31. Dezember 2021

Silber, das glänzt!

Wer glaubte, daß es nach den verordneten Einschränkungen sowie der Diffamierung Andersdenkender durch Politiker, Mitläufer und Medien in diesem Land des Jahres 2020 gar nicht mehr schlimmer kommen konnte, wurde bereits Anfang 2021 eines Besseren belehrt. Der Entzug bürgerlicher Grundrechte schreitet voran, und mittlerweile wird versucht, die eigene Bevölkerung durch polizeiliche Maßnahmen und eine willige Justiz großflächig einzuschüchtern, um den sich abzeichnenden Flächenbrand zu verhindern. So wird das nicht funktionieren - hat es noch nie.

Die Vorzeichen für eine erfolgreiche Sportsaison standen daher denkbar schlecht, zumal auch ganz konkrete Maßnahmen - wie die Festlegung eines 15km-Bewegungsumkreises vom Wohnort, den man selbst für sportliche Aktivitäten nicht verlassen durfte - dem entgegenstanden. Wintersport im Ostergebirge war für mich aus diesem Grund lange Zeit nicht erlaubt, selbst die nächstgelegenen Ausweichziele lagen knapp außerhalb dieser willkürlich festgelegten Grenze. Was das für die Akzeptanz dieser angeblich notwendigen Gegenmaßnahmen zur Bekämpfung der "Corona-Pandemie" bedeutete, ließ sich am besten vorort feststellen. Die Situation auf den Parkplätzen beispielsweise am Hochwald bei Oberfrauendorf oder im Gebiet Markersbach / Bielatal erlaubte jedenfalls nur eine Schlußfolgerung.

Platz zwei (nach 2020) in der Gesamtstatistik!

Denn im Jahr 2021 gab es endlich wieder einen Winter, der alle Skisportler hätte glücklich machen können. Bereits am 9. Januar war ich mit Freuden zum ersten Mal im Langlaufschlitten unterwegs. Erst nach 14 weiteren Langlauftouren ging die Skisaison am 17. April für mich ungewöhnlich spät zu Ende. Zusammen mit zwei weiteren Ausfahrten am 11. und 12. Dezember - so zeitig wie nie in der aktuellen Wintersportsaison - legte ich dabei mit wechselnden Begleiterinnnen im Skitandem insgesamt eine Strecke von 326 km zurück. Mein Streckenrekord liegt nun bei 35,3 km, doch ganz gewiß ist da mit passender Unterstützung noch wesentlich mehr drin. 

Ausgehend von unseren gemeinsamen Interessen entstand im Winter auch eine enge Freundschaft, die mir sehr viel bedeutet. Christiane hatte mich Anfang Februar kontaktiert und mir angeboten, es auch mal zusammen im Skitandem zu versuchen. Es funktionierte auf Anhieb, die Chemie zwischen uns stimmte sofort. Was Willensstärke, Zielstrebigkeit, Ausdauer und all die notwendigen Charaktereigenschaften betrifft, um außergewöhnliche sportliche Erfolge zu erringen, so war sie mir und meinem tschechischen Sportfreund Lád'a mindestens ebenbürtig. Wie sie und ihr Mann Andreas daneben noch das Familienleben mit drei Mädels (die ebenfalls u.a. im Leistungssport stark engagiert sind), einen fordernden Job sowie ihr herausragendes soziales Engagement im Ehrenamt (z.B. bei der Bergwacht sowie als Schwimmtrainerin) unter einen Hut bekommt, ohne jemals auf mich einen gestreßten Eindruck zu machen, das konnte ich einfach nur bewundern. Beste Voraussetzungen also, um miteinander Projekte zu wagen, die an meine physischen und mentalen Grenzen gehen ...

Mit dem von Wolfgang für jeden von uns
dreien geschnitzten Fichkona-Pokal
Meiner Sportfreundin gelang es durch ihre mitreißende Art auch, mich aus dem Tal der Tränen (sprich: Motivationstief) wieder herauszuholen. Mit ihr hatte ich nämlich einen Plan besprochen, der seit einiger Zeit bei mir in der Schublade lag: Einmal nonstop im Handbike längs durch die ehemalige DDR vom Fichtelberg bis zum Kap Arkona. Als 24-Stunden-Radsport-Herausforderung läuft diese Aktion unter dem Titel FICHKONA, und von den Organisatoren dieses Rennens hatte ich die positive Rückmeldung bekommen, ebenfalls unter diesem Namen starten zu dürfen. Christiane wollte mich nicht nur mit dem Rad begleiten. Entscheidend war vor allem, daß ihr Ehemann Andreas uns als Fahrer des Kleinbusses der Familie logistisch unterstützte, indem er in regelmäßigen Abständen für Pausen zur Verfügung stand, und wir inkl. der Räder sowie der übrigen Ausrüstung  danach mit ihm von der Küste zurück nachhause kamen. Als dritter Radsportler im Bunde fuhr schließlich noch mein Kamerad Lád'a bei diesem (Zitat) "Veitův projekt" mit, den ich ebenfalls sehr früh in die entsprechenden Planungen eingeweiht hatte. Die 48-Stunden-Tour (brutto) über meinen Geburtstag im Juni wurde ein unvergeßliches Erlebnis und der unbestrittene Höhepunkt meiner bisherigen Sportlerlaufbahn im Handbike. 616 km am Stück stellten sogar die rund 550 km vom Styrkeprøven aus meinem Sportjahr 2012 in den Schatten.

