29. Juni 2021

Artikel in der Morgenpost am Sonntag vom 27.06.2021

Über meine bisher längste Tour im Handbike - sie wird es vermutlich auch bleiben - ist am vergangenen Wochenende auch eine Doppelseite in der Dresdner Ausgabe der Morgenpost am Sonntag erschienen. Die Journalistin hatte über gemeinsame Freunde von der Aktion erfahren und mir nach dem erfolgreichen Abschluß einen Besuch abgestattet.

Insofern steht in dem Artikel nichts fundamental neues, er ist jedoch eine schöne illustrierte Zusammenschau mit ein paar zusätzlichen Informationen. Ich habe den Text übrigens vor der Veröffentlichung durchgesehen, so daß inhaltlich alles paßt.

Wer den Beitrag lesen möchte, sollte das nachfolgende Bild mit der rechten Maustaste anklicken und im daraufhin erscheinenden Kontextmenü "Link in neuem Fenster/Tab öffnen" auswählen.

Von dem Artikel gibt es auch eine Online-Version.

28. Juni 2021

Mindestanforderung

Nach dem holperigen Jahresstart im Handbike habe ich in den letzten zwei Monaten richtig aufgedreht und bin nun wieder gut dabei. Die 2066 km im Mai stellten für mich einen neuen Monatsbestwert dar, doch auch in diesem Monat wurden es mit dem Rad mehr als 1500 km. 6050 km in den ersten sechs Monaten des Jahres lassen mich optimistisch auf mein Vorhaben blicken, bis zum Saisonende eine weitere große Schallmauer zu knacken.

Allerdings ist es gar nicht so einfach, sich nach einer solch herausragenden Aktion, wie der vom vergangenen Wochenende, für die nächsten Ausflüge zu motivieren. Es fehlt jetzt einfach ein großes Ziel, an dem ich meine Aktivitäten ausrichten kann. Zumal ich für den Sommerurlaub ja immer noch keine greifbaren Ideen habe. Und der soll eigentlich in spätestens vier Wochen beginnen ...

Meine erste Wochenendtour führte mich südwärts über die Berge. Den ersten Abschnitt, die Höhenstraße durch die Dörfer zwischen Köttewitz und Berthelsdorf (s. Track vom 26.06., km 7,2 - 18,6), fahre ich sehr selten. Wohl, weil er konditionell sehr anspruchsvoll ist, aber eben auch aufgrund der Windanfälligkeit. Diesbezüglich war am Sonnabend jedoch Tote Hose.

Das kurze Stück zum und im Oelsengrund bis zur Grenze (s. Track vom 26.06., km 29,7 - 31,0) kann man leider nur im Schrittempo befahren, und selbst da halte ich jedesmal die Luft an, wenn ich mich über die groben Schotterpassagen mit dem Handbike taste. Aber es ist eben an dieser Stelle die nahezu perfekte Verbindung ins Nachbarland, weil auf tschechischer Seite gleich wieder Asphalt kommt und das abgelegene Tal sehr romantisch ist. - Sieht man mal von der Autobahn in unmittelbarer Nähe ab ...

Der Rest der Tour war bis auf den Abstecher nach München (Mnichov) nur noch Abspulen von Kilometern. Irgendwann werde ich wieder mal eine längere Strecke  durch dieses recht einsame Hochland zwischen Tetschen (Děčín) und Aussig (Ústí n. L.) im Elbtal legen, denn ich mag dieses Gebiet sehr. Vorgestern drohten jedoch heftige Regenschauer, sodaß ich mich auf schnellstem Wege in Richtung Heimat begab. Vom Regen blieb ich bis zum Schluß verschont.

Blick in die Fußgängerzone auf der
Reichenstraße in Bautzen (Aufnahmeort)
Für den Sonntag hatte ich mir das 1000jährige Bautzen als Tourenziel ausgesucht. Dabei war allem das Teilstück zwischen Langburkersdorf und Schluckenau (Šluknov) durchaus anspruchsvoll, was das Streckenprofil betrifft (s. Track vom 27.07., km 34,6 - 47,0). Auch diese Sägezahnpassage fahre ich im Ganzen nicht allzu oft.

