31. Oktober 2019

Ein bißchen wie Winter

Zum Reformationstag wurde es richtig kalt, sogar in der Innenstadt fielen die Temperaturen auf unter -2°C. Natürlich kostet mich das dann auch zunächst etwas Überwindung, sich auf das Handbike zu schwingen. Allerdings wehte nur ein schwacher Ostwind, und die Sonne kam bald über den Berg.

Wiese und Bäume im Rauhreif (Aufnahmeort)
Für die ersten Kilometer zog ich mir trotzdem die dicken Handschuhe über. Zu meiner Winterausrüstung gehören auch lange Unterwäsche, lange Strümpfe, hohe Schuhe und dicke Mütze. Letztere wechsle ich im Laufe des Tages dann oft gegen eine dünnere aus, genauso wie die Handschuhe. Zu warm ist nämlich genauso unangenehm, auch wenn das zunächst paradox klingt.

Fakt ist, daß ich wegen der ganzen Zusatzausrüstung meist langsamer unterwegs bin, vor allem in der Umstellungsphase. Auch heute war das nicht anders, obwohl ich selbst eigentlich kein schlechtes Gefühl dabei hatte. Immerhin fuhr ich diesmal ganz ohne Streckenplan, denn so konnte ich am besten auf die äußeren Bedingungen und meine eigenen Befindlichkeiten reagieren. Steile Anstiege vermied ich dabei ebenso, wie dicht bewaldete Abschnitte. Ich wollte jeden Sonnenstrahl einfangen!

Außerdem gibt es immer noch ein paar Probleme mit meiner rechten Hand. Vielleicht ist sie ja nun dran mit einer Karpaltunnel-OP - bei der linken habe ich es ja schon hinter mir. Um Klarheit zu schaffen, werde ich mir wohl demnächst wieder einen Termin für eine elektroneurographische Untersuchung besorgen.

Aber sonst läuft alles nach Plan!

Track der Handbiketour vom 31.10.2019

28. Oktober 2019

Dem Morgenrot entgegen ...

Schon lange war ich nicht mehr in der Hinteren Sächsisch-Böhmischen Schweiz unterwegs. Das wollte ich am vergangenen Sonnabend ändern. Denn es war sonniges Wetter angekündigt, vielleicht einer der letzten warmen Tages dieses bisher wirklich goldenen Herbstes.

Für die erneut längere Ausfahrt startete ich dementsprechend früh. Der einfachste Weg über den Elberadweg zum Tourenziel kam für mich natürlich nicht infrage, es gibt schließlich auch die von mir oft genutzte und etwas bergigere Variante ins Böhmische über die südlichen Ausläufer des Elbsandsteingebirges.

Da es bereits längere Zeit nicht geregnet hatte, standen außerdem die Chancen gar nicht schlecht, in der Nähe des Großen Zschirnsteins auch den Wanderweg über das Böhmische Tor (Česká Brána) für den Wechsel ins Nachbarland nutzen zu können (s. Track vom 26.10., km 36,8 - 37,4). Tatsächlich ließ sich dieser Hohlweg durch das meist sumpfige Offroadgelände dann ohne aufwendige Fahrmanöver bewältigen, wobei ich sogar direkt vom Handbike aus auch Pilze hätte "pflücken" können.

Mein Abstecher zur Wüstung "Königsmühle" (Králův mlýn) führte mich anschließend auf einem schotterigen Forstweg durch die "Mitte des Nirgendwo". Angeregt durch alte Aufnahmen, wollte ich mich nämlich dort schon lange umschauen. Solche verlassenen Orte üben auf mich immer eine besondere Anziehungskraft aus. Leider habe ich bei allem Gerumpel über die durch die Holzfällerei im Gebiet matschigen Wege dann die Stelle verpaßt, erst am Mühlenteich einige hundert Meter danach fiel mir das auf. Nichtdestotrotz ist das Gebiet einen Ausflug wert. Nicht nur wegen seiner Abgeschiedenheit, sondern auch, weil es hier viele Kilometer asphaltierte Waldwege gibt, die sehr gut im Rollstuhl oder Handbike zu befahren sind. Nur die Anfahrt zur Königsmühle (s. Track vom 26.10., km 38,1 - 41,3) würde ich nicht noch einmal benutzen.

