27. November 2023

Wintereinbruch

Das vergangene Wochenende hat es mir wirklich nicht leicht gemacht, meine Monatsziele trotz des nun ausgestandenen Infekts noch zu erreichen. Dabei waren die niedrigen Temperaturen noch das geringste Problem.

Um mein Tagesprogramm einigermaßen zügig über die Bühne zu bekommen, ging es sonnabends wieder recht zeitig los. Mit dem Zusatznutzen, daß der Westwind am Morgen noch ziemlich verhalten wehte und mich daher nicht sonderlich störte. Das änderte sich zwar im Laufe des Tages, doch hatte ich die windanfälligsten Streckenabschnitte hinter mich gebracht, bevor es anstrengend wurde.

Auch das Wetter blieb zunächst leidlich stabil, sodaß ich nun doch wenigstens die Mittelstreckendistanz anpeilte. Für mich bedeutete dies, noch ein ganzes Stück in Richtung Meißen zu fahren, bevor ich für den Heimweg den Elberadweg benutzte. Von den aussichtsreichen Höhen vor der Abfahrt ins Elbtal sah ich kurz vor dem Mittag allerdings das Elend auf mich zuziehen, und der bange Blick in die App mit dem Wetterradar bestätigte dies: das kam eine geballte Ladung Wasser auf mich zu!

Bei verschärftem Tempo schaffte ich es an der Elbe noch bis Gohlis mit seiner Windmühle, dann wurde es zunehmend ungemütlicher. Immerhin benötigte ich ab da noch 1¾ Stunden mit dem Handbike bis Pirna - eine Zeitspanne, die völlig ausreichend ist, um so ziemlich gründlich eingeweicht zu werden. Wenigstens kam nun der Wind von hinten, auch tropfnasse Bekleidung blieb mir erspart. Unangenehm war es jedoch allemal, bis ich mich zuhause mit einem heißen Bad in der Wanne aufwärmen konnte. Die "Belohnung": mehr als 12.000 km Strecke im Jahr 2023!

Zwar rechnete ich nicht damit, auch mein zweites Wunschziel am Wochenende zu erreichen, doch erwies sich der Sonntag als die einzige Gelegenheit dazu. An den 1000 km im November fehlten knapp 60 km - eine Distanz, die mir unter anderen Umständen höchstens ein nachsichtiges Lächeln auf's Gesicht gezaubert hätte.

Doch schon bald nach meinem Start steigerte sich das zaghafte Geflocke zu einem respektablen Schneetreiben, welches sogar die Dresdener Straßen weiß bedeckte und erneut meine Kleidung zu durchfeuchten begann. Kurz von dem Anstieg aus dem Elbtal über die Grundstraße erwog ich daher einen Abbruch, doch just in diesem Moment ließ der starke Schneefall nach. Endlich wurde mir auch beim Bergefahren etwas wärmer. Außerdem drückte mir die Wärme die Nässe aus dem Stoff, weshalb es mir gleich wieder etwas besser ging.

Schnee auf dem Bahntrassenradweg bei Schönfeld
(Aufnahmeort)
Dennoch wußte ich bereits zu diesem Zeitpunkt, daß ich aufgrund der Bedingungen (klatschnasse Straßen, verschneite Radwege) heute keine Rekorde aufstellen würde. Den Bahntrassenradweg durch das Schönfelder Hochland (s. Track vom 26.11., km 23,8 - 36,7) bin ich nämlich bisher noch nie bei so viel Schnee gefahren.

In Lohmen traf ich dafür völlig unerwartet die Leute meines ehemaligen Kletterklubs auf Glühweintour zum Totensonntag. Wie sie, zieht es an diesem Tag inzwischen viele einheimische Kletterer statt des traditionellen Totengedenkens der Bergsteiger auf der Hohen Liebe (im Schrammsteingebiet) an andere Orte im Elbsandsteingebirge (oder an anderen Tagen an diesen Ort), weil die Veranstaltung mehr und mehr touristisch vereinnahmt wird. In einer Welt der Äußerlichkeiten besteht ja für die meisten Touristen sowieso kein Verständnis für den tieferen Sinn des Treffens.

