31. Dezember 2019

Immer weiter!

Das Bemerkenswerteste zuerst: das Jahr 2019 war das vierte Rekordjahr in Folge. Seit 2015 habe ich mich jedes Jahr ein bißchen gesteigert, was die absolvierte Distanz sowie die Höhenmeterbilanz betrifft. In diesem Jahr stehen nun 13.439 km und 141.763 Hm zu Buche - Werte, die wohl für viele Zweiradfahrer und noch mehr Handbiker weit jenseits ihres eigenen Erlebnishorizonts liegen dürften.

Natürlich hat das auch seinen Preis. Für mich schwer vorstellbar sind diese Leistungen beispielsweise, sobald man in einer Partnerschaft mit oder ohne Kinder lebt. Oder auch, wenn mehrere verschiedene Interessen und Hobbies unter einen Hut gebracht werden wollen. Nur durch meine Fokussierung auf das Handbiken und ohne eine partnerschaftliche Bindung kann ich solche Ergebnisse trotz Berufstätigkeit erzielen. Klar, daß dazu auch eine straffe Jahresplanung, viel Organisationswille und Selbstdisziplin, manchmal außerdem gepaart mit Leidensfähigkeit und Verzicht, vonnöten sind. Aber noch überwiegen für mich die positiven Effekte. Denn es ist ein gutes Gefühl, zu erleben, welche Dinge möglich sind, sofern man nur ausdauernd genug seine Ziele verfolgt. Gleiches gilt auch in Bezug auf die Anerkennung durch andere Radsportler bzw. Leuten, denen ich immer wieder unterwegs begegne. Mein Sport hat mir schon viele neue Bekanntschaften vermittelt - manche nur für wenige Augenblicke, aus anderen wurden indes Freundschaften über Jahre. Und daraus entstanden dann neue Projekte ...

Nach diesen Betrachtungen über Sinn und Nutzen meines Tuns will ich nun zu einem kurzen Rückblick auf die wichtigsten Aktivitäten kommen.

Das Jahr begann endlich wieder einmal mit ausreichend Schnee im Osterzgebirge. Nach einer ersten Runde mit meinen tschechischen Freunden in Adolfsgrün (Adolfov) war Mitte Januar immer noch der Skilanglauf in tiefergelegeneren Gebieten möglich, diesmal im Skigebiet zwischen Tyssaer Wände (Tiské stěny) und Hohem Schneeberg (Děčínský Sněžník). Diese Tour im Tandemskigespann mit Kerstin war mindestens genauso abenteuerlich wie unsere zweite gemeinsame Tour zur Tellkoppe bei Oberbärenburg. Die schönste Skitour des Winters führte uns - Kerstin und Gerald, Šárka und Lád'a sowie mich - dafür bei strahlendem Sonnenschein im großen Skilanglaufareal bei Langewiese (Dlouhá Louka) zusammen.

Als sich endlich der Frühling durchgesetzt hatte, kamen meine bayerischen Freunde Gitti und Toni zum zweiten dritten Mal (s. Kommentare zum Beitrag) auf Urlaub ins Elbsandsteingebirge. Logisch, daß ich mir für sie ganz besondere Sehenswürdigkeiten der Region ausgesucht hatte, die wir mit Handbike und Fahrrad ansteuerten. Ziel war dabei die ehemalige Schmalspurbahntrasse durch das Schwarzbachtal, der Kahleberg im Osterzgebirge mit der Kammpanoramastraße sowie die Grundmühle (Dolský Mlýn) bei Dittersbach (Jetřichovice) und die Felsenkapelle in Schemmel (Všemily). Ich hoffe, ich habe ihnen dabei nicht zu viel zugemutet und sie damit vergrault. Sie kennenzulernen, öffnet nämlich meinen Horizont auch nach Westen.

Im Spätfrühling sowie Frühsommer ist üblicherweise ebenfalls die beste Zeit für meine Langen Kanten, nicht zuletzt wegen der Tageslänge. Ganz oben auf der Liste stand in diesem Jahr die Tour nach Cottbus, doch auch die drei anderen 200plus-Projekte nach Nordsachsen, ins Osterzgebirge und in das Gebiet um Böhmisch Leipa (Česká Lípa) erschlossen mir wieder etliche Kilometer Neuland.

Außerhalb meiner Heimatregion war ich mit dem Handbike vor allem in der zweiten Jahreshälfte aktiv. 2019 bin ich zwar nicht so weit herumgekommen, wie im vorangegangenen Jahr, doch habe ich dabei neben der (fast) alljährlichen Alpenfahrt immerhin auch zwei für mich neue Gebiete in Deutschland erkundet. Im Juni konnte ich während meiner Reha im thüringischen Bad Tennstedt an den behandlungsfreien Wochenenden das Umland auf 8 Touren mit dem Handbike erkunden und besuchte dabei u.a. den Kyffhäuser, die Wartburg bei Eisenach, den Großen Inselsberg im Thüringer Wald sowie Erfurt und Weimar. Meinen Kurzurlaub zum Jahresende verbrachte ich schließlich in Magdeburg, von wo ich dreimal mit dem Handbike in die Umgebung startete. Hier galt mein Interesse hauptsächlich dem Elberadweg zwischen Tangermünde (eigentlich Buch südlich vor Tangermünde) und Barby inkl. des Wasserstraßenkreuzes Magdeburg sowie dem rekonstruierten steinzeitlichen Ringheiligtum bei Pömmelte. Die Hinterlassenschaft des Kalibergbaus, den sogenannten "Kalimandscharo" fand ich hingegen weit weniger eindrucksvoll als erhofft.

