30. Januar 2023

Streckenlauf

Während sich Christiane auf Mädels-Tour das verlängerte Wochenende über mit den Skiern im Isergebirge (Jizerské hory) austobte, konnte ich am Sonntag Kerstin und Gerald für eine gemeinsame Runde im Osterzgebirge gewinnen.

Ich war von einer netten, kleinen Trainingstour ausgegangen, doch Kerstin hatte Blut geleckt. Denn selten gute Wintersport-Bedingungen motivierten uns für etliche zusätzliche Streckenkilometer. Wann ist es ganz oben auf dem Osterzgebirgskamm schon einmal fast windstill?! Als Kerstin von Dlouhá Louka (Langewiese) sprach, glaubte ich allerdings, daß sie damit nur die Richtung meinte. Kurz nach eins kamen wir dort aber an.

All die meist schwierigen bzw. windausgesetzten Streckenabschnitte ließen sich sehr gut befahren: die kurze steile Abfahrt hinunter nach Neustadt (Nové Město, s. Track vom 29.01., km 11,1 - 11,6), die Wiesen um Neustadt herum (s. Track vom 29.01., km 12,0 - 14,3), und auch das letzte Stück nach Langewiese (s. Track vom 29.01., km 17,2 - 19,1). Wo sonst die Strecken nicht präpariert oder aber die Spuren verweht waren, fanden wir gut befahrbare Pisten mit meist griffigem Schnee. - So macht Skifahren Laune!

Nahe der Wittischbaude (Vitiška) mit dem schönen
Blick ins Böhmische Becken, rechts der Stürmer
(Bouřňák), links vom Kreuz am Horizonz im Dunst
der 20 km entfernte Goldschmied (Zlatník)
(Aufnahmeort)
Gerald kürzte derweil seine Runde etwas ab, wir trafen ihn dann erst kurz vor dem Auto wieder. Er brachte auf den Punkt, was mich ebenfalls manchmal nervt. Auf den Hauptskitrassen rund um den Kahleberg sowie der KLM (Krušnohorská lyžařská magistrála) herrscht am Wochenende bzw. während der Ferienzeit oft soviel Betrieb, daß der Fahrspaß auf der Strecke zu bleiben droht. Von rücksichtslosen Rammlern bis zu Bummeltouristen reicht die Palette, sodaß man ständig auf der Hut sein muß, um nicht in mit anderen Leuten zusammenzustoßen. Ein entspanntes Vorwärtskommen in Waldeseinsamkeit ist es jedenfalls nicht.

Diesmal benutzten Kerstin und ich für Hin- und Rückweg bis auf die Kilometer vor und hinter Langewiese die gleiche Strecke, es ging uns eher ums Meter machen. Auch gleich zu Beginn schlugen wir einen kurzen Haken. Auf dem Achttausender Wüste Höhe (8266 dm) stand ich nämlich ebenfalls noch nie.

Das war nun schon meine Nummer 5.

28. Januar 2023

Genie und ... Kunst!

Freunde von mir schauen sich in diesen Tagen den gesamten "Ring des Nibelungen" unter der musikalischen Leitung von Christian Thielemann in der Semperoper an. Mir erschien das Anlaß genug, mich auch mal wieder mit Richard Wagner zu beschäftigen, in dessen epischen Tondichtungen ich mich emotional wiederfinde. Die Umgebung von Pirna beherbergte das Genie ja nicht nur während seiner Dresdener Schaffenszeit, sondern lieferte ihm auch manche Inspiration für seine Werke, z.B. dem "Lohengrin".

Das kleine, feine Richard-Wagner-Museum in Graupa war für heute also bereits fest eingeplant, doch am Morgen hatte ich noch eine weitere Idee. Im schon damals bekannten Liebethaler Grund besuchte der Komponist nämlich nicht nur mehrmals die Lochmühle, sondern dort steht auch das größte Wagner-Denkmal der Welt.