Für die Rückfahrt ab Bautzen nutzte ich dann zunächst die S111. Bis vor einigen Jahren war das die Bundesstraße B6 und entsprechend verkehrsreich. Nun gibt es hier fast immer Radwege parallel zur Straße, weswegen die Strecke jetzt durchaus eine Option für den schnellen Nachhauseweg ist. Die Alternativen sind jedoch alle landschaftlich wesentlich attraktiver.

Nach dem schwülwarmen Vortag, der wieder ganz schön auf mein Tempo drückte, rollte es bei meiner zweiten Wochenendrunde wieder einigermaßen. Es ist selbst für mich überraschend, welchen Einfluß feuchte Hitze auf mein Vorankommen im Handbike hat. Bisher lief das für mich immer weitestgehend unter dem Radar - erst auf der Langstrecke zur Sommersonnenwende wurde mir das in dieser Deutlichkeit vor Augen geführt.

Und das ist wirklich keine billige Ausrede!

22. Juni 2021

Wahnsinnsritt im Osten

Als Stefan nach meinem erfolgreichen Berlin-Projekt sinngemäß kommentierte, daß ich doch eigentlich gleich hätte ans Meer fahren können - bin ich gar nicht näher darauf eingegangen. Denn da stand der FICHKONA schon einige Zeit auf meiner Wunschliste.

In diesem Jahr ging nun alles sehr schnell. Bei Christiane, die mich erst im Februar wegen gemeinsamer Skitouren kontaktiert hatte, stand nämlich das gleiche Vorhaben auf dem Zettel, und ihr Ehemann Andreas wollte sein Hobby als leidenschaftlicher Geocacher mit unserer logistischen Unterstützung verbinden. Insofern paßte alles - die Zeit war einfach reif dafür. Wann, wenn nicht jetzt?! Daß mein tschechischer Kamerad sich uns ebenfalls anschloß, lag nahe - nun endlich konnte ich mich (über Andreas) für seine uneigennützigen Fahrdienste während meiner Teilnahme am Styrkeprøven im Jahr 2012 revanchieren.

Der FICHKONA ist ein 24-Stunden-Brevet, der auf dem FICHtelberg im Erzgebirge startet und bis zur Ostsee auf den nördlichsten Punkt der Insel Rügen, dem Kap ArKONA, führt. Die über 600 km lange Strecke im Handbike innerhalb dieser Zeitvorgabe zu absolvieren, kam für mich selbstverständlich nicht in Betracht, und deshalb wollte ich auch nicht an der eigentlichen Radsportveranstaltung teilnehmen. (Diese mußte dann im Frühjahr erneut aufgrund der seuchenbedingten Einschränkungen abgesagt werden.) Immerhin hatte ich mir schon 2019 bei den Organisatoren der Radsportveranstaltung die Erlaubnis eingeholt, mein Projekt unter Verwendung des originalen Tracks ebenfalls so zu betiteln.

Unser Trio am Start auf dem Fichtelberg (Aufnahmeort)
So sah also die Vorgeschichte und das Umfeld aus, als wir vier uns am Sonnabend kurz nach Mitternacht trafen, um gemeinsam zunächst mit dem Auto zum Fichtelberg zu fahren. 4.15 Uhr in der Frühe starteten Christiane, Lád'a und ich schließlich von dort, während Andreas bereits seine ersten Geocaches suchte.

Bis Chemnitz kamen zwar einige wenige größere Gegenanstiege, dafür sanken wir auf diesen rund 65 km von 1214 auf etwa 300 m NHN. Logisch, daß wir diesen Abschnitt sehr flott bewältigten, zumal es ja außerdem noch herrlich frisch bzw. kühl war.