Endlich setzte sich auch die Sonne durch und beschien eine wunderschöne, weiße Winterwelt. Im Osten die hohen Felswände der Steinbrüche überm Elbtal sowie die Sandstein-Tafelberge, im Westen die Elbniederung mit der Landeshauptstadt Dresden - ein Panorama, welches mich immer wieder neu beeindruckt.

Eine knappe Stunde später war ich zurück im Warmen.

23. November 2023

Rekonvaleszenz

Der ausgebrochene Infekt nach meiner Handbiketour vom vergangenen Sonnabend war möglicherweise doch schwerwiegender als angenommen. Jedenfalls ergab ein am Tag danach vorsichtshalber kurz vor dem anberaumten Termin in Hersbruck durchgeführter Corona-Schnelltest ein positives Ergebnis. Da ging es mir aber schon wieder viel besser. Am Dienstag kehrte allmählich auch das normale Geschmacksempfinden zurück, nur die Nasenhöhlen blieben weiterhin verstopft und beim Geruchssinn gab es ein paar Ausreißer.

Das war aber kein Grund, den in Sachsen arbeitsfreien Buß- und Bettag drinnen zu bleiben. Der Empfehlung meiner Sportfreundin Christiane folgend, nahm ich mich allerdings etwas auf meiner Ausfahrt zurück. Statt vieler Höhenmeter konzentrierte ich mich eher auf die Streckenlänge, denn diesbezüglich liege ich leicht im Hintertreffen gegenüber meinem Jahresziel.

Aber ehrlich: Bei dem trüben und dauerhaft kalten Wetter mit ganztägigen Temperaturen um den Nullpunkt zählte meine Fahrt durch's Elbtal einschließlich dreier kurzer Abstecher nun nicht gerade als Wohlfühl-Therapie, wenngleich mir die körperliche Aktivität sichtlich guttat und ich erfreulich flott meine Runde abspulen konnte.

An die Kälte muß ich mich jedoch erst gewöhnen ...

19. November 2023

Ruf der Pflicht

Am Sonnabend ging es mir so, wie jetzt wieder immer häufiger: ich hatte absolut keine Lust für eine Handbiketour. Typisch trübes Novemberwetter, zu Beginn versetzt mit einigen Regenschauern und einer Maximaltemperatur von 5°C. Aber wenn ich wirklich mein Jahresziel erreichen will, muß ich selbst unter diesen widrigen Bedingungen aktiv sein.

Blick auf den Steg der neu errichteten
Betonplattform der Basteiaussicht,
unten an der Elbe der Kurort Rathen (Aufnahmeort)
Wenigstens minderte sich allmählich meine Unlust, weil ich einigermaßen gut auf Touren kam. Die Anstiege zu Beginn fuhren sich leidlich flüssig, ohne daß ich konditionell an meine Grenzen stieß. Außerdem motivierte mich der kurze Abstecher zur Basteiaussicht, die um die (Jahres-)Zeit (kurz vor 9.00 Uhr) bei dieser feuchtkalten Witterung nahezu verlassen dalag. Der Aussichtspunkt ist schon ein landschaftliches Kleinod, und die neue "Skywalk"-Konstruktion eine echte Bereicherung. Für Einheimische bleiben ja noch ausreichend Möglichkeiten, den (wirklich!) spektakulären Blick von hier ohne den Besucheransturm der Touristen während der Hauptsaison zu genießen. Die Beschreibung des kurzen Spaziergangs wurde natürlich ebenfalls auf der Tourenplattform des Tourismusverbands Sächsische Schweiz als Einfachstrecke veröffentlicht, mit meinen Ergänzungen.

Anschließend verlängerte ich Stück für Stück meine Tour nach Norden, bis ich auf Höhe der Stadt Elstra für den Rückweg einschwenkte. Nachdem ich den letzten Höhenzug, der sich von Kamenz in südliche Richtung bis kurz hinter die Autobahn A4 erstreckt, überwunden hatte, lagen die meisten Anstiege hinter mir. Bis Pirna erreichte ich damit wieder mein Tourenziel.