Romantik pur im Liebethaler Grund
(Aufnahmeort)
In Ute fand ich erneut eine wackere Begleiterin für das Vorhaben. Als erstes wanderten wir gemeinsam an der Wesenitz entlang zur Lochmühle. In Verbindung mit der Fahrradstraße von Mühlsdorf nach Liebethal und von dort das kleine Sträßchen wieder hinab zum Ausgangspunkt kann man tatsächlich eine knapp 5 km lange schöne Rundtour unternehmen. Allerdings ist es wahrscheinlich günstiger, die Tour im Uhrzeigersinn anzugehen, denn der steile Sandsteinpflasterweg zwischen Lochmühle und Mühlsdorf ist bergauf eine echte Schinderei. Weiters wären die zwei Stufen am ehemaligen E-Werk flußabwärts ebenfalls leichter zu bewältigen. Unterstützung durch (mindestens einen) Fußgänger ist für Rollifahrer aber m. E. in jedem Fall zwingend erforderlich.

Nach unserem Ausflug in die Natur kam dann die Kultur. Die sehr sehenswerte, teils multimediale Ausstellung im Graupaer Jagdschloß wurde komplett barrierefrei gestaltet. Die Räumlichkeiten sowie den großen Konzertsaal im Obergeschoß konnte ich ebenfalls über einen Aufzug erreichen. Außerdem gab es im Seitenflügel sogar eine Rollifahrer-Toilette. Im nahen Lohengrinhaus, wo Wagner mit seiner Familie wohnte, war dann für mich zwar nur das Erdgeschoß zugänglich, doch habe ich deswegen wohl nicht allzu viel verpaßt.

Zum Schluß schauten wir uns noch ein wenig im Schloßpark um und bestaunten die eindrucksvolle 450-jährige Eiche, die hier schon stand, als die Gebäude noch gar nicht gebaut waren.

24. Januar 2023

Im letzten Licht des Tages

Für unser Projekt Ende Februar brauchen Christiane und ich jede Trainingseinheit im Schnee. Deshalb sind wir gestern nochmal losgefahren, nachdem meine Sportfreundin ihre wichtige Besprechung auf Arbeit beendet hatte. Obwohl es nun schon wieder erst eine Stunde später als zur Wintersonnenwende dunkel wird, blieb trotzdem nur Zeit für eine sehr kurze Tour durch den näher gelegenen Hochwald.

Die asphaltierte Straße war zwar geräumt, ließ sich aber immer noch ausreichend gut befahren. Doch auch hier zeugte teils dichter Nebel vom einsetzenden Tauwetter, welches die festgefahrene Schneedecke ebenfalls ankratzte. Der letzte Kilometer am Waldrand vor Falkenhain entlang war bei schwindendem Tageslicht und tief verschneiter Landschaft im Nebel umso malerischer.

Zurück am Auto, standen dann immer noch weniger als 10 km in unsere Bilanz. Das wollte meine Begleiterin natürlich so nicht gelten lassen, und ich war ebenfalls für ein paar Extra-Meter zu haben. Allerdings vergaß ich, die Tourenaufzeichnung mit meiner Handy-App fortzusetzen. Deswegen stimmt bei mir auch die Statistik nicht ganz.

Aber am Ende zählt allein die Tat!

23. Januar 2023

Doppelte Kraft

Es liegt wieder ausreichend Schnee im Osterzgebirge! Logisch, daß es deshalb am Sonntag mit Christiane zum Tandem-Skilanglauf ins Altenberg-Zinnwalder Revier ging. Auf der Anfahrt im Auto nieselte es zwar bei Temperaturen um 0°C noch etwas, und auch der Nebel (wegen des leichten Tauwetters) war stellenweise recht dicht. Der Abstecher zum Kahleberg mußte trotzdem sein, denn in dieser Wintersportsaison waren wir noch nicht auf dem höchsten Berg im deutschen Teil des Osterzgebirges.

Danach steuerten wir die Rund-Loipe Scharspitze an, wo wir Carsten und seine Familie treffen wollten. Hier war ich noch nie, weil auf dieser Strecke ordentlich Höhenmeter anfallen und ich mir außerdem nicht vorstellen konnte, wie ich vom zentralen Loipenparkplatz über mehrere Straßen dorthin gelangen kann. Aber im Tandem mit Christiane war das viel einfacher als gedacht, auch wenn ich mal ein paar Meter über die geräumten Straßen rutschen mußte.

