28. Mai 2019

"Flieger, grüß mir die Sonne"

Als Ziel für meinen Montagsausflug mit dem Handbike hatte ich mir die Station Bautzen der DRF Luftrettung auf dem dort gelegenen Flugplatz ausgesucht. Mein Bruder (links im Bild) unterstützt nicht nur den technischen Betrieb am Boden, sondern ist gleichzeitig der hauptverantwortliche (ehrenamtliche) Luftretter der Bergwacht Sachsen. Logisch, daß er als erster Ansprechpartner vorort sehr viele der Bergrettungseinsätze begleitet. Und zwar nicht nur während der Woche.

Da ich zum Treffpunkt natürlich nicht auf dem kürzesten Wege fahren wollte, brach ich wieder relativ zeitig auf. Es versprach, ein schöner Tag zu werden, also streifte ich mir nur die Ärmlinge zusätzlich zum kurzen Trikot über. Denn nach wenigen hundert Metern kam ich sowieso beim ersten Anstieg des Tages auf Betriebstemperatur.

Überhaupt rollte es am Morgen sehr gut. Die sonntägliche Ruhepause nach dem Langen Kanten hatte mir wirklich gutgetan, denn mein belastetes rechtes Handgelenk konnte sich dabei vollkommen regenerieren. Machmal bringt weniger (Aktivität) eben mehr. Leider scheuerte mein altes, schon arg mitgenommenes Radtrikot ziemlich ausdauernd im Bereich der linken Achsel sowie des Oberarms. Da half auch nicht mehr mein Wundermittel "Penaten-Creme" (meine Physiotherapeutin sagt immer: Junggesellen-Creme 😏), welches ich jedesmal vor einer Tour auf meine empfindlichsten Hautpartien auftrage. Am Abend sah es dann jedenfalls ziemlich übel aus, das blutverschmierte Trikot habe ich deshalb gleich ausgemustert. Die ersten Minuten in der Badewanne, wenn das warme Wasser an die offene Wunde kommt, sind immer die "prickelndsten". - Schmerz laß nach!

Blick von der Straße nach Hochkirch zum Kraftwerk Boxberg
(Aufnahmeort)
Für die Anfahrt zum Flugplatz hatte ich mir diesmal einen kleinen Umweg über ein Gebiet zusammengestellt, welches ich bisher noch nicht kannte. Ab Rodewitz an der Spree ging es für mich mehr als 20 km durch Neuland (s. Track vom 27.05., km 57,5 - 80,4). Besonders schön, aber auch richtig anstrengend war dabei der Abschnitt zwischen Cosul und Hochkirch. Einige kleine, giftige Rampen drückten heftig auf das Tempo, doch den Blick von den Berghängen auf die nördlichen Niederungen bis Bautzen sowie nach Osten konnte ich trotzdem genießen. Auch wegen der sehr guten Sicht. Das rund 30 km entfernte Kraftwerk Boxberg schien ganz in der Nähe zu liegen.

Auf dem Rückweg war es dann der Wind, gegen den ich zu kämpfen hatte. Es ging zwar nicht mehr ganz so bergig zu, doch 500 weitere Höhenmeter kamen bis Pirna immer noch zusammen. Das nächste Mal werde ich bei Gegenwind aber den schnellstraßenartig ausgebauten Abschnitt zwischen Bautzen und Neukirch meiden (s. Track vom 27.05., km 92,9 - 102,2). Die Kilometer vor und nach dem Flugplatz waren zwar ebenso nervtötend, doch Gegenwind UND leicht ansteigende Strecke im offenen Gelände sind eine Kombination, die nachhaltig demoralisierend wirkt!

Bloß gut, daß danach noch einige schöne Passagen kamen, auf denen ich mich wieder etwas erholen konnte. So standen am Ende schließlich die gewünschten Werte auf dem Tacho.