Bis zu diesem denkwürdigen Ereignis hatte ich, sozusagen als Training, bereits sechs Lange Kanten absolviert. Der schönste davon führte Christiane, Lád'a (der unterwegs, wie verabredet, zu uns stieß) und mich zur Burg Kokorschin (Kokořín) in die Daubaer Schweiz (Dubské Skály), welche ich mit ausgiebiger Hilfe durch meine Begleiter sogar "erobern" konnte. Einschließlich der letzten drei 200er im Juli, kamen 2021 immerhin 10 Touren dieser Kategorie zusammen - so viele wie noch nie in einem Jahr. Bei den 100-Meilen-Touren (= 160,934 km) liege ich heuer allerdings mit 13 Touren deutlich unter dem Maximum aus 2021. Damals waren es sagenhafte 23. Umso erstaunlicher scheint es dennoch, daß ich im Mai 2021 einen neuen Monatsstreckenbestwert aufstellen konnte. 2066 km stehen hier gegen den bisherigen Rekord von 1840 km genau ein Jahr zuvor. Freilich benötigte ich dafür aber auch 14 Tagestouren.

Die Differenzen in der Jahresplanung (rechts oben) beziehen sich auf
die Wunschwerte meines Rekordjahrs 2020 (15.000 km, 150.000 Hm)
Neue Horizonte eröffneten sich für mich dann während meines Sommerurlaubs in den Alpen von Ende Juli bis Mitte August. Endlich trat dieser ganze Zirkus wegen Corona auch länderübergreifend in den Hintergrund, sodaß diesmal neben der Schweiz auch Ziele in Italien möglich waren. Gleich meine zweite Pässetour im Handbike wurde eine neue Rekordfahrt. Bei meiner Rundstrecke über Grimsel-, Furka- und Sustenpaß standen nach 122 km am Ende 3750 Hm auf der Haben-Seite. Nicht die Länge, sondern die gesammelten Höhenmeter sind bemerkenswert. Es erfordert schon sehr viel Selbstvertrauen, überhaupt ein solches Vorhaben ganz ohne begleitende Unterstützung anzugehen. Das ist etwas, was ich mir über viele Jahre aufgebaut habe.

Echtes Abenteuer und tolle Begegnungen hielten für mich die Touren im Piemont bereit. Hier war ich bisher noch nie großflächig auf Pässejagd gegangen, und dementsprechend gab es für mich viel Neues zu entdecken. Vor allem das Maira-Tal, in welchem ich am Ende meines Alpenurlaubs Station machte, schien in einem touristischen Dornröschenschlaf zu liegen. Gerade das bescherte mir jedoch auch ganz besondere Erlebnisse. Auf jeden Fall gehört dazu die Fahrt durch die grandiose Elvaschlucht sowie die anschließende Begegnung mit einem italienischen Carabinieri auf dem Colle di Sampeyre. Neben dem üblichen illustrierten Reisebericht erinnern mich inzwischen auch eine umfangreiche kommentierte Bildergalerie auf Facebook an meine diesjährige Alpenpässejagd.

Ein Novum gab es für mich im September. Von einem auf dem Gebiet des barrierefreien Tourismus tätigen Consulting-Büro war ich den Leuten von Ostfriesland Tourismus als Mitglied für die Jury des grenzüberschreitend ausgelobten Tourismuspreises Barrierefrei empfohlen worden. Darüber freute ich mich natürlich, ermöglichte es mir doch, eine neue Region kennenzulernen. An der Nordsee war ich noch nie. Deshalb überzeugte ich die Touristiker, mir gleich noch die Unterkunft für einen Kurzurlaub an der See zu sponsern. Ich denke, davon haben alle Beteiligten profitiert. Denn der Blick eines Betroffenen von außerhalb bringt auch den örtlichen Entscheidungsträgern manche Vorteile. Außerdem gibt es nun zwei Vorschläge für Handbiketouren in der Region auf der betreffenden Internetseite, die ich beigesteuert habe.

Im Spätherbst des Jahres begann erneut das gleiche Drama wie im Vorjahr. Wie schon einmal, meinte die Landesregierung in Sachsen, durch besonders restriktive Maßnahmen erfolgreich die Ausweitung des Infektionsgeschehens verhindern zu können. Ein Vorgehen, das sich schon längst als wirkungslos erwiesen hat und deshalb bloße Schikane war. Während in Sachsen alles dicht gemacht und dem Tourismus das nächste Mal ein schwerer Schlag versetzt wurde (das wird wohl wieder für viele aus der Branche der Todesstoß sein), sah man das in den meisten anderen Bundesländern realistischer. Deshalb buchte ich meinen Saure-Gurken-Zeit-Urlaub von Görlitz auf Halle (Saale) um. In der Stadt erinnerte nur vergleichsweise wenig an die aktuelle Infektionslage, auch wenn diese unsägliche, weil unverhältnismäßig diskriminierende, 2G-Regel hier ebenfalls galt. Auf meinen vier Touren in alle Himmelsrichtungen bekam ich davon allerdings recht wenig mit. Fast den ganzen Ruhetag verbrachte ich außerdem im Landesmuseum für Vorgeschichte, in welcher gerade die Sonderausstellung "Die Welt der Himmelsscheibe von Nebra - Neue Horizonte" zu sehen war. Ein Besuch, der sich auf jeden Fall gelohnt hat!

