31. Juli 2022

Sinne auf Standby

Bevor es ab morgen spannend wird, habe ich an diesem Wochenende noch zwei Ausfahrten mit dem Handbike unternommen. Leider dienten sie letztlich eher der Statistik, doch zuhause sind meine Lieblingsorte derzeit sowieso nicht zugänglich. Es gilt nämlich inzwischen - u.a. aufgrund der katastrophalen Entwicklung des Brandgeschehens im Elbsandsteingebirge - ein Waldbetretungsverbot für den gesamten Landkreis und auch in der Böhmischen Schweiz.

Meine Anreise zum Wassersportzentrum des 1. WSVLS hatte ich bereits nach hinten auf den Sonnabend verschoben, denn es war Regen angekündigt. Der kam auch, nur eben nicht bis zu den Brandgebieten im Grenzgebiet. Ein paar Tropfen, das war's dann schon. Ich hingegen mußte in meinem Urlaubsquartier bis zum Nachmittag ausharren.

Ein paar Worte zu meiner Unterkunft: Das Wassersportzentrum verfügt über mehrere Zimmer, die extra für Gäste mit Handicap (Rollifahrer) eingerichtet sind. Der beinahe luxuriöse Sanitärraum mit Dusche und WC, der zu jeweils zwei Kojen (so heißen die Zimmer) mit vier Betten (2x2 Doppelstock) gehört, läßt dabei wirklich keine Wünsche offen.

Am ersten Tag des Wochendes startete ich schließlich zu meiner Handbiketour erst kurz nach 14.00 Uhr. Trotzdem wurden es bis 20.30 Uhr noch etliche Kilometer. Da es hier sehr flach ist, kam ich schnell voran und konnte deshalb meine Runde immer weiter ausbauen. Meine Suche nach interessanten Fotomotiven blieb allerdings vergeblich. Aber so wurde ich wenigstens nicht aufgehalten.

Sonntags peilte ich als Tagesziel zunächst Lübbenau an. Der Spreewald ist eine durchaus idyllische Landschaft - zumindest, wenn man ihn im (Paddel-)Boot erkundet. Auch für Radfahrer gibt es hier einige schöne Abschnitte. Ich tauschte auf der Fahrt nach Lübben wegen der Zeit zwar die meisten Radtrassen gegen langweilige Straßen ein, doch wenigstens bekam ich eine Ahnung davon. Abgesehen davon sah ich hier auch mehrere Male Storchenpaare in Nistplätzen auf Masten gleich neben der Straße. Das sah ganz nett aus, doch als ich mich endlich entschlossen hatte, Meister Adebar abzulichten, kam kein Nest mehr. Auch von dieser Tour kehrte ich also ohne ein einziges Bild zurück.

Die knapp 5 km lange Fahrt auf dem Radweg neben der offensichtlich kanalisierten, weil schnurgeraden Spree (s. Track vom 31.07., km 94,7 - 98,0) zeigte jedoch sehr deutlich, woran es gestern und heute mangelte: an Abwechslung. So viele wie mit einem Lineal gezogene und zugleich (zwischen 3 und 6 km!) lange Teilstücke mußte ich noch nie während einer Tour überstehen. Da triumphiert der Stumpfsinn. Zu Trainingszwecken mag das ja angehen, und auch, sofern man als Genießer relativ kurze Tagestouren fährt.

Für mich war das aber eine eher ungewohnte Herausforderung.

25. Juli 2022

Maximalspanne

Meine dritte Tour der 29. Kalenderwoche führte mich wieder einmal ganz nach oben. Nämlich auf den Kahleberg, welcher mit rund 905 m NHN die höchste Erhebung im deutschen Teil des Osterzgebirges darstellt. Damit ergibt sich eine bloße Höhendifferenz von ungefähr 770 m auf 28 km Luftlinie aus dem Elbtal bei Pirna. Das ist der größtmögliche Anstieg in meiner Heimatregion, den man sogar über das Müglitztal ganz ohne Unterbrechung durch Abfahrten an einem Stück überwinden kann. In diesem Fall verteilen sich die Höhenmeter auf etwa 46 km.

Endlich war ich wieder einmal geplant mit meinem tschechischen Kameraden unterwegs. Weil das Osterzgebirge quasi in der Mitte zwischen uns liegt - er wohnt unterhalb des Südabbruchs des Gebirges, ich im Elbtal nördlich der Höhenlagen - bot sich eine solche Tour geradezu an. Lád'a kam mir also auf der deutschen Seite entgegen, nicht ohne sich vorher schon mächtig am steilen Südhang des Osterzgebirges ins Zeug gelegt zu haben. Die Auffahrt von Kulm (Chlumec) ist nicht zu unterschätzen!