Durch das romantische Khaatal (Aufnahmeort)
Auf meinem Weiterweg in die rechtselbischen Gebiete konnte ich schließlich wieder etwas von der Zeit gutmachen, die für das schwierige Offroadgelände notwendig gewesen war. Inzwischen rief mich Lád'a an, er hatte sich nach seiner morgendlichen Downhill-Mountainbiketour gegen elf noch einmal auf seinen neuen Renner gesetzt, um mir zu folgen. Weil mein Livetracking jedoch am Sonnabend nicht richtig funktionierte, verabredeten wir uns schließlich telefonisch. In Daubitz (Doubice) erreichte er mich endlich, als ich dort Mittagspause machte. Gemeinsam fuhren wir dann über Khaa (Kyjov) und das wunderschöne Khaa- (Kyjovské údolí), später Kirnitzschtal bis Bad Schandau im Elbtal, von wo aus er dann übers Gebirge nach Kulm (Chlumec) zurückkehrte. Ich hatte nur noch die Heimfahrt auf dem Elberadweg vor mir - nach all den bisherigen Anstiegen endlich das Schonprogramm. An diesem Tag habe ich viel Zeit liegen gelassen, vor allem eben bei meiner Erkundung rund um die Königsmühle bei Maxdorf (Maxičky).

Am Sonntag erwachte der Tag nach der Zeitumstellung zwar mit viel Sonne, doch von Westen näherte sich unaufhaltsam ein dickes blaues Regenband. Wenigstens den halben Tag wollte ich trotzdem für eine Tour nutzen. Während die Temperaturen auf meiner Fahrt durch das Müglitztal bis 4°C absackten und ich schon gut und gerne Handschuhe gebraucht hätte, stieg danach das Thermometer innerhalb des 3 km langen Anstiegs nach Hausdorf (s. Track vom 27.10., km 21,3 - 24,1) auf angenehme 16°C. Für den Rest der Tour reichte deshalb mein Kurzarmtrikot, auch wenn sich der Himmel noch vor dem Mittag endgültig zuzog und ich die letzten Kilometer in Richtung Heimat bei 11°C  sogar bei leichtem Nieselregen fuhr.

Schon auf dem Rückweg, mußte ich in Dresden dann ungeplant auf die andere Elbseite wechseln. Aber dort war der Elbradweg immer noch wegen des gerade stattfindenden Dresden-Marathons gesperrt. Nach der kurzen Kletterei auf der Bautzner Straße legte ich schließlich bei Rückenwind ab Loschwitz noch einen Zacken zu. Der Regen kam immer näher, und ich wollte es einigermaßen trocken bis Pirna schaffen. Da habe ich dann keine weiteren Umwege mehr genommen, nur schnell ins Warme!

Punkt zwei war es vorbei.

Track der Handbiketour vom 26.10.2019
Track der Handbiketour vom 27.10.2019

21. Oktober 2019

100 Meilen

Seit ich auf meinen Touren mit einem Garmin Edge 1000 unterwegs bin, erfasse ich die Tracks auch im Internetportal Garmin Connect. Zu den diversen virtuellen "Auszeichnungen", die man dort erhalten kann, gehört auch die "100-Meilen-Tour". Im englischen Sprachraum gelten ja bekanntermaßen immer noch die sogenannten imperialen Maße, also entspricht diese Entfernung knapp 161 km. Mittlerweile ist deshalb nach meiner internen Einteilung "Langstrecke" (150 km - 199 km) auch diese Marke für mich interessant. Passend dazu gibt es übrigens den schönen, melancholischen Folksong "500 Miles" - sozusagen mein Leitmotiv für solche Aktionen.

Als es am zunächst regnerischen Sonnabend gegen Mittag abtrocknete, wollte ich doch noch zu einer Runde aufbrechen. Leider stellte ich dabei vor Beginn fest, daß der Lenkungsdämpfer meines Handbikes angerissen war und ersetzt werden mußte. Das ist eine ziemlich aufwendige Arbeit, denn die Befestigungsschrauben sind nur nach Demontage des Schutzbleches, und dann trotzdem noch sehr verwinkelt zu erreichen. Fast zwei Stunden brauchte ich, bis ich nach etlichen Flüchen mein Gefährt wieder flott gemacht hatte. Dieser Tag war gelaufen ...