Ich will jetzt hier nicht jeden Kilometer kommentieren - wahrscheinlich verfasse ich darüber auch noch in naher Zukunft einen ausführlichen Bericht - deshalb nur ein paar zusammenfassende Worte zu den nun folgenden 45 Stunden auf dem Handbike bzw. Rennrad.

Obwohl ich meinen Freunden geraten hatte, zur Belastungsoptimierung ihr eigenes Tempo zu fahren, blieben sie bis kurz vor der Küste treu an meiner Seite. Selbst als ich erheblich langsamer wurde und nicht mehr mit ihnen mithalten konnte, vereinbarten wir immer wieder in kürzeren Abständen von ca. 20 - 30 km Treffpunkte, wo sie dann auf mich warteten. Das war nicht nur sehr lieb, sondern auch extrem praktisch für mich. Denn an den Zwischenstops konnten mich die beiden mit den gerade gekauften Getränken versorgen, und Andreas mit dem Auto hatte viel mehr zusammenhängende Zeit für sein Geocaching zur Verfügung. Daß Christiane und Lád'a manchmal wegen mir fast eine Stunde pausierten, machte es für sie gewiß nicht leichter - half mir jedoch enorm.

Im Laufe des Sonnabends entwickelte sich eine schwüle Gluthitze bis stellenweise ca. 37°C, gegen die ich immer schwerer ankam. Einem Rollifahrer brauche ich vermutlich nicht zu erklären, wie sich die Hitze auf mich auswirkte. Für die anderen: Zum Wärmeausgleich (z.B. durch Schwitzen) steht ausschließlich der nichtgelähmte Körper zur Verfügung - bei mir also nur alles oberhalb des Bauches. Klar, daß deshalb gar nicht so viel Wärme abgeführt werden konnte, wie eigentlich notwendig. Die Folge war, daß ich heißlief und drastisch in der Leistung einbrach. Sowohl an diesem Tag, als auch am Sonntagnachmittag, stand ich also kurz vor der Kapitulation - auch deshalb, weil ich keinesfalls meinen Begleitern ihren sonst sicheren Erfolg zunichte machen wollte. Doch vor allem Christiane bewahrte kühlen Kopf, motivierte mich, indem sie den Fokus immer nur auf den nächsten Streckenabschnitt legte und dabei gleichzeitig die ganze Zeit durch ihre Bestimmtheit mir die ganze Last des sich Verantwortlichfühlens von den Schultern nahm. - Ich denke, so kann nur eine Frau handeln ... 

Ich habe Geburtstag! (Aufnahmeort)
Kurz nach Mitternacht gab es dann eine tolle Überraschung für mich. Christiane hatte nach unseren gemeinsamen "Abendbrot" mit Andreas am Auto in Wittenberg einen Rucksack mitgenommen, zauberte nun mitten in der Nacht einen Kuchen mit Kerze und Schlagsahne daraus hervor, und beide gratulierten mir innig zum Geburtstag. Ich war sprachlos vor Freude!

Auf der nächtlichen Weiterfahrt klinkte sich dann bald Lád'a für zwei, drei Stunden aus. Statt mit mir nur langsam voranzukommen, gönnte er sich lieber etwas Ruhe in der Horizontalen, während ich mich mit Christiane weiter zum Ziel vorarbeitete. Ich kam mit dieser ersten schlaflosen Nacht übrigens ganz gut klar, doch Christiane hatte bereits die vorangegangene Nacht nicht richtig schlafen können und war deshalb etwas müder. Aber bei Gesprächen ging die Zeit recht schnell vorbei - ich genoß diese Stunden vor allem wegen der erfrischenden Kühle.

Die hielt sich bei bedecktem Himmel und leichtem Rückenwind bis weit in den Sonntag hinein, so daß ich schließlich trotz der Dauerbelastung gut erholt und mit frischem Mut das letzte Drittel der Strecke anging. Leider schlug etwas später auch an diesem Tag die Hitze erbarmungslos zu - es war nur etwas trockener, und machmal förderte der Rückenwind das Vorwärtskommen. Kurz vor Neubrandenburg kroch ich jedenfalls erneut eine Zeitlang auf dem Zahnfleisch.