Auch die 15%-Rampe nach Breitenau (s. Track vom 24.07., km 24,2 - 25,8) will erstmal bewältigt werden, und dort mußte ich auch ran. Dafür hält sich der Kraftverkehr in Grenzen, außerdem gibt es etliche Kilometer schön ausgebaute Radwege. Den Ort Liebenau kann man beispielsweise auf einer 12 km langen Runde mit 140 Hm nahezu komplett auf bestens asphaltierten Radwegen umrunden. Das ist in jedem Fall ein besonderes Naturerlebnis in der ganz typischen Landschaft des Osterzgebirges mit herrlichen Ausblicken, aber auch interessanten Details am Wegesrand.

Für Lád'a und mich wurde es ab Bärenstein noch einmal spannend. Ich kannte den Radweg vom Ortsende nach Altenberg (s. Track vom 24.07., km 40,0 - 43,7) bereits von früheren Befahrungen, allerdings lagen diese schon eine Weile zurück. Leider hatte die Forsttrasse seitdem durch das rauhe Gebirgsklima arg gelitten, denn bis auf ein paar wenige asphaltierte Meter bei besonders steilen Abschnitten spielte sich der kraftraubende Anstieg auf einer Schotterpiste ab. Schrittgeschwindigkeit oder noch langsamer war deshalb das Tempo der Wahl, selbst wenn der Weg mal kurz abflachte. Darunter litt bei uns beiden schließlich die Begeisterung für die unberührte Natur um uns herum.

Auf dem Kahleberg (Aufnahmeort)
Ein Eis in Altenberg gönnten wir uns als Belohnung für die Mühe. Anschließend fuhren wir gemeinsam auf den Gipfel, den wir beiden sonst auch regelmäßig im Winter im Skitandem erklimmen. Die Sicht nach Norden war durchaus akzeptabel.

Kurz nach dem Fotohalt trennten sich unsere Weg an diesem Tag. Ich hatte nun genug von den Bergen und suchte mir eines der dünnsten Bretter - also eine Strecke ohne erwähnenswerte Gegenanstiege - für meinen Heimweg. Erstaunlicherweise herrschte kurz vor 14.00 Uhr sogar relativ wenig Verkehr auf der Bundesstraße B170 nach Dippoldiswalde. Doch es wurde auch immer wärmer: von angenehmen 24°C und leichtem, kühlenden Wind in den Bergen bis knapp 30°C während meiner kurzen Rast am Abzweig nach Reinholdshain. 

Weitere 1,5 Stunden später war ich wieder zuhause.

24. Juli 2022

Fließender Übergang

Bevor ich heute zur dritten Tour in Folge starte, schnell noch eine kurze Zusammenfassung des ersten Teils meiner sportlichen Wochenendaktivitäten. Denn die begannen bereits am Freitag nach Dienstschluß.

An diesem Tag war es wieder einmal überdurchschnittlich warm, doch erstaunlicherweise kam ich gut damit zurecht. Wahrscheinlich lag es daran, daß ich nach einer körperlich eher passiven Arbeitswoche gut ausgeruht war. Auch hatte ich mir eine Strecke ohne steile Anstiege zusammengestellt.

Die Quelle der Großen Röder
(Aufnahmeort)
Weil es trotz der Hitze gut rollte, folgte ich nun endlich auch mal dem Wegweiser, der von der Straße nach Luchsenburg auf die Röderquelle in 500 m hinwies (s. Track vom 22.07., km 51,2 - 51,7). Den Wanderweg konnte man bei dieser Trockenheit einigermaßen gut befahren, wenngleich auf den letzten 30 m nur noch ein schmaler Pfad zur Quelle führte. Dort sah ich erst gar nichts, so zugewachsen war der Wassertümpel. Beinahe wäre ich sogar mit meinem Handbike hineingerutscht. Trotzdem: für sich allein genommen (d.h. ohne den gerodeten Fichtenforst davor), umgab den Ort etwas Besonderes. - Fehlte nur noch die Quellnymphe.

Gegen Ende der Tour wurde es dann etwas mühsamer, auch stieg nun mein Flüssigkeitsbedarf drastisch an. Letzten Endes war es ja nur noch ein Aneinanderreihen von viel befahrenen Abschnitten im näheren Umkreis von Pirna. Da kam nichts neues mehr hinzu. Zu fortgeschrittener Abendbrotzeit erreichte ich endlich wieder mein Zuhause.

Für den Sonnabend hatte ich mir nur eine lockere Runde vorgenommen. In Richtung Westen nördlich der Elbe findet sich dafür das geeignete Gelände. Besonders gern fahre ich immer durch das Moritzburger Teichgebiet, auch weil hier neben dem kühlenden Wasser das viele Grün gut vor direkter Sonneneinstrahlung schützt.

