30. Juni 2025

Ohne Druck

Prinzipiell hätte ich es wahrscheinlich geschafft, im Juni die nächste Tausender-Marke zu knacken, wenngleich es auch ziemlich stressig geworden wäre. Dem Paddelboot-Test in Christianes Kajak sowie dem gemeinssamen Grillabend mit Freunden gehörte am vergangenen Wochenende jedoch der unbestrittene Vorrang. Normalerweise fällt es mir schwer, aus dem Hamsterrad der an sich selbst gestellten hohen (sportlichen) Anforderungen bzw. Erwartungen an die eigene Leistungsfähigkeit auszusteigen. Umso erholsamer wirkt dann der bewußte Verzicht, weil ich danach oft ganz neu motiviert bin. 

Als ich am letzten Morgen des Monats losfuhr, fühlte ich mich jedenfalls erfreulich gut ausgeruht, auch mental. Bei sonnigem, aber (noch) angenehm kühlen Wetter wählte ich diesmal eine Strecke, die mich im anspruchsvolleren ersten Teil nur moderat ansteigend durch schattige Täler und Wälder führte. Bereits mittags lagen alle nennenswerten Auffahrten hinter mir, sodaß mir die sich nun allmählich ausbreitende Hitze in den Niederungen nicht mehr ganz so arg zusetzte.
 
Da ich bereits gut im Kilometersoll lag, ersparte ich mir außerdem den ursprünglich ins Auge gefaßten Aufstieg auf der anderen Elbseite in das nördlich gelegene Hinterland von Dresden. In exponierter Südlage wäre das nämlich nun eine schweißtreibende Angelegenheit geworden. Deshalb erreichte ich schlußendlich zwar nicht die 1000 Hm in der Gesamtbilanz, konnte dafür aber endlich mal wieder hinsichtlich des Tempos punkten. Nach den unterdurchschnittlichen Leistungen auf den bisherigen 4 von 5 Handbiketouren während meines Urlaubs war das Balsam für die Seele.
 
Noch kann ich kompensieren. 
 

29. Juni 2025

Vom Fluß zum See

Meine letzten beiden Touren im Urlaub waren wieder etwas besonderes. Am Freitag führte mich meine Handbiketour zum Spreeradweg, wobei ich zwischen Sebnitz und Bautzen endlich mal gemeinsam mit Sven gefahren bin, dem Ehemann einer Krankenschwester von der Erstreha und gutem Freund. Nach einem Tag des Müßiggangs (das muß auch mal sein!) habe ich dann heute zum ersten Mal seit mehreren Jahren eine Testfahrt im Kajak meiner allerbesten Sportfreundin auf dem See der Kiesgrube Pratzschwitz absolviert.

Zu meiner Radtour startete ich erneut sehr zeitig. Ich hatte mich für ca. 9.30 Uhr am Bahnhof Sebnitz verabredet und wollte keinesfalls zu spät dort eintreffen. Als sich in Hohnstein bereits abzeichnete, daß der Zeitpuffer ausreichend groß blieb, unternahm ich auf der Anfahrt gleich noch einen kurzen Abstecher zur Brandaussicht.

Ab Sebnitz haben Sven und ich zunächst bis Sohland erneut die Teilstrecke genutzt, welche ich sechs Tage zuvor schon einmal gefahren bin. Alternativen hätte es natürlich gegeben, aber ich stellte zu spät fest, daß auch Sven diese schöne Radtrasse durch den Schluckenauer Zipfel schon kannte.

Der Spreeradweg führt bei Grubschütz vor Bautzen
sogar an einigen Felsklippen vorbei, welche zum
Klettern genutzt werden (Aufnahmeort)
Dafür bot der Spreeradweg zwischen Sohland und Bautzen (s. Track vom 27.06., km 62,5 - 86,7) für mich fast durchgängig Neuland, denn bisher war ich üblicherweise in diesem Gebiet auf den "schnellen" Hauptstraßen zugange. Jedenfalls interessierte mich die Gegend nie so richtig unter touristischen Gesichtspunkten. Wie sich nun erwies, entging mir dabei einiges! Etliche Streckenabschnitte entlang der Spree überraschten mich mit romantischer Szenerie bei durchaus akzeptablem Untergrund. Zwar waren einige kürzere Passagen des Radweges nicht asphaltiert, ließen sich aber dennoch gut befahren.

