30. Januar 2022

Doppeltes Handicap

Es wäre mal wieder Zeit für ein paar Kilometer im Handbike, aber das Wetter spielt nicht mit. Heute Sturm, und gestern naßkalt mit Regen. Glücklicherweise hatte sich Kerstin auf meine Anfrage hin gemeldet, sodaß wir uns am Sonnabend morgens für eine gemeinsame Skitour trafen.

Wiederum schlug meine Gespannführerin an diesem Tag einen Startpunkt vor, den ich noch nicht kannte. Der Bahnhof in dem kleinen Grenzörtchen Moldau (Moldava) entpuppte sich dabei ebenfalls als perfekter Loipeneinstiegspunkt. 

Der Start war allerdings etwas holprig. Aufgrund eines Mißgeschicks brach noch vor dem Losfahren einer von Kerstin's Skistöcken kurz unterhalb des Handgriffes.  Deshalb mußte sie die ersten 7,5 km bis zur Berghütte Mikuláška neben der Wittichbaude (Horská chata Vitiška) erstmal mit einer kurzen Schiebehilfe überstehen, was sich natürlich unmittelbar auf unser Vorwärtskommen auswirkte. Mithilfe einer netten tschechischen Skifahrerin und Holzweigen "schiente" dort Kerstin den gebrochenen Skistock so gut, daß er schließlich bis zum Ende der Tour durchhielt. Damit war also im weiteren Verlauf eine fast normale Skitour möglich.

Winterromantik am Waldesrand (Aufnahmeort)
Für mich gab es gestern dank Kerstin etliche neue Skitourenkilometer in mir teilweise noch völlig unbekanntem Gelände. Ich bin bisher wirklich viel zu sehr auf die mir vertrauten Skigebiete und Pisten fixiert gewesen. Dabei kenne ich noch nicht einmal einen Bruchteil der für mich bei guten Schnee- und Pistenbedingungen im Skitandem möglichen Strecken. Deshalb habe ich mir vorgenommen, mit solch versierten Begleiterinnen wie Kerstin und Christiane - oder auch Lád'a - viel öfter mal Neuland zu erkunden. Das ist spannend und macht (meistens) Spaß.

Unser Glück wollten wir allerdings am Sonnabend nicht zu sehr herausfordern, auch erwartete Kerstin noch ein Kulturabend. So erreichten wir bereits 13.30 Uhr wieder das Auto. Das wirklich anspruchsvolle Gelände im dortigen Grenzzipfel (steile Abfahrten bzw. Anstiege auf engen und kurvigen Pisten) hebe ich mir für später auf.

Der Winter ist noch nicht vorbei!

24. Januar 2022

Dem Namen die Ehre

Was für eine Skilanglaufwoche! Nach der Polarsturm-Tour über 45 km vom Montag kamen am vergangenen Wochenende zwei weitere Langstrecken hinzu. Mit Kerstin als Gespannführerin waren es sonnabends 34 km, und Christiane "schleifte" mich den anderen Tag knapp 42 km hinter sich her. Gestern stellte ich mit den insgesamt während dieser Ausfahrt erreichten 723 Hm auch einen weiteren Rekord für die Statistik auf, genauso wie die 121 km Tourenlänge beim Skilanglauf für die gesamte Woche. Das Wort "SkiLANGlauf" erhält dadurch die ursprüngliche Bedeutung zurück.

Aber natürlich herrschten auch an beiden Tagen fast perfekte Bedingungen. Sowohl das Wetter spielte mit, außerdem der Untergrund. An beiden Tagen fanden wir gute Schneeverhältnisse und frisch präparierte Loipen vor, was sich deutlich auf den Krafteinsatz und das Vorwärtskommen auswirkte.

Denn Kerstin wollte ursprünglich nur eine kleinere Runde drehen. Darüber hinaus hatte sie auch die prima Idee, in Neustadt im Erzgebirge (Nové Město) zu starten. Der beinahe zufällig gefundene Parkplatz an der Straße zum Stürmer (Bouřňák) erwies sich als der perfekte Einstiegspunkt ins Schneevergnügen. Wo Christiane, Carsten und ich am Montag noch hart kämpfen mußten, kamen wir diesmal wesentlich entspannter voran. Mit Blick auf die Uhr, deren Stundenzeiger beinahe festgeklebt zu sein schienen, hängten wir nach und nach weitere Runden an unsere Tour, fuhren dabei auch (zwangsläufig) kürzere Abschnitte doppelt. Aber das war überhaupt nicht nervend, denn regelmäßig begleitete uns die Sonne auf dem Weg.