Dementsprechend körperlich unausgelastet, hielt ich es dann am Sonntagmorgen nicht lange im Bett aus. Die noch am Vortag geplante Strecke schien nun trotz ihrer Länge durchaus machbar. Sicher auch komplett im Tageslicht, doch warum sollte ich noch warten?! 5.40 Uhr ging es los. Ich fahre auch sehr gern in der Nacht, obwohl man im Licht der Stirnlampe nur ein begrenztes Sichtfeld hat und damit wegen möglicher Hindernisse sowie Schlaglöcher das Tempo etwas drosseln muß. Vor allem am Wochenende bin ich außerhalb der Schichtwechselzeit (ca. 45 Minuten vor und nach 6.00 Uhr) stundenlang alleine auf den Straßen.

Kurz vor Sonnenaufgang bei Stolpen (Aufnahmeort)
Wieder rollte es - mit einer frischen Brise im Rücken - ausgezeichnet, so daß ich bei Tagesanbruch bereits die Silhouette der Burgstadt Stolpen sah. Da lag auch schon das erste ungeplante Extrazackel hinter mir. Und so standen bei meiner Ankunft in Meißen bereits 90 km auf dem Navi, obwohl es erst 11.20 Uhr war.

Nun ging es das Tal der Triebisch aufwärts in Richtung Nossen, eine Strecke, die ich immer wieder gern fahre, wenn ich in der Gegend bin. (s. Track vom 20.10., km 91,5 - 107,6) Spätestens jetzt faßte ich den Entschluß, die Tour von den vorgesehenen 149 km auf mindestens 161 km zu verlängern, um die o.g. Auszeichnung zu kassieren. Nicht zuletzt wegen des sehr moderaten Streckenprofils hatte ich jedenfalls noch jede Menge Reserven, die ich nicht nur in ein höheres Tempo investieren wollte. Schließlich fuhr ich, abweichend vom ursprünglichen Plan, das Tal noch bis kurz vor Nossen, um dann im weiten Bogen via Helbigsdorf und Tharandt wieder auf die Originalroute zu treffen. Dort hatte mich der Virtual Partner meines Navis über die alte Strecke immer noch nicht eingeholt - angesichts meiner vielen zusätzlichen Kilometer durchaus bemerkenswert.

Kurz nach fünf erreichte ich schließlich wieder mein Zuhause. Bei der Auswertung standen nach der automatischen Korrektur sogar 169 km zu Buche, eine Entfernung, die zu dieser Jahreszeit für mich durchaus ungewöhnlich ist. Bei heiterem Wetter und Temperaturen bis 21°C ist eben auch an diesen Tagen noch eine ganze Menge (mehr) machbar.

Wohl nicht mehr lange.

Track der Handbiketour vom 20.10.2019 

19. Oktober 2019

Erfolgserlebnis

Endlich habe ich es geschafft! Die steilste Straße in der Sächsischen Schweiz zwischen Kohlmühle und Goßdorf bin ich nun auch in einem Ritt hinaufgefahren. Dabei ist die mit einem Verkehrsschild angekündigte 18%-Steigung für die steilsten 600 m (s. Track vom 18.10., km 23,1 - 23,7) immer noch untertrieben. Dort ohne Zwischenstop hochzukommen, ist in jedem Fall aber auch eine Kopfsache.

Die Alte Böhmische Glasstraße gehört zu den wunderschönen,
asphaltierten Radwegen im Revier zwischen Hohnstein, Stolpen
und Neustadt/Sa. - in der Sonne am Horizont der Unger
(Aufnahmeort)
Doch gestern lief es wirklich gut. Nach dem zeitigen Feierabend habe ich mich angesichts des schönen Wetters auf's Handbike gesetzt, um eine kurze Nachmittagsrunde zu drehen. Bereits auf dem ersten Anstieg vom Elberadweg in Obervogelgesang nach Struppen kam ich sehr gut und schneller als sonst voran. Überhaupt war die ganze Strecke nach Bad Schandau ideal, um sich einzufahren. Diesmal benutzte ich ab Königstein gleich die Bundesstraße, weil an der Mündung des Elberadwegs unterhalb des Bad Schandauer Bahnhofs gerade gebaut wird. Bei meiner Tour am Dienstag hatte ich festgestellt, daß man dort momentan nicht vom Radweg wieder zurück auf die Straße kommt. Außerdem fahre ich eigentlich die B172 recht gerne, zumal für diesen Straßenabschnitt jetzt wieder das Fahrradfahrverbot aufgehoben ist.