Die Sonne versteckte sich gestern jedoch fast den ganzen Tag hinter Wolken. Ich vermißte sie überhaupt nicht, denn dadurch blieben die Temperaturen sommerlich moderat. Außerdem wehte ein angenehm frisches Lüftchen. Alles zusammen ergab das durchaus ein Wohlfühlklima, bei dem man endlich mal nicht ganz so mit Schweißausbrüchen kämpfen mußte.

Nach der Überquerung der Elbe lauerte dafür bald die steilste Rampe des Wochenendes auf mich. Ich kannte die Verbindung bisher nur von einer einzigen Abfahrt - nun staunte ich nicht schlecht, als auf dem Hinweisschild des Radwegs von Constappel nach Weistropp (s. Track vom 23.07., km 63,6 - 64,1) eine durchschnittliche Steigung von 13,5% mit Steigungsspitzen von 17,5% angegeben wurde. So heftig ging es dann tatsächlich bergauf. Angesichts der Wärme machte ich mir aber keinen Streß und bewältigte den Berg schließlich mit mehreren Zwischenstops. Die Aussicht vom Ende des Steilstücks über das Elbtal bei Coswig war übrigens wirklich schön.

Anschließend zickelzackelte ich mich bis Freital, und ab dort folgten noch einmal drei längere Anstiege bis zum Ziel. Allerdings hielten diese keine größeren Steigungsprozente bereit, sondern erforderten nur etwas Ausdauer. Mein Hauptaugenmerk lag hierbei vor allem darauf, bis zum Ende mein angepeiltes Geschwindigkeitssoll zu halten.

Das habe ich geschafft.

Track der Handbiketour vom 22.07.2022
Track der Handbiketour vom 23.07.2022

18. Juli 2022

Zack, zack!

Für das Wochenende hatte ich mir vorgenommen, das Mindestsoll von 1000 km für den Monat Juli zu erreichen. Weil ich mir nach der langen Tour vom Freitag am nächsten Tag eine Auszeit gönnte, sollte es nun der Sonntag richten. Das dazu passende Wetter gab es bereits ab dem frühen Morgen.

Zunächst einrollen bis kurz hinter Stolpen, dann der erste kräftige Anstieg aus dem Polenztal vor Cunnersdorf. Dort benötigte ich zwar einen kurzen Zwischenstop nach den ersten Metern (s. Track vom 17.07., km 24,9 - 27,0), aber das lag eher an einer mentalen Blockade. Denn danach hatte ich mich auf die vielen kürzeren und längeren Anstiege, die nun folgten, eingestellt. Im Klettermodus fahre ich nicht auf Tempo, sondern auf Ausdauer. Die dadurch verlorene Zeit hole ich meistens später wieder auf.

In Nieder Einsiedel (Dolní Poustevna) wählte ich diesmal die Direktverbindung nach Wölmsdorf (Vilémov) über die Berge. Das ist zwar die Hauptstraße für die Einkaufstouristen, aber kurz nach 9.00 Uhr hielt sich der Kraftverkehr noch in Grenzen. Insgesamt rollte es selbst bei den langen Anstiegen ganz gut, was nicht nur am Rückenwind lag.

Leider machte sich nach den ersten Abfahrten wieder meine Bremse mit immer lauter werdenden Kratzgeräuschen bemerkbar - immer ein Zeichen dafür, daß die Beläge getauscht werden müssen. Für den Rest meiner Tour vermied ich also weitestgehend das Bremsen mit meiner Scheibenbremse und setzte aushilfsweise immer mal wieder meine Feststell-Felgenbremse ein. Dadurch konnte ich mich zwar nicht mehr volle Kanne die Berge hinunterstürzen, doch kamen zum Glück nur noch wenige bremsintensive Abschnitte. Auf einigen Steilstücken mußte ich trotzdem die Hydraulikbremse nutzen.

Die Kapelle am Ortseingang von
Schnauhübel (Aufnahmeort)
Fast schon am Umkehrpunkt Schönlinde (Krásná Lípa), bog ich gestern endlich auch mal nach Schnauhübel (Sněžná) ab. Mir war in Erinnerung, daß es dort ein sehenswertes Jagdschloß gibt. Das stimmte aber nicht, ich muß da wohl etwas verwechselt haben. Jedenfalls hätte ich mir den Abstecher auch sparen können. Ein schönes Bildmotiv lieferte an der Zufahrtsstraße immerhin die Kapelle der Heiligen Dreifaltigkeit unter einer mächtigen alten Linde.

