31. Dezember 2023

Starker Auftakt, starker Abgang

In den letzten Tagen des Jahres 2023 ist es wieder an der Zeit, die Geschehnisse der vergangenen 12 Monate Revue passieren zu lassen. Damit sind natürlich vorrangig meine sportlichen Aktivitäten gemeint, wenn mich auch zunehmend andere Dinge beschäftigen.

Die Welt verändert sich um mich herum, und zwar ganz und gar nicht zum Guten. Doch meine meistens sehr klare Meinung über bestimmte politische Entwicklungen sowie zum Umgang mit Konflikten gehört - so finde ich - nicht hierher. Ich halte es lieber mit einem alten Grundsatz, der Sport stets von Politik trennt - auch wenn zunehmend versucht wird, diesen politisch zu instrumentalisieren. Das alles gab es in diesem Land schon mindestens einmal ...

Der definitive Höhepunkt meines Sportlerjahres 2023 war unzweifelhaft die erfolgreiche Teilnahme von mir und meinen Freunden Christiane und Carsten am schwedischen Vasaloppet Ende Februar. Auf dieses Ziel hatten wir seit 2022 hingearbeitet, und mir war diese Veranstaltung so wichtig, daß ich über den gesamten Monat Februar nicht einen einzigen Kilometer im Handbike zurücklegte, sondern alle Energie für unser Vorhaben aufwandte. Es wurde ein beinahe triumphaler Durchmarsch, den ich nur gemeinsam mit meinen Freunden erreichen konnte. Mit unserer Teilnahme machten wir deutlich, wie Inklusion tatsächlich aussehen kann - ohne, daß die nicht eingeschränkten Sportler um die Behinderten herumtanzen, diese bespaßen und sich dabei selbst ob ihrer Großmütigkeit auf die Schultern klopfen.

Danach fiel ich erstmal in ein Motivationsloch, denn was für ein großes Projekt könnte es noch für mich geben?! Ich habe inzwischen so viel erreicht, da gehen mir allmählich die Ideen für realistisch umsetzbare anspruchsvolle Vorhaben aus.

Erst, als es nach der Tag-und-Nacht-Gleiche wieder lange genug hell für größere Strecken war und der Frühling mit für mich optimalen Radsport-Temperaturen lockte, besann ich mich auf alte Stärken. Nach dem ersten langen Kanten am 30.04. folgten im Mai drei, im Juni zwei und am 01.07. die letzte der diesjährigen Strecken mit mehr als 200 km Streckenlänge. Anfang September erreichte ich diese Entfernung zwar fast noch ein weiteres Mal, nach der Distanzkorrektur waren es dann an diesem Tag jedoch "nur" 199,2 km. Für mich gehörte es deshalb zu meinem Verständnis von Ehrlichkeit, diese Tour nicht als Langen Kanten anzuerkennen - auch wenn ich konditionell locker die noch fehlenden 800 m geschafft hätte. So sind es halt sieben 200+-Strecken ...

Aus diesen Langstrecken-Unternehmungen ragt meine Nonstop-Rundtour durch die drei größten sächsischen Städte Dresden, Chemnitz und Leipzig hervor. Die Idee zu diesem "Drei-Städte-Giro" lag bei mir schon eine Weile in der Schublade, zumal ich bereits in den vorangegangenen Jahren Lange Kanten nach Chemnitz (und zurück) sowie Leipzig (und zurück) erfolgreich absolviert hatte. Für die 324,54 km und 2.249 Hm benötigte ich brutto 23 Stunden und 17 Minuten, lt. Strava (netto, also reine Fahrzeit) 20:53:46.

Abgesehen von etlichen gemeinsamen Skitouren mit Christiane (und Carsten) zur Vorbereitung auf unseren Wasalauf, bin ich allerdings im Jahr 2023 unterdurchschnittlich oft mit meinen besten Freunden zusammen auf Tour gewesen. Lád'a war in dieser Saison sehr oft auf Reisen, und Christiane hatte ebenfalls fast das ganze Jahr über einen vollen Terminkalender. Trotzdem freute ich mich über die Ausfahrt mit meinem tschechischen Kameraden zum Drei-Länder-Eck Tschechien-Polen-Deutschland sowie über die Tour zum Varhany-Radweg, auf der mich Christiane begleitete. Immerhin klappte es am Ende meines Sommerurlaubs noch mit unserer Biwak-Tour, bei der Christiane, Lád'a und ich zwischen zwei Touren im Schlafsack in einer Schutzhütte im Osterzgebirge nächtigten.

Die nächste Erfolgsgeschichte war meine Alpenpässejagd mit dem Handbike im Sommer, welche mich durch Regionen des Gebirges in der Schweiz, in Italien sowie in Frankreich führte. Auch wenn es diesmal neben viel Licht auch einigen Schatten gab, kann ich sehr zufrieden auf diese drei Wochen zurückblicken.

