir nach einer unruhigen Nacht ein Infekt mit Fieber, Schüttelfrost und Husten ausgebrochen.

Dabei wartet morgen ein wichtiger Termin auf mich ...

13. November 2023

Kurz und gut

Im Vergleich zu meinen sonst üblichen Streckenpensum habe ich mich in den vergangenen drei Tagen ziemlich zurückgehalten. Aber dafür gab es Gründe.

Mittlerweile sind die Tage schon wieder so kurz, daß ich mich auf meinen freitäglichen Feierabendtouren bei meinem Tempo wesentlich kürzer fassen muß, um nicht zum Schluß stundenlang im Dunkeln fahren zu müssen. Zwischen 12.30 Uhr und 16.25 bleiben eben nur knapp 4 Stunden, was bei einem gewünschten Geschwindigkeitsdurchschnitt von 15 km/h weniger als 60 km Strecke bedeutet.

Vom Aussichtspunkt an der Ziegenrückenstraße
schweift der Blick über das Felsmassiv des Gamrigs
nach Südwesten  (Aufnahmeort)
Am 10. November war ich allerdings wieder sehr flott auf Achse, sodaß ich meine Runde noch um den Extrazacken über Kohlmühle im Sebnitztal erweitern konnte. Obwohl an diesem Nachmittag um mich herum viele Regenschauer niedergingen, blieb ich vom Naß verschont. Dafür gab es tolles Wolkenkino - im herbstlich farbenfrohen Elbsandsteingebirge ein besonderes Erlebnis.

Am ersten Tag des Wochenendes drohten ab Mittag ergiebige Niederschläge. Also sputete ich mich bereits am Morgen. Nicht zuletzt, weil ich zunächst auf dem Elberadweg ganz flach nach Dresden fuhr, erreichte ich gegen 9.00 Uhr schon den romantischen Rabenauer Grund, durch welchen entlang der Roten Weißeritz ein gekiester Wanderweg nach Tharandt führt (s. Track vom 11.11, km 37,0 - 40,4). Abgesehen vom landschaftlichen Augenschmaus ist die Strecke auch die entspannteste Möglichkeit, ohne steile Anstiege von Freital aus in Richtung Erzgebirge zu fahren.

Nach dem anschließenden Zickel-Zackel durch's Osterzgebirgsvorland sowie der Abfahrt im Müglitztal blieb mir sogar noch eine knappe Stunde Zeit für den Abstecher über Nentmannsdorf ins ebenfalls wunderschöne Bahretal (nicht zu verwechseln mit dem nahegelegenen BahrAtal). Erst auf den letzten zwei Kilometern holte mich dann der (zunächst leichte Niesel-)Regen ein. Die fehlenden sieben Kilometer bis zur Einhundert konnte ich aber locker verschmerzen, denn dafür hatte ich an diesem Tag das Optimum herausgeholt und war trotzdem trocken geblieben.

Sonntags fuhr ich noch eine knappe Stunde zeitiger los. Zum einen gefällt es mir, am Morgen im Dunkeln nahezu kraftverkehrsfrei ganz entspannt vor mich hin zu radeln, wobei ich selbst mein eigener Taktgeber bin. Außerdem wollte ich nachmittags meine Sportfreundin Christiane nicht verpassen, die auf dem Rückweg von einer Bergwacht-Ausbilderschulung leckere Äpfel aus ihrem Garten für mich im Gepäck hatte.

Seit längerer Zeit schaffte ich es nun endlich wieder mal ins Nachbarland, und das gleich auch noch über den Nollendorfer Paß (Nakléřovský průsmyk). Der längste Anstieg des Tages lag ebenfalls schon kurz nach Neun hinter mir, obwohl ich wegen gesperrter Straßen aufgrund von Baustellen nicht den einfachsten Weg fahren konnte. Vielleicht wird bald in 700 m Meereshöhe der erste Schnee liegen, auf dem höchsten Berg des Erzgebirges - dem Fichtelberg - war es ja schon an diesem Wochenende soweit.

Sonniges Wetter lud mich danach zu einem kurzen Abstecher in das von mir so genannte Tetschener Hochland ein. (Der "richtige" Name für diese linkselbischen Höhenzüge zwischen Aussig - Ústí nad Labem -  und Tetschen - Děčín - ist eigentlich "Ústecké středohoří", also "Aussiger Mittelgebirge".) Hierhin fahre ich immer wieder gern, zumal inzwischen auch viele Straßen im Gebiet neu asphaltiert wurden.