Bautzen erreichten wir gerade rechtzeitig vor dem nahenden großen Regengebiet. Rund 1,5 Stunden mußten wir nun unter der Bautzener Friedensbrücke ausharren. Dabei machte der Sommer an diesem Tag sowieso bereits Pause - die Temperaturen blieben den ganzen Tag über konstant um die 20°C, und die Sonne versteckte sich nach ihrem morgendlichen Auftritt ebenfalls hinter dichten Schichtwolken. Nach dieser langen Zwangspause fröstelte uns ziemlich, doch konnte ich mich bald beim Anstieg aus dem Spreetal wieder warmfahren, während Sven nun den Spreeradweg nordwärts weiter fuhr und abends von Hoyerswerda mit dem Zug nach Dresden zurückkehrte.

Mein Rückweg zog sich trotzdem erheblich in die Länge. Das schöne Wetter war nun passé und vor Pannewitz erwischte mich sogar ein weiterer heftiger Regenguß. Hier hatte ich nicht soviel Glück mit einem trockenen Unterstand, nur das Blätterdach eines Obstbaumes schützte mich mehr schlecht als recht. Nach einer weiteren Anpassung meiner geplanten Strecke, die damit zwar geringfügig länger bei jedoch weniger Anstiegen wurde, kam ich endlich über altbekannte und häufig befahrene Strecken kurz vor Acht wieder zuhause an. Mit (brutto) knapp mehr als 15 Stunden war ich an diesem Tag, gemessen an der Distanz, überdurchschnittlich lange auf Achse gewesen. Da passierte dann abends nicht mehr viel ...

Gestern vormittags ergab sich spontan die Gelegenheit, bei meiner Sportfreundin Christiane auf einen Schwatz vorbeizuschauen. Natürlich hatte ich sofort die Idee, in ihrem Garten mal im noch relativ neuen Segment-Kajak probezusitzen. Als sich Christiane das Boot 2024 anschaffte, überlegten wir uns damals nämlich schon, ob ich nicht vielleicht auch damit fahren könnte. Praktischerweise gibt es dafür zum Testen nahe Pirna eine große ehemalige Kiesgrube, die heutzutage als Badesee freigegeben ist.

Am Sonnabend probierte ich also zunächst auf der Wiese das Ein- und Aussteigen in das Boot sowie verschiedene Details der Handhabung, doch heute ging es nun gleich morgens auf's Wasser. Zuviele Schwimmer sind des Paddlers Not ...

Eine nicht zu unterschätzende Herausforderung wurde der Transfer ins Boot von einem Schwimmsteg aus. Obgleich es beim Einsteigen noch relativ gut klappte und Christiane im wesentlichen nur das Boot fixieren mußte, benötigte ich nach der Tour wesentlich mehr Hilfe, um wieder in den Rollstuhl zu gelangen. Ich hoffe trotzdem, daß sich mit der Zeit auch hier eine gewisse Routine entwickeln wird.

Auf dem Baggersee bei Pratzschwitz (Aufnahmeort)
Die Fahrt mit dem "wackeligen" Kajak klappte dafür umso besser. Dabei begleitete mich Christinane schwimmenderweise. Sie verfügt neben vielen anderen Qualifikationen (z.B. bei der Bergwacht) ebenfalls über eine Ausbildung als Rettungsschwimmerin und hätte mich gewiß "retten" können, falls ich mit dem Boot umkippe. Das wurde aber nicht nötig, denn bald kam ich erstaunlich gut klar und war daher auch schneller auf dem Wasser unterwegs. Wir blieben dennoch immer nahe beisammen. Die Strecke, die ich im Kajak zurücklegte, schwamm sie Freistil. Aber wer über 20 km am Stück und sehr flott auf der Elbe von Schmilka nach Stadt Wehlen schwimmt, für den sind 3 km nur Kindergeburtstag.

