26. Oktober 2021

Trainingsdisziplin

In dieser Saison habe ich nun einerseits alle meine Wunsch-Ziele umgesetzt, andererseits werde ich gewiß bei der Jahreschlußabrechnung keinen neuen persönlichen Strecken- und Höhenmeter-Rekord aufstellen. Da könnte ich es eigentlich auch schleifen lassen, weil eben auch mein Handbike immer dringender wartungsbedürftig ist.

Nichts da! Jetzt nehme ich mir auch vernachlässigte, d.h. schon lange nicht mehr befahrene Straßen und Offroad-Strecken oder kurze, mir noch unbekannte Abschnitte vor. - Leider ist das im Gelände bei all den abgestorbenen Bäumen und nach den ersten Herbststürmen so eine Sache.

Morgens auf dem Füllhölzelweg (Aufnahmeort)
Gestern hatte ich mir beispielsweise den Füllhölzelweg ausgesucht, der von Rathen zur Ziegenrückenstraße führt (s. Track vom 25.10., ab km 13,7). Obwohl im unteren Teil ein offensichtlich umgestürzten Baum vom Forst weggeräumt worden war, mußte ich einen Kilometer danach wegen eines weiteren quer auf dem Fahrweg liegenden Baumstamms umkehren. Denn zum Hürdenlauf hatte ich partout keine Lust. Als ich nach dem längeren Umweg schließlich auf der Ziegenrückenstraße die Mündung des Weges erreichte, sah es beim Vorbeifahren außerdem so aus, als ob der eigentliche Forstweg inzwischen aufgelassen und nur noch die Abkürzung mit den vielen Stufen ausgewiesen wäre. Ist damit nun ein weiterer Weg im Elbsandsteingebirge für mich nicht mehr durchgängig zugänglich? - Ich bin immer weniger damit einverstanden, wie hier in meiner Heimat in diesem sogenannten Nationalpark verfahren wird!

Die untergrundbedingte Bummelei im Gelände konnte ich auf den folgenden reichlich einhundert Kilometern wieder wettmachen. Auch wenn der Antrieb knirschte und knarrte und das Kurbeln damit inzwischen wahrscheinlich kraftaufwendiger ist, kam ich bei einem relativ flachen Streckenprofil gut voran.

Auf der Fahrt von Dresden nach Freital testete ich am Nachmittag noch einen mir bisher unbekannten Streckenabschnitt (ja, das kommt manchmal auch noch vor!), bevor ich schließlich auf meiner Elberadweg-Standardalternative für diese Region - das Poisental von Freital nach Possendorf - noch die letzten Höhenmeter einsammelte. Bei strahlendem Sonnenschein konnte ich dabei sogar ohne Jacke fahren, so angenehm fühlten sich die ca. 14°C an.

Die Kälte kommt noch früh genug. 

24. Oktober 2021

200.000 km

Während meiner gestrigen Ausfahrt habe ich wieder eine Schallmauer durchbrochen. Nach 22 Jahren aktiven Handbikesports steht meine Gesamtstreckenbilanz nun bei mehr als 200.000 Kilometern. Vermutlich sind dabei auch fast 2.000.000 Höhenmeter zusammengekommen, doch erst mit der Anschaffung eines neuen Fahrradcomputers zu Weihnachten 2004 begann ich, auch diesen Wert zu dokumentieren.

Für meine Sonnabendrunde bin ich gestern relativ zeitig losgefahren, denn für den frühen Abend hatte sich Besuch angekündigt. Die Tour führte mich diesmal auf weniger häufig befahrenen Straßen in ein Gebiet im Osterzgebirge, wohin ich ziemlich selten komme, weil es für mich eine Art Zwischenwelt darstellt: Noch nicht ganz oben im Osterzgebirge, aber auch ohne die zur Zeit der Laubfärbung oft romantischen tiefen Täler in den niederen Lagen. Meist großflächig waldlos, sind diese Hochflächen dafür besonders windanfällig. Als der Wind jedoch gegen Mittag an Stärke zunahm, lag der Umkehrpunkt glücklicherweise schon längst hinter mir. 

