30. Mai 2023

Trägheitsmomente

Nach dem Langen Kanten vom Vortag hatte ich mir für den Pfingstmontag ursprünglich keine sportlichen Aktivitäten vorgenommen. Den Tag begann ich deshalb - für meine Verhältnisse - ziemlich spät. Doch da ich mich körperlich erstaunlich fit fühlte, entschloß ich mich vormittags zu vorgerückter Stunde doch noch für eine kurze Runde auf dem Handbike. Das Wetter war einfach zu schön für Müßiggang oder Stubenhocken.

Zunächst nahm ich die Straße auf dem Bergrücken zwischen Müglitz- und Seidewitztal unter die Räder. Bei leichtem Nordwind bot sich die Strecke an, denn obwohl sie landschaftlich sehr schön ist, befahre ich sie wegen ihrer Windanfälligkeit nicht sehr oft. Leuten, die mit langen und (durch Seitenhain) giftigen Anstiegen kein Problem haben, ist dieser Abschnitt sehr zu empfehlen (s. Track vom 29.05., km 6,6 - 19,0). Auch in den benachbarten Täler von Bahre (s. Track vom 29.05., km 27,5 - 30,6) und Bahra (s. Track vom 29.05., km 38,9 - 47,0), durch welche ich anschließend kam, gibt es etliche schöne Passagen.

Das Olympiadenkmal am Grenzübergang Bahratal
erinnert an die Übergabe der Fackel von tschechischen
an die deutschen Sportler beim ersten olympischen
Fackellauf im Jahr 1936 -
s.a. diese sehr interessante Veröffentlichung
eines Philatelistenvereins! (Aufnahmeort)
Nachdem ich mich bisher ziemlich planlos hatte treiben lassen, stand dann in Markersbach die endgültige Route fest. Kletterintensive Talquerungen meidend, fuhr ich nach dem langen Anstieg durch Peterswald (Petrovice) nun über die Höhenrücken des auslaufenden Osterzgebirgskamms auf böhmischer Seite bis ins südliche Elbsandsteingebirge. Kurz hinter der Touristenbaude in Tyssa (Turistická Chata Tisá) holte mich auf den letzten Metern des Anstiegs eine vollgepackte Radlerin ein. Wir kamen schnell ins Gespräch. Wie sich herausstellte, war Tatiana mit dem Rad in Oldenburg solo zu einer mehrwöchigen Fernreise in Richtung Süden gestartet. Gegen ihr Tourengepäck nahm sich mein mitgeführter Rucksack wie ein Campingbeutel aus.

Endlich hatte ich auch alle nennenswerte Anstiege des Tages überstanden - körperlich erstaunlich gut! Nur im Kopf fehlte an diesem sonnigen Frühlingstag der Wille zur Leistung, sodaß ich langsamer als möglich unterwegs war. Doch die nun folgende lange Abfahrt bis ins Elbtal machte einiges wett. Leider läßt inzwischen der Untergrund der Fuchsbachstraße sehr zu wünschen übrig: alter verwitterter Asphalt mit einer nur wenig eingefahren Splittauflage ist nicht gerade optimal für schnelles Bergabfahren mit meiner dünnen Straßenbereifung (s. Track vom 29.05., km 65,3 - 70,6). Um keine Panne zu riskieren, konnte ich diese reichlich 5 km bis zur Mündung in den Taubenbachweg daher nur mit halber Kraft zurücklegen.

In Königstein holte mich übrigens noch einmal eine junge Frau mit ihrem Fahrrad ein. Sie kam gerade aus dem Bielatal, wo sie das Wochenende über mit Freunden in einer Boofe übernachtet hatte, um tagsüber zu klettern. Ihre komplette Ausrüstung hatte sie trotzdem bei sich. Schön daß es auch heute Leute gibt, die ganz ohne Auto traditionell mit Bahn und Fahrrad ins Gebirge anreisen!

Vielleicht ist doch noch nicht alles verloren ...

29. Mai 2023

Freu(n)de des Wassers

Auf der Suche nach einer Idee für den nächsten Langen Kanten fiel mir unlängst der Geierswalder See als Tourenziel ein. Im vergangenen Jahr hatte ich dort beim 1. Wassersportverein Lausitzer Seenland erfolgreich den inklusiven Grundkurs Segeln absolviert und dabei neue Freunde gewonnen. Vielleicht wäre sogar über Pfingsten jemand von ihnen vorort.

Diesmal startete ich noch zeitiger als sonst, denn bei dem angekündigten schönen Wetter waren bei Tageslicht noch etliche Zusatzkilometer möglich, sofern es meine körperliche Verfassung zuließ. Außerdem ist die Fahrt in den erwachenden Tag immer wieder etwas ganz Besonderes.

Blick über einen Teil des Hafens auf den
Geierswalder See (Aufnahmeort)
Kurz nach zehn erreichte ich den Hafen am Geierswalder See, und tatsächlich kam mir als einer der Ersten zufällig gerade Björn entgegen. Überraschung gelungen! Er lud mich gleich zu seinem Wohnwagen auf dem Dauercampingplatz der Vereinsmitglieder ein, wo er das lange Pfingstwochenende mit Frau und Sohn verbrachte. Natürlich gab es viel zu erzählen, auch von den baulichen Veränderungen auf dem Gelände. Inzwischen wurde die Zuwegung sowie der Hafen weiter ausgebaut, wovon nicht nur der Wassersportverein, sondern auch die Gäste des benachbarten Campingplatzes profitieren. Es war ein freudiges Wiedersehen, und ich habe mir schon den September vorgemerkt. Dann wird der 1. WSVLS Gastgeber der Internationalen Deutschen Meisterschaft 2023 der Segelbootsklasse 2.4mR sein.

