14. Oktober 2019

Herbstpracht

Weil für das Wochenende stabiles Schönwetter angekündigt worden war, wollte ich die vielleicht letzte Gelegenheit zu einer größeren Tour nutzen. Das rechtselbische Böhmische Mittelgebirge ist immer wieder gut für solche Aktionen, auch weil dabei jedesmal ein ganzer Batzen Höhenmeter zusammenkommt.

Schon die Anfahrt über den auslaufenden Osterzgebirgskamm brachte mir die ersten 600 Hm, aber natürlich ist dieser Anstieg eher als moderat einzustufen. Weil ich bereits um 6.00 Uhr startete, fuhr ich noch eine ganze Weile im Dunkel. Als dann bei wolkenlosem Himmel der Tag erwachte, war das wie jedesmal ein schöner Moment.

9.30 Uhr rollte ich bereits in Aussig (Ústí n.L.) ein, und nach der Überquerung der Elbe ging es nun auf der Fahrt ins Zielgebiet so richtig los. Während der nächsten 8 km kletterte ich dabei rund 400 m mitten hinein in die Berge. Selbst für mich ist der Höhenunterschied zwischen dem Böhmischen Mittelgebirge und der Elbe, die sich mitten durch das Bergland hindurch ihr Bett gegraben hat, beindruckend. Damit sind die zahlreichen Aufstiege aus dem Elbtal neben der Osterzgebirgskletterei für Bergefahrer eine perfekte Spielwiese - jeder davon so steil, um den Körper ordentlich auf Trab zu bringen. Dabei gab es für mich wieder etwas neues zu entdecken: Unweit von Munker (Mukařov) wies nämlich ein Verkehrsschild nach links zu einer "Víťova vyhlídka". Eine Aussicht nur für mich? Das  tschechische Pendant meines Vornamens "Veit" ist nämlich "Vít" - und übersetzt heißt es dementsprechend "Veits Aussicht". Beim nächsten Mal fahre ich noch die 500 m zum Turm...

Das Tempo war für mich an diesem Tag zweitrangig, dafür gab es wieder tolles Landschaftskino. Zurück in Sachsen, mußte es zum Schluß noch der 13%er von Porsch- nach Waltersdorf sein. Denn trotz der bereits gesammelten 2000 Hm fühlte ich mich immer noch prächtig und hatte inzwischen sogar eine ganze Menge Zeit gutgemacht. Kurz vor dem Scheitelpunkt stand ein Mann am Straßenrand - er hatte mich vorher in seinem Auto überholt und wartete wohl nun auf mich. Als ich ihn erreichte, erklärte er mir, daß es "kreuzgefährlich" sei, wie ich einfach so auf der Straße fahren würde. Ich habe ihm für den ungebetenen Hinweis gedankt und einfach stehengelassen. Was soll ich mit solch einem Oberlehrer auch diskutieren, er begreift's ja eh nicht. Ignorieren, und weiter geht's! Gott sei Dank sind solche Pfeifen eine extreme Minderheit.

Am Sonntag wurde es dann noch wärmer. Eigentlich wollte ich ja keine Berge fahren. Doch weil mein tschechischer Sportfreund und ich uns in Bad Gottleuba zwischen seinem und meinem Wohnort verabredet hatten, fuhren wir wieder ins Osterzgebirge. Zwar war ich vom Vortag gar nicht so übermäßig konditionell angeschlagen, aber dafür nahm ich diesmal gleich von Beginn etwas Druck aus den Pedalen. Ausdauer ist mir wichtiger als Tempo. Jedesmal bewundere ich aber Lád'a, weil er trotz meines langsamen Bergauffahrens mich oft sogar bei längeren Anstiegen geduldig begleitet. Einer, der nur auf die eigene hohe Durchschnittsgeschwindigkeit erpicht ist, würde nicht herunterschalten.

Unweit von Breitenau (Aufnahmeort)
Die Fahrt über die Höhen des Osterzgebirges rund um Breitenau, Liebenau und später Falkenhain wurde zu einem wahren Herbstfest. Nicht nur der weite, offene Blick über die Berge mit ihren buntbelaubten Wäldern sowie die abgeernteten Felder ganz in herbstlicher Atmosphäre feierten den Abschied vom Sommer. Auch an den für das Erzgebirge typischen Vogelbeerbäumen (= Eberesche) leuchteten nun viele rote Beerenbüschel. Besonders empfehlen kann ich in diesem Gebiet die durchgängig asphaltierten Radwege rund um Liebenau, und zwar so, wie wir sie gestern gefahren sind (s. Track vom 13.10., km 22,1 - 35,1). Bis auf kurze Straßenabschnitte mit wenig Verkehr fährt man hier vollkommen autofrei mit großartigem Ausblick in die Umgebung. Aber auch den Radweg durch den Hochwald zwischen Falkenhain und Oberfrauendorf (s. Track vom 13.10., km 49,3 - 54,5) fahre ich immer wieder gern, und natürlich ebenso durch den Rabenauer Grund (s. Track vom 13.10., km 71,7 - 75,2). Da hatte ich mich jedoch schon lange von meinem Kameraden verabschiedet, der ab Hirschsprung über Altenberg und Zinnwald zurück nach Tschechien fuhr.

24°C zeigte gestern noch einmal das Thermometer! Obwohl ein kräftiger Südostwind blies, war es im Kurzarmtrikot immer noch sehr angenehm. Mein Patenkind, das gestern Geburtstag hatte, erzählt mir, daß es vor einigen Jahren an diesem Tag schon einmal geschneit hätte. Derzeit kann ich mir das gar nicht vorstellen. Doch die Kälte kommt ganz gewiß.

Die Zeit bis dahin will ich nutzen!

Track der Handbiketour vom 12.10.2019
Track der Handbiketour vom 13.10.2019

1 Kommentar :

Láďa hat gesagt…

👍 Yes, snow will come sometime. 😉