Nach der Mittagspause in Tharandt testete ich nun endlich auch die Steilrampe in Richtung Großopitz (s. Track vom 23.10., km 75,0 - 76.5). Die hatte es zwar ganz schön in sich, ließ sich aber ohne Zwischenstop bewältigen. Das verkehrsruhige Nebensträßchen mit erstklassigem Belag werde ich wohl zukünftig immer mal in meine Strecke einbauen.

Die wenigen Kilometer auf dem nordseitigen Elberadweg durch Dresden waren dann nur insofern aufregend, weil dort etliche zerschmetterte Glasflaschen und ihre Splitter den Asphalt verseuchten. Die Blindgänger, die so etwas veranstalten (vielleicht bewußt, um Radfahrern zu schaden), müßte man an den Beinen über diese Abschnitte schleifen ...

Zu dritt auf dem Marktplatz von Pirna
(Aufnahmeort)
Zum Abendessen traf ich mich dann mit Daria und ihrem Mann Johannes in Pirna. Sie waren aus Salzburg nach Pirna angereist, um ein ausgemustertes Praschberger-Adaptivhandbike als Sachspende einem hier ansässigen Verein zu übergeben. Deren Mitglieder engagieren ehrenamtlich, indem sie Patenschaften für Menschen in Weißrussland übernehmen und immer wieder Hilfstransporte dorthin organisieren.

Wie auch ich, hatte Daria vor einiger Zeit einen Kletterunfall und dabei komplizierte und multiple Verletzungen im Bereich der Füße erlitten, die sie mittlerweile in ihrer Mobilität stark einschränken. Daher entschied sie sich, beim Radfahren auf's Handbike umzusteigen. Bald danach fand sie mich über Facebook als gleichgesinnten Tourenfahrer.

Für das kommende Jahr planen wir nun eine gemeinsame mehrtägige Unternehmung in den Alpen. Daria steht zwar noch ganz am Anfang ihrer Karriere als Handbikerin und muß bis dahin durch regelmäßiges Training noch viel (Arm-)Kraft und vor allem Kondition aufbauen. Doch als ehemalige professionelle Wettkämpferin verfügt sie über einen starken Willen und bringt die notwendige Fokussierung auf das Ziel mit. Gute Voraussetzungen also, um in meine "Liste" aufgenommen zu werden. Gemeinsam mit Freunden sportliche Herausforderungen zu bewältigen, ist schon seit langem mein Wunsch.

Wir bleiben dran!

20. Oktober 2021

Baustellenrodeo

Zwar habe ich aufgrund der Streckenlänge eine Handbiketour ins Böhmische Mittelgebirge für dieses Jahr ad acta gelegt, doch im Zappenland war ich ebenfalls schon längere Zeit nicht mehr. Heutzutage kann man ja nicht mehr ausschließen, daß diese unberechenbaren Machthaber in der nun wieder anbrechenden (Grippe-)Virensaison erneut die Ländergrenzen dichtmachen oder eine Neuauflage von solch obskuren Maßnahmen, wie den persönlichen 15-km-Bewegungsradius, in Erwägung ziehen.

Mit dem Handbike einfach nur im Elbtal in unserer Nachbarland zu fahren, erschien mir jedoch zu einfach - also hakte ich bereits vor der deutsch-tschechischen Grenze mehrere Anstiege ab. Besonders viel Mühe bereitete mir dabei - vor allem wegen des frisch aufgeschütteten groben Schotters auf den ersten steilen 100 m - die Kletterei aus dem Krippenbachgrund zum Sattel zwischen Großem und Kleinem Zschirnstein (s. Track vom 18.10., km 23,9 - 26,1). Normalerweise tue ich mir diese schweißtreibende Rampe nur an, wenn ich mich schinden will. Doch ist immer noch die öffentliche Straße im Grund nahe der Forstmühle gesperrt, sodaß die einzige Alternative der weiter talaufwärts gelegene Forstweg gewesen wäre.