Übrigens: derzeit spinnt mein Garmin-Livetracking. Das Tracking startet zwar, doch zeigt der Link danach ins Leere bzw. die Daten werden nicht zur Garmin-Seite übertragen. Woran das liegt, habe ich noch nicht herausgefunden. Möglicherweise sind daran jedoch auch Updates schuld. Ich werde die Sache weiter beobachten, denn auf den Infoseiten des Herstellers habe ich noch keine Informationen darüber gefunden. Es wäre doch schade, wenn das Livetracking zukünftig nicht mehr funktionieren würde und mich meine Freunde nicht mehr auf Tour "begleiten" könnten. Am kommenden Donnerstag findet jedenfalls der nächste Test statt. Dann treffe ich mich am Nachmittag mit Gitti und Toni.

Bis dahin noch zwei Tage Vorfreude ...

Track der Handbiketour vom 27.05.2019

26. Mai 2019

Klettermaxe

Zweimal am Tage den Kamm des Erzgebirges zu überqueren, ist schon eine ernstzunehmende Herausforderung. Dabei ist zwar auf der Nordseite ein größerer Höhenunterschied zu überwinden, doch da die Pultscholle im Süden auf der böhmischen Seite relativ steil abfällt, sind dort die Berge noch ein ganz anderes Kaliber.

Ich jedenfalls hatte mir das gestern wieder mal vorgenommen. Meistens drücke ich mich nämlich darum, und fahre lieber im flachen Gelände durch das Elbtal zurück. Aber je weiter entfernt man von diesem Durchbruch das Erzgebirge überquert, umso fragwürdiger wird diese Variante.

Geplant hatte ich zwar nur eine 180er-Strecke, trotzdem brach ich schon nachts 3.00 Uhr auf. Es ist einfach angenehmer, zu dieser Zeit ganz allein auf sonst gut befahrenen Straße unterwegs zu sein. Und die Straße durch das Müglitztal gehört ebenfalls zu den Hauptzugängen ins Osterzgebirge nach Altenberg bzw. Zinnwald. 6.40 Uhr passierte ich die Grenze, und nach 20 weiteren Minuten war der höchste Punkt der Tour erreicht.

Blick von der Straße nahe der Wittichbaude (Horská chata Vitiška)
nach Süden ins Nordböhmische Becken. Der braune Dunst/Staub
stammt von den riesigen Braunkohletagebauen bei Brüx (Most)
(Aufnahmeort)
So weit, so gut. Bis dahin war es meist noch recht entspannt zugegangen. Den zweiten größeren Anstieg, der mich nun erwartete, kannte ich jedoch überhaupt noch nicht. So weit westlich war ich noch nie von zuhause aus über den Südhang des Gebirges bis zum Kamm geklettert. Außerdem erhebt sich dieser - wie bereits oben erwähnt - ziemlich schroff über dem Nordböhmischen Becken. Egal, welchen der südlichen Auffahrten ich bisher gefahren bin: zum Hohen Schneeberg (Děčínský Sněžník), Nollendorfer Paß (Nakléřovský průsmyk) oder Graupener Paß, nach Böhmisch Zinnwald (Cínovec), auf den Stürmer (Bouřňák) oder hinauf nach Langewiese (Dlouhá Louka) - überdurchschnittlich viel Interesse mußte man dort immer zeigen!

Auch auf den Weg zum zweiten Großeinsatz kamen noch ein paar kleinere Steigungen, doch fallen die im Höhenprofil gar nicht so sehr auf. Gegen die maximale Höhendifferenz des Tages von knapp 800 m waren die schlichtweg bei der Abbildung zu vernachlässigen. Brutto 1,5 Stunden benötigte ich schließlich für die knapp 400 Hm von Ober Georgenthal (Horní Jiřetín) bis in die Höhenlagen des Erzgebirges bei Gebirgsneudorf (Nová Ves v Horách) . Auch wenn ich während dieser Kletterei ordentlich warm wurde, rollte es wesentlich besser als befürchtet. Die Rampe durch Graupen (Krupka s.o.) ist da wesentlich steiler.