Nach mehreren Jahren ohne größere oder längere Aktivitäten im Rollstuhl, war ich 2023 wieder häufiger sportlich mit diesem Gefährt unterwegs. Nicht zuletzt wurden meine Rolliwanderungen durch ein Projekt des Tourismusverbands Sächsische Schweiz ausgelöst, welches die Überprüfung und ggf. Neuerfassung von barrierefreien/-armen Wandervorschlägen im Gebiet und ihre Aufarbeitung bzw. alternativ Bereitstellung im Internet-Tourenportal für Gäste mit Mobilitätseinschränkungen beinhaltete.

Getreu meines Grundsatzes, daß Ausflüge mit Freunden viel schöner sind, als allein irgendwo herumzuwursteln, holte ich mir dafür liebe Begleiterinnen an Bord. Mit Ute, meiner Physiotherapeutin und inzwischen auch gute Freundin, sowie Peggy vom Tourismusverband, mit der mich meine Vergangenheit als Kletterer verbindet, unternahm ich etliche Ausflüge im Rollstuhl in die Sächsische Schweiz. Obwohl manchmal richtig anstrengend, hatten wir immer unseren Spaß dabei, wobei ich dank Peggy und vor allem Ute niemals hungern mußte.

Neben der Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband Sächsische Schweiz engagierte ich mich 2023 übrigens auch noch bei weiteren Gelegenheiten. Erstmals konnte ich beispielsweise den Fortgang der Bauarbeiten zur Erweiterung der Saupsdorfer Hütte des Sächsischen Bergsteigerbundes (SBB) vor Ort begutachten. Der Initiative des umtriebigen Hüttenwart-Ehepaars ist es zu verdanken, daß diese Unterkunft bald auch für Gäste mit Handicap nutzbar sein wird. Desweiteren beteiligte ich mich im Mai an der Ausgestaltung des in diesem Jahr wieder aufgelegten Berggottesdienstes in der Kuhstallhöhle des Neuen Wildensteins, für den ich einen kurzen Impulsbeitrag beisteuerte. Außerdem ergab sich vor einigen Wochen die Möglichkeit, auf Einladung der Verwaltung der Festung Königstein, den dort veranstalteten historischen Weihnachtsmarkt auf seine barrierefreie Zugänglichkeit zu testen. Dieser Termin war vor allem deswegen interessant, weil sich daraus gewiß weitere Anlässe für gemeinsame Projekte mit den Verantwortlichen für die Festung zum Thema Barrierefreiheit entwickeln. Meine Begleiter und ich wurden von ihnen jedenfalls mit offenen Armen empfangen.

Statt - wie bei mir schon beinahe Tradition - im Herbst noch einmal ein paar freie Tage für Erkundungen im Handbike irgendwo in Deutschland zu planen, verbrachte ich fast den gesamten Monat Oktober im Nordschwarzwald. Während meiner (regulären) Reha in der Heinrich-Sommer-Klinik des Berufsförderungswerks in Bad Wildbad nutzte ich die behandlungsfreie Zeit für Handbiketouren und Rollispaziergänge. Das oft wesentlich anspruchsvollere Streckenprofil dieses Mittelgebirges setzte mir dabei auf meinen Unternehmungen im Handbike viel stärker konditionell zu, als ich es erwartet hatte. Wenigstens eine dieser Aktionen war ziemlich grenzwertig. Dagegen gefiel es mir auf dem Baumwipfelpfad mit dem barrierefrei berollbaren Aussichtsturm richtig gut - kein Wunder bei den spätsommerlichen Temperaturen weit über 20°C an diesem Nachmittag.

Fast hätte mein Tourenjahr mit Wintersport geendet, denn Ende November versank innerhalb weniger Tage die Landschaft bis hinunter ins Elbtal (wo ich wohne) im Schnee. Mit den drei darauffolgenden Ausfahrten im Tandemski-Gespann summierten sich dabei in meiner Skilanglauftouren-Bilanz für 2023 beachtliche 412 km auf 12 Touren, was einer durchschnittlichen Streckenlänge pro Tag von mehr als 34 km entspricht. Dann aber kam das große Tauwetter, und selbst das zweitägige Schneechaos in den Höhenlagen meiner Heimat unmittelbar vor Weihnachten änderte nichts mehr daran, daß keine weitere Skitour mit meinen Freunden im Restjahr folgte.