Auf dem "Gipfel" der Scharspitze
(Aufnahmeort)
Wir trafen unsere Freunde auch bald. Nach ein paar gemeinsamen Minuten fuhr Carsten mit seinen Jungs dann schon voraus, um sich sich wieder mit ihren anderen Truppenteilen zu treffen. Unsere Tourenziele waren an diesem Tag jedoch so verschieden, daß wir uns danach nicht mehr wiedersahen. Dafür erklommen Christiane und ich dort zunächst noch die Scharspitze und die Biwak-Kuppe, wobei die letzten 200 m zum zweiten Achttausender (in Dezimetern) aufgrund der Unwegsamkeit des Geländes zu einer kleinen Expedition ausarteten. Aber davon lassen wir uns doch nicht aufhalten!

Nach unserer Rückkehr von diesem Abstecher testeten wir an diesem Tag gleich noch eine weitere neue Strecke für mich. Einige hundert Meter auf tschechischer Seite hinab ins Tal der Wilden Weißeritz und ab da wieder zurück zur Erzgebirgsmagistrale (KLM - Krušnohorská lyžařská magistrála) bin ich nämlich ebenfalls noch nie gefahren (s. Track vom 22.01., km 26,3 - 31,3). Hier mußten wir uns aber mit einer einfachen getretenen Skispur begnügen, was mich bei dem weichen Schnee wesentlich mehr anstrengte. Auch ging es nach der kurzen Abfahrt nur noch bergauf, insgesamt 170 Hm auf ca. 3,7 km. Die mit wahrscheinlich 14% Steigung steilsten 200 m (ab km 30,3) sind dabei definitiv nur im Tandem zu bewältigen.

Zu fortgeschrittener Stunde setzte erneut Schneefall ein, auf den ohnehin nicht besonders schnellen Pisten wurde unser Vorwärtskommen daher noch mühsamer. Selbst bergab mußten wir nun kräftig schieben, weil sich der Schnee an den Laufflächen der Ski festsetzte. Das nervte meine Sportfreundin derart, daß sie zum Schluß sogar darüber zu schimpfen begann. Aber auch ich war froh, als wir endlich das Auto erreichten.

Achso, und was hat es mit dem Titel auf sich? - Einmal fuhren wir bergauf an drei Leuten vorbei, davon zwei Damen. Von einer hörten wir beim Überholen, wir würden doch (im Tandem) mit doppelter Kraft fahren (und deshalb schneller sein).

Auf diese Erklärung muß man erst mal kommen!

21. Januar 2023

Gute Aussichten

Heute waren ergiebige Schneefälle angekündigt, sodaß ich das Handbike für dieses Wochenende gleich "abgemeldet" habe. Dafür nutzten Christiane und ich den Vormittag, um bei meinem Haus- und Hof-Skiprofi Sport-Schulz in Pirna-Copitz einige Teile unserer Wintersportausrüstung zu erneuern.

Nachdem in der vergangenen Woche meine zuvor bestellten Ersatz"skibindungen" von Praschberger geliefert wurden, werde ich mir nun ein neues paar Ski für meinen Langlaufschlitten anpassen lassen. Dabei war es selbst für den in der Szene gut vernetzten Chef gar nicht so einfach, noch einen passenden Ski (mit dem aufgrund der älteren Langlaufschlitten-Befestigungskonstruktion mittels Schraubverschluß erforderlichen Holzkern) aufzutreiben, doch jetzt stehen endlich die Atomic-Ski bereit.