Für meine diesjährige Alpenpässe-Jagdsaison im August hatte ich mir Großes vorgenommen. Nichts weniger als einige der durch die Tour de France am meisten bekannten Anstiege sollten es sein: neben dem Col de la Madelaine und Col du Télégraphe (als Vorpaß zum Col du Galibier) auf jeden Fall die Rampe zur Alpe d'Huez sowie der legendenumwobene Mont Ventoux. Ein weiterer Höhepunkt war in der Maurienne die äußerst fotogene Montvernier-Serpentinenstraße, sinnigerweise auch Lacets (= Schnürsenkel) de Montvernier genannt. Außerdem wollte ich nun endlich mal die Verdon-Schlucht (Gorges du Verdon) kennenlernen, welche unter Kletterern einen ebenso hohen Bekanntheitsgrad besitzt. Als beinahe zufällige Bereicherung erwies sich allerdings auch mein Abstecher ins Vercors, von wo mir vor allem die Befahrung der Steilwandpassage "cirque de Combe Laval" sowie die wildromantische Schlucht "Gorges de la Borne" im Gedächtnis haften bleiben werden.

Auch außerhalb meiner sportlichen Aktivitäten mit dem Handbike hat sich 2019 einiges getan. Die interessanteste Herausforderung war dabei die Erprobung des Exoskeletts "ReWalk Personal 6.0" von ReWalk Robotics. Nach einer langen Zeit der (juristischen) Auseinandersetzung mit dem Kostenträger konnte ich im September endlich das auf drei Monate angesetzte Grundlagentraining mit dem System beginnen. Begleitend dazu habe ich für Interessierte sowie potentielle Nutzer einen themenspezifischen Blog als eine Art Trainingstagebuch über meine Erlebnisse und Erfahrungen eingerichtet, dessen wichtigster Bestandteil eine umfangreiche Videodokumentation ist. Die Bewegung in der Senkrechten war nach 20 Jahren Rollifahrerleben etwas ganz besonderes für mich, weil sie mir die Sicht auf meine Umwelt aus einem lange verlorenen Blickwinkel ermöglichte.

Nun bleibt mir nur zu hoffen, daß ich auch in den nächsten Jahren so fit bleibe, um mir noch so manchen Wunsch erfüllen zu können. Pläne gibt es jedenfalls ausreichend, darunter auch ein ganz verrücktes Gedankenspiel. Trotz oder vielleicht auch aufgrund meiner vielen Aktivitäten am Limit bin ich gegen den allmählichen körperlichen Verfall jedoch nicht gefeit. Meinen Alpenurlaub mußte ich aufgrund wundgesessener Stellen früher wie geplant beenden, und seit einigen Wochen macht sich eine entzündliche (nicht genau zu lokalisierende) Stelle in Ringfinger, Handteller und Handgelenk auf der rechten Seite bemerkbar. Noch ist bisher alles wieder sehr gut ab- bzw. ausgeheilt - dank der medizinischen Betreuung (u.a. durch meine ausgebildete "Kranken"-Schwester) sowie dem konsequenten Einhalten selbstauferlegter befristeter Aktivitätsverbote. So war schon erstaunlich, wie mein Körper im Sommer nur 12 Tage in der Horizontalen Ruhe mit entsprechender Behandlung benötigte, damit die relativ großflächigen Hautwunden im Sitzbereich wieder komplett abheilten. Ob das aber auch in Zukunft so sein wird, bleibt abzuwarten.

Fakt ist, daß ich ohne permanente Bewegung nicht das bisher Geleistete hätte erreichen können. Selbst zwei bis drei Wochen Pause machen sich bereits hinsichtlich der Leistungsfähigkeit bemerkbar. Andere trainieren auf der Rolle, wenn es draußen ungemütlich wird. Für mich aber zählen immer auch das Naturerlebnis und die Begegnungen auf der Strecke. Nicht ohne Grund dürfte ich inzwischen in meiner Heimatregion und darüber hinaus ziemlich bekannt sein.

Ich hoffe, als Beispiel dafür, was alles möglich ist, sofern man nur will.

28. Dezember 2019

Jahresendzeit

Eigentlich hatte ich das Jahreskilometer-Soll schon geschafft, doch noch fehlten rund 1300 Hm. Im Sommer kann ich das locker mit einer Tour abhaken, doch bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt verteilte ich das lieber auf zwei Ausfahrten.

Auf der ersten am 26.12. ging es noch einmal in Richtung Süden, denn im Osterzgebirge kommt aufgrund der Höhe bei uns zuerst der Schnee. Dabei nutzte ich gleich die Gelegenheit, mit einigen Umwegen ein paar von mir eher selten befahrene Ecken mitzunehmen.

Kunst am Steinbruch (Aufnahmeort)
Zum Beispiel eben die Straße durch den Lohmgrund, welche unter anderem als Zugang zu den Sandsteinbrüchen dient. Dort ist auch die abgebildete Felsmalerei zu finden. Obwohl ich diese schon von früheren Touren kannte, ist mir erst diesmal - und zwar beim Betrachten des Fotos - aufgefallen, daß der Mann im Mittelpunkt Hände hat und mit diesen einen Kelch hält bzw. einen anderen Menschen tröstet. Hat damit der unbekannte Maler Jesus Christus darstellen wollen? - Ganz simple Schmiererei ist diese Abbildung jedenfalls nicht, und so erlebe auch ich immer wieder mal solche Überraschungen in vermeintlich mir gutbekanntem Gelände.