Ich wäre gern noch länger geblieben, doch meine Sportfreundin erwartete schon das gemeinsame Frühstück mit ihrer Jüngsten. Da wollte ich keineswegs im Wege stehen, zumal es wegen der sportlichen Karriere ihrer Tochter damit viel zu selten klappt. Außerdem sehen wir uns ja heute abend zum Grillen. Ich freue mich schon darauf - fast genauso, wie darüber, daß sich nun wieder eine weitere Möglichkeit für sportliche Aktivitäten eröffnet.

Alt ist man erst, wenn man keine Träume mehr hat.

26. Juni 2025

Komfortzone

In meinem "Heimaturlaub" bin ich bisher noch nicht so aktiv, wie ich es mir eigentlich vorgestellt hatte. 

Vielleicht liegt es an den Temperaturen, vielleicht macht mich aber nun auch der inzwischen mit der Orthopädin besprochene Befund vom MRT der linken Schulter etwas vorsichtiger, sodaß ich mir eher Schonung verordne. Immer waren / sind bei dem Sturz auf vereister Piste im Winter drei Sehnen in Mitleidenschaft gezogen worden.

Jedenfalls habe ich auch nach meiner Mittwochstour heute einen Ruhetag eingelegt. Diese kann man aber durchaus als anspruchsvoll charakterisieren, denn erneut ging es hoch hinauf zum Osterzgebirgskamm. Auch wenn die Steigung bis auf die letzten zwei Kilometer eher moderat blieb, wollen dabei mehr als 37 km am Stück bergauf erstmal bewältigt sein. Dabei profitierte ich allerdings von einen angenehm kühlen Morgen, nachdem ich bereits gegen 4.00 Uhr in Pirna gestartet war.

Nahe der Wittichbaude (Horská chata Vitiška)
eröffnet sich dieses großartige Panorama nach
Böhmen, inzwischen auch mit einer
ausgezeichneten Informationstafel zur
Benennung aller sichtbaren Erhebungen
(Aufnahmeort)
Auf der sich nach der Kletterei anschließenden Fahrt im Osterzgebirge auf Höhen zwischen 750 und 850 m NHN kam ich bei - wie erwartet - erträglichen Witterungsbedingungen ebenfalls einigermaßen gut voran, wenngleich sich die bis dahin absolvierten 850 Hm nun auch konditionell bemerkbar machten. Immerhin war ich aufgrund des frühen Starts schon gegen 9.20 Uhr an der Kreuzung hinter Neustadt im Erzgebirge (Nové Město) angelangt, wo die längere der beiden geplanten Streckenvarianten zur Talsperre Fleyh (Fláje) abzweigte. Also stattete ich ihr zum ersten Mal seit dem Winter wieder einen Besuch ab.

Auf Trassen, welche ich im Winter mit Freunden im Ski-Tandem befahre, war ich dann später auch noch rund um Holzhau unterwegs. Erst ab Neuhermsdorf folgte die erste längere Abfahrt und damit die Gelegenheit, sich etwas zu regenerieren. Dafür wurde es nun spürbar wärmer, und spätestens ab Dippoldiswalde setzte mir wieder die Sommerhitze. Trotzdem bog ich dort kurzentschlossen noch einmal nach Westen ab. Als nämlich der längere Anstieg in Paulshain hinter mir lag, gab es auf der restlichen Strecke bis Pirna - und das sind rund 50 km keine Berge mehr. Denn die 12 Hm in Dresden-Plauen kann man nun wirklich vernachlässigen.