In Grimmen sah ich dann meine Freunde zum letzten Mal vor dem Ziel. Sie sollten schon vorfahren und mir einen Platz am Kap Arkona reservieren. 🤪 Denn inzwischen stand nicht mehr die Frage im Raum, ob ich am nördlichsten Punkt der DDR im Handbike ankomme, sondern nur wann. Daß es bis dahin noch 8,5 Stunden dauern würde, war mir allerdings nicht klar.

Kurz vor Sonnenuntergang ging es dann ab auf die Insel (Rügen). Bereits auf meiner Handbiketour im Dezember 2018 hatte ich festgestellt, daß Rügen - wie übrigens auch die mecklenburgische Seenplatte - bei weitem nicht so flach und anstiegslos ist, wie gedacht. Auch die Entfernungen auf der Insel habe ich damals völlig unterschätzt. Nun wußte ich es zwar, doch zogen sich die 60 Kilometer bis zum Endziel trotzdem ewig hin. Diesmal erwischte mich endlich auch richtig die Müdigkeit. Es gab mehrere Momente auf den leeren und nachtdunklen Straßen, wo ich kurz beim Kurbeln wegnickte und wohl dabei sogar zum Stehen kam. Dagegen half nur Reden und Singen - und dann noch die Vorfreude auf den Endsieg.

Am 21.06.2021, 3.40 Uhr kurbelte ich mich den letzten Anstieg zum Leuchtturm hinauf. Geschafft! Einen kurzen Moment der Besinnung, dann erreichte ich am Telefon Christiane, die mich mit dem Auto schließlich von Putgarten abholte und zum "Küstencamp" brachte, wo wir unsere Übernachtung im Zelt gebucht hatten. Bei mir wurde es allerdings nichts mit Schlafen, weil ich nun unbedingt dringende Körperangelegenheiten regeln mußte. Aber das warf mich nicht mehr aus der Bahn. 616 km und 2730 Hm in (brutto, also inkl. Zwischenstops) 47 Stunden 45 Minuten und 26 Sekunden - ich glaube nicht, daß ich eine solche Aktion noch einmal erleben werde.

Aber das hatte ich 2012 nach dem Styrkeprøven auch gesagt ...

Track der Handbiketour vom 19.-21.06.2021 (nonstop) 

18. Juni 2021

Das Schweigen der Könner

In reichlich 20 Stunden beginnt für Christiane, Lád'a und mich unser gemeinsamer Großkampftag. Was genau wir vorhaben - inkl. der Eckdaten unserer Unternehmung - will ich hier und heute aber noch nicht veröffentlichen. Im Gegensatz zum selbsternannten "Extrem-Handbiker" B. G. äußere ich mich nämlich erst dann zu meinen Plänen, wenn ich mir sicher bin, diese tatsächlich auch umsetzen zu können.

Gestern hat mir jedoch meine zweite Corona-Schutzimpfung körperlich ziemlich zugesetzt. Heute scheine ich's zwar überstanden zu haben, doch sind die Witterungsbedingungen - sprich: die Hitze - eigentlich alles andere als optimal für solcherart Herausforderungen. Die Tour am Wochenende wird also trotzdem in jedem Fall eine (neue) grenzwertige Erfahrung ... hoffentlich mit Happy End.

Bis Dienstag müßt ihr euch nun gedulden, um den Rest zu erfahren ...

14. Juni 2021

Götterdämmerung

Am Freitag wurde es ziemlich spät. Christiane und Andreas waren nach Pirna gekommen, um die Verladung meines Handbikes in ihr Auto zu testen. Während des gemeinsamen leckeren Abendessens beim Griechen hielten wir anschließend Kriegsrat zu unserem Projekt, welches mittelerweile in greifbare Nähe gerückt ist.

