18. Januar 2022

Ganz in Weiß

Die gestrige Aktion war die erste große Nummer des neuen Jahres. Als Christiane am Sonntagabend eine Skitour für den nächsten Tag vorschlug, einigten wir uns zwar auf das morgendliche Treffen. Aber da schlechtes Wetter angekündigt war, rechnete ich nicht ernsthaft damit. Immerhin bliesen wir dann morgens die geplante Tour ins Skigebiet um Fichtel- und Keilberg (Klínovec) ab und entschieden uns für eine Tour im Osterzgebirge. Kurz vor der Dämmerung sammelten wir noch Carsten auf.

Auf der Autofahrt zum Kamm ließ dann Christiane die Katze aus dem Sack: Gleich noch einmal zum Wieselstein (Loučná) zu fahren, um dort mithilfe von Carsten den abgebrochenen Gipfelsturm vom vergangenen Wochenende nachzuholen. Daß es oben stürmte und Schneegriesel gab, spielte bei der Planung keine Rolle ...

Allein, sich am Start aus dem kuschelig warmen Auto ins Freie zu begeben, kostete Überwindung - doch motivierten wir uns gegenseitig. Nicht nur das Wetter war für Skilanglauf eher unpassend, auch bremste der frische Schnee, der sich an den windgeschützten Stellen sammelte, so stark, wie bisher noch nie erlebt. Dazwischen kamen auch ein paar kurze vereiste Stellen, wo der Wind voll anlag bzw. den Neuschnee weggeblasen hatte. Wenn uns der Wald bzw. Bewuchs nicht gerade auf der Strecke schützte, wurde es echt grenzwertig. So, wie wir uns an den  längeren Passagen über die Wiesen am Lugstein nahe der deutsch-tschechischen Grenze und (noch mehr!) rund um Neustadt im Erzgebirge (Nové Město) abarbeiteten, stelle ich mir den "Kampf um den Südpol" vor.

Auf dem Bergrücken des Wieselsteins, im Hintergrund
der vereiste Felsen mit dem Gipfelkreuz (Aufnahmeort)
Dagegen kamen wir beim Aufstieg auf die Höhen des Wieselsteins viel besser klar, als gedacht. Carsten und Christiane hatten vor dem letzten Steilaufschwung - wo wir zu zweit vor acht Tagen vernünftigerweise kapitulierten - die Ski abgelegt und zogen mich an Seilschlingen bzw. dem Tandemgestänge hinauf. Ich drückte mit meinen Skistöcken ebenfalls, war doch aber mehr damit beschäftigt, mich auf der unebenen Fläche im Gleichgewicht zu halten. Sicht hatten wir oben keine, und ungemütlich war's obendrein. Aber der gemeinsame Sieg zählte. Der eigentliche Gipfel des höchsten Berges des Osterzgebirges ist leider innerhalb eines Wildgatters mit hohem Zaun, doch die Felsen am Rastpunkt sind auch sehr schön. Auf dem markantesten davon steht sogar ein Eisenkreuz. Bis dahin wagte sich noch Christiane, im vereisten Gelände und bei dem Wind eine durchaus schwierige Aufgabe.

Der Rückweg wurde keinen Deut leichter als der Anmarsch. Auch das zweite Paar Handschuhe war nun durchnäßt, desgleichen die übrige Kleidung - auch weil ich inzwischen schon mehrmals Bodenkontakt hatte. Im Wald zwischen Neustadt und der Wittichbaude (Horská chata Vitiška) lag nun auch ein umgestürzter kleinerer Baum über den Weg und erforderte ein Ausweichmanöver. Hier gab es noch knapp fünf Stunden zuvor kein Hindernis. Übrigens: dieses steile Teilstück haben wir während der Abfahrt auf dem Hinweg in der bereits getesteten Dreierkombi recht entspannt bewältigt: vorn Christiane am Gestänge mit Schneepflug, ich in der Mitte, und am Ende Carsten mit einem Seil zwischen sich und dem Langlaufschlitten als zweiter Schneepflug-Bremser hinter mir.

Ab der Wittichbaude zog es sich bei teils kräftigem Schneefall noch ganz schön hin, erst kurz vor fünf kamen wir endlich wieder am Auto an. Trotz aller Schinderei eine tolle Unternehmung! Wer bei diesen Bedingungen eine solche Strecke fährt, sollte doch wohl über ausreichend Reserven für noch längere Touren mit besserem Wetter und Untergrund verfügen!

So kommentiere ich jedenfalls meine Wunschliste.
 

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