Blick vom Burglehnpfad auf die Altstadt von Pirna
und zum Schloß Sonnenstein (Aufnahmeort)
Nach dieser Aktion unternahmen wir außerdem einen kleinen Spaziergang zum Ehrenhain und den Burglehnpfad, ca. 25 m oberhalb der Postaer Straße. Denn von dieser mit Betonpflaster befestigten daher gut berollbaren Promenade direkt oberhalb der Abbruchkante der ehemaligen Copitzer Steinbrüche kann man sehr schön über das Elbtal hinüber zur Pirnaer Altstadt schauen. Als Rollifahrer gelangt man dorthin übrigens über mäßig steil ansteigende Straßen aus Richtung Norden - konditionell ausdauernde Leute benötigen dafür noch nicht einmal Schiebeunterstützung.

Während Christiane anschließend von Copitz aus mit dem Auto nachhause fuhr, kehrte ich im Rolli über die alte Elbbrücke in meine Wohnung zurück. Insgesamt wurde es bei mir eine nette kleine Runde von knapp 7 km.

Keine zwei Stunden später kam der Schnee.

17. Januar 2023

Eins nach dem anderen

Nach der sonntäglichen Not-OP der Antriebskomponenten meines Handbikes war ich zuversichtlich, daß es nun wieder besser rollt. Auf meiner Ausfahrt am nächsten Tag kurbelte ich jedenfalls nicht mehr ständig an der Leistungsgrenze.

Wegen des bald aufkommenden strammen SO-Winds entschied ich mich aber noch einmal für bergiges Gelände, denn dort gab es etliche Täler, in denen man sich entgegen der Windrichtung hocharbeiten konnte. Da es außerdem von Pirna aus in die Berge nach Süden ging, fuhr man dann sogar auf dem Rückweg bergab mit Windunterstützung. Das war besser, als sich erst beim zweiten Teil der Tour zu schinden.

Klettergipfel im Glasergrund
(Aufnahmeort)
Die Sonne meinte es am Montag gut mit mir. Ohne diesen kalten Wind hätte es sich fast wie Vorfrühling angefühlt. An einigen geschützten Flecken, z.B. während meiner Mittagspause in Posta, wärmten die Sonnenstrahlen schon ganz ordentlich. Besonders im Glasergrund bei meinem Aufstieg aus dem Bielatal zauberte das Licht zudem gemeinsam mit Wald und Fels etliche romantische Ausblicke. Hier herrschte auch trotz des sonnigen Wetters jene erhabene Stille, die man selbst in diesem Gebiet nur außerhalb der Hochsaison an einem Wochentag erleben kann. - Alle Sinne auf Empfang!

Eine weitere Lanze für landschaftsbegeisterte Radfahrer will ich unbedingt auch für das Bahretal (nein, ich meine nicht das nahegelegne BahrAtal!) brechen. Für mich ist dieser Abschnitt meiner Tour (s. Track vom 16.01., km 57,8 - 62,4) das schönste "Straßen"tal bzw. die schönste Talstraße in der Umgebung von Pirna, obwohl es in der Gegend wahrlich nicht an weiteren überdurchschnittlich attraktiven Strecken mangelt. Vor allem während der laubfreien Zeit und talabwärts (also in Richtung Pirna) bietet die windungsreiche Straße des im oberen Teil felsigen Tals Fahrvergnügen und Landschaftserleben pur. Von der seit 2022 nagelneuen Asphaltdecke dürften auch die verwöhntesten Radsportler begeistert sein.

Das letzte Drittel meiner Ausfahrt, nämlich die Zusatzrunde nördlich der Elbe ab Pirna, bot dann zwar nicht mehr so viel Unterhaltung, zumal ich nun auf der Fahrt nach Stadt Wehlen wesentlich mehr gegen den Wind arbeiten mußte. Aber das war mir immer noch lieber, als steile Abfahrten. Denn leider entwickelte sich gerade die nächste Problemzone an meinem Gefährt. Bereits auf den vorangegangenen Abfahrten mußte ich leider feststellen, daß die Bremsleistung meiner Hydraulik-Scheibenbremse drastisch sank. Da steht also wieder Arbeit an. Hoffentlich liegt es nur an den Bremsbelägen, evtl. in Verbindung mit der abgenutzten Bremsscheibe. Alles andere (z.B. undichte Bremsleitung / Auffüllen oder Wechsel des Hydrauliköls) wäre beinahe eine Katastrophe, weil ich solche Arbeiten nicht selbst erledigen kann und diese dementsprechend wesentlich länger dauern würden.