Trotzdem ging es für mich am nächsten Morgen schon wieder zeitig auf die Piste, denn nachmittags war Regen angekündigt. Die Temperaturen zum Tagesbeginn lagen eigentlich in meinem Wohlfühlbereich, doch die hohe Luftfeuchtigkeit trieb mir selbst auf ebener Strecke den Schweiß aus den Poren. Auch auf knapp 600 m Seehöhe wurde es nicht besser.

Felsrelief mit der Krönung der Jungfrau Maria
(„Korunování Panny Marie“) aus dem Jahr 1701
(Aufnahmeort)
Immerhin konnte der Fahrtwind meine Kleidung etwas trocknen und mich abkühlen, als ich zurück ins Elbtal nach Tetschen (Děčín) rollte. Kurze Zeit später, am nervigen Berg nach Loosdorf (Ludvíkovice) über die E13, verpuffte dieser Effekt aber ganz schnell. Dafür bewegte ich mich danach endlich wieder dort, wo ich im böhmischen Teil des Elbsandsteingebirges so gern bin. Für das schöne Felsrelief in Windisch Kamnitz (Srbská Kamenice) habe ich diesmal sogar angehalten, weil die  Strukturen durch das Schattenspiel der Sonne besonders plastisch erschienen.

Überhaupt kann ich die gesamte Strecke vom Ortsausgang Loosdorf bis zum tschechisch-deutschen Fußgängergrenzübergang Hinterdaubitz (Zadní Doubice) und weiter nach Hinterhermsdorf nur empfehlen (s. Track vom 12.06., km 53,1 - 93,6). Wunderschöne, abwechslungsreiche Landschaft, meist überdurchschnittlich gute Nebenstraßen bzw. Radtrassen und dabei nicht übermäßig viel Kraftverkehr - sieht man mal von Schönwetter-Wochenenden ab - lassen die Tour zum Erlebnis werden.

Abgesehen von einem kleine Extrazackel über Saupsdorf, fuhr ich zum Schluß auf dem einfachsten Weg zurück. Das schwülwarme Wetter verleitete mir jegliche weitere Eskapaden, so daß ich mich zur Kaffeetrinkerzeit endlich zuhause abkühlen konnte.

Am Sonntag machte der Sommer eine Pause. Es war zwar immer noch viel Wasser in der Luft, doch der kräftige Nordwestwind verhinderte Schweißausbrüche. Eigentlich fühlte es sich beinahe schon ungewohnt herbstlich an. Die kräftigen Windböen bremsten mich vor allem auf der Hinfahrt nach Kamenz - doch daran allein wird es wohl nicht gelegen haben, daß ich auf meiner zweiten Wochenendtour insgesamt nicht gerade schnell unterwegs war. Für das nächste Wochenende muß ich mir deshalb jedoch keine Sorgen machen. Fünf Tage Ruhe reichen mir normalerweise, um konditionell aufzutanken.

Die Götterdämmerung ist angebrochen ...

8. Juni 2021

Frühsport

Wenn ich mir eine längere Tour vorgenommen habe, gehe ich am Vorabend meist zeitiger ins Bett, um dann schon früh am Tag ausgeschlafen starten zu können. Außerdem kann ich so die kühlen Stunden des Morgens optimal für meine sonst in dieser Jahreszeit schweißtreibenden Aktivitäten nutzen.

Auch gestern war das nicht anders, nur fühlte ich mich schon 2.00 Uhr in der Nacht ausgeruht. Losgefahren bin ich dann 3.15 Uhr. Eigentlich hatte ich mir nur eine 100-Meilen-Tour zusammengestellt, bis nach Zittau im Dreiländereck sollte es gehen. Der direkte Weg über Elb- und Kirnitzschtal sowie durch den Schluckenauer Zipfel (Šluknovský výběžek) ist meiner Meinung nach nicht nur der landschaftlich schönste, sondern auch der einfachste - d.h. mit den wenigsten Höhenmetern.