Die zweite Hälfte meiner Sonntagstour verlief schließlich größtenteils im Elbtal ohne weitere nennenswerte Anstiege. Lediglich die Auffahrt nach Waltersdorf bremste mich etwas aus. Wegen einer Straßensperrung auf der Hauptstrecke in Porschdorf wich ich dabei auf die eigentlich den Radfahrern vorbehaltenen Alternativroute ab Prossen aus, wobei die größtenteils einspurige Strecke ersatzweise auch als nicht ausgeschilderte Umleitung für den Kraftverkehr dient. Bis auf das Gehupe eines dieser Benzinjunkies kam ich glücklicherweise aber selbst auf dem holperigen Abschnitt mit grobem Sandsteinpflaster gut durch und erreichte nach einem kurzen Umweg zum Kilometersammeln unmittelbar vor dem Ziel am frühen Nachmittag mein Zuhause.

Beim Kaffekränzchen mit Christiane gab es viel zu erzählen.

7. November 2023

Konsolidierung

Seit Anfang des Monats bin ich wieder in der Heimat zugange. Von den 300/400-Meter-Anstiegen auf 10 km Strecke im Schwarzwald kann ich mich nun wieder erholen, denn es geht hier - sofern man nicht gerade im Nachbarland von Süden über den Steilabfall der Pultscholle des Erzgebirges in dessen Kammregion fährt - trotz gleicher Höhenunterschiede meist gemächlicher aufwärts. Was natürlich nicht heißt, daß es von allein rollt ... Immerhin kamen auf meinen Touren der vergangenen drei Tage ebenfalls mehr als 3000 Hm zusammen, weil ich mein Handbike am Sonnabend und Montag zunächst in die Ausläufer des Osterzgebirges lenkte. Hier wurden damit aber auch die Unterschiede zur (oben bereits erwähnten) Topologie der Touren ab Bad Wildbad besonders deutlich.

Wenn ich am ersten Tourentag nicht schon wieder wegen der schwergängigen Kette zusätzliche Kraft hätte investieren müssen, wäre wahrscheinlich diese Runde weniger anstrengend gewesen. So habe ich mich am Sonnabend ziemlich verausgabt, um meine Ziele zu erreichen. Nach der Kletterei vor allem während der ersten reichlich vierzig Kilometer konnte ich im welligen Gelände nördlich des Elbtals dann mit teilweiser Rückenwindunterstützung trotzdem die bei den Anstiege verlorene Zeit wieder aufholen.

Zur Schonung hatte ich mir dann am zweiten Tag des Wochenendes weniger Auffahrten vorgenommen. Darüber hinaus behandelte ich meinen Antrieb vor dem Start gleich noch mit Kettenspray, was sich im Laufe des Tages merklich auf das Tempo auswirkte. Gern nahm ich deshalb wieder den Umweg über Cunnersdorf (s. Track vom 05.11., km 17,2 - 34,5), weil dieser bezüglich des Geländeprofils und der Streckenlänge perfekt zu meinen Vorstellungen von Ausdauertraining paßt. Außerdem kann man nun am Wochenende das noch bis mindestens Mitte November baustellenbedingt gesperrte Teilstück der Straße im Krippengrund an der Forstmühle befahren, was die anschließende schnelle Abfahrt ins Elbtal bei optimalem Gefälle ermöglicht.

Auf dem Steilstück der Auffahrt durch
den Tiefen Grund, im Hintergrund der
Klettergipfel Brandkegel (Aufnahmeort)
Auf der anderen Seite des Elbtals gibt es in Porschdorf inzwischen ebenfalls zwei Vollsperrungen der Straße, welche ich jedoch umkurven konnte, um zum längsten Anstieg des Tages mit dem größten Höhenunterschied zu gelangen. Die Fahrt durch den Tiefen Grund in Richtung Hohnstein (s. Track vom 05.11., km 41,2 - 46,5) ließ sich bis auf eine rund 300 m lange 12%-Rampe immer noch sehr flüssig bewältigen. Dieser Berg ist für mich ebenfalls eine Art Referenzstrecke - nur eben eine Kategorie härter als die Cunnersdorf-Runde.

Obwohl am Sonnabend das Wetter insgesamt sehr wechselhaft war, blieb ich doch weitestgehend vom Regen verschont. Zwar strich ich den Abstecher ins Lockwitztal zu meiner Sportfreundin Christiane, weil es auf dem Elberadweg leicht zu regnen begann. Doch kurz vor Pirna schien schon wieder die Sonne und bescherte allen einen freundlichen Spätnachmittag. Gut ging es auch immer noch meiner rechten Schulter, die am Vortag wohl hauptsächlich aufgrund der Antriebsprobleme stärker beansprucht worden war.