Überblick über die statistischen Durchschnittswerte meines Handbiketourenjahres, rot die Allzeit-Rekorde
Wieder liegt nun ein ganzes Jahr hinter mir, welches für mich bisher noch nie erlebte Tiefen, aber auch außergewöhnliche Erfahrungen bereithielt. Sowohl der FICHKONA als auch die Drei-Pässe-Tour in der Schweiz zählen hierbei unbedingt zu den Marksteinen in meinem gewiß nicht erlebnisarmen Sportlerleben.

Eine Zeitlang habe ich mich danach tatsächlich gefragt, ob es denn nun für mich überhaupt noch Ziele gibt, die sich einigermaßen würdig in die Phalanx meiner Großtaten einordnen. Und auf's neue überzeugten mich zwei Frauen davon, daß ich mit gemeinsamen Unternehmungen nahtlos an meine Erfolge anknüpfen kann. Eine davon ist (natürlich!) Christiane, die andere ist Daria aus Salzburg. Eine besondere Skitourenfahrt sowie eine alpine Etappenfahrt im Handbike sind die Stichworte, auf die nun meine Aufmerksamkeit gerichtet ist.

Solange mir die Pläne nicht ausgehen, bleibe ich jung!

Hinweis: Auf meiner Facebook-Seite ist ebenfalls eine kurze Jahreszusammenfassung zu finden, die am Ende zusätzliche, vorher nicht gezeigte Aufnahmen inkl. erläuternder Bildunterschriften enthält.

29. Dezember 2021

Spannend bis zum Schluß

Drei Wünsche hatte ich noch für mein Handbikejahr: ich wollte den zweiten Tourenkilometer-Platz über alle meine Jahresstatistiken mit wenigstens 13.500 km erreichen und darüber hinaus im Dezember einen vierstelligen Kilometerwert abliefern. Das wäre dann der neunte Monat (in Folge) für dieses Jahr.

Leider zeigte sich in den vergangenen Tagen das Wetter nicht gerade von seiner besten Seite, sodaß ich allmählich unruhig wurde. Ständig auf der Lauer, konnte ich dann gestern mit meiner  Jahresletzten alles klar machen. Ein Hintergedanke schwirrte dabei ebenfalls noch im Kopf herum. Mit einer bergigen Tour könnte ich vielleicht doch noch so viele Höhenmeter sammeln, um das Verhältnis zur Streckenlänge etwas weiter in Richtung der 1%-Marke zu verschieben.

Also ging es gleich am Morgen in Richtung Osterzgebirge. Die Fahrt durch das landschaftlich schöne Seidewitztal empfahl sich dabei gleich aus mehreren Gründen. Der gleichmäßige, sachte Anstieg auf allerbestem Asphalt war in dem teils engen Tal nämlich auch windgeschützt - bei der herrschenden kräftigen Brise aus Südost ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Deshalb war ich schließlich nur die Kilometer vor und in Döbra dem böigen Gegenwind ausgeliefert.

Auf der Landstraße zwischen Reinhardtsgrimma
und Niederfrauendorf (Aufnahmeort)
Während der Abfahrt durch das Müglitztal setzte sich völlig unerwartet die Sonne durch und begleitete mich bis fast zum Schluß meiner Ausfahrt. Wenn mir nicht gerade der Wind ins Gesicht blies, wärmte sie mich sogar etwas über meine schwarze Tourenbekleidung. So konnte ich meine letzte Fahrt des Jahres durch die freundliche Winterlandschaft im Erzgebirgsvorland tatsächlich genießen.

Ab Dresden mußte ich dann erneut gegen den Wind antreten. Nicht nur deshalb wechselte ich auf der Heimfahrt bald die Elbseite, um etwas von der Bebauung zu profitieren. Nach dem Umweg über Pillnitz und Graupa konnte ich am Ende mit 1008 Tourenkilometern nicht nur mein Dezember-Wunschziel abhaken, sondern auch noch mehr als einhundert weitere Höhenmeter meiner Tagesbilanz hinzufügen. Nun stehen den finalen 13.545,5 km für das Jahr 2021 insgesamt 135.406 Hm gegenüber. Das sind 0,9996% der Streckenlänge. Also fast 1%.

26. Dezember 2021

Dauerfrost

Noch wenige Kilometer bis zur Zieleinfahrt! Am 1. Weihnachtsfeiertag habe ich mich wieder einmal selbst überlistet, denn mein bequemes Alter ego wäre nach der unwirtlichen Nacht bei dieser Kälte eigentlich gern zuhause geblieben. Allein, es kommen nicht mehr so viele Tage im Jahr, um meine Handbike-Abschlußbilanz wie gewünscht abzurunden.

An die Kälte habe ich mich mittlerweile gut angepaßt, doch gestern kämpfte ich trotzdem mit den Tücken der Jahreszeit. Nördlich der Elbe bedeckte der bis zum Morgen gefallene Schnee Radwege und auch Nebenstraßen. Auf den Straßen, wo der Winterdienst schon durch war, vermischten sich hingegen die Schnee- und Eisreste mit dem angetauten Matsch und ergaben eine wässerige Pampe, die sich vorzugsweise an Vorderradgabel, Felgenbremse, dem Schutzblech und Rahmen absetzte. Der Frost klebte dann alles am Rad fest, was mich nicht nur beim Fahren behinderte, sondern weiteren Dreck anzog. Das Handbike sah aus!

