Ein letztes Mal habe ich mein Basislager gewechselt, der Campingplatz im Valle Maira unweit von Ponte Marmora ist nun der Ausgangspunkt für meine Touren. Von barrierefreier Ausstattung kann hier zwar nicht die Rede sein, doch die angeblich behindertengerechte sanitäre Einrichtung des ursprünglich vorgesehenen Standorts Lou Dahu in Marmora war auch nicht viel besser. Überdies habe ich mich dort beim deutschen Betreiber so unwillkommen gefühlt, wie noch nie während der vielen Jahre meiner Pässejagd.
Bald nur noch eine Erinnerung: die Fahrt durch die wildromanische Elvaschlucht (Aufnahmeort) |
Nach dem ca. 6 km langen gesperrten Abschnitt waren immer noch sehr viele Höhenmeter und etliche Kilometer zu bewältigen, doch zehrte ich dabei bereits von diesem unvergeßlichen Erlebnis. Zum Paß hin wurde es allmählich flacher, dennoch war ich froh, als ich ihn endlich erreichte.
Nette Begegnung am Colle di Sampeyre (Aufnahmeort) |
Die Abfahrt auf der schadhaften Straße wurde erneut zur Materialprobe und bereitete mir - abgesehen von den großartigen Ausblicken in die Umgebung und ins Tal - wenig Freude. In diesem vergessenen (und daher infrastrukturell vielleicht vernachlässigten) Winkel von Italien geht es eben in allen Belangen wesentlich rustikaler zu.
Ein Tag später, also am Sonntag, wollte ich den Colle del Preit (2083 m) erklimmen. Der Anstieg aus dem Mairatal über Marmora ist zwar nur 15 km lang, dafür sind auf dieser Strecke fast 1200 Hm zu überwinden. Am Schluß der Auffahrt lauerte gemäß der Infos von Quaeldich.de außerdem eine 15%-Rampe.
Aber auch davor gab es wenig Gelegenheit zur Entspannung. Bereits kurz nach Canosio zwangen mich einige Steilstücke zum Stop & Go. Als ich endlich Preit, das letzte Dorf im Tal erreichte, fand dort gerade eine kleine Prozession - wahrscheinlich zu Ehren des Ortspatrons - statt. Dieses archaische Ritual und die Teilnehmer in ihrer altertümlicher Kleidung berührten mich tief.
Der Kampf um den den Berg holte mich jedoch bald in die Gegenwart zurück. Es wurde noch eine ordentliche Schinderei, aber ohne Mühe wäre es sonst kein echter Sieg gewesen! Leider war ich am Ende der Asphaltstraße zwar auf dem ausgewiesenen Colle del Preit, doch führten von dort fast überall Schotterwege noch weiter hinauf. Insofern hatte ich eher einen ähnlichen Eindruck wie beim Col du Petit Mont Cenis - nämlich, daß dieser Scheitelpunkt gar kein "richtiger" Paß ist. Wahrscheinlich deswegen begegneten mir auch keine Rennradler, sondern nur Mountainbiker sowie die sich seuchenhaft ausbreitenden Mofafahrer. (Noch vor wenigen Jahren, als es "E-Bikes" noch nicht gab, wäre ich hier nahezu allein unterwegs gewesen.)
Der Rückweg zum Campingplatz dauerte dann nur einen Bruchteil der Zeit für die Anfahrt. Mein Nachmittag war trotzdem verplant, für die Körperhygiene.
Lästig, doch unumgänglich.
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