31. Dezember 2018

Je oller, desto doller

2018 bin ich 50 Jahre alt geworden und trotzdem immer noch kein bißchen zahmer. Im Gegenteil: die Saison geht als eine der erlebnisreichsten meiner gewiß nicht ereignislosen Handbikerlaufbahn in die Annalen ein. So viel herumgereist, wie in den vergangenen zwölf Monaten bin ich über's Jahr wahrscheinlich noch nie. Nach Italien und Südtirol, zu meinen bayerischen Freunden bei Augsburg, in das Dreiländereck von Schweiz, Frankreich und Italien, natürlich zu unseren polnischen und tschechischen Nachbarn und ganz zum Schluß noch einmal in nördliche Richtung an die deutsche Ostseeküste.

Leider wurde es diesmal zum ersten Mal seit langem nichts mit Skifahren zur Winterszeit, denn im heimatlichen Osterzgebirge gab es aufgrund der milden Witterung bis auf wenige Tage nie genug Schnee. Dafür startete das Tourenjahr gleich mit einer richtig verrückten Aktion. Als Test für die "Besteigung" der Schneekoppe im Riesengebirge waren mein Kamerad Lád'a und ich zunächst gemeinsam im Böhmischen Mittelgebirge mit meinem Geländerolli unterwegs. Nachdem sich der Gipfelsturm auf den Lobosch (Lovoš) beinahe als Kinderspiel erwies, versuchten wir uns an sprichwörtlich Größerem, nämlich dem Milleschauer (Milešovka). Er ist mit 836 m der höchste Berg des Mittelgebirges und eigentlich nicht mit dem Rollstuhl zugänglich. Wir haben es trotzdem geschafft!

Erstmals wieder nach vielen Jahren absolvierte ich in den Wintermonaten außerdem fast täglich ein ca. 30-minütiges Belastungstraining auf der Rolle zur Verbesserung der Kraftausdauer für meine geplante Unternehmung im Sommer. So zielstrebig war ich zuletzt bei meiner erfolgreichen Teilnahme am Styrkeprøven 2012.

Im Frühjahr ging es mit dem Handbike zweimal in den Süden. Zunächst fuhr ich mit meinen tschechischen Sportfreunden in die Toskana. Zur nunmehr schon traditionellen Saisoneröffnung war diesmal auch Lád'as Ehefrau Šárka mit von der Partie, die uns auf den gemeinsamen Touren um ganz neue Einblicke bereicherte. Visueller Höhepunkt und konditionell anspruchvollste Strecke war für mich in diesem Jahr meine Handbiketour nach San Gimignano. Vier Wochen später startete ich erneut in Richtung Süden. Mit meinen bayerischen Freunden Gitti und Toni sowie Ingrid und Albert hatte ich mich in Bozen zu einer Handbiketourenwoche verabredet. Für mich sollte dieser Urlaub auch die Nagelprobe in Hinblick auf mein Sommer-Großprojekt in den Alpen werden. Doch nicht nur ich war mit der Ausbeute dieser 8 Tage hochzufrieden, denn Toni durchbrach auf unserer Tour über Mendel- und Gampenpaß ebenfalls die magische Grenze von 100.000 km im Handbike.

Anfang Juni stand endlich die Schneekoppe (Sněžka / Śnieżka) auf dem Programm. Der einzige Weg, um mit dem Rollstuhl auf den mit 1603 m höchsten Berg des Riesengebirges zu gelangen, beginnt im polnischen Krummhübel (Karpacz). Auch wenn diese Wanderung bei weitem nicht so technisch anspruchsvoll wie unsere Tour im Böhmischen Mittelgebirge war, so erforderte sie vor allem von meinem Sportfreund Lád'a vollen Einsatz. Für die knapp 900 Hm auf 10 km Wegstrecke mußten wir sowohl bergauf, als auch abwärts unsere ganzen Kraftreserven mobilisieren.

Vor dem großen Saisonhöhepunkt stand noch eine Stipvisite nach Bayern an. Tonis Frau hatte mich als Überraschungsgast zum runden Geburtstag meines Sportfreundes eingeladen, und ich wollte die Gelegenheit gleich für ein, zwei gemeinsame Handbiketouren in ihrer Region nutzen. Besonders hat mir dabei unsere Tour ins Altmühltal gefallen, die für Gitti zugleich einen neuen Streckenrekord bedeutete.

Dann war es soweit. Ein Ziel, auf das ich jahrelang hingearbeitet hatte, sollte im Juli Wirklichkeit werden. Die 4-Etappen-Fahrt im Handbike rund um den Mont Blanc stellte als Ganzes alles in den Schatten, was ich bisher in den Alpen erleben konnte. Die konditionelle Herausforderung stundenlanger Paßfahrten, die Logistik, welche nur mit der Unterstützung durch Freunde zu bewältigen war, sowie die Erlebnisse entlang der Strecke und abends auf den Campingplätzen machten dieses Unternehmen zu etwas Einzigartigem. Und so liest sich das auch in meinem als Tourentagebuch gestalteten Reisebericht.

Gegen Ende des Jahres verbrachte ich noch eine Woche in Stralsund. Ursprünglich als Ruhetage ohne jede sportliche Betätigung gedacht, packte mich doch wieder der Ehrgeiz. Obwohl zwischen Sonnenauf- und -untergang weniger als 8 Stunden blieben, führte mich dabei meine längste Handbiketour auf die Insel Rügen bis zum Kap Arkona.

Neben den geschilderten Urlaubsaktivitäten habe ich als Tourenfahrer auch wieder einige lange Kanten - also Strecken über 200 km - in dieser Saison bewältigt. Zwar kann sich keine davon mit meiner Handbiketour nach Prag aus dem vorangegangenen Jahr vergleichen, doch die immerhin vier Ausfahrten ins Lausitzer Seenland, bis kurz vor Marienberg im Erzgebirge, nach Theresienstadt (Terezín) sowie zum Kahlstein (Lysá skála) erschlossen mir wieder einige neue Gebiete.

