30. Juli 2023

Höhenrausch

Wenn ich die Tour von Rudy und mir zum Lac de Derborence als den Höhepunkt meiner diesjährigen Alpenpässejagdsaison eingeschätzt hatte, so muß ich diese Aussage revidieren. Denn die Auffahrt von Ceresole Reale auf den Colle del Nivolet beweist, daß auch ohne spektakuläre Tunnelbefahrungen eine Strecke unvergeßlich werden kann.

Dabei gestaltete sich meine Fahrt und die Wahl des neuen Basislagers durchaus nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Beim Autotransfer über den Großen St. Bernhard präsentierten sich vor allem die frankophonen Schweizer nämlich als echte Rüpel. Was ich dort erlebt habe, obwohl ich mich an die geltenden Verkehrsregeln hielt, (Höchstgeschwindigkeit - die ich aber auch nicht unterschritt, durchgehende Mittellinie), ist mir bisher noch nicht einmal in Deutschland passiert. Drängeln, Lichthupe, Hupkonzert, gefährliche Überholmanöver - dagegen war das fehlende Blinken beim Spurwechsel vernachlässigbar. Mindestens drei oder vier dieser Idioten müßte man eigentlich dauerhaft aus dem Verkehr ziehen!

In Ceresole Reale lebte das Ungemach erneut auf. Der Besitzer des von mir geplanten Campingplatzes winkte nur ab, ohne Reservierung sei keine Unterkunft möglich. Nicht mal nur mit dem Auto. Am nächsten Tag fand nämlich der "Royal Ultra Sky Marathon Gran Paradiso" statt, und alle Plätze seien deswegen bereits mit Teilnehmern und Gästen belegt. So begann meine Odyssee durch den Ort, um vielleicht doch noch eine passende Bleibe zu finden. Schon freundete ich mich mit einer Parkplatzübernachtung an, da hatte ich im letzten Versuch Glück. Im Camping Villa war die Chefin so davon beeindruckt, daß ich als Rollifahrer ganz allein unterwegs war und auf den Paß fahren wollte, daß ich nicht nur den begehrten Stellplatz für mein Auto bekam, sondern sie mir extra das bessere Rolli-WC zur ausschließlichen Verfügung stellte. Außerdem konnte ich nahe des Auto eine prima Unterstellmöglichkeit für mein Handbike nutzen. Der Tag war gerettet.

Abends zog es sich im Tal zu, und die Nacht wurde ziemlich feucht. Allerdings ließ ich mich davon nicht aus der Ruhe bringen, weil nach wie vor für den nächsten Tag schönes Wetter angekündigt war. So kam es auch.

Kurz nach Sieben fuhr ich los. Man muß dazu anmerken, daß die Beschreibung der Auffahrt auf den Nivolet bei Quaeldich.de in Cuorgne - also rund 30 km früher - beginnt. Dort gab es jedoch erst recht kein geeignetes Quartier für mich, sodaß ich mich zwangsläufig für einen räumlich näher am Paß gelegenen Startpunkt entscheiden mußte. Statt mehr als 2000 Hm erwarteten mich nun etwa 1000, und auch die Streckenlänge halbierte sich. Ein bißchen schlechtes Gewissen hatte ich wegen der mir nun erspart bleibenden langen 15%-Rampen vor Ceresole, doch es ging sinnvoll nicht anders.

Ein Fest für Radsportler! (Aufnahmeort)
Das, was ich dann heute morgen in Angriff nahm, raubte mir bald den Atem. Nein, nicht wegen der Anstrengung - durch die zwei vorhergegangen Ruhetage fühlte ich mich konditionell bereit zum Bäumeausreißen. Aber die Landschaft und vor allem die Streckenführung der Straße wurden umso eindrucksvoller, je höher ich kam. Das Bild zeigt nur einen kleinen Ausschnitt davon. Dabei lag die Steigung durchaus immer im gängigen Bereich. Nicht ein einziges Mal wurde auf den Kilometerschildern für die Radsportler eine Durchschnittssteigung von über 10% angezeigt, obschon es gewiß auf mal auf kürzeren Stücken bis zu 12, 13% steil wurde. Von mir beinahe unbemerkt, gewann ich bei all den Kurven und Serpentinen beständig an Höhe. Der Ausblick auf die grandiose Hochgebirgslandschaft tat das Seine dazu. Ich war wie im Rausch.

Unterwegs überholte mich das Presseteam der Marathonveranstaltung. Sie waren ganz offensichtlich ebenfalls begeistert von meinem Tun und machten von mir nach Anfrage etliche Bilder in den Serpentinen. Vielleicht bekomme ich ja ein paar Aufnahmen von ihnen per e-Mail zugeschickt, ich habe ihnen jedenfalls meine Kontaktdaten hinterlassen. Von Profis dürfte ich hinsichtlich spektakulärer Motive einiges erwarten ...

Noch vor 11.00 Uhr erreichte ich bei herrlichstem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen den Scheitelpunkt, zur richtigen Zeit am genau richtigen Ort. In solchen Momenten bin ich einfach nur glücklich. Anschließend fuhr ich noch weiter bis zum Ende des Asphalts auf der anderen Paßseite. Die knapp 100 Meter Höhenverlust, die ich auf dem Rückweg dann wieder erst hochklettern mußte, lohnten sich, denn kurz vor dem Umkehrpunkt tauchte dabei ein Eisriese hinter den nahen Bergkämmen auf. Vielleicht war es tatsächlich der Gran Paradiso? In dessen Nationalpark befand ich mich aber auf jeden Fall.