Dafür öffnete sich für mich völlig unerwartet ein Fenster, meine eigenen Vorgaben für Aktivitäten im Handbike hinsichtlich Streckenlänge und Höhenmeter bis zum Jahresende doch zu schaffen. Am 23.12. fehlten noch fast 620 km und 1875 Hm bis zur Ziellinie. Mit einem bisher (von mir) noch nie erlebten Kraftakt gelang mir dank akzeptabler Witterungsbedingungen das scheinbar Unmögliche - so, wie wahrscheinlich die wenigsten Leute gedacht hätten, daß ich mit meinem Langlaufschlitten (im Skitandem) beim Wasalauf überhaupt im Ziel ankomme.

Noch bin ich fähig, immer wieder zu überraschen!

PS: Die Abbildungen diese Beitrags enthalten alle statistischen Informationen meines Sportlerjahres 2023. Wer genau hinschaut, wird bemerken, daß ich hinsichtlich Durchschnittsgeschwindigkeit weit unter meinem angepeilten Wert liege. Statt mindestens 15,0 km/h sind es nämlich nur 14,6 km/h. Ich mache dafür nicht nur mein wartungsbedürftiges Handbike (u.a. verschlissene Lager und Antriebskomponenten) verantwortlich, ich selbst werde mich wohl ebenfalls dem altersbedingten Nachlassen der Leistungsfähigkeit stellen müssen. Aber damit kann ich leben, auch wenn's manchmal schwer fällt.

PPS: Auf meinen Facebook-Seiten habe ich eine weitere schlaglichtartige Zusammenfassung meines Sportlerjahres 2023 inklusive vierzig kommentierter Bilder veröffentlicht.

30. Dezember 2023

Furor teutonicus

Daß mein Sportjahr mit einem weiteren Paukenschlag endet, hätte ich nicht erwartet. Noch am 23.12. waren in meiner Handbike-Tourenstatistik 12.381 km und 128.125 Hm vermerkt. Entsprechend pessimistisch äußerte ich mich zu meiner Jahresbilanz. Da ahnte ich allerdings noch nichts von dem beinahe frühlingshaften Wetter, welches mich nach den regenreichen ersten drei Tourentagen zu immer neuen Unternehmungen animierte.

Irgendwann nach der dritten Ausfahrt, spätestens jedoch während der vierten Runde erkannte ich die Möglichkeit, doch noch das angepeilte Jahressoll von 13.000 km zu erreichen. Bis dahin stand auch schon mit 130.000 Hm mein Höhenmetersoll auf der Habenseite, sodaß ich mich nun ganz auf's Meter machen konzentrieren konnte. - Und das Wetter hielt durch!

Beim ersten Morgenlicht am 29.12. nahe Ebenheit (Aufnahmeort)
Allerdings ging nun bei mir langsam die Luft aus. Lief es auf meiner Tour am 28.12. noch richtig gut, so wurde der folgende Tag für mich grenzwertig. Kraft- und Ausdauerreserven gab es nicht mehr, denn die Energiedepots waren leer, dafür jedoch mehr Anstiege bzw. Höhenmeter, als an den Tagen zuvor. So schön die Strecke war, so nahe kam ich mit ihr an meine Leistungsgrenze. Man konnte ja beileibe nicht sagen, daß ich an den bisherigen fünf Ausfahrten seit Heiligabend nur auf der Wurstsuppe geschwommen war! Obwohl es zum Schluß bloß noch flach nachhause rollte, quälte ich mich mehr als üblich - über das Tempo will ich erst gar nicht schreiben.

Deshalb kam heute auch nur eine flache Tour für die letzten 50 km bis zum Endziel infrage. Ich entschied mich für eine Stadtrundfahrt durch Dresden - nicht besonders schön, nicht besonders kreativ aber dennoch im Rahmen meiner verbliebenen Möglichkeiten machbar. Nachdem ich am Morgen ein paar Regenwolken erst vorbeiziehen lassen hatte, schaffte ich es bis 13.25 Uhr zurück und fühlte mich unterwegs gar nicht mal so schlecht dabei. Es gab halt keine nennenswerten Anstiege - die einzige längere Auffahrt über die Bautzener Straße in Dresden offenbarte aber auch gleich meine konditionellen Schwächen. An diesem Tag Berge zu fahren, wäre sicherlich vermessen gewesen.

Nun war's das mit dem Sport für mich im Jahr 2023. Morgen wird gefeiert - Silvester bei meinen Freunden! Nach dem Vasaloppet, dem Ultra "Drei-Städte-Giro", der Fortsetzung meiner Alpenpässejagd und nun der völlig ungeplanten "Sieben Tage - sieben Touren"-Aktion (allerdings mit "nur" 625 km statt 700 km) habe ich allen Grund dazu.

Ich freu' mich drauf!