Doch danach war der Tag noch lange nicht gelaufen. Zunächst jedoch reifte in mir die Plan, meine Tour zu einem weiteren Langen Kanten auszudehnen. Denn 10.15 Uhr hatte ich bereits mehr als 80 km und rund 1500 Hm geschafft und fühlte mich noch richtig gut. Deshalb schlug ich einen ersten Haken, in dessen Verlauf ich kurz vor Olbernhau wieder auf die deutsche Seite wechselte. Im Streckenprofil bei Bikemap sah es bei der Planung so aus, als ob es nun im wesentlichen nur noch bergab ginge. Dem war nicht so! Im Gegenteil, etliche kleinere, manchmal sogar ziemlich giftige Klettereinlagen beschäftigten mir derart, daß ich dort nun hin und wieder mal kurze Zwischenstops einlegen mußte. Erst hinter Friedersdorf waren die Messen gelesen.

Um auf meine Kilometer zu kommen, bastelte ich mir noch einen weiteren Extrazacken über Wilsdruff bis nach Gauernitz im Elbtal, von wo aus ich dann die letzten knapp 40 km auf dem Elbradweg heimwärts kullerte. Mit leichter Rückenwindunterstützung konnte ich endlich auch wieder mehr auf die Tube drücken. Zuhause hatte ich dann mit 14,9 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit sogar fast noch meine Wunschmarke geschafft. Bei fast 2400 Hm auf 208 km geht das absolut in Ordnung.

Für die meisten Handbiker sind solche Touren sowieso weit jenseits ihres Erlebnishorizonts ...

Track der Handbiketour vom 25.05.2019

19. Mai 2019

Endlich wieder möglich!

Obwohl draußen herrlichstes Frühlingswetter herrscht, bleibe ich heute zuhause. Ich brauche unbedingt eine Ruhepause ...

Die beiden Touren vom Freitag und Sonnabend waren zwar nicht übermäßig lang, aber besonders gestern gab es auch Offroad-Abschnitte, die durchaus forderten. Trotzdem konnte ich gestern nun endlich zwei Bildmotive aufnehmen (lassen), die mir schon seit längerer Zeit vor meinem geistigen Auge geschwebt hatten. Denn an diesem Tag war ich wieder mal seit längerer Zeit mit meinem Radlfreund Sigg auf Achse. Der ist zwar vor kurzem 74 geworden, aber noch immer gut auf dem Zweirad (kein E-Bike!) dabei. Nachdem er richtig auf Touren gekommen war, mußte ich manches Mal richtig drücken, um dranzubleiben.

Vor allem zwei Ziele hatte ich mir also ausgesucht. Einmal gab es den nächsten Fototermin bei den Dinosaurieren in Bielatal-Reichstein. Dort bat ich Siegfried, mich diesmal gemeinsam mit den beindruckenden Urviechern abzulichten. Die kannte er übrigens auch noch nicht.

Danach fuhren wir über das Tal der Biela und das Elbtal nach Bad Schandau, von wo es zur zweiten Fotosession ins Schwarzbachtal zwischen Goßdorf-Kohlmühle und Lohsdorf ging. Einst führte durch dieses Tal die Schmalspurbahn von Kohlmühle nach Hohnstein. Dort endet der Asphalt, nur ein Wanderweg führt dann durch das Tal weiter in Richtung Lohsdorf. Allerdings nutzt dieser teilweise die alte Bahnstrecke, so daß sich dieser - abgesehen vom Schotter - einigermaßen gut befahren läßt. Davor gibt es jedoch drei heikle Passagen, die mich schließlich beim letzten Versuch vor reichlich 1,5 Jahren in Bedrängnis brachten. Damals hatte ich ziemlichen Streß. Und genau aus diesem Grund wollte ich dieses wildromantische Tal nicht mehr allein befahren.