Ich muß mich unbedingt recht bald um einen fähigen Mechaniker bemühen ...

15. Januar 2023

Zähflüssig

Auch gestern mußte ich mein Training auf die Straße verlegen. Mit einen solch dauerhaft milden Jahresbeginn hatte ich nicht gerechnet und demzufolge die Wartung meines Handbikes ziemlich vernachlässigt. Doch davor kann ich mich immer weniger drücken.

Meine Sonnabendtour führte mich diesmal ins schneefreie Osterzgebirge, immerhin bis auf 775 m Seehöhe. Einmal mehr wählte ich für die Anfahrt die tiefen, verwinkelten Täler der Seidewitz sowie der Großen Biela nach der Zwischenabfahrt ins Müglitztal, denn der Wind frischte immer mehr aus südlicher Richtung auf. 

Während sich die Auffahrt durch das Seidewitztal aufgrund der geringen Steigung größtenteils recht entspannt fahren ließ - trotzdem werden auf den 15 km bis Liebstadt bereits 200 Hm überwunden - war der zweite große Anstieg des Tages etwas mühsamer. Vor allem die letzte Steilrampe vor Falkenhain sowie die Straße vom Abzweig bis nach Waldidylle machten mir mehr Schwierigkeiten als erwartet. Nach der langen Abfahrt auf der B170 bis Dippoldiswalde (Lád'a würde deswegen mit mir schimpfen - ich aber nutze die Bundesstraße hin und wieder als schnellsten Weg zurück) erreichte ich auf meinem Weg von Paulsdorf an der Talsperre Malter nach Paulshain oberhalb von Ruppendorf endlich auch die 1000-Hm-Marke. 

Danach rollte es bis ins Elbtal im wesentlichen nur noch bergab, und auf dem Elberadweg gab es sowieso keine Anstiege mehr. Man sollte also meinen, daß die restlichen knapp 50 km lockeres Austrudeln gewesen sein dürften. Leider war dem aber nicht so. Dabei bremste mich nicht nur spürbar der Gegenwind, sondern eben auch meine eigene Technik.

Mittlerweile ist mein Antrieb nämlich nur noch eine einzige Zumutung. Die Kette total verklebt, die Führungsrollen des Kettenspanners mit festgebackenem Altöl zugesetzt, Zustand des Rohloff-Ritzels und der Kettenblätter - naja. Bei einem kurzen Zwischenstop testete ich mal den Kurbelwiderstand, indem ich die Kurbel im Freilauf rückwärts drehte. Ergebnis: von allein bewegt sich dort gar nichts mehr, dabei kurbelt es sich mit dem großen Kettenblatt noch schwergängiger als mit dem kleinen. - Kein Wunder, wenn ich mit gefühlt gleichem Krafteinsatz wesentlich langsamer vorankomme!  

Heute gibt es also einiges zu erledigen. Hoffentlich hilft es ...

9. Januar 2023

Geisterfahrt

Der Schnee läßt auf sich warten. Mein Winter(sport)training muß ich deshalb auf die Straße verlegen. Außer den regelmäßigen ein- bis zweistündigen Nachmittagsaktivitäten im Rollstuhl während der Arbeitswoche bleibt da nur das Handbike.

Für meine Trainingstour am Sonnabend hatte ich mir die Gebiete nördlich der Elbe ausgesucht. Kurz vor dem Ende des langen Anstiegs aus dem Elbtal durch den Tiefen Grund von Bad Schandau aus, meldete  sich Lád'a, dem ich noch am Morgen meinen Track zugeschickt hatte. Ich wartete also auf ihn, und dann fuhren wir ab Hohnstein gemeinsam.