Das Wetter für Montag lieferte dann ebenfalls keinen Vorwand für eine Verschnaufpause. Doch zunächst plante ich eine kurze Runde, schließlich hatte ich ja bereits am Wochenende rund 230 km absolviert. Bald jedoch entschied ich mich, zum Test der Kraftausausdauernoch ein Stückchen höher in Richtung Osterzgebirge zu fahren sowie zwei weitere Anstiege dranzuhängen, bevor ich ins Elbtal zurückkehrte. In den Tälern war ich nämlich weitestgehend vor dem kräftigen Südwestwind geschützt. Noch vor dem Mittag kam ich wieder in Pirna an, sodaß ich mich entschloß, im nördlich der Elbe gelegenen Umland doch noch den Hunderter vollzumachen. Selbst auf den beiden steileren Anstiegen vor und nach Bonnewitz verlor ich dabei nicht so viel Zeit, um meinen Virtual Partner ganz aus den Augen zu verlieren. Der spürbare Gegenwind im Elbtal konnte mich zum Schluß nicht mehr nennenswert aufhalten.

Endlich mal wieder eine durchgängig solide Leistung! 

29. Oktober 2023

Kehraus

Fast die ganze Woche lang stand es auf der Kippe, ob ich noch einmal im Handbike aktiv werden könnte. Selbst für das Wochenende war Dauerregen angekündigt. Allerdings wurde es dann am Freitagnachmittag etwas besser, und auch gestern kletterte am Morgen zunächst die Sonne über die Berge.

Das war die Chance, mein selbstgewähltes Entfernungsziel von 1.000 km im Monat sowie auch die 11k-Marke für das gesamte Jahr zu erreichen. Zunächst fuhr ich das Tal der Großen Enz aufwärts, bei wenig Kraftverkehr entschied ich mich diesmal auch gleich für die Straße statt des Enztalradwegs. Der führt nämlich meist durch dichten Wald mit klatschnassem Asphalt, welcher sich wegen des Laubs, heruntergefallener Äste sowie Tannenzapfen bzw. Bucheckern derzeit ziemlich holperig fahren läßt.

"Grenzstein" des Landkreises
Freudenstadt an der Bundesstraße
B294 (Aufnahmeort)
Auch oben auf der Bundesstraße herrschte nur mäßig Verkehr, so daß ich zunächst zum Kilometersammeln weiter südwärts fuhr. Die Idee, hinter Besenfeld auf anderer Strecke zurückzukehren, mußte ich jedoch verwerfen, weil der dafür vorgesehene Waldweg inakzeptabel steil und grobschotterig war. Von solchen Experimenten hatte ich aber genug, zumal nach wie vor Schlechtwetter mit Regen drohte.

Die Bundesstraße immer leicht bergab durch das Tal der Kleinen Enz wurde dafür eine schöne Rennstrecke, wo ich viel Zeit gutmachte. Die Autos störten mich hier überhaupt nicht, weil ich ja selbst teilweise in derem Tempo abwärts rollte. Im übrigen möchte ich an dieser Stelle die hiesigen Autofahrer ausdrücklich loben. Sie begegneten mir fast durchweg extrem rücksichtsvoll - ganz ohne Schimpfen - und überholten bei Gegenverkehr noch nicht einmal an Stellen, wo es meiner Meinung nach ganz ohne Gefährdung möglich gewesen wäre. Vielleicht gab es ja auch einen Bonus für mich in meinem ungewöhnlichen Gefährt, den die Leute gern mal ein paar Momente in Aktion sehen wollten.

Als ich bereits kurz nach dem Mittag wieder in Calmbach und der Regen immer noch weit weg war, dehnte ich dann meine ursprünglich nur als Kurzstrecke geplante Tour Stück für Stück aus. Insgesamt kamen dabei noch einmal ähnlich viele Höhenmeter und Kilometer zusammen wie beim ersten Teil meiner Fahrt, doch konnte ich mein Wunschtempo halten. Leider gingen nach dem ersten 200-Hm-Anstieg bei Neuenbürg nun auch ein paar  Regenschauer nieder, die mir zwar nicht sonderlich zusetzten, jedoch die Straße so einnäßten, daß ich mich auf den letzten langen Abfahrten mit nahezu optimalen Gefälle schließlich herunterbremsen mußte, um halbweg vom Spritzwasser verschont zu bleiben. Sonst hätte ich bestimmt noch ein paar Zehntel zugunsten der Durchschnittsgeschwindigkeit herausholen können.