Die drei Dominanten von Tetschen: Schloß,
Tyrš-Brücke und Schäferwand (Pastýřská stěna, Aufnahmeort)
Als ich auf dem Elberadweg die Grenze schließlich nach rund 37 km überquerte, standen deshalb schon 600 Höhenmeter auf der Habenseite. Dabei kam die langwierigste Auffahrt erst noch. Ab Tetschen (Děčín) mußte ich nämlich auf rund 6 km Strecke immerhin fast 300 Hm am Stück bewältigen. Vor allem die ersten fünfhundert Meter wurden ziemlich stressig. Denn wegen der Sanierung der Hauptstraße durch das Polzental (údolí Ploučnice) am Ortsausgang von Tetschen steht mittels Ampelregelung nur ein Fahrstreifen für den Kraftverkehr zur Verfügung. Und das bei diesem langgezogenen Anstieg! Schon einmal war ich in den letzten Wochen hier und kannte deshalb eine Umfahrung. Sinnigerweise fanden dort gerade an beiden möglichen steil aufwärts führenden Nebenstraßen ebenfalls umfangreiche Bauarbeiten statt. Zudem war der eigentliche Polzentalradweg an dieser Stelle nur durch eine Schiebestrecke mit Treppen passierbar.

Mir blieb also nichts weiter übrig, als mich auf die einspurige Strecke zu wagen. Bei einer Fahrbahn, auf welcher eigentlich bei Gegenverkehr nur knapp ein Meter Platz zum Ausweichen blieb, eine ziemlich heikle Angelegenheit - weil ich darüberhinaus auch auf das unbedingte Verständnis der Fahrzeuglenker angewiesen war. Erfreulicherweise klappte alles viel besser als gedacht. Obwohl ich während der Bergauffahrt aufgrund der für mich zu kurzen Grünphasen der Ampel zweimal in den Gegenverkehr geriet - dann fuhr ich ganz weit ran an die Seite und wartete ab - agierten die Autofahrer extrem rücksichtsvoll und ohne Verärgerung. Ein Mann im Posttransporter grüßte mich sogar mit einem freundlichen kurzen Hupen und Handzeichen. Natürlich beeilte ich mich trotzdem, diese Gefahrenstelle hinter mich zu lassen. Das Schicksal soll man nicht zu oft herausfordern.

Die kurzen Bergauf-Sprints und danach der lange Anstieg brachten meinen Kreislauf jedenfalls ordentlich in Schwung. Es dürfte wohl fast das letzte Mal in dieser Saison gewesen sein, daß ich nur im Kurzarmtrikot und Ärmlingen gefahren bin. Nach Güntersdorf (Huntířov) kamen dann noch einige weitere Auffahrten, aber die waren wesentlich weniger anstrengend. Selbst die relativ kurze 14%-Rampe in Porschdorf (s. Track vom 18.10., km 102,8 - 103,5) brachte ich noch verhältnismäig zügig hinter mich. Die 15 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit erreichte ich bis zum Schluß aber nicht mehr.

Dafür kam endlich die Sonne.

17. Oktober 2021

Wasser als Thema

Auf den vergangenen beiden Touren drehte es sich bei mir um's Wasser. Den ersten Tag legte ich meine Ausfahrt so, daß ich vor dem Regen am Abend zuhause ankam. Und gestern stattete ich u.a. wieder mal dem Punpspeicherwerk Niederwartha einen Besuch ab.

Die Fallrohre mit den Wasserschlössern des
Pumpspeicherwerks Niederwartha (Aufnahmeort)
Das ist eine durchaus eindrucksvolle Anlage - doch darüberhinaus gibt es dort unmittelbar neben den Fallrohren auch eine steile Serpentinenfolge, die ich vor ca. zwei Jahren mehr oder weniger zufällig entdeckt hatte und bisher nur als Abfahrt kannte (s. Track vom 16.10., km 69,4 - 71,9). Bei herbstlich-kühlem Wetter waren dafür bergauf Kurzarmtrikot und Ärmlinge völlig ausreichend.

Die Anfahrt über die nördlich der Elbe gelegenen Gebiete bis zu den Moritzburger Teichen verlief hingegen wenig spektakulär, weil größere Anstiege fehlten. Ohne Gegenwind hatte ich bereits vor Radeberg meinen virtuellen Partner eingeholt, den ich immer beim Verlassen des Elbtals ziehen lassen muß.