Zu lange verweilte ich aber nicht bei meinen Freunden, denn es lag noch ein ordentliches Stück Weg vor mir. Auf den Radwegen um die Seen des Lausitzer Seenlands herrschte bei diesem Wetter ziemlich viel Verkehr. Als ich nach dem Senftenberger See diesen touristischen Brennpunkt verließ, war mir das deshalb ganz recht. Nun konnte ich wieder in die Kurbel drücken, ohne auf Gelegenheitsradler und Mofafahrer Rücksicht nehmen zu müssen. In diesem flachen Gelände war ich schnell unterwegs.

Mittags lagen in Schwarzheide bereits 121 km hinter mir, und in Ortrand, 20 km weiter, war ich kurz nach eins. Hier verabschiedete ich mich daher vom ursprünglichen Streckenplan und holte westlich etwas weiter aus, sodaß ich schließlich über Moritzburg direkt ins Dresdener Stadtzentrum fuhr. Immer noch fühlte ich mich nicht ausgelastet, und so ersparte ich mir auch den um diese Tageszeit - es war später Nachmittag - bei dieser Witterung gewiß völlig überfüllten Elbradweg. Vielmehr schlug ich einen weiteren Haken über Freital und Possendorf, um meiner Sportfreundin Christiane und ihrer Familie noch einen Kurzbesuch abzustatten.

Trotz der zweiten längeren Pause und einer wesentlich längeren Strecke, als geplant, schaffte ich es noch vor 20.30 Uhr bis nachhause. Das insgesamt flache Streckenprofil hatte mir ein ganz anderes Tempo ermöglicht.

Ohne ständiges Bergauf und Bergab ist es auch mal ganz nett. 

27. Mai 2023

Ochsen nach Feierabend

Schon immer wollte ich mal zum Felsentor am Ochsenkopf, doch Christiane meinte, daß dies für mich nicht ohne Hilfe möglich sei. Gestern hatte meine Sportfreundin dann aber nachmittags Zeit für eine gemeinsame Aktion. Weil sie jedoch erst später aufbrechen konnte, verabredeten wir uns an der Strecke.

Davor spulte ich meine Solokilometer ab. Stetig ansteigend ging es ins Osterzgebirge, wo ich gleich noch einmal den Radrundweg um Liebenau anpeilte. Bis zum verabredeten Treffen blieb mir sogar ausreichend Zeit für die komplette Runde (s. Track vom 26.05., km 28,3 bis 40,3). Dieser Weg ist durchgängig asphaltiert und verläuft bis auf den kurzen Abschnitt am Ortseingang Liebenau sowie die 50 m zu Beginn / am Ende meiner Befahrung (die ich nun nicht noch einmal absolviert habe) auf mehreren für den Kraftverkehr gesperrten Sträßchen.

Die Entdeckung des Tages wurde die ebenfalls asphaltierte Radtrasse zwischen dem Ortsausgang von Dittersdorf und der Wempe-Sternwarte in Glashütte (s. Track vom 26.05., km 46,8 - 51,6). Nachdem am Abzweig Christiane zu mir gestoßen war, versuchten wir sogar noch, zur Nagelschen Säule auf der Dittershöhe zu gelangen. Weglos über den Acker wollten wir uns dann aber nicht erst mühen. Die rund vier Kilometer, zum Schluß direkt auf einem Bergrücken, waren allein schon wegen der Fahrt durch die grünen und gelben (Raps) Felder mit umwerfenden Aussichten in viele Richtungen ein Erlebnis.

Am Felsentor des Ochsenkopfes
(Aufnahmeort)
Den Höhepunkt des Tages bildete natürlich die Expedition zum Ochsenkopf mit seinem auch "Ochsenauge" genannten Felsentor (s. Track vom 26.05., km 51,7 - 53,0). Bereits kurz nach Beginn des Wanderwegs mußte mich Christiane an einer kurzen, extrem schotterigen Steilrampe durch Schieben unterstützen. Später verengte sich der Weg zu einem schmalen, holperigen Pfad durch's Gehölz, sodaß ich hier ebenfalls froh über Christianes Begleitung war. Meiner Meinung nach ist der Zugang zum Felsentor auch mit einem Motor-Handbike nicht ohne Hilfe zu schaffen, denn es gibt ein paar abschüssige Passagen und Steilstücke, wo selbst Vorderräder mit Mountainbike-Bereifung einfach nur durchdrehen würden.

Auf dem Rückweg erhielten wir dann von einem älteren Amateurfunker und seiner Ehefrau eine Einladung zu Kaffee und Keksen. Diese hatte nämlich Christiane vorher gefragt, ob sie vor dem letzten Stück zum Felsentor ihr Rad bei ihnen abstellen könne. Es wurde ein netter Plausch mit den Leuten, die gerade in der Hütte des Funksportvereins ihrem Hobby nachgingen. Ich liebe solche unerwarteten Begegnungen und spontane Kontakte!

Die letzten Kilometer Neuland gab es schließlich zu vorgerückter Stunde gleich noch auf der Weiterfahrt von Glashütte aus (s. Track vom 26.5., km 54,5 - 57,0). Der sogenannte Cunnersdorfer Weg war zwar anfangs noch gepflastert bzw. mit Betongittersteinen auf den Fahrspuren belegt, nach dem untersten Steilstück aber nur noch ein steiniger Waldweg. Auch hier mußte Christiane nochmal ran, um mir ein paar Kilogramm beim Vorwärtskommen abzunehmen. Nach dem schwierigsten Teil entschieden wir uns außerdem für den Umweg über die Kalkhöhe. Die herrliche Aussicht vom Rastplatz auf der bewaldeten Kuppe nach Norden in Richtung des Elbtals im Abendsonnenschein belohnte uns auch für diesen Abstecher durch schwieriges Offroad-Gelände.