Gestern aber lief es ausgezeichnet. Alle neuralgischen Punkte sind jetzt wieder ohne externe Hilfe zu bewältigen: Der Wiesenweg ist einigermaßen festgefahren, die Zufahrt zur Stahlgitterbrücke wieder leidlich barrierefrei, die Schotterpiste am Bahnwärterhäuschen festgefahren und der umgestürzte Baum beräumt (s. Track vom 18.05., km 65,8 - 67,5). Aus Richtung Kohlmühle kommt man nun mit einem offroadtauglichen Handbike und einigem Fahrkönnen (steile Auffahrten an der Brücke und ein leicht schotteriger Berg) ganz gut durch. Nur in Gegenrichtung könnten Handbiker an den letzten 5 Metern der Steilrampe nahe der wüsten Buttermilchmühle scheitern. Deshalb meine Empfehlung: wer allein unterwegs ist, sollte flußaufwärts, also von Südwest nach Nordost fahren.

Vor dem zweiten Tunnel der ehemaligen Schmalspurbahn
durch das Schwarzbachtal (Aufnahmeort)
Genau in diesem Teil der Strecke sind auch die zwei Fotos verortet. Zunächst unterquert man  das abgebildete Viadukt, denn mit dem Handbike läßt sich die halbwilde Abkürzung zur Bahntrasse nicht fahren. Wir haben also erst einmal einen großen Bogen geschlagen, bevor wir dann durch den zweiten Tunnel die Brücke überqueren konnten. Sigg schickte ich dann wieder runter auf den Weg, um von dort ein Bild mit mir auf der Brücke aufzunehmen. Wer über die Brücke fahren will, sollte außerdem unbedingt schwindelfrei sein, denn sie ist nur ca. 2 m breit. Immerhin gibt es für Zweibeiner mittlerweile auf einer Seite ein Geländer, an dem sie sich festklammern können ...

Die Fotoaktion dauerte eine ganze Weile, war es aber wert. Wenn in rund zwei Wochen meine bayerischen Freunde erneut zu Gast im Elbsandstein sind, werde ich mit ihnen hier wieder vorbeischauen. Der zweite Tunnel auf dem Weg nach Lohsdorf sei an dieser Stelle nur kurz erwähnt.

Auf dem Viadukt über das Flüßchen Sebnitz (Aufnahmeort)
Später am Tag kamen noch ein paar kleinere Anstiege, darunter auch die kurze, brutale Rampe aus Ehrenberg heraus (s. Track vom 18.05., km 75,5 - 76,3). Dazu viele Kilometer wunderschöner Radwege abseits der Kraftverkehrsstraßen. Das schönste Stück war dennoch das romantische Schwarzbachtal - auch wenn man hier wegen des schotterigen Untergrunds nicht viel schneller als Schrittempo fahren konnte. Doch soviel Zeit mußte sein!

Am Freitag war bei mir am Telearbeitsplatz wegen der EDV-Wartung auch schon kurz nach Mittag Feierabend. Natürlich habe ich den Nachmittag für eine Vorwochenendrunde genutzt. Da ich jedesmal eine andere Strecke fahren will und weniger als 100 km für mich normalerweise nicht infrage kommen, wird es für mich jedoch immer schwieriger, eine passende Route zusammenzustellen. Und so kommen manchmal auch unlogisch erscheinende Zick-Zack-Streckenverläufe zustande. Dabei stelle ich mir das jeweilige Höhenmeterprofil nicht nur entsprechend meiner tagaktuellen Leistungsfähigkeit zusammen, sondern habe auch oft die Möglichkeit, nach Belieben abzukürzen oder einen Extra-Zacken dranzuhängen.

Das kann ich so nur zuhause!

Track der Handbiketour vom 17.05.2019
Track der Handbiketour vom 18.05.2019

14. Mai 2019

Auf großer Fahrt

Die Prognose vom Wochenende versprach für den Montag - wie Trump es sagen würde -  "großartiges" Wetter. Darauf hatte ich schon mehrere Wochen gewartet. Denn ein weiteres Langstreckenprojekt harrte der Umsetzung. Ich wollte nach Cottbus fahren, der Stadt in Brandenburg, wo ich 1985 - 1988 zusätzlich zum Abitur meinen Berufsabschluß als "Facharbeiter für Elektronische Datenverarbeitung" (entspricht in etwa dem heutigen DV-Kaufmann) erworben hatte.