Es war trotzdem ein versöhnlicher Abschluß meines Tourenmonats während der Reha im Schwarzwald, bei dem ich oftmals leistungsmäßig (d.h. hinsichtlich des Tempos) nicht unbedingt geglänzt hatte. Immerhin kamen auf 9 Touren 824,5 km mit 10.074 Hm zusammen, wenn auch nur mit einer Gesamtdurchschnittsgeschwindigkeit von 14,0 km/h.

Nun bin ich gespannt, wie es nach meiner Rückkehr zuhause im Handbike rollt ...

23. Oktober 2023

Durchhalten!

Das dritte Tourenwochenende im Schwarzwald liegt hinter mir, und langsam geht es an die Substanz. Denn die Größenordnungen sind hier doch etwas anders als bei mir zuhause. Auf der Fahrt ins Osterzgebirge von Pirna zum Kahleberg wird zwar beispielsweise eine Höhendifferenz von ca. 750 m am Stück überwunden, doch verteilen sich diese auf mehr als 40 km Straße. Im Schwarzwald mußte ich hingegen bisher regelmäßig 300 bis 400 Hm innerhalb von 10 km Strecke klettern. Das ist ein ganz anderes Kaliber. Außerdem sind ab Bad Wildbad eigentlich keine wirklich flachen Touren möglich, sofern man nicht das Enztal stupide hin und zurück fährt. Inzwischen bewege ich mich - insgesamt gesehen - konditionell ziemlich am Limit, was sich unmittelbar auf das Tempo auswirkt.

Darüber hinaus beunruhigt mich der Zustand meines Handbikes, weil irgendetwas am Antrieb nicht richtig rund läuft. Ist es die vielleicht bereits überdehnte Kette, sind es verschlissene Kugellager in den Kurbelgriffen oder gar im Tretlager? Letzteres wäre natürlich der größtmöglich anzunehmende Ernstfall und eben nicht mal einfach so zu beheben. Ob mein Mechaniker bei Bike24 die Lager tauschen könnte oder ob ich direkt bei Schmicking vorstellig werden müßte, kann ich nämlich überhaupt nicht beurteilen. Doch von der Laufleistung meines Handbikes her wäre ein solches Szenario absolut denkbar.

Jedenfalls vermute ich, daß eben diese Probleme auch unmittelbar Einfluß darauf haben, wie schnell ich mit dem Rad unterwegs bin. Am Sonnabend gab es aber zunächst einmal einen kleinen Lichtblick. Ich hatte mir eine für hiesige Verhältnisse überdurchschnittlich flache Tour nach Karlsruhe zusammengestellt, allerdings mit einem dicken Ende in Form eines 450 Hm-Anstiegs auf 10 km. Bis 23 km vor dem Ziel rollte es also ziemlich flott, doch danach ließ ich erwartungsgemäß am Berg viele Federn. Trotzdem schaffte ich es, mein angepeiltes Geschwindigkeitssoll zu halten, sodaß ich abends mit mir vollauf zufrieden war.

Die Durchquerung der badischen Residenzstadt gestaltete sich übrigens ziemlich entspannt, mir gefiel dabei besonders das viele Grün und die bemerkenswerte Fahrradfeundlichkeit hinsichtlich der Verkehrsplanung. Insgesamt hatte ich in Karlsruhe nie den Eindruck, durch eine 300.000-Einwohner-Stadt zu fahren.

Abends signalisierte mir mein Fahrradcomputer dennoch Überbelastung und empfahl mir vier Tage Trainingspause. Das konnte und wollte ich mir jedoch nicht leisten, schließlich sind meine Tage in Bad Wildbad inzwischen gezählt. Zuhause hätte ich mir nun eine flache Strecke nach Norden zusammengestellt, aber das gibt es hier eben nicht. Deshalb war mir bereits zu diesem Zeitpunkt klar, daß meine Sonntagstour leistungsmäßig unter meinen Erwartungen bleiben würde.

Panorama unterhalb des Hohlohs (Aufnahmeort)
Ich fuhr trotzdem los. Nach kurzem Einrollen forderte mich gleich der Anstieg zur Grünhütte, von welcher ich dann über das Wildseemoor und Kaltenbronn den Paß "Schwarzmiss" anpeilte. Ab dort war es nicht mehr weit bis zum Hohloh, der mit 984 m NHN (am Aussichtsturm) höchsten Erhebung der Region.