Im Anschluß begleitete ich Christiane bis Kreischa, wo wir uns trennten. Knapp 30 km fehlten mir da zur 100 - die wollte ich unbedingt noch sammeln. Trotz forciertem Tempos kam ich beim Umweg über Dresden in die Dunkelheit. Ohne die lange Kaffeepause am Ochsenkopf hätte ich es zwar vielleicht noch bei Tageslicht geschafft, aber das machte nichts. So holte ich meine Beleuchtung aus dem Rucksack und fuhr zum Schluß im Dunkeln nachhause. 22.15 Uhr erreichte ich den Hof.

Keine Sekunde auf dieser Tour war vergeudet!

22. Mai 2023

Ein Sommertag

Zwar hatte ich mir gestern einen Ruhetag genehmigt, aber das war wohl zuviel des Guten. Denn gegen 3.00 Uhr wälzte ich mich nur noch im Bett hin und her und konnte nicht mehr einschlafen. Also stand ich auf - auch gut, weil ich durch den zeitigen Start nicht so lange die angekündigte Sommerhitze ertragen mußte. Außerdem war es am Morgen bei Vogelgesang und kaum Verkehr auch diesmal schön entspannend.

Überraschenderweise begegnete mir kurz vor sechs sogar ein anderer Radler (eigentlich Mofa-Fahrer), und das auf meiner Fahrt von Stadt Wehlen zur Basteistraße über die sogenannte "Radroute im Nationalpark". Diesen Anstieg mag ich sehr - weit abseits von jeglichem Verkehr(slärm) moderat ansteigend durch teils enge, felsige Schluchten und weitestgehend intakten Wald, einfach romantisch (s. Track vom 22.05., km 9,7 - 13,6).

Nach rund 18 km erreichte ich nahe Hohburkersdorf schon den höchsten Punkt der Tour. Später gab es noch ein paar Anstiege, doch wurde es niemals richtig garstig. Kurz nach 11.00 Uhr kam ich an der Dresdner Schwimmhalle an, wo ich mich mit Christiane verabredet hatte. Endlich konnte ich ihr das von mir ausgeliehene Reizstromgerät zurückgeben, welches ich wegen meiner Schulterprobleme getestet hatte. Inzwischen besitze ich ebenfalls dieses  TENS-EMS-Gerät SEM 43 von Sanitas (der Preis auf der Seite des Herstellers ist das Maximum, ich habe inkl. Versand bei einem Online-Händler ca. 45,-EUR bezahlt) und bin mit der Wirkung auf meine Problemzone sehr zufrieden.

Sehenswerte Industriearchitektur aus den
zwanziger Jahren (Aufnahmeort)
Anschließend genehmigte ich mir ein paar Bonuskilometer und vor allem zusätzliche 200 Höhenmeter, damit die Tourenstatistik zum Schluß nicht ganz so lächerlich aussah. Dabei fand ich nun auch die Radwegeverbindung ins Weißeritztal nach Freital (s. Track vom 22.05., km 86,9 - 88,2). Während der wenigen hundert Meter passierte ich ein interessantes Stück Dresdner Industriearchitektur. Das heute "Kurt-Bärbig-Halle" genannte Gebäude wurde in den zwanziger Jahren für die Konsumgenossenschaft "Vorwärts" unter eben jenem Architekten gebaut, das gesamte Objekt jedoch nie fertiggestellt. Die geschwungene, betont sachliche Front aus roten Klinkern ist wirklich ein Hingucker!

Der letzten Anstieg des Tages brachte mich hinauf zur Panoramastraße unterhalb der Babisnauer Pappel (s. Track vom 22.05., km 103,3 - 107,0). Wer zu Gast in Dresden ist, sollte unbedingt einen Abstecher hierher unternehmen! Der umfassende Blick über die Elbtalweitung von Radebeul, Dresden bis Pirna sowie zu den Tafelbergen des Elbsandsteingebirges am östlichen Horizont sucht seinesgleichen. Egal, ob im Winter bei Schnee, im Frühling mit frischem Grün und blühenden Rapsfeldern, in der Hitze des Sommers oder im kühlen, farbigen Herbst - immer gibt es neues zu entdecken! Die Anfahrt von Possendorf aus ist übrigens das dünnste Brett.

Zuhause angekommen, blieb mir noch fast der ganze Nachmittag.

21. Mai 2023

Zwölf Jahre später

Vor dem Wochenende hatte Christiane vom Klettern am Borschen (Bořeň) erzählt und mich damit inspiriert, auch mal wieder eine Handbiketour dorthin zu unternehmen. Einmal bin ich dorthin schon auf drei Rädern gefahren, doch wußte ich bis gerade eben nicht, daß dies schon so lange her ist.

Meinen noch vorhandenen Daten über diese Ausfahrt zufolge, habe ich dabei auf dem Langen Kanten im Jahr 2011 nicht nur zweimal den Osterzgebirgskamm (über den Nollendorfer Paß / Nakléřovský průsmyk und  Langewiese / Dlouhá Louka) überquert, sondern diese 201 km und 2180 Hm auch mit fabelhaften 15,6 (bzw. lt. anderer Info 16.0) km/h Durchschnittsgeschwindigkeit bewältigt. Aber in jenem Jahr muß ich wohl wirklich gut in Schwung gewesen sein, denn auf den anderen beiden 200er-Strecken war ich ebenfalls sehr flott unterwegs. 