Mit Kerstin an der Talsperre Fleyh (Aufnahmeort)
Besonders begeisterten mich an diesem Tag die Fernblicke vom Aussichtspunkt am Kreuz unterhalb des Wolfsbergs (Vlčí hora, s. Track vom 22.01., km 8,0) nach Süden über das Böhmische Becken sowie durch die unbelaubten Bäume hindurch entlang des Erzgebirgskammes nach Osten bis zum Mückentürmchen (Komáří vížka, s. Track vom 22.01., km 22,3). Doch auch an der Talsperre Fleyh (Fláje) war es wunderschön. Das ausgedehnte Langlaufskiareal zwischen Holzhau und Langewiese (Dlouhá Louka) ist unbedingt eine Empfehlung, auch weil sich hier die vielen Leute - im Gegensatz zum Altenberg/Zinnwalder Revier aufgrund der Weitläufigkeit wesentlich besser verteilen. Dabei war am Sonnabend ganz schön viel los!

Am Sonntag hatten Christiane und ich uns für eine gemeinsame Tour im Skitandem verabredet. Noch abends zuvor erklärte mir meine Sportfreundin, ebenfalls nur eine kleine, entspannte Runde fahren zu wollen, weil sie sich wegen einer leichten Erkältung nicht ganz fit fühlte. Davon war dann aber am Folgetag nichts zu spüren!

Wir beabsichtigten, uns mit Carsten zu treffen, der mit seiner Frau und zwei Sportfreunden im Skilanglaufgebiet rund um den Kannelberg die Pisten unsicher machte. Ich hatte von diesem Gipfel vorher noch nie etwas gehört, obwohl er als einer der vierzehn 8000er des deutschen Osterzgebirges ausgewiesen ist. Sobald mir jedoch Christiane seine Lage erklärte, wußte ich, daß uns erneut ein größerer Ausflug bevorstand. Aber wir kamen auf den gleichfalls sehr gut präparierten Loipen zügig voran, selbst die längeren Abfahrten und Anstiege hielten uns nicht sonderlich auf. Die Sicherheit, mit der Christiane das Gespann auch in schwierigerem Gelände (vor allem steile Abfahrten) im Griff hatte, stimmte mich dabei beinahe euphorisch. Unglaublich, was im Schnee inzwischen so alles für mich möglich ist! So war es auch nicht verwunderlich, daß mir während des Hinwegs auf der Bahndammloipe (s. Track vom 23.01., km 11,6 - 14,9) schon wieder eine neue Idee für eine gemeinsame SkiLANGlauftour kam.

Unterhalb unseres Tagesziels stießen wir schließlich auf unsere Sportfreunde. Zwar hatten wir danach an diesem Tag nur ca. 800 m  gemeinsamen Weg, aber zumindest Carsten ist für weitere anspruchsvolle Wintersport-Abenteuer schon fest eingeplant. Anschließend fuhren Christiane und ich meist über die selbe Strecke wieder in Richtung Altenberg zurück, größere Experimente wollten wir uns wegen der fortgeschrittenen Tageszeit nicht mehr leisten. Immerhin schafften wir es so fast noch im Hellen bis zum Auto. Denn eine Stirnlampe hatte keiner von uns dabei.

Es sollte ja nur eine kurze Runde werden ...

18. Januar 2022

Ganz in Weiß

Die gestrige Aktion war die erste große Nummer des neuen Jahres. Als Christiane am Sonntagabend eine Skitour für den nächsten Tag vorschlug, einigten wir uns zwar auf das morgendliche Treffen. Aber da schlechtes Wetter angekündigt war, rechnete ich nicht ernsthaft damit. Immerhin bliesen wir dann morgens die geplante Tour ins Skigebiet um Fichtel- und Keilberg (Klínovec) ab und entschieden uns für eine Tour im Osterzgebirge. Kurz vor der Dämmerung sammelten wir noch Carsten auf.

Auf der Autofahrt zum Kamm ließ dann Christiane die Katze aus dem Sack: Gleich noch einmal zum Wieselstein (Loučná) zu fahren, um dort mithilfe von Carsten den abgebrochenen Gipfelsturm vom vergangenen Wochenende nachzuholen. Daß es oben stürmte und Schneegriesel gab, spielte bei der Planung keine Rolle ...