Nach der Fahrt durch das Müglitztal und der Steilrampe aus Glashütte heraus kam dann sogar der erste Schnee des Winters. Zum Glück erwischte mich nur ein Ausläufer des heftigen Schauers - und zwar genau auf dem Scheitelpunkt meiner Tour. Wenn bei heftigem Gegenwind der feuchte Griesel ins Gesicht peitscht, ist das nämlich ziemlich unangenehm.

Danach war die Sache gelaufen. Das Wetter wurde wieder besser, und die paar Anstiege, die ich noch dranhing, sollten bloß noch die Höhenmeterbilanz aufbessern. Deswegen auch der Umweg über die andere Elbseite.

Auf der Basteiaussicht: 2014 und 2019 (Aufnahmeort)
Gestern bedurfte es etwas mehr Selbstdisziplin, um sich am Morgen auf das Handbike zu setzen. Aber ich benötigte ja nur noch 300 Hm. - Wofür man im Magdeburger Umland eine ganze Tagetour absolvieren muß, das hatte ich bereits an der Basteiaussicht nach 17 km rein. Dieser Abstecher war mir ziemlich spontan in den Sinn gekommen, als ich ein Bild vom Aussichtspunkt in einer regionalen Tageszeitung gesehen hatte. Inzwischen ist der vordere Teil des Aussichtspunktes komplett zurückgebaut worden, weil dieser nicht mehr sicher ist und abzustürzen droht. Mit meinem Schweizer Sportfreund Rudy habe ich mich 2014 noch genau dort ablichten lassen.

Als ich nach der Durchquerung des Polenztals 11.00 Uhr schließlich das Hauptziel des Tages - die Brandaussicht - erreichte, hatte es sich leider schon eingetrübt, so daß sich kein weiteres Foto lohnte. Denn die Bastei- und die Brandaussicht konkurrieren ein bißchen um den schönsten Rundblick über die Vordere Sächsische Schweiz. Während allerdings an der Bastei in der Saison busseweise Touristen ausgekippt werden, weil die Aussicht und die Basteibrücke quasi mit einem 10-Minuten-Spaziergang vom Parkplatz aus erreichbar sind, muß man ab Hohnstein immerhin rund 3,5 km auf einer Forststraße zur Brandaussicht wandern. Nicht zuletzt deshalb ist für das Panorama der Brand mein Favorit, wohingegen von der Bastei natürlich der Blick über die zerklüfteten Felsformationen des Rathener Gebiets mindestens genauso spektakulär ist.

Nach den zwei Höhepunkten des Tages dehnte ich meine Tour schließlich noch bis Neustadt aus, bevor ich mich wieder nach Westen wandte. Auch an diesem Tag entschied ich mich letztlich für die Mittelstrecken-Distanz, obwohl weder das Wetter sonderlich schön, noch es für das Erreichen meines Jahres-Solls noch relevant war. Aber wenigstens konnte ich damit auf den letzten flachen 30 km etwas von dem verlorenen Boden gutmachen. Aufgrund der unwirtlichen Witterungsbedingungen und der vielleicht feiertags- bzw. motivationsbedingten eigenen Trägheit hatte ich zuvor ziemlich gebummelt.

Andere bleiben jedoch gleich zuhause ...

Track der Handbiketour vom 26.12.2019
Track der Handbiketour vom 28.12.2019

25. Dezember 2019

Draußen zuhause

Den Heiligabend verbringen die meisten mit ihren Lieben zuhause unterm Weihnachtsbaum. Ein bißchen spazieren, der Kirchgang (inzwischen für viele nur ein "Schauspiel"), und dann zurück in die kuschelige Wärme ...

Mein eigentliches Zuhause ist jedoch das Elbsandsteingebirge. In meiner Wohnung wartet niemand auf mich, auch habe bzw. akzeptiere ich keine anderen sozialen Verpflichtungen - und vermisse den ganzen Trubel deshalb überhaupt nicht. Dafür ist es herrlich, wenigstens einmal im Jahr das ganze Gebirge inkl. Elberadweg (fast) für sich allein zu haben!

Weil ich während meines Kurzurlaubs in Magdeburg auf meinen Touren keine Höhenmeter sammeln konnte, hole ich das nun nach. Gestern war zwar eigentlich schlechtes Wetter angekündigt, doch erfreulicherweise wurde es ein überraschend schöner Tag. Auch stieg die Temperatur im Laufe des Tages auf jahreszeitlich angenehme 9°C. So fuhr ich noch einmal bis nach Schneeberg (Sněžník) unterhalb der gleichnamigen höchsten Erhebung der Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Der Name des Ortes war das Einzige, was irgendwie an den Winter erinnerte.

Weihnachten auf der Wildwiese (Aufnahmeort)
Zurück im Elbtal, kam sogar für längere Zeit die Sonne heraus. Es fühlte sich wie einer der ersten Frühlingstage an. (Am Morgen hatte bei mir zuhause vor dem Fenster sogar schon eine Amsel lautstark gezwitschert.) So bog ich am Ortseingang von Postelwitz in den Zahnsgrund ab, um ein letztes Mal in diesem Jahr der Wildwiese in den Schrammsteinen einen Besuch abzustatten. Dieser Ort zwischen der Schrammstein(felsen)kette und der Hohen Liebe (auf diesem Berg steht das Denkmal für die gefallenen und verunglückten Bergsteiger) unweit des Falkensteins (wo die Geburtsstunde des Sächsischen Felskletterns schlug) ist für mich der Inbegriff meiner Felsenheimat, weil er alles in sich vereint, was mir wichtig ist. Steile Wände, Bergsteigen, Tradition im einzigartigen Elbsandstein. Ein paar Minuten hielt ich hier im Sonnenschein inne, dann "mußte" ich weiter. Denn allmählich näherte sich ein großes Regengebiet.