Es kamen schließlich noch eine ganze Menge Berge und Höhenmeter zusammen. Bei der Auswertung der Tour am Ende des Tages staunte ich nicht schlecht über die ganzen Zacken im Streckenprofil. Daß es so oft bergauf und bergab ging, hatte ich nicht erwartet. Dabei war der letzte größere Berg auf meinem Umweg über Cunnersdorf noch gar nicht inbegriffen. Den fuhr ich am Ende nur zum Kilometersammeln und wegen der schönen Straße.

Zuhause wechselte ich dann gleich nach meiner Ankunft die Bremsbeläge und pumpte die Reifen wieder auf 7,5 bar auf, ehe ich mich meiner eigenen Körperpflege und der Tour-Auswertung widmete.

Ein guter Reiter kümmert sich zuerst um sein Pferd!

16. Juli 2022

Anmaßung

Erst vor wenigen Wochen besorgte ich mir vom persönlichen Bekleidungs-Ausstatter Trikotexpress Ersatz für meine verschlissenen Radsachen. Der Online-Händler aus meiner Region hat in Pirna einen Laden, wo man Retouren, Einzelstücke und qualitätsgeminderte Ware kaufen kann. - Genau das Richtige also für jemanden wie mich, der einen hohen Verschleiß an Kleidung hat und daher nicht immer alles vom Feinsten benötigt.

Held der Welt 😁
Diesmal gab's auch ein Weltmeister-Trikot zu unschlagbar günstigen 15,-EUR, sodaß ich mich über meine Skrupel hinwegsetzte. Denn natürlich habe ich keine(n) UCI-Weltmeistertitel im Radsport errungen und werde es auch nie. Allerdings kann man eine solche Auszeichnung auch durchaus etwas weiter fassen. Mit meinen Touren hebe ich mich inzwischen nämlich von den meisten anderen Handbikern - inkl. der Wettkampfathleten - ab. Das für sie Außergewöhnliche ist quasi mein Standard, die eigenen Spitzenaktionen bleiben hingegen von ihnen oft unerreichbar. Insofern muß ich mich trotz dieser Anmaßung durchaus nicht verstecken.

Gestern war wieder mal so eine Unternehmung der Sonderkategorie. Da bin zunächst zum Osterzgebirgskamm hinaufgeklettert, um kurz nach der tschechisch-deutschen Grenze dem Flußlauf der Flöha zu folgen. Im Tschechischen heiß sie Flájský potok und entspringt dort wenige Kilometer jenseits der Grenze in einem Gebiet, welches ich oft und gern im Handbike oder auf Skiern durchstreife. Rund 60 km bis zur Stadt Flöha begleitete ich nun mal mehr, mal weniger nahe den Fluß, bevor ich mich dann nach einer kurzen Episode entlang der Zschopau ab Frankenberg über Nossen, das Triebischtal bis Meißen und danach auf dem Elberadweg wieder heimwärts wandte.

Das durchfahrene Flöhatal kannte ich größtenteils überhaupt noch nicht. Umso mehr freute ich mich, als ich entdeckte, daß es hier wirklich schöne und romantische Abschnitte gibt, die ich gar nicht in dieser Gegend vermutet hätte. Die mittlerweile größtenteils für den Kraftverkehr gesperrte (ehemalige) Flöhatalstraße zwischen Rauenstein mit seiner pittoresken Burg (welche man übrigens mittels eines Tunnels unterquert) taugt unbedingt zum Geheimtip (s. Track vom 15.07., km 98,0- 110,0), doch auch davor und danach kommen weitere nette Passagen.

Auch wenn es auf dem Streckenprofil nicht danach aussieht: das Teilstück der Tour von den Höhen des Osterzgebirges bis nach Nossen hielt neben dem größeren Berg von Pockau nach Lengefeld noch etliche kleinere, teils giftige Anstiege bereit. Zwar hatte ich bis zum Scheitelpunkt bereits 1200 Hm gesammelt, doch vor der Abfahrt durch das Triebischtal standen dann auch schon insgesamt 2100 Hm auf dem Navi. Diesen Teil der Strecke hatte ich tatsächlich etwas unterschätzt.

Und so war es auch klar, daß ich zum Schluß in die Dunkelheit kommen würde. In einem Anflug von Größenwahn ließ ich am Morgen meine Stirnlampe zuhause liegen - nun bereute ich es. Wenigstens machte mich das (Tages-)Rücklicht von hinten sichtbar. Die letzten knapp 20 Kilometer  auf dem Elberadweg bis Pirna mußte ich jedoch quasi im Blindflug überstehen. Meine allergrößte Sorge galt dabei möglichen Glasscherben, die irgendwelche Idioten dort hinterlassen haben könnten. Eine Reifenpanne zu dieser Tageszeit und ganz ohne Licht wäre eine Katastrophe gewesen. Abgesehen davon ärgere ich mich selbst immer über diese unverantwortlichen Zweiradfahrer, die im Dunkeln ohne Licht fahren. Nun war ich einer von ihnen.