Allein, sich am Start aus dem kuschelig warmen Auto ins Freie zu begeben, kostete Überwindung - doch motivierten wir uns gegenseitig. Nicht nur das Wetter war für Skilanglauf eher unpassend, auch bremste der frische Schnee, der sich an den windgeschützten Stellen sammelte, so stark, wie bisher noch nie erlebt. Dazwischen kamen auch ein paar kurze vereiste Stellen, wo der Wind voll anlag bzw. den Neuschnee weggeblasen hatte. Wenn uns der Wald bzw. Bewuchs nicht gerade auf der Strecke schützte, wurde es echt grenzwertig. So, wie wir uns an den  längeren Passagen über die Wiesen am Lugstein nahe der deutsch-tschechischen Grenze und (noch mehr!) rund um Neustadt im Erzgebirge (Nové Město) abarbeiteten, stelle ich mir den "Kampf um den Südpol" vor.

Auf dem Bergrücken des Wieselsteins, im Hintergrund
der vereiste Felsen mit dem Gipfelkreuz (Aufnahmeort)
Dagegen kamen wir beim Aufstieg auf die Höhen des Wieselsteins viel besser klar, als gedacht. Carsten und Christiane hatten vor dem letzten Steilaufschwung - wo wir zu zweit vor acht Tagen vernünftigerweise kapitulierten - die Ski abgelegt und zogen mich an Seilschlingen bzw. dem Tandemgestänge hinauf. Ich drückte mit meinen Skistöcken ebenfalls, war doch aber mehr damit beschäftigt, mich auf der unebenen Fläche im Gleichgewicht zu halten. Sicht hatten wir oben keine, und ungemütlich war's obendrein. Aber der gemeinsame Sieg zählte. Der eigentliche Gipfel des höchsten Berges des Osterzgebirges ist leider innerhalb eines Wildgatters mit hohem Zaun, doch die Felsen am Rastpunkt sind auch sehr schön. Auf dem markantesten davon steht sogar ein Eisenkreuz. Bis dahin wagte sich noch Christiane, im vereisten Gelände und bei dem Wind eine durchaus schwierige Aufgabe.

Der Rückweg wurde keinen Deut leichter als der Anmarsch. Auch das zweite Paar Handschuhe war nun durchnäßt, desgleichen die übrige Kleidung - auch weil ich inzwischen schon mehrmals Bodenkontakt hatte. Im Wald zwischen Neustadt und der Wittichbaude (Horská chata Vitiška) lag nun auch ein umgestürzter kleinerer Baum über den Weg und erforderte ein Ausweichmanöver. Hier gab es noch knapp fünf Stunden zuvor kein Hindernis. Übrigens: dieses steile Teilstück haben wir während der Abfahrt auf dem Hinweg in der bereits getesteten Dreierkombi recht entspannt bewältigt: vorn Christiane am Gestänge mit Schneepflug, ich in der Mitte, und am Ende Carsten mit einem Seil zwischen sich und dem Langlaufschlitten als zweiter Schneepflug-Bremser hinter mir.

Ab der Wittichbaude zog es sich bei teils kräftigem Schneefall noch ganz schön hin, erst kurz vor fünf kamen wir endlich wieder am Auto an. Trotz aller Schinderei eine tolle Unternehmung! Wer bei diesen Bedingungen eine solche Strecke fährt, sollte doch wohl über ausreichend Reserven für noch längere Touren mit besserem Wetter und Untergrund verfügen!

So kommentiere ich jedenfalls meine Wunschliste.
 

16. Januar 2022

Druckentlastung

Heute keine Handbiketour, kein Skilanglauf. Am Morgen habe ich mich für eine Pause entschieden. Einfach mal nichts tun. Na ja, ganz so ist es dann doch nicht: "Schadens"dokumentation am Handbike sowie Bildbearbeitung, Mail an meinen tschechischen Kameraden, Blogartikel schreiben ... Aber der Körper bekommt die Ruhe, die er offensichtlich benötigt.