In dem Wissen um viel Regen am nächsten Tag reizte ich zum Schluß das Tageslicht voll aus. Gut so, denn heute ist bei mir nach einer unruhigen Nacht ein Infekt mit Fieber, Schüttelfrost und Husten ausgebrochen.

Dabei wartet morgen ein wichtiger Termin auf mich ...

13. November 2023

Kurz und gut

Im Vergleich zu meinen sonst üblichen Streckenpensum habe ich mich in den vergangenen drei Tagen ziemlich zurückgehalten. Aber dafür gab es Gründe.

Mittlerweile sind die Tage schon wieder so kurz, daß ich mich auf meinen freitäglichen Feierabendtouren bei meinem Tempo wesentlich kürzer fassen muß, um nicht zum Schluß stundenlang im Dunkeln fahren zu müssen. Zwischen 12.30 Uhr und 16.25 bleiben eben nur knapp 4 Stunden, was bei einem gewünschten Geschwindigkeitsdurchschnitt von 15 km/h weniger als 60 km Strecke bedeutet.

Vom Aussichtspunkt an der Ziegenrückenstraße
schweift der Blick über das Felsmassiv des Gamrigs
nach Südwesten  (Aufnahmeort)
Am 10. November war ich allerdings wieder sehr flott auf Achse, sodaß ich meine Runde noch um den Extrazacken über Kohlmühle im Sebnitztal erweitern konnte. Obwohl an diesem Nachmittag um mich herum viele Regenschauer niedergingen, blieb ich vom Naß verschont. Dafür gab es tolles Wolkenkino - im herbstlich farbenfrohen Elbsandsteingebirge ein besonderes Erlebnis.

Am ersten Tag des Wochenendes drohten ab Mittag ergiebige Niederschläge. Also sputete ich mich bereits am Morgen. Nicht zuletzt, weil ich zunächst auf dem Elberadweg ganz flach nach Dresden fuhr, erreichte ich gegen 9.00 Uhr schon den romantischen Rabenauer Grund, durch welchen entlang der Roten Weißeritz ein gekiester Wanderweg nach Tharandt führt (s. Track vom 11.11, km 37,0 - 40,4). Abgesehen vom landschaftlichen Augenschmaus ist die Strecke auch die entspannteste Möglichkeit, ohne steile Anstiege von Freital aus in Richtung Erzgebirge zu fahren.

Nach dem anschließenden Zickel-Zackel durch's Osterzgebirgsvorland sowie der Abfahrt im Müglitztal blieb mir sogar noch eine knappe Stunde Zeit für den Abstecher über Nentmannsdorf ins ebenfalls wunderschöne Bahretal (nicht zu verwechseln mit dem nahegelegenen BahrAtal). Erst auf den letzten zwei Kilometern holte mich dann der (zunächst leichte Niesel-)Regen ein. Die fehlenden sieben Kilometer bis zur Einhundert konnte ich aber locker verschmerzen, denn dafür hatte ich an diesem Tag das Optimum herausgeholt und war trotzdem trocken geblieben.

Sonntags fuhr ich noch eine knappe Stunde zeitiger los. Zum einen gefällt es mir, am Morgen im Dunkeln nahezu kraftverkehrsfrei ganz entspannt vor mich hin zu radeln, wobei ich selbst mein eigener Taktgeber bin. Außerdem wollte ich nachmittags meine Sportfreundin Christiane nicht verpassen, die auf dem Rückweg von einer Bergwacht-Ausbilderschulung leckere Äpfel aus ihrem Garten für mich im Gepäck hatte.

Seit längerer Zeit schaffte ich es nun endlich wieder mal ins Nachbarland, und das gleich auch noch über den Nollendorfer Paß (Nakléřovský průsmyk). Der längste Anstieg des Tages lag ebenfalls schon kurz nach Neun hinter mir, obwohl ich wegen gesperrter Straßen aufgrund von Baustellen nicht den einfachsten Weg fahren konnte. Vielleicht wird bald in 700 m Meereshöhe der erste Schnee liegen, auf dem höchsten Berg des Erzgebirges - dem Fichtelberg - war es ja schon an diesem Wochenende soweit.