Leider gab es im Jahr 2018 auch ein unschönes Erlebnis, welches einige Wellen schlug. Ein selbsternannter "Extremsportler" kündigte vollmundig an, 1000 km nonstop mit dem Handbike in neuer Rekordzeit zu fahren, obwohl er in der Szene bisher noch nie mit Langstreckenfahrten von sich reden gemacht hatte. Das löste nicht nur bei mir eine ziemlich eindeutige Reaktion aus, zumal er im ersten Versuch des Vorjahres bereits nach 113 km krachend gescheitert war. Dieser Mensch verwickelte mich infolgedessen in eine juristische Auseinandersetzung, die schließlich mit einem Vergleich endete. Ich hatte nämlich weder Zeit, noch Nerven, noch den entsprechenden themenspezifischen anwaltlichen Fachverstand zur Verfügung, um den Kläger in die Schranken zu weisen. Nicht zuletzt spielte dabei ein weiteres Mal (nach dem Unfalltod meiner Mutti) der "deutsche Rechtsstaat" eine unrühmliche Rolle. Dem juristischen Rundumschlag dieses gescheiterten Rekordfahrers fiel leider auch das beliebte Internetportal Handbike.de zum Opfer, in dessem Forum die ursächliche Diskussion stattgefunden hatte. Verständlicherweise entschieden die ehrenamtlich tätigen Macher, die Seiten stillzulegen, nachdem sie für etwas belangt wurden, wofür sie gar nicht verantwortlich waren. Letzten Endes hat dieser Behinderte damit nicht nur sich selbst geschadet, sondern auch den vielen HandbikerInnen, für die Handbike.de eine Quelle des gegenseitigen Austauschs und der Inspiration war.

Aus heutiger Sicht kann ich jedenfalls Herrn G. nur bedauern. Wahrscheinlich ist das tatsächlich irgendein einsamer Rollstuhlfahrer, der sich auf diese Art und Weise etwas Beachtung erhofft. Ohne Freunde, ohne Spaß am Dasein und ohne solche motivierenden Begegnungen, wie ich sie beinahe tagtäglich erlebe. - Mit diesem Menschen möchte ich nicht tauschen!

Wer bis hierher durchgehalten hat, muß nun auch noch die trockene Statistik der für mich herausragenden Handbikesaison über sich ergehen lassen. Auf 116 Touren habe ich fast 13.145 km zurückgelegt und dabei mehr als 141.000 Hm überwunden. Heruntergerechnet auf einen einzigen Kalendertag des Jahres 2018 sind das durchschnittlich 36 km und 386 Hm. Oder aber 252 km und 2700 Hm pro Woche ....  Seit Ende 2006 kamen damit bereits über 131.000 km in meinem Schmicking-Handbike zusammen. Ich fahre übrigens immer noch mit der ersten Rohloff-Getriebenabe.


Vielleicht hätte ich in der Gesamtbilanz sogar am nächsten Tausender kratzen können, wenn ich nicht im August so drastisch ausgebremst worden wäre. Da verdammten mich zwei kleinere offene Hautwunden im Sitzbereich zu 2½-wöchiger Untätigkeit in der Horizontalen. Glücklicherweise ist mein Körper so robust, daß solche Verletzungen bei konsequenter Behandlung durch meine fachkundige (Kranken-)Schwester relativ schnell und gut verheilen. Aber eben auch das gehört zu meinem Tourenjahr.

Mein allerbester Freund Lád'a sagte mir vor wenigen Tagen, als wir uns über Weihnachten trafen, daß all das, was ich im Jahr 2018 erleben durfte, bei manchen Leuten wohl für ein ganzes Leben reichen würde.

Ich glaube, er hat recht.

Strava-Video: Mein Sportjahr 2018

Zu guter Letzt

Da bin ich doch noch einmal hinaus ins Gebirge gekommen! Mit meiner Kumpline Susi sowie Thomas und Micha wanderte ich zunächst von Hohnstein aus auf der Brandstraße ganz gemächlich zur Brandaussicht. Der Ausblick ging so, er war jedenfalls ziemlich wolkenverhangen. Doch wenigstens blieb es trocken, Regen gab es in den vergangenen Tagen bereits mehr als genug.

Auf dem Halbenweg unterhalb des
Klettergipfels Großer Halben (Aufnahmeort)
Auf dem Rückweg bogen wir dann vom Hauptweg zu einer meiner berühmt-berüchtigten  Extratouren ab, die üblicherweise von meinen Begleitern alles abverlangen. Oben erst ein bißchen Matsch, dann eine ausgespülte Schotterpiste hinab zum Steinbruch und schließlich auf dem teils stark wurzeldurchsetzten Halbenweg zurück nach Hohnstein.

Bei der schwierigste Passage (s. Track vom 31.12., km 7,3) mußten mich die Freunde sogar steil bergab über ein paar große Steinblöcke hieven -  das ist also ohne ausgiebige Hilfe nicht machbar und deshalb ganz sicher nichts für schwergewichtige oder ängstliche Rollifahrer. Die spektakuläre Wegführung direkt unterhalb hoher Felsen inkl. einiger der bekanntesten Klettergipfel im Brandgebiet lohnt jedoch die ganze Schinderei.

Vielen Dank an meine Helfer!

Track der Rolliwanderung vom 31.12.2018 

28. Dezember 2018

Finito

Es ist absolut ungewöhnlich, daß ich nur knapp über 60 km in meiner Gegend fahre. Aber heute ging es wirklich nur noch um statistische Belange, denn das trübe und naßkalte Wetter lud nicht unbedingt zu langen Ausfahrten ein. Obwohl der Dezember diesbezüglich ja nun nichts mehr herausgerissen hat, sind erstaunlicherweise im Monat trotzdem 1168 km zusammengekommen. Ein weiterer Bestwert.