Ein großes Stück der Straße hinunter nach Reichental ist derzeit aber gesperrt (offensichtlich ebenso eine Jahrhundertbaustelle ...), trotzdem ließ ich mich davon nicht abhalten. Auf der Karte hatte ich nämlich eine Umfahrung über einen Schotterweg entdeckt, den ich nun ausprobierte. Wie sich herausstellte, konnte ich mich tatsächlich dort langsam hinuntertasten, doch will ich mir lieber nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn ich hätte umkehren müssen. Er war nämlich bei größtenteils schlechtem Untergrund abartig steil (12 - 14%) und gehörte vermutlich daher zur Kategorie "Falltürwege" (nur in eine Richtung befahrbar).

Durch das anschließende Murgtal kam ich gut voran, wenn auch aufgrund des Gegenwindes nicht so schnell, wie gewünscht. Dagegen nervte mich die Kurverei zur Umfahrung einer Baustelle in Rastatt, meinem westlichen Umkehrpunkt. So blieb auch keine Zeit, auf dem Rückweg spontan meinem Sportfreund Dominik in Muggensturm einen Besuch abzustatten.

Für die letzten Kilometer der Rückfahrt - auf denen ich noch einmal über den Höhenrücken zwischen Alb und Enz mußte -  hatte ich mir das anstiegstechnisch dünnste Brett ausgesucht. Trotzdem summierten sich dabei ab Ettlingen noch einmal mehr als 300 Hm in mehreren Aufschwüngen. Das verriß endgültig die Statistik, doch gefiel es mir auf der Hochfläche rund um Langenalb und Conweiler ausnehmend gut. Hatte ich kurz unterhalb des Hohlos bei klarer Sicht über die Ausläufer des Schwarzwalds bis ins Rheintal und nach Frankreich sehen können (s. Bild), so erstreckte sich nun das herrliches Panorama in nördliche Richtung. Im weichen Licht der Nachmittagssonne kam sogar etwas Romantik auf.

Nach dem letzten Anstieg hinter Conweiler, den ich zuvor mental gar nicht mehr auf dem Schirm hatte, mußte ich mich dann ziemlich sputen, um es bis zum Abendessen in die Klinik zu schaffen.

Erholung tut not.

15. Oktober 2023

Wetterumschwung

Die warmen Tage sind vorbei!

Noch zu meiner Nachmittagsrunde am Freitag strahlte die Sonne bei 25°C vom Himmel, sodaß mir beim Anstieg aus dem Tal der Großen Enz ab Enzklösterle noch einmal gehörig heiß wurde. Der Enztalradweg bis dahin war übrigens sehr schön zu fahren, nur das letzte (nicht ausgeschilderte) Zackel hätte ich mir prinzipiell sparen können. Allerdings wußte ich nicht, ob die ursprünglich dafür vorgesehene Fußgängerbrücke über die Enz barrierefrei mit meinem Handbike zu befahren ist.

Einmal auf der Hochfläche, dehnte ich später meine Tour noch bis Langenbrand aus, wobei erstaunlicherweise noch etliche Höhenmeter zusammenkamen. Aber sonst rollte es gut. Passend zum Freitag, den 13. durchquerte ich außerdem den Ort "Siehdichfür" - und zwar ungeplant. Wenn das kein Zeichen war ...

Für Sonnabend wurde schlechtes Wetter angekündigt, doch danach sah es am Morgen gar nicht aus. Einige Regenschauer hatte es bereits in der Nacht gegeben, und in der Wetteranimation zogen nur ein paar schmale Niederschlagsgebiete in meine Richtung. Noch einmal startete ich bei 15°C nur im Kurzarmtrikot, nahm mir jedoch auch eine Jacke mit. Bis zwei Kilometer vor dem Infozentrum Kaltenbronn schaffte ich es, dann begann es zu regnen. Bereits ziemlich durchnäßt, gewährte mir dort zum Glück eine Mitarbeiterin Unterschlupf im barrierefrei zugänglichen Haus, nachdem ich mich bemerkbar gemacht hatte. Im Warmen und Trockenen ließ sich relativ komfortabel überstehen, was sich vor den Türen abspielte. 

3,5 Stunden bis 14.00 Uhr mußte ich dort ausharren, bevor der Regen abzog, doch selbst danach blieb der Nebel und teils feiner Nieselregen. So hatte ich das wirklich nicht erwartet! Trotzdem hielt ich mich erstmal an den Plan, der nun rund 7 km Offroadfahrt in den Höhenlagen des Nordschwarzwalds vorsah. Den Teil bis zur Kreuzlehütte kannte ich ja bereits. Kurz danach traf ich eine Gruppe von Wanderern - es blieb die einzige Begegnung bis zur Teufelsmühle. Dabei wurde das Terrain immer ungemütlicher, denn ich hatte unbeabsichtigt eine Mountainbikestrecke in meine Tour eingebunden. Es war jedoch die einzige Möglichkeit, zum Höhengasthaus Teufelsmühle zu gelangen und damit wieder auf Asphalt zu stoßen.