Die Quelle der Kirnitzsch (Aufnahmeort)
Diesmal bin ich jedoch nach Schönlinde (Krásná Lípa) links von der Straße auf einen Forstweg abgebogen, denn endlich wollte ich mir mal die Quelle der Kirnitzsch - die auf ihrem Lauf durch Tschechien Křinice heißt - ansehen. Am Quellpavillon bin ich zuerst vorbeigefahren, er liegt etwas versteckt ungefähr 100 m abseits vom Hauptweg. Auch hier scheint es nicht nur die eine Stelle zu geben, wo der Fluß entspringt, vielmehr ist es eher eine nasse Senke. Aber immerhin steht das Wasser in der Quellfassung, ganz anders als wie bei der Elbquelle im Riesengebirge.

Bereits 9.30 Uhr rollte ich schließlich auf den Markt von Zittau. Zu dieser Zeit finden manche Leute erst aus den Federn, und auch ich hatte noch den ganzen Tag vor mir! Während ich nun wieder westwärts fuhr, verwarf ich deshalb meine ursprüngliche Planung. Zwar peilte ich zunächst wie gehabt Schluckenau (Šluknov) an, doch dort bog ich nach Norden ab.

Zuvor nahm ich mir aber die Zeit für meine mittägliche Freßpause im schönen Park des Schluckenauer Schlosses. Bisher war ich hier noch nie, umso angenehmer meine Überraschung. Denn ansonsten scheint die Stadt selbst bzw. die Region, was die positive (wirtschaftliche und kulturelle) Entwicklung bei unseren Nachbarn betrifft, etwas abgekoppelt zu sein - jedenfalls gibt es hier immer noch viel Verfall und Elend. Statt der Deutschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihr Land verlassen mußten, wurden besonders auch in den Grenzgebieten die ehemals Nichtseßhaften aus dem Osten angesiedelt, die so gar keinen Bezug zu diesem Landstrich hatten. Das wirkt bis heute nach.

Auf deutscher Seite reihte ich anschließend einige meiner "Meter-machen-Strecken" aneinander. Das sind Straßenabschnitte, welche ich immer dann fahre, wenn ich ohne viele Höhenmeter schnell vorankommen will. Die Fahrt über Kirschau, Wilthen und Neukirch nach Bischofswerda ist wahrlich keine verkehrsarme Nebenstrecke durch landschaftlich reizvolles Umfeld. Gleiches gilt für die reichlich 20 km von Bischofswerda nach Radeberg, doch genehmigte ich mir diesmal den Extraanstieg über Oberrammenau auf einem kleinen und nur wenig befahrenen Sträßchen.

Kurz vor dem Elbtal schlug ich außerdem einen Haken über das Schönfelder Hochland, denn natürlich wollte ich an diesem Tag noch einen Langen Kanten zusammenbekommen. Das war dann schon die Nr. 6 in diesem Jahr. Nach dem Motivationstief zu Jahresbeginn läuft es inzwischen doch gar nicht so schlecht!

Wird auch Zeit!

Track der Handbiketour vom 07.06.2021

6. Juni 2021

Schwitzkur

Wärme und hohe Luftfeuchtigkeit ließen mich auf den vergangenen beiden Touren ziemlich heißlaufen. Bloß gut, daß sich dafür die Sonne zurückhielt.

Vor allem auf der Feierabendtour vom Freitag kam mir das zugute. Hier hatte ich mir im ersten Drittel ein schönes Sägezahnprofil zusammengestellt, indem ich mehrere Täler, die sich vom Osterzgebirgskamm ins Elbtal ziehen, querte. Außerdem bin ich wieder einmal ab Possendorf den Radweg auf der Trasse der ehemaligen Winderbergbahn gefahren (s. Track vom 04.05., km 30,1 - 36,9). Der ist mittlerweile komplett asphaltiert, allerdings behindern dort ein paar idiotische Wegsperren an Straßenübergängen das völlig ungetrübte Fahrvergnügen, weil man diese im Handbike nur sehr umständlich umfahren kann.