Im Anschluß an die Steilrampe nach Goßdorf gab es zwar noch einige weitere Anstiege, darunter die Straße aus dem Polenztal nach Heeselicht, aber auf denen kam ich immer noch überdurchschnittlich flott voran. Mit dem dabei herausgefahrenen Zeitpolster konnte ich einige zusätzliche Umwege in die Tour einbauen, ohne stundenlanges Fahren im Dunkeln zu riskieren. Meine Planung mußte ich schließlich auch bei meiner Abfahrt ins Elbtal korrigieren, denn der Helfenberger Grund ist derzeit gesperrt. Auch das war nicht auf der Straßenbaustellenkarte vermerkt. So führte mich mein Weg alternativ über die Grundstraße und das Blaue Wunder zurück auf den Elberadweg.

Kurz nach dem Sonnenuntergang kam ich zuhause an. Auf den letzten Metern hatte ich doch noch meine Stirnlampe inkl. Rücklicht aktivieren müssen. Aber die Beleuchtung gehört inzwischen sowieso schon wieder zu Standardausrüstung.

Sicher ist sicher.

Track der Handbiketour vom 18.10.2019

16. Oktober 2019

Zwischeneinlage

Niemand weiß, wie lange das Wetter noch so schön bleibt. Deshalb habe ich mir für gestern kurzfristig eine Auszeit vom Chef genehmigen lassen und bin auf Tour gegangen. In meiner "Ideensammlung" befinden ich ja sowieso immer zwei, drei Vorschläge. Auch die gestrige Runde gab es schon auf meinem Navi, allerdings änderte ich dann den zweiten Teil der Strecke. Ich wollte nicht mehr ganz so viele Höhenmeter sammeln, sondern eher etwas für's Tempo tun ...

Herbstlicher Blick über Pfaffendorf zur Festung Königstein
(Aufnahmeort)
Unterfordert war ich trotzdem nicht, denn gerade zu Beginn gab es auf der linken Elbseite einige kräftige Anstiege. Besonders die Steilrampe von Königstein durch Papstdorf bis zum Ortseingang von Gohrisch (s. Track vom 15.10., km 16,3 - 18,9) gehört zu den Anstiegen, um die ich meist einen Bogen mache. Aber hin und wieder muß ich auch diesen 14%er mal abhaken. (Da fällt mir gerade ein, daß ich den Waltersdorfer Berg von Rathen aus dem Elbtal lange nicht mehr hochgefahren bin.) Belohnt wurde ich mit einem schönen Blick auf die Festung Königstein im herbstlichen Gewand. Übrigens: im Frühjahr habe ich oberhalb von Pfaffendorf ebenfalls in diese Richtung fotografiert.

Auf der Verbindungsstraße zwischen der Zufahrt zum ehemaligen Pionierlager und der Straße nach Cunnersdorf (s. Track vom 15.10., km 24,7 - 26,6) büßte ich diesmal ebenfalls viel Zeit ein. Im Baustelleninformationssystem von Sachsen sind die gerade dort stattfindenden Bauarbeiten nämlich nicht aufgelistet. Momentan wird dieses kleine Sträßchen jedoch aufwendig ausgebaut, und so mußte ich mich knapp zwei Kilometer lang auf teilweise sehr groben Schotter (dem Bett für die zukünftige Asphaltschicht) im Schrittempo quälen. Immerhin waren die Bauleute sehr nett und ließen mich passieren. Natürlich entschuldigte ich mich für die Störung. Wenn ich jedoch am Anfang bereits gewußt hätte, wie lang die Baustelle ist, wäre ich gleich anders gefahren.

Um dem Höhenzug zwischen Sebnitz und Neustadt auszuweichen, bin ich schließlich auch noch ein paar Kilometer durch den böhmischen Schluckenauer Zipfel (Šluknovský výběžek) gefahren. Jetzt, wo diese Straße und der sich daran anschließende Radweg perfekt neu asphaltiert ist, nutze ich die Verbindung sehr häufig. Lediglich das kurze Stück des Radwegs auf deutscher Seite vom Fußgängergrenzübergang bis kurz vor dem Ortseingang von Steinigtwolmsdorf ist noch ziemlich holperig (s. Track vom 15.10., km 76,1 - 76,8).