Sonniges Wetter lud mich danach zu einem kurzen Abstecher in das von mir so genannte Tetschener Hochland ein. (Der "richtige" Name für diese linkselbischen Höhenzüge zwischen Aussig - Ústí nad Labem -  und Tetschen - Děčín - ist eigentlich "Ústecké středohoří", also "Aussiger Mittelgebirge".) Hierhin fahre ich immer wieder gern, zumal inzwischen auch viele Straßen im Gebiet neu asphaltiert wurden.

Die zweite Hälfte meiner Sonntagstour verlief schließlich größtenteils im Elbtal ohne weitere nennenswerte Anstiege. Lediglich die Auffahrt nach Waltersdorf bremste mich etwas aus. Wegen einer Straßensperrung auf der Hauptstrecke in Porschdorf wich ich dabei auf die eigentlich den Radfahrern vorbehaltenen Alternativroute ab Prossen aus, wobei die größtenteils einspurige Strecke ersatzweise auch als nicht ausgeschilderte Umleitung für den Kraftverkehr dient. Bis auf das Gehupe eines dieser Benzinjunkies kam ich glücklicherweise aber selbst auf dem holperigen Abschnitt mit grobem Sandsteinpflaster gut durch und erreichte nach einem kurzen Umweg zum Kilometersammeln unmittelbar vor dem Ziel am frühen Nachmittag mein Zuhause.

Beim Kaffekränzchen mit Christiane gab es viel zu erzählen.

7. November 2023

Konsolidierung

Seit Anfang des Monats bin ich wieder in der Heimat zugange. Von den 300/400-Meter-Anstiegen auf 10 km Strecke im Schwarzwald kann ich mich nun wieder erholen, denn es geht hier - sofern man nicht gerade im Nachbarland von Süden über den Steilabfall der Pultscholle des Erzgebirges in dessen Kammregion fährt - trotz gleicher Höhenunterschiede meist gemächlicher aufwärts. Was natürlich nicht heißt, daß es von allein rollt ... Immerhin kamen auf meinen Touren der vergangenen drei Tage ebenfalls mehr als 3000 Hm zusammen, weil ich mein Handbike am Sonnabend und Montag zunächst in die Ausläufer des Osterzgebirges lenkte. Hier wurden damit aber auch die Unterschiede zur (oben bereits erwähnten) Topologie der Touren ab Bad Wildbad besonders deutlich.

Wenn ich am ersten Tourentag nicht schon wieder wegen der schwergängigen Kette zusätzliche Kraft hätte investieren müssen, wäre wahrscheinlich diese Runde weniger anstrengend gewesen. So habe ich mich am Sonnabend ziemlich verausgabt, um meine Ziele zu erreichen. Nach der Kletterei vor allem während der ersten reichlich vierzig Kilometer konnte ich im welligen Gelände nördlich des Elbtals dann mit teilweiser Rückenwindunterstützung trotzdem die bei den Anstiege verlorene Zeit wieder aufholen.

Zur Schonung hatte ich mir dann am zweiten Tag des Wochenendes weniger Auffahrten vorgenommen. Darüber hinaus behandelte ich meinen Antrieb vor dem Start gleich noch mit Kettenspray, was sich im Laufe des Tages merklich auf das Tempo auswirkte. Gern nahm ich deshalb wieder den Umweg über Cunnersdorf (s. Track vom 05.11., km 17,2 - 34,5), weil dieser bezüglich des Geländeprofils und der Streckenlänge perfekt zu meinen Vorstellungen von Ausdauertraining paßt. Außerdem kann man nun am Wochenende das noch bis mindestens Mitte November baustellenbedingt gesperrte Teilstück der Straße im Krippengrund an der Forstmühle befahren, was die anschließende schnelle Abfahrt ins Elbtal bei optimalem Gefälle ermöglicht.