Bereits einige Male zum Jahresende habe ich die Runde durch das Schönfelder Hochland absolviert. Der perfekt asphaltierte alte Bahndamm der ehemaligen Schmalspurstrecke (s. Track vom 28.12., km 22,5 - 36,4) mit seinem welligen, doch angenehmen Profil ist zum Ausrollen nahezu perfekt geeignet. Auch die zwar stark befahrene Grundstraße von Bühlau (s. Track vom 28.12., km 41,2 - 44,0) hinunter an die Elbe macht Laune, weil man hier bei optimalem Gefälle (wegen der gültigen Geschwindigkeitsbegrenzung) manchmal sogar schneller als die Autos ist.

Vor dem Wasserpalais des Schlosses Pillnitz (Aufnahmeort)
Schon auf dem Heimweg, kam mir ziemlich unvermittelt der Gedanke, einen Zwischenstop am Pillnitzer Schloß einzulegen. Das im chinesischen Baustil zu Zeiten August des Starken direkt an der Elbe errichtete Wasserpalais sollte der perfekte Hintergrund für ein schönes Jahresabschlußbild sein. Natürlich hatte ich ein Fotostativ dabei, doch hoffte ich insgeheim auf Besucher. Mein Plan ging auf, und glücklich und zufrieden rollte ich danach die letzten Kilometer bis Pirna.

Es ist ein großartiges Gefühl, so unglaublich viel in diesem Jahr erreicht zu haben. Ganz ohne Übertreibung: 2018 war einfach nur phänomenal!

Track der Handbiketour vom 28.12.2018

27. Dezember 2018

Genug

Während sich Heiligabend üblicherweise die Menschen am Weihnachtsbaum zusammenrotten bzw. - oftmals in Ermangelung eigenen gelebten Glaubens - in den Kirchen durch ein "Schauspiel" bespaßen lassen, verbringe ich diese Zeit inzwischen wieder meist ohne weitere Gesellschaft. Das war zu Bergsteigerzeiten bereits so, und wird es wieder, je älter (und abgeklärter?) ich bin. Glücklicherweise habe ich keine familiären Verpflichtungen, die mich in ein Korsett pressen, welches mir nicht paßt.

Anstelle von Gefühlsduselei brach ich also am 24.12. nach dem Mittag zu einer weiteren kurzen Rundtour auf. Bemerkenswert war dabei für mich, daß es selbst an einem solchen Feiertag (einen) Idioten gibt, der mich anhupte, weil er bei Gegenverkehr nicht gleich überholen konnte. Was ist das bloß für ein Mensch?! Ein solch armes Würstchen kann man doch eigentlich nur bedauern ... Im Kirnitzschtal grüßte mich dagegen zum letzen Mal in diesem Jahr der Fahrer der Kirnitzschtalbahn mit Lichthupe und Klingeln. Schön, hier zuhause zu sein! Den ersten kräftigen Schneeschauer wartete ich dort in einem Haltestellenunterstand ab, die zweite Zwangspause - schon im Dunkeln bei Lohsdorf - nutzte ich im Trockenen zum Kalorientanken.

Je später es wurde, umso weniger Autos waren unterwegs. In Ehrenberg sah ich im Vorbeifahren einen Mann vor einem Haus, der sich vor dem offensichtlich dort wohnenden Kind als Weihnachtsmann präsentierte. Was diese Sitte mit dem christlichen Ursprung der Weihnacht zu tun hat, erschließt sich mir überhaupt nicht. Heutzutage sieht man dagegen immer öfter maßlos durch Lichterketten verunstaltete Häuser inkl. kitschiger Rentierschlitten-Konstruktionen und Weihnachtsmann-Puppen in den Vorgärten. Vor "tausend Jahren" wollte schon einmal ein Führer und sein Gefolge dieses Fest verweltlichen, sprich "germanisieren". Heutzutage scheinen die Macher damit wesentlich erfolgreicher zu sein ...

Als ich gegen sieben abends zuhause ankam, sang in Hörweite gerade noch die Kurrende der Kirchgemeinde St. Marien für heimgehende Gottesdienstbesucher. Es war das einzige Mal, daß bei mir so etwas wie Weihnachtsstimmung aufkam.

Nach dem erneut ziemlich verregneten 1. Weihnachtsfeiertag zog es mich gestern un noch einmal nach draußen. Ich brauche die Bewegung, das (beinahe) tägliche körperliche Ausarbeiten, um mich wohlzufühlen.

Diese Ausfahrt führte in eine meiner Lieblingsregionen im böhmischen Teil des Elbsandsteingebirges. Die dazugehörige, etwa 65 km lange Runde ab Bad Schandau (s. Track vom 26.12, km 24,1 - 87,0 / Krippen) kann ich nur weiterempfehlen. Sie hält zwar durch's böhmische Zappenland einige Anstiege bereit, darunter aber keine brutalen Rampen. Prinzipiell eignet sich auch Schmilka als Ausgangspunkt der Tour, wenn die Elbfähre dort aufgrund des Wasserstands barrierefrei zugänglich ist. Dann ist die Strecke nur 52 km lang.

Ein Haus mit Charakter! (Aufnahmeort)
Lohnenswert ist auf jeden Fall die Fahrt durch die Dörfer des Gebiets, denn die ursprüngliche Volksarchitektur wird von den heutigen Bewohnern inzwischen liebevoll gepflegt. Richtige Schmuckstücke sind dabei entstanden, ganz ohne Protz und Kitsch. Diesmal ist mir besonders das nebenstehend abgebildete Umgebindehaus in Windisch Kamnitz (Srbská Kamenice) aufgefallen, ist es doch nicht nur mit Holzschindeln gedeckt (sonst wird in der deutschen Oberlausitz auch gern Schiefer verwendet), sondern besitzt sogar einen "Balkon" im Obergeschoß.