Jedenfalls startete ich bereits gegen 4.20 Uhr, damit ich bei ungeplanten Zwischenfällen (Pannen) genügend Zeitpuffer hätte. 8.15 Hatte ich nach 43 km bereits den Grenzübergang Zinnwald erreicht. Die Weiterfahrt nach Langewiese den Erzgebirgskamm auf böhmischer Seite entlang war einfach nur herrlich. Die Stille des Morgens, endlose, nunmehr weitgehend unbesiedelte Weiten und inzwischen auch Sonne, die dem Nebel mit ihrer Kraft den Garaus gemacht hatte.

In Bildmitte ist der Borschen mit seiner Südseite
zu sehen (Aufnahmeort)
Nach der Abfahrt verstaute ich für den Rest des Tages Ärmlinge und Jacke im Rucksack, denn die Sonne meinte es manchmal beinahe schon wieder zu gut mit mir. Etliche neue bzw. ausgebaute Straßen durch das Kohlerevier nördlich von Brüx (Most) sowie später auf meiner Fahrt von Rasitz (Rasice) nach Kostenblatt (Kostomlaty pod Milešovkou) waren ziemlich eintönig zu fahren, doch ansonsten gefiel mir die ausgesuchte Strecke besonders wegen der herrlichen Aussicht auf das Umland sowie in Richtung des Erzgebirges. Allerdings hatte ich nach dem großen Anstieg ins Osterzgebirge mit insgesamt ca. 1100 Hm (wieder einmal) den Rest der Tour, vor allem jedoch den Abschnitt nach Aussig (Ústí nad Labem), hinsichtlich der konditionellen Anforderungen unterschätzt (s. Track vom 20.05., km 90,5 - 131,0). Das Auf und Ab dieses Teilstücks, zu dem auch noch kräftiger Gegenwind kam, setzte mir ganz schön zu. Erst in Türmitz (Trmice) war das Gröbste überstanden.

Es folgten rund 70 km Fleißarbeit im Elbtal, auf denen ich sowohl noch knapp 300 Hm sammeln, als auch Tempo machen konnte. Ab Tetschen (Děčín) mußte ich außerdem nicht mehr gegen den Wind kämpfen, was mir meine Aufholjagd erleichterte. Zur Belohnung gab's auf den letzten Kilometern dann sogar noch Schiebeunterstützung.

Mein langer Radl-Tag endete kurz vor 20.00 Uhr. 

19. Mai 2023

Cunnersdorf-Rundfahrt

Bei meinen Handbiketouren ist mir aufgefallen, daß es viele Orte gleichen Namens in meiner Umgebung gibt. Den Vogel schießt dabei Cunnersdorf ab: bei gründlicher Recherche fand ich gleich sieben Dörfer oder eingemeindete Stadtteile, die diesen Namen tragen. Die Idee für eine Cunnersdorf-Rundfahrt war geboren.

Am Ortseingang des letzten auf der Tour
durchquerten Cunnersdorf (Aufnahmeort)
Gestern fühlte ich mich fit genug für die Aktion. Allerdings benötigte ich für die ersten 30 km am Morgen bei 3°C die Handschuhe, was mich etwas ausbremste. Die zweite und noch nachhaltigere Einschränkung erlegte ich mir dann selbst auf. Denn gerade, als das Streckenprofil endlich etwas flacher wurde und ich Tempo machen konnte, endete mein Vorwärtskommen ziemlich abrupt. Auf den wenigen Metern Baustelle, die ich vor dem Beginn des Bahntrassenradwegs in Dürrröhrsdorf  (s. Track vom 18.05., km 57,5) durchqueren mußte, war mein Vorderreifen plötzlich platt.

Das konnte ich nun wirklich nicht nachvollziehen. Weder hatte ich eine Gefahrenquelle gesehen, noch fand ich bei der anschließenden Begutachtung des Reifens einen nachvollziehbaren Grund für die Panne. Die unfreiwillige Pause für den Schlauchwechsel dauerte rund 45 min, und danach fuhr ich für den Rest des Tages wesentlich vorsichtiger. Der Luftdruck im Reifen war nun nämlich sehr wahrscheinlich nicht mehr optimal, da ich mit der Luftpumpe nicht die 7,5 bar Luftdruck erreichen konnte. Bei grobem Pflaster, kleineren Kanten und auch auf den ungeteerten Wegen durch die Dresdener Heide ging es deswegen sicherheitshalber nur mit halber Kraft vorwärts.

Erst ganz zum Schluß, kurz vor Cunnersdorf Nr. 7 oberhalb von Schlottwitz im Müglitztal fand ich eher zufällig die Ursache für den Plattfuß. Irgendetwas Scharfkantiges hatte an einer Stelle die Seitenwand meines Vorderreifens beschädigt, und zwar so stark, daß ich nun sogar den Reifen wechseln muß. Bloß gut, daß ich die ausgebeulte Seitenwand erst jetzt bemerkte. Sonst hätte ich meine Tour bestimmt abgebrochen ...