Ein Hauch von Winter vor Cunnersdorf,
im Hintergrund der Pfaffenstein (Aufnahmeort)
Wegen der Kälte fuhr ich auch zur (Nach)Mittags-Freßpause in die Wartehalle des Nationalparkbahnhofs Bad Schandau. Hier konnte ich mich wenigstens beim Kaloriennachschub etwas aufwärmen, auch lösten sich dabei einige der Brems-Eisklötze am Rahmen. Umso motivierter ging es dann an die Extrarunde über Cunnersdorf. Die Straßenbaustelle hinter Kleingießhübel war auch diesmal völlig problemlos zu durchqueren, sogar die Absperrzäume hatte irgendjemand geöffnet.

Kurz vor Cunnersdorf verabschiedete sich das Tageslicht. Wegen der nun sich ausbreitenden Dunkelheit machte mich mir zwar keine Gedanken - schließlich hatte ich Licht mit dabei - aber bei dem wolkenlosen Himmel würde es nun stetig mit den Temperaturen bergab gehen. Als ich gegen 17.30 Uhr mein Zuhause erreichte,  waren es nur noch -6°C.

Im kuschelig warmen Badewannenwasser ließ sich das aber ganz entspannt ertragen ...

Track der Handbiketour vom 25.12.2021 

24. Dezember 2021

Schwarzseher

Weihnachten fällt ins Wasser. Zu viele Regenwolken sind unterwegs, als daß ich heute einigermaßen trocken eine Handbiketour überstehen könnte. Dafür habe ich mich am Vortag nach Feierabend noch einmal auf's Rad gesetzt.

Bei Temperaturen zwischen -2 und 1°C fühlte es sich gar nicht (mehr) so kalt an, wie vor einigen Tagen. Es ist eben zunächst erst einmal eine Sache der Überwindung, und dann der Gewöhnung. Möglicherweise liegt es aber auch an den kürzeren Strecken. In den vergangenen Jahren verzichtete ich lieber auf eine (Halbtages-)Tour, statt unter 100 km weit zu fahren.

Erfreulicherweise kam ich gestern sehr gut voran, wozu nicht nur der Wind beitrug. Einer der Klassiker zum Jahresende, nämlich der Bahntrassenradweg von Dürröhrsdorf nach Weißig (s. Track vom 23.12., km 14,8 - 25,0), bot sich bei frischem Südostwind geradezu an. Einem spontanem Einfall folgend, verließ ich ihn aber schon in Schönfeld. Die Kilometer auf dem Elberadweg mußte ich dann jedoch dem Wind abtrotzen, bevor mich auf meinem Weg zum Lockwitzgrund die Bebauung der Großstadt schützte.

Vor Maxen (Aufnahmeort)
Während des Kurzbesuchs bei Freunden nahe Kreischa wurde es schließlich dunkel, doch natürlich hatte ich Licht mitgenommen. Denn eigentlich ist es etwas Schönes, in die heraufziehende Nacht zu fahren. Für mich jedenfalls - und ganz besonders an diesem Tag vor Heiligabend. Der Wind war nun zur Ruhe gegangen, und mit jedem Meter, den ich in Richtung Maxen an Höhe gewann, leuchteten mehr Lichter unter mir auf.  Wenn es nicht so diesig gewesen wäre, hätte sich vom höchsten Punkt oberhalb von Schmorsdorf ein Foto nach Norden über das beleuchtete Elbtal durchaus gelohnt. So blieb mir nur ein schwacher Abglanz, der aber in der Stille um mich herum umso eindrucksvoller wirkte.

Auf dem letzten Buckel vor Pirna begann es, leicht zu krümeln. Erst waren es eher kleine Eiskristalle, die vor mir im Schein der Stirnlampe aufblitzten. Deshalb dauerte es ein bißchen, bis ich realisierte, daß es allmählich ungemütlich wurde und einen Zacken zulegte.

So richtig naß wurde ich daher nicht mehr.

21. Dezember 2021

Zahlendreher

Noch ist das Jahr 2021 nicht vorbei, und noch kann ich ein paar Kilometer der Jahresbilanz hinzufügen. Es wäre doch prima, wenn ich nach dem Fabelwert der vorangegangenen Handbikesaison wenigstens zweiter Sieger gegen mich selbst werden könnte.

Deswegen bin ich gestern gleich morgens auf die Piste, um zu einer Verabredung nachmittags rechtzeitig wieder zurück zu sein. Verglichen mit den beiden vorherigen Touren, war es draußen ganz erträglich. Lieber ein paar Grad weniger, dafür aber nicht diese nasse Kälte. Gegen den leichten Frost halfen am besten Berge.

Davon sammelte ich bis zur Halbzeit - vielmehr auf der ersten Hälfte der Strecke - ausreichend, um mich darauf bis fast zum Schluß auszuruhen. Die letzten 200 Hm ab Dresden verringerten mein Durchschnittstempo dann zwar wieder unter den Sollwert, doch habe ich's gelassen gesehen. Die verbleibenden zwei, drei Touren des Jahres werden keinen großen Einfluß mehr auf die Abschlußbilanz nehmen.

Eine Sache wird in diesem Jahr jedoch anders sein: erstmalig seit 2008 (!) erreiche ich wohl nicht die magische 1%-Marke bei den Höhenmetern. Bei einem Wert von durchschnittlich 1000 Hm auf 100 km spricht man sonst üblicherweise von bergigen Strecken. Aufgrund etlicher Unternehmungen im flachen Gelände (Ostfriesland, Halle) wurde nämlich der gesamte Höhenmetervorsprung meines Alpenurlaubs "aufgefressen". Darüberhinaus kamen in diesem Jahr auch weniger Höhenmeter in der Heimat zusammen. Vielleicht, weil ich allmählich müde werde? - Nein, die Toskana fehlt mir!