Der Rückweg auf der gleichen Strecke machte danach mindestens genauso Spaß, gleichwohl ich bei den zwei größeren Gegenanstiegen über 80 bzw. 40 Hm mich etwas schwerer tat. Aber mental ganz auf Abfahrt geeicht, war das völlig normal. Nach meiner Ankunft am Camping drehte ich gleich noch eine Extraschleife rund um den Lago di Ceresole, die ebenfalls noch etliche schöne Ausblicke auf den Zusatzkilometern bereithielt. 14.00 Uhr rollte ich im Basislager ein, begeistert begrüßt von meinen Nachbar-Campern und der Zeltplatz-Chefin. Diese Herzlichkeit war gewiß nicht gestellt!

Mein Fazit: Der Colle del Nivolet sollte in keiner gepflegten Sammlung eines Radsport-Alpenpässejägers fehlen! Für die Tour auf diesen etwas isoliert liegenden Paß hat sich für mich die lange Anfahrt unbedingt gelohnt!

28. Juli 2023

Vielfalt durch Abwechslung

Bereits zum vierten Mal diente mir das TCS Camping in Martigny als Basislager für meine Touren im Unterwallis. Nicht zuletzt deshalb, weil hier die Sanitäreinrichtung und Ausstattung so gut ist, um als Rollifahrer auch ganz komfortabel allein klarzukommen.

Die nächsten Touren waren mit meinem Schweizer Sportfreund geplant. Doch zunächst sah es ziemlich mau aus, denn der Tag, an dem ich - von Aigle kommend - hier eintraf, sowie die folgende Nacht waren ziemlich feucht. Zum Starkregen gesellten sich dabei über mehrere Stunden sogar Blitz und Donner. Logisch, daß ich da zunächst nicht an eine Tour dachte, sondern mich auf Abwarten einstellte. Rudy verschob jedenfalls auch gleich seine Ankunft um 24 Stunden.

Doch am 25.07. sah es dann am Himmel gar nicht so schlecht aus. Zwar zeigte das Regenradar immer wieder durchziehende Schauer an, aber mit etwas Mut zur Lücke konnte ich trotzdem eine Ausfahrt wagen. Nur Paßfahrten hatte ich für diesen Tag gestrichen, zumal ich die zwei geplanten Touren nicht allein fahren wollte. Außerdem gab es bei Notwendigkeit im dichtbesiedelten Rhonetal sicher eher die Möglichkeit, sich bei Regen unterzustellen. So wählte ich mir als Ziel den Genfer See und für große Teile des Hin- und Rückwegs den Rhoneradweg. Vom See habe ich an diesem Tag allerdings bis auf ein paar Wellen an der Mündung der Rhone nichts gesehen - ich denke, es gibt wesentlich lohnendere Ziele an diesem Gewässer, als dieser von einer Flußkiesabbaufirma genutzte Uferbereich. Auf dem Rückweg kam mir schließlich mein Sportfreund auf seinem Handbike entgegen, wobei wir wegen eines längeren Schauers erst einmal im jeweils eigenen Unterschlupf aufeinander warten mußten.

Dafür brauchte Rudy am nächsten Tag aber auch nicht mehr erst anreisen, weshalb wir verhältnismäßig zeitig starten konnten. An diesem Mittwoch stand daher die konditionell anspruchsvollste Tour auf dem Programm. Nach der Bewältigung des Col de la Forclaz sollte es außerdem noch zum Col de la Gueulaz bzw. Lac d'Emosson gehen.

Blick zum Lac d'Emosson mit seiner Staumauer (Aufnahmeort)
Der erste Paß stellte mich vor keine ernsthaften körperlichen Herausforderungen, ich kannte ihn ja bereits von meiner Mont-Blanc-Umrundung im Jahr 2018. Für Rudy war es der erste Paß nach längerer Pause, und dementsprechend mußte er sich erst wieder einfahren. Als er mich auf dem Scheitelpunkt erreichte, monierte er, daß die Strecke ziemlich langweilig wäre. Nun, ich habe schon wesentlich nervtötendere Paßstraßen befahren ... Die Kletterei zum zweiten Höhepunkt des Tages machte mir danach deutlich mehr Schwierigkeiten. Auf den letzten Kilometern steilte die Straße bis auf über 12% (Durchschnittssteigung) auf, wie die aufgestellten Kilometerschilder für Radsportler ankündigten. Beide Pässe standen übrigens auch schon bei der Tour de France auf dem Programm. Ich konnte mich am Ende hier nur noch hochruhen und war heilfroh, als endlich das Paßschild vor mir auftauchte. - Ich glaube, ich war schon mal in besserer körperlicher Verfassung ...