Berge kamen erst wieder im Süden während der zweiten Hälfte der Ausfahrt. Nach dem Besuch meiner Sportfreundin Christiane legte ich dabei noch zwei Schippen drauf - eine, um nach der langen Pause zum Schwatzen bei Kaffee und Kuchen wieder auf Betriebstemperatur zu kommen, die zweite zum Aufhübschen der Höhenmeterbilanz. Dabei habe ich entschieden, heute endlich meine Fahrradkette (eigenhändig) zu kürzen, denn mittlerweile ist diese soweit gedehnt bzw. ausgearbeitet, daß der Kettenspanner sie gar nicht mehr straff bekommt. Mal sehen, ob alles so klappt, wie ich mir das vorstelle. Den Versuch ist jedenfalls wert, um nicht dafür immer einen Mechaniker nerven zu müssen. 

Meine Freitagsrunde war diesmal recht kurz - eben weil ich trocken bleiben wollte und ich außerdem erst nach dem zeitigen Feierabend zu Mittag starten konnte. Nicht nur wegen der Höhenmeter entschied ich mich für die Fahrt nach Süden in Richtung deutsch-tschechische Grenze. In den Waldungen zwischen den Ortschaften Rosenthal und Bielatal sowie unserem Nachbarland - Cunnersdorfer Forst genannt - trifft man nämlich selbst zur Hochsaison nur wenige Menschen.

An diesem Tag blieb für mich die Begegnung mit zwei Wanderern, welche wohl auf dem Forststeig unterwegs waren, der einzige menschliche  Kontakt im Gebiet. Diese Mehretappentour durch das südliche Elbsandsteingebirge erfreut sich mittlerweile einer gewissen Beliebtheit unter Naturliebhabern - sicher auch wegen der Waldeinsamkeit.

Ab Bad Schandau hätte ich später auch ganz entspannt auf dem Elberadweg nachhause rollen können, doch das war mir zu billig. Im Hinterkopf immer noch die Option, meine Tour bei passender Witterung verlängern zu können, kletterte ich in Prossen über ein steiles, doch schönes Anliegersträßchen ein zweites Mal aus dem Elbtal (Achtung: grobes Sandsteinpflaster auf 500 m Länge - s. Track vom 15.10., km 46,9 - 47,4!). Den Plan verwarf ich dann allerdings in Waltersdorf, denn der Regen kam schnell und in breiter Front näher. Abgesehen von zeitweilig leichtem Niesel, blieb ich aber bis zum Schluß vom Wasser verschont.

Für eine nette kurze Herbstrunde hat's gereicht.

Track der Handbiketour vom 15.10.2021
Track der Handbiketour vom 16.10.2021

11. Oktober 2021

Schwarzes Eis

Das angekündigte Schönwetterwochenende wollte ich bestmöglich ausnutzen. Am Sonnabend stand eine Tour in den östlichen Teil des Böhmischen Mittelgebirges, (orographisch) rechts der Elbe gelegen, an. Inklusive der Anfahrt kommen dabei etliche Kilometer zusammen. In dieser Jahreszeit wird es daher immer schwieriger, die Strecke bei Tageslicht zu schaffen.

Am Morgen lag das Elbtal noch unter einer
Wolkendecke - die Hochhäuse gehören zu Aussig
(Ústí nad Labem, (Aufnahmeort)
Bereits in der Dämmerung fuhr ich also am Sonnabend los, ein bißchen Zeitpuffer ist immer gut. Ich fühlte mich topfit, um die vielen anstehenden Höhenmeter zu bewältigen. Doch dann das: gerade, als ich in Gedanken bereits den nächsten Anstieg aus dem Elbtal durchging, verlief auf rasanter Abfahrt vom Nollendorfer Paß (Nakléřovský průsmyk) ein schwarzer Schatten quer über die Straße. Wegen einer Kurve sah ich ihn erst im letzten Augenblick und ging voll auf die Eisen, weil ich dachte, dies wäre eine bei Bauarbeiten ausgefräßte Querrinne. Bei diesem Tempo hätte das sonst einen Reifendurchschlag bedeutet. (Dabei war es nur ein Stromkabel.) Das Vorderrad blockierte und ich schlitterte über den Asphalt, bis ich zum Stehen kam. Danach war meine ursprüngliche Planung hinfällig ... Dem Reifen hatte es nämlich übel mitgespielt.