Dafür ist für nächstes Jahr im September bereits ein mehrtägiges Unternehmen in Österreich fest eingeplant, auf welches ich mich besonders freue, weil es mich erneut mit ganz besonderen Menschen zusammenbringt. Und dann gibt es da noch ein Skilanglauf-Projekt, auf das es hinzuarbeiten gilt ...

Träume halten jung.

19. Dezember 2021

Wie weit noch?

Erwartungsgemäß hat der Schnee selbst im Osterzgebirge nicht lange durchgehalten. Bereits am vergangenen Montag endete das Wintersport-Intermezzo. Allerdings kam mir das nicht ungelegen, denn für mein angepeiltes Jahresziel brauchte ich noch ein paar Kilometer auf der Straße.

Ein witterungsmäßig durchwachsenes Wochenende war angekündigt, also absolvierte ich gleich am Freitag meine erste Runde. Weil ich nach dem Arbeitsende nicht zu lange im Dunkeln fahren wollte, wurde es nur eine kürzere Tour. Außerdem begann es schon unmittelbar nach meinem Start ausdauernd zu nieseln, sodaß diesmal ein gewisses Durchhaltevermögen gefragt war.

Erfreulicherweise konnte ich dafür die eigentlich abgesperrte Baustelle im Krippengrund (s. Track vom 17.12., km 28,8 - 29,5) nahezu ohne Einschränkungen passieren, denn der Baggerfahrer hatte viel Verständnis für mich. Die einzige Alternative wäre sonst der bereits geplante Umweg über Kleingießhübel und die Zschirnsteine gewesen - unter diesen Bedingungen eine Schlammschlacht, die viel Zeit gekostet hätte.

Eine angenehme Überraschung gab's auch noch im Cunnersdorfer Forst. Der Matheusweg (s. Track vom 17.12., km 37,4 - 38,9) wurde nämlich komplett neu asphaltiert, es ist nun eine wahre Freude, sich dort auf erstklassigem Belag hochzukurbeln. Danach hatte ich gleich noch Ambitionen für den Umweg über die Ottomühle und den Glasergrund, zumal der Nieselregen endlich aufhörte. Als ich 17.20 Uhr mein Zuhause erreichte, waren die 13.000 km Jahressoll geschafft.

Gestern kam mein Kamerad Lád'a für eine letzte gemeinsame Radtour im Jahr 2021 zu mir nach Pirna. Ich hatte ihn bei der Beschaffung eines Weihnachtsgeschenks geholfen, und nun spielte er für mich den Weihnachtsmann. Von all den Weihnachtsüberraschungen vieler Menschen, die mir nahestehen, biegt sich inzwischen fast mein Küchentisch, und ich freue mich bei dessen Anblick jedesmal auf's neue darüber. So viele Freunde haben an mich gedacht - ich bin wirklich (im positiven Sinne) beneidenswert!

Weihnachten in Bärnsdorf (Aufnahmeort)
Später fuhren wir nach Norden bis kurz hinter Radeburg, wobei es sicher schönere Strecken und auch viel besseres Wetter gibt. Aber dafür hielten sich die Anstiege in Grenzen. Das paßte nicht nur mir ganz gut in den Kram, denn Lád'a mußte bisher wegen einer OP vier Wochen bei jeglichen sportlichen Aktivitäten pausieren. So etwas steckt er zwar normalerweise locker weg, aber Heldenwetter zum Radfahren herrscht ja nun auch nicht mehr.

In Bärnsdorf entdeckten wir bei der Vorbeifahrt den originellen dreidimensionalen Schwibbogen im Dorfteich. Das war die Sehenswürdigkeit des Tages. Noch bevor es richtig dunkel wurde, waren wir endlich wieder zurück.

Für diesen Tag reichte es mir.

13. Dezember 2021

Kulissenwechsel

Dann ging es doch ziemlich schnell. Zum ersten Mal, seit ich im Winter auch mit dem Langlaufschlitten unterwegs bin, lag bereits vor den Weihnachtsfeiertagen so viel Schnee im Osterzgebirge, um die Wintersportsaison zu eröffnen. Am zweiten Schneewochenende kam ich nun auch zum Zug.

Meine erste Tour am Sonnabend mit Kerstin, Kirstin und Claudia war für mich ideal zum Einfahren im Skitandem: nicht zu viele Anstiege bzw. Abfahrten, perfekt präparierte Loipen und eine überschaubare Streckenlänge. Nachdem mir noch in der Woche mein Skispezialist Sport-Schulz in Pirna-Copitz meine lädierten Ski notdürftig instandgesetzt und ich von Christiane auch die reparierte Deichselhalterung zurückbekommen hatte, diente diese Tour auch gleich dem ersten Praxistest meiner Ausrüstung.

Denn leider ist es mit neuer Ausrüstung gar nicht so einfach. Aufgrund der Befestigung ("Bindung") der Ski am Schlittengestell kommen bei meinem Gerät nämlich nur Bretter mit Holzkern infrage. Und die werden eigentlich nicht mehr hergestellt. Auch meine Stöcke müssen dringend ersetzt werden, weil sie nach mehreren heftigen Schlägen mittlerweile arg verbogen sind. Jedes Richten kann nun trotz aller Vorsicht zum Brechen der Aluröhre führen.