Nach dem verregneten Sonnabend verzichtete ich also auch am Sonntag auf eine Tour, um dann am nächsten Tag frisch zu sein. Außerdem ging es abends zeitig ins Bett, denn ich wollte schon in der Nacht starten.

Am Montag fuhr ich schließlich kurz nach halb drei los. Es rollte prächtig, obschon eine Nachtfahrt immer recht anstrengend ist. Beim Licht der Stirnlampe sieht man vieles erst sehr spät, Schlaglöcher, heruntergefallene Äste, Steine beispielsweise. Deshalb bewege ich mich im Dunkeln immer wesentlich behutsamer, um nicht Schäden zu riskieren. Vor allem bei Abfahrten verliert man dabei Zeit. Trotzdem lohnt sich das frühe Aufstehen. Nicht nur der Straßenverkehr geht da nahezu gegen Null, auch die optisch anstrengenderen Kilometer (s.o.) lassen sich frisch besser bewältigen, als wenn man dann abends in die Dunkelheit kommt. Abgesehen davon, daß ich mir so einen Puffer für Unvorhergesehenes bereithalte. Der kurzen Umweg wegen einer Baustelle hinter Dürrröhrsdorf war deshalb kein Drama, genausowenig wie der gesperrte Radweg ab Burg einige Stunden später.

Überhaupt gibt es in der Lausitz - also in Nordsachsen und Südbrandenburg - ein gut ausgebautes Radwegenetz. Fast jede größere Straße verfügt außerhalb der Ortschaften über einen separaten Radweg, welcher offensichtlich auch gepflegt wird. Das große Seengebiet um Senftenberg und Hoyerswerda ist sowieso für Genußradler eine Empfehlung. Entsprechend voll sind hier die Radwege am Wochenende bei schönem Wetter.

Die Wasserpyramide im Fürst-Pückler-Park in Branitz (Aufnahmeort)
Ich kam jedenfalls so gut voran, daß ich die Stadtgrenze von Cottbus bereits 10.15 Uhr erreichte. Da blieb natürlich ausreichend Zeit für den Branitzer Landschaftspark des Fürsten Pückler. Gerade jetzt im frischen Grün der Wiesen und Gehölze ist das Areal eine wahre Augenweide! Fast alle Wege durch den Park sind für Rollifahrer übrigens sehr gut befahrbar.  Im Stadtzentrum von Cottbus schlug ich noch einen Haken an meinem ehemaligen Internat vorbei, dann wendete ich mein Gefährt gen Süden.

Besonders die ersten Kilometer nach Cottbus führten auf sehr ruhigen kleinen Sträßchen durch Wald und Feld, sehr schön! Später folgten auch eintönige Streckenabschnitte. Gerade hier im Flachland und ohne nennenswerte Hindernisse sind etliche Straßen über Kilometer schnurgerade. Das ist zwar die kürzeste Verbindung von A nach B, aber eben meist nicht die interessanteste. Unweit von Kamenz kamen dann aber wieder die ersten Anstiege und damit etwas mehr Abwechslung, auch bei der Streckenführung. Bei angepaßtem Tempo hatte ich immer noch keine Probleme, dort hochzukommen. Dabei standen schon fast 200 km auf dem Fahrradcomputer!

Spätestens ab Königsbrück war der Rest der Tour nur noch ein Heimspiel. Alles hatte an diesem Tag gepaßt, selbst der Wind "schob" mich auf der Heimfahrt. Aber es war ja nur eine relativ flache Runde, ähnlich wie die Vätternrundan. Wenn ich von zuhause aus erst in Richtung Süden fahre - zu unseren tschechischen Nachbarn - sieht es ganz anders aus!