Das sollte unbedingt eine Ausnahme bleiben - nächstes Mal bin ich schlauer!

12. Juli 2022

Stück für Stück

Mit Wasser hatte ich am Sonntag auch zu tun, allerdings eher ungewollt. Denn die ersten beiden größeren Zwischenstops auf meiner Handbiketour erzwang der Regen. Dabei wollte ich doch eine längere Tour fahren! Leider schätzte ich morgens den Zug der Niederschlagsgebiete auf der Wetterapp falsch ein. Statt - wie vermutet - im Norden, wurde es südlich der Elbe bei meiner Fahrt durch's Erzgebirgsvorland ziemlich ungemütlich. Insgesamt habe ich wohl bereits vor dem Mittag insgesamt mehr als eine Stunde unter dem schützenden Dach zweier Buswartehäuschen verbracht, sodaß der Vorteil des frühen Starts hinfällig wurde.

Als ich mich bei konstant kräftigem Gegenwind endlich bis in den Tharandter Wald durchgekämpft hatte, machte der Schlauch meines rechten Hinterrades schlapp. Bei der Suche nach der Ursache fand ich einmal mehr einen eingefahrenen Glassplitter. Der war jedoch letzlich (noch) gar nicht für das Loch verantwortlich, sondern ein Pflanzendorn an einer anderen Stelle. Gut, daß ich auf den Glassplitter trotzdem aufmerksam geworden bin - sonst hätte es bald eine weitere Panne gegeben!

Insgesamt war das Wetter an diesem Tourentag nicht so der Bringer, und es gehörte schon ein wenig Leidensfähigkeit dazu, um nicht gleich auf dem Elberadweg nach Pirna zurückzukehren. Trotz dichter Wolkendecke und unterdurchschnittlicher Temperaturen schaffte ich es aber bis Moritz- und Radeburg, bevor ich über Ottendorf-Okrilla sowie Radeberg mein Zuhause ansteuerte. Da hatte ich schon längst meinen ursprünglichen Plan, nach Neustadt / Sachsen zu fahren, ad acta gelegt. Bei solchem Wetter und mit diesem Zeitverzug wollte ich mir das nicht mehr antun.

Nahe des Touristengrenzüberganges Langburkersdorf
(Aufnahmeort)
So jedoch ergab sich beinahe von selbst der Plan für den nächsten Tourentag. Zunächst rollte ich mich auf dem Elberadweg in Richtung Dresden ein, kletterte über die Grundstraße ins nördliche Hinterland und erreichte nach reichlich 27 km den Punkt, an dem ich vor wenigen Stunden schon einmal war. Diesmal lieferte mir der kräftige Nordwestwind zusätzlichen Vortrieb, weswegen ich trotz des relativ späten Starts und eines Abstechers zu einem Freund schon kurz vor Eins am Touristengrenzübergang Langburkersdorf ankam. Die folgenden 2,5 km Schotterpiste bis Lobendau (Lobendava) fraßen den Vorsprung jedoch komplett auf, weil ich mich dort auf extrem pannenträchtiger Piste bei teilweise noch nicht einmal Schrittempo abwärts tasten mußte. Trotz allem ist der holperige Wirtschaftsweg nämlich die beste Verbindung an dieser Stelle ins Nachbarland.

Wenigstens konnte ich den Geschwindigkeitsschnitt bis zum Ende des letzten Anstiegs vor der langen Abfahrt durch's Kirnitzschtal einigermaßen halten. Einst waren hier alle Hänge stark bewaldet, doch vom einstigen Naturjuwel ist inzwischen nur im unteren Teil etwas übriggeblieben. Trotzdem liebe ich diese Strecke - wegen der vielen Kurven auf leicht abfallender Straße, wegen der Straßenbahnfahrer der Kirnitzschtalbahn, mit den ich mich immer grüße, und - ja - selbst wegen dessen, was Borkenkäfer und Nationalparkverwaltung von der Landschaft noch übriggelassen haben. Bis Bad Schandau fuhr ich einen respektablen Vorsprung heraus, deshalb kümmerte ich mich nun um die vernachlässigte Höhenmeterbilanz. Die Steilrampe aus Prossen (s. Track vom 11.07., km 105,1 - 107,7 ) ist im unteren Teil ein ziemlicher Scharfrichter. Zum Glück ließ sich ein erhebliches Stück der buckeligen Sandsteinpflasterstraße mit einer Serpentine durch eine Feriensiedlung umfahren. Ansonsten zählt als größter Vorteil dieser Variante im Vergleich zum klassischen Anstieg über Porschdorf, daß er prinzipiell kraftverkehrsfrei ist.