Nach der Rutschpartie
Glücklicherweise wohnt mein tschechischer Sportfreund in der Nähe. Auf meine Anfrage hin bot er mir sofort seine Hilfe an, sodaß ich nun mit dem lädierten Reifen sehr behutsam die restlichen Kilometer zu ihm fuhr. Der Schlauch schien nämlich noch intakt zu sein. (Wie sich erst viel später herausstellte, hatte er aber doch ein ganz, ganz kleines Loch.)

Als mein Handbike nach einem Reifentausch wieder flott war, war es bereits 13.00 Uhr. Denn Lád'a mußte mit mir zuerst im Auto aus meiner Wohnung in Pirna den Ersatzreifen holen - ein riesiger Aufwand, den er nur für mich betrieb. Mit einem solchen Freund habe ich das große Los gezogen!

Anschließend schlug mir mein Kamerad vor, gemeinsam direkt von Kulm (Chlumec) aus auf einem kleinen Forststräßchen ein zweites Mal zum Osterzgebirgskamm hinaufzuklettern. Die letzten, flacheren Kilometer rollt man dabei zwar zunächst auf einem unasphaltierten Waldweg, später über auch über eine große Wiese - doch sollte das (ggf. mit seiner Hilfe) für mich zu schaffen sein. So war es auch. Dieser Anstieg (s. Track vom 09.10., Teil 2, km 0,1 - 8,3) ist bei trockenem Wetter ein echter Geheimtip! Rund 450 Hm ging es dabei nur bergauf. Die schroffe Südseite des wie ein Lesepult aufgestellten Erzgebirges ist durchaus mit einigen langen und steilen Auffahrten in den Alpen vergleichbar!

Unterwegs gab es leider einen weiteren unfreiwilligen Zwischenstop, denn nun war meinem Schlauch im Vorderreifen die Luft ausgegangen. Da ich jedoch die Ursache für den Platten nicht erkennen konnte, bin ich nach dem Schlauchwechsel auf dem Schotter erst einmal fast übervorsichtig gefahren. Vermutlich wird das Loch wohl während der morgendlichen Schlitterpartie entstanden sein - mittlerweile bin ich überzeugt davon.

In Geising trennten sich nach einer kurzen Rast dann die Wege von Lád'a und mir für diesen Tag. Er fuhr über den Kahleberg zurück, und ich durch das Müglitztal - mit dem Extrazacken über Kreischa - nach Hause. Trotz des ganzen Ärgers zwischendurch hatte ich doch noch eine wunderschöne Ausfahrt, eine absolut lohnenswerte "Entdeckung" inbegriffen!

Meine Tour vom Sonntag führte mich dann nordwärts. Erstmals in diesem Herbst gab es am Morgen bei klarem Himmel mit ca. -1°C moderaten Frost. Die Handschuhe gehören nun wieder zur Standardausrüstung.

Diese Runde war insofern bemerkenswert, als daß diesmal dabei ebenfalls etliche Höhenmeter zusammenkamen. Das Streckenprofil veranschaulicht das ständige Auf und Ab ganz gut. Zwar waren die Anstiege meist nicht besonders lang und steil - doch für ein "kleines Sägeblatt" reichte es allemal. In Rathen bin ich schließlich noch einmal aus dem Elbtal geklettert. Der Panoramablick über die Felsenberge der Vorderen Sächsischen Schweiz war es mir wert, außerdem konnte ich dabei den Elberadweg mit all den Mofa- und Flachstreckenfahrern vermeiden.

Im weichen Licht der Abendsonne ein wundschöner Wochenabschluß!

4. Oktober 2021

Überflieger

Am Sonnabend wollten meine tschechischen Freunde mit mir zur Zipline nach Göhren (Klíny) fahren. Diese Seilrutsche überspannt ein Tal und ist mit 2 km derzeit die längste in unserem Nachbarland. Bis zu 150 m über Grund hängt man während der Fahrt zeitweise am Seil - für ausreichend Adrenalinausschüttung sollte dabei also gesorgt sein (s.a. Video auf Facebook).