Hier die Liste aller Cunnersdörfer, die ich im Verlauf der Tour durchquert habe:
- Nr. 1: Ortsteil von Pirna (km 2,4)
- Nr. 2: im südlichen Elbsandsteingebirge (km 20,5)
- Nr. 3: bei Hohnstein und nahe Ehrenberg (km 44,5)
- Nr. 4: im Schönfelder Hochland nördlich von Dresden (km 69,9)
- Nr. 5: Ortsteil von Ottendorf-Okrilla (km 93,2)
- Nr. 6: südlich von Dresden, zu Bannewitz gehörend (km 120,6)
- Nr. 7: oberhalb des Müglitztals bei Schlottwitz (km 140,6)

Am Ende war ich überrascht, wieviele Höhenmeter dabei zusammengekommen waren. Eigentlich hatte ich ja die 400 m NHN nie bzw. nur einmal knapp erreicht, doch offensichtlich summierten sich die Höhenunterschiede einer ganzen Menge von Anstiegen - vor allem südlich der Elbe - zu einem erklecklichen Betrag.

Insgesamt eine lohnenswerte Aktion.

14. Mai 2023

Nachteilsausgleich?

Kurz vor dem Wochenende gab es wieder einmal eine Premiere. Torsten hatte wegen gemeinsamer Handbiketouren angefragt, und am Freitagnachmittag bot sich die Gelegenheit für eine erste Runde zu zweit.

Nun ist es ja kein Geheimnis, daß ich strikt gegen E-(Hand)Bikes bin. In diesem Fall rückte ich allerdings von meiner Position ab, denn es sprachen bei meinem Begleiter gewichtige Gründe für die Nutzung eines solchen Gefährts. Als Tetraplegiker stehen ihm nämlich läsionsbedingt selbst die Armmuskeln nur eingeschränkt zur Verfügung. Diese fehlende Kraft mit Motorunterstützung auszugleichen, erschien mir sinnvoll - vor allem, wenn Torsten zusammen mit körperlich besser gestellten Radsportlern auf Achse ist. Bei richtiger (und möglichst niedriger) Wahl der Unterstützungstufe kann er so an den Sportfreunden dran bleiben und sich trotzdem körperlich ausarbeiten.

Wir trafen uns also am Dresdner Terrassenufer und fuhren gemeinsam bis kurz hinter Taubenheim. Dort verabschiedeten wir uns, er kehrte zu seinem Ausgangspunkt nahe Lommatzsch zurück, ich nach Pirna. Es war eine gelungene Ausfahrt, auf welcher Torsten zum ersten Mal einen Hunderter fuhr.

Meine nächste Tour am Sonnabend sollte eigentlich etwas länger werden, doch fühlte ich mich am Morgen überhaupt nicht danach. Deshalb verschob ich den Plan und bastelte mir Zug um Zug eine alternative Strecke.

Kurz vor dem Touristenübergang zwischen Langburkersdorf und Lobendau (Lobendava) überholten mich plötzlich ein Haufen Radsportler. Das konnte kein Zufall sein! Wie sich bei meinem Nachfragen herausstellte, waren das die Teilnehmer des 400 km Brevets ins Riesengebirge. (Das klingt nach einem interessanten Plan!) Offensichtlich unterschätzten etliche Teilnehmer jedoch die Reifenkiller-Piste vom Grenzübergang in Richtung Lobendau. Auf reichlich 1 km Strecke (s. Track vom 13.5., km 43,8 - 45,0) überholte ich - langsam fahrend - dann 6 Leute dieser Truppe, die mit Reifenflicken beschäftigt waren. Das war beinahe wie eine Parade der Pechvögel, und das für sie schon ziemlich zu Beginn der Herausforderung!

Auf dem Gipfel des Tanzplans
(Aufnahmeort)
Eingedenk dieses Erlebnisses tastete ich mich dann auch auf meiner zweiten Offroadstrecke des Tages behutsam vorwärts. Die Geschwindigkeitsvorgabe würde ich sowieso nicht erreichen, dann konnte ich wenigstens noch den Gipfel des Tanzplans (Tanečnice) erklimmen (s. Track vom 13.05., km 57,3 - 59,0). Die Schotterpiste mit einigen Steilstücken ist durchaus anspruchsvoll und erfordert solides fahrerisches Können. Besonders viel Vorsicht ließ ich bei den vielen gemauerten Querrinnen zur Ableitung des Wassers mit ihrer Breite von ca. 10 cm walten. Einen Reifendurchschlag konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen! Selbst abwärts bremste ich jedesmal davor bis zum Stillstand ab. Der Weiterweg von Thomasdorf (Tomášov) über die Grenze bis zum Waldhaus von Hertigswalde (s. Track vom 13.05., km 61,2 - 62,9) war dann die letzte Gelände-Nervenschlacht des Tages.

Als ich gegen 14.45 Uhr zuhause ankam, berichtete Torsten schon ganz stolz von seiner Tour. Er hatte 115 km und 656 Hm mit einem 25er Schnitt absolviert. - Naja ...

Heute hätte ich eigentlich einen Ruhetag benötigt, doch für morgen sind Regenschauer angekündigt. Daher brach ich trotzdem auf, um wenigstens mein Minimalprogramm abzuspulen. So schlecht rollte es dann gar nicht, obwohl ich mich nicht mehr frisch fühlte. Aber immerhin hatte der Reizstrom, den ich meiner rechten Schulter noch im Bett verordnet hatte, offensichtlich gewirkt, sodaß ich im wahrsten Sinne des Wortes lockerer agieren konnte.

Eine erneute Flachetappe innerhalb von drei Tagen war mir zu doof. Wenn ich jedoch meine Höhenmeter im wesentlichen zu Beginn sammeln würde, hätte ich dann im zweiten Teil der Tour meine Ruhe. Die logische Schlußfolgerung dieser Betrachtungen hieß also: Fahrt ins Osterzgebirge.