Nach einer langen Schwatzrunde bei einer guten Bekannten in Posta sammelte ich schließlich während einer Ehrenrunde die finalen Höhenmeter. Erst dann war ich's zufrieden. Für größere Ausfahrten bleiben noch ein paar Tage.

Die Pläne dazu sind schon geschmiedet.

9. Juli 2022

Evolution im Rückwärtsgang

Das Leben entstand auf der Erde im Wasser und eroberte erst danach das Land. Für mich lief das an den beiden vergangenen Tagen andersherum. Denn das nasse Element ist die einzige mir verbliebene Umgebung, in der ich mich ganz ohne Hilfsmittel fortbewegen kann.

Weil die Planung für den Sonnabend schon seit längerer Zeit feststand, verlegte ich meine sonst übliche erste Wochenendrunde mit dem Handbike auf den Freitag. Da konnte ich zwar erst nach der Arbeit gegen 12.20 Uhr starten, aber noch ist es ja lange hell. Doch als Sonnenverwöhnter der ersten Tage im Juli mußte ich mich zunächst auf dichte Bewölkung und Maximaltemperaturen von 19°C motivationsmäßig umstellen.

Immerhin hatten diese Bedingungen auch ihr Gutes, selbst wenn es öfters mal so aussah, als ob es gleich regnen würde. Von richtigen Schweißausbrüchen blieb ich nämlich auch bei steileren Bergauf-Passagen verschont. Da ich flott unterwegs war, erweiterte ich nicht nur Stück um Stück meine Strecke, sondern packte spontan weitere Auffahrten dazu. Für die Rampe aus dem Müglitztal entschied ich mich zuletzt erst wenige hundert Meter vorher. Inzwischen laufen viele meiner Freitagstouren unter dem Begriff "Nachmittagsvergnügen", zumal ich (über die Woche) noch körperlich gut ausgeruht bin. Sofern das Wetter paßt, hält mich da (fast) nichts auf.

Gemeinsam vor dem Start in Rathen (Aufnahmeort)
Heute nun ging ich baden - wieder einmal im eigentlichen Wortsinn. Ich hatte mich mit Christiane zum Elbeschwimmen der DLRG verabredet, erfreulicherweise stieß dann aber auch noch Carsten zu uns. Zu dritt sind wir auch im Winter ein klasse Team.

Von Christiane bekam ich diesmal ihre aufblasbare Schwimmboje, in welcher ich sogar das Handy (zur Aufzeichnung der Strecke) wasserdicht deponieren konnte. Allerdings hatte ich die Schwimmleine nicht ausreichend bei mir festgezurrt, sodaß mir der Bauchgurt durch meine Bewegung nach ca. 2,5 km schließlich vom Körper rutschte und mein Begleiter Carsten die Boje für den Rest der Strecke übernahm. Christiane war da wahrscheinlich schon am Ziel, doch Carsten begleitete mich - wie zuvor abgesprochen - bis zum Schluß.

Am Ende wurde es noch einmal ein bißchen hektisch. Obwohl und Christiane schon rund zweihundert Meter vor dem Ziel abfing, schätzte ich die Stärke der Strömung nicht richtig ein. Immer noch zu weit weg vom Ufer, zog mich schließlich Christiane mit kräftigen Schwimmstößen zur Landungsstelle, doch rutschten meine Hände von ihren Schultern, wo ich mich festhielt. Ein weiterer Helfer klärte schließlich die Situation und verhinderte, daß ich zu weit vom Zielbereich abgetrieben wurde. Da hatte aber Christiane alles schon wieder im Griff.

Abschließend wurde ich in meinen bereitgestellten Rolli verfrachtet und rückwärts à la Sackkarre in rollstuhltaugliches Gelände hinaufgezogen. Im Freibad Wehlen konnte ich mich dann auf der Rollitoilette abtrocknen und umziehen, was allerdings eine ziemliche Aktion und nichts für sensible Haut war. Mit der S-Bahn endete der Ausflug so, wie er begonnen hatte.

Danke, liebe Freunde für diese tolle Aktion! 

5. Juli 2022

Natur am Limit

Zu Wochenbeginn war ich wieder mit dem Handbike auf Achse. Nach dem entspannten Sonntag kam es mir dabei sehr gelegen, daß es nicht so heiß werden sollte. Am Vormittag zogen sogar ein paar Wolken durch, was das Bergefahren selbst wesentlich angenehmer gestaltete.