Zurück in Sachsen, wählte ich dann lieber den Umweg über Bischofswerda, als ca. 200-300 weitere Höhenmeter auf der Hohwaldstraße nach Neustadt zu sammeln. Nun konnte ich endlich wieder meinen Rückstand aufholen. Nach ein paar nervenden Kilometern entlang bzw. auf der (ehemaligen) Bundesstraße (hier gibt es leider keine brauchbare Alternative) und einem rücksichtlosen Autofahrer, der mich trotz Gegenverkehr zwischen Goldbach und Großharthau in einer Rechtskurve sehr knapp überholte statt mal kurz zu bremsen, genoß ich umso mehr die Ruhe auf den Nebenstrecken bis Pirna.

Es hätte auch anders kommen können ...

Track der Handbiketour vom 15.10.2019

14. Oktober 2019

Herbstpracht

Weil für das Wochenende stabiles Schönwetter angekündigt worden war, wollte ich die vielleicht letzte Gelegenheit zu einer größeren Tour nutzen. Das rechtselbische Böhmische Mittelgebirge ist immer wieder gut für solche Aktionen, auch weil dabei jedesmal ein ganzer Batzen Höhenmeter zusammenkommt.

Schon die Anfahrt über den auslaufenden Osterzgebirgskamm brachte mir die ersten 600 Hm, aber natürlich ist dieser Anstieg eher als moderat einzustufen. Weil ich bereits um 6.00 Uhr startete, fuhr ich noch eine ganze Weile im Dunkel. Als dann bei wolkenlosem Himmel der Tag erwachte, war das wie jedesmal ein schöner Moment.

9.30 Uhr rollte ich bereits in Aussig (Ústí n.L.) ein, und nach der Überquerung der Elbe ging es nun auf der Fahrt ins Zielgebiet so richtig los. Während der nächsten 8 km kletterte ich dabei rund 400 m mitten hinein in die Berge. Selbst für mich ist der Höhenunterschied zwischen dem Böhmischen Mittelgebirge und der Elbe, die sich mitten durch das Bergland hindurch ihr Bett gegraben hat, beindruckend. Damit sind die zahlreichen Aufstiege aus dem Elbtal neben der Osterzgebirgskletterei für Bergefahrer eine perfekte Spielwiese - jeder davon so steil, um den Körper ordentlich auf Trab zu bringen. Dabei gab es für mich wieder etwas neues zu entdecken: Unweit von Munker (Mukařov) wies nämlich ein Verkehrsschild nach links zu einer "Víťova vyhlídka". Eine Aussicht nur für mich? Das  tschechische Pendant meines Vornamens "Veit" ist nämlich "Vít" - und übersetzt heißt es dementsprechend "Veits Aussicht". Beim nächsten Mal fahre ich noch die 500 m zum Turm...

Das Tempo war für mich an diesem Tag zweitrangig, dafür gab es wieder tolles Landschaftskino. Zurück in Sachsen, mußte es zum Schluß noch der 13%er von Porsch- nach Waltersdorf sein. Denn trotz der bereits gesammelten 2000 Hm fühlte ich mich immer noch prächtig und hatte inzwischen sogar eine ganze Menge Zeit gutgemacht. Kurz vor dem Scheitelpunkt stand ein Mann am Straßenrand - er hatte mich vorher in seinem Auto überholt und wartete wohl nun auf mich. Als ich ihn erreichte, erklärte er mir, daß es "kreuzgefährlich" sei, wie ich einfach so auf der Straße fahren würde. Ich habe ihm für den ungebetenen Hinweis gedankt und einfach stehengelassen. Was soll ich mit solch einem Oberlehrer auch diskutieren, er begreift's ja eh nicht. Ignorieren, und weiter geht's! Gott sei Dank sind solche Pfeifen eine extreme Minderheit.