Der Rückweg wurde noch einmal richtig abenteuerlich. Beim Quellenstudium hatte ich ja bereits erfahren, daß die Abfahrt von Finhaut durch das Tal des Trient nach Le Trétien (s. Track vom 26.07., km 43,1 - 46,1) eher Trailcharakter hat und zudem einige enge Serpentinen bewältigt werden müssen. Nur da wir zu zweit waren, wagten wir uns in dieses für uns noch unbekannte Gelände. Bald schon ging es so steil bergab, daß wir nicht mehr ohne Hilfe allein wieder hätten zurückkehren können. Erfreulicherweise kamen uns aber auch Mountainbiker entgegen. Bei einer der ersten engen Kehren hatte ich nämlich den engen Kurvenradius unterschätzt, wobei es aufgrund der abschüssigen Strecke schwierig war, zurückzusetzen. "Zufällig" erschien ein junger Mann und erleichterte mir durch seine Hilfe, aus dieser mißlichen Situation herauszukommen. Rudys Handbike war offensichtlich wendiger (engerer Wendekreis möglich). Er kam überall gut durch, und ich paßte nunmehr umso besser auf. Wir beide aber atmeten erleichtert auf, als wir den Beginn der Aphaltstraße im nächsten Ort erreichten. Trotzdem: es war eine tolle Aktion und unbedingt den Nervenkitzel wert! Die anschließende lange Abfahrt nach Martigny mit den großartigen Ausblicken ins Rhonetal kenne ich hier von vielen Paßbefahrungen. Es ist immer so, als würde man gerade während der Landung im Flugzeug sitzen. In umgekehrter Richtung gilt das übrigens genauso, dann hebt man gerade im Flugzeug ab.

Auf der Fahrt zum Lac de Derborence (Aufnahmeort)
Der absolute Knüller wurde unsere zweite gemeinsame Ausfahrt. Diesmal wollten wir zum Lac de Derborence, und in diesem Fall war vor allem der Weg dorthin das Ziel. Meine Recherchen auf Quaeldich.de ließ uns ein interessante Strecke erwarten, und wir wurden wirklich nicht enttäuscht! Erwies sich der untere Teil durch die Weinfelder wie gewohnt aussichts- und abwechslungsreich, so stellte nach dem ersten steilen Teil des Aufstiegs die ca. 300 m lange Galerie von gehauenen Naturtunneln  (s. Track vom 27.07., km 37,0 - 37,3) nahezu alles in den Schatten, was ich während meiner langen Karriere als Tourenhandbiker bisher erlebt hatte. Nicht nur mein Begleiter kriegte sich vor Begeisterung über das Spektakel gar nicht wieder ein, welches der Anblick und die Befahrung uns boten. Vor allem dieser Abschnitt kann locker mit den großartigen Straßen in Südfrankreich mithalten, ein bißchen Südfrankreich-Flair gab's obendrein gratis dazu!

Als es an die letzten zweihundert Höhenmeter zum End-/Umkehrpunkt unserer Tour zum See ging, setzte mir die Sonne, welche inzwischen endgültig über die Wolken gesiegt hatte, ganz schön zu. Unbemerkt von mir erreichte Rudy ebenfalls bald den höchsten Punkt, sodaß es kein gemeinsames "Paßbild" gibt. Dafür unternahmen wir zu Beginn der Abfahrt noch einen kurzen Abstecher nach Godet, wo diesmal ein kleines Flüßchen durch einen künstlich aufgeschütteten Damm zu einem See aufgestaut worden ist. (Der Lac de Derborence entstand hingegen durch einen natürlichen Hangrutsch / Felssturz.) Von etwas oberhalb bot sich uns noch einmal ein schöner Blick in Richtung des Derborence-Felskessels sowie zum Rhonetal mit den darüber thronenden Eisriesen.

Nach der langen Abfahrt mit einem kurzen Verhauer in den Weinbergen rollten wir schließlich entspannt auf dem Rhoneradweg zurück nach Martigny. Bei den vielen Pausen war es spät geworden, doch hatten wir einen tollen Tag.

Die Leidenschaft für's Pässefahren ist bei meinem Sportfreund Rudy neu entfacht!

24. Juli 2023

Auftakt nach Maß

Nun also wieder mal die Alpen. In den nächsten Wochen werde ich an ganz unterschiedlichen Plätzen aktiv sein, um meine Pässejagd-Liste weiter zu komplettieren. Und weil diese schon ziemlich lang ist, wird es immer schwieriger für mich, lohnende neue Ziele logistisch sinnvoll aneinanderzureihen. Dabei auch immer den eigenen Körper im Blick zu haben, ist eine weitere Herausforderung. Es wäre nicht das erste Mal, daß ich meine Jagdsaison wegen Hautverletzungen (offene Stellen im Sitzbereich) vorzeitig beenden müßte - und die Gefahr wird mit zunehmenden Alter auch nicht geringer.

Nach meiner Ankunft am Sonnabend auf dem Campingplatz in Aigle habe ich gestern jedenfalls meine Akklimatisationstour absolviert. Im Rhonetal sollte es tagsüber sehr heiß werden - ein Grund mehr, zeitig zu starten. Deshalb lag dann auf dem ersten langen Anstieg zum Col des Mosses der Ortsausgang von Aigle zum Sonnenaufgang schon hinter mir. Trotzdem überholten mich um diese Zeit auf der tagsüber stark befahrenen Straße erstaunlicherweise etliche Autos. Den Grund dafür erfuhr ich oben am Paß: an diesem Tag wurde in Le Mosses gerade ein Trödelmarkt veranstaltet, und für die Verkäufer sicherte zeitiges Kommen offenbar die besten (Verkaufs-)Plätze. Irgendwie fand ich's ziemlich skurril, in dieser schönen Voralpenlandschaft alten Plunder zu verhökern.