28. Dezember 2023

Ich bin noch da! 😁

Hochwasser an der Elbe - inzwischen ist der
Elberadweg unpassierbar (Aufnahmeort)
Auch wenn mich gestern kurz vor Ultimo eine Frau in ihrem Kleinbus beinahe über den Haufen gefahren hätte, als sie im Gegenverkehr an einer Kreuzung eine 90°-Kurve schnitt, wo ich wartete um von der abbiegenden Hauptstraße in eine Nebenstraße weiterzufahren.

Darüber hinaus gäbe es von den vergangenen Tagen noch manch "Lustiges" zu berichten, doch - wie man unschwer an der Tourenliste weiter unten erkennen kann - bin ich gerade auf der Jagd nach den letzten Kilometern im Handbike des Jahres 2023.

🐺 Die Beute fest im Blick, bleibt mir dabei keine Zeit für Abschweifungen ...

19. Dezember 2023

Zurück in den Frühling

Meine mir selbst verordnete Ruhepause am Sonntag hatte den gewünschten Effekt. Gut erholt und auch motiviert startete ich gestern in einen neuen Tourentag. Das Wetter spielte freilich von Beginn an mit. Vom Sonnenaufgang kurz nach dem Losfahren bis zu deren Untergang, als ich gerade zuhause einrollte, verhüllte keine einzige Wolke das Gestirn.

Deshalb entschied ich mich auch schon in Reinhardtsgrimma für einen außerplanmäßigen Umweg. Die kleine Ortsverbindungsstraße bis nach Schlottwitz führte aussichtsreich über offene Höhen, bevor sie steil und windungsreich ins Müglitztal abfiel. Unverhofft schöne Ausblicke in den Dresdner Elbkessel bot übrigens auch die noch unbedeutendere (aber asphaltierte) Verkehrsverbindung von Dohna nach Kleinsedlitz (s. Track vom 18.12., km 44,9 - 45,9).

Elbsandsteingebirgspanorama vom Radweg
zwischen Hohburkersdorf und Rathewalde -
links unterhalb des Liliensteins ist sogar der
Kletterfelsen "Lokomotive" zu erkennen.
(Aufnahmeort)
Auf der nördlichen Elbseite sollte es dann nach dem bis kurz vor der Steilrampe am Ende gut zu fahrenden Helfenberger Grund (s. Track vom 18.12., km 63,0 - 65,2) über das Schönfelder Hochland sowie Dürrröhrsdorf und Stürza nur noch bis Waltersdorf gehen, denn ab dort hätte ich selbst auf dem kürzesten Weg an der Elbe entlang ab Rathen mein Minimalstreckensoll erreicht. Doch erst in der zweiten Nachmittagsstunde und nicht nur sonnig, sondern auch fast frühlingshaft warm, wäre das verschenkte Zeit gewesen. Weil ich aber bis hierher überdurchschnittlich gut vorangekommen war und mich überdies (im Gegensatz zur Vortour) immer noch frisch fühlte, bot sich mit dem Abstecher nach Bad Schandau vor der Heimfahrt ein weiterer, diesmal längerer Umweg geradezu an.

An diesem Tag paßte beim Handbiken seit langem wieder mal alles: Wetter, Kondition und Motivation. Das könnte nun gern so bis zum Jahreswechsel weitergehen. - Oder alternativ noch einmal viel Schnee ... 

Skifahren macht nämlich auch Laune!

17. Dezember 2023

Trostpreis

Mein angepeiltes Jahresendziel bzgl. der Statistik wird nun wohl auf ganzer Linie nicht mehr zu erreichen sein. Ich habe meinen Leistungszenith überschritten, das legen mir die diesjährigen Werte eindrücklich nahe. Doch klagen will ich nicht darüber, schließlich konnte ich in den vergangenen dreiundzwanzig Jahren eine ganze Reihe Projekte realisieren, von denen auch NUR EINES DAVON für jeden Sportler mit und ohne Handicap einen prominenten Platz in ihrer Bilanz haben würde.

Immerhin gab es gestern für mich trotzdem etwas zu feiern. Mein Schmicking-S3-Tourenhandbike hat nun nämlich ebenfalls die 200.000-km-Marke geknackt. Genauer: seit der ersten Tour auf meinem erst zweiten Handbike am 17.11.2006 habe ich nach reichlich 17 Jahren nunmehr 200.039 km mit 2.035.291 Hm absolviert. Es wird wohl nicht übermäßig viele Radsportler geben, welche ein und dasselbe Rad so lange verwenden bzw. mit einem einzigen Rad eine solche Laufleistung erreichen. Aber für mich paßt die Rahmengeometrie, die Konstruktion der Rückenlehne und die Anordnung sowie Länge der Handkurbeln (ganz wichtig!) nahezu perfekt. - Ich hoffe, daß mich mein treuer Drahtesel noch lange begleitet und gemeinsam mit mir alt wird ... 🥰

Zuvor legte ich dafür bereits am Freitagnachmittag den Grundstein. Denn weil der Schnee - rechtzeitig vor Weihnachten - erwartungsgemäß verschwunden ist, kam mein Handbike wieder zu seinen Ehren.

