Freitags bin ich - so wie am Sonntag zuvor - bereits beim ersten Tageslicht losgefahren, denn ich hatte mir eine längere Tour vorgenommen. Längere Zeit war ich schon nicht mehr im Böhmischen, und das wollte ich nun nachholen. Ein relativ großer Teil der Strecke verlief dabei allerdings auf mit den deutschen Bundesstraßen vergleichbaren Verkehrsverbindungen. Diese sind für mich oft die schnellsten Wege, auch wegen des gemäßigten Höhenprofils, und daher besonders geeignet für Langstrecken.
Obwohl viele Radfahrer solche Abschnitte meiden, habe ich dort noch nie schlechte Erfahrungen bzgl. Gefährlichkeit oder gar Pöbeleien von Autofahrern (wie ich es manchmal in Deutschland erlebe) gemacht. Man muß eben nur mitspielen, also ggf. mal rechts ranfahren, um große LKW an unübersichtlichen Stellen überholen zu lassen. Fahren und Fahren lassen - die Kraftfahrer merken das nicht nur (daß man kein Kampfradler ist), sondern honorieren es auch!
Erstaunlicherweise herrschte am Freitag auf einigen dieser sonst stark befahrenen Straßen ziemlich wenig Verkehr, so z.B. im Tal des Polzen (Ploučnice). Wäre der Polzenradweg nicht so unpraktisch und für Handbikes teilweise sogar nicht zu befahren sowie auf der alternativen Straße weniger Verkehr, würde ich diese idyllische Gegend uneingeschränkt empfehlen. Bei diesem herrlichen Sonnen-Frühlingswetter wurde es jedenfalls ein wahrer Augenschmaus.
Die Strecke ab Böhmisch Kamnitz (Česká Kamenice) war dann wesentlich verkehrsintensiver und hielt mit etlichen Anstiegen bis fast noch einmal auf das Niveau des anfangs überquerten Kamms des Osterzgebirgsgrenzgebiets reichlich Höhenmeter bereit. Trotzdem kam ich erstaunlich flott über diesen anspruchsvollsten Teil der Tour. Nun wußte ich, daß ich wieder einen Langen Kanten fahren konnte und paßte meine Tourenplanung entsprechend an. Ganz zum Schluß "mußte" ich dafür zwar noch einmal bis zum Blauen Wunder fahren, konnte hierbei jedoch noch etwas für das Tempo tun. Bei einen 200er mit reichlich 2100 Höhenmetern auf einen Geschwindigkeitsdurchschnitt von 15,6 km/h zu kommen, ist für mich durchaus nicht alltäglich.
Am Sonnabend stand meine Verabredung mit den Leuten der Selbsthilfegruppe "integrativ-aktiv" aus Dresden an. Sie hatten zu ihrem Start in die Fahrradsaison in den Kulturgarten des Festspielhauses Hellerau eingeladen, um von dort aus dann eine kleine gemeinsame Radwanderung durch den Heller zu unternehmen.
Ich war noch nie am Festspielhaus und erlebte zunächst eine Überraschung. Im Gegensatz zu den tollen Bildern des Internetauftritts machte das Gelände drumherum auf mich nämlich einen ziemlich verwahrlosten Eindruck. Irgendwie kam ich mir hier teilweise vor wie auf einer Baustelle inklusive eines großen Parkplatzes und des ansonsten komplett versiegelten Untergrunds. Grün gab es nur in jenem besagten Kulturgarten hinter dem Haus, wenn man diese Fläche denn überhaupt als Garten bezeichnen konnte.
Unterwegs im Heller (Aufnahmeort) |
Insgesamt fand ich die Aktion ganz nett, auch wenn meine sportlichen Ambitionen dabei auf der Strecke blieben. Aber da ich anschließend sowieso noch meine Tour auf das Mindeststreckensoll ausdehnen wollte, hatte ich kein Problem damit. - Falls sich die Gruppe mal für eine Rolliwanderung oder eine Radrunde in der Sächsischen Schweiz entscheiden sollte, stehe ich ihnen gern mit Vorschlägen sowie als Führer zur Verfügung.
Nach "lang" und "integrativ" stand am dritten Tag eine weitere Facette meiner Aktivitäten im Fokus. Nach mehreren Jahren fand nun endlich wieder der Berggottesdienst in der Kuhstallhöhle des Neuen Wildensteins in der Sächsischen Schweiz statt.
Pfarrer Sebastian Kreß aus Hohnstein hatte mich vor einigen Wochen gefragt, ob ich daran mitwirken würde - und natürlich gab es da für mich kein Zögern! Zumal das Thema "Neue Aussichten" sehr gut zu meiner eigenen Biographie paßt und es einige Parallelen bei den aktuellen Entwicklungen in meiner Felsenheimat gibt. Im Verlauf des Gottesdienstes kam ich nun mit einem Impulsbeitrag zu Wort, dessen Inhalt hier nachzulesen ist.
Insgesamt wurde es eine wirklich schöne und stimmige Veranstaltung, zu denen vor allem auch die Bläser der Sächsischen Posaunenmission und die Sänger der Bergsteigerchöre des SBB beigetragen haben. Die vielen Gäste und Besucher bewiesen, daß diese Tradition unbedingt wieder aufleben und fortgeführt werden sollte.
Selbstverständlich habe ich die Gelegenheit gleichfalls genutzt, um noch ein paar zusätzliche Kilometer im Handbike zu fahren. Den größten Teil davon absolvierte ich vor dem Termin in der Kuhstallhöhle, den leichtesten und quasi (zeitlich) kürzesten Weg hob ich mir für die anschließende Heimfahrt auf.
Die Marienquelle im Kirnitzschtal (Aufnahmeort) |
Übrigens: auch der steile Anstieg aus dem Kirnitzschtal zum Neuen Wildenstein über die Kuhstallstraße (s. Track vom 07.05., km 73,9 - 74,9) ist abgesehen vom kurzen asphaltierten Steilstück gleich zu Beginn mittlerweile ebenfalls so stark ausgewaschen, daß auf dem unmittelbar darauffolgenden zweiten Steilstück die Traktion des Vorderrads meine Handbikes trotz behutsamen Krafteinsatzes noch mehr an ihre Grenze kam. Wer hier ohne Unterstützung hochkommen will, muß neben der entsprechenden Ausrüstung und Kraft auch einiges fahrerisches Können walten lassen, sonst ist hier sehr schnell Ende Gelände. Für Fahrer mit Adaptiv-/Vorspannhandbikes dürfte diese Steigung jedoch in keinem Fall allein zu bewältigen sein.
Am Ende dieser Tourenwoche stehen für mich nun 657 km mit 6.471 Hm auf der Habenseite. Ein neuer Wochenstreckenrekord, welcher ohne meinen wieder voll einsatzbereiten Körper gar nicht machbar gewesen wäre.
Das Dranbleiben hat sich ausgezahlt.
Keine Kommentare :
Kommentar veröffentlichen