Dennoch reichte diese lange Strecke nicht, um mein Tempodefizit völlig auszugleichen. Bei lähmender Hitze und nach ca. 1600 Hm fehlte es mir irgendwann an der nötigen Kraftausdauer, sodaß ich auf der Geschwindigkeitsjagd schließlich während der letzten Kilometer zwei Mofafahrerinnen ziehen lassen mußte, an die ich mich gehängt hatte. Für eine weitere Kirschen-Kiste von Insa kam ich jedoch in Pirna noch rechtzeitig an.

Den zusätzlichen Schlenker in Pirna "benötigte" ich nur noch für die Statistik: 100 Meilen. 

24. Juni 2025

Nahe der Autobahn

Diesmal machte mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Denn normalerweise wäre ich am Montag wegen der angekündigten Hitze wesentlich zeitiger gestartet. So dauerte es bis nach 8.00 Uhr, bevor ich trocken losfahren konnte. Am Nachmittag kurz vor dem Ziel das gleiche Spiel, doch auch diesmal überstand ich das Gewitter geschützt in einem Carport.

Auf dem Wanderweg zur Grenzbrücke im
Oelsengrund (Aufnahmeort)
Dazwischen schaffte ich mich zunächst am langen Anstieg über den Osterzgebirgskamm im Grenzgebiet zum Elbsandsteingebirge. Die Straße in Liebstadt nach Börnersdorf ist zwar bereits seit längerem gesperrt, doch gibt es einen ausreichend breiten Schotterweg für Fußgänger. Einmal quer durch den Oelsengrund ging's schließlich auf einem kurzen, ca. 800 m langen Schotter-Wanderweg ins Nachbarland, doch benutze ich diese Streckenvariante relativ oft. Bei all dem sprießenden, saftigen Grün war das gestern hier ein idyllisches Niemandsland. Wenn die Geräusche von der nahgelegenen Autobahn nicht wären, würde man sich hier ebenfalls wie am Ende der Welt fühlen.

Bis auf etwa 720 m NN kletterte ich noch von Schönwald (Krásný Les) nach Nollendorf (Nakléřov) auf der Alternativroute zum Nollendorfer Paß, dann verlor ich rund 330 Hm innerhalb der nächsten 6 km. Was mir dabei bisher nie aufgefallen war: Bis zur Mündung der Paßstraße auf die I/13 unterhalb von Knienitz (Kninice) verlief die gewählte Strecke ab dem Ortsausgang von Pirna immer in der Nähe der Autobahn und dürfte damit sogar die kürzeste Alternativroute - allerdings (aufgrund des Abschnitts über die Grenze durch den Oelsengrund) nur für Radfahrer - sein. Man lernt nie aus!

Bei einem letzten Abstecher jenseits des Eulautals sammelte ich noch einmal 120 Hm, doch machte mir nun die sich bei hoher Luftfeuchtigkeit entwickelnde Hitze immer stärker zu schaffen. Erst als ich danach auf der Fernverkehrsstraße dem Elbtal zustrebte, konnte ich mich etwas abkühlen. Trotzdem standen in Tetschen (Děčín) nach 60 km nur durchschnittlich 12,8 km/h auf dem Navi. Meine folgende Aufholjagd im Elbtal änderte nichts mehr daran, daß ich zum Schluß immer noch drei Zehntel unter meiner Wunschvorgabe lag.

Dafür gab's zum Schluß eine Kiste voller Kirschen von einer lieben Freundin, die sie extra für mich gerade im Garten gepflückt hatte. Dankeschön!

22. Juni 2025

Einmal hin, einmal her

Am Donnerstagabend kam mein Sportfreund Jens aus dem Erzgebirge zu mir nach Pirna. Wir hatten uns längere Zeit nicht gesehen - umso mehr freute ich mich darüber, daß es nun endlich mal klappte. Ich wollte diese Gelegenheit gleich noch für's Freiübernachten nutzen, denn "mit Assistenz" konnte ich einiges für eventuell denkbare zukünftige Solotouren mit Übernachtung testen. Alle die dafür benötigten Dinge - wie z.B. Schlafsack, Unterlage / Matte, Verpflegung, Hygieneartikel ... -  mit meinem Handbike auf der begrenzten Fläche des Gepäcknetzes zu transportieren, ist nämlich durchaus eine Herausforderung.