Auf dem Rückweg bin ich in Krippen noch einmal vom Elberadweg abgebogen. Normalerweise fahre ich danach ab Cunnersdorf durch das Tal in Richtung Königstein, doch diese Straße ist - wie derzeit viele andere im Landkreis auch - für eine 200 m lange "ewige" Baustelle komplett gesperrt. So wurden es bei der Umleitungsstrecke über Pfaffendorf ein paar Höhenmeter mehr.

Pünktlich mit Ende der Hauptschwierigkeiten begann das Nieselwetter. Aber da war es nur noch eine reichliche Stunde im Handbike bis Pirna.

Morgen ist Saisonende.

Track der Handbiketour vom 24.12.2018
Track der Handbiketour vom 26.12.2018

24. Dezember 2018

Immer Ärger mit dem Wetter

Es bleiben nur noch wenige Kilometer, bis ich meine überaus ambitionierten Jahresziele erreicht habe. Doch die derzeitige Witterung stellt mich auf eine harte Probe. Ich kann mich nicht erinnern, daß die letzten Dezembertage in den vergangenen Jahren so naß gewesen sind.

Also zählt jeder Kilometer auf der Piste, auch kurze Halbtagestouren. An meinem ersten Urlaubstag am 21.12. bin ich deshalb trotzdem zu einer Runde aufgebrochen, obwohl ich nachmittags meine Kumpeline zum Essen eingeladen hatte und ein großflächiges Regengebiet im Anmarsch war. Überraschenderweise blieb es länger als erwartet trocken, so daß ich meine Tour wieder Stück für Stück ausdehnte.

Vorerst letzter Gruß des Winters: Blick auf der Abfahrt von
Börnchen ins Müglitztal zum Geising(berg) (Aufnahmeort)
Kurz nach Waltersdorf mußte ich allerdings umdrehen. Die Straße nach Liebenau wird nämlich im Winter nicht geräumt, und trotz des bereits eingesetzten Tauwetters überzog noch eine großflächige Eis- und Schneeschicht den Asphalt. Es wäre Russisch Roulette gewesen, hier weiterzufahren, zumal ich noch eine Abfahrt inkl. daran anschließender steiler Auffahrt aus dem auslaufenden Trebnitzgrund vor mir hatte. Ganz unten weder vor noch zurück zu können, wollte ich nicht riskieren, denn hier kommt derzeit auch kein Auto vorbei. Und im Funkloch befindet man sich ebenfalls ...

Sehr gefreut habe ich mich nach meinem letzten Anstieg. Nahe Hausdorf rief mir jemand von einem Wanderweg aus zu und grüßte mich. Es dauerte eine kleine Weile, bis ich realisierte, daß es meine Ärztin für Orthopädie auf einem Spaziergang mit ihrem Hund war. Natürlich drehte ich um und wünschte ihr ebenfalls schöne Feiertage. Ich habe wirklich ein sehr gutes Verhältnis zu meinen betreuenden Ärzten, egal ob Hausarzt, Orthopädin oder Urologe - natürlich auch zu meiner "Querschnitt"ärztin. Die kennen mich alle als Sportbegeisterten und respektieren mich dementsprechend. Es ist ja auch durchaus nicht alltäglich, was ich so veranstalte ...

Ab Kreischa kam endlich der Regen und bescherte mir noch ein paar unangenehme Minuten auf der Heimfahrt. Dafür hatte ich dann den folgenden (Regen-)Tag über Zeit, mich zu sortieren.

Gestern schien es dann tatsächlich möglich zu sein, ein paar trockene Stunden für eine weitere Tour zu nutzen. Wieder fuhr ich ohne festen Plan los und stellte mir meine Strecke spontan und abschnittsweise zusammen. Klar, daß auch Berge dazugehörten. Zwar war es relativ mild, doch richtig auf Betriebstemperatur komme ich zu dieser Zeit eben nur, wenn es aufwärts geht. Außerdem ist da noch die nächste magische (Höhenmeter-)Grenze ...

Nachdem ich meine Kette morgens mal wieder mit "Oil of Rohloff" gefügig gemacht hatte, lief es wie geschmiert. Wahrscheinlich war dieser Eindruck nicht nur subjektiv, denn ich kam unerwartet gut voran. Bei meiner Mittagsrast punkt 12.00 Uhr in Lohsdorf lagen bereits knapp 65 km und 900 Hm hinter und nur noch wenige Anstiege vor mir.

Auch das Wetter erwies sich als relativ stabil, so daß ich allmählich ein paar zusätzliche Kilometer einplanen konnte. Westwärts bis zum Blauen Wunder in Dresden führte mich schließlich meine Runde. Während der Heimfahrt auf dem Elberadweg mit leichtem Rückenwind fielen zwar schon die ersten Regentropfen, doch ich kam noch trocken nachhause.

Danach begann das Elend von neuem.

Track der Handbiketour vom 21.12.2018
Track der Handbiketour vom 23.12.2018

19. Dezember 2018

"Hier lebt die Zeit"

Mit diesem Slogan wirbt die Stadt Glashütte / Sachsen als Standort gleich mehrerer Manufakturen für Luxusuhren. Mit Natur hat das zwar nichts zu tun, trotzdem führte unsere alljährliche Ausfahrt der Ehrenamtler des NationalparkZentrums Bad Schandau heute ins Deutsche Uhrenmuseum in dieser Stadt im Müglitztal. Immerhin gibt es ja einen engen regionalen Bezug.