Nach etlichen Anstiegen erreichte ich schließlich den Scheitelpunkt der Tour mit knapp über 650 m NHN auf dem von mir geliebten Radrundweg um Liebenau, den ich diesmal (bis auf die letzen 2,7 km) fast vollständig gefahren bin. Auch wenn nach Liebstadt und zum Schluß auf dem Extrazacken zur Ergebniskosmetik noch ein paar Höhenmeter dazukamen, lag nun der anstrengendste Teil hinter mir. Auf dem Heimweg gelang es mir, noch ein paar Meter gutzumachen, so daß ich zwar mein Wunschtempo nicht mehr schaffte, dennoch aber nicht ganz schlecht abschnitt. Vor allem, wenn man bedenkt, daß ich an diesem Wochenende nun nicht gerade in Topform war.

Und Torsten? Der fuhr heute gleich nochmal 100 km und 789 Hm mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 20 km/h!

Ich fasse noch mal zusammen. Torsten hat
- an diesem Wochenende seinen ersten Hunderter absolviert
- an drei aufeinanderfolgenden Tagen jeweils mehr als 100 km bewältigt
- dabei Durchschnittsgeschwindigkeiten von 19, 25 und 20 km/h erreicht
Gibt es außer mir noch jemanden, dem sich da einige Fragen stellen?

Natürlich kann und soll jeder machen, was und wie es ihm beliebt! Genießer und solche, denen das Landschaftserleben oder der Spaßfaktor wichtiger als der sportliche Aspekt ist, gibt es doch auch unter Zweiradlern. Und ja: ein 1200-Watt-Motor verführt nun mal dazu, dessen Möglichkeiten voll auszureizen und so richtig auf die Kacke zu hauen. Mit Sport hat das allerdings m.E. nichts mehr zu tun, denn es ist eben weit mehr als ein Nachteilsausgleich.

Trotzdem steht nichts weiteren Touren mit Torsten entgegen - jedenfalls nicht von meiner Seite aus. Zumal ich den Eindruck hatte, daß er, als wir gemeinsam unterwegs waren, wirklich nur die Motorunterstützung zugeschaltet hat, die für ihn behinderungsbedingt sinnvoll war. Ich würde mich aber freuen, wenn er auf Solotouren auch sein normales Racebike nutzt, denn da muß er beim Tempo auf niemanden Rücksicht nehmen und ruft wirklich nur seine eigene Leistung ab.

Die Mischung macht's!

8. Mai 2023

Drei tolle Tage

Die sportliche Ausbeute meiner Urlaubswoche in der Heimat kann sich sehen lassen! In den vergangenen drei Tagen war ich zudem so vielseitig aktiv wie lange nicht mehr.

Freitags bin ich - so wie am Sonntag zuvor - bereits beim ersten Tageslicht losgefahren, denn ich hatte mir eine längere Tour vorgenommen. Längere Zeit war ich schon nicht mehr im Böhmischen, und das wollte ich nun nachholen. Ein relativ großer Teil der Strecke verlief dabei allerdings auf mit den deutschen Bundesstraßen vergleichbaren Verkehrsverbindungen. Diese sind für mich oft die schnellsten Wege, auch wegen des gemäßigten Höhenprofils, und daher besonders geeignet für Langstrecken.

Obwohl viele Radfahrer solche Abschnitte meiden, habe ich dort noch nie schlechte Erfahrungen bzgl. Gefährlichkeit oder gar Pöbeleien von Autofahrern (wie ich es manchmal in Deutschland erlebe) gemacht. Man muß eben nur mitspielen, also ggf. mal rechts ranfahren, um große LKW an unübersichtlichen Stellen überholen zu lassen. Fahren und Fahren lassen - die Kraftfahrer merken das nicht nur (daß man kein Kampfradler ist), sondern honorieren es auch!

Erstaunlicherweise herrschte am Freitag auf einigen dieser sonst stark befahrenen Straßen ziemlich wenig Verkehr, so z.B. im Tal des Polzen (Ploučnice). Wäre der Polzenradweg nicht so unpraktisch und für Handbikes teilweise sogar nicht zu befahren sowie auf der alternativen Straße weniger Verkehr, würde ich diese idyllische Gegend uneingeschränkt empfehlen. Bei diesem herrlichen Sonnen-Frühlingswetter wurde es jedenfalls ein wahrer Augenschmaus.

Die Strecke ab Böhmisch Kamnitz (Česká Kamenice) war dann wesentlich verkehrsintensiver und hielt mit etlichen Anstiegen bis fast noch einmal auf das Niveau des anfangs überquerten Kamms des Osterzgebirgsgrenzgebiets reichlich Höhenmeter bereit. Trotzdem kam ich erstaunlich flott über diesen anspruchsvollsten Teil der Tour. Nun wußte ich, daß ich wieder einen Langen Kanten fahren konnte und paßte meine Tourenplanung entsprechend an. Ganz zum Schluß "mußte" ich dafür zwar noch einmal bis zum Blauen Wunder fahren, konnte hierbei jedoch noch etwas für das Tempo tun. Bei einen 200er mit reichlich 2100 Höhenmetern auf einen Geschwindigkeitsdurchschnitt von 15,6 km/h zu kommen, ist für mich durchaus nicht alltäglich.

Am Sonnabend stand meine Verabredung mit den Leuten der Selbsthilfegruppe "integrativ-aktiv" aus Dresden an. Sie hatten zu ihrem Start in die Fahrradsaison in den Kulturgarten des Festspielhauses Hellerau eingeladen, um von dort aus dann eine kleine gemeinsame Radwanderung durch den Heller zu unternehmen.