Lád'a hatte sich über ein Fundraising-Projekt finanziell mit am Bau beteiligt und sich inzwischen erkundigt, ob ich als Rollifahrer überhaupt diese Attraktion des Wintersportorts im böhmischen Osterzgebirge nutzen kann. Soweit er das überblickte, wäre das für mich mit Hilfe (z.B. um über die Treppe auf den Startturm zu gelangen) tatsächlich möglich, obwohl der Praxistest noch aussteht. Denn leider waren alle Termine bis Mitte Oktober bereits ausgebucht, sodaß es wohl in diesem Jahr damit nicht mehr klappt.

Doch wollte ich mir die Anlage wenigstens mal aus der Nähe anschauen. Immerhin stand ja auch die Idee im Raum, zur Seilbahnfahrt gleich im Handbike anzureisen. Ungefähr 66 km ab Pirna für den Hinweg liegen zumindest im Sommer nicht außerhalb des Möglichen. Deshalb habe ich mir über den BRouter eine relativ geradlinige Strecke zusammengestellt, wobei allerdings etliche Höhenmeter mehr als beim dünnsten Brett zu bewältigen waren. Als ich nach 6 Stunden - ich war 6.30 Uhr gestartet - dort ankam, hatte ich bereits knapp 1300 Hm in den Armen.

Am Startturm der Zipline (Aufnahmeort)
Vorort herrschte ganz schön Betrieb, doch war es sehr interessant, erst einmal die Dimensionen der Anlage zu überblicken. Vom Startort sieht man nämlich auch die Zielstation auf der anderen Talseite. Im Bild hier ist sie als heller Fleck auf einer Waldlichtung im Hintergrund links oberhalb der Gästegruppe zu erkennen. Das ebenfalls zu sehende Seil mit den Bällen verläuft etwas oberhalb der eigentlichen Seilbahn und dient möglicherweise der Markierung für den Luftverkehr.

Der Rückweg vom Osterzgebirge nachhause war dann zwar länger, aber es kamen "nur" noch rund 600 Hm hinzu. Zumal ich mir den steilen Stich von Schmiedeberg nach Oberfrauendorf ersparte und lieber den schnelleren Umweg über Dippoldiswalde nahm. Einige der Kilometer im Osterzgebirge rund um Holzhau habe ich im vergangenen Winter bereits gemeinsam mit Freunden auf Skiern zurückgelegt. Bald wird es (hoffentlich) wieder so sein.

Zum Feiertag wurde es ziemlich stürmisch. Dem böigen Gegenwind wich ich jedoch auf bewährte Art aus, indem ich zunächst hauptsächlich in Tälern und Wäldern ostwärts ins Elbsandsteingebirge fuhr. Die kleine Ehrenrunde ab Bad Schandau über die Wildwiese zwischen Elb- und Kirnitzschtal (s. Track vom 03.10., km 37,4 - 52,6) bot sich trotzdem förmlich an. Dieser Ort mit freiem Blick auf das zerklüftete Felsenriff der Schrammsteine sowie den benachbarten Falkenstein gehört besonders im Herbst zu meinen Lieblingsplätzen im Gebirge.

Anschließend kletterte ich über den Tiefen Grund aus dem Elbtal, wo das Elbsandsteingebirge in das Westlausitzer Hügel- und Bergland übergeht. Die zweihundert Höhenmeter dieses 4,5 km langen Anstiegs sind immer eine Herausforderung, die ich aber immer dann in meine Tour einbaue, wenn ich ohne Umwege von Bad Schandau aus in Richtung Norden fahren will. Abgesehen von der kurzen Steilrampe bei der Durchquerung des Polenztals (s. Track vom 03.10., km 67,3 - 67,9) war's das für diesen Tag dann aber auch schon mit kräftezehrenden Anstiegen.

Kurz vor dem Polental überholte mich meine orthopädische Fachärztin mit dem Motorrad und grüßte. Später wechselten wir an der Bockmühle noch ein paar Worte, wo sie mit ihrer Begleitung gerade pausierte. Ich freue mich jedesmal, wenn ich sie unterwegs treffe. "Zivil" hat man doch einen ganz anderen Zugang zu anderen Leuten!