Erst vor kurzen hatte ich oberhalb von Lichtenhain eine neu errichtete Schutzhütte entdeckt, welche mir für eine Nacht im Freien sehr gut geeignet erschien. Diesen Schlafplatz steuerten wir dann am Freitag an, wobei wir für die Anfahrt nicht den kürzesten Weg nahmen. Schließlich wollte ich meinem Kameraden aus dem Erzgebirge erneut auch ein paar schöne Ecken im Elbsandsteingebirge präsentieren. Er ist sowieso kein leistungs- (d.h. geschwindigkeitsorientierter) Sportler, sodaß es überhaupt nicht störte, wenn die Strecke dabei auch viele Kilometer abseits guter Asphaltpisten verlief. Gemeinsam mit ihm "traute" ich mir auch mal wieder die Befahrung des Treppengrunds (Hluboký důl, s. Track vom 20.06., km 45,9 zu - 49,1). Am oberen Abzweig ist zwar immer noch ein Sperrgatter aufgestellt, doch gab es während der Abfahrt überhaupt keine Hindernisse. Doch nach dem großen Waldbrand vor einigen Jahren sowie durch die Borkenkäferkalamität war das Gebiet wegen umgestürzter Bäume lange Zeit unpassierbar.

Die lezten Kilometer bis zum Schlafplatz fuhren wir schließlich auf der Alten Hohen Straße (s. Track vom 20.06., km 65,2 - 69,7), ebenfalls eine Schotterpiste. Sie ist Teil eines Tourenvorschlags für Handbiker, welche ich für den Tourismusverband Sächsische Schweiz zusammengestellt hatte und für die ich dabei gleich noch ein paar Fotos zur Dokumentation aufnehmen wollte. Denn in Begleitung sind auch andere Motive als bloße Landschaftsbilder denkbar. Leider erwischte ihn kurz nach dem ersten Zwischenstop an einer ersten Schutzhütte (die Jens zunächst als Übernachtungsort favorisierte) der Pannenteufel. Und zwar so gründlich, daß der Vorderreifen seines Rades (offensichtlich durch einen Glasscherben) komplett zerschnitten wurde. Eine Notreparatur half nur wenige hundert Meter, den Rest der Strecke mußte er an diesem Tag wandernd zurücklegen.

Morgendlicher Aufbruch von unserem Schlafplatz
oberhalb Lichtenhains (Aufnahmeort)
Trotzdem wurde es noch ein entspannter Abend in der Hütte, nachdem wir uns für den nächsten Tag bereits einige Alternativen überlegt hatten. Zuletzt habe ich übrigens eine solche Aktion vor knapp zwei Jahren (damals mit Christiane und Lád'a) erlebt, und es ist immer ein besonderer Höhepunkt für jemanden mit einer solch engen Bindung zur Heimat, wie ich. Das war auch gestern nicht anders, zumal ich ja außerdem freitags Geburtstag hatte.

Am Sonnabend trennten sich schließlich bereits nach dem Frühstück unsere Wege. Das erwies sich als beste Variante: während sich Jens zunächst mit dem Rad im Schiebemodus nach Sebnitz begab (wobei er einige "Abenteuer" erlebte), startete ich wieder mit dem Handbike. Im Laufe des Vormittags konnte er dann in Neustadt nach einer kurzen Zugfahrt Ersatz beschaffen und den Reifen gleich wechseln. Außerdem wollte er noch eine Bekannte besuchen, weswegen er nicht todunglücklich wirkte, weil wir nun nicht gemeinsam nach Pirna zurückkehrten.