Die Kreuzlehütte bei Nebel und Nieselregen
(Aufnahmeort)
Als sich einen Kilometer davor der Schotterweg nach einem scharfen Rechtsknick aufsteilte, wurde es kritisch. Ohne Funknetz mutterseelenallein bei schlechtem Wetter im unbekannten Gelände - das sah nicht gut aus! Hier ging es nur noch um's Durchkommen! Ich schaffte es, und als ich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder einen Menschen traf, atmete ich erleichtert auf. Bis zum Gasthaus waren es nun keine 100 m mehr.

Auf der anschließenden Abfahrt konnte ich mich leider nicht entspannen, zu steil ging es bei nicht immer guter Asphaltdecke nach unten. Den kleinen Gegenanstieg vor der endgültigen Abfahrt nach Bad Herrenalb hätte ich mir mit einer anderen Streckenvariante wahrscheinlich erspart, doch diese war mir bei der Planung entgangen. Kurz vor 16.00 Uhr kam ich im Kurort an, und spätestens jetzt war klar, daß ich meinen eigentlichen Plan aus Zeitgründen über den Haufen werfen mußte. Das bedeutete jedoch auch keine Erholung auf langer Abfahrt bzw. ebenen Abschnitten, sondern eine 300-Hm-Kletterei hinauf nach Dobel. Dieser Berg nahm einfach kein Ende ... 

Danach folgten zwar nur noch ein paar wenige Höhenmeter im Enztal, aber es gab sowieso nichts mehr herauszuholen. schon lange war ich nicht mehr so erledigt, wie am Ende jenes Ausfluges. Über die Anzeige des Gesamtanstieges auf meinem Garmin Edge 1030 plus konnte ich hingegen nur sarkastisch lächeln. Wahrscheinlich hatte die Nässe den barometrischen Sensor meines Fahrradcomputers lahmgelegt, jedenfalls blieben die Werte über eine relative große Höhendifferenz unverändert. Die Höhenkorrektur auf Strava ermittelte schlußendlich über 300 Hm mehr! Ein schwacher Trost für dieses Debakel ...

Normalerweise hätte ich meinem Körper Ruhe gönnen müssen, aber wer weiß, wie lange das Wetter noch einigermaßen halten wird. Denn abgesehen davon, daß die Temperaturen heute sehr lange im einstelligen Bereich blieben, sah es gar nicht so schlecht aus. Und wenn die Sonne schien, wärmte sie auch.

Erst schaute ich mir Bad Wildbad - u.a. auch mein Appartement in der Heinrich-Sommer-Klinik - von der anderen Hangseite an, dann ging es von Calmberg hinauf nach Schömberg. Dieser ganz gleichmäßige und völlig kraftverkehrsfreie Anstieg lag mir sehr, sodaß ich hoffte, wieder gut im Rennen zu sein. Das relativierte sich aber bald, denn leider konnte ich mich wegen der nassen Straßen bergab nur durch vieles Bremsen einigermaßen trocken halten. So wurde es eben nichts mit einer effektiven Aufholjagd.

Als schöner Abschnitt erwies sich die Fahrt ab Calw durch das untere Nagoldtal bis Pforzheim, wofür ich erneut den getrennt von der Hauptstraße verlaufenden Radweg nutzte. Im oberen Teil war ich ich ja bereits am Sonnabend der Vorwoche bis zur Talsperre gefahren. Dagegen riß mich das nördliche Umland von Pforzheim nicht gerade vom Hocker, auch weil ich dort teilweise auf einer stark befahrenen und offensichtlich neu ausgebauten Ortsumgehungsstraße unterwegs war, die nur zum Teil über einen begleitenden Radweg verfügte.

Den letzten großen Anstieg meiner geplanten Tour kürzte ich schließlich ein, indem ich direkt auf Neuenbürg zuhielt. Ab dort brauchte ich nur noch dem Enztalradweg zu folgen, um wieder mein Basislager zu erreichen. Im Gegensatz zum Vortag kam ich dort gerade noch rechtzeitig zum Abendbrot an.

Wenigstens hatte ich ausreichend Kalorien verbrannt.

10. Oktober 2023

Nach dem Mittag

Am Dienstag blieb ab dem Mittag bis zur nächsten Rehamaßnahme ausreichend Zeit, um dem Baumwipfelpfad auf dem Sommerberg oberhalb von Bad Wildbad einen Besuch abzustatten.

