9. Januar 2023

Geisterfahrt

Der Schnee läßt auf sich warten. Mein Winter(sport)training muß ich deshalb auf die Straße verlegen. Außer den regelmäßigen ein- bis zweistündigen Nachmittagsaktivitäten im Rollstuhl während der Arbeitswoche bleibt da nur das Handbike.

Für meine Trainingstour am Sonnabend hatte ich mir die Gebiete nördlich der Elbe ausgesucht. Kurz vor dem Ende des langen Anstiegs aus dem Elbtal durch den Tiefen Grund von Bad Schandau aus, meldete  sich Lád'a, dem ich noch am Morgen meinen Track zugeschickt hatte. Ich wartete also auf ihn, und dann fuhren wir ab Hohnstein gemeinsam.

Eigentlich war es eine schöne Runde, nur die letzten zwanzig Kilometer von Radeberg nach Pirna sollte man als Radfahrer aufgrund des starken Verkehrs meiden. Denn obwohl in Arbeit, wird es sicherlich noch ein paar Jahre dauern, bis die Umgehungsstrecke fertig ist. Ich baue dieses Teilstück trotzdem manchmal in meine Touren ein, weil es eben auch die kürzeste Verbindung aus dieser Richtung nachhause ist.

Dazu kam, daß ich stetig langsamer wurde. Vermutete ich zunächst die Ursache dafür in meiner mangelnden Ausdauer, stellte ich irgendwann mal fest, daß sich einfach nur sehr viel Dreck zwischen Schutzblech und Vorderrad festgesetzt hatte und damit zusätzlich bremste. Mein Kamerad hatte sich da bereits von mir wieder verabschiedet, für ihn wurde es an diesem Tag letztlich sein erster Zweihunderter der Saison.

Mir gegenüber monierte er danach, daß die gesamte Tour bis auf wenige Ausnahmen nur auf verkehrsreichen und nicht empfehlenswerten Hauptstraßen verlaufen wäre und er sich das zukünftig nicht antun möchte. So empfand ich das - bis auf das letzte Viertel - eigentlich nicht, umso mehr war ich darüber verwundert. Wenn man so viel wie ich in der Region unterwegs ist und nicht ständig die gleichen Strecken fahren will, lassen sich nun wirklich nicht immer solche suboptimalen Abschnitte vermeiden. Aber wahrscheinlich sieht das Lád'a genauso, fährt er doch selbst hin und wieder bei sich zuhause ähnliche Passagen, an diesem Tag z.B. auf der Anfahrt von Kulm (Chlumec) ins Elbtal.

Diese Fernverkehrsstraße bin ich dann übrigens am nächsten Tag ebenfalls gefahren (s. Track vom 08.01., km 35,7 - 51,9). Den fünfzehn Kilometer langen Abschnitt deklariere ich nämlich als eine meiner "Rennstrecken", welchen ich mir hin und wieder (und ausschließlich bergab) zum "Meter machen" antue. Das macht meist trotz des vielen Verkehrs Laune, auch weil sich die Kraftfahrer in der Regel sehr rücksichtsvoll verhalten.

Noch wirken die Baumzwillinge im Nebel
ganz pittoresk ... (Aufnahmeort)
Am Sonntag war es dort aber trotzdem bis Königswald (Libouchec) nicht ganz ungefährlich. Auf meinem Weg hinauf zum Erzgebirgskamm tauchte ich zuvor etwa ab Peterswald (Petrovice) in die dichter werdende Wolken ein, welche durch den kräftigen Südostwind gegen die Berge gedrückt wurden. Auf dem höchsten Punkt, dem Nollendorfer Paß (Nakléřovský průsmyk), sah man dann nur noch 20 m voraus. Außerdem beschlug nun zusätzlich meine Brille, sodaß mein Vorwärtskommen eher einem Blindflug glich.

Meine Hoffnung, daß sich der Nebel bzw. die Wolken einige Höhenmeter darunter gleich wieder lichten würden, erfüllte sich leider nicht, und so folgten für mich schließlich ein paar unruhige Minuten. Aber es gab keine bessere Option, da es noch länger gedauert hätte, in dieser weißen Wand wieder umzukehren und aufwärts zu fahren. Immerhin verfügt mein Tagfahrrücklicht über so eine Art (extrem lichtstarken) Nebelschlußleuchtenmodus, den ich gestern dann zum ersten Mal aktivierte. Ich denke, er hat nicht nur mir geholfen, sondern auch meine Akzeptanz bei den Autofahrern verbessert.

Die anschließende Fahrt durch das Elbtal wieder zurück nachhause hingegen gestaltete sich bei teilweise kräftigem Rückenwind umso entspannter.

Eine solche Geisterfahrt möchte ich aber nicht so bald wieder erleben.

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