Abend an der Elbe bei Pirna (Aufnahmeort)
Meine Feierabendrunde führte mich in den waldreichen südlichen Teil des Elbsandsteingebirges. Ohne steile Anstiege und auf nicht mehr klatschnassen Straßen unterwegs, machten sich die 19 Tage Radabstinenz erstaunlich wenig bemerkbar. Und so dehnte ich meine Tour noch ein Stück in östliche Richtung aus - zumal der Rückweg auf dem Elberadweg fast komplett kraftverkehrsfrei ist, sodaß er sich (natürlich mit Beleuchtung) auch nach Einbruch der Dunkelheit entspannt fahren läßt. Wegen des Weihnachtsmarktes peilte ich in Pirna zuletzt mein Zuhause auf einem Umweg an, 16.41 Uhr stoppte ich die Aufzeichnung.

Gestern begann der Tag noch etwas wärmer aber mit etwas mehr Wind. Deswegen entschied ich mich zunächst für die Täler in Richtung Süden. Nach der Instandsetzung der Straße zwischen Pirna-Neundorf und Langenhennersdorf sowie weiter bis zum Abzweig des Bahretals ist dieser Abschnitt nun ebenfalls eine durchweg gut zu fahrende "Rennstrecke" geworden. Überhaupt konnte ich während meiner Tour eine ganze Reihe inzwischen neu asphaltierter Teilabschnitte miteinander verbinden, was sich merklich auf's Tempo auswirkte. Nur der Kilometer von der Einmündung der Göppersdorfer in die Börnersdorfer Straße  bis Liebstadt ist noch ziemlich holperig.

Nördlich der Elbe sammelte ich schließlich auf der zweiten Hälfte der Tour die restlichen Höhenmeter. Allerdings kam es mir dabei trotz des moderaten Streckenprofils so vor, als ob ich leistungsmäßig abbauen würde. Bei 100 km "aus der kalten" schienen sich die knapp drei Wochen ohne ein einzige Handbiketour doch auf meine Kraftausdauer auszuwirken. Auch signalisierte zum Schluß die Anzeige meines Fahrradcomputers für den (auf Basis von Herzfrequenz sowie weiterer gemessener Werte ermittelten) Trainingseffekt mit 5.0 im aeroben Bereich eindeutig Überbelastung an. Nach meinem Gefühl war diese Bewertung durchaus realistisch.

Also verbringe ich nun den dritten Advent lieber ohne sportliche Aktivitäten, damit ich vielleicht morgen ausgeruht eine weitere Tour dranhängen kann. Das Muster 2-0-1 hat sich schon häufig bewährt.

11. Dezember 2023

Vollwertiger Ersatz

Es war abzusehen, daß die weiße Pracht noch vor Weihnachten wieder dahinschmelzen würde. Leider konnte Christiane am Wochenende nicht Skifahren, aber dafür bot mir Carsten eine gemeinsame Tour im Schnee an. Bisher half er ja in unserem erfolgreichen Vasaloppet-Team als Bremser und hatte sich nur einmal wenige hundert Meter als Gespannführer im Skitandem versucht.

Natürlich freute ich mich über die Möglichkeit - und irgendwie würden wir auch in neuer Zusammenstellung vorankommen. Carsten brachte außerdem seinen Kletterkumpel Olaf mit, sodaß uns ggf. sogar noch weitere Unterstützung zur Seite stand.

Dutzendfach fotografiert und doch immer wieder
anders schön: auf dem Kahleberg (Aufnahmeort)
Doch wie schon Christiane fuchste sich Carsten überaus schnell in die für unser harmonisches Zusammenwirken im Tandem notwendige etwas andere Langlauftechnik ein. Hatte er zu Beginn zunächst ein viel zu hohes Tempo gewählt und damit unnötig Kraft verbraucht, so optimierten wir im Laufe der Tour die Abläufe, sodaß wir letzten Endes gar nicht so viel langsamer in der Loipe unterwegs waren. Vor allem auf leicht abfallender (und gut präparierter) Strecke kann man nämliche bei aufeinander abgestimmtem Doppelstock-Einsatz ordentlich Tempo machen.

Hinsichtlich des Wetters hatten wir lange Zeit gute Bedingungen. Zwar pendelten sich die Temperaturen im leichten Plusbereich ein, aber es lag noch ausreichend verdichteter Schnee mit geringer Neuschneeauflage. Erst kurz vor Mittag kam etwas Sprühregen, der jedoch endlich nachließ bzw. schließlich ganz aufhörte, als es begann, unangenehm zu werden.