Die Fahrt dorthin verlief übrigens so, wie ich es mir erhofft hatte. Nicht zu steil, und wegen der hohen Berghänge um mich herum lange im angenehm kühlen Schatten. Kurz nach neun erreichte ich den ersten Scheitelpunkt der Tour auf 1445 m NHN. Ohne langen Aufenthalt ging es gleich weiter zum Lac de l'Hongrin, genauer: zur Staumauer dieses künstlichen Sees. Mit seiner Doppelbogenkonstruktion ist das ein wirklich beeindruckendes Bauwerk, welches man mal gesehen haben sollte. Der See selbst bot allerdings einen ziemlich traurigen Anblick, denn er enthielt nur sehr wenig Wasser. Ob das mit Trockenheit oder mit Baumaßnahmen an einem der Zuflüssse zusammenhing, konnte ich aber nicht beurteilen. Die Staumauer selbst war übrigens frei zugänglich, ein Vergnügen, welches ich mir natürlich nicht entgehen lassen habe.

Blick vom Paß Les Agittes zum Genfer See (Aufnahmeort)
Meine Weiterfahrt zum letzten Höhepunkt des Tages, dem Paß Les Agittes auf 1536 m NHN zog sich dann etwas hin. Immer wieder mal ging es bergauf, um dann etliche Höhenmeter während der nächsten Abfahrt zu verlieren. Aber die nur an Wochenenden geöffnete Straße durch ein militärisches Übungsgebiet war sehr gut ausgebaut, im Gegensatz zum Untergrund bei meinem vorangegangenen Abstecher zur Staumauer. Kurz bevor ich den Paß erreichte, lud eine Quelle zum Auffüllen der Wasserreserven ein - für Wiederholer sicher gut zu wissen - und bald darauf eröffnete sich ein toller Blick über den Genfer See. Leider war es ziemlich diesig, so daß sich das Wasser in der Ferne im Dunst verlor. Doch schon allein für diese Aussicht, lohnt sich der Anstieg.

Ich empfehle allerdings, den Paß aus der gleichen Richtung zu erklimmen, wie ich es getan habe. Denn die direkte Auffahrt von Aigle ist wegen der fast durchgängigen Steigungswerte von 12% und mehr vermutlich ein Höllentrip. Selbst bergab hatte ich hier keine Freude, weil ich permanent bremsen mußte, was bei nur einer Bremse und meiner Bremsenkonstruktion ganz schön anstrengt. Außerdem wäre der 500 m lange einspurige Tunnel, für den eine Zeitregelung gilt, im Aufstieg bestimmt ebenfalls nicht ohne. Hier könnte man zwar ggf. bei den Lichtschächten in regelmäßigen Abständen an die Seite ranfahren, um Autos überholen zu lassen, doch müssen dabei alle mitspielen.

Endlich unten, erschlug mich die Hitze. Den Nachmittag und frühen Abend habe ich dann auf Sparflamme verbracht, um nicht allzu sehr im Schweiß baden zu müssen.

Hitze ist definitiv nichts für mich!

17. Juli 2023

Fuchs sein!

Meine letzte Tour vor dem Urlaub war auch eine Kontrollfahrt. Ich hatte meine Scheibenbremsbeläge überprüft und dazu den Bremssattel demontiert. Diesen anschließend wieder so fixieren, daß die Beläge nicht Dauerkontakt mit der Bremsscheibe haben, ist wegen der geringen Breite des Spaltes zwischen den Bremsbacken beinahe eine Wissenschaft für sich, zumal ich an die untere Schraube am Bremsadapter zum korrekten Positionieren des Sattels nur mit einem abgesägten Imbusschlüssel (schlecht) herankomme.

Denn auch das geringfügigste "Schleifen" wirkt sich sofort auf den Roll-/Kurbelwiderstand und damit auf die Geschwindigkeit aus. Deshalb mache ich bei jedem Bremsbelagwechsel immer einen Vorher-Nachher-Test und beobachte, wie schnell das Vorderrad nach einem kräftigen Dreh (per Hand) zum Stehen kommt. Dies ist das sicherste Indiz dafür, wenn etwas nicht so ist, wie es sein soll. Dabei konnte ich mich nun allerdings des Eindruck nicht erwehren, daß der Bremssattel selbst nach mehrmaliger Korrektur immer noch nicht in der perfekten Position war, d.h. so, wie mir mein neuer Fahrradmechaniker die Bremse eingestellt hatte.

Nach meiner heutigen Ausfahrt bin ich jedoch wieder ein wenig optimistischer. Falls der Bremssattel wirklich schlechter montiert ist, dann nur mini-minimal. Denn mit der Tourenstatistik meiner Montagsrunde kann ich durchaus zufrieden sein. Allerdings habe ich auch richtig tief in die Trickkiste gegriffen. Ich startete kurz vor Sonnenaufgang bei angenehmen 16°C und nahezu Windstille. Während der folgenden kühlen Stunden bis gegen Neun sammelte ich die meisten Höhenmeter bzw. Anstiege. Das machte bei diesen Bedingungen echt Laune, weil weniger schweißtreibend. Vor dem Mittag kamen dann zwar noch zwei Anstiege, aber die waren - insgesamt gesehen - sehr moderat.