Am Sonntag wurde es dann noch wärmer. Eigentlich wollte ich ja keine Berge fahren. Doch weil mein tschechischer Sportfreund und ich uns in Bad Gottleuba zwischen seinem und meinem Wohnort verabredet hatten, fuhren wir wieder ins Osterzgebirge. Zwar war ich vom Vortag gar nicht so übermäßig konditionell angeschlagen, aber dafür nahm ich diesmal gleich von Beginn etwas Druck aus den Pedalen. Ausdauer ist mir wichtiger als Tempo. Jedesmal bewundere ich aber Lád'a, weil er trotz meines langsamen Bergauffahrens mich oft sogar bei längeren Anstiegen geduldig begleitet. Einer, der nur auf die eigene hohe Durchschnittsgeschwindigkeit erpicht ist, würde nicht herunterschalten.

Unweit von Breitenau (Aufnahmeort)
Die Fahrt über die Höhen des Osterzgebirges rund um Breitenau, Liebenau und später Falkenhain wurde zu einem wahren Herbstfest. Nicht nur der weite, offene Blick über die Berge mit ihren buntbelaubten Wäldern sowie die abgeernteten Felder ganz in herbstlicher Atmosphäre feierten den Abschied vom Sommer. Auch an den für das Erzgebirge typischen Vogelbeerbäumen (= Eberesche) leuchteten nun viele rote Beerenbüschel. Besonders empfehlen kann ich in diesem Gebiet die durchgängig asphaltierten Radwege rund um Liebenau, und zwar so, wie wir sie gestern gefahren sind (s. Track vom 13.10., km 22,1 - 35,1). Bis auf kurze Straßenabschnitte mit wenig Verkehr fährt man hier vollkommen autofrei mit großartigem Ausblick in die Umgebung. Aber auch den Radweg durch den Hochwald zwischen Falkenhain und Oberfrauendorf (s. Track vom 13.10., km 49,3 - 54,5) fahre ich immer wieder gern, und natürlich ebenso durch den Rabenauer Grund (s. Track vom 13.10., km 71,7 - 75,2). Da hatte ich mich jedoch schon lange von meinem Kameraden verabschiedet, der ab Hirschsprung über Altenberg und Zinnwald zurück nach Tschechien fuhr.

24°C zeigte gestern noch einmal das Thermometer! Obwohl ein kräftiger Südostwind blies, war es im Kurzarmtrikot immer noch sehr angenehm. Mein Patenkind, das gestern Geburtstag hatte, erzählt mir, daß es vor einigen Jahren an diesem Tag schon einmal geschneit hätte. Derzeit kann ich mir das gar nicht vorstellen. Doch die Kälte kommt ganz gewiß.

Die Zeit bis dahin will ich nutzen!

Track der Handbiketour vom 12.10.2019
Track der Handbiketour vom 13.10.2019

7. Oktober 2019

Zwei Paar Schuhe

Vielleicht ist es ja nur ein kurzes Intermezzo, doch es ist sehr kalt geworden. Nachdem sich am ganzen Sonnabend die Regenwolken über meiner Region ausgetobt hatten, sank die Temperatur auf dauerhaft einstellige Werte.

Allerdings war ich am zweiten Tag des Wochenendes gut motiviert, da ich den verlorenen Boden wiedergutmachen wollte. Um mein (heimliches) Jahressoll zu schaffen, müßte ich nämlich in den verbleibenden Wochen jeweils ca. 230 km und 2400 Hm fahren. Doch mit der Witterung wird es ganz sicher nicht mehr besser werden, mal ganz abgesehen von den immer kürzeren Tagen. Die Vorahnung der kalten Jahreszeit schlug sich bei mir jetzt schon in der Kleidung nieder: Neben langer Unterhose und -hemd unter der Radkleidung sowie festerem Schuhwerk, benötigte ich außerdem zum ersten Mal in dieser Saison Handschuhe.