Weil es inzwischen bei uns immer besser lief, machte Carsten dann den Vorschlag, mit dem Bornhauberg (Pramenáč) von der Wittichbaude (Horská chata Vitiška) aus gleich noch den zweiten 900m-Gipfel der Region im Skitandem zu erklimmen. Auch hier herrschten gute Untergrundbedingungen - wie zuvor schon auf der KLM (Krušnohorská lyžařská magistrála) mußten wir dabei allerdings zweimal umgestürzte Bäume umfahren, welcher unter der nunmehr nassen Schneelast zusammengebrochen waren. 

Carsten hatte immer noch nicht genug! Die KLM zwischen Böhmisch Zinnwald und Wittichbaude eignete sich prima, um zusätzliche Meter zu machen. Zwar liegt mir eigentlich - sofern es vermeidbar ist - nicht das mehrmalige Befahren von Streckenabschnitten während einer Tour, doch sein Argument, daß unser Ausflug möglicherweise unsere letzte Skitour des Jahres 2023 sein könnte, überzeugte mich. Darüber hinaus noch die 30km-Marke zu knacken, war für Männer wie uns ein weiterer Anreiz, zumal sich das Wetter mittlerweile wieder besserte. Kurz nach drei zurück am Auto, standen schließlich sogar 33 km und 500 Hm in der Endabrechnung - für Carstens "Greenhorn-Tour" im Skitandem ein absolut respektables Ergebnis.

Schön, daß es so überaus gut mit uns geklappt hat!

9. Dezember 2023

Stimmungsvoller Advent

Am Freitagnachmittag war ich mit Begleitern auf die Festung Königstein eingeladen. Die hier Verantwortlichen und Beschäftigten der Schlösserverwaltung engagieren sich schon seit vielen Jahren für die barrierefreie Zugänglichkeit eines der eindrucksvollsten historischen Bauwerke von Sachsen. Neben dem normalen Museumsbetrieb findet zwischen den Festungsanlagen an den Wochenenden im Advent außerdem der historische Weihnachtsmarkt statt, welcher mittlerweile noch am Freitagnachmittag um den sogenannten After Work Advent erweitert wurde.

Zwei alte Esel auf dem Weihnachtsmarkt ...
(Aufnahmeort)
Genau diese Vorveranstaltung nutzten wir für die Begutachtung der Gegebenheiten hinsichtlich ihrer Barrierefreiheit. (Tip am Rande: Aufgrund des großen Besucheransturms am Wochenende fühlt man sich im Rollstuhl bestimmt an diesem Tag mit dem zu dieser Zeit geringerem Andrang wesentlich wohler - so erging es mir jedenfalls.) 

Die auf einen zentralen Hauptmarkt mit der Bühne sowie zwei weiteren kleinen Standorten verteilten Stände sind meist gut zu erreichen, einige kleinere Hindernisse, wie z.B. Steigungen / Gefälle oder auch mal Absätze sowie holperiges Sandsteinpflaster, kann man auf Rädern - ggf. unterstützt durch Begleiter - gut bewältigen. Es gab an einer Stelle zwar auch zwei, drei Buden, die nur über eine dreistufige Treppe zugänglich waren, aber selbst dort ist (in Zukunft) Abhilfe möglich. Eine Rollifahrertoilette befindet sich an zentraler Stelle in der Alten Kaserne, mehr Informationen bietet der Flyer mit Tips für mobilitätseingeschränkte Gäste. Einzige Wehrmutstropfen: zum Bereich des Weihnachtsmarkts in den Kasematten kommt man nicht im Rollstuhl, wie auch der mit leuchtenden Herrnhuter Weihnachtssternen ausgestaltete historische Zugang zum Festungsplateau (die Dunkle Appareille) sich aufgrund seiner Steilheit und des Untergrunds eher nicht für Rollifahrer eignet. 

Von der Mauerkrone schweift der Blick über die
Stadt Königstein an der Elbe nach Osten
(Aufnahmeort)
Nach der Besichtigung des Weihnachtsmarktes nahmen sich Kerstin, Ute und ich gemeinsam mit der u.a. für das Thema "Barrierefrei" zuständigen Mitarbeiterin der Museumsverwaltung natürlich noch den Rundgang entlang der Mauerkrone vor, denn dieser Weg ist eine der schönsten im Rollstuhl zugänglichen Panoramastrecken, die ich in der Sächsischen Schweiz kenne. Gestern kam dazu noch der Schnee, der diesmal trotzdem erstaunlich gut zu berollen war. Die verschneite Festung und die Ausblicke auf eine weiße Winterlandschaft hatte ich hier oben bisher noch nie erlebt. Einmal mehr ging mir dabei durch den Kopf, wie privilegiert wir als Einheimische doch sind, in dieser wunderschönen Landschaft mit solch großartigen Kulturdenkmälern und weltbekannten Örtlichkeiten zu leben.