Doch auch für mich hielt der Tag Positives bereit. Bei der ursprünglich nicht geplanten Erweiterung meiner Fahrt durch den Schluckenauer Zipfel wählte ich spontan in Hilgersdorf (Severní) die von der Hauptstraße abzweigende Radtrasse, welche ich sonst immer rechts liegen lasse. Das herrliche Asphaltsträßchen führte von dort durch eine einsame, herrliche Gegend über Röhrsdorf (Liščí) nach Hainspach (Lipová, s. Track vom 21,.06., km 13,8 - 18,9), eine tolle (Wieder-)Entdeckung! Auch der letzte Abschnitt bis zur Grenze ist immer wieder schön, doch den benutze ich öfter mal.

Die letzten 80 km bis Pirna waren dann nur noch Standardprogramm. Weil ich solo auf Achse war, gab ich mich dabei meiner Kilometer-"Sammelwut" hin und vermied außerdem lange und steile Anstiege. Am Vortag galt: Schönheit vor Tempo, nun verhielt es sich genau umgedreht. Bei der sich entwickelnden Hitze war das zudem aus meiner Sicht die beste Option.

Kurz nach Drei erreichte ich schließlich den heimatlichen Stall, wo mich bereits mein Sportfreund erwartete. Nach den fälligen Nachbereitungen ließen wir es uns abends in einem Lokal abseits des Pirnaer-Stadtfest-Lärms noch gutgehen, doch um die folgende Krach-Nacht kamen wir nicht herum. Meine Wohnung liegt nämlich direkt im Stadtzentrum ...

Während Jens inzwischen mit dem Rad nach Chemnitz aufgebrochen ist, habe ich heute keine sportlichen Ambitionen. Die Sonne brennt schon wieder erbarmungslos vom Himmel ...

15. Juni 2025

Vermeidungsstrategie

Bei meinen vergangenen drei Ausflügen im Handbike habe ich diesmal ziemlich taktiert. Gründe dafür waren ein geplantes Treffen bei Burkersdorf sowie die angekündigte Hitzewelle für das Wochenende.

Weil ich nämlich am Sonnabend bereits zeitig starten wollte, hielt ich mich freitags bei meiner Feierabendtour zurück. Was bei mir eine Ausnahme darstellt, ist bei anderen die Regel: eine Tour unter 100 km. So war ich bereits 17.30 Uhr zurück, obwohl ich es trotzdem nicht lassen konnte, doch noch das Zackel meiner Lieblings"renn"strecke über Cunnersdorf (s. Track vom 13.06., km 38,0 - 51,7) dranzuhängen, bevor ich auf dem Elberadweg wieder nachhause gondelte.

Am nächsten Tag hatte ich mich bei Dagmar, einer Geopark-Rangerin im Geopark "Sachsens Mitte" angekündigt, die an diesem Tag den Stand des Vereins beim Schul- und Heimatfest Burkersdorf-Bieberstein betreute. Sie bietet u.a. auch Touren für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen an und wollte sich mit mir dazu austauschen. Für mich war das eine willkommene Gelegenheit, nach längerer Zeit wieder mal eine Tour in diese Gegend zu unternehmen, indem ich den Treffpunkt gleich als Tourenziel definierte. Die 65 km bis dahin wollte ich allerdings schon weit vor dem Mittag hinter mich gebracht haben, denn damit hätte ich gleichfalls die meisten Anstiege vor der großen Hitze abgehakt.

Ich fuhr also zuhause bereits ca. 5.30 Uhr los, was mir auf den vielen Kilometer bis gegen Neun angenehme (zunächst sogar ziemlich frische) Temperaturen bescherte. Als es nach Dorfhain schließlich warm wurde, hatte ich die längsten Auffahrten bereits geschafft. Die letzten Kilometer vor dem Umkehrpunkt gab es sogar etwas Neues für mich zu sehen und tatsächlich auch ein paar Kilometer Straße, auf denen ich noch nicht unterwegs gewesen war. Gleich neben der Straße entdeckte ich dabei vermeintlich eine alte Bergbauhalde, welche sich später als das 6. Lichtloch des Rothschönberger Stollns herausstellte. Das erfuhr ich jedenfalls von den Mitgliedern des Geopark-Vereins, die ich dann kurz nach Zehn erreichte.