Im Kirnitzschtal fuhr ich schließlich bis zum Lichtenhainer Wasserfall, um von dort auf den zwischen diesem und dem Sebnitzbachtal liegenden Bergrücken zu klettern. Von oben hat man ebenfalls einen wunderbaren Blick über die Felsenwelt der Schrammsteine sowie des Wildensteiner Gebiets in der Hinteren Sächsischen Schweiz, sieht aber auch die beeindruckenden Tafelberge des südlichen und vorderen Elbsandsteingebirges. Die Straße von Lichtenhain über Mittelndorf nach Altendorf ist eine der schönsten Panoramastrecken der Region.

Ab Bad Schandau legte ich die letzten Kilometer im Elbtal erst über die B172 (das ging schneller und war auch wegen des geringeren Verkehrs vertretbar), dann auf dem Elberadweg zurück. Wie schon oben angemerkt, traf ich auf diesem Abschnitt zwischen 15.00 und 16.00 Uhr keinen einzigen Radfahrer. Zu dieser Zeit ist da im Sommer Hochbetrieb.

Für mich geht's aber immer noch weiter ...

Track der Handbiketour vom 24.12.2019

22. Dezember 2019

Faulenzen ist besser!

Auf meiner Tour am kürzesten Tag das Jahres sind mir gestern wieder nur kaum eine Handvoll Radsportler begegnet. Nach drei Touren im Magdeburger Umland wird mir auch allmählich klar, wieso. Die Gegend ist dermaßen landschaftlich unattraktiv, daß man hier höchstens zum Kilometerschrubben bzw. für Trainingszwecke fährt. Örtlichkeiten, welche man als touristische Sehenswürdigkeiten deklarieren könnte, sind rar und konzentrieren sich hauptsächlich auf die Landeshauptstadt und deren Umkreis. Und deshalb bewirbt man auch die "Kalimandscharo" genannte, riesige Abraumhalde des Kaliwerks Zielitz als (Zitat) "höchste Erhebung zwischen Magdeburg und der Ostsee".

Nördlich von Loitsche erheben sich die zwei großen Abraumhalden
des Kaliwerks, rechts der "Kalimandscharo" (Aufnahmeort)
Ich war jedoch etwas enttäuscht beim Anblick dieses künstlichen Berges. Denn die Halde hatte eher die Form einer aufgeschütteten Terasse und daher keine Spitze. Die Abraumhalden des Kupferbergbaus im Mansfelder Land sind jedenfalls wesentlich eindrucksvoller.

Auch meine Fahrt durch die Colbitz-Letzlinger Haide, deren größter Teil durch den Truppenübungsplatz Altmark genutzt wird, wurde nicht unbedingt der große Renner. Wieder gab es lange, schnurgerade Straßen, diesmal allerdings durch monotonen Kiefernwald. Dazu kam eine mehr als 2 km lange Schotterpiste der übelsten Sorte, als ich schließlich von der asphaltierten Straße nach Dorn abzweigte. Mein Weiterweg nach Dorst erfolgte dann zwar ebenfalls auf einer holperigen Forststraße, doch dort konnte ich wenigstens durchschnittlich 10 km/h und damit doppelt so schnell wie zuvor fahren. Meine Erwartungen bzgl. eines zügigeren Vorwärtskommens im Flachland hatte ich sowieso inzwischen weit heruntergeschraubt.

Mehrere Kilometer geschotterter Fahrweg mußte ich übrigens auch bei meinem kurzen Abstecher entlang des Mittellandkanals hinter mich bringen. Die Trasse am nördlichen Ufer, westlich meiner Anfahrtsroute war nämlich nicht mehr so schön ausgebaut, wie über die Trogbrücke. Da ich mich zu Beginn der Tour ziemlich spontan zu diesem Extrazackel entschloß, hatte ich überhaupt keinen Plan. Leider habe ich deshalb auch die vermutlich wesentlich sehenswertere Südseite verfehlt, wo sich die Schleuse Rothensee und das Schiffshebewerk befinden.

Auf den letzten Kilometern meiner Sonnabend-Ausfahrt ging es endlich doch noch "in die Berge". Bezeichnenderweise gehörten die Ortschaften dort zur Gemeinde "Hohe Börde". Immerhin kamen dabei noch weitere 200 Hm zusammen, womit sich dieser letzte Ausflug als "bergigste"
Strecke meiner hiesigen Touren qualifizierte. (Zuhause habe ich nicht selten bereits nach 10 km 200 Hm zusammen ....)

Immerhin erwies sich die Anfahrt zur Jugendherbe als ein wunderschöner und größtenteils vom Kraftverkehr komplett getrennter Radweg bzw. Fahrradstraße (s. Track vom 21.12., km 109,2 - 113,0), die ich leider erst bei Einbruch der Dunkelheit erreichte.

Die drei absolvierten Touren reichten mir in diesem Gebiet für einen Gesamteindruck völlig aus, so daß ich mir heute eine weitere Runde erspart habe. Meine Kraft hebe ich mir lieber für ein paar letzte Ausflüge in der Heimat auf, damit ich dort noch einmal richtig Höhenmeter sammeln kann. Das Land rund um Magdeburg war in dieser Hinsicht nämlich eine komplette Fehlanzeige. Obwohl ich lediglich weitere 20 km bis zu einem neuen Allzeitbestwert benötige, bräuchte ich bei den Höhenmetern immer noch über 2600. Das wären mindestens zwei weitere Touren. - Ob ich mir das antue? (Vermutlich ja ...)