Also fuhr ich schließlich bis zum Fußgängergrenzübergang Eulenthor (s. Track vom 04.07., km 27,1), allerdings diesmal seit längerer Zeit mal wieder durch das Bielatal sowie das Tal der Dürren Biela. Diese Piste - heutzutage läuft das unter dem Begriff "Gravel" - ist zuletzt sehr anspruchsvoll (s. Track vom 04.07., km 25,8 - 26,4), da man mit dem Handbike während des steilen Schlußanstiegs auf relativ grobem Schotter nahe an die Traktionsgrenze des Vorderrades kommt. Der Ausblick auf die Felsen entlang des Wegesrands ist dafür umso beeindruckender, zumal hier ebenfalls viele Bäume dem Borkenkäfer und deswegen danach der Säge zum Opfer gefallen sind.

Der zweite Abschnitt hinunter ins Elbtal nach Tetschen (Děčín) und weiter bis Herrnskretschen (Hřensko) lag relativ schnell hinter mir. Dann begann der Aufstieg, der mich in den zentralen Teil der Elbsandstein-Nationalparke auf tschechischer und deutscher Seite brachte. Die Straße nach Rainwiese (Mezní Louka) läßt sich dabei hinsichtlich ihres Charakters und der Steigung immer sehr angenehm fahren. Auch der erste, asphaltierte Teil der Böhmerstraße (Česká silnice) ab Hohenleipa (Vysoká Lípa) bis zum Abzweig des Nassen Grundes (Mokrý důl) ist sehr schön (s. Track vom 04.07., km 65,2 - 68,6), die anschließenden rund 3,5 km auf häßlichem Schotter bis zur Grenze umso weniger.

Trostloser Anblick im Tal der Böhmerstraße
(Aufnahmeort)
Dazu kam, daß hier inzwischen der Charakter der Landschaft ein völlig anderer ist. Auch diesem Teil des Gebirges wurde nämlich der Borkenkäfer zum Verhängnis, nur daß die Verantwortlichen getreu des Nationalpark-Mottos ("Natur Natur sein lassen") meinten, alles würde sich über die Selbstheilungskräfte der Natur regeln. Die Folgen der Kalamität sind nun noch gravierender, weil man letztlich gar nicht umhinkam, doch noch forstwirtschaftlich einzugreifen. Meiner Meinung nach funktioniert ein Nationalpark auf so kleiner und außerdem zergliederter Fläche schon deshalb nicht, weil sich die natürlichen Prozesse gar nicht im erforderlichen Unfang entfalten können. Das einstmals dicht bewaldete und felsige Tal ist nun großflächig kahlgeschlagen und damit ungeschützt der Sonneneinstrahlung ausgesetzt. So machte es auf mich jedenfalls einen trostlosen und verdorrten Eindruck. Baumleichen überall, das einst saftige Grün der moosbewachsenen Felsen verbrannt, und selbst der Waldboden kahl und erosionsanfällig. - Auf den Schlachtfeldern an der Somme und bei Verdun sah es im Ersten Weltkrieg genauso aus.

Irgendwann, so hoffe ich, geht es der geschundenen Natur hier wieder besser - vielleicht auch erst, wenn die entsprechenden Lehren aus diesem Scheitern gezogen wurden. Leider hat in unserer Gesellschaft gegenwärtig das Wunschdenken Vorrang gegenüber dem Realitätssinn, doch wenigstens ich bleibe meinen Grundsätzen treu. Deshalb wählte ich für den Heimweg auch nicht den bequemsten Weg.

Der Kuchen, den ich am Ziel in der Physiotherapie spendiert bekam, schmeckte mir danach noch viel besser.

3. Juli 2022

Fliegen und fliegen lassen

Gerade eben bin ich vom Fliegen zurückgekommen. Mit Lád'a und seiner Familie habe ich endlich in Klíny die Zipline testen können, denn meinem tschechischer Kamerad war es nach dem vergeblichen Versuch im vergangenen Jahr endlich gelungen, noch freie Tickets für diese Seilrutsche am Sonntag zu reservieren. Mit ca. 38,-EUR pro Erwachsenen ist das zwar kein ganz billiges Vergnügen, doch Lád'a bekam wegen seiner Beteiligung am Fundraising-Projekt wohl günstigere Konditionen.

Ankunft an der Talstation (Aufnahmeort)
Ich benötigte an den einzelne Stationen immer ausgiebige Unterstützung. Zwei Helfer sind sinnvoll, wozu jeweils die eine Person pro Station gern bereit ist. Nur wenn ausschließlich Frauen dort sind, wird es schwierig. Zunächst "fliegt" man nämlich vom Startturm (nur über eine Treppe erreichbar - unten Drehkreuz) am Drahtseil auf die andere Talseite zur Zwischenstation, ab da noch einmal quer über das Tal zurück, aber schon niedriger zur untersten Station, von wo man ca. 40 m zur Seilbahn getragen werden muß, welche einen schließlich wieder zum Startpunkt bringt.