Etwa eine dreiviertel Stunde habe ich mich dann am Stand auf dem Festgelände mit Dagmar unterhalten und Möglichkeiten für eine zukünftige Zusammenarbeit ausgelotet. Die gerade anwesende Dame vom Vorstand wollte mich sogleich als "Botschafter" für den Geopark gewinnen, doch lehnte ich dankend ab. Ich bin bereits für den Tourismusverband Sächsische Schweiz aktiv und fühle mich darüber hinaus auch dem Osterzgebirge heimatlich verbunden. Da muß ich nicht noch auf einer weiteren Hochzeit tanzen.

Der Heimweg wurde dann - wie erwartet - ziemlich ermüdend. Anfangs ohne besonderen landschaftlichen Reiz und anschließend auf den tausendmal absolvierten Straßen und Radwegen entlang der Elbe gab es nichts, was mir die Monotonie erspart hätte. Außerdem nervte der mäßige Gegenwind, der wohl verhinderte, daß ich noch vor 16.00 Uhr zuhause ankam. Mehr hätte ich unter diesen Bedingungen (Wind und Wärme) aber sowieso nicht mehr fahren wollen.

Auch heute, also am Sonntag, ging es für mich zeitig auf die Piste. Als ich gegen 3.30 Uhr munter wurde, lohnte es nicht mehr, sich im Bett noch einmal auf die andere Seite zu drehen. Zumal ich bereits darüber nachdachte, meine Tour noch vor dem Mittag zu beenden, um mir unterwegs die Hitze zu ersparen. Was ich sonst immer ab Mittag einplane, das machte ich diesmal davor: ein Minimalprogramm, d.h. nur einen Hunderter.

Kurz vor Mittelndorf - im Bild die ersten Häuser -
bietet sich diese großartige Panorama in
südwestlicher Richtung über das Elbtal
(Aufnahmeort)
Spontan überlegte ich mir auch, bereits jetzt schon einige Bilder für die Dokumentation der Handbiketour auf der Alten Hohen Straße zwischen dem Waldhaus Hertigswalde und Bad Schandau aufzunehmen. Diese Tour möchte ich in der kommenden Woche möglichst mit meinem Sportfreund aus dem Erzgebirge abradeln, der mich wieder mal besucht. Doch dann werde ich mich eher auf die Offroad-Passagen konzentrieren, sodaß ich nun diesmal einige Bilder vom Straßenabschnitt schoß.

Der letzte Umweg des Tages führte zum Schluß nach Pillnitz. Sobald ich dort auf die Straße nach Söbrigen einbog, kamen mir Unmassen an Fahrradfahrern entgegen. Schlagartig erinnerte ich mich, daß an diesem Tag das jährliche Fahrradfest der Sächsischen Zeitung stattfand und mehrere Touren genau diese Strecke für die Rückfahrt nach Dresden nutzten. Ich war darob wenig begeistert, weil ich nun zusätzlich Obacht geben mußte, damit mir nicht einer dieser "Experten" (die glaubten, ihnen gehöre die Straße ganz allein) ins Rad fuhr. Die Verhältnisse am Verpflegungspunkt beim Lidl-Markt in Pirna-Copitz will ich erst gar nicht beschreiben. Ich habe mich wirklich über die Langmut und Geduld der Autofahrer gewundert, die bei dieser undisziplinierten Horde, welche häufig die öffentliche Brückenauffahrtsstraße komplett blockierte, ruhig blieben. Mit solchen rücksichtslosen Gelegenheitsradlern möchte ich jedenfalls nichts zu tun haben.

Es hat schon seinen Grund, warum ich solcherart Massenveranstaltungen meide.