Am interaktiven Funktionsplan einer der filigranen
mechanischen Kunstwerke (Aufnahmeort)
Das Museum ist über einen Seiteneingang mit Rufanlage ohne Einschränkungen im Rollstuhl zu erreichen und verfügt auch innen über die entsprechende Infrastruktur (Aufzug, Rollitoilette). Wir bekamen eine sehr informative 90-minütige Führung durch die zwei Etagen der Ausstellung. Technikfans bzw. Liebhaber von mechanischen Uhren können hier aber auch locker vier Stunden verbringen, ohne daß ihnen langweilig wird. Ich selbst werde bestimmt noch mal wiederkommen.

Der Ausflug endete mit einem gemeinsamen Mittagessen, zu dem wir noch ein kleines Geschenk vom Dachverband der Nationalen Naturlandschaften EUROPARC als Dankeschön für unser ehrenamtliches Engagement überreicht bekamen.

Ja, ist denn schon Weihnachten?!

18. Dezember 2018

Im Schnee

Und doch gab es einen Schleicher im Vorderrad! Irgendwie habe ich dem Frieden nicht getraut und nach dem erneuten Aufpunpen immer wieder das Rad geprüft. Das Loch im Schlauch war ein besonders heimtückisches, denn erst gestern früh konnte ich mit Sicherheit sagen, daß Luft verloren geht.

Nach dem zeitigen Aufstehen und der Kontrolle hatte ich aber genügend Zeit, den Schaden zu beheben. Der Reifen sah ziemlich mitgenommen aus, deshalb mußte der ebenfalls gewechselt werden. Keine halben Sachen! Lt. meiner Wartungsliste ist das vorn nun schon der vierte in diesem Jahr, hinten links und rechts jeweils einmal ein neuer Reifen. Aber nicht nur die Reifenhersteller verdienen gut an mir...

Auf ca. 550 m Seehöhe kurz vor Tyssa (Aufnahmeort)
Die Straßen waren frei und es gab keinen kräftigen Wind, deshalb fuhr ich mit dem Handbike hinauf ins Erzgebirgsgrenzgebiet. Bevor ich auf der böhmischen Seite hinter Tyssa (Tísa) danach wieder abwärts in tiefere Regionen rollte, kam ich immerhin bis ca. 570 m NHN. Hier ist es inzwischen richtig winterlich - auch wenn derzeit schon wieder Tauwetter herrscht. Die aufsteigende Feuchtigkeit verdarb leider die Sicht. Zudem war die kalte Nässe ziemlich unangenehm. Weiter unten wurde es allerdings besser. Nach dem langen Anstieg zum Kamm war der Rest der Tour nur noch entspanntes Rollen.

In Bad Schandau bog ich noch einmal zu einem Extrazackel ins Kirnitzschtal ab - das Tal, welches ich so sehr liebe, weil es hier immer wieder neues zu entdecken gibt. Zum Jahresabschied grüßte sogar die Sonne. Diese kleine Runde mit Start-und Zielort Bad Schandau (s. Track vom 17.12., km 69,2 - 92,4) ist auch für Leute geeignet, die kleinere Brötchen backen wollen. Einzige Voraussetzung: eine gewisse eigene Verkehrsresistenz während der Haupturlaubszeit, vor allem an Wochenenden. Die Kirnitzschtalstraße und die Straße von Lichtenhain in Richtung Bad Schandau sind nämlich auch bei motorisierten Touristen sehr beliebt.

Fast schon zuhause, umkreiste ich erstmal die Altstadt. Durch das Gewühl auf dem Weihnachtsmarkt vor meiner Haustür mußte ich nicht durch. Es reicht schon, ein Zwölftel des Jahres das Gedudel und die Menschenmassen unter meinen Fenstern zu ertragen.

In einer Woche ist Heiligabend.

Track der Handbiketour vom 17.12.2018

16. Dezember 2018

Schneemann

Es gibt viele "Auszeichnungen" bei Garmin Connect. Darunter auch etliche, die völliger Blödsinn sind, weil damit keine eigene Leistung verbunden ist. Gestern habe ich nun eine neue erhalten: den "Schneemann". Im Gegensatz zu manch anderen fragwürdigen Sachen muß man hier immerhin ein bißchen Einsatz zeigen - bei Frost fährt nicht mehr jeder Radsportler.

"Auszeichnung" von Garmin
Um mein heimlich angepeiltes Ziel zu erreichen, kann ich mir jedenfalls keine Rücksicht auf Verluste leisten. Deshalb ging es bereits am Freitag zu Beginn der EDV-Wartung meiner Dienststelle kurz nach 12 auf die Piste. Klettern macht warm, und so durften es anfangs ein paar mehr Berge sein. Eigentlich ist es herrlich, beim Bergauffahren nicht mehr ins Schwitzen zu kommen. Die Handschuhe gehören inzwischen jedoch zur Standardausrüstung. Ich komme damit recht gut klar, aber natürlich ist es etwas anderes, als ohne diese. Denn durch das permanent notwendige feste Umfassen der Kurbelgriffe wird die Unterarmmuskulatur erheblich mehr gefordert. Das hinterläßt Spuren ... Schweren Herzens habe ich mich deshalb heute entschieden, einen Ruhetag einzulegen. Die Greifmuskeln brauchen unbedingt eine Pause.

Ab 400 m NHN lag am Freitag übrigens eine nahezu geschlossene Schneedecke über dem Land, doch die Straßen waren glücklicherweise frei und auch meist trocken. Die befreundete Ärztin aus Kreischa erzählte mir, daß sie am Sonnabend im Osterzgebirge bei perfekten Wintersportverhältnissen bereits die Wintersportsaison eröffnet hat. Zur Premiere 38 km von Zinnwald nach Langewiese (Dlouhá Louka) und zurück - Hut ab! Ich muß mir Kerstin unbedingt für's Tandemskilaufen warmhalten ... Mal sehen, wann es bei mir losgeht.