Denn schon während der vorangegangenen Ausfahrten im Handbike habe ich bei mir einen Leistungsabfall beobachtet. Keine Ahnung, woran das liegt - vielleicht ist es auch nur wegen des - gelinde gesagt - suboptimalen Wartungszustands meines Gefährts. Aber die Unterarme machen sich bemerkbar (sicher auch aufgrund des permanenten Fahrens mit Handschuhen), und die Herzfrequenz ist selbst bei moderater Belastung erst viel zu hoch, bis sie im weiteren Verlauf im niedrigen Bereich hängenbleibt. Damit geht es aber mit der Leistung steil bergab. Natürlich muß ich bei diesen Witterungsbedingungen einiges kompensieren, z.B. die Bewegungseinschränkungen durch die Kleidung, die Kälte, oft auch schlechtere Straßenverhältnisse usw. Aber ich kenne mich inzwischen viel zu gut, um zu bemerken, wenn es nicht rund läuft. Trotzdem bleibt es (mental) schwierig, sich dem (Leistungs-)Druck zu entziehen, den ich mir bereits zum Jahresbeginn aufbaue ... 

Abgebrochener Schalthebel (rot hervorgehoben)
Eine kleine Hilfestellung dazu gab es dennoch. Zum Treffen mit meinen Geschwistern unterhalb des Liliensteins startete ich etwas früher, um vorher noch eine kleinere Runde mit dem Handbike zu drehen. Nach rund 13 km lag der erste längere Anstieg schließlich hinter mir, sodaß ich endlich auf das große Kettenblatt schalten wollte. Doch meine Bewegung zum Schalthebel des Umwerfers führte ins Leere. (Ich schalte ohne hinzusehen, indem ich mit dem Finger nur den Hebel drücke.) Offensichtlich war er während der vorangegangenen Tour abgebrochen - ich erinnerte mich an ein leises "Klingeln", wahrscheinlich durch das Herabfallen des Hebels auf den Asphalt verursacht. Nur mit dem kleinen (38er) Kettenblatt zu fahren, funktionierte zwar auch, das ist jedoch keine Dauerlösung.

Vor dem Lilienstein (Aufnahmeort)
Punkt zehn erreichte ich dennoch pünktlich den vereinbarten Treffpunkt. Die Wanderung rund um den Lilienstein mit meinen Geschwistern und ihren Partner verlief recht entspannt. Diese Rundstrecke hatte ich vor einiger Zeit im Auftrag der Nationalparkverwaltung getestet, denn sie wollten daraus einen Wandervorschlag für Rollifahrer machen. Daher wußte ich auch, daß sie am besten mit einem geländegängigen Handbike - wie meines eines ist - bewältigt werden kann. Anschließend wärmten wir uns bei leckerem Kesselgulasch auf, bevor ich mich wieder mit Muskelkraft auf den verlängerten Heimweg begab.

Schon nach wenigen hundert Metern mußte ich kräftig klettern, dabei war die Ziegenrückenstraße sowie der Abschnitt der ehemaligen Rennstrecke ab der Hocksteinschänke mit 170 Hm auf 5 km wirklich eine unmißverständliche Ansage (s. Track vom 15.01., km 45,0 - 50,0). Aber danach hatte ich es eigentlich geschafft. Trotzdem reichte es auch auf diesem etwa 50 km langen zweiten Abschnitt meiner Tour bis Pirna nicht ganz für das Durchschnittsgeschwindigkeits-Soll von 15 km/h.

Mal sehen, ob nun die mir selbst verordnete Pause etwas bringt ...

Track der Handbiketour vom 15.01.2022
Track der Wanderung (im Handbike) vom 15.01.2022

10. Januar 2022

Kneifervariante(n)

So, wie der Schnee vom vergangenen Wochenende mir am Sonnabend das Leben schwer machte, war er dagegen willkommen am Sonntag. Denn während ich am ersten Tag noch eine Runde im Handbike drehte, ging es keine 20 Stunden später mit Christiane im Tandemski-Gespann gemeinsam auf Tour.

Am 08. Januar sah morgens das Wetter zunächst gar nicht so schlecht aus. Das Niederschlagsradar meiner Handy-App wußte es zwar besser, doch in der letzten Zeit machte der Regen um meine Region letzten Endes oftmals einen Bogen. Bis Königstein kam ich auf dem Elberadweg auch ganz gut. Dann begann es zu schneien, sodaß ich meine ursprünglich südlich geplante Strecke abblies und nach Bad Schandau weiterfuhr, um dort dann nach Norden auszuweichen. Bis dahin hatte es das Schneefallgebiet nämlich noch nicht geschafft. Bei der Auffahrt durch den Tiefen Grund ab Porschdorf fand ich den Schnee gar nicht so schlecht, denn das Weiß machte das tief eingeschnittene Felsental noch eindrucksvoller.