Pia und Christiane strahlen mit der Sonne
um die Wette (Aufnahmeort)
Am Sonntag hatte ich mich mit Christiane und Pia zum Skilanglauf verabredet. Bei unserem Start vom Parkplatz an der alten Grenzzollanlage in Zinnwald strahlte die Sonne von einem makellos blauen Himmel. Dazu eine weiße Märchenwunderwinterwelt, einfach traumhaft schön!

An diesem Tag wollten wir zum Mückentürmchen bzw. dem unmittelbar darunter befindlichen Parkplatz am Graupener Paß, und erneut waren die Pisten beiderseits der Grenze perfekt und ganz frisch präpariert. Sogar auf der Nebenstrecke, welche wir für den Hinweg nutzten (s. Track vom 12.12., km 5,4 - 11,1) gab es von einem Schneemobil gezogene und verdichtete Skispuren. 

Hier begegneten bzw. überholten uns aber auch nicht ganz so viele Skifahrer. Auf der Erzgebirgsmagistrale (KLM -  Krušnohorská lyžařská magistrála) von Zinnwald zur Wittichbaude (Horská chata Vitiška) fand nämlich auch schon am Vortag eine wahre Völkerwanderung der Skibegeisterten statt. Unterwegs trafen wir daher natürlich etliche Freunde und Bekannte. Es ist ja auch logisch, daß sich alle diejenigen, die genauso verrückt wie wir nach Wintersport sind, auf dem schneesicheren Erzgebirgskamm sammeln.

Gemeinsam auf dem Pramenáč (Aufnahmeort)
Als letzten und sprichwörtlichen Höhepunkt des Tages taten wir uns schließlich noch den Anstieg auf den Bornhauberg (Pramenáč) an, eine noch einmal teilweise recht steile und kräftezehrende Angelegenheit. Ganz frisch waren wir nach 26 km und vielem Auf und Ab ja auch nicht mehr. Diesen Berg mit 911 m NHN hatte ich bisher noch nie in meinem Leben erklommen. Gestern war er jedoch ein ideales Ziel, weil auch hier die Forstwege mit einem Schneemobil langlauffreundlich aufgearbeitet wurden. Der Rastplatz auf dem Gipfel verfügte über alles, was zu richtiger Winterromantik gehört.

Die anschließende Abfahrt zurück zur KLM ließ sich gut fahren, hier käme man als durchtrainierter Rollifahrer in Gegenrichtung  wahrscheinlich auch ganz allein im Langlaufschlitten gut hoch. In unserem Tandem konnten wir jedoch eine Runde absolvieren, denn die Rampe von der Wittichbaude aus hätte ich mir allein nicht zugetraut.

Kurz vor dem Sonnenuntergang erreichten wir endlich wieder das Auto. Diesen herrlichen Winter(sport)tag haben wir bis zur Neige ausgekostet!

5. Dezember 2021

Sonniges Finale

Mein Plan ging auf! Nachdem ich meine Sonnabendrunde mehr schlecht als recht über die Bühne gebracht hatte, brauchte ich unbedingt eine Pause. Andererseits war es die beste Entscheidung, jenen Tag für die dritte Radtour in Folge zu nutzen, denn noch in der Nacht kam erst der Regen und dann der Schnee.

So mußte ich am Sonnabend überhaupt kein schlechtes Gewissen haben, als ich mich gegen jedwede sportliche Aktivität entschied. Meinen Ruhetag nutzte ich daher für ein Kulturprogramm. Diesmal besuchte ich das Landesmuseum für Vorgeschichte Halle. Und das erwies sich als Volltreffer! Nicht nur die sehenswerte Dauerausstellung begeisterte mich, noch viel mehr jedoch die aktuelle Sonderausstellung "Die Welt der Himmelsscheibe von Nebra - Neue Horizonte". Sechs Stunden reichten bei weitem nicht aus, sich alles ganz genau anzusehen. Irgendwann war ich aber so platt, daß ich mir bei einigen Räumen nur einen Überblick verschaffte. Fazit: Großartig! Die acht Euro (ermäßigter) Eintritt waren jedenfalls optimal investiert ... 

Auf dem Rückweg besichtigte ich dann den Dom von Halle, nachdem ich mich dorthin über viele hundert Meter holperige Pflasterwege und -straßen durchgekämpft hatte. Bei meinem Vergleich mit unserer Pirnaer Stadtkirche St. Marien kam er aber nicht gar nicht gut weg. Dafür beeindruckte mich die benachbarte Weihnachtsausstellung in der Neuen Residenz. Beim Beruflichen Bildungswerk beschäftigte Arbeitslose hatten im Rahmen von Vorbereitungsmaßnahmen zur Rückkehr auf dem 1. Arbeitsmarkt  begehbare Rundhütten innen und außen weihnachtlich gestaltet, wobei keine Einrichtung der anderen glich. Eine originelle Idee, die gut ankam, wie die vielen Besucher bewiesen.

Der Naumburger Dom (Aufnahmeort)
Heute machte der Sonntag seinem Namen alle Ehre. Ich hätte mich sicherlich schwarz geärgert, wenn ich - ohne noch einmal auf Tour zu gehen - planmäßig nachhause gefahren wäre. Alternativ stand nun die vierte Himmelsrichtung an, von Halle aus fuhr ich also nach Süden. Endlich hielt sich auch der Wind zurück, und obschon die Strecke nicht sonderlich abwechslungsreich war, gab es doch vor allem nach der Hälfte der Strecke einiges Sehenswertes. Die Talhänge rund um Freyburg an der Unstrut mit ihren Weingütern und kleinen Schlößchen zum Beispiel, oder auch den Naumburger Dom.