Eigentlich war es eine schöne Runde, nur die letzten zwanzig Kilometer von Radeberg nach Pirna sollte man als Radfahrer aufgrund des starken Verkehrs meiden. Denn obwohl in Arbeit, wird es sicherlich noch ein paar Jahre dauern, bis die Umgehungsstrecke fertig ist. Ich baue dieses Teilstück trotzdem manchmal in meine Touren ein, weil es eben auch die kürzeste Verbindung aus dieser Richtung nachhause ist.

Dazu kam, daß ich stetig langsamer wurde. Vermutete ich zunächst die Ursache dafür in meiner mangelnden Ausdauer, stellte ich irgendwann mal fest, daß sich einfach nur sehr viel Dreck zwischen Schutzblech und Vorderrad festgesetzt hatte und damit zusätzlich bremste. Mein Kamerad hatte sich da bereits von mir wieder verabschiedet, für ihn wurde es an diesem Tag letztlich sein erster Zweihunderter der Saison.

Mir gegenüber monierte er danach, daß die gesamte Tour bis auf wenige Ausnahmen nur auf verkehrsreichen und nicht empfehlenswerten Hauptstraßen verlaufen wäre und er sich das zukünftig nicht antun möchte. So empfand ich das - bis auf das letzte Viertel - eigentlich nicht, umso mehr war ich darüber verwundert. Wenn man so viel wie ich in der Region unterwegs ist und nicht ständig die gleichen Strecken fahren will, lassen sich nun wirklich nicht immer solche suboptimalen Abschnitte vermeiden. Aber wahrscheinlich sieht das Lád'a genauso, fährt er doch selbst hin und wieder bei sich zuhause ähnliche Passagen, an diesem Tag z.B. auf der Anfahrt von Kulm (Chlumec) ins Elbtal.

Diese Fernverkehrsstraße bin ich dann übrigens am nächsten Tag ebenfalls gefahren (s. Track vom 08.01., km 35,7 - 51,9). Den fünfzehn Kilometer langen Abschnitt deklariere ich nämlich als eine meiner "Rennstrecken", welchen ich mir hin und wieder (und ausschließlich bergab) zum "Meter machen" antue. Das macht meist trotz des vielen Verkehrs Laune, auch weil sich die Kraftfahrer in der Regel sehr rücksichtsvoll verhalten.

Noch wirken die Baumzwillinge im Nebel
ganz pittoresk ... (Aufnahmeort)
Am Sonntag war es dort aber trotzdem bis Königswald (Libouchec) nicht ganz ungefährlich. Auf meinem Weg hinauf zum Erzgebirgskamm tauchte ich zuvor etwa ab Peterswald (Petrovice) in die dichter werdende Wolken ein, welche durch den kräftigen Südostwind gegen die Berge gedrückt wurden. Auf dem höchsten Punkt, dem Nollendorfer Paß (Nakléřovský průsmyk), sah man dann nur noch 20 m voraus. Außerdem beschlug nun zusätzlich meine Brille, sodaß mein Vorwärtskommen eher einem Blindflug glich.

Meine Hoffnung, daß sich der Nebel bzw. die Wolken einige Höhenmeter darunter gleich wieder lichten würden, erfüllte sich leider nicht, und so folgten für mich schließlich ein paar unruhige Minuten. Aber es gab keine bessere Option, da es noch länger gedauert hätte, in dieser weißen Wand wieder umzukehren und aufwärts zu fahren. Immerhin verfügt mein Tagfahrrücklicht über so eine Art (extrem lichtstarken) Nebelschlußleuchtenmodus, den ich gestern dann zum ersten Mal aktivierte. Ich denke, er hat nicht nur mir geholfen, sondern auch meine Akzeptanz bei den Autofahrern verbessert.

Die anschließende Fahrt durch das Elbtal wieder zurück nachhause hingegen gestaltete sich bei teilweise kräftigem Rückenwind umso entspannter.

Eine solche Geisterfahrt möchte ich aber nicht so bald wieder erleben.