Spätestens, als ich auf der Straße zwischen Ehrenberg und Neustadt dann ein Auto im Straßengraben sah, welches mich kurz zuvor überholt hatte (das junge Paar mit Kleinkind war Gott-sei-Dank unversehrt geblieben und stand bereits neben ihrem Fahrzeug), wußte ich, daß ich noch umsichtiger fahren mußte. Ganz kurz wurde es dort mal kritisch für mich, weil ein Helfer sein Auto kurz vor mir gerade zurücksetzte und mich dabei offensichtlich nicht sah. Mitdenken hilft, gesund zu bleiben! Der Autofahrer auf der anderen Straßenseite hatte das Manöver glücklicherweise abgewartet ... 

Eigentlich folgten nun keine langen Anstiege mehr, doch wegen der nassen Straßen konnte ich trotzdem nicht schnell (bergab) fahren. Außerdem wurde aus dem Schnee langsam Regen. Die Handschuhe waren schon längst völlig durchnäßt, ebenso drang die Feuchte allmählich auch am Oberkörper bis auf die Haut. Kein Wetter für Plaisirfahrer. Dennoch wollte ich nicht ein zweites Mal kneifen, indem ich abkürzte. Ein bißchen hoffte ich ja auch auf ein Ende des Schmuddelwetters, doch der Regen ärgerte mich noch bis kurz vor dem Zieleinlauf. Somit wurde die Ausfahrt eher ein Motivationstraining, als ein Geschwindigkeitstest. Auch gut!

Der Sonnabend hatte ebenfalls reichlich Neuschnee in die Hochlagen des Osterzgebirges gebracht. Klar, daß es da für Christiane und mich am Sonntag nur eine Option gab: Auf zum Wintersport! Beide hatten wir die Idee, von Holzhau nach Langewiese (Dlouhá Louka) zu fahren. Ich liebe diese große, meist bewaldete Fläche im Böhmischen rund um die Talsperre Fleyh (Fláje), in derem Zentrum sich einst die gleichnamige Ortschaft befand (jetzt unter Wasser). Die heutzutage unbesiedelte Weiträumigkeit, die Abgeschiedenheit sowie die beinahe unberührt erscheinende Natur erschaffen hier eine ganz besondere Atmosphäre, eine Insel der Stille.

Gestern fiel uns das besonders auf, denn weder auf dem Hinweg nach Langewiese, noch auf der Rückfahrt zu bereits vorgerückter Nachmittagsstunde, begegneten uns über mehrere Stunden bzw. Kilometer irgendwelche anderen Menschen. Umso schöner war es, in dieser Waldeinsamkeit gemeinsam unterwegs zu sein. Zwar gab es keine präparierten Loipen, dafür lag der Schnee auf den Forstwegen bzw. Straßen jedoch nicht so hoch, um mich ins Schwimmen zu bringen. Selbst steilere Abfahrten ließen sich dagegen wesentlich entspannter fahren, weil der Untergrund diesmal "weniger schnell" war und gleichmäßig nachgab (ähnlich gut wie bei Pulverschnee). Erst in der Nähe des beliebten tschechischen Wintersportorts trafen wir dann auf immer mehr Skifahrergruppen, die dort auch mit vielen Kindern wesentlich kleinere Runden drehten.

Am Touristen-Grenzübergang "Battleck" (Aufnahmeort)
Von Langewiese aus fuhren wir dann die Fláje-Loipe, die ich bisher noch nicht kannte. Die war zwar ebenfalls nicht präpariert, aber etliche Skifahrer hatten die Spur bereits gut verdichtet. Hier passierten wir auch den Wieselstein (Loučná), den höchsten Berg des Osterzgebirges. Der eigentliche Gipfel liegt in einem abgesperrten Wildgehege, doch entlang des Zauns kommt man trotzdem sehr weit hinauf. Genau diese Rampe nahmen wir kurz darauf in Angriff, eine wirklich ambitionierte Idee von Christiane! Vor dem allerletzten und mit geschätzten 20% steilsten Stück wurde es mir allerdings zu heikel. Wir - vor allem meine Gespannführerin - hatten tapfer gekämpft, doch vor allem der Rückweg machte mir Sorgen. Hinaufkommen ist ja nur das eine ... Es war eine schwierige Entscheidung, der sich auch Christiane anschloß. Denn das ganze Drumherum paßte sonst nahezu perfekt. Ein Helfer mehr, und es hätte kein Halten gegeben. Dann eben später mal!