Ich bin dort zuhause, wo andere Urlaub machen!

7. Dezember 2023

"Schönstes deutsches Handwerk"

Mit diesem Slogan präsentiert sich die Glashütter Uhrenmanufaktur "Moritz Grossmann", und gestern ergab sich nun endlich für mich die Gelegenheit, gemeinsam mit weiteren Interessierten die Herstellung der edlen Zeitmesser vor Ort kennenzulernen.

Das rund 25 km von meinem Zuhause in Pirna entfernte Glashütte beherbergt inzwischen wieder neun verschiedene Uhrenhersteller, deren Herkunftsbezeichnung nun sogar durch die Glashütteverordnung gesetzlich geschützt ist. Die Fa. Moritz Grossmann ist dabei eines der beiden hier ansässigen Unternehmen, welche nicht nur ausschließlich selbst konstruierte und produzierte Uhrwerke (sogenannte Manufaktur-Kaliber) verwenden, sondern sich bis heute auch ihre unternehmerische Selbstständigkeit bewahrt haben.

Nach der persönlichen Begrüßung unserer kleinen, illustren Runde durch die Chefin Frau Hutter, führte uns der Brand Manager Herr Verhoeven durch die Räumlichkeiten. Erst während dieses Rundgangs wurde mir so richtig klar, wieviele verschiedene Arbeitsschritte und Tätigkeiten erfolgen müssen, bis am Ende solch ein kleines Kunstwerk in Form einer Uhr entstanden ist.

Mitarbeiterinnen bei der Montage des Uhrwerks
Das Fräsen der Platinen (sie bilden das "Gerüst" für die beweglichen Teile der Uhr) und die Herstellung der teilweise mikroskopisch kleinen Komponenten des Uhrwerks, die Konstruktionsabteilung, der Prototypenbau, die Tätigkeiten zur Oberflächenveredelung mit der Bearbeitung (Auswuchten) und Polieren von Unruhe, Zahnrädern (u.a. mit dem wunderschönen Sonnenschliff), Zeigern (Fasen sowie Anlassen durch Hitze, d.h. "Färben" des Stahls) sowie der Handgravur - z.B. des Unruhklobens, dazu schlußendlich auch die Montage des Uhrwerks und dessen Regulierung (Einstellung der Ganggenauigkeit) - es gab so viel zu sehen! Mindestens genauso interessant waren aber die Erläuterungen und Demonstrationen der Mitarbeiter. Ihnen bei ihrer Tätigkeit mal über die Schulter schauen zu dürfen, empfand ich als ein besonderes Privileg. Vielen Dank dafür!

Abschußrunde mit Frau Hutter (2. v.l.) und Herrn
Verhoeven (4. v.l.) im Präsentationsraum der Manufaktur
Mancher mag vielleicht an dieser Stelle bei der Fülle der Details abwinken, doch mit meiner Begeisterung für diese mechanischen Wunderwerke hätte ich hier stundenlang zuschauen und die Beschäftigten mit Fragen löchern können. Es war für mich definitiv ein ganz besonderes Erlebnis, welches mit der Präsentation verschiedener Uhren und einem kleinen Imbiß beim gegenseitigen Gedankenaustausch nach knapp vier Stunden seinen Abschluß fand.

Ich bin stolz darauf, daß in meiner Heimat dieses großartige Handwerk in solcher Vollendung lebt!

4. Dezember 2023

Fall Weiß

Überfallartig hat sich der Winter bis ins Tiefland breitgemacht. Statt Handbiken standen also an diesem Wochenende zwei Skitouren im Tandemgespann mit Christiane an. Ihre Wintersportbegeisterung wirkt immer ansteckend, sodaß Handbiken für mich überhaupt nicht infrage kam. Statistik hin oder her, sich grundlos wegen irgendwelcher Zahlen Streß zu machen, ist nun wirklich völlig idiotisch.

Glücklicherweise konnte unser gemeinsamer Freund Norbert kurz zuvor in einer Blitzaktion die Befestigung des Zuggestänges an der Deichsel rechtzeitig reparieren (ganz großer Dank an ihn!) und damit die Einsatzbereitschaft unserer Ausrüstung herstellen. Für die ersten Kilometer der neuen Skisaison entschieden wir uns aber für die alten Bretter. Daß bereits soviel Schnee in den Bergen lag, ahnte ich dabei nicht. Wie sich im Nachgang herausstellte, war ich noch nie so früh im Winter in der Loipe.