Auf dem Steilstück der Auffahrt durch
den Tiefen Grund, im Hintergrund der
Klettergipfel Brandkegel (Aufnahmeort)
Auf der anderen Seite des Elbtals gibt es in Porschdorf inzwischen ebenfalls zwei Vollsperrungen der Straße, welche ich jedoch umkurven konnte, um zum längsten Anstieg des Tages mit dem größten Höhenunterschied zu gelangen. Die Fahrt durch den Tiefen Grund in Richtung Hohnstein (s. Track vom 05.11., km 41,2 - 46,5) ließ sich bis auf eine rund 300 m lange 12%-Rampe immer noch sehr flüssig bewältigen. Dieser Berg ist für mich ebenfalls eine Art Referenzstrecke - nur eben eine Kategorie härter als die Cunnersdorf-Runde.

Obwohl am Sonnabend das Wetter insgesamt sehr wechselhaft war, blieb ich doch weitestgehend vom Regen verschont. Zwar strich ich den Abstecher ins Lockwitztal zu meiner Sportfreundin Christiane, weil es auf dem Elberadweg leicht zu regnen begann. Doch kurz vor Pirna schien schon wieder die Sonne und bescherte allen einen freundlichen Spätnachmittag. Gut ging es auch immer noch meiner rechten Schulter, die am Vortag wohl hauptsächlich aufgrund der Antriebsprobleme stärker beansprucht worden war.

Das Wetter für Montag lieferte dann ebenfalls keinen Vorwand für eine Verschnaufpause. Doch zunächst plante ich eine kurze Runde, schließlich hatte ich ja bereits am Wochenende rund 230 km absolviert. Bald jedoch entschied ich mich, zum Test der Kraftausausdauernoch ein Stückchen höher in Richtung Osterzgebirge zu fahren sowie zwei weitere Anstiege dranzuhängen, bevor ich ins Elbtal zurückkehrte. In den Tälern war ich nämlich weitestgehend vor dem kräftigen Südwestwind geschützt. Noch vor dem Mittag kam ich wieder in Pirna an, sodaß ich mich entschloß, im nördlich der Elbe gelegenen Umland doch noch den Hunderter vollzumachen. Selbst auf den beiden steileren Anstiegen vor und nach Bonnewitz verlor ich dabei nicht so viel Zeit, um meinen Virtual Partner ganz aus den Augen zu verlieren. Der spürbare Gegenwind im Elbtal konnte mich zum Schluß nicht mehr nennenswert aufhalten.

Endlich mal wieder eine durchgängig solide Leistung! 

29. Oktober 2023

Kehraus

Fast die ganze Woche lang stand es auf der Kippe, ob ich noch einmal im Handbike aktiv werden könnte. Selbst für das Wochenende war Dauerregen angekündigt. Allerdings wurde es dann am Freitagnachmittag etwas besser, und auch gestern kletterte am Morgen zunächst die Sonne über die Berge.

Das war die Chance, mein selbstgewähltes Entfernungsziel von 1.000 km im Monat sowie auch die 11k-Marke für das gesamte Jahr zu erreichen. Zunächst fuhr ich das Tal der Großen Enz aufwärts, bei wenig Kraftverkehr entschied ich mich diesmal auch gleich für die Straße statt des Enztalradwegs. Der führt nämlich meist durch dichten Wald mit klatschnassem Asphalt, welcher sich wegen des Laubs, heruntergefallener Äste sowie Tannenzapfen bzw. Bucheckern derzeit ziemlich holperig fahren läßt.

"Grenzstein" des Landkreises
Freudenstadt an der Bundesstraße
B294 (Aufnahmeort)
Auch oben auf der Bundesstraße herrschte nur mäßig Verkehr, so daß ich zunächst zum Kilometersammeln weiter südwärts fuhr. Die Idee, hinter Besenfeld auf anderer Strecke zurückzukehren, mußte ich jedoch verwerfen, weil der dafür vorgesehene Waldweg inakzeptabel steil und grobschotterig war. Von solchen Experimenten hatte ich aber genug, zumal nach wie vor Schlechtwetter mit Regen drohte.

