27. August 2019

Krönender Abschluß

Ich wäre gerne noch geblieben, denn eigentlich muß ich erst in der zweiten Septemberwoche wieder bei meinem Arbeitgeber erscheinen. Leider habe ich mir in den letzten Tagen, vermutlich aufgrund von Hitzestau, eine offene Stelle im Sitzbereich eingefangen. Und die sollte - bevor sie sich drastisch verschlechtert - am besten zuhause behandelt werden. Die lange Heimfahrt bleibt mir jedoch in keinem Fall erspart.

Vielleicht hätte ich auch schon drei Tage eher meine diesjährige Alpenfahrt beenden sollen. Doch die Verdon-Schlucht wollte ich zuvor auf jeden Fall sehen. Denn die Gorges du Verdon besitzt für die Kletterszene annähernd die gleiche Bedeutung, wie der Mont Ventoux für den Radsport. In meinem ersten Leben als Bergsteiger kam ich nicht dazu, diesen Ort zu besuchen, jetzt jedoch war ich ganz nah dran. Gewissermaßen bin ich ja auch heute noch ein Kletterer, nur eben mit dem Handbike.

Bei der Planung zuhause hatte ich mir eine Rundtour zusammengestellt, welche zwar etwas kürzer als üblich, dennoch aber die Befahrung beider Schluchtränder einschloß. Dazu kam eine Minirunde, die Route des Crêtes (übersetzt: "Gipfelstraße"), von der man die schönsten Aus- und Tiefblicke in den tiefen Canyon haben soll. Insgesamt über 100 km und 2400 Hm. Ich habe mir die Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht, ob ich das meinem lädierten Sitzfleisch zumuten sollte. Letzten Endes beruhigte ich mich damit, daß ich nach der Gipfelrunde bei Notwendigkeit auch auf dem gleichen Weg wieder zurückfahren und damit die Streckenlänge fast halbieren könnte.

Blick in den Canyon (Aufnahmeort)
Zeitig am Morgen fuhr ich also los. Obwohl bis zum Ort Palud sur Verdon immerhin rund 600 Hm zusammenkamen, ging das überhaupt nicht an die Substanz. Wegen der sehr angenehmen Maximalsteigung von etwa 6% und nicht zuletzt aufgrund der atemberaubenden Kulisse. Das war jedoch nur der Auftakt! Die vielgepriesene Gipfelstraße bot nämlich dann das versprochene Landschaftskino der Extraklasse. Allerdings gab es auf der Anfahrt zum Scheitelpunkt in 1324 m Höhe auch zwei längere Passagen mit einer (geschätzten) Steigung zwischen 9 und 10%. Bei voller Sonneneinstrahlung mußte ich hier mehrmals im Schatten unter Bäumen pausieren, um wieder abzukühlen. Besonders faszinierend war für mich nicht nur die Schlucht an sich, sondern, daß auf der anderen Seite des teilweise recht schmalen Canyons die Straße fast zum Greifen nah war, welche man erst auf dem Rückweg einige Stunden später befahren würde. In Luftlinie vielleicht 300 - 400 m.

Hinter Aiguines glänzt der Lac de Sante-Croix im Abendlicht
(Aufnahmeort)
Auf der Ponte de Soleils wechselt ich nach etwa der Hälfte der Strecke die Seite. Man kann auch noch bis Castellane in der Schlucht weiterfahren, doch für mich war hier der Umkehrpunkt erreicht. Die nächsten Kilometer bis zum Sattel Le Petit Saint-Maymes (980 m) zogen sich ziemlich hin. Erst als ich wieder näher an die Verdon-Schlucht kam, wurde es wieder interessant. Am gegenüberliegenden Berghang war jetzt gut der Straßenverlauf der Route des Crêtes zu erkennen. Weitere Höhepunkte der Tour, die noch kamen, waren die bekannte Brücke Pont de l’Artuby sowie der Tunnel du Fayet (943 m). Kurz vor der herrlichen Panorama-Abfahrt an Aiguines vorbei hinunter zum Lac de Sante-Croix mußte ich am Ende noch einmal bis auf knapp 1200 m klettern. Zwar war die Auffahrt nicht besonders steil, aber mit bereits knapp 2000 Hm in den Armen rollt es eben nicht mehr ganz so flüssig.

Als ich endlich ins Vorland schauen konnte, ging über dem See gerade ein kräftiger Regenguß nieder. Dazu immer noch ein paar Sonnenstrahlen, welche das Wasser golden erstrahlen ließen. Ein beinahe unwirkliches Bild.

Sinnbild für diese Traumtour der Superlative!

Track der Handbiketour vom 26.08.2019

PS: Weitere Bilder der Tour finden sich hier auf meiner Facebook-Seite.

1 Kommentar :

Láďa hat gesagt…

Grand Tour you made with all these passes and canyons. Safe trip back to Pirna!