3. Januar 2023

Hin und weg

Ein neues Jahr hat begonnen. Nach der Silvesterfeier bei Freunden kam eine Handbiketour am allerersten Tag für mich trotz des milden Wetters nicht infrage. Zu vorgerückter Stunde erinnerte ich mich jedoch daran, daß ich mir ja schon seit einiger Zeit einen Ausflug zum Schloß Thürmsdorf sowie Park, Biedermann-Mausoleum und Johann-Alexander-Thiele-Aussicht vorgenommen hatte, die ich mit Ute als möglichen Rolliwandervorschlag testen wollte.

Meine Physiotherapeutin brauchte ich nicht erst lange überzeugen, kurz nach dem Mittag starteten wir unsere kleine Runde. Bei frühlingshaften 17°C und sogar ein bißchen Sonne war immer noch verhältnismäßig wenig los auf den Wegen. Der Zugang zum Mausoleum sowie zur benachbarten Aussicht wurde inzwischen sehr gut ausgebaut, sodaß dieser (mit Schiebehilfe) wohl für jeden Rollifahrer machbar sein dürfte (s. Track vom 01.01., km 0,0 - 1,0). Von mir gab's dafür 3 Sternchen, weil auch der Blick über die Elbe zu Lilienstein, Festung Königstein und das gleichnamige Städtchen einfach nur wunderschön ist.

Blick von der Johann-Alexander-Thiele-Aussicht über die Elbe auf Stadt und Festung Königstein,
rechts am Bildrand das Biedermann-Mausoleum (Aufnahmeort)

Auf dem Weiterweg von der Johann-Alexander-Thiele-Aussicht folgten dann allerdings drei kniffelige, weil sehr schmale Passagen an der Hangkante, wo selbst mir trotz aller Hilfe meiner Begleiterin unwohl wurde. Besser ist es, erst wieder 300 m bis zum Abzweig des Feldwegs zurückzugehen und diesem dann direkt zu folgen. Für die 900 m Straße fanden wir keine bessere Alternative, doch statt unserer Abkürzung zum Schloßteich kann man auch ein paar Meter weiter die bequemere Variante wählen.

Zum Schluß erkundeten wir noch den Schloßpark auf verschiedenen Wegen - u.a. durch die Baumhasel-Allee - und besuchten selbstverständlich auch die bekannte Skulptur „Adoratio – Anbetung“, die 1907 vom norwegisch-dänischen Bildhauer Stephan Abel Sinding geschaffen wurde. Zwei gleiche Marmorstatuen existieren davon übrigens auch in der Kunsthalle Bremen sowie der Ny Carlsberg Glyptothek in Kopenhagen, doch hier im Park, etwas versteckt und umrahmt vom Grün des Rhododendrons, kommt die zurückhaltend erotische Ausstrahlung dieses Mädchens mit dem davor knieenden Jüngling besonders gut zur Geltung.

Gestern nahm ich dann die ersten Kilometer im Handbike unter die Räder. Immer noch lagen die Temperaturen am Morgen im zweistelligen Bereich, dafür wehte es kräftig aus Südost. Bereits nach etwa 13 km stellte ich mich dem ersten Belastungstest des Jahres. Die 18%-Rampe ab Rathen hinauf in Richtung Waltersdorf taugt immer als Gradmesser für die eigene Fitness (s. Track vom 02.01., km 13,2 - 14,2). Ich kam ohne Zwischenstop durch, wenngleich auch nicht so flüssig wie in Hochform. Daran hängte ich gleich noch die Ziegenrückenstraße (s. Track vom 02.01., km 16,1 - 17,5), deren unterer Teil mit 12% Steigung ebenfalls nicht zu unterschätzen ist.

Als ich endlich nach reichlich 7 km den höchsten Punkt des Tages erreicht hatte, war natürlich mein Geschwindigkeistdurchschnitt im Keller. Erst als ich durch Radebeul hinab ins Elbtal rollte, stand die oft beschworene 15 wieder vor dem Komma. Diesen Wert immer im Blick, reihte ich nun stückweise insgesamt drei weitere Anstiege aneinander, wobei ich mich bis zuletzt konditionell gut in Schwung fühlte. Die warme Witterung trug bestimmt ihren Teil dazu bei.

Nun sollte es aber bald mal wieder viel Schnee geben ...