27. Juli 2018

Hundstage

Hitze und kein Ende! Eigentlich wünscht man sich ja für den Urlaub sonniges Wetter, aber zuviel davon ist auch nicht gut. Für's Handbiken heißt das, seine sportlichen Aktivitäten weitestgehend auf den frühen Morgen bzw. den Vormittag zu verlegen. Längere Strecken, bei denen man zeitlich in den Nachmittag kommt, sind jetzt ebenfalls nicht unbedingt empfehlenswert.

Auf meiner Dienstagrunde habe ich gleich noch einen weiteren Trumpf ausgespielt. Weil es morgens noch angenehm kühl war, entschied ich mich zwar für die rechtselbische Anfahrt auf Bad Schandau. Danach tauchte ich jedoch ab Krippen in die ausgedehnten Wälder des südlichen Elbsandsteingebirges ein. Hier, im Cunnersdorfer Forst, ließen sich im Schatten die steigenden Temperaturen noch am ehesten aushalten.

Dumm war nur, daß die asphaltierte Forststraße durch den Krippenbachgrund wegen Baumfällarbeiten gesperrt war und ich auf einen parallel verlaufenden, schotterigen Waldweg ausweichen mußte. Es war kein schönes Fahren auf der staubigen Piste, und zu allem Überfluß hatte ich kurz vor besserem Gelände eine Reifenpanne im Vorderrad. Das kostete mich reichlich 35 Minuten, doch Hektik und Streß sind in in solchen Fällen völlig fehl am Platz. Trotzdem lagen noch vor 12.00 Uhr fast alle wesentlichen Anstiege hinter mir, nur der für die Tourenstatistik wichtige Extrazacken am Schluß mit seinem schweißtreibenden Anstieg hinauf nach Cotta mußte noch überstanden werden. Zur Physiotherapie am Nachmittag habe ich mir's dann bei einer Massage außer der Reihe gutgehen lassen.

Die Umfassungsmauer der Kleinen Festung Theresienstadt
(Aufnahmeort)
In der Planung stand noch ein langer Kanten, und zwar diesmal nach Theresienstadt (Terezín). Anfang Juli war ich schon einmal in diesem Gebiet unterwegs, doch nun wollte ich direkt durch die ehemalige Festungsstadt der k.u.k.-Monarchie fahren. Traurige Berühmtheit hat dieser Ort übrigens während der deutschen Besatzung erhalten, denn hier gab es nicht nur ein Judenghetto, sondern auch ein großes Gefängnis der Gestapo.

Eingedenk der zu erwartenden Hitze fuhr ich bereits kurz nach 3.00 Uhr in Pirna los, um den langen Anstieg mit dem größten Höhenunterschied zu bewältigen, bevor die Sonne ihre Kraft voll entfalten konnte. Leider gibt es in unserem Landkreis derzeit eine regelrechte Straßenbaustellen-Lotterie. Auch ich zog wieder einmal eine Niete. In Liebstadt ging es nicht mehr weiter, so daß ich in Richtung Müglitztal den anstrengenderen Umweg über Seitenhain nehmen mußte. Punkt 7 überquerte ich endlich in Zinnwald die Grenze.

Der langen Abfahrt folgte hinter Bilin (Bílina) auf meinem Weg durch das Böhmische Mittelgebirges der nächste längere Anstieg. Bis ich mich im Schatten der Wälder wieder etwas herunterkühlen konnte, waren etliche Kilometer sonnendurchglühtes, offenes Land zu überstehen. Und das bei kürzeren Steilrampen bis 12%. - Na ja, selbstgewähltes Elend ...

Obwohl ich unterwegs nun beileibe kein Vieltrinker bin, neigten sich die Wasservorräte bedrohlich. Auch meine zweite Flasche hatte ich bereits geöffnet. Deswegen schaute ich mich in den nun durchfahrenen Ortschaften intensiv nach irgendwelchen Wasserspendern, Brunnen o.ä. um. Als ich endlich in Brozan (Brozany nad Ohří) fündig wurde, war das für mich wie das Ankommen in einer Oase nach einem langen Wüstenritt. Ich glaube, ich habe mir gleich erstmal 1,5 Liter Wasser hinter die Binde gekippt, bevor ich die Flasche für den Weiterweg füllte.

Mit der dritten größeren Auffahrt hinter Leitmeritz (Litoměřice) erkundete ich eine mir bisher noch unbekannte "Abkürzung" (in Anführungszeichen deshalb, weil die Strecke zwar kürzer ist, aber gleichzeitig mehr als 200 Hm zusätzlich bewältigt werden müssen). Hier hatte ich tatsächlich Glück, denn die Sonne versteckte sich für ein paar Minuten hinter Wolken, so daß ich nur am letzten 14%er durchgebraten wurde.

Trotzdem ging es bei mir allmählich ans Eingemachte. Vermutlich war das weniger ein Verschleiß der Kräfte, als vielmehr die erbarmungslose Hitze. Bis 35°C zeigten inzwischen sowohl HAC5 also auch mein Garmin Edge 1000 an. Konnte ich mich auf der Abfahrt nach Sebusein (Sebuzín) noch vom Fahrtwind kühlen lassen, so wurde es im Elbtal wie im Backofen. Ohne große physische Herausforderungen, d.h. ohne Berge, war der Rückweg eigentlich nur eine Formsache. Doch bereits nach Aussig (Ústí nad Labem) lief es bei mir nicht mehr rund, und auf dem Abschnitt zwischen Aussig und Tetschen (Děčín) hatte ich dann einen richtigen Durchhänger. Erst der Nothalt an der Tankstelle in Laube (Loubí), bei der ich mir eine gekühlte Flasche Mineralwasser kaufte und den restlichen Energieriegel verspeiste, beendete das Drama. Auf einmal war alles wieder gut. Knapp 2,5 Stunden später kam ich zuhause an.

Reine Kopfsache?!

Track der Handbiketour vom 24.07.2018
Track der Handbiketour vom 26.07.2018

1 Kommentar :

Láďa hat gesagt…

Wow! Such a nice trip to Terezín! Perfect! :)