24. Juli 2023

Auftakt nach Maß

Nun also wieder mal die Alpen. In den nächsten Wochen werde ich an ganz unterschiedlichen Plätzen aktiv sein, um meine Pässejagd-Liste weiter zu komplettieren. Und weil diese schon ziemlich lang ist, wird es immer schwieriger für mich, lohnende neue Ziele logistisch sinnvoll aneinanderzureihen. Dabei auch immer den eigenen Körper im Blick zu haben, ist eine weitere Herausforderung. Es wäre nicht das erste Mal, daß ich meine Jagdsaison wegen Hautverletzungen (offene Stellen im Sitzbereich) vorzeitig beenden müßte - und die Gefahr wird mit zunehmenden Alter auch nicht geringer.

Nach meiner Ankunft am Sonnabend auf dem Campingplatz in Aigle habe ich gestern jedenfalls meine Akklimatisationstour absolviert. Im Rhonetal sollte es tagsüber sehr heiß werden - ein Grund mehr, zeitig zu starten. Deshalb lag dann auf dem ersten langen Anstieg zum Col des Mosses der Ortsausgang von Aigle zum Sonnenaufgang schon hinter mir. Trotzdem überholten mich um diese Zeit auf der tagsüber stark befahrenen Straße erstaunlicherweise etliche Autos. Den Grund dafür erfuhr ich oben am Paß: an diesem Tag wurde in Le Mosses gerade ein Trödelmarkt veranstaltet, und für die Verkäufer sicherte zeitiges Kommen offenbar die besten (Verkaufs-)Plätze. Irgendwie fand ich's ziemlich skurril, in dieser schönen Voralpenlandschaft alten Plunder zu verhökern.

Die Fahrt dorthin verlief übrigens so, wie ich es mir erhofft hatte. Nicht zu steil, und wegen der hohen Berghänge um mich herum lange im angenehm kühlen Schatten. Kurz nach neun erreichte ich den ersten Scheitelpunkt der Tour auf 1445 m NHN. Ohne langen Aufenthalt ging es gleich weiter zum Lac de l'Hongrin, genauer: zur Staumauer dieses künstlichen Sees. Mit seiner Doppelbogenkonstruktion ist das ein wirklich beeindruckendes Bauwerk, welches man mal gesehen haben sollte. Der See selbst bot allerdings einen ziemlich traurigen Anblick, denn er enthielt nur sehr wenig Wasser. Ob das mit Trockenheit oder mit Baumaßnahmen an einem der Zuflüssse zusammenhing, konnte ich aber nicht beurteilen. Die Staumauer selbst war übrigens frei zugänglich, ein Vergnügen, welches ich mir natürlich nicht entgehen lassen habe.

Blick vom Paß Les Agittes zum Genfer See (Aufnahmeort)
Meine Weiterfahrt zum letzten Höhepunkt des Tages, dem Paß Les Agittes auf 1536 m NHN zog sich dann etwas hin. Immer wieder mal ging es bergauf, um dann etliche Höhenmeter während der nächsten Abfahrt zu verlieren. Aber die nur an Wochenenden geöffnete Straße durch ein militärisches Übungsgebiet war sehr gut ausgebaut, im Gegensatz zum Untergrund bei meinem vorangegangenen Abstecher zur Staumauer. Kurz bevor ich den Paß erreichte, lud eine Quelle zum Auffüllen der Wasserreserven ein - für Wiederholer sicher gut zu wissen - und bald darauf eröffnete sich ein toller Blick über den Genfer See. Leider war es ziemlich diesig, so daß sich das Wasser in der Ferne im Dunst verlor. Doch schon allein für diese Aussicht, lohnt sich der Anstieg.

Ich empfehle allerdings, den Paß aus der gleichen Richtung zu erklimmen, wie ich es getan habe. Denn die direkte Auffahrt von Aigle ist wegen der fast durchgängigen Steigungswerte von 12% und mehr vermutlich ein Höllentrip. Selbst bergab hatte ich hier keine Freude, weil ich permanent bremsen mußte, was bei nur einer Bremse und meiner Bremsenkonstruktion ganz schön anstrengt. Außerdem wäre der 500 m lange einspurige Tunnel, für den eine Zeitregelung gilt, im Aufstieg bestimmt ebenfalls nicht ohne. Hier könnte man zwar ggf. bei den Lichtschächten in regelmäßigen Abständen an die Seite ranfahren, um Autos überholen zu lassen, doch müssen dabei alle mitspielen.

Endlich unten, erschlug mich die Hitze. Den Nachmittag und frühen Abend habe ich dann auf Sparflamme verbracht, um nicht allzu sehr im Schweiß baden zu müssen.

Hitze ist definitiv nichts für mich!

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