Als die Hitze spürbar wurde, also mein Fahrradcomputer mehr als 30°C Lufttemperatur signalisierte, hatte ich fast schon wieder das Elbtal erreicht. Ab dort rollte es nicht nur weitestgehend flach, sondern bei auffrischendem, teils sogar böigen Westwind mit prima Schiebeunterstützung im Rücken wieder in Richtung Heimat. Ab dem Blauen Wunder leistete ich mir dabei einmal mehr noch die paar Höhenmeter auf der anderen Elbseite.

Ich war schon lange nicht mehr bei dieser Wärme so entspannt auf Achse.

16. Juli 2023

Hitzestau

Bin ich froh, daß ich den vergangenen Freitag noch einmal für eine Radrunde nach dem vorzeitigen Feierabend genutzt habe! Denn nach meinem Urlaub wird es dazu wahrscheinlich keine Gelegenheit mehr geben. Außerdem waren die Temperaturen an diesem Tag beinahe in meinem Wohlfühlbereich.

Bis zum Touristengrenzübergang Eulenthor oberhalb von Rosenthal hielt ich trotz des langen Anstiegs mein Tempo, erst danach mußte ich der Strecke Tribut zollen. Aber nach mehreren Tagen körperlicher Ruhe fühle ich mich jedesmal so fit, daß ich auf den ersten 30-40 km aus dem Vollen schöpfen kann. Ich vermute, daß liegt an dem noch maximal gefüllten Glykogenspeicher, welcher die Muskeln zusätzlich mit Energie versorgt. In Verbindung mit den Effekten der Superkompensation werde ich dabei während der Hauptsaison immer besser.

Selbst der eine Kilometer Offroad nahe der tschechisch-deutschen Grenze durch den Oelsengrund (s. Track vom 14.07., km 57,3 -58,3), auf welchem ich wegen des Untergrunds nur Schritt fahren konnte, hielt mich nicht nennenswert auf. Deshalb entschied mich mich vor der langen Abfahrt durch das Müglitztal noch für den Umweg über Löwenhain und Geising. In Dohna hatte ich dann schon wieder mein Soll übererfüllt, sodaß ich nach Großsedlitz abbog und damit die Höhenmeterbilanz aufbesserte. Trotzdem war ich noch vor 19.00 Uhr zurück.

Nach dieser Klima-Atempause sollte es allerdings am Wochenende wieder sehr heiß werden. Also plante ich erneut, meine Tour zeitlich vorzuverlegen. Bei meinem Start kurz vor halb Sechs herrschten dann auch noch sehr angenehme 15°C. Diese Frische blieb mir bis gegen 8.00 Uhr erhalten. Die Fahrt durch das kühle und zu dieser Zeit beinahe kraftverkehrsfreie Kirnitzschtal genoß ich in vollen Zügen.

Panorama vom Wachberg in südwestliche Richtung, im Vordergrund
der Kinderspielplatz an der Wachbergbaude (Aufnahmeort)
Spätestens am Anstieg von Saupsdorf hinauf auf den Wachberg heizte mir das Gestirn aber schon ordentlich ein. Diese anspruchsvolle Auffahrt ist bis auf die letzten 200 m vor dem Gipfel auf  einem asphaltierten Sträßchen gut zu befahren (s. Track vom 15.07., km 43,5 - 45,1). Vor allem nach der Kreuzung unterhalb des Gasthauses könnte für ungeübte Handbiker aufgrund geringer bzw. fehlender Traktion des Antriebsrades jedoch Schiebehilfe erforderlich sein. Trotzdem sollte man sich das mal antun, denn bei guter Sicht ist der Ausblick von oben in südöstliche bis westliche Richtung einfach phänomenal. Im Prinzip kann man von hier aus fast die gesamte Hintere Sächsische Schweiz überblicken, dazu noch Teile der Vorderen Sächsischen Schweiz, der Böhmischen Schweiz sowie des Böhmischen Mittelgebirges. Das Bild in diesem Beitrag zeigt nur einen kleinen Ausschnitt.

Von der Kreuzung unterhalb des Wachbergs führt auch ein Forstweg nach Norden zur deutsch-tschechischen Grenze ab, den ich nun für meine Weiterfahrt nach Böhmen wählte. Unmittelbar nach dem Abzweig steilt sich die Schotterpiste kurz auf - erst im dritten Anlauf konnte ich diese wenigen Meter im Handbike hinaufklettern. Wie ich inzwischen weiß, zweigt lt. Cyklosatlas online die Radverbindung ins Nachbarland etwas früher ab. Daß dieser Abschnitt sich viel besser fahren läßt, wage ich jedoch zu bezweifeln. Auf jeden Fall muß es trocken sein, sonst versinkt man hier bis zur Mündung des Weges auf den Diebssteig (Zlodějská cesta) bestimmt im Schlamm des für die großen Forstfahrzeuge vorgesehenen Streckenabschnitts  (s. Track vom 15.07., km 45,3 - 46,1). Selbst letztgenannter Steig ist inzwischen zu einem häßlichen Schotterband mutiert, weil hier die Forstarbeiten zur Beräumung des Totholzes lang andauernde Spuren hinterlassen haben.

