2. Juli 2018

Vorsicht, wild!

Heute war ich endlich wieder mit Micha auf Achse. Schon seit langem hatte ich mir vorgenommen, ihm die Grundmühle (Dolský Mlýn) bei Dittersbach (Jetřichovice) zu zeigen. Die Ruinen der noch bis kurz nach dem zweiten Weltkrieg bewohnbaren Gebäude liegen malerisch im Tal des Flüßchens Kamnitz (Kamenice) und waren auch schon öfters Filmkulisse.

Bevor ich mich mit ihm bei Lohsdorf traf, dehnte ich meine Anfahrt noch etwas nördlich der Elbe aus. Ich hatte dafür extra viel Zeit eingeplant, denn schließlich wurde es ja die dritte Tour in Folge. Doch wider Erwarten rollte es prächtig, so daß ich viel zu früh am Treffpunkt ankam. So legte ich kurzentschlossen die Strecke über einen weiteren Anstieg. Gemeinsam mußten wir danach aber gleich noch einmal ein paar zusätzliche Höhenmeter unter die Räder nehmen. Die Straße durch den Tiefen Grund ist derzeit aufgrund der Instandsetzung erneut voll gesperrt, so daß uns nur die Alternative über Goßdorf blieb (s. Track vom 02.07., km 35,1 - 39,9).

Vor der Grundmühle, dahinter die Kamnitz (s. auch hier, Aufnahmeort)
Später heizte uns der zweite große Anstieg des Tages, der von Herrnskretschen (Hřensko) hinauf nach Jonsdorf (Janov), ziemlich ein. Die neu asphaltierte Straße ließ sich aber sehr gut fahren. Leider kann ich das von der Offroadpiste, die von Kamnitzleiten (Kamenická Stráň) hinab zur Grundmühle führt nicht mehr behaupten. Bei meiner vorangegangenen Befahrung im Jahr 2014 war dieser als Radtrasse ausgeschilderte Wanderweg noch leidlich gut zu bewältigen, wie mein dabei entstandenes Video dokumentiert. Inzwischen jedoch ist der Weg - vermutlich nach den schlimmen Unwettern im vergangenen Jahr - sehr stark ausgespült. Außer tiefen Rinnen macht auch auch extrem grober Basaltschotter (besser: Blöcke in der Größe von Kinderköpfen) das Vorwärtskommen nahezu unmöglich. Deshalb war ich heilfroh, daß Micha mich begleitete. Ohne die ausgiebige Hilfe durch Fußgänger ist die Trasse im Handbike nämlich nun völlig unpassierbar. Letztlich mußte mich mein Kamerad gleich mehrere Male unterstützen. Besonderen Nervenkitzel bescherten mir übrigens die scharfkantigen Steine. Beim Vorwärtstasten fühlte ich mich so, als müßte ich über ein Nagelbrett fahren. Und so ist beinahe ein Wunder, dabei mit meinen dünnen Reifen ohne Panne durchgekommen zu sein. Zukünftig erspare ich mir jedenfalls die Piste. Für Rollifahrer und Handbiker bleibt damit nur der Weg von Dittersbach aus, der wenigstens einigermaßen gut in Schuß ist.

An der Grundmühle war trotz des Wochentags wieder ordentlich was los. Dieser Ort scheint nicht nur für die Tschechen fast so populär zu sein, wie in der Sächsischen Schweiz beispielsweise die Brandaussicht. Viel Raum für Romantik blieb dabei zwar nicht; diese findet man hier wohl eher an einsamen nebelig-nieselnassen Novembertagen. Das paßt dann auch besser zu den Ruinen.

Die Heimfahrt führte uns noch einmal direkt durch das Herz der Hinteren Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Auch in dieser Region bin ich immer wieder gern  unterwegs. Nachdem ich mich im Kirnitzschtal am Abzweig der  Straße nach Ottendorf von meinem Begleiter verabschiedet hatte, bohrte ich das dünnste Brett und fuhr über das Elbtal nachhause.

360 km und 3860 Hm in den vergangenen drei Tagen reichen völlig aus.

Track der Handbiketour vom 02.07.2018

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