Die feuchte Hitze schlug an diesem Tag besonders am Anstieg von Dresden aus dem Elbtal über die Grundstraße zu. Daß ich deshalb gar nicht erst versucht habe, neue Bestzeiten aufzustellen, ist wohl nachvollziehbar. Immerhin wurde es zu späterer Stunde etwas kühler und damit angenehmer. Das Extrazackel über Bad Schandau war also folgerichtig.

In Waltersdorf - kurz vorher - meinte wieder mal ein Zeitgenosse, mir unbedingt erklären zu müssen, wie ich mein Handbike noch besser sichtbar im Straßenverkehr machen sollte. Er hatte extra mit seinem Auto angehalten und lauerte mir am Straßenrand auf. - Wie ich diese sinnlosen (obwohl durchaus freundlichen) Gespräche hasse!!! Das völlig unangemessene Geduze geht mir davon besonders gegen den Strich. Was nehmen sich die Leute da heraus, einen wildfremden Menschen einfach so zu behandeln, als hätten sie schon mit ihm zusammen Schweine gehütet!

In der Hoffnung, daß die Witterung mit zunehmender Höhe erträglicher wird, bin ich gestern hinauf ins Osterzgebirge gefahren. Doch bereits während der Anfahrt über das Müglitztal wurde ich schweißgebadet. Der Knaller auf meiner Strecke zum Erzgebirgskamm war dabei fraglos der Radweg von Geising an der Kohlhaukuppe vorbei nach Zinnwald (s. Track vom 05.05., km 44,5 - 47,9). Hier gibt es einige kurze, besonders steile Abschnitte, bei denen ich gar nicht erst versucht habe, ohne Zwischenstop durchzukommen. So konnte ich wenigstens immer mal mit dem Taschentuch den Schweiß von der Stirn  wischen und damit von den Augen fernhalten.

Vom Mückenberg (Komáří hůrka) wollte ich dann eigentlich hinab ins Böhmische, doch da zuckten bereits dicht hinter mir die Blitze. Also entschied ich mich für die Panoramastraße auf dem Kamm. Erst in Nollendorf (Nakléřov) wagte ich nach stundenlanger Beobachtung des Wettergeschehens die Abfahrt in Richtung Süden, um anschließend nach Tetschen (Děčín) ins Elbtal zu rollen. Naß von oben werden wollte ich nämlich auf gar keinen Fall!

Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkriegs
in Tetschen (Aufnahmeort)
Die Innenstadt des Tetschener Stadtteils Bodenbach an der Elbe (Podmokly) ist wegen Bauarbeiten derzeit gesperrt. Beim Umfahren der Baustelle ist mir daher erst gestern das Weltkriegsdenkmal im Ortszentrum aufgefallen. Ich finde es wirklich bemerkenswert, wie sich inzwischen die Menschen (und Institutionen) der Grenzregionen unseres Nachbarlandes zur (auch deutschen) Geschichte bekennen. Diesbezüglich sind sie meiner Meinung nach viel offener und unverkrampfter, als jene Deutschen, die in völliger Unkenntnis und Ignoranz nach wie vor all jene ihrer Landsleute als Revanchisten beschimpfen, welche auch die deutschen Flur- und Ortsnamen für Orte in der Tschechischen Republik verwenden. So, wie eben ich. Daß ich mit den damit unterstellten "Heim-ins-Reich"-Bestrebungen nichts zu tun habe, sollte ja inzwischen selbst der dümmste Antifa-Agitator begriffen haben.

Die letzte Rampe des Tages - nämlich der steile Stich von Prossen hinaus aus dem Elbtal (s. Track vom 05.05., km 120,2 - 121,3) - bin ich zum Schluß auch wieder nur in kurzen Sprüngen im Handbike hochgeklettert. So heiß und schwül wie es war, ging es wirklich nicht anders. Dafür hatte ich es endlich ab Rathen nur noch flach.

Dieser Tag endete für mich ebenfalls unter der Dusche.