Erst ab Thomasdorf (Tomášov) hatte ich wieder Asphalt unter den Rädern und konnte mehr Tempo machen. Inzwischen schlug jedoch bereits die Hitze erbarmungslos zu. Störte das auf den nun folgenden langen Abfahrten zunächst nicht sonderlich, machte sich das jedoch an jedem noch so kleinen Gegenanstieg umso deutlicher bemerkbar. Auf dem zweiten Schotterabschnitt des Tages, der Radtrasse von Lobendau (Lobendava) bis zur Grenze auf dem Weg nach Langburkersdorf (s. Track vom 15.07., km 58,8 - 60,9), konnte ich natürlich ebensowenig entlangpreschen.

Immerhin sorgte der teils kräftige Südostwind dafür, daß die mehr als 30°C warme Luft einigermaßen erträglich blieb. Sonst bin ich ja bei Gegenwind nicht begeistert, aber gestern brach ich schon allein aufgrund der hohen Temperaturen in der Leistung ein. Mehr aus Hartnäckigkeit, denn aus Freude am Fahren hängte ich schließlich noch ein paar Kilometer im Flachland zwischen Pillnitz und Pirna-Copitz an, bevor ich 14.15 Uhr bei mittlerweile 35°C zuhause einrollte.

Noch hatte ich die Wahl ...

10. Juli 2023

Resilienztest

Um der Hitze zu entgehen, fuhr ich heute schon nachts um Drei los. Selbst zu dieser frühen Stunde zeigte das Thermometer noch fast 20°C an. Bis Mittag wollte ich zurück sein, doch bald zog sich der Himmel zu. Lange blieb es bei den angenehmen Temperaturen, auch aufgrund der Abkühlung durch zwei Regenschauer, die mich unterwegs ereilten. Dafür stieg die Luftfeuchtigkeit, was sich bei dem leichten Wind allerdings gar nicht so bemerkbar machte.

Für mich gab es also keinen Grund, nur das Minimalprogramm zu absolvieren. Im Gegenteil. Als ich bereits 7.40 Uhr das Stadtzentrum von Kamenz durchquerte, stand für mich fest, daß ich meine Ausfahrt nach Norden erweitern würde. Selbst der halbstündige Zwangshalt im Buswartehäuschen von Schönbach wegen eines kräftigen Sommergewitters brachte mich nicht aus dem Takt.

Ortrander Postmeilensäule
(Aufnahmeort)
In Ortrand schaute ich mir diesmal die sächsische Postmeilensäule von 1730 (damals gehörte die Stadt noch zu Sachsen) etwas näher an. Dort finden sich Entfernungsangaben zu verschiedenen Städten in meiner Heimat. Denn die dort gelistete Stunde ist nämlich ein Wegmaß (lt. Wikipedia in Sachsen: 1 Wegstunde = 4,531 km). Die Entfernung zu Pirna war darauf mit 13 Stunden angegeben. Mit dem Handbike habe ich auf der Rückfahrt diese Zeit trotz Umwege und Pausen natürlich weit unterboten. Ich war in weniger als 5 Stunden wieder zuhause.

Leider wurde es mit fortschreitender Tageszeit immer mühsamer. Auch ohne direkte Sonneneinstrahlung - glücklicherweise dauerte die Auszeit unseres Gestirn hinter Wolken immer noch an - machte mir die Hitze zunehmend zu schaffen. Mein Fahrradcomputer zeigte inzwischen 34°C, ein durchaus realistischer Wert. Wenn ich daran denke, daß ich bei meiner FICHKONA-Aktion im Jahre 2021 bis zu 37°C überstehen mußte, war das jedoch beinahe Wohlfühl-Klima. Mir reichte es trotzdem, sodaß ich nicht einmal ansatzweise auf die Idee kam, meine Tour auf einen Langen Kanten zu strecken. Zeitlich wäre das locker drin gewesen.

So erreichte ich mein Zuhause ziemlich genau 12 Stunden nach meinem Start. Wenigstens habe ich dabei am Ende noch die 100 Meilen (= 160,934 km) abgehakt. Unter diesen Bedingungen ist das doch schon etwas!

Auf jeden Fall aber gutes Training für die warmen Südalpen!

9. Juli 2023

Statt Schwimmen

An diesem Wochenende fand wieder das jährliche Elbeschwimmen der DLRG "Oberes Elbtal" statt. Zuletzt 2022 hatte ich daran teilgenommen, doch diesmal schwamm ich nicht mit. Zum einen, weil ich die Strecke ab Rathen ohne meine Freunde hätte schwimmen müssen, die entweder verhindert waren oder sich der ganz großen Herausforderung stellten. Zum anderen gibt es im Sitzbereich bei mir eine strapazierte Hautstelle, welche ich kurz vor meinem Sommerurlaub nicht zusätzlicher Verletzungsgefahr aussetzen wollte.