Die gestrige Tour war dann genau das richtige für die Jahreszeit. Nur mäßige Anstiege und lange Passagen, auf denen man bei leichtem Gefälle den Vorteil des geringen Windwiderstands richtig ausspielen und dabei trotzdem beim Kurbeln warmbleiben konnte. Nach meinem Abstecher zum Bike24-Laden in Dresden, wo ich etwas abholen mußte, fuhr ich über Freital und Possendorf noch eine meiner alternativen Standardstrecken zum Elberadweg. Kurz vor Kreischa stellte ich allerdings fest, daß plötzlich nur noch sehr wenig Luft auf dem Vorderrad war, so daß nun fast jede Bodenwelle bis zur Felge durchschlug. Bis nachhause wäre ich damit nie und nimmer gekommen. Gott sei Dank waren meine Freunde ganz in der Nähe und konnten mir "Luft pumpen".

Ich weiß nicht, ob wegen der Kälte über das Ventil bzw. dessen Dichtung Luft entwichen ist. Wie sich inzwischen herausgestellt hat, war aber der Schlauch offensichtlich nicht beschädigt, vermutlich auch nicht durch einen der gefürchteten "Schleicher" (winzige Löcher mit minimalem Luftverlust). Weil ich mir dessen gestern ohne genaue Diagnose jedoch nicht sicher sein konnte, bin ich die letzten Kilometer heimwärts wie die Feuerwehr gefahren.

Ich habe es ohne weiteren Zwangsstop geschafft.

Track der Handbiketour vom 14.12.2018
Track der Handbiketour vom 15.12.2018

8. Dezember 2018

Noch einmal abtauchen ...

Wenn schon nichts (mehr) mit dem Handbike zu machen war, so wollte ich doch wenigstens nicht tatenlos bleiben. Nachdem ich mir gestern bereits das Meeresmuseum angeschaut hatte, nahm ich mir für meinen letzten Tag in Stralsund nun das Ozeaneum vor.

Auch hier gibt es neben der umfangreichen Ausstellung noch einen großen "Unterwasser-Zoo". Während beim Meeresmuseum der Rolliparkplatz etwas versteckt liegt, sind auf der Hafeninsel gleich neben dem Gebäude vier Rolliparkplätze. Diesmal konnte ich sämtliche Ausstellungsräume besuchen, denn alle Ebenen sind per Lift zu erreichen. Nur die Pinguinanlage auf dem Dach eines der Gebäude muß man sich als Rollifahrer aus der Fischperspektive anschauen, aber das ist ein akzeptabler Kompromiß.

Überhaupt merkt man dem Museum deutlich an, daß es in diesem Jahr erst 10 Jahre alt geworden ist. Und zwar im positiven Sinne. Sowohl, was die Ausstellungsgestaltung betrifft, die Präsentation der Objekte oder auch nur die Aufbereitung und Vermittlung von Wissen. Da lassen sich selbst die Belehrungen und Werbeblöcke von Greenpeace einigermaßen verkraften, auch wenn ich von diesen Berufsrevoluzzern nichts halte. Immerhin haben sie ja nicht ganz unrecht.

Das Tunnelaquarium mit der Meeresflora und -fauna im Gebiet
der Insel Helgoland (Aufnahmeort)
Besonders begeisterten mich die teils riesigen Aquarien. Wenn man dazu die technischen Details liest (sehr interessant!), wird einem ganz schwindelig. Ich finde, die Unterwasserpräsentation des Lebensraumes Ostsee und Nordsee ist der optische Höhepunkt des Ozeaneums. Schon allein deswegen kann ich den Besuch nur empfehlen! Daß ich wieder den ganzen Tag im Museum verbracht habe, sei nur am Rande erwähnt.

Falls ich mal wieder in den Norden komme, wird es dann hoffentlich etwas mehr Gelegenheiten für Handbiketouren geben. Zwar habe ich die zwei wichtigsten Ziele (Kap Arkona, Darß / Zingst) "abhaken" können, doch gibt es hier bestimmt noch eine ganze Menge Me{e/h}r zu entdecken.

Stralsund (mit seiner barrierefreien Jugendherberge) ist dafür ein sehr guter Ausgangpunkt.

7. Dezember 2018

'Beschissen' ist geprahlt

Da hat es mich doch gestern flachgelegt! Keine Ahnung, wie ich dazu gekommen bin, aber wegen Übelkeit bis zum Erbrechen sowie Anzeichen von Durchfall mußte ich alle Aktivitäten streichen. Passend dazu das regnerische Wetter, welches nun das Land überzieht. Bis zu meiner Abreise am 2. Advent wird es wohl nichts mehr mit Radfahren. Aber eigentlich wollte ich ja sowieso einen auf Hängematte machen ...

Nach einer selbstverordneten Diät ging es mir heute jedenfalls schon wieder viel besser, so daß ich mir wenigstens das Meeresmuseum Stralsund anschauen konnte. Leider stellte sich dabei heraus, daß ein erheblicher Teil der Ausstellung (inkl. der Tiefseeabteilung, die mich wirklich interessiert hätte) nicht stufenlos erreichbar ist. Das fand ich sehr schade, zumal das Haus doch sicher schon mal in den letzten Jahren modernisiert wurde. Als begeisterter Museumsbesucher habe ich trotzdem den ganzen (Museums-)Tag hier verbracht, denn die Fülle der Exponate läßt auch so die Zeit nicht lang werden.

Das große Meeresschildkröten-Aquarium (Aufnahmeort)
Zum Schluß ging es in ein Nebengebäude zu den Aquarien. Ein echter Blickfang war dort auf jeden Fall das große Bassin mit drei Meeresschildkröten, einem Hai und weiteren Fischen. Daneben gab es noch eine ganze Menge weitere mit viel Liebe zum Detail eingerichtete Aquarien, auch wenn ich nicht immer die dabei beschriebenen Tiere im Wasser gefunden habe.

Ich denke, das Meeresmuseum war die beste Alternative für solch einen ausgemachten Schlechtwettertag. Morgen schaue ich mir dann das Ozeaneum an.