Die Bundesstraße immer leicht bergab durch das Tal der Kleinen Enz wurde dafür eine schöne Rennstrecke, wo ich viel Zeit gutmachte. Die Autos störten mich hier überhaupt nicht, weil ich ja selbst teilweise in derem Tempo abwärts rollte. Im übrigen möchte ich an dieser Stelle die hiesigen Autofahrer ausdrücklich loben. Sie begegneten mir fast durchweg extrem rücksichtsvoll - ganz ohne Schimpfen - und überholten bei Gegenverkehr noch nicht einmal an Stellen, wo es meiner Meinung nach ganz ohne Gefährdung möglich gewesen wäre. Vielleicht gab es ja auch einen Bonus für mich in meinem ungewöhnlichen Gefährt, den die Leute gern mal ein paar Momente in Aktion sehen wollten.

Als ich bereits kurz nach dem Mittag wieder in Calmbach und der Regen immer noch weit weg war, dehnte ich dann meine ursprünglich nur als Kurzstrecke geplante Tour Stück für Stück aus. Insgesamt kamen dabei noch einmal ähnlich viele Höhenmeter und Kilometer zusammen wie beim ersten Teil meiner Fahrt, doch konnte ich mein Wunschtempo halten. Leider gingen nach dem ersten 200-Hm-Anstieg bei Neuenbürg nun auch ein paar  Regenschauer nieder, die mir zwar nicht sonderlich zusetzten, jedoch die Straße so einnäßten, daß ich mich auf den letzten langen Abfahrten mit nahezu optimalen Gefälle schließlich herunterbremsen mußte, um halbweg vom Spritzwasser verschont zu bleiben. Sonst hätte ich bestimmt noch ein paar Zehntel zugunsten der Durchschnittsgeschwindigkeit herausholen können.

Es war trotzdem ein versöhnlicher Abschluß meines Tourenmonats während der Reha im Schwarzwald, bei dem ich oftmals leistungsmäßig (d.h. hinsichtlich des Tempos) nicht unbedingt geglänzt hatte. Immerhin kamen auf 9 Touren 824,5 km mit 10.074 Hm zusammen, wenn auch nur mit einer Gesamtdurchschnittsgeschwindigkeit von 14,0 km/h.

Nun bin ich gespannt, wie es nach meiner Rückkehr zuhause im Handbike rollt ...

23. Oktober 2023

Durchhalten!

Das dritte Tourenwochenende im Schwarzwald liegt hinter mir, und langsam geht es an die Substanz. Denn die Größenordnungen sind hier doch etwas anders als bei mir zuhause. Auf der Fahrt ins Osterzgebirge von Pirna zum Kahleberg wird zwar beispielsweise eine Höhendifferenz von ca. 750 m am Stück überwunden, doch verteilen sich diese auf mehr als 40 km Straße. Im Schwarzwald mußte ich hingegen bisher regelmäßig 300 bis 400 Hm innerhalb von 10 km Strecke klettern. Das ist ein ganz anderes Kaliber. Außerdem sind ab Bad Wildbad eigentlich keine wirklich flachen Touren möglich, sofern man nicht das Enztal stupide hin und zurück fährt. Inzwischen bewege ich mich - insgesamt gesehen - konditionell ziemlich am Limit, was sich unmittelbar auf das Tempo auswirkt.

Darüber hinaus beunruhigt mich der Zustand meines Handbikes, weil irgendetwas am Antrieb nicht richtig rund läuft. Ist es die vielleicht bereits überdehnte Kette, sind es verschlissene Kugellager in den Kurbelgriffen oder gar im Tretlager? Letzteres wäre natürlich der größtmöglich anzunehmende Ernstfall und eben nicht mal einfach so zu beheben. Ob mein Mechaniker bei Bike24 die Lager tauschen könnte oder ob ich direkt bei Schmicking vorstellig werden müßte, kann ich nämlich überhaupt nicht beurteilen. Doch von der Laufleistung meines Handbikes her wäre ein solches Szenario absolut denkbar.