Trotzdem bleiben mir diese Tage in Magdeburg in angenehmer Erinnerung. Nicht zuletzt aufgrund eines Engagements des Teams der Jugendherberge, welches den Maßstab für meine perfekte Unterkunft neu definiert hat. Der absolute (kulinarische) Höhepunkt war der Gänsebraten mit Rotkraut und Kartoffeln, den ich als einziger Gast an diesem Tag mit gebuchter Übernachtung und Halbpension am Abend des 20.12. serviert bekam. Dieses Essen ging bei mir glatt als vorgezogener Festtagsschmaus durch. Eine tolle Überraschung!

Fazit: Wenn man nicht ausschließlich auf Radtouristik fixiert ist, lohnt sich durchaus eine mehrtägige Reise nach Magdeburg. Selbst für mich waren diese sechs Tage keine verlorene Zeit, sondern die passende Umgebung für eine Luftveränderung und eine Auszeit von zuhause.

Erst aus der Ferne lernt man wirklich zu schätzen, was einem sonst nahe und alltäglich ist.

Track der Handbiketour vom 21.12.2019

19. Dezember 2019

Die Mühen der Ebene

Nun habe ich schon zwei Touren während meines Kurzurlaubs in Magdeburg absolviert. Untergekommen bin ich in der Jugendherberge, die über zwei Zweibettzimmer für Rollifahrer verfügt. Derzeit habe ich allerdings mein Zimmer ganz für mich alleine. Aber nicht nur deshalb fühlte ich mich hier von Anfang an sehr wohl. Die Leute vermitteln mir wirklich jeden Tag auf's neue, willkommen zu sein. - Von mir gibt es dafür 5 Sterne!

Bereits am Tag der Anreise erkundete ich nachmittags das Stadtzentrum der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt. Auf jeden Fall für mich ungewohnt war die Masse an Neubauten, darunter viele inzwischen aufgehübschte Hochhäuser aus DDR-Zeit. Aber der Stadt ist durch einige Kriege übel mitgespielt worden, so daß es im Gegensatz zu Dresden oder Pirna eben nicht mehr viel historische Substanz gibt. Besonders folgenreich war die Zerstörung während des Dreißigjährigen Krieges.

Am Mittwoch startete ich zu meiner erste Rundtour. Bei nahezu frühlingshaften Temperaturen befuhr ich zunächst den Elberadweg auf der rechten Flußseite, bevor ich in Rogätz mit der Autofähre übersetzte und dann noch bis Buch, ca. 8 km vor Tangermünde die linkselbische Radroute nutze. Auf der Fähre in Rogätz mußte ich übrigens wie jeder andere auch meinen Obulus entrichten. Die Fähre ist nämlich privat, so daß die Vergünstigungen für Schwerbehinderte hier nicht gelten.

Kurz davor gab es auch zwei Baustellen auf dem Elberadweg, die nicht passiert werden konnten. Ärgerlich fand ich dabei, daß vorher kein einziger Hinweis auf die Sperrung an der Strecke zu finden war. So mußte ich zweimal wohl oder übel umkehren, nach dem ich bereits ein gutes Stück bis zur Sperrung zurückgelegt hatte.

Ansonsten rollte es an diesem Tag recht gut. Nur einmal fühlte ich mich letztlich unwohl, als ich auf der stark frequentierten Bundesstraße B189 6 Kilometer ohne Radweg bis nach Colbitz überstehen mußte. Für mich erstaunlich war hier, daß sich kein Kraftfahrer durch Hupen darüber beschwerte, sondern mich nahezu alle Fahrzeuge extrem rücksichtsvoll überholten. Vielleicht sind es ja wirklich nur manche Sachsen, die sich nicht im Griff haben. Bei einer ähnlichen Situation auf der Insel Rügen im Dezember 2018 gab es nämlich auch keine wütenden Proteste.

Heute hatte ich mir dann den Besuch des rekonstruierten Ringheiligtums Pömmelte vorgenommen. Bereits die Anfahrt über den linksseitigen Elberadweg konnte nicht mit dem Radweg nordwärts von Magdeburg mithalten. Immer wieder gab es unbefestigte Abschnitte, und - beispielsweise in Schönebeck - sturzackerähnliches Kopfsteinpflaster, auf dem man nur Schritt fahren konnte. Stefan, mit dem ich 2016 den Elberadweg von Dessau nach Dresden getestet habe, wäre begeistert gewesen ...

Innerhalb des steinzeitlichen Ringheiligtums (Aufnahmeort)
Das Ringheiligtum überraschte mich mit einer weiteren Besonderheit: Die Zugangswege waren mit grünen Glassplittern geschottert. Wahrscheinlich wollte man damit das Areal etwas aufwerten, weil der Weg damit im Sonnenschein glitzert. Hollywood läßt grüßen ... Ich jedenfalls habe eine ganze Weile unschlüssig auf dem Parkplatz gestanden, bevor ich mich schließlich doch traute, wenigstens über den unumfahrbahren Beginn des Zugangs mit dem Handbike zu rollen. Denn bei einer vorher entnommenen Probe sah es so aus, als ob ganz scharfkantige Splitter eher die Seltenheit sein würden. Trotzdem: durch diese bescheuerte Idee sperrt man tatsächlich wohl die meisten Rollstuhlfahrer aus. Wenn die Sonne sich in den winzigen Wassertröpfchen des Morgentaus auf der Wiese bricht, sieht das mindestens genauso schön aus - und ist zudem absolut natürlich und umweltverträglich. Diese Effekthascherei war einfach unerträglich und beeinträchtigte nachhaltig meinen Gesamteindruck von dieser Anlage.