6. Dezember 2018

Meerblick

Für meinen zweiten Urlaubsausflug hatte ich mir den Darß mit seinem Ostseeheilbad Zingst ausgesucht. Die Seebrücke dort schien mir der richtige Ort zu sein, um endlich mal einen unverstellten Blick auf das offene Meer zu haben.

Natürlich bin ich dorthin nicht auf dem kürzesten Weg gefahren, sondern habe zunächst das Hinterland erkundet. Sicher werden die Einheimischen jetzt sagen, daß es bessere Strecken gibt, als beispielsweise die oft kilometerlang schnurgeraden und damit eintönigen Straßen. Vor allem der Abschnitt zwischen Richtenberg und Langenhanshagen (s. Track vom 05.12., km 23,8 - 36,5) war an Monotonie nicht mehr zu überbieten. Aber ich wollte Strecke machen, um mir dabei gleich einen großflächigen Eindruck von der Gegend zu verschaffen. Außerdem war ich mir nicht sicher, ob sich die bei OpenCykleMap.org eingezeichneten Radwege nicht schon wieder als irgendwelche Holperpisten erweisen würden. Danach wurde es aber wieder besser, und selbst die letzten Kilometer vor Stralsund entlang der Bundestraße B105 ließen sich aufgrund des separaten Radwegs wesentlich entspannter bewältigen.

So eine flache Strecke, wie gestern, habe ich lange nicht mehr unter die Rädergenommen. Wer nun aber denkt, daß man ohne Berge wesentlich besser vorankommt, irrt sich. Denn der Wind spielt hier eine erhebliche Rolle. Lediglich in den wenigen bewaldeten Passagen ist man etwas geschützt, ansonsten weht bei einer Rundtour meist der Wind von der Seite oder von vorn. Das kann über längere Zeit ganz schön demoralisierend sein! Flachland bedeutet also nicht zwangsläufig ein unbeschwerteres Rollen. Auch weil es nur selten Abfahrten gibt, auf denen man sich etwas erholen kann.

Auf der Seebrücke von Zingst (Aufnahmeort)
Zingst ist ein sehr schicker Urlaubsort, wobei ich mir lieber nicht vorstellen möchte, welche Menschenmassen hier zur Hochsaison die Straßen, die Promenade und den Strand bevölkern. Das wäre garantiert nichts für mich. Gestern jedoch war es hier sehr schön. Besonders die Seebrücke hatte es mir angetan. Sonne, Meer und der Blick auf einen endlos langen Sandstrand - all das, was man sich unter einem Ostseeurlaub so vorstellt. Die Tauchglocke am Ende der Seebrücke setzte dazu einen architektonisch interessanten Akzent - ganz ohne die Sinnhaftigkeit einer solchen Anlage zu beurteilen.

Abends bin ich wieder in die Dunkelheit gekommen. Aber zur Zeit geht die Sonne hier bereits 15.44 Uhr unter - da ist das kein Wunder. Nur noch 16 Tage bis zur Wintersonnenwende.

Track der Handbiketour vom 05.12.2018

5. Dezember 2018

Kap-riolen

Mein Wunschziel habe ich schon auf meiner ersten Tour erreicht. Eigentlich wollte ich mich gestern ja erst ein bißchen einfahren, doch dann wirkte wieder einmal die berühmte Eigendynamik. Ich kam morgens so gut voran, daß ich meinen Plan spontan änderte. Es ist immer gut, verschiedene Varianten in petto zu haben - deshalb speichere ich immer mehrere Tourenideen auf dem Navi. Die Tatsache, daß lt. Wetterprognose heute der letzte schöne Tag sein soll, gab letztlich den Ausschlag.

Sonnenschein und relativ milde Temperaturen (ich benötigte keine Handschuhe!) motivierten mich zu einem zügigen Vorankommen. Freilich blies ein fast stürmischer Wind aus Südwest - ein Fakt, der mir im meist offenen Gelände arg zu schaffen machte. Dabei war der Kantenwind beinahe noch unangenehmer, als wenn er direkt von vorn kam.

Perfekt klappte die Überfahrt mit der Wussower (Auto-)Fähre (s. Track vom 04.12., km 48,5). Als Rollifahrer mit den entsprechenden Merkzeichen ist das sogar kostenlos.

Kurz hinter Wiek hatte ich endlich den Wind mal im Rücken. Bei aller Begeisterung verpaßte ich jedoch zunächst den Abzweig zum Kap Arkona. Dadurch kam ich aber auf den Radweg, der mich am Großsteingrab Riesenberg (s. Track vom 04.12., km 68,3) vorbeiführte. Der Radweg ist übrigens wie ein Kolonnenweg nur mit Betonplatten auf den Fahrspuren ausgelegt, läßt sich aber bei entsprechender Obacht gut fahren.

Kurz vor dem nördlichsten Punkt in der DDR (Aufnahmeort)
Am Kap Arkona konnte ich dann leider nur einen Blick durch die unbelaubten Bäume aufs Meer werfen. Trotzdem war das schon ein besonderer Augenblick. Vor allem, wenn man weiß, daß hier der legendäre Radmarathon Fichkona endet. Auf den Fichtelberg bin ich ebenfalls schon mit dem Handbike gewesen. Nun fehlt also "nur" noch die Strecke dazwischen ...

Der Rückweg zog sich dann ziemlich hin. Nicht nur der Wind machte mir das Leben schwer, auch eine nervige Umleitung und eine weitere Sackgasse (O-Ton: Folge nie bedenkenlos den Ausschilderungen der Radwege, denn häufig sind das Offroadpisten in erbärmlichen Zustand) sorgten dafür, daß es ziemlich spät wurde. Mit der Dunkelheit hatte ich gerechnet, doch eben nicht mit meiner Ankunft erst um 20.10 Uhr.