Es wäre wieder mal an der Zeit für das Böhmische Mittelgebirge ...

Track der Handbiketour vom 13.05.2019

12. Mai 2019

Ersatzvor(weg)nahme

Ich habe das Elend schon kommen sehen ... Nachdem sich bei der Wetterprognose auf meinem Lieblingswetterportal tagtäglich die Anzeichen verdichteten, daß es am Wochenende sehr naß werden würde, setzte ich mich schon am Freitag nach der Arbeit auf's Rad. So unrecht war mir das aber gar nicht, denn die zweite Tageshälfte vom Sonnabend war sowieso anderweitig verplant.

Diesmal konnte ich jedoch erst später losfahren, denn der Freitag war mich ein ganz regulärer Arbeitstag. Allerdings habe ich den Vorteil, daß ich da von zuhause aus arbeite. So kann ich quasi schon 10 Minuten nach Arbeitsende starten.

Eine Tour unter 100 km steht bei mir selbst als Nachmittagsrunde nicht zur Debatte. Dafür drehe ich beim Streckenprofil an der Stellschraube. Am Freitag hieß das, die Berge ins erste Drittel zu packen, um danach umso schneller wieder nachhause zu rollen. Das funktionierte diesmal wieder ausgezeichnet.

Auf der Fahrt zum Kamm war ich dabei meistens gut vor dem kräftigen Westwind geschützt, denn ein Großteil der Strecke führte durch Täler oder ähnliche windgeschützte Lagen. Später, auf meiner "Rennstrecke" im Eulautal (Údolí Jílovského potoka) nach Tetschen (Děčín), hatte ich den Wind im Rücken. Und auf der Heimfahrt im Elbtal kam er dann zwar meist von vorn, spielte jedoch zu vorgerückter Stunde kaum noch eine Rolle.

Kurz vor Rathen holte ich auf dem Elberadweg ein Skaterin ein. Die war wirklich flott unterwegs, an den kurzen Anstiegen nach dem Bahnhof, hatte ich keine Chance gegen sie. Wer sich solche Rampen (bis ca. 10%) auf Rollen traut, ist gewiß keine Anfängerin! Mich beeindruckte vor allem, wie souverän sie die Abfahrten meisterte - ohne zu bremsen muß man sich bei diesem Tempo erst einmal gut auf den Beinen halten können! Ein kurzes Schwätzchen während der Fahrt, dann weiter. Beim Zwischenstop während eines Telefonats in Obervogelgesang hat sie mich dann wieder eingeholt, grüßte und entschwand auf Nimmerwiedersehen. - Tolle Frau!

Ich war aber auch flott auf Achse. Weil mir noch ein klitzekleines Stückchen Strecke fehlte und ich gut in der Zeit lag, hängte ich zum Schluß noch den kleinen Zacken über Struppen dran. Den Berg hinauf zum Ort habe ich tatsächlich fast genossen, so locker ließ er sich am Freitag fahren. Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang stand mein Pferd wieder im Stall.

Track der Handbiketour vom 10.05.2019

7. Mai 2019

Spätstart

Nachdem der Regen abgezogen war, wurde es in den vergangenen Tagen morgens noch einmal richtig kalt. Für mich hieß das, meine Ausfahrten zeitlich etwas nach hinten zu verschieben. Schon 1, 2 Stunden später pegelten sich nämlich die Temperaturen auf ein erträgliche Maß ein. Die Handschuhe benötigte ich dann freilich immer noch.

Die nachhaltigste Möglichkeit zur Aufwärmung war jedenfalls das Bergefahren. Deshalb ging es an den beiden letzten Tourentagen gleich zu Beginn ordentlich aufwärts. Im Höhenprofil täuscht das zwar etwas, denn ganz böse Steilrampen gab es dabei nicht. Doch 300 Hm auf 15 bzw. 18 km lassen einem warm ums Herz werden.