Das hinderte mich jedoch nicht daran, meine Freunde wenigstens in Schmilka vor ihrem Start zu besuchen und am Ziel im Stadt Wehlener Ortsteil Pötzscha wieder zu begrüßen, wenn sie rund 4,5 Stunden später nach ihren erfolgreich absolvierten reichlich 21 km dann aus dem Wasser steigen. Neben Christiane und Carsten - mit denen ich in diesem Jahr bereits beim Wasalauf dabei war - schwamm auch unsere "Berichterstatterin" Pia mit.

Beide Orte baute ich in eine kurze Runde ein. Allerdings mußte ich mich selbst relativ früh auf den Weg machen, um nach einer alternativen Anfahrtsstrecke abseits des Elbtals rechtzeitig Schmilka zu erreichen, wo bereits 7.30 Uhr die Schwimmer auf die Reise geschickt wurden. Am Ziel wartete ich dann seit kurz vor 12 auf meine Freunde, die schließlich alle nacheinander dort eintrafen. Gratulation!

Sonnenaufgang über dem Elbsandsteingebirge, am Horizont rechts der Bildmitte der Lilienstein
und noch weiter rechts die Festung Königstein (Aufnahmeort)
Meine eigene Handbiketour stimmte ich auf die geplanten Start- und Ankunftszeit ab, konnte also nicht ganz so räumliche und zeitliche Sprünge machen. Wenigstens entschied mich in Tetschen (Děčín) für den langen Anstieg nach Schneeberg (Sněžník), welcher vor allem im unteren Teil hinsichtlich der Steigungsprozente sehr anspruchsvoll ist (s. Track vom 08.07., km 44,0 - 54,3). Insgesamt kamen dabei auf 10 km Strecke knapp 400 Hm am Stück zusammen.

Gründlich aufgeheizt, verabschiedete ich mich nach 1,5 Stunden Aufenthalt am Ziel von meinen Freunden und hängte in Pirna ganz zum Schluß noch eine Extrarunde an, um den Hunderter vollzumachen. Da herrschten bereits 32°C. Das sind jedenfalls nicht die Bedingungen, bei denen ich noch kilometerweit durch die Gegend turne, sofern es sich nicht unbedingt vermeiden läßt.

Meine freitägliche Feierabendtour konnte ich aber noch bei zwar sommerlichen, doch insgesamt erträglichen Temperaturen genießen. Dazu kam, daß es am Scheitelpunkt der Strecke auf über 800 m NHN schon aufgrund der Höhe nicht so warm wurde wie im Elbtal. Während des Anmarschs zum Erzgebirgskamm hatte ich davon allerdings nicht viel, denn trotz der Strecke durch teilweise sogar schattige Täler schwitzte ich durch die Anstrengung bergauf natürlich ebenso. Die lange Abfahrt nachhause trocknete aber dann den Schweiß, wobei der angenehme Fahrtwind für den perfekten Wärmeausgleich sorgte. 

An diesem letzten Tag der Pirnaer Stadtradeln-Aktion erhöhte ich die eigene dabei absolvierte Kilometerleistung für mein Team vom Tourismusverband Sächsische Schweiz noch auf 1268 km. Das ist mehr, als ich bisher jemals bei einer Teilnahme innerhalb des vorgegebenen Drei-Wochen-Zeitraums geschafft habe. Für einen Preis wird's dennoch nicht reichen - dafür hätten die anderen im Team genauso fleißig sein müssen. Mit Partner oder Familie ist das jedoch sicher nicht so leicht zu bewerkstelligen, da bin ich wesentlich freier.

Mir gefällt's so!

3. Juli 2023

Fit in den Montag

Ein Tag ohne jedwede körperlich anstrengende Aktivität reicht mir derzeit, um mich vollständig zu regenerieren. Gestern noch spürte ich die Nachwirkungen der langen Tour vom Sonnabend, doch heute morgen war ich fit, wie sonst nach einer ganzen langen Woche ohne Sport.

Deshalb kletterte ich mit dem Handbike hinauf ins Osterzgebirge. Wobei das vielleicht nicht die richtige Beschreibung ist, denn unangenehm steil wurde es dabei nie. Aber bis zum Kamm muß man ab Schlottwitz eben auf 27 Kilometern mehr als 600 Hm überwinden. Solche langen Auffahrten, wie die durch das Müglitztal, sind daher im Prinzip das perfekte Alpenpässetraining.

Im Wintersportort Geising gibt es für diesen Zaun sicher
immer ausreichend Materialnachschub (Aufnahmeort)
Den auffrischenden Wind hatte ich mir diesmal zu meinem Freund gemacht. Während der An- und Heimfahrt durch die Täler in Nord-Süd-Ausrichtung war ich durch die Flanken geschützt, und oben auf der Panoramastrecke zwischen Böhmisch-Zinnwald (Cínovec) und Peterswald (Petrovice) gaben mir die inzwischen teils kräftigen Böen zusätzlichen Vortrieb. Außerdem begegneten mir auf der Straße ab dem Graupener Sattel nur einige wenige Autos. Heute fand ich hier wieder einmal jene Ruhe vor, durch welche der besondere Charakter dieser abgeschiedenen, karg-rauhen Gebirgslandschaft besonders gut zu Geltung kommt. Auch das ist meine Heimat!
 