10. Juni 2025

Optimum

Am Montagmorgen war ich zunächst überhaupt nicht motiviert für eine weitere Handbiketour. Der wolkenverhangene Himmel sowie kräftiger Westwind luden nicht gerade zu Aktivitäten im Freien ein. Immerhin hatte ich mir überlegt, wie ich mich unterwegs der strammen Brise entziehen könnte. Unter diesen Bedingungen hieß das, möglichst tiefe, enge Täler in Nord-Süd-Ausrichtung zu befahren. Dafür kam nur eine Fahrt ins Osterzgebirge infrage.
 
Warmfahren im Flachen bis Dresden-Lockwitz, allmähliche Steigerung der Anforderungen bis Dippoldiswalde bzw. dem Ortseingang von Reichstädt und schließlich der lange, von wenigen kurzen Abfahrten unterbrochene Anstieg bis zum Scheitelpunkt unter dem höchsten deutschen Berg im Osterzgebirge.
 
Um die stark befahrene Bundesstraße B170 zu meiden, hatte ich mich diesmal für die weiter westlich im wesentlichen parallel führende Strecke über die Dörfer Hennersdorf, Ammelsdorf und Schönfeld entschieden, bevor ich im Tal der Wilden Weißeritz nach Rehefeld-Zaunhaus fuhr. Auf dieser Straße bin ich relativ selten unterwegs, eigentlich zu unrecht. Denn nach der endlos langen und immer steiler werdenden Auffahrt durch Reichstädt und der - nach einer Zwischenabfahrt - nicht viel kürzeren Höhenmetersammelei bis zum Ortsausgang von Hennersdorf, wird das inzwischen schmale Asphaltband zu einer echten Panoramastrecke (s. Track vom 09.06.2025, km 47,5 - 53,5).
 
Blick über das untere Ammelsdorf (Aufnahmeort)
Gestern herrschte dort zwar aufgrund des gerade stattfindenden Mühlentags, an welchem sich viele (auch ehemalige) Mühlen der Öffentlichkeit präsentieren, überdurchschnittlich viel Kraftverkehr. Denn natürlich reisten die meisten Besucher mit dem Auto an, ein paar auch mit dem Mofa.Sonst ist es hier jedoch sehr einsam, und der Blick schweift weit über die typische Erzgebirgslandschaft. Nach Norden konnte ich gestern sogar bis ins Elbtal schauen. Außerdem hat sich in den idyllisch in einigen Tälern und Senken ausbreitenden kleinen Dörfchen vieles von ihrer Ursprünglichkeit erhalten, die man tiefverschneit im Winter wohl noch eindrücklicher wahrnimmt.
 
Aufgrund des Massenansturms auch an der Herklotzmühle nahe Seyde bin ich dort aber gleich weitergefahren, obwohl ich mit einem kurzen Abstecher auf das Gelände geliebäugelt hatte. So erreichte ich den höchsten Punkt der Tour zwischen Rehefeld und Altenberg bereits eine halbe Stunde nach Mittag, und 1,5 Stunden später Heidenau. Die vom Scheitelpunkt unterhalb des Kahlebergs über Altenberg und Geising zunächst steil, ab der Einmündung ins Müglitztal bei Lauenstein jedoch durchgängig leicht abwärts führende Straße ist nämlich immer eine gute Wahl für Rennfahrer.
 
Weil es im Elbtal erst kurz nach Zwei war, packte ich noch eine Extrarunde drauf, die mich weitestgehend flach bis zum Blauen Wunder führte. Kurz nachdem ich die Elbseite gewechselt hatte, ging auch ein Regenguß nieder, den ich jedoch bereits hatte kommen sehen. Im Gegensatz zum Sonnabend blieb das der einzige feuchte Auftritt. Bei für mich optimalen Temperaturen (zwischen 18 und 22°C) paßte eigentlich alles, sodaß ich am Ende eine wirklich flotte Runde inkl. zwanzig Zusatzkilometer abrechnen konnte.
 
Bis zuletzt gut dabei!