Etwas Positives gibt es daneben aber auch zu vermelden: Die Autofahrer sind hier wirklich sehr tolerant. Obwohl ich im Dunkeln (!) - natürlich mit Licht - aufgrund des kürzesten Weges kilometerweit die Bundesstraße B196 zwischen Bergen und Samtens befahren mußte (leider gab es auf diesem Stück keinen - wie vermutet - separaten Radweg), hat mich doch niemand böse angehupt. Im Gegenteil: Viele waren sogar extrem rücksichtsvoll und zottelten bei Gegenverkehr manchmal eine ganze Weile hinter mir her, bis sie überholten. Na ja, vielleicht hatte ich als Handbiker auch Exotenbonus ...

So, heute geht's noch mal auf die Piste. Danach kann ich den angekündigten Regen besser ertragen. Z.B. im Ozeaneum Stralsund.

Track der Handbiketour vom 04.12.2018

3. Dezember 2018

Ganz woanders

Wer hätte gedacht, daß ich in diesem Jahr dort noch Urlaub mache, wo es nun wirklich keine großen Berge gibt?! Ich habe mich selbst damit überrascht, doch manchmal sind die spontanen Ideen die besten.

Und so bin ich also heute in der Jugendherberge Stralsund angekommen, die sich im Ortsteil Devin befindet. Ursprünglich wollte ich ja eine Faulenzerwoche machen, so ganz ohne Handbike und Tourenpläne. Na ja, die Realität hat mich eingeholt: es geht eben doch nicht ohne.

Die "Gorch Fock" im Stralsunder Hafen (Aufnahmeort)
Die Fahrt von Pirna an die Ostsee war im Großen und Ganzen eine einzige Zumutung. So heftigen und langandauernden Regen habe ich lange nicht mehr erlebt, geschweige denn beim Autofahren. Doch pünktlich zu meiner Ankunft in Stralsund begrüßte mich die Sonne und lud zu einem ersten Stadtbummel ein. Da kam bei mir endlich Ferienstimmung auf.

In meinem Quartier fühlte ich mich sofort nach der Ankunft wohl. Der Herbergsvater und seine Mitarbeiter sind sehr offen und engagiert und ermöglichten selbst meine kleinen Extrawünsche, bsplw. bezüglich der Unterbringung meines Handbikes. Ich bin überzeugt, daß ich hier die optimale Ausgangsbasis für meine nächsten Touren gefunden habe. Bleibt nur noch die Frage, wie gut der Ort für Radsportler an das Umland angebunden ist. Das klärt sich aber bestimmt morgen auf meiner ersten Tour.

Die Insel Rügen wartet.

2. Dezember 2018

Im Vorteil

Bevor es morgen auf Reisen geht, bin ich gestern noch einmal mit Lád'a unterwegs gewesen. Als mein Sportfreund ankündigte, daß er nach Pirna mit dem Auto käme, um von dort aus gemeinsam zu starten, überlegte ich mir ziemlich spontan eine Strecke über Nebenstraßen und Radtrassen in Richtung Neustadt.

Allerdings wurden meine Pläne bald von der Realität eingeholt. Schon bei meiner Fahrt zum vereinbarten Treffpunkt über die neue Elbbrücke tauchten in meinem Kopf die ersten Fragezeichen auf. Am vorangegangenen Abend sowie in der Nacht hatte es nämlich geregnet, und die Nässe war auf dem gefrorenen Regen sofort zu einer dünnen Eisschicht erstarrt. Nun, am Morgen, war es teilweise immer noch sauglatt - vor allem eben auf dem Radweg über die Brücke. Glücklicherweise bin ich auf drei Rädern unterwegs, diesmal ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Nur, wenn es auf überfrorenem Untergrund abwärts oder aufwärts geht, wird es problematisch.

Mein Kamerad fährt jedoch Rennrad. Sobald wir also von der gesalzenen Straße abbogen und das Eis kam, zog es ihm sein Rad unter dem Hintern weg. An die ursprünglich geplante Strecke war deshalb überhaupt nicht mehr zu denken. Mein Begleiter schlug nun einen Abstecher nach Kreischa vor, denn es herrschte Inversionswetterlage. D. h. außerhalb vom Elbtal wurde es wärmer. Nach der dafür notwendigen Stadtdurchquerung - dort war es natürlich wärmer und alles komplett eisfrei - hielten wir uns in Richtung Erzgebirgsvorland. Während des Zwischenstops bei Freunden nahe Kreischa kam bei einem leckeren Tee mit Honig sogar die Sonne durch die Wolken.

Mittagspause am östlichsten Punkt der Tour (Aufnahmeort)
Ich reagierte darauf unverzüglich und dehnte unsere Strecke weiter nach Osten und Süden aus. Im Sonnenschwein war es trotz der niedrigen Temperaturen einfach nur herrlich. Gerade das offene Gelände vor und nach Dippoldiswalde (s. Track vom 1.12., km 45,6 - 56,0) ist in dieser Jahreszeit und ohne kräftigen Wind wunderschön zu fahren. Etwas später mußte Lád'a zwar noch einmal einige hundert Meter sein Rad vorsichtshalber wegen der immer noch überfrorenen asphaltierten Forststraße durch den Hochwald schieben, doch kurz hinter Falkenhain war schließlich der höchsten Punkt erreicht.

1,5 Stunden später kamen wir nach 40 km wieder Pirna an, und das, obwohl wir wegen der suboptimalen Straßenverhältnisse und des mäßigen Gegenwinds nicht so schnell fahren konnten, wie an wärmeren Tagen auf trockener Straße.

Nun hoffe ich, daß ich spätestens am kommenden Mittwoch von neuen Unternehmungen berichten kann. Dann von einer Gegend, wo ich noch nie mit dem Handbike war.

Endlich mal wieder Neuland!

Track der Handbiketour vom 01.12.2018