Über mangelnde Bewegung kann sie bei mir jedenfalls nicht klagen.

Track der Handbiketour vom 02.10.2021
Track der Handbiketour vom 03.10.2021

1. Oktober 2021

Vier Ziele

Auf den letzten Drücker habe ich es dann doch noch geschafft. Ich wollte nämlich beim Pirnaer Stadtradeln vom 10.-30.09.2021 für mein Team mindestens 1000 km sammeln. Gestern ging es also ein letztes Mal im Aktionszeitraum auf Tour, weil ich bereits meinen sonst freien Montag dienstlich aktiv war.

Nach der klaren Nacht sanken die Temperaturen am Morgen bis auf 4°C. Es wird langsam wieder Zeit, die Handschuhe herauszukramen. Als ich dann endlich gegen acht in die Sonne kam, wärmte die mich aber noch erstaunlich gut.

Fernblick über Ottendorf und das südliche
Elbsandsteingebirge (Aufnahmeort)
Diesmal bin ich nach längerer Zeit wieder mal den Querverbinder über den Fußgängergrenzübergang zum Tanzplan (Tanečnice) gefahren. Diese Strecke zwischen der Saupsdorfer Straße und Thomasdorf (Tomášov, s. Track vom 30.09., km 52,9 - 54,2) ist ein steiniger Wanderweg mit etlichen grob geschotterten Abschnitten. Nichts also zum Schnellfahren, zumal es dabei in dieser Richtung auch erheblich bergauf geht. In Thomasdorf kann man dann zum Tanzplan abbiegen. Den Wirtschaftsweg dorthin bin ich ebenfalls schon gefahren - doch da man auf dem Gipfel nur vom Turm die Aussicht genießen kann, habe ich mir gestern die Extra-Höhenmeter erspart. 

Auch die folgenden Kilometer durch den Schluckenauer Zipfel (Šluknovský výběžek) führten auf Straßen, die ich eher selten befahre. Aber gerade deswegen war es eben nicht nur dumpfes Kilometerfressen. Bei dem gestrigen Heldenwetter mit sehr guter Fernsicht und einer Ahnung der nun einsetzenden Laubfärbung gestaltete sich das Auf und Ab jedenfalls sehr abwechslungsreich.

Etwas später als geplant erreichte ich schließlich auf der anderen Seite in Ebersbach wieder Deutschland, wo ich umkehrte, um mich nördlich der deutsch-tschechischen Grenze nun westwärts auszurichten. Die Hohwaldstraße zwischen Steinigtwolmsdorf und Langburkersdorf (s. Track vom 30.09., km 97,0 - 106,9) ist aufgrund des starken Kraftverkehrs allerdings nur für hartgesottene Straßenfahrer zu empfehlen. Nach deren Scheitelpunkt rollte ich dann aber bis Pirna in wesentlichen nur noch bergab. Diese Streckenvariante ab Neustadt wähle ich immer recht gern, wenn ich zu Schluß entspannt nachhause kullern möchte. Immerhin wurde es dadurch trotz der langen Schrittgeschwindigkeitspassagen (u. a. wegen des schotterigen Wanderwegs) noch möglich, meine Sollvorgaben zu schaffen und rechtzeitig vor dem spätnachmittäglichen Physiotherapietermin zurück in Pirna zu sein.

Die Streckenlänge meiner Tour kam übrigens nicht von ungefähr, hatte ich sie doch an drei weiteren Zielen ausgerichtet. Neben den 1050 km für das Stadtradeln stellte ich mit 1502 km ebenfalls einen neuen Monatsstreckenrekord für den September auf. Außerdem konnte ich am letzten Tag des Monats endlich die 10.000 km- und die 100.000 Hm-Marke für das Jahr 2021 knacken. In vier vorangegangenen Jahren war ich da zwar schon weiter, aber ganz schlecht ist das auch nicht. Neue Bestwerte wird es 2021 für diese beiden Werte sowieso nicht geben.

Das Dranbleiben hat sich trotzdem gelohnt!

Track der Handbiketour vom 30.09.2021