Kurz nach Naumburg lagen schließlich die letzten einigermaßen wahrnehmbaren Anstiege hinter mir, sodaß ich nun meinen Handbike-Urlaub entspannt ausklingen lassen konnte.

Alle Ziele erreicht!

3. Dezember 2021

Windrose

Nach meiner ersten Urlaubsausfahrt in Richtung Nordost, habe ich in den vergangenen beiden Tagen nun mir auch den Osten und den Westen vorgenommen.

Weil ich mich am Donnerstag abends mit Freunden treffen wollte, ging es an diesem Tag nur auf eine verhältnismäßig kurze Runde ohne viel Höhenmeter. In dieser flachen Gegend ist es sowieso unmöglich, viele und längere Anstiege so aneinanderzureihen, daß an Ende der Tour die 1%-Regel (1000 hm auf 100 km) erfüllt wird.

Besondere landschaftliche Höhepunkte sucht man in dieser Region vergebens, aber das wußte ich ja auch schon vorher. Dafür las ich, bereits auf dem Rückweg, den Ortsnamen Lützen auf einem Wegweiser. Natürlich klingelte es da bei mir sofort. Denn in der Nähe dieses Ortes tobte eine der bedeutendsten Schlachten im Dreißigjährigen Krieg, in dessem Verlauf der damalige schwedische König Gustav Adolf sein Leben verlor. An dem Ort, wo sein Leichnam gefunden wurde, befindet sich heute die Gustav-Adolf-Gedenkstätte, welcher ich nun einen kurzen Besuch abstattete.

Den Tag beschloß mein Besuch beim ehemaligen Arbeitskollegen und seiner Familie, die mich 2018 auf meiner Mont-Blanc-Umrundung in vier Etappen mit ihrem Wohnmobil begleiteten. Wir hatten uns schon viel zu lange nicht mehr gesehen, was nicht nur an den verordneten Kontaktbeschränkungen aufgrund der "Pandemie", sondern auch an der räumlichen Entfernung lag. Mein jetziger Kurzurlaub in Halle lieferte den willkommenen Anlaß für ein Wiedersehen. Es wurde ein sehr langer Abend in entspannter Runde. Gefreut hat mich dabei vor allem, daß die Zwillinge von Berit und Sven nach diesen mehr als drei Jahren - die Jungs sind jetzt gerade sechs geworden - sich noch gut an mich erinnerten und mich sofort in ihre Aktivitäten einbezogen. Ich denke, wir sollten im nächsten Jahr wieder mal etwas gemeinsam veranstalten ...

Erstaunlicherweise fiel mir heute morgen das Aufstehen nicht sonderlich schwer, obwohl fünf Stunden Schlaf ausreichen mußten. Vor dem erwarteten Regen am Sonnabend wollte ich wenigstens noch in die Lutherstadt Eisleben sowie bis zu den Pyramiden des Mansfelder Lands fahren.

Der Gegenwind blies diesmal ziemlich heftig. Ohne Deckung durch das Gelände brach ich beim Tempo mächtig ein, und die kilometerlang schnurgeraden Straßen taten das ihre, um mich nachhaltig zu demoralisieren. Außerdem mußte ich erneut feststellen, daß die kürzeste Verbindung eben nicht unbedingt der beste bzw. schnellste Weg zum Ziel ist. Das alte, aufgeworfene Straßenpflaster kurz nach Gatterstadt (s. Track vom 03.12., km 40,9 - 43,7) war einfach nur zum Erbarmen. Hätte ich doch bloß den Routenvorschlag meines Fahrradnavis befolgt! Das klammerte nämlich diese Strecke komplett aus.

Blick über Winkel zu den Abraumhalden Niederröblingen
(links) und Nienstedt (rechts, Aufnahmeort)
Auf der Abfahrt nach Winkel, einmal mehr auf einer heute öfters angetroffenen zerfahrenen Piste aus Schlackensteinpflaster, eröffnete sich dann aber ein schönes Panorama mit zwei weiteren kleinen Bergbau-Abraumhalden. Das Licht zauberte dabei eine ganz besondere Stimmung und versöhnte mich ein wenig für das Geholper auf den vorherigen drei Kilometern.

Für eine Besichtigung von Eisleben nahm ich mir diesmal keine Zeit, wie auch schon nicht in Querfurt. Beide Städte bieten ja bekanntlich einiges für's Auge und den Geschichtsinteressierten. Ich wollte jedoch nur noch zurück ins Quartier und nahm daher sogar auf den letzten Kilometern im Dunkeln die wirklich nervtötende Fahrt auf der stark befahrenen L60 zurück nach Halle inkl. einiger Abschnitte ohne begleitenden Radweg in Kauf.

Einen Preis für die schönste Urlaubsunternehmung im Handbike kann diese Tour jedenfalls nicht für sich reklamieren. 

1. Dezember 2021

Exil auf Zeit

Ganz kurzfristig habe ich mich entschlossen, meinen jährlichen Saure-Gurken-Zeit-Kurzurlaub in Halle (Saale) zu verbringen. In Sachsen gilt nämlich derzeit erneut ein Beherbergungsverbot. Aus diesem Grund klappte es auch in diesem Jahr nicht mit Görlitz.