Ich war noch nie am Festspielhaus und erlebte zunächst eine Überraschung. Im Gegensatz zu den tollen Bildern des Internetauftritts machte das Gelände drumherum auf mich nämlich einen ziemlich verwahrlosten Eindruck. Irgendwie kam ich mir hier teilweise vor wie auf einer Baustelle inklusive eines großen Parkplatzes und des ansonsten komplett versiegelten Untergrunds. Grün gab es nur in jenem besagten Kulturgarten hinter dem Haus, wenn man diese Fläche denn überhaupt als Garten bezeichnen konnte.

Unterwegs im Heller (Aufnahmeort)
Die Organisatoren des Treffens hatten sich jedoch viel Mühe gegeben, und gleichwohl man bei so vielen Leuten immer viel Geduld braucht, die Trägheit bzw. das Beharrungsvermögen der Masse(n) zu überwinden, brachen wir von dort schließlich zu unserer Tour durch die Gartenstadt und den Heller auf. Im Gegensatz zum Areal des Festspielhauses waren die Häuschen der Siedlung sehr adrett und versprühten den Charme des beginnenden 20. Jahrhunderts. Auch vom Heller selbst war ich sehr angetan - unsere Tourenführer hatten sich da etwas wirklich Feines ausgedacht. Auf den unbefestigten Waldwegen ging es zwar oft nur im Schrittempo voran, doch ergab sich deshalb immer wieder die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Insgesamt fand ich die Aktion ganz nett, auch wenn meine sportlichen Ambitionen dabei auf der Strecke blieben. Aber da ich anschließend sowieso noch meine Tour auf das Mindeststreckensoll ausdehnen wollte, hatte ich kein Problem damit. - Falls sich die Gruppe mal für eine Rolliwanderung oder eine Radrunde in der Sächsischen Schweiz entscheiden sollte, stehe ich ihnen gern mit Vorschlägen sowie als Führer zur Verfügung.

Nach "lang" und "integrativ" stand am dritten Tag eine weitere Facette meiner Aktivitäten im Fokus. Nach mehreren Jahren fand nun endlich wieder der Berggottesdienst in der Kuhstallhöhle des Neuen Wildensteins in der Sächsischen Schweiz statt. 

Pfarrer Sebastian Kreß aus Hohnstein hatte mich vor einigen Wochen gefragt, ob ich daran mitwirken würde - und natürlich gab es da für mich kein Zögern! Zumal das Thema "Neue Aussichten" sehr gut zu meiner eigenen Biographie paßt und es einige Parallelen bei den aktuellen Entwicklungen in meiner Felsenheimat gibt. Im Verlauf des Gottesdienstes kam ich nun mit einem Impulsbeitrag zu Wort, dessen Inhalt hier nachzulesen ist.

Insgesamt wurde es eine wirklich schöne und stimmige Veranstaltung, zu denen vor allem auch die Bläser der Sächsischen Posaunenmission und die Sänger der Bergsteigerchöre des SBB beigetragen haben. Die vielen Gäste und Besucher bewiesen, daß diese Tradition unbedingt wieder aufleben und fortgeführt werden sollte.

Selbstverständlich habe ich die Gelegenheit gleichfalls genutzt, um noch ein  paar zusätzliche Kilometer im Handbike zu fahren. Den größten Teil davon absolvierte ich vor dem Termin in der Kuhstallhöhle, den leichtesten und quasi (zeitlich) kürzesten Weg hob ich mir für die anschließende Heimfahrt auf.

Die Marienquelle im Kirnitzschtal
(Aufnahmeort)
Der landschaftlich schönste Teil der Strecke an diesem Tag - weitab von jeder Siedlung und außerdem von jeglichem Kraftverkehr - leidet dabei leider unter einem schwergewichtigen Manko. Der Teil der Böhmerstraße (Česká silnice) ab der Mündung des Nassen Grundes (Mokrý důl) und die sich daran anschließende Strecke auf deutscher Seite entlang des kleinen Flüßchens Kirnitzsch bis zur Einmündung auf die Straße nach Hinterhermsdorf (s. Track vom 07.05., km 60,3 - 69,9) befindet sich leider in einem für hauptsächlich straßentauglichen Handbikes schlechten Zustand. Vor allem bis zum Touristengrenzübergang Hinterditterbach (Zadní Jetřichovice) besteht der Untergrund inzwischen meist aus grobem, lockerem Schotter, weil die feineren Bestandteile der Piste inzwischen ausgewaschen wurden. Auf diesem Geholpere fuhr ich vorsichtshalber nur wenig schneller, als es Fußwanderer sonst sind.

Übrigens: auch der steile Anstieg aus dem Kirnitzschtal zum Neuen Wildenstein über die Kuhstallstraße (s. Track vom 07.05., km 73,9 - 74,9) ist abgesehen vom kurzen asphaltierten Steilstück gleich zu Beginn mittlerweile ebenfalls so stark ausgewaschen, daß auf dem unmittelbar darauffolgenden zweiten Steilstück die Traktion des Vorderrads meine Handbikes trotz behutsamen Krafteinsatzes noch mehr an ihre Grenze kam. Wer hier ohne Unterstützung hochkommen will, muß neben der entsprechenden Ausrüstung und Kraft auch einiges fahrerisches Können walten lassen, sonst ist hier sehr schnell Ende Gelände. Für Fahrer mit Adaptiv-/Vorspannhandbikes dürfte diese Steigung jedoch in keinem Fall allein zu bewältigen sein.

Am Ende dieser Tourenwoche stehen für mich nun 657 km mit 6.471 Hm auf der Habenseite. Ein neuer Wochenstreckenrekord, welcher ohne meinen wieder voll einsatzbereiten Körper gar nicht machbar gewesen wäre.