Das war vor allem deshalb eine Empfehlung, weil ich trotz der Kürze der Zeit für diese Tour weder Handbike noch Auto benötigte. Denn die etwa 300 Hm über der Stadt gelegene Attraktion erreicht man nämlich mühelos auch mittels einer Standseilbahn, von deren Bergstation es dann noch 300 m bis zum Beginn des Holzsteges zwischen den Bäumen sind. Für Rollifahrer (im Besitz einer gültigen Wertmarke) ist die Hin- und Rückfahrt sogar kostenlos, und dabei ist der Zugang nahezu vorbildlich barrierefrei ganz ohne weitere Hilfe im Rollstuhl möglich.

Blick in das Innere des Aussichtsturms
inkl. der großen Rutsche (Aufnahmeort)
Der rund 600 m lange Baumwipfelpfad steigt danach aber ebenso wie der Hinweg kontinuierlich an, es mögen etwa 5% sein. Ähnlich ist auch die Steigung des spiralförmig in fast 8 Runden (das sind etwas weniger als 700 m) aufwärts führenden breiten Holzstegs zum obersten Ring des Aussichtsturms (der dann ungefähr 100 m lang ist). Diese Konstruktion ist der sprichwörtliche Höhepunkt des Baumwipfelpfades und den gezahlten Eintritt gewiß wert. Schließlich wird die Instandhaltung der großteils hölzernen Anlage eine ganze Stange Geld kosten.

Interessant war für mich, daß nicht nur einige Aussichtsplattformen des Pfades schwankten, sondern daß auch auf dem obersten Ring des Turmes deutlich zu spüren war, wie sich dieser leicht bewegte - und das ganz ohne Windeinwirkung. Für manche mag das ziemlich gewöhnungsbedürftig sein, ich war davon jedenfalls ebenso überrascht. Vielleicht ist mir das aber nur im Rollstuhl etwas deutlicher bewußt geworden, als den Fußgängern.

Obwohl sich in der Nähe noch die WildLine - eine lange Hängebrücke - befindet, rollte ich anschließend sofort wieder zurück zur Sommerbergbahn und schließlich zur Klinik, damit ich die Pflichtveranstaltung am Nachmittag nicht verpaßte.

Das immer noch spätsommerliche Wetter hatte ich an diesem Tag bestmöglich genutzt.

8. Oktober 2023

Geschafft ... 🤪

Seit dem 04.10. bin ich also in der Heinrich-Sommer-Klinik Bad Wildbad zur Reha, auch um ein paar "normale" Verschleißerscheinungen nach über 24 Jahren Leben als Rollifahrer untersuchen und behandeln zu lassen. Gleich am Donnerstag unternahm ich dabei einen Spaziergang ins Stadtzentrum, mein erster Eindruck war dabei durchaus positiv. In der Zeit nach meinem ersten Aufenthalt im Jahr 2003 scheint sich einiges getan zu haben, jedenfalls herrschte einiges Leben im Ort.

Neben dem Reha-Wochenprogramm möchte ich allerdings auch die Zeit für ein "Herbst-Trainingslager" im Handbike nutzen. Dafür steht mir hauptsächlich das Wochenende zur Verfügung, wobei ich versuche, mir auch den Freitagnachmittag für kleinere Touren freizuhalten.

Der Wildsee im Herzen des Moores (Aufnahmeort)
Am ersten Freitag klappte das auch. An diesem Tag bin ich auf eine Empfehlung hin durch das Eyachtal hinauf zum Wildseemoor bei Kaltenbronn gefahren. Die Auffahrt war sehr schön und ziemlich einsam - noch mehr Natur geht wirklich fast nicht mehr. Leider führte der obere Teil der Strecke auf einer Schotterpiste, welche mich ziemlich ausbremste, weil ich keine Panne riskieren wollte. An diesem abgeschiedenen Ort gab es nämlich auch kein Funknetz. Höhepunkt des Tages wurde die Fahrt duch das Wildseemoor auf einem Bohlenweg. Hier begegneten mir auch Wanderer und Zweiradfahrer, letztere beinahe ausschließlich auf Mofas. Wer hier im Gebirge unterwegs sein will, braucht eben als Radsportler ein bißchen mehr Kraft und Ausdauer, als die meisten Bequemtouristen besitzen.