Die Leute in Sachsen-Anhalt sind wesentlich realistischer und auch kreativer. Hier fand ich nicht nur in der Jugendherberge die für mich perfekte barrierefreie Unterkunft, sondern besuchte auch gleich gestern am Tag der Anreise den - nun ja - Wintermarkt im Zentrum der schönen Altstadt. Denn der Weihnachtsmarkt wurde abgesagt. Mal ehrlich: der Wintermarkt sieht genauso aus wie ein Weihnachtsmarkt, er ist eingezäunt, und an den Eingängen kontrolliert ein Sicherheitsdienst, ob man auch zum Besuch berechtigt ist. Denn leider werden auch hier Ungeimpfte ausgeschlossen. Trotzdem liebe ich die Hallenser für ihren Einfallsreichtum! Solche Schlitzohrigkeit verdient in diesen Zeiten Anerkennung! 

Heute nun habe ich meine erste Runde mit dem Handbike gedreht. Ich paßte meine Planung an den teils stürmischen Südwestwind an, indem ich die noch zuhause zusammengestellte Tour einfach in Gegenrichtung fuhr. So konnte ich wenigstens auf dem ersten Teil der Strecke vom Rückenwind profitieren. Außerdem verliefen die ersten Kilometer des Rückwegs geschützt im Wald, sodaß mir das Gebläse nur rund um Delitzsch arg zusetzte.  

Ursprünglich wollte ich eine wesentlich kleinere Runde fahren. Doch es rollte - auch wegen des Windes - besser als erwartet, und so hängte ich noch den Abstecher nach Dessau-Roßlau dran. Die Stadt ist bekannt als Gründungsort des Bauhaus-Stils.

Dann das Ereignis, welches mich für den Rest des Tages beschäftigte. Kurz vor Dessau fuhr ich auf dem die Bundesstraße B184 begleitenden Radweg. Vielleicht durch mich gestört, flog ein Greifvogel auf und in Richtung der stark befahrenen Straße. Ich sah, wie er ca. 100 m vor mir in den Windwirbel eines Kleintransporters geriet und daran abprallte. Einen direkten Aufschlag hatte es wohl nicht gegeben. Der stolze Vogel taumelte und ging zu Boden. Unmittelbar darauf war ich bei ihm, konnte ihn jedoch nicht erreichen, weil er ziemlich weit oben auf  der steilen grasbewachsenen Böschung lag. Immerhin bewegte er sich noch, sein Kopf war allerdings im Gras verborgen (siehe Bild). Ich vermutete bzw. hoffte, daß er nur betäubt war.

Das letzte Foto eines Herrschers der Lüfte (Aufnahmeort)
Wieder ein paar Meter weiter gab es eine asphaltierte Auffahrt zur Straße. Dort versuchte ich zunächst vergeblich, Autos per Handzeichen anzuhalten. Dann zwang ich sie zu bremsen, indem ich mit dem Vorderrad meines Handbikes die Straße blockierte. Wenn die Autos dann langsamer wurden, versuchte ich, zu den Insassen Kontakt aufzunehmen, um Hilfe für den Vogel anzufordern. Es wurde ein Offenbarungseid. Kein Autofahrer half. Sobald ich die Straße freimachte, fuhren sie weiter, und selbst die zwei Leute, bei denen es mir gelang, sie anzusprechen, hatten kein Interesse, mich bei der Rettungsaktion zu unterstützen. Ein Idiot in der Reihe der wartenden Autos hupte sogar.

Schwer enttäuscht, gab ich nach ca. 20 Minuten auf und fuhr noch einmal zurück zu dem verunglückten Federtier. Es bewegte sich nicht mehr - selbst als ich nach einen heiklen Manöver die äußersten Federn seiner linken Schwinge zupfte. Ein weiteres Opfer in einer schier endlosen Reihe von Tieren, denen ich auf meinen Touren schon begegnen mußte.

Was mich so ärgert, ist die Gleichgültigkeit der Menschen gegenüber anderen. ICH, ICH, ICH ... sonst nichts. Aber dann einen auf Öko, Bio und wie dieser Scheiß sich sonst noch nennt (ja, auch Elektro-Autos gehören dazu!), machen. Es wird Zeit, daß sich der Makroorganismus "Planet Erde" des Menschen entledigt oder diesen Störfaktor zumindest soweit dezimiert, daß er nicht mehr ins Gewicht fällt! Ich hoffe, daß ich bis dahin nicht mehr lebe, oder mein Ableben wenigstens schnell und schmerzlos vonstatten geht. - Diese Spezies, die sich so gern als vernunftbegabt bezeichnet, ist die größte Katastrophe für die Biosphäre!

Innerlich aufgewühlt, dauerte es lange, bis ich wieder einigermaßen meinen Rhythmus fand. Der Tag war für mich gelaufen. Die Landschaft konnte mich jedenfalls nicht aufmuntern, denn die kilometerweit schnurgeraden und damit langweiligen Straßen durch die meist eintönige Gegend eigneten sich wirklich nur zum Metermachen. Lediglich der gut ausgebaute Radweg durch die Seenlandschaft der ehemaligen Braunkohletagebaue zwischen Mühlbeck und Laue (s. Track vom 01.12., km 80,9 - 92,4) bleibt mir als nettes Intermezzo in positiver Erinnerung.

Ob's auf der nächsten Tour besser wird?