Vor allem die erste und längste Fahrt ließ mein Herz schneller schlagen. Es ist schon eine ganze Weile her, daß ich ähnliche Tiefblicke beim Klettern erlebt habe. Hier kam noch die einfach sagenhafte Aussicht nach Süden ins Böhmische Becken sowie die angrenzenden Vulkanberge hinzu, die diese Aktion bei solch herrlichem Wetter mit guter Sicht umso eindrucksvoller machten.

Auf der Flugmodellschau, rechts Isabelka (Aufnahmeort)
Am Vortag hingegen besuchte ich eine Flugschau mit wirklich großen Modellflugzeugen, darunter sogar richtigen Düsenjets. Das war ursprünglich gar nicht geplant, doch als ich gerade zum See Milada unterwegs war, schloß mein Kamerad Lád'a mit Gravelbike und Kinderanhänger zu mir auf. Er war gerade mit seiner Enkelin Isabelka zu eben jener Veranstaltung unterwegs, und man könnte meinen, daß wir uns zufällig trafen. Ich glaube allerdings immer weniger, daß es überhaupt Zufälle gibt - dafür sind mir einfach schon zuviele dieser unvorhergesehenen Dinge passiert.

Jedenfalls schloß ich mich ihm nun an und brauchte es nicht zu bereuen. Denn die Vorführungen der Modellsportler waren teilweise echt atemberaubend. Bei einigen Dutzend Metern Abstand konnte man einige der originalgetreu in kleinerem Maßstab nachgebauten Flugzeuge wirklich nicht mehr von ihren  größeren Vorbildern unterscheiden. Ich möchte nicht wissen, was da mancher Enthusiast in seine Maschine finanziell investiert hat - und da rede ich noch nicht mal von der Arbeitszeit.

Danach begleitete mich mein Sportfreund mit seiner Enkelin noch weitere rund 20 km, bis wir uns in Türmitz (Trmice) schließlich trennten. Die schöne und teilweise neu ausgebaute Verbindung entlang des Flüßchens Biela (Bílina) kannte ich noch nicht (s. Track vom 02.07., km 71,9 - 85,6).

Ab Aussig (Ústí nad Labem) rollte ich dann nur noch im Elbtal bis kurz vor Pirna. Meist auf dem Elberadweg, doch hin und wieder unterbrochen durch Abschnitte auf der Straße. Nicht weil ich mußte, sondern weil ich manchmal auch dort ganz gerne fahre. Am Ende packte ich den Anstieg nach Struppen drauf. Ich benötigte für die Abrechnung als 100-Meilen-Tour noch zwei Kilometer mehr, und die etwas mehr als 100 Hm paßten mir auch ganz gut. Ein solcher Schlußakkord ist immer gut für's mentale Training.

Mir fällt dabei immer der Spruch ein, den Daria als quasi für den internationalen Wettkampfsport professionell vorbereitete Jugendliche von ihrem Trainer mitbekommen hat. Er beeindruckt mich ob seiner Kompromißlosigkeit, hat jedoch überhaupt nichts mit Masochismus zu tun. (Ich glaube, das begreifen "normale" Menschen wohl nicht.) "Du mußt den Schmerz zu Deinem Freund machen (, dann kannst Du alles erreichen)!"

Bisher brauchte ich aber noch nicht so weit gehen ...

1. Juli 2022

Monatsletzte

Am letzten Tag des Monats Juni lud das Wetter nicht unbedingt zum Radfahren ein, denn bereits in der Wohnung drückte die feuchtwarme Luft. Ein Bad ohne Wasser war also vorprogrammiert. 

Einfach so kneifen wollte ich aber auch nicht, daher entschied ich mich für das Minimalprogramm. In meinem Fall hieß das: knapp über 100 km Streckenlänge und weniger Höhenmeter als sonst. Daß es am Ende nur knapp über 800 Hm waren, störte mich nur marginal. Denn nach den vorangegangenen flachen Touren in Südbrandenburg und Nordsachsen erwies sich das langsame Umschwenken auf wieder anspruchsvolleres Terrain als gar nicht so schlecht.

Diesmal vermied ich nicht nur steilere und längere Anstiege, sondern benutzte meist auch Radtrassen bzw. verkehrsruhige Nebenstraßen. So gesehen, ist diese Rundtour auch durchaus empfehlenswert für andere Radler, denn zum Schluß kann man in Dresden auch noch über das Blaue Wunder fahren und auf dem Elberadweg nach Pirna zurückkehren.

Nach dem späten Start - ich wechselte zuvor noch den Vorderreifen meines Handbikes - kam ich 15.30 Uhr wieder zuhause an. Dort wartete schon die Badewanne auf mich.

Dieses Wasser auf der Haut war wesentlich angenehmer.