Gestern bin ich dann zu einer ersten längeren Tour aufgebrochen. Das konnte ich leider erst gegen 9.00 Uhr nach dem Frühstück - und wenn ich abends noch etwas essen möchte, muß ich vor 17.45 Uhr zurück sein. Deshalb bewegte ich mich auf dieser Tour hauptsächlich durch Täler, da sich hierbei Anstiege und Abfahrten gleichmäßig auf eine längeren Abschnitt verteilen. Das Nagoldtal entsprach genau meinen Vorstellungen. Als schöne Ouvertüre erwies sich auch die morgendliche Fahrt durch das Würzbachtal, in welchem ich mutterseelenallein rund 200 Hm gewann.

Auf der Fahrt entlang der Nagold von Calw bis zur Talsperre bei Erzgrube kam ich gut voran, der bis Nagold von der Hauptstraße getrennt verlaufenden Radweg gefiel mir gut. Doch auch das folgende Teilstück entlang der stark befahrenen Landstraße fand ich nicht so schlimm bzw. nervtötend, wie angekündigt. Hier gab es nämlich immer einen straßenbegleitenden Radweg. In Altensteig kletterte ich auf Empfehlung die 70 zusätzlichen Höhenmeter hinauf zum Schloß, einem schönen mittelalterlichen Sandstein- und Fachwerkbau.

Erst nach reichlich 90 km erreichte ich schließlich den mit 830 m NHN höchsten Punkt meiner Sonnabendtour. Da war es 16.25 Uhr. Zum Schluß rollte es allerdings nur noch bergab, sodaß ich diese 23 km tatsächlich noch rechtzeitig bis zur Abendbrotzeit schaffte.

Für meine dritte Tour wollte ich noch etwas weiter östlich, nämlich bis ins Würmtal, in welchem Weil der Stadt liegt. Das Streckenprofil kündigte für das erste Drittel der Strecke reichlich Anstiege an, danach sollte es mehr talabwärts als bergauf gehen. War ich bisher der Meinung, daß im Schwarzwald zwar lange, dafür jedoch nicht so steile Auffahrten die Regel sind, so wurde ich heute gleich dreimal nachdrücklich daran erinnert, daß dies nicht stimmt.

Zunächst wärmte mich aber gleich nach Bad Wildbad eine lange Auffahrt mit insgesamt rund 400 Hm ordentlich auf, sodaß ich nun für den Rest des Tages keine lange Radjacke mehr brauchte. So häufig bin ich an einem 8. Oktober auch noch nicht nur im Kurzarmtrikot gefahren ... Aus dem Tal der Kleinen Enz folgte der erste 1,5 km lange 13%er, dessen Steilheit aber durch die nächste Auffahrt aus dem Nagoldtal noch in den Schatten gestellt wurde (s. Track vom 8.10., km 34,9 - 35,8). Angesichts der Rampe, die wie eine Wand vor mir stand, versuchte ich erst gar nicht, die Auffahrt in einem Stück zu bewältigen. Für diese 900 m brauchte ich schließlich (inkl. aller Verschnaufpausen) fast eine halbe Stunde. Angefressen, wie ich war, fiel mir danach selbst der wesentlich entspanntere Anstieg aus Stammheim heraus schwer genug, und jeder kurze Aufschwinger auf dem Weg zum Würmtal forderte mich erneut.

Auf der schnellen Fahrt durch das Würmtal schöpfte ich jedoch wieder neue Energie. Die Straße war zwar durch den Kraftverkehr stark frequentiert, machte aber vor allem auf den letzten 20 Kilometern bis Pforzheim echt Laune. Daß ich mit dieser Meinung nicht allein stand, deutete sich schon allein durch die Anzahl der Radsportler an, die mir begegneten oder mich überholten. Hier konnte ich den ganzen verlorenen Boden wieder gutmachen.

Auf meiner Rückfahrt durch das Enztal nach Bad Wildbad entschied ich mich außerdem spontan für die Auffahrt zum Schloß Neuenbürg hoch über der Enz. Dieses Sträßchen war nicht mehr so steil , wie der 18%-Kracher in Richtung Stammheim, aber kräftemäßig angeschlagen, mußte ich mich auch hier hochruhen. Wie sich oben herausstellte, stand dabei leider der Aufwand zum Nutzen in keinem angemessenen Verhältnis - nicht ein einziges schönes Bildmotiv belohnte mich für diese Schinderei.

So schleppte ich mich dann am Ende die restliche Strecke bis nach Bad Wildbad und war froh als es endlich vorbei war. Aber so viel Handbikesportler (also ohne Unterstützung durch einen E-Motor) gibt es wohl nicht, die an drei aufeinanderfolgenden Tagen insgesamt 279 km mit 3080 Hm fahren.

Das durch die Physiotherapeutin für mich täglich angesetzte Krafttraining (MMT) bräuchte ich jedenfalls nicht.