Diesmal ärgerte mich der Wind wenigstens nicht ganz so sehr, das macht schon viel aus. Am Sonntag allerdings hatte ich mir wieder mal die steilste Straße in der Sächsischen Schweiz vorgenommen. Der Anstieg von Kohlmühle nach Goßdorf (s. Track vom 05.05., km 39,2 - 40,9) ist zwar nur mit 18% ausgeschildert, in Wirklichkeit ist die Steigung des steilsten Abschnitts jedoch jenseits der 20%-Marke. Hier bin ich noch nie in einem Zug hochgekommen, und auch dieses Mal ruhte ich mich Stück für Stück nach oben. Der Puls macht das einfach nicht mit.

Erfreulicherweise erholte ich mich bald wieder, so daß der nächste größere Anstieg - die Serpentinen der Wartenbergstraße aus dem Polenztal zur Hocksteinschänke (s. Track vom 05.05., km 48,6 - 50,8) - nur eine Fleißaufgabe war. Kurz danach lagen die Berge hinter mir. Im Gebiet rund um Stolpen und Radeberg ging es wesentlich moderater zu, so daß ich dabei verlorenen Boden wieder gutmachen konnte. Erstaunlicherweise gab es hier sogar etwas Neues für mich zu entdecken. Den asphaltierten Radweg zwischen Wallroda und der Radeberger Stadtrandsiedlung am Hutberg vorbei (s. Track vom 05.05., km 80,9 - 82,7) bin ich bisher noch nie gefahren.

Die letzten Kilometer auf dem Elberadweg ab Dresden ließ ich es diesmal nur locker rollen. Ich war an diesem Tag nicht mehr sehr frisch und hätte sicher keine Rennen mehr fahren können. Mehr Kleidung macht mehr Widerstand. Die mußte auch am Folgetag sein.

Allerdings gab es da im wesentlichen nur zwei Anstiege. Für eine angemessene Höhenmeterbilanz war trotzdem gesorgt. Nach der Abfahrt ins Müglitztal, auf der ich rund 200 Hm verlor, kletterte ich immerhin noch einmal bis auf ca. 730 m NHN. Die letzten davon übrigens unmittelbar neben der Altenberger Bobbahn, auf welcher regelmäßig internationale Wettbewerbe stattfinden und die deshalb viele Leute bestimmt vom Sport im Fernsehen kennen.
Auf dem Weg nach Hermsdorf, rechts der 476 m hohe Wilisch (Aufnahmeort)
Auf dem Rückweg machte ich noch einen Zwischenstop im Querschnittgelähmtenzentrum der Bavaria-Klinik Kreischa in Zscheckwitz, um mich wiegen zu lassen. Dabei gab es ein durchaus erfreuliches Ergebnis: nachdem mir die Werte bei der vorangegangenen Messung Mitte März einen ziemlichen Schreck eingejagt hatte, bin ich nun beinahe wieder im Sollbereich. Das letzte Kilo werde ich mir auch noch wegtrainieren. Spätestens dann, wenn ich im Sommer in den Alpen aktiv bin.

Davor gibt es aber auch noch ein paar andere Projekte ...

Track der Handbiketour vom 05.05.2019
Track der Handbiketour vom 06.05.2019

2. Mai 2019

Dinos im Dorf

Für den "Kampf- und Feiertag der Werktätigen" (DDR-Jargon) hatte ich mir eigentlich eine ganz andere Tour vorgenommen. Dementsprechend zeitig stand ich auf. Doch als ich die Werte auf dem Thermometer sah und im Internet-Regenradar etliche dunkelblaue Niederschlagsechos im Zielgebiet angezeigt wurden, vertagte ich die Angelegenheit und gönnte mir nach dem "Nachtmahl" noch eine Mütze Schlaf.