Immerhin kam ich trotz der viel Hüllen bald wieder in Gang, so daß ich sogar den steilen Anstieg aus dem Elbtal hinauf nach Pappritz unweit des Fernsehturm besser bewältigte, als manches Mal zuvor. Bis zum Umkehrpunkt an der Nordgrenze Sachsen folgten danach nur kürzere Anstiege, auch der Wind hielt sich zurück. Gegen 12.30 Uhr erreichte ich schließlich Kamenz, wo ich auf dem Markt meine Mittagspause einlegte. Die ehemalige Kreisstadt lag da wie ausgestorben und wirkte damit irgendwie deprimierend auf mich.Wahrscheinlich sieht es hier im Sommer ganz anders aus, doch gestern wurde mir nachdrücklich bewußt, wie sehr die Städte an der Elbe von ihrer Lage profitieren. Torgau, Riesa, Meißen, Pirna, Bad Schandau ... in meiner Heimatstadt sind selbst in dieser Übergangszeit immer noch ganz schön viel Touristen unterwegs. Wenn mich auch zuhause vor allem im Sommer hin und wieder der abendliche Lärm aus den vielen Gaststätten und Biergärten auf dem Markt nervt, so still möchte ich's dann doch nicht haben.

Blick aus meinem Schlafzimmerfenster nach Osten mit
Stadtkirche St. Marien und Schloß Sonnenstein (am Horizont)
Auf der Weiterfahrt beschäftigte ich mich bald schon wieder mit dem Gedanken, meine geplante Runde auszudehnen. Als ich in Burkau noch vor 14.00 Uhr einrollte, stand die Entscheidung fest. Statt auf dem kürzesten Weg zurückzufahren, holte ich nun etwas weiter östlich aus. Gleichzeitig gab das mir auch die Gelegenheit, ein paar zusätzliche Höhenmeter zu sammeln. Am Limit fuhr ich jedenfalls noch lange nicht.

Schade, daß der Tiefe Grund zwischen Hohnstein und Bad Schandau derzeit bis weit ins nächste Jahr voll gesperrt und damit die beste Verkehrsverbindung aus dem nördlichen Hinterland ins obere Elbtal nicht verfügbar ist. Deshalb orientierte ich mich etwas zeitiger wieder in Richtung Heimat, um nicht in die Dunkelheit zu kommen. Inzwischen gehört zwar die Fahrradbeleuchtung wieder zur Standardausrüstung, aber bei diesem kühlen Herbstwetter reichte mir auch eine 11-Stunden-Tour.

Das Fotografieren kam auf meiner Sonntagstour einmal mehr zu kurz, ich fand einfach keine fotogenen Motive. Im Stillen hoffe ich ja immer, endlich mal rechtzeitig den Fotoapparat parat zu haben, wenn die Zugvögel in ihren großen pfeilförmigen Formationen über meinen Kopf hinweg ziehen. Das ist jedesmal ein erhabener Anblick, obwohl - oder gerade weil - da ein bißchen Melancholie mitschwingt.

Denn sie sagen uns: Die warmen Tage sind vorbei!

Track der Handbiketour vom 06.10.2019

4. Oktober 2019

Wer rastet, der rostet!

Die alljährliche Umstellungsphase hat begonnen. Vorbei sind die Tage, an denen einen schon früh morgens die Sonne begrüßt und die Temperaturen (noch) im Wohlfühlbereich liegen. Als ich am Feiertag aufstand, glänzten im Schein der Straßenlaternen die Straßen vor Nässe.

Erst zu vorgerückter Stunde konnte ich starten, und dazu bedurfte es einiger Selbstmotivation. Das lange Funktionsunterhemd, welches ich erstmals statt das Kurzarmtrikots unter der Jacke trug, erwies sich zwar bald als zuviel des Guten. Außerdem schränkte es zusätzlich die Beweglichkeit ein.

Wesentlich mehr ärgerte mich jedoch der sehr kräftige Nordwestwind. Weil ich bereits auf den ersten Kilometern mit ihm zu kämpfen hatte, warf ich meinen ursprünglichen Plan über den Haufen und verkroch mich bergauf lieber in die engen Täler. Auch die Häuser in den Ortschaften wie Reinhardtsgrimma, Nieder- und Oberfrauendorf, brachen wirkungsvoll den Wind und erleichterten mir damit trotz des Anstiegs der Straße das Vorankommen.

Nach dem Zick-Zack der Hinfahrt glätteten sich schließlich meine Bahnen, als es danach erst bergab, dann dazu noch in Richtung Osten ging. Auch deshalb bin ich von Freital aus kurzentschlossen durch das Poisental nach Possendorf und weiter über Kreischa in Richtung Heimat gefahren, um mir den Elberadweg zu ersparen.

So ungemütlich war es an diesem Tag eigentlich nicht!

Track der Handbiketour vom 03.10.2019