Jedenfalls vermute ich, daß eben diese Probleme auch unmittelbar Einfluß darauf haben, wie schnell ich mit dem Rad unterwegs bin. Am Sonnabend gab es aber zunächst einmal einen kleinen Lichtblick. Ich hatte mir eine für hiesige Verhältnisse überdurchschnittlich flache Tour nach Karlsruhe zusammengestellt, allerdings mit einem dicken Ende in Form eines 450 Hm-Anstiegs auf 10 km. Bis 23 km vor dem Ziel rollte es also ziemlich flott, doch danach ließ ich erwartungsgemäß am Berg viele Federn. Trotzdem schaffte ich es, mein angepeiltes Geschwindigkeitssoll zu halten, sodaß ich abends mit mir vollauf zufrieden war.

Die Durchquerung der badischen Residenzstadt gestaltete sich übrigens ziemlich entspannt, mir gefiel dabei besonders das viele Grün und die bemerkenswerte Fahrradfeundlichkeit hinsichtlich der Verkehrsplanung. Insgesamt hatte ich in Karlsruhe nie den Eindruck, durch eine 300.000-Einwohner-Stadt zu fahren.

Abends signalisierte mir mein Fahrradcomputer dennoch Überbelastung und empfahl mir vier Tage Trainingspause. Das konnte und wollte ich mir jedoch nicht leisten, schließlich sind meine Tage in Bad Wildbad inzwischen gezählt. Zuhause hätte ich mir nun eine flache Strecke nach Norden zusammengestellt, aber das gibt es hier eben nicht. Deshalb war mir bereits zu diesem Zeitpunkt klar, daß meine Sonntagstour leistungsmäßig unter meinen Erwartungen bleiben würde.

Panorama unterhalb des Hohlohs (Aufnahmeort)
Ich fuhr trotzdem los. Nach kurzem Einrollen forderte mich gleich der Anstieg zur Grünhütte, von welcher ich dann über das Wildseemoor und Kaltenbronn den Paß "Schwarzmiss" anpeilte. Ab dort war es nicht mehr weit bis zum Hohloh, der mit 984 m NHN (am Aussichtsturm) höchsten Erhebung der Region.

Ein großes Stück der Straße hinunter nach Reichental ist derzeit aber gesperrt (offensichtlich ebenso eine Jahrhundertbaustelle ...), trotzdem ließ ich mich davon nicht abhalten. Auf der Karte hatte ich nämlich eine Umfahrung über einen Schotterweg entdeckt, den ich nun ausprobierte. Wie sich herausstellte, konnte ich mich tatsächlich dort langsam hinuntertasten, doch will ich mir lieber nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn ich hätte umkehren müssen. Er war nämlich bei größtenteils schlechtem Untergrund abartig steil (12 - 14%) und gehörte vermutlich daher zur Kategorie "Falltürwege" (nur in eine Richtung befahrbar).

Durch das anschließende Murgtal kam ich gut voran, wenn auch aufgrund des Gegenwindes nicht so schnell, wie gewünscht. Dagegen nervte mich die Kurverei zur Umfahrung einer Baustelle in Rastatt, meinem westlichen Umkehrpunkt. So blieb auch keine Zeit, auf dem Rückweg spontan meinem Sportfreund Dominik in Muggensturm einen Besuch abzustatten.

Für die letzten Kilometer der Rückfahrt - auf denen ich noch einmal über den Höhenrücken zwischen Alb und Enz mußte -  hatte ich mir das anstiegstechnisch dünnste Brett ausgesucht. Trotzdem summierten sich dabei ab Ettlingen noch einmal mehr als 300 Hm in mehreren Aufschwüngen. Das verriß endgültig die Statistik, doch gefiel es mir auf der Hochfläche rund um Langenalb und Conweiler ausnehmend gut. Hatte ich kurz unterhalb des Hohlos bei klarer Sicht über die Ausläufer des Schwarzwalds bis ins Rheintal und nach Frankreich sehen können (s. Bild), so erstreckte sich nun das herrliches Panorama in nördliche Richtung. Im weichen Licht der Nachmittagssonne kam sogar etwas Romantik auf.

Nach dem letzten Anstieg hinter Conweiler, den ich zuvor mental gar nicht mehr auf dem Schirm hatte, mußte ich mich dann ziemlich sputen, um es bis zum Abendessen in die Klinik zu schaffen.

Erholung tut not.