Schließlich startete ich kurz nach 7. Draußen war es immer noch nicht viel gemütlicher, beim Losfahren begann es gerade wieder zu tröpfeln. Bis in den frühen Nachmittag blieben mir kurze, nasse Episoden nicht erspart. Glücklicherweise wurde es allerdings am späten Vormittag spürbar wärmer, auch wenn gleichzeitig der Westwind auffrischte. Die einstelligen Temperaturen am Morgen waren mir trotzdem gar nicht so unrecht, weil es da einige Höhenmeter zu sammeln galt.

Zwei der Dinosaurier in Reichstein - es gibt dort noch mehr davon
(Aufnahmeort)
Zufälligerweise hatte ich bei Strava auf der Seite eines anderen Radsportlers in der Region Bilder von Dinosaurier-Modellen in Bielatal-Reichstein gesehen. Dort komme ich zwar häufig vorbei, aber diese waren mir noch nie aufgefallen. Sie stehen eben etwas abseits der Hauptstraße - weiß Gott, warum. Vielleicht werden sie mal zu einer lokalen Attraktion. Nicht jedes Dorf hat Dinos als "Haus"tiere!

Nach der langen Abfahrt entlang der Biela und der Kälte im Tal auf dem Weg nach Cunnersdorf entschied ich mich spontan für den Umweg von Kleingießhübel an den Zschirnsteinen vorbei nach Schöna (s. Track vom 01.05., km 29,8 - 37,3), um wieder warmzuwerden. Gerade die steilen Meter ab den letzten Häusern des Dorfs sorgten für ausreichend Hitze.

Im Kirnitzschtal waren diesmal zum Feiertag auch wieder die historischen Straßenbahnen der ehemaligen Lockwitztalbahn auf der Strecke. Nicht nur für die Fans von Schienenfahrzeugen ist das immer ein besonderes Erlebnis - abzulesen an den Fotografen am Straßenrand.

Wenig erfreut war ich, als ich auf dem Anstieg aus dem Kirnitzschtal in Richtung Sebnitz bemerkte, daß der Reifen meines linken Hinterrades beinahe schon platt war. Also machte ich noch einmal kehrt, um bei dem leichten Nieselregen geschützt durch das Dach eines offenen Lagerraums der Pietzsch-Mühle die Panne zu beheben. Neben dem Schlauch wechselte ich gleich auch den Reifen (ich habe vorsorglich in letzter Zeit dafür ebenfalls Ersatz mit, weil fast alle Reifen schon ziemlich verschlissen sind), denn die Ursache für den Defekt konnte ich in der Schnelle nicht ausmachen.

Mit dem damit einhergehenden Zeitverlust war die Tour für mich eigentlich schon  gelaufen. Doch dann kam ich überraschend gut voran, so daß ich meine Runde sukzessive ausdehnte. Lediglich der kurze Schotterweg zwischen Lobendau (Lobendava) und dem Fußgängergrenzübergang nach Langburkersdorf (s. Track vom 01.05., km 80,7 - 82,6) bereitete mir noch etwas Sorgen. Mehr als behutsam steuerte ich mein Gefährt im Schrittempo über diese heikle Passage, um nicht eine weitere Panne zu riskieren. Dann hätte ich nämlich alt ausgesehen.

Aber alles paßte. Danach jedoch bremste mich der stramme Westwind ziemlich aus. Spätestens bei meiner Abfahrt ins Elbtal hinunter nach Dresden-Loschwitz war das aber auch überstanden. Auf den letzten Kilometern an der Elbe lieferte ich mir sogar noch ein Rennen mit einem Zweiradfahrer, der mir damit kurz vor dem Ziel noch zum gewünschten Geschwindigkeitsdurchschnitt verhalf. Immerhin war er so fair, sich dann auch geschlagen zu geben, statt - wie schon oft erlebt - irgendeinen Vorwand zu nutzen (Abbiegen, Kleidung richten usw.), um mich vorbeizulassen. Dazu gehört Charakter! Viel länger hätte ich das Tempo aber auch nicht mehr durchgehalten.

Und der andere Plan? - Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!

Track der Handbiketour vom 01.05.2019