Bereits etwas in Zeitverzug, stieg wenige Kilometer später mein Adrenalinspiegel erneut an. Auf der Saalefähre am gegenüberliegenden Ufer (s. Track vom 19.12., km 42,1) regte sich nämlich überhaupt nichts. Lt. der ausgehängten Bekanntmachungen hätte sie eigentlich fahren müssen, doch vielleicht hielt der Fährmann gerade sein Mittagsschläfchen. Nachdem ich eine ganze Weile gewartet und versucht hatte, auf mich aufmerksam zu machen, kehrte ich entnervt um und suchte mir eine alternative Strecke.

Aber noch war die Tour nicht vorbei! Endlos lange schnurgerade Straßen waren nicht nur extrem demotivierend und ermüdend, sondern Asphalt gewordenes Abbild einer nicht minder eintönigen flachen Landschaft. Da macht das Fahrradfahren wirklich keinen Spaß! Zwar kenne ich solche langen Geraden auch von der deutschen Ostseeküstenregion sowie der toskanischen Maremma rund um Grosseto. Dort folgten anschließend jedoch wieder abwechslungsreichere Abschnitte. Nicht so auf meiner zweiten Magdeburg-Tour.

Das sind eben die Mühen der Ebene: Ohne Anstiege gibt's auch keine Abfahrten, keine Täler oder Berge sind zu umfahren - immer nur kurbeln ohne Abwechslung. Letzten Endes sollte ich mich also nicht wundern, warum ich gar nicht so viel schneller als sonst war. Außerdem gehörten die Schotterpisten und das Backsteinpflaster wohl eher unter die Kategorie "Offroad". Mein Handbike ist jedenfalls nicht für dieses Terrain optimiert. Nicht windschnittig, noch durch gute Pflege nahezu ohne Reibungsverluste in den Teilen. In den Bergen spielt das keine große Rolle, hier schon.

Für mich aber bleibt der Mensch und sein Können wichtiger, als die Technik ...

Track der Handbiketour vom 18.12.2019
Track der Handbiketour vom 19.12.2019

PS: Weitere drei Bilder vom Ringheiligtum finden sich hier auf meiner Facebook-Seite.

15. Dezember 2019

Gewußt wo!

Die Wettervorhersage für das Wochenende verhieß am Freitag nichts Gutes. Und tatsächlich sah es bereits am Sonnabendmorgen auf dem Regenradar ziemlich hoffnungslos aus. Nachdem ich jedoch den Lauf der Niederschlagsgebiete eine knappe Stunde lang beobachtet hatte, entschloß ich mich trotzdem zum Aufbruch. Daß am Himmel immer wieder mal kurz das Blau zwischen den Wolken hervorlugte, stimmte mich optimistisch.

Sinnigerweise flüchtete ich vor der Regenfront nach Nordosten, denn dort würde der Regen zuletzt ankommen. Außerdem stand dafür der kräftige Wind günstig. In der Ferne sah ich zwar immer mal wieder Regenschleier am Himmel, doch in meinem Umkreis blieb das Wetter erstaunlich stabil. Deshalb dehnte ich meine Strecke immer weiter aus. Irgendeine Lösung würde es schon geben, wenn der Regen mich erreichte. Inzwischen löste sich nämlich das Regenband allmählich auf, so daß in Verbindung mit dem kräftigen Wind kein Dauerregen mehr drohte.

Als ich hinter Polenz schließlich den Radweg in Richtung Ehrenberg hinaufkletterte, wurde es dunkel um mich. Zeit, einen Zahn zuzulegen. Auf den letzten Metern zum Ortseingang fielen dann die ersten Tropfen. Für mich war das nahezu optimal, weil es genau dort ein gut zugängliches, großes gemauertes Buswartehäuschen gab, in welchem ich nun Unterschlupf suchte. Hier ließ es sich auch längere Zeit aushalten! Etwas mehr als eine halbe Stunde mußte ich ausharren, doch abgesehen von der Kälte, die langsam in die Glieder kroch, war das immer noch die komfortabelste Lösung.

Regenwolken über Ottendorf in der Sächsischen Schweiz
(Aufnahmeort)
Dann gab das Regenradar meiner Smartphone-App Entwarnung, und ich fuhr weiter. Freilich waren die Straßen noch sehr naß, auch erleichterten sich noch letzte Ausläufer der Schlechtwetterfront über mir. Doch abgesehen von einem weiteren kurzen Zwischenstop in Lohsdorf, konnte ich nun unbehelligt vom Regen meine Bahnen ziehen. Diesmal genoß ich vor allem die leichten Anstiege, z.B. nach Ulbersdorf oder auch durch Sebnitz in Richtung Ottendorf. Diese brachten endlich meinen Kreislauf wieder in Schwung und wärmten mich etwas auf. Leider konnte ich ja wegen des Spritzwassers bergab keinen Druck auf die Kurbel geben, sondern mußte im Gegenteil dazu eher bremsen, um nicht völlig durchgeweicht zu werden.

Nach der Fahrt durch das Kirnitzschtal meldete sich in Bad Schandau endlich mein Bauch. Auch diesmal paßte es prima, denn in der Wartehalle des Nationalparkbahnhofs auf der anderen Elbseite war es während der folgenden Freßpause beinahe kuschelig warm. Da sich die Tür an der Stirnseite des Bahnhofsgebäudes über Sensoren automatisch öffnete, benötigte ich nicht einmal Hilfe beim Zugang. Perfekt!