Das Dranbleiben hat sich ausgezahlt. 

4. Mai 2023

Erfreuliche Entwicklung

Möglicherweise bringt der Einsatz von Christianes Reizstromgerät an meiner Schulter tatsächlich etwas. Denn am Dienstag fuhr ich zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit ganz ohne Einschränkungen. Die flachen ersten zwölf Kilometer schadeten ganz gewiß auch nicht beim Warmfahren, und überhaupt war die Verteilung und Länge der Anstiege während der Tour sehr ausgewogen.

So machte das Handbiken richtig Spaß, vor allem, als sich nach einem wolkigen Morgen die Sonne durchsetzte und ich meine Jacke ausziehen konnte. Kurz liebäugelte ich mit dem Gedanken, dem Gipfel des Keulenbergs, dessen südlichen Wandfuß ich kurz hinter Großnaundorf passierte, einen kurzen Besuch abzustatten. Ich entschied mich dann anders und fuhr dafür aber auf einer eher selten benutzten Strecke zurück in Richtung Elbtal.

Der Kaiser und seine Soldaten (Aufnahmeort)
In Großdrebnitz traf ich dabei sogar Napoleon, der mir hier noch nie aufgefallen war. Auch wenn die Farben der Kleidung inzwischen durch die Witterung arg verblichen sind, sieht man diesen Puppen doch an, daß sie mit viel Liebe von Mitgliedern des Vereins "Napoleonstrasse 1813 e.V." gestaltet wurden. Für mich war das ein Anreiz, sich mit den in dieser Region stattgefundenen Auseinandersetzungen der Befreiungskriege zu beschäftigen. Wirklich interessant.

Gestern legte ich gleich noch einmal nach. Nachdem ich mich am Vorabend am Ende der Tour erstaunlich frisch gefühlt hatte, war ich auch an diesem Tag morgens so fit, um hinauf ins Osterzgebirge zu fahren. Bei entsprechender Auswahl der Strecke ist dabei eine nahezu idealtypische Verteilung von Anstrengung und Entspannung möglich: die erste Hälfte der Tour führt (fast) ausschließlich bergauf, während man im zweiten Teil der Fahrt nur noch bergab rollt.

Bei meiner Klettertour lag diesmal auf dem Hinweg allerdings die steile Abfahrt nach Schmiedeberg mit rund 150 Hm Verlust dazwischen. Auf der Alternative über Dippoldiswalde hätte ich hingegen nur rund 50 Hm abgeben, dafür dann jedoch die stark befahrene Bundesstraße B170 bis zum Abzweig des Pöbeltals benutzen müssen. Selbst ich fahre diese Strecke eigentlich nur bergab.

Aufgrund der gesperrten Straße durch Rehefeld wegen einer Baustelle, entschied ich mich ab Oberpöbel dann für eine Forststraße, welche sogar die im Tal der Wilden Weißeritz verlaufende Straße abkürzt (s. Track vom 03.05., km 40,2 - 50,2). Die ersten 2,5 Kilometer mit einigen steilen Rampen sind dabei durchgehend asphaltiert, nur auf dem flacheren zweiten Teil muß man sich mit einer leidlich guten Mineralstoffdecke begnügen.

An der Rehefelder Straße angekommen, fuhr ich dann gleich geradeaus weiter - auf genau der Strecke, die im Winter zu unserem Standardrepertoire gehört. Das mutete schon etwas seltsam an, (zum ersten Mal) genau dort mit dem Handbike zu sein, wo ich sonst im Skitandem mit meinen Sportfreunden fahre. Auch den Gipfel des Kahlebergs habe ich mit dem Langlaufschlitten schon wesentlich häufiger erklommen als im Handbike.

Während der Heimfahrt hätte ich mir dann - ebenso wie den "unnötigen" Anstieg auf dem Hinweg - die letzte Kletterei bei Köttewitz ersparen können. Aber ich wollte zum Schluß nicht noch ein zweites Mal an diesem Tag den Elberadweg benutzten. Auch wenn ich dadurch etwas langsamer als gewünscht wurde, tut mir das nicht weh.

Die Tendenz stimmt nämlich.

Track der Handbiketour vom 02.05.2023

1. Mai 2023

Später Bericht

Nun habe ich mich doch noch einmal hingesetzt und einen Bericht über meine Vasaloppet-Teilnahme mit Christiane und Carsten verfaßt. Auslöser war die Anfrage, einen Artikel für das Mitteilungsblatt des Sächsischen Bergsteigerblattes zu schreiben, in welchem ich von unserer Schwedenfahrt berichte.

Unser Vasaloppet-Pokal
Allerdings ist das Ergebnis so umfangreich geworden, daß daraus wohl nichts wird - zumindest nicht in dieser ausführlichen Form. Mir war es jedoch wichtig, die spannendsten Episoden sowie auch ein paar Informationen im Text festzuhalten. Klar ist vieles davon unauslöschlich in meiner Erinnerung verankert, aber wie kann ich das am besten anderen Interessierten näherbringen? Doch wohl mit einem solchen illustrierten Erlebnisbericht!

Übrigens: Wolfgang, der mir in Anerkennung verschiedener Großprojekte schon mehrere Pokale (u.a. für meine Handbiketour nach Prag) geschnitzt hat, schenkte mir auch diesmal eine seiner unvergleichlichen Trophäen. Eigentlich wäre Christiane dafür die würdigste Empfängerin, war sie doch diejenige, welche zu unserem durchschlagenden Erfolg am meisten beigetragen hat. Ich aber behalte ihn stellvertretend für meine Freunde. Wenigstens vorerst.