Drei Stunden dauerte es danach, bis wir wieder Holzhau erreichten. Inzwischen hatte erneut Schneefall eingesetzt, doch störte mich das hier oben fast gar nicht. Lange Pausen sind sowieso nicht unsere Sache. Leider hatte ich es verpaßt, Bekannte, denen wir unterwegs begegneten, um ein Foto zu bitten. Deshalb blieb schließlich nur das Ein-Mann-Dokumentationsbild am tschechisch-deutschen Touristen-Grenzübergang "Battleck".

Leute trafen wir erst wieder kurz vorm Ziel.

3. Januar 2022

1,5 %

Zwei Tage des neuen Jahres sind verstrichen, und schon sind wieder reichlich 231 km im Handbike zusammengekommen. Es war aber auch ein frühlingshafter Jahresbeginn!

Da ich sowieso nicht der Partylöwe bin, habe ich mir Silvester einfach geschenkt. Dafür kam ich zu Neujahr schon zeitig in die Gänge. Kurz nach Sieben lagen Stadt und Land noch wie ausgestorben da. Umso mehr genoß ich meine ersten Radelkilometer des Jahres 2022. Der spontane Abstecher zum Hohburkersdorfer Rundblick lohnte sich schon wegen des umfassenden Panoramas über das Elbsandsteingebirge, das man von hier oben hat. Ein schöner Auftakt ins neue Tourenjahr!

In Bad Schandau wurde ich allerdings ziemlich unvermittelt in die Realität zurückgeholt. Irgendwelche Idioten hatten auf dem Elberadweg in der Silvesternacht Flaschen zerschlagen. Viel zu spät erkannte ich, daß da vor mir kein Laub, sondern braue Glasscherben lagen. Das kostete mich außer dem Schlauch auch den Vorderreifen. Zum Glück hatte ich zwar Ersatz dabei, doch ärgerte ich mich trotzdem. Weiß ich doch, daß an den ersten Tagen nach Neujahr regelmäßig solche Hinterlassenschaften auf dem Elberadweg herumliegen und mache sonst einen Bogen um diese Trasse!

Fotohalt am "Alten Acetylen-Gaswerk Herrnskretschen"
(Stará Plynárna Hřensko, Aufnahmeort)
Umso schöner war die Strecke durch die böhmischen Dörfer oberhalb des Elbtals. Über Arnsdorf (Arnoltice) und Binsdorf (Bynovec) fahre ich eher selten, weil es eben nicht die anstiegsärmste Straße durch das Zappenland ist. Auch in Falkendorf (Folknáře) war ich schon eine Weile nicht mehr, obwohl man bei der anschließenden Abfahrt einen sehr schönen Blick über den dicht besiedelten Elbkessel von Tetschen (Děčín) hat.

Bereits auf dem Rückweg erwischte mich beim Verlassen der Stadt dann ein zweites Mal der Pannenteufel. Mein verwendeter Ersatzreifen "Continental Grand Prix Supersonic" ist wohl eher für die Halle gedacht (ich habe bei ihm keinen Pannenschutzstreifen ertasten können), er ließ mich vermutlich aufgrund eines spitzen Splitsteinchens ebenso unerwartet im Stich.

Insgesamt kosteten mich meine beiden Zwangspausen an diesem Tag 1¼ Stunden, sodaß es schon dunkel war, bevor ich zuhause ankam. Man kann es aber auch positiv sehen: bei Temperaturen bis zu 15°C verliefen unterwegs die Reparaturarbeiten angenehm entspannt. Noch vor wenigen Tagen hätte ich mehr gelitten.

Da ich dem Hallenreifen nicht traute, wechselte ich ihn am nächsten Morgen zunächst gegen einen Drahtreifen mit Pannenschutz aus. Einen weiteren Plattfuß wollte ich mir unbedingt ersparen - dafür wechselte der erste Ersatz wieder in die Notausrüstung. Anschließend startete ich zu einer eher gemäßigten Runde in Richtung Nordost. Eigentlich war die Strecke nicht sonderlich anspruchsvoll, doch fehlte es mir diesmal an Biß. Die zweite Tour des Wochenendes fiel mir konditionell deutlich schwerer.

Am Ende fuhr ich dennoch den kleinen Umweg über Porschendorf, damit wenigstens 1000 Höhenmeter zusammenkamen. Auch kann etwas Mentaltraining gewiß nicht schaden. Das Motto dabei: "Bis zum Geht-nicht-mehr - und dann ein Stückchen weiter!"

Das werde ich auch in diesem Jahr noch brauchen ...