Solcherart auch mental gestärkt, nahm ich die letzten Kilometer in Angriff. Nicht nur wegen des Gegenwindes wählte ich dabei den Umweg über Cunnersdorf. Auch diese Strecke läßt sich sehr schön fahren und ist damit eine meiner Lieblingsverbindungen auf der linken Elbseite. Die 150 Hm waren recht locker zu bewältigen, und auf der anderen Seite ging es danach noch viel entspannter bei nahezu optimalen Gefälle zurück ins Elbtal. Ab Königstein benutzte ich schließlich den inzwischen völlig verwaisten Elberadweg. Der Wind hatte sich nun gelegt und die Dämmerung brach herein. Abschiedsstimmung. Vielleicht bin ich hier in diesem Jahr zum letzten Mal gewesen.

Am kommenden Dienstag werde ich jedenfalls noch einmal verreisen. Nicht weit, aber immerhin in eine Gegend, die ich bisher noch nicht kenne. Hoffentlich bekomme ich das gewünschte Urlaubswetter. Denn auch dort gibt es Interessantes zu entdecken. Ich habe mir schon eine Wunschliste zusammengestellt ...

Track der Handbiketour vom 14.12.2019

9. Dezember 2019

Wärmeeinbruch

Bereits am Ende der vergangenen Woche stiegen die Temperaturen. Mit der "Wärme" kam allerdings auch teils stürmischer Südwestwind, der fast über das gesamte Wochenende ein Thema blieb.

Gerade am Sonnabend blies es bereits zu Tagesbeginn so heftig, daß ich mich gleich in die Täler südlich von Pirna verkroch. Geschützt durch den oft verwinkelten Talverlauf und die teilweise schroffen Hänge arbeitete ich mich nach Süden vor, um mich danach auf den ungeschützten Bergrücken wieder nord- bzw. westwärts schieben zu lassen. Am besten funktionierte das im Seidewitztal (s. Track vom 07.12., km 5,9 - 16,2) und Bahretal (s. Track vom 07.12., km 26,3 - 32.7), doch auf meiner Fahrt in Richtung Osten hatte ich auf den offenen Flächen vor Raum und nach Cunnersdorf immerhin auch noch Kantenwind von hinten rechts. So erklärt sich jedenfalls das Zickzack im ersten Teil meiner Sonnabend-Tour.

Die Mauern der niemals eroberten Festung Königstein
über der Elbe (Aufnahmeort)
Auf meinem Rückweg fuhr ich dann meist im Elbtal, dessen Südhang ebenfalls bis zu einem gewissen Grad vor dem Wind schützte. In Höhe des Liliensteins erklomm ich schließlich noch die Ebenheit unterhalb des markanten Tafelbergs, der auch im Enblem des Nationalparks Sächsische Schweiz zu finden ist. Der Waldweg war durch die herbstliche Nässe stellenweise ziemlich matschig, so daß mir später auf der Straße bergab zunächst die Dreckbatzen um die Ohren flogen, bis die Räder sich selbst gereinigt hatten.

Statt in Pirna auf dem kürzesten Weg nachhause zu fahren, schlug ich am Ende meiner Ausfahrt noch einen Haken über die "Sachsenbrücke" genannte neuere Elbüberquerung. So kam ich beim Einlauf auf 100,06 km. Soll erfüllt!

Der Sonntag startete noch bißchen wärmer. Während ich am Vortag bzgl. der vielen kleineren Schauer, die unterwegs waren, einfach nur Glück hatte, als ich den Tag trocken überstand, mußte ich diesmal keinen Regen befürchten. Außerdem wehte der Wind genau in die richtige Richtung. Wie das auf dem Rückweg sein würde, darüber machte ich mir keine Gedanken.

Zunächst kam ich allerdings nur sehr zäh voran, obwohl ich für mich selbst eigentlich gar nicht dieses Gefühl hatte. Doch die Anzeige der Durchschnittsgeschwindigkeit auf meinem Fahrradcomputers war eindeutig. Nach den ersten 30 Kilometern kamen jedoch keine langen Anstiege mehr, so daß ich die verlorenen Zeit wieder gutmachen konnte. Schon die erste lange Abfahrt durch Großdrebnitz war herrlich entspannend und so richtig zum Tempomachen geeignet. Später, hinter Rammenau, rollte es dann bis zum Ortseingang von Kamenz nur noch bergab - mit dem Wind im Rücken machte das einfach nur Laune.

Auf meiner Weiterfahrt stellte ich mir anschließend eine Strecke zusammen, die wenigstens zum Teil windgeschützt durch Wald oder auf den Leeseiten der Berghänge verlief. Auch das gelang mir ganz gut, so daß ich mich nur ganz selten einmal gegen den Wind stemmen mußte. Aus diesem Grund entschied ich mich dann ebenfalls für den kleinen Umweg über Langebrück und Dresden-Klotzsche. Abgesehen davon, daß diese Strecke bergemäßig das dünnste Brett zurück ins Elbtal war.

Als ich schließlich auf der Waldschlößchenbrücke die Elbe überquerte, hatte ich die 100km-Marke bereits geknackt. Die letzten Kilometer waren nur noch Formsache. An diesem Tag kamen auf Tour noch einmal 120 km zusammen. Zwar nur mit knapp 1100 Hm, doch dafür war ich auch wesentlich schneller unterwegs.

Auch dieses Wochenende habe ich optimal genutzt!

Track der Handbiketour vom 07.12.2019
Track der Handbiketour vom 08.12.2019

2. Dezember 2019

Anpassung

Allmählich wird es Winter. Noch am vergangenen Wochenende stiegen die Temperaturen bis über 10°C, doch davon konnte rund um den 1. Advent keine Rede mehr sein. Unter einem heiteren Himmel mit etwas Sonne benötigte ich am Sonnabend wenigstens eine Zeitlang keine Handschuhe. Am nächsten Tag sah es da schon ganz anders aus.