Meine Tour beendete die für meine Ausflüge ins Osterzgebirge so typische lange Abfahrt zurück nach Pirna. Mehr als 700 Meter Höhendifferenz vom Hinweg gab ich nun wieder ab, denn mein Zuhause liegt nur auf ungefähr 120 m NHN. Logisch, daß ich deswegen dann auch meine Tempovorgaben wieder erreichte.

Ein gelungener Start in die Woche!

2. Juli 2023

Zwei mal Zwei

Vor knapp zwei Wochen erst bin ich mit meinem Kamerad Lád'a zum Dreiländereck an der Neiße gefahren, inkl. eines Extrazackens war das der Lange Kanten Nr. 6 der aktuellen Saison.

Gestern dann stand eine Tour mit Christiane ins Böhmische auf dem Programm. Unser Ziel war der wunderschöne Varhany-Radweg, der auf einer ehemaligen Bahntrasse von Böhmisch Leipa (Česká Lípa) zum Herrenhausfelsen (Panská skála) bei Steinschönau (Kamenický Šenov) führt. Der Radweg wurde nach dieser markanten Felsformation, die an eine Orgel aus Stein erinnert, benannt (Varhany = Orgel).

Morgens fuhr ich bereits voraus, auch weil Christiane eine längere Anfahrt hatte. Unmittelbar vor dem Nollendorfer Paß (Nakléřovský průsmyk) holte sie mich dann ein - perfekt, weil wir so den ersten langen Anstieg im jeweils eigenen Tempo fahren konnten und meine Begleiterin nicht mit mir herumbummeln mußte. Die Strecke bis Loschowitz (Lovečkovice) bot mir nichts Neues mehr, wobei ich mich diesmal allerdings über den vielen Verkehr wunderte, der aus dem Elbtal offensichtlich nach Auscha (Úštěk) unterwegs war. Das nervte.

Der Aussichtspunkt am Kalvarienberg (Aufnahmeort)
Ab da wurde es interessant. Die Straße von Auscha kletterte hinauf in die Berge, und als wir oben das Dörfchen Neuland (Ostré) erreichten, entdeckte Christiane den Kalvarienberg (s. Track vom 01.07., km 74,9). Spontan entschlossen wir uns zu einem kurzen Abstecher dorthin. Den brutal steilen, schotterigen Kreuzweg mußte sie mich dann hochschieben, ohne Hilfe hat man hier mit dem Handbike (selbst mit Motor) keine Chance. Ganz oben bei den Kapellen war ich jedoch nicht, denn es kamen vorher noch einige wenige Stufen. Aber der Blick von der schönen Aussicht am Fuße der steilen Treppe war mindestens genauso eindrucksvoll.

Auf der Weiterfahrt versorgte mich dann meine Sportfreundin immer mal wieder mit frisch gepflückten Kirschen, auf dem Weg zum Herrenhausfelsen fand Christiane sogar Himbeeren. Natürlich gehört auch immer ein Freß- bzw. Naschzwischenstop zur Tour, wenn ich gemeinsam mit meinen Freunden fahre. In Böhmisch Leipa gab es Eis, und vor der Abfahrt ins Elbtal zu vorgerückter Stunde in Jonsdorf (Janov) Pizza. Auch das Nachtanken von Flüssigkeit war in Begleitung wesentlich einfacher.

Der Varhany-Radweg (s. Track vom 01.07., km 99,6 - 116,6) kam schließlich auch bei meiner Begleiterin gut an. Bemerkenswert ist, daß auf diesen 17 km bergauf noch einmal knapp 300 Hm überwunden werden, obwohl die Steigung (eisenbahnbedingt) immer im angenehmen Bereich bleibt. Mir kam das durchaus entgegen, denn nach mehr als 1500 Hm war ich konditionell schon etwas angekratzt. Glücklicherweise folgte nur noch der längere Anstieg nach Rosendorf (Růžová), dann konnten wir wieder mehr Tempo machen. Das war auch bitter nötig, um wenigstens Pirna noch vor dem Sonnenuntergang zu erreichen. Ich hatte nämlich keine Beleuchtung mitgenommen. Aber mehrere kürzere und längere Pausen summierten sich doch zu erheblichen Standzeiten. - Auch noch so ein Unterschied zu meinen eigenen Solotouren.

Trotzdem entschied ich mich in Pirna dann zu einer rund 20 km langen Extrarunde, um erneut einen Langen Kanten abhaken zu können. Während Christiane nach unserem Abschied zurück nach Kreischa fuhr, sammelte ich bei einbrechender Dunkelheit meine letzten Kilometer. Dabei kann ich das eigentlich gar nicht leiden, wenn Radfahrer im Finstern ohne Licht fahren! Doch selbst auf dem Elberadweg herrschte um diese Zeit immer noch reger Betrieb. Gestern war es bei mir aber die vielzitierte Ausnahme von der Regel. Versprochen!

Achso, und was gibt es von meiner Feierabendtour am Freitag zu berichten? Nicht viel, außer vielleicht, daß ich wegen eines Unwetters zwischendurch eine 45-minütige Zwangspause im Bahnhof Bad Schandau einlegen mußte. Immerhin hatte ich es dorthin noch rechtzeitig geschafft, bevor das Gewitter seine Wassermassen ablud. Die Heimfahrt nachhause schaffte ich danach trocken vor dem nächsten Regen.

Diesmal war das nur eine Frage von Geduld und dem Mut zur Lücke ...