Vor allem am ersten Tourentag kamen eine ganze Menge Höhenmeter zusammen. Dabei hatten wir zu Beginn noch gar keinen Plan, wohin wir fahren würden. Aber Stück um Stück entwickelte sich die Strecke, wobei wir auch durch die präparierten Skitrassen gelenkt wurden. Erstaunlicherweise gab es sowohl auf deutscher als auch auf tschechischer Seite dank des überdurchschnittlichen Engagements der dafür Verantwortlichen bereits viele Kilometer gut präparierte Pisten. - Großes Lob an die Macher!

Das schwierigste und auch anstrengendste Teilstück unserer Sonnabend-Runde wurde der endlos lange Aufstieg von Rehefeld bis unter den Kahleberg (s. Track vom 02.12., km 20,8 - 23,2). Die dünnere Schneedecke im Wald war hier teilweise arg von Forstfahrzeugen zerwühlt, was bei etlichen Steilstücken das Vorwärtskommen zusätzlich erschwerte. Außerdem mußte mich Christiane um eine ca. 20 m lange und völlig ungangbare Passage zu Fuß herumhieven. Als endlich das Schlimmste hinter uns lag, war es meine Sportfreundin, die noch zum Abstecher auf den Kahleberg (der höchsten Erhebung im deutschen Osterzgebirge) abbog, obwohl wir beide schon ordentlich Federn gelassen hatten. Der Berg gehörte einfach zu einem zünftigen Saisonauftakt dazu.

An diesem Tag fuhr meine Gespannführerin mit mir von Neurehefeld aus auch ziemlich spontan auf den Hemmschuh, und so bezwang ich damit meinen nächsten Achttausender im Osterzgebirge. Ich war dort nämlich zum ersten Mal, womit ich nun bereits sieben der vierzehn Gipfel (ausschließlich) im Langlaufschlitten erreicht habe. Bis dahin standen auf meiner Haben-Seite Scharspitze, Biwakkuppe, Wüste Höhe, Kannelberg (Drachenkopf), Stephanshöhe und Pöbelknochen. - Ich denke, in diesem Winter folgen noch weitere.

Wunder-Winterwald bei Holzhau (Aufnahmeort)
Gestern sollte es dann etwas gemütlicher zugehen, und die Bahndammloipe zwischen Neurehefeld / Moldau (Moldava) und dem Teichhaus ist meistens ja auch ziemlich entspannt zu fahren. Am Sporthotel und Skibahnhof Hermsdorf trafen wir uns zunächst mit Bergwacht-Kollegen, denn an diesem Tag fand hier für einige Anwärter ein Testat (bestehend aus Skilanglauf und Ski-Abfahrtslauf) statt. Eine von Christianes Schützlingen (als Ausbilderin) nahm jedenfalls daran teil, und für uns war es ein guter Einstieg. Die Kameraden haben ganz schön gestaunt, wie flott und souverän wir im Tandem unterwegs waren!

Später am Tag wurde es für uns aber etwas mühsamer. Denn ohne eine gewalzte Piste oder gezogene Loipe offenbarte der weiche, hohe Schnee seine Tücken. Auf der sonst ebenfalls präparierten Verbindungstrasse zwischen dem Touristen-Grenzübergang Battleck (Žebrácký roh) und der Straße zur Talsperre Fleyh (Fláje) existierte nur eine getretene Skispur, die natürlich nicht so gut verdichtet war, wie mit Pistenfahrzeugen (s. Track vom 03.12., km 13,2 - 16,0). Deshalb mußte Christiane etliche hundert Meter bergauf allein kämpfen, während ich mich krampfhaft bemühte, halbwegs senkrecht im Schlitten sitzen zu bleiben. Zweimal blieb mir dennoch der Bodenkontakt nicht erspart.

Am Schneehöhen-Meßpunkt beim Skibahnhof
Hermsdorf (Aufnahmeort)
Auch bei unserem kurzen Abstecher ab Holzhau zum Fischerwald (s. Track vom 03.12., km 17,8 - 20,4) wurde es ziemlich abenteuerlich. Auf einsamen Ski-Pfaden entschädigte uns jedoch ein Zauber-Winterwald für die Anstrengung. Dabei kamen wir übrigens auch an dem Achttausender-Berg Steinkuppe vorbei, dessen Befahrung wir uns allerdings an diesem Tag wegen der Schneeverhältnisse schenkten. Wird schon noch ...

Zurück am Ausgangspunkt unserer Tour, fanden wir gleich auch eine Skifahrerin, die unser Erinnerungsfoto mit dem lokalen Schneehöhen-Meßpunkt schoß. Bis in knapp 30 cm reichte der Schnee auf der Meßlatte.

Ganz schön viel für Anfang Dezember!