Überhaupt rollte es am ersten Tag des Wochenendes wieder recht gut. Beim morgendlichen Ausflug ins Erzgebirgsvorland bis auf etwas über 400 m NHN benötigte ich zwar meine Zeit, doch holte ich den Rückstand auf meiner anschließenden Fahrt ins Elbtal nach Dresden wieder auf. Davor nahm ich noch die schöne Aussicht oberhalb von Börnchen mit, die sich unmittelbar von der Straße aus über den Gohlig mit den Siedlungen Hänichen und Rippien bis hinunter in die Landeshauptstadt erstreckt.

Blick in Richtung Dresden, bei Anzeige des Bildes durch Anklicken kann man im dunstigen Hintergrund
etwas rechts vom Funkmast den Dresdner Fernsehturm erkennen (Aufnahmeort)
Über die stark befahrene Grundstraße, die allerdings über einen akzeptablen Fahrradstreifen verfügt, fuhr ich kurz vor dem Mittag dann noch einmal aus dem Elbtal hinaus, diesmal ins nördliche Dresdner Umland. Dabei kam ich so gut voran, daß ich meine Tour weiter ausdehnte und noch den einen oder anderen kleinen Anstieg in die Runde einbaute. In dem offenen Gelände konnte ich dabei zusätzlich vom leichten Nordost-Wind profitieren. Manchmal wärmten sogar ein paar Sonnenstrahlen meine schwarze Radjacke. Trotzdem war ich abends dann ziemlich erledigt. Die Kälte zieht eben doch ganz schön viel Energie ab.

Am zweiten Tourentag wurde das noch deutlicher. Eigentlich sollte der Sonntag laut Prognose der schönere Tag werden. Das erwies sich aber als Fehleinschätzung, denn bereits am Morgen herrschte teils dichter Nebel. Die feuchte Kälte und die fehlende Sicht, verbunden mit leichtem Gegenwind trugen nicht unbedingt zum zügigen Vorwärtskommen bei. Zumal meine dicken Handschuhe ja ebenfalls Kraft (zum Greifen/Festhalten der Kurbeln) absorbierten.

Als der Nebel sich schließlich etwas hob, blieb es immer noch kalt. Ich denke zwar, daß ich durch meine kontinuierlichen Fahrten inzwischen recht gut an die Jahreszeit angepaßt bin, doch alles hat seine Grenzen. Bereits auf böhmischer Seite, tauschte ich meine dicken Handschuhe gegen dünnere. Ich habe jedoch sehr schnell meine Entscheidung rückgängig gemacht und dafür lieber den schlechteren Griff der Kurbeln in Kauf genommen.

Hinter Nixdorf (Mikulášovice) mußte ich noch einmal bis auf über 500 m NHN klettern, um danach auf einer oft stark schotterigen Offroadpiste über den Fußgängergrenzübergang zum Wanderweg nach Hinterhermsdorf zu gelangen. Hier bin ich häufig langsamer als Schrittgeschwindigkeit gefahren, denn eine Reifenpanne bei dieser Witterung wäre einer Beinahe-Katastrophe nahe gekommen.

Weil ich hinsichtlich des Tempos auf dieser Tour sowieso nichts mehr herausreißen konnte, fuhr ich schließlich von der Buchenparkhalle in Hinterhermsdorf gleich noch die Radtrasse durch den Nationalpark hinab ins Kirnitzschtal und in diesem dann weiter bis zur Straße. Auf dem letztgenannten, ca. 10 km langen Teilstück begegneten mir gerade zweimal zwei Wanderer. Sonst herrschte tiefe Stille, die nur durch meine Fahrgeräusche unterbrochen wurde. Heutzutage ist das vielen Menschen unheimlich, doch ich habe solche Momente immer genossen. Vor allem im Winter, wenn ich über Weihnachten und zum Jahreswechsel allein ins Gebirge boofen gegangen bin. - Lang ist's her ...

Insgesamt habe ich am 1. Advent mehr als 14% bzw. 14 km der Strecke auf schlechtem Untergrund absolviert, nämlich der Abschnitt Fußgängergrenzübergang Langburkersdorf bis kurz vor Lobendau (s. Track vom 1.12., km 35,3 - 37,1), die Wanderwege rund um den Fußgängergrenzübergang am Hantschberg (Hančův vrch, s. Track vom 1.12., km 49,8 - 51,4) bei Nixdorf sowie die Radtrasse durch den Nationalpark zwischen Hinterhermsorf und der Kirnitzschtalstraße (s. Track vom 1.12., km 52,7 - 63,6). Aber hin und wieder gönne ich mir das einfach. Nur muß ich dabei eben jetzt etwas vorsichtiger sein, auch weil zu dieser Zeit bei Problemen noch weniger Hilfe zu erwarten ist.

Es sind einfach nur die Unentwegten auf Achse, die sich von Nebel, Kälte und Nässe nicht abschrecken lassen. An beiden Tagen des Wochenendes habe ich unterwegs auch nur ein paar wenige Radfahrer getroffen, am ehesten noch am Sonnabend und auf dem Elberadweg. Die Schönwetterfahrer sind jedenfalls schon lange von den Straßen verschwunden; und wenn ich mir nach der Tour die Flybys auf Strava so ansehe, stelle ich fest, daß von den Übriggebliebenen fast keiner mehr solche Distanzen fährt, wie ich momentan.

Ein bißchen verrückt muß man dafür schon sein. Oder leidensfähig. - Oder beides.

Track der Handbiketour vom 30.11.